Psychology of Vision: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Dokumentarbericht des kanadischen Fernsehsenders APTN (Aboriginal Peoples Television Network), der am 9. Novemer 2013 gesendet wurde<ref>http://aptn.ca/pages/news/category/investigates/ aufgerufen 10.11.2013</ref>, stellte heraus, dass weder Chuck noch Lency Spezzano berechtigt sind, sich als Psychologen zu bezeichnen. In einem vor Ausstrahlung des Berichts erfolgten Anruf bei APTN erteilte Spezzano dem Sender die Auskunft, er beanspruche den Titel Psychologe nicht, sondern nenne sich schlicht "Coach".
 
Ein Dokumentarbericht des kanadischen Fernsehsenders APTN (Aboriginal Peoples Television Network), der am 9. Novemer 2013 gesendet wurde<ref>http://aptn.ca/pages/news/category/investigates/ aufgerufen 10.11.2013</ref>, stellte heraus, dass weder Chuck noch Lency Spezzano berechtigt sind, sich als Psychologen zu bezeichnen. In einem vor Ausstrahlung des Berichts erfolgten Anruf bei APTN erteilte Spezzano dem Sender die Auskunft, er beanspruche den Titel Psychologe nicht, sondern nenne sich schlicht "Coach".
Der Sender informierte außerdem darüber, dass Chuck und Lency Spezzano in Hawaii mit Geldstrafen belegt wurden, weil sie in bei einem Sorgerechtsprozess vorgelegten Dokumenten behauptet hatte, lizenzierte Familien- und Eheberater zu sein.
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Der Sender informierte außerdem darüber, dass Chuck Spezzano in Hawaii mit einer Geldstrafen belegt wurde, weil er in bei einem Sorgerechtsprozess vorgelegten Dokumenten behauptet hatte, lizenzierter Familien- und Eheberater zu sein.
 
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Version vom 22. Juli 2014, 15:03 Uhr

Lency und Chuck Spezzano

Chuck Spezzano (bürgerlicher Name: Charles Lee Spezzano) ist ein US-amerikanischer Autor von ca. 40 Büchern im Genre der Ratgeberliteratur und darüber hinaus Erfinder der sogenannten Psychology of Vision (kurz PoV), die er zusammen mit seiner Frau Lency Spezzano, bürgerlicher Name: Lenora Kay Spezzano, auf dem Esoterikmarkt verkauft.

Biografische Information

Es sind nur wenige biografische Details über die Spezzanos verfügbar und die von den Spezzanos selbst veröffentlichten biografischen Informationen verteilen sich über diverse Webseiten von ihren Verlagen, Schülern und Anhängern, die jedoch in wichtigen Details voneinander abweichen.

Chuck Spezzano

Seiner Webseite zufolge wurde Spezzano im Staat New York geboren und wuchs in Pennsylvania auf.[1] Er gibt jedoch keine weiteren Einzelheiten wie etwa ein Geburtsdatum oder auch nur das Geburtsjahr. Einer auf pipl.com zugänglichen Information zufolge ist er 65 Jahre alt, muss also 1947 oder 1948 geboren sein.[2]

Spezzano behauptet, zunächst Theologie studiert zu haben, um Priester zu werden, er habe sich auch einem Seminar angeschlossen und befristete Gelübde abgelegt; danach sei er in das Bethel Park Collegiate-Seminar eingetreten und habe sich an der Duquesne University eingeschrieben, wo er Philosophie und Psychologie studiert und mit einem B.A. abgeschlossen habe. Im Anschluß habe er den Berufsweg des Priesters aufgegeben und an der Duquesne University einen M.A. erworben, 1977 gefolgt von einem Doktortitel in Beratungspsychologie an der United States International University in San Diego (heute Alliant University).[1]

In einem anderen Abschnitt desselben Lebenslaufs behauptet Spezzano, er habe sowohl den M.A. als auch den Doktortitel an der USIU erwroben. Diverse Webseiten erwähnen, dass Spezzano zwischen 1973 und 1977 als Psychologe am Naval Drug Rehabilitation Center tätig war[3][4], während Spezzanos eigene Webseite für diese Tätigkeit keine Jahreszahlen angibt und nur erwähnt, dass er diese Stellung im Herbst 1979 aufgab und eine Privatpraxis als Ehe- und Familienberater eröffnete.[1]

Etwa 1983 zogen die Spezzanos nach Hawaii, wo sie auch heute noch wohnen.[1]

Lency Spezzano

Auch die zu Lency Spezzano verfügbaren biografischen Informationen sind dürftig. Auf der eigenen Webseite heißt es, sie habe an der University of Arizona sowohl einen BSc als auch einen MSc in Rehabilitation Counselling im Jahr 1975 bzw. 1976 erworben. Dies legt ein Geburtsjahr um 1954 nahe. Die Darstellung ihrer früheren Tätigkeiten ist begrenzt auf die Angabe, sie habe zahlreiche Rehabilitationsinstitutionen, Ausbildungsprogramme und Behandlungseinrichtungen geplant und verwaltet, ihre hauptsächliche berufliche Erfahrung scheint aber von 1984 bis heute die Psychology of Vision zu sein.[5] Andere Quellen im Internet beschreiben sie als "Beziehungstherapeutin und Autorin".[6] Ms Spezzano hat ferner das "Joining" entwickelt, das auf einigen Webseiten als "der mystische Weg der PoV" beschrieben wird.[7]

Studiengänge, Approbation und Zulassung

Wie bereits erwähnt gibt es divergierende Versionen zu den von Spezzano absolvierten Studiengängen.

Spezzano promovierte tatsächlich mit einer Dissertation zum Thema: „The words that love made--a poetic phenomenology of the poet's experience of being a poet“, die aus dem Jahr 1977 datiert.[8] Der Titel ist für eine Dissertation im Fach Psychologie eher ungewöhnlich. Im Fach Psychologie erwarb Spezzano auch nur einen B.A.; seinen Master erreichte er im Studiengang Soziologie.

Ähnlich divergierende Informationen liegen bezüglich Spezzanos Abschluss in Psychologie vor. Während Spezzanos Webseite erwähnt, er sei als Berater tätig gewesen, behaupten andere Webseiten, er habe in Klinischer Psychologie promoviert[3][4], darunter auch sein deutscher Verlag[9]; dieselbe Darstellung findet sich jedoch auch im Buch einer britischen Autorin.[10]

Während Spezzano erwähnt, er habe zwischen 1979 und 1983 in Kalifornieren eine Privatpraxis als Psychologe geführt, deutet die zugängliche Information auf eine Zulassung als "Ehe- und Familientherapeut" hin, die er 1983 vom Bundesstaat Kalifornien erhielt, was mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses im Naval Rehab Center im Jahr 1979 übereinstimmt. Diese Zulassung lief jedoch am 31. Mai 1990 ab und wurde nicht verlängert.[11] Die gegenwärtig für das Spezzano-Unternehmen erteilte Zulassung, die am 15. November 1990 in Hawaii ausgestellt wurde, läuft auf eine "Spezzano and Associates Limited".[12] Eine Zulassung als Psychologe gleich welcher Spezialisierung konnte für den Staat Hawaii nicht ermittelt werden.

Ein Dokumentarbericht des kanadischen Fernsehsenders APTN (Aboriginal Peoples Television Network), der am 9. Novemer 2013 gesendet wurde[13], stellte heraus, dass weder Chuck noch Lency Spezzano berechtigt sind, sich als Psychologen zu bezeichnen. In einem vor Ausstrahlung des Berichts erfolgten Anruf bei APTN erteilte Spezzano dem Sender die Auskunft, er beanspruche den Titel Psychologe nicht, sondern nenne sich schlicht "Coach". Der Sender informierte außerdem darüber, dass Chuck Spezzano in Hawaii mit einer Geldstrafen belegt wurde, weil er in bei einem Sorgerechtsprozess vorgelegten Dokumenten behauptet hatte, lizenzierter Familien- und Eheberater zu sein. [14] [15]

Esoterische Einflüsse

In seinen biografischen Angaben erwähnt Spezzano mehrfach, dass er mit diversen auf dem Esoterikmarkt propagierten Methoden und Techniken in Kontakt gekommen sei, insbesondere aus dem Bereich der kommerziellen Lebensberatung und der Selbstoptimierung, und solche Methoden und Konzepte in sein eigenes Konzept integriert habe.

Nach eigenen Angaben absolvierte er "sein erstes Programmseminar namens Lifespring", als er beim Naval Drug Rehab Center angestellt war, also zwischen 1973 und 1979.[1] Im selben Zeitraum engagierte er sich auch bei "A Course in Miracles", auf das ihn ein Kollege aufmerksam gemacht haben soll.[1] Nach 1979, als er privat praktizierte, will Spezzano auch ehrenamtlich "als Trainer bei ARAS, einer Workshops anbietenden Firma mit spirituellen Dimensionen" tätig gewesen sein.[1] Ein weiterer Schritt wird erwähnt: "In den Jahren 1982 und 1983 lehrte er auch am Tubb Wholestic [sic] Institute im südlichen Kalifornien …".[1] In neuerer Zeit integrierte Spezzano auch Vorstellungen und Praktiken der sogenannten Oneness-Bewegung in den Rahmen der Psychology of Vision.

Es muss betont werden, dass die Aktivitäten sowohl von Lifespring (das anscheinend heute nicht mehr tätig ist) als auch von A Course in Miracles im Bereich kommerzieller Lebensberatung liegt, wobei Kurse zur persönlichen Entwicklung angeboten und Teilnehmer aufgefordert werden, weitere Kunden zu werben und z. B. auch im eigenen sozialen Umfeld zu rekrutieren. Die Oneness-Bewegung andererseits verkauft Kurse, in denen eine auf fernöstlicher Philosophie aufgebaute Spiritualität gelehrt wird. Ihr Ziel ist die Entwicklung und Erleuchtung auf persönlicher Ebene sowie auch das Schaffen einer Klasse von Personen, die durch Erleuchtung privilegiert sind, wobei sich eine mögliche totalitäre Entwicklung sowie eine Konzept der Schaffung von Übermenschen abzeichnet.

Lifespring

Lifespring wurde im Jahr 1974 von John Hanley als profitorientiertes esoterisches bzw. auf das menschliche Potenzial ausgerichtetes Unternehmen gegründet, das entsprechende Kurse verkaufte; das Unternehmen selbst behauptete, dass mehr als 400.000 Personen in den USA an ihren Ausbildung teilgenommen hätten. Die Kurse waren als dreistufiges Programm aufgebaut, mit einem "Basic" Training, einem Fortgeschrittenenkurs und einem dreimonatigen "Leadership Program".[16]

Es wurden mindestens 30 Klagen gegen Lifespring angestrengt, von denen die meisten offenbar mit außergerichtlichen Vergleichen abgeschlossen wurden. Eine 1984 eingereichte Klage gestand jedoch dem Kläger $ 800.000 zu, da dieser nach einem Lifespring-Kurs mit psychischen Problemen in ein Krankenhaus eingewiesen werden musste. Zwei weitere Fälle in den Jahren 1992 und 1993, bei denen ebenfalls wegen psychischer Probleme im Anschluss an Lifespringkurse Klage erhoben wurde, verliefen ebenfalls erfolgreich für die Kläger. Mindestens ein Gerichtsverfahren wurde 1982 wegen des Suizids eines Kursteilnehmers geführt und durch einen außergerichtlichen Vergleich bei Zahlung einer Summe in unbekannter Höhe abgeschlossen.[17]

Die Mehrheit der Lifespring-Teilnehmer soll eine sehr gute Ausbildung gehabt haben; es soll sich überwiegend um sogenannte Yuppies gehandelt haben, denen Lifespring noch mehr Erfolg und Glück versprach. Gleichzeitig versuchte Lifespring, Großunternehmen zu veranlassen, ihre Mitarbeiter in Lifespring-Kursen schulen zu lassen, um deren Produktivität und Moral zu erhöhen. Eine unabhängige Studie zu den Lifespring-Kursen ermittelte 1981, dass das Training das Funktionieren des Ego systematisch untergrabe, die Fähigkeit zu kritischem Denken bei den Teilnehmern reduziere und eine sich steigernde Abhängigkeit der Teilnehmer von ihren Kursleitern bewirke.[18]

A Course in Miracles

"A Course in Miracles" bzw. Ein Kurs in Wundern ist der Titel eines von der Psychologin Helen Schucman verfassten Buches, die behauptete, das Buch sei ihr von Jesus gechannelt worden. In ihrem Buch präsentiert Schucman daher eine Neuinterpretation der christlichen Religion und behauptet, Jesus wolle weniger Leiden, weniger Opfer, weniger Trennung und weniger Sakramente, sondern mehr Liebe und Vergebung.[19] ACIM wird von zwei Organisationen promotet, der Foundation for Inner Peace (FIP) und der Foundation for A Course in Miracles (FACIM), die beide Bücher, Seminare, Audio- und Videoaufnahmen und Workshops verkaufen.[19]

Christlich geprägte Kritik an ACIM weist darauf hin, dass dieser grundlegende Lehren des christlichen Glaubens zuwiderlaufe, christliche Begriffe mit esoterischen Lehren umdefiniere und esoterische und okkulte Vorstellungen fördere.[20]

Oneness

Diese Bewegung wurde vom indischen Staatsbürger Vijay Kumar gegründet, der auch unter dem Titel "Kalki Bhagavan" bekannt ist. Die Bewegung wird von Kumar und seiner Ehefrau geführt, die von Schülern und Anhängern als "Sri Amma Bhagavan" angesprochen werden.[21] Die Bewegung hat sich von einem Ashram in Indien ausgehend auch nach Europa und in die USA ausgebreitet. Inzwischen wurde für eine Summe von angeblich $ 75 Millionen auch ein Tempel errichtet und Kumar betreibt in Indien auch eine "Oneness University", die Training und Seminare für Fortgeschrittene verkauft.[21] Grundkurse, wie z. B. ein Training zum sogenannten Deeksha[Segen]-Geber, finden auch in den USA und in europäischen Staaten statt.[22][23]

Einer die Bewegung bewerbenden Webseite zufolge benötigten sowohl Kumar wie auch seine Frau keinen spirituellen Reifeprozess, sondern seien im Zustand der Einheit mit allem Leben geboren sowie mit der Verpflichtung, die Menschheit zum Erwachen zu führen. Daher seien Kumar und seine Ehefrau der männliche bzw. weibliche Aspekt einer Offenbarung des Bewusstseins, das beim Erwecken der Menschheit helfe.[24]

Autor und Vortragsredner

Spezzano hat ca. 40 Bücher im Genre der Ratgeberliteratur verfasst, von denen viele auch in andere Sprachen übersetzt wurden. So sind z. B. ungefähr 30 seiner Bücher auch in deutscher Übersetzung erhältlich. Ein großer Teil dieser Bücher befasst sich mit Problemen der Partnerschaft und gibt Anleitung, wie eine glückliche Beziehung verwirklicht und aufrecht erhalten werden kann oder wie man mit gescheiterten Beziehungen fertig wird, wie man eine dauerhafte Beziehung aufbauen kann etc.

Diese Bücher werden von Spezzano in Vorträgen z. B. bei esoterischen Kongressen in Europa promotet. Im Februar 2013 bot er während der Basler PSI-Tage in der Schweiz ein begleitendes Seminar an; die PSI-Tage sind ein etablierter esoterischer Kongress, der seit Jahren stattfindet. Der Titel des Seminars lautete: "Was glückliche Menschen anders machen" und kostete die Teilnehmer CHF 600. Die Seminarinhalte wurden folgendermaßen angekündigt:

[…] wie wir mit der Kraft der Liebe Probleme heilen können und wie wir Abwehrmechanismen auflösen, die verhindern, dass wir unser Leben geniessen und glücklich sind. Dies setzt voraus, dass wir uns selbst annehmen und lieben lernen. Krankheit, seelische und psychische Probleme können wir selbst heilen, wenn wir unsere unterbewussten Muster erkennen. Durch Gruppen- und Einzelprozesse unterstützt uns Chuck Spezzano dabei, diese einschränkenden Muster aufzudecken und aufzulösen, chronische Probleme zu heilen und Freude und Glück in unser Leben zurück zu bringen.[25]

Vom 26. bis zum 29. September 2013 leitete Spezzano ein Seminar in Zürich mit dem Titel "Heilung beginnt im Herzen"; die Seminargebühren betrugen CHF 570.[26]

Am 28. Oktober 2013 tritt Spezzano auf dem jährlichen Bleep-Kongress in Deutschland auf, der in diesem Jahr in Leverkusen stattfindet, und bietet dort einen eintägigen Workshop zum Thema "How to create a happy relationship" für € 120 an.[27] Dieser Kongress entstand durch den Film "What the Bleep Do We Know"[28], der von mehreren Personen aus der "Ramtha's School of Enlightenment" geschrieben und produziert wurde, die als Sekte beschrieben wird.[29] Obwohl die meisten Vortragenden auf diesen Kongressen aus deutschsprachigen Ländern kommen, gab es auch internationale Gäste wie William Arntz, den Produzenten des Films und Schüler der "Ramtha's School", sowie Masaru Emoto im Jahre 2008 und 2011 den Plastikschamanen J. Reuben Silverbird.[30]

Weitere Seminare in Europa werden in Frankfurt und Hamburg stattfinden; darüber hinaus werden für das Jahr 2013 noch Seminare in Hawaii und Kanada angekündigt.[31]

Healing Keys

Obwohl sich Spezzanos Bücher meist mit Beziehungen und Beziehungsproblemen befassen, hat er auch zusammen mit Janie Ticehurst (oder Janie E. Patrick) das Buch "Healing the Body Through Mind and Metaphor" verfasst. Das Buch ist immer noch über Spezzanos Webseite erhältlich, während Ticehurst über ihre Webseite das E-Buch verkauft.[32] Während der Name der Mitautorin beim E-Book als "Janie Ticehurst" angegeben wird, ist die Papierausgabe offenbar vor der Heirat von Ticehurst und damit noch unter ihrem ursprünglichen Namen Janie E. Patrick erschienen.

Die Autoren behaupten, dass eine Vielzahl von Krankheiten mit einer Kombination von Schlüsseln geheilt werden könne, die sie aufzählen:

Bonding, Choice, Family Role, Forgiveness, Gifts, Grace, Integration, Letting Go, Love and Bonding Exercise, Purpose, Trust, Truth, Understanding, Willingness.[33] [34]

Einige der aufgeführten Erkrankungen, zu denen die Autoren die Behandlungen mit ihren Schlüsseln empfehlen, sind jedoch ernsthaft und es ist Personen, die an diesen Krankheiten leiden, eher anzuraten, sich einem Arzt vorzustellen: z. B. ALS, AIDS, Blinddarmentzündung, Asthma, Krebs, Diabetes Mellitus, Epilepsie, Herzanfall, Hepatitis, Gelbsucht, Leukemie, Hodgkin-Lymphom, Meningitis.[35] [36]

Die Autoren behaupten:

Krebs beinhaltet die Transformation gesunder, funktionierender Zellen zu malignen bzw. bösartigen Zellen. Die veränderten Zellen übertragen fehlerhafte Informationen und die Krebszellen wachsen auf abnorme und zerstörende Weise.
Krebs ist die Verkörperung einer auf sich selbst gerichteten Wut. Er reflektiert Schuld und Angriff auf sich selbst.
Eine traumatische Situation mit dem Partner hat sechs bis achtzehn Monate vor Entwicklung des Krebses stattgefunden.
In gewisser Weise ist es ein Angriff auf eine andere Person durch das Selbstzufügen einer Schädigung. Es betont, dass wir ein Bedürfnis haben, etwas zu geben, das aus dem Ruder gelaufen oder völlig deplatziert ist, zudem Ängste wegen unseres Zwecks.[…]
Tumore verkapseln unsere unterdrückte Wut, Bosheit und konfliktauslösende, verborgene Glaubenssysteme. Wir versuchen, unseren Schmerz und unsere Enttäuschung zu verbergen und negative Selbsteinschätzungen und böse Selbsterkenntnis zurückzuhalten. Dieser fehlerhafte Glaube und Selbsteinschätzung entstehen durch ungelöste emotionale Brüche und gebrochene Herzen.[37]

Diese Sichtweise weist die Schuld für Krankheiten dem Erkrankten zu, der dafür selbst verantwortlich sei. Dasselbe gilt für Behinderungen, von denen die Autoren z. B. angeborene Behinderungen, Taubheit oder das Down-Syndrom auflisten. Angeborene Behinderungen sind ihnen zufolge "ungelöste Angelegenheiten von Vorfahren und/oder Metaphern aus einem früheren Leben. Wir sind aufgerufen, dieses Seelenproblem zu lösen."[35]

Ihre Einstellung zur Taubheit ist:

Dies bedeutet, das etwas vorhanden ist, das wir nicht hören wollen, entweder über unsere Beziehung (linkes Ohr) oder unseren Beruf (rechtes Ohr).
Wir haben Angst vor dem Zweck unseres Lebens und es gibt etwas, das wir uns weigern zu lernen. Es gibt einen Bereich, von dem wir uns selbst abgeschnitten haben, was uns davon abhält, am Tanz des Lebens teilzunehmen.
Weil wir Dinge auf unsere Weise tun möchten, gibt es etwas, das wir nicht von anderen oder aus unserem Inneren hören möchten. Taubheit heißt, dass Sturheit und Unwillen uns am Zuhören und Kommunizieren hindern.[35]

Ihre Erklärung für das Down-Syndrom lautet:

Wenn wir das Down-Syndrom haben heißt das, dass wir auf der Seelenebene einige Lektionen lernen müssen. Wir sind hier, um Seelenerfüllung und die Vollendung des Kreises zu suchen und doch sind wir in der Transition zwischen dem Alten und dem Neuen gefangen.
Die zwei wichtigsten Seelenlektionen des Down-Syndroms sind die Korrektur des extremen Starrsinns und das Ego muss seinen Plan zugunsten des himmlischen Plans aufgeben.[35]

Die Autoren weisen durchweg die Schuld für Krankheit oder Behinderung dem Individuum zu, das dafür verantwortlich gemacht wird, und versprechen, dass eine Heilung mit ihren "Heilungsschlüsseln" möglich sei. Obwohl die Autoren erkrankten Personen nicht empfehlen, keinen Arzt aufzusuchen, sprechen sie auch keine Empfehlung für einen Arztbesuch aus.

Im Januar 2014 wurde die das Buch "Healing Keys" bewerbende Webseite jedoch gründlich überarbeitet. Links von den Krankheitsbeschreibungen, so wie von den Autoren wahrgenommen, zu empfohlenen, zuvor frei zugänglichen Healing Keys wurden entfernt und die Leser werden nun informiert, dass sie hier erst nach Freischaltung durch den Seitenbetreiber Zugang erhalten. Ebenfalls hat Ticehurst vom sichtbaren Teil der Seite alles entfernt, was auf den Ko-Autoren Spezzano hinwies.

Psychology of Vision

Den auf der Webseite mitgeteilten Informationen zufolge wurde Psychology of Vision in den 1980er Jahren von Chuck und Lency Spezzano erfunden. Es handelt sich bei Psychology of Vision jedoch nicht um eine anerkannte Methode oder Therapie und die Spezzanos haben PoV niemals in wissenschaftlichen Journalen der Peer Review ausgesetzt. Ferner lassen sich außer der oben erwähnten Dissertation weder von Chuck noch von Lency Spezzano wissenschaftliche Publikationen auffinden. Im Gegensatz zu anerkannten und auch vielen nicht anerkannten, seriösen Therapien hat Spezzano "Psychology of Vision" als Marke registrieren lassen.

Neuere esoterische und andere Einflüsse auf Psychology of Vision

Während valide psychologische Methoden und Herangehensweisen, auf denen PoV möglicherweise basiert, nicht genannt werden, sind zwei esoterische Schulen erwähnt, die einen Einfluss auf PoV ausübten bzw. noch heute ausüben, nämlich "A Course in Miracles" und "Oneness" (vgl. oben).

Eine andere Quelle, aus der Spezzano schöpft, sind Tarotkarten. Seine Webseite bietet ein sogenanntes "Three-Card Reading" für Besucher an und er hat darüber hinaus eigene Kartensätze und Interpretationen veröffentlicht. Während in englischer Sprache drei verschiedene Kartensätze[38] und ein weiterer auf französisch erhältlich sind[38], werden in deutscher Sprache sogar sechs verschiedene Kartensätze veröffentlicht, fünf davon erschienen im Jahr 2008.[39]

Spezzano hat ebenfalls Einflüsse aus mehreren Religionen aufgenommen, wie z. B. aus der jüdischen Kabbalah, aus dem Sufismus sowie aus dem Hinduismus.[40]

Methode

Da Psychology of Vision niemals eine Peer Review oder eine wissenschaftliche Anerkennung erfahren hat, wurde auch die Wirksamkeit sowie die ethischen Standards der angewandten Methode(n) nicht ermittelt und werden auch nicht kontrolliert.

Diverse Webseiten behaupten, Psychology of Vision sei "sowohl ein Heilungsmodell wie auch eine globale Gemeinschaft von Menschen, die dieses Modell lehren und praktizieren. Psychology of Vision ist ein Pfad des Herzens, der zehntausenden Menschen auf der Welt durch Seminare, Einzelberatungen und seine vielen Produkte und Publikationen geholfen hat. Sie [PoV] hat Menschen geholfen, ihr Leben, ihre Beziehngen und ihre Gesundheit zu verbessern, indem sie ihnen ein Verständnis von sich selbst und anderen und Einsichten in Ereignisse in ihrem Leben ermöglicht hat. Sie ist ein Modell, das emotionale Intelligenz durch das Erinnern des Selbst lehrt."[41]

Die Kombination eines angeblichen Heilungsmodells mit einer globalen Gemeinschaft reflektiert nicht gerade eine wissenschaftliche Herangehensweise oder Methode, sondern spricht vielmehr für eine Sekte. Die Behauptung, dass Zehntausenden bereits "geholfen" wurde (offenbar wurden sie aber nicht geheilt), bleibt unbelegt und muss daher als reines Verkaufsargument gewertet werden. Dies wird gestützt durch die Information, dass diese Hilfe "durch Seminare, Einzelberatungen und viele Produkte und Publikationen" erreicht wurde.[41] Diese Formulierung, die ein eindeutig kommerziell ausgerichtetes Vokabular anstelle wissenschaftlicher Terminologie verwendet, zeigt deutlich auf, dass PoV ein kommerzielles Unternehmen und keine Therapie ist.

Tatsächlich finden sich identische Beschreibungen wie die oben erwähnte auf PoV-Seiten weltweit. Mitunter ist noch das Adjektiv "bahnbrechend" hinzugefügt, um das "Heilungsmodell" zu beschreiben.[42][25][43] und ferner die Behauptung, dass Psychology of Vision eine "Verbindung von klassischer Psychologie mit spirituellen Prinzipien" darstelle.[3]

Andererseits scheint Spezzano selbst durchaus bereit, die Psychologie herabzusetzen, so z. B. in einem undatierten Interview, das offenbar vor 2000 geführt wurde:

Frage: Sie sagten gestern: Psychologie ist ein Schwindel, und daß Psychologie die schnellste der langsamen Methoden sei. Wie meinten Sie das?
CS: Die Psychologie beschäftigt sich hauptsächlich mit der Vergangenheit. Aber die Vergangenheit ist vorbei! Die Psychologie hat ihren Weg verloren. Es gibt noch viele einzelne Therapeuten, die den Weg kennen. Psychologie heißt Lehre von der Psyche, der Seele, aber die Psychologie heutzutage studiert Ratten und Würmer. Sie versuchen die menschliche Struktur auf Verhaltensweisen und Symptome zu reduzieren. Sie macht alles sehr unmenschlich. Es handelt sich um ein Modell der Wissenschaft aus dem letzten Jahrhundert. Jede andere Wissenschaft hat sich weiterentwickelt außer die Psychologie [sic].[44]

Das Seminarsystem

Psychology of Vision besteht aus mehreren Seminarreihen. Das erste Ziel, das Teilnehmer verwirklichen sollen, ist das sogenannte "100-Tage-Programm", gefolgt von einem "Mastery-Programm" und einem "Trainer-Programm". Eine weitere Seminarreihe wird mit dem sogenannten "Steps-to-Leadership"-Programm angeboten, während das Programm "VisionWorks" auf Schüler und Lehrer abzielt.

Die verschiedenen Workshops, die im Rahmen dieser Programme angeboten werden, geben in einigen Fällen Auskunft darüber, wieviele Teilnahmetage die betreffenden Kurse zählen; angegeben sind zwischen 0 und 10 Tagen. Mit null Tagen angegebene Seminare zählen nicht bei den Leistungen der Teilnehmer z. B. im 100-Tage-Programm. Das System wird auf der britischen[45] und auf der deutschen Webseite erläutert[46], allerdings sind die Versionen nicht deckungsgleich.[47]

Alle angebotenen Seminare und Workshops sind jedoch kostenpflichtig. Selbst für sogenannten Info-Abende zur Acquise weiterer Kunden, die eine Einführung in die PoV geben und im deutschsprachigen Raum veranstaltet werden, muss eine Eintrittskarte zum Preis von € 30 erworben werden[48], wie auch für die "Freunde helfen Freunden" genannten "Studiengruppen", die alle drei Wochen stattfinden.[49] Während einige der Seminare vor Ort absolviert werden können, ist die Teilnahme an 10-Tages-Seminaren mit den Spezzanos Pflicht und mindestens eines davon muss in Hawaii stattfinden. Die Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung sind nicht in den Seminargebühren enthalten, müssen also noch zusätzlich von den Teilnehmern getragen werden.

Das Seminarsystem stellt eine Pyramide dar, bei dem Teilnehmer sich innerhalb des Systems zu einem höheren Status emporarbeiten können, der ihnen schließlich ermöglicht, selbst Seminare zu leiten und damit Einkommen zu erzielen. Bis zum Erreichen dieser Stufe haben die Teilnehmer jedoch beträchtliche Summen für Seminare und Kurse sowie für Bücher, DVDs und andere Materialien, zusätzliche Seminare und ferner für Reisekosten aufgewendet.

Zwar vermeidet die Werbung für Kurse häufig die Angabe von Seminargebühren, aber einige Angaben vermitteln dennoch ein Bild. In Großbritannien kostete ein dreitägiges Seminar mit den Spezzanos GBP 1.100 (ca. € 1300), für ein anderes betrug der reguläre Preis GBP 800 (ca. € 946). Bei einer Zahl von 50 Teilnehmern addiert sich dies zu Einnahmen von € 65.000 bzw. € 47.300 . Spezzano steht in Großbritannien darüber hinaus für Einzelsitzungen zur Verfügung, die pro Stunde GBP 1.000 (ca. € 1.160) kosten.[50]

Seminare in Deutschland und in der Schweiz liegen preismäßig darunter: ein dreitägiges Seminar im Februar 2013 in der Schweiz koste CHF 600 pro Teilnehmer.[25] Während ihres Europa-Aufenthaltes im Herbst 2013 hielt Spezzano ein Seminar in Stuttgart, bei dem der Beitrag für Mitglieder bei € 365 lag. Ein weiteres Seminar in Hamburg kostete € 420 pro Person.

Apprenticeship-Programme liegen bei $ 3.000 bzw. $ 1.550 für 100-Tage-Absolventen (ca. € 2.210 bzw. € 1.142). Da diese Programme auf 50 Teilnehmer begrenzt sind, liegen die Einnahmen für ein Apprenticeship-Programm zwischen $ 77.500 und $ 150.000 (ca. € 57.100 – € 110.500). Das Mastery-Programm kostet 100-Tage-Absolventen $ 4.000. Das Deutsche Steps-to-Leadership-Programm bzw. nur dessen Modulteil wird für € 1.600 angeboten; die Kosten für die drei begleitenden Dreitagesseminare sind noch hinzuzuzählen.

Da einige der Pflichtseminare in Hawaii und andere ebenfalls mit Teilnehmern aus mehreren Ländern in Indien oder Thailand stattfinden, ist es offensichtlich, dass beträchtliche Summen an Reisekosten und für Unterkunft und Verpflegung jeweils zu den Seminargebühren hinzukommen. Weitere Ausgaben können sich dadurch ergeben, dass Teilnehmer angewiesen werden, z. B. ihre "Joining"-Lektionen zu vertiefen, bevor sie ein bestimmtes Programm absolvieren können. Daher ergeben sich durch die Teilnahme an PoV für die einzelne Person erhebliche Kosten, die bis zur Verschuldung führen können. Insbesondere wenn nicht gut situierte Teilnehmer rekrutiert werden, wie dies in Kanada der Fall ist, können sich nachteilige Auswirkungen nicht nur auf Familien, sondern auf ganze Gemeinschaften ergeben.

Das 100-Tage-Programm

Die britische Seite führt an, es gebe "überall auf der Welt von Japan bis Vancouver, London bis Taipei und von Genf bis Sambia" 100-Tage-Absolventen.[51] Die deutsche Webseite erläutert die Ziele des Programms in folgender Weise:

"Das Psychology of Vision 100 Tage Programm ermöglicht einen tiefgreifenden Wandlungsprozess, bei dem sich Chuck und Lency Spezzano oder andere PoV-Seminarleiter für die Entwicklung eines jeden Teilnehmers engagieren. Während des gesamten Trainings steht das persönliche Wachstum im Vordergrund. Selbsterfahrung und prozessorientierte Arbeit ermöglichen tiefgreifende Veränderungen und grundlegende Einsichten in die Dynamik des menschlichen Bewusstseins.
Ein weiteres Ausbildungsziel des PoV 100-Tage-Programms ist die Vermittlung professioneller Werkzeuge, die es den Teilnehmern ermöglichen, die Prinzipien der Psychology of Vision in ihr eigenes Berufsleben zu integrieren. Die Vermittlung zugrunde liegender Methoden und Konzepte der Psychologie bildet hier den Schwerpunkt.
Eine dritte Zielsetzung besteht darin, die Absolventen des 100-Tage-Programms zu befähigen, eigene Seminare zu organisieren. Es berechtigt nicht zur Durchführung von Psychology of Vision-Seminaren.
Ein wichtiger, integrierter Bestandteil der Ausbildung ist die Vertiefung zwischen den einzelnen Ausbildungsabschnitten: zum Beispiel der Besuch einer Studiengruppe oder die Teilnahme an einem Steps-to-Leadership-Kurs."[46]

Das 100-Tage-Programm muss innerhalb von fünf Jahren abgeschlossen werden, wobei die Kurse nach dem folgenden Schema zu wählen sind:

"15 (Tage Steps to Leadership) + 30 (Tage Apprenticeship) + 55 (reguläre PoV-Seminartage) = 100 Tage innerhalb von 5 Jahren."[46]

Die deutsche Webseite erläutert zunächst, es sei das Ziel des Programms, Teilnehmer in die Lage zu versetzen, selbst Workshops zu organisieren, jedoch berechtigt diese Befähigung offenbar nicht dazu, selbst Seminare zu verkaufen:

"Ein absolviertes 100-Tage-Programm stellt die Vorstufe zum etwaigen Einstieg in das PoV-Trainerprogramm dar. Es berechtigt allerdings nicht zur Organisation und Durchführung von Psychology of Vision®-Seminaren. Nur Psychology of Vision®-Trainer dürfen das Psychology of Vision®-Logo verwenden und den Titel Psychology of Vision®-Trainer tragen.
100-Tage-Graduierte werden für die Assistenz (Staff) von Psychology of Vision – Seminaren bevorzugt."[46]

Es ist durchaus bemerkenswert, dass technische Details zu Berechtigungen und zur Anrechnung von Seminartagen ausführlicher erläutert werden als Informationen zu Inhalten und Methoden.

Das Mastery-Programm

Die britische Seite erklärt: "Das Mastery-Programm ist Lencys Wirklichkeit gewordener Traum."[52] Während die britische Seite weiterhin beschreibt, dieses Programm sei "für Absolventen des 100-Tage-Programms, die auf hohem Niveau weiterarbeiten möchten, aber nicht die Berufung zum Trainer verspüren und im strukturierteren Umfeld des Trainers-Ausbildungsprogramms weiterarbeiten wollen"[52], bietet die deutsche Webseite folgende Information: "Andererseits stellt die Teilnahme am Mastery Programm eine Voraussetzung für die Bewerbung ins PoV-Trainer Team dar."[53]

Dieses Porgramm soll sich um ein zehntägiges Graduate Mastery Seminar zentrieren, wobei das gesamte Programm ein Jahr dauert. Weitere Aktiva seien monatliche Teleseminare mit Chuck oder Lency Spezzano und eine kostenlose Registrierung bei drei E-Kursen. Die britische Seite erwähnt, dass das Mastery-Programm 2007 mit einem Seminar auf Big Island, Hawaii begonnen habe, während das Programm 2008 mit einem Seminar in Indien begann. Die Kosten für das gesamte Jahr wurden mit US$ 3.500 beziffert, allerdings heißt es weiter unten auf derselben Seite, diese Summe sei für das zehntägige Eingangsseminar vom 19. bis zum 28. Januar 2012 fällig.[52] Das zehntägige Mastery-Seminar 2014 wird wiederum in Hawaii stattfinden, die Kosten für 100-Tage-Absolventen betragen US$ 4.000.[54]

Angesichts der in Hawaii und Indien stattfindenden Seminare ist recht offensichtlich, dass die tatsächlichen Kosten für die Teilnehmer beträchtlich höher liegen, insbesondere, da das Gesamtprogramm ein Jahr läuft. Weder die britische noch die deutsche Seite bieten weitergehende Informationen zu weiteren Kursen in diesem Programm, mit Ausnahme des Hinweises, dass "[e]s möglich sei, dass Teilnehmer gebeten werden, ihre Fähigkeiten im Joining zu verbessern, bevor sie an diesem Jahres-Programm teilnehmen können."[53]

Das Steps-to-Leadership-Programm

Jeff Allen, der Statthalter von Psychology of Vision in Großbritannien und Irland, soll dieses Programm aufgestellt haben, das insbesondere so aufgebaut ist, um eine strukturierte und zugängliche Erklärung der grundlegenden Prinzipien des Modells der transformativen Psychology of Vision anzubieten".[55]

Nach einer weiteren Beschreibung klingt das STL-Programm wie eine kondensierte Version des 100-Tage-Programms:

"Steps to Leadership behandelt viele der Lehren von Psychology of Vision (PoV) und präsentiert sie in dreistündigen Modulen. Die Prinzipien, Lektionen und Werkzeuge der PoV sind aufbauend dargstellt und bauen aufeinander auf. Zusammen bieten sie einen Weg, sich mit den Teachings in praktischer und stufenweise zu befassen. Wenn Sie dieses Programm absolviert haben, verfügen Sie über ein fundiertes Verständnis darüber, wie die Seele/der Verstand funktioniert, wie Blockaden Sie behindern und über Techniken, diese zu überwinden."[55]

Diese Beschreibung bedient sich des esoterischen Konzepts der "Blockaden", die gelöst werden müssen.

Der Kurs wird in zwei Versionen angeboten, online und mit persönliche Teilnahme. Die Kurse der Anwesenheitsgruppe sind in 27 je dreistündige Module sowie drei Workshops eingeteilt. Die Online-Gruppe besteht wiederum aus drei Stufen aus zehn Modulen:

Level I (Modules 1 to 10 – The Conscious Mind)
Level II (Modules 11 – 20 The Subconscious Mind) and
Level III (Modules 21 – 30 The Unconscious Mind)
Level I consists of 10 three-hour modules. Each module is divided into a pre-learning and live online section. Level II is 9 three-hour modules and a 2-day workshop. Level III is 9 three-hour modules and a 3-day workshop.[55]

Auf der deutschsprachigen Webseite werden die Gebühren für diese 27 Module mit € 1.875 beziffert, wobei Frühbucher einen Rabatt erhalten und nur € 1.665 zahlen; für Wiederholer und Paare liegt der Preis bei € 1.560 pro Person.[56] Ein anderer Trainer nennt Kosten von € 1.690, einen Rabattpreis von € 1.521 pro Person für Paare und einen besonderen Rabatt von 10% für Personen, die einen neuen Teilnehmer mitbringen.[57]

Die britische Seite erklärt, welche Profite die Teilnehmer aus diesen Kursen ziehen werden:

  • Comprehensive information on the conscious, sub-conscious and unconscious aspects of our minds
  • Full details on the Triangle, Iceberg and other models of the Psychology of Vision
  • Clear explanations, exercises, discussion points, goal-setting, guided visualisations, and videos.
  • Understand the patterns and blocks in your life and learn tools and techniques to overcome them
  • Examine the dynamics of your life in a safe and supportive environment
  • Gain knowledge of and practise in the principles of the Psychology of Vision model
  • Discover your power to step beyond being a victim or a victimiser
  • Learn the meaning of your life and discover your purpose
  • Find practical ways to inspire your friends and family, and be a leader in your community and the world.[55]

Diese Erläuterungen erscheinen eher wie eine Konditionierung der Teilnehmer mit Verhaltens- und Denkregeln und nicht wie ein Kurs, der auf Weiterentwicklung ausgerichtet ist. Die Teilnehmer sollen ihr Leben mit einem Werkzeugkasten verbessern, den die Organisation liefert. Zusätzlich werden Teilnehmer aufgefordert, in Familie und Freundeskreis weitere Kunden zu werben und werden mit der Aussicht geködert, "Leader" zu werden. Weitere Anreize sollen die Hinweise geben, dass Teilnehmer sich 10 Tage auf ihr 100-Tage-Programm anrechnen dürfen und drei Arbeitsbücher erhielten, die ihnen nach Abschluss des Kurses lebenslang als "reference manuals" dienen könnten (dieser Begriff bedeutet übersetzt tatsächlich "Bedienungsanleitung" bzw. "Bedienungshandbuch").[55]

Die deutsche Webseite erwähnt außerdem einige der im Programm behandelten Themen:

  • Einführung in die Psychology of Vision
  • Phasen und Stufen von Beziehungen
  • Die Kraft unseres Bewusstseins
  • Machtkampf
  • Kommunikation und Prinzipien
  • Projektion und Vergebung der Transformation
  • Das Dreiecksmodell
  • Eigenverantwortung und Problemlösung
  • Glaubenssätze und Muster
  • Lebensaufgabe, Vision und Erfüllung
  • Das Ego und das Höhere Selbst
  • Emotionale Evolution
  • Abhängigkeiten und Wege heraus
  • Joining (sich verbinden)
  • Beziehungen und Familiendynamiken
  • Liebe, Gnade und Wunder[58]

PoV scheint ebenfalls auf Geschäftskunden abzuzielen; in der Vorstellung einer kanadischen Trainerin heißt es, sie "kennt aus erster Hand den Prozess, den ein Unternehmen durchlaufen muss, um die notwendigen Veränderungen zu erreichen, die es braucht, um transformative Führer zu werden."[59] Wenn von PoV angeworbene Manager oder Firmeneigner veranlasst werden, ihre Unternehmen nach PoV-Regeln und -Techniken zu betreiben, kann sich dies negativ auf die Geschäftstätigkeiten auswirken, wie dies auch von Firmen bekannt ist, die nach den von Scientology propagierten Regularien umorganisiert wurden.

Das Trainer-Programm

Die deutsche Webseite liefert Informationen darüber, welche Voraussetzungen für eine Bewerbung zur Teilnahme an diesem Programm gegeben sind:

Voraussetzungen zur Bewerbung als PoV-Trainer:
  • Graduierung vom 100-Tage-Programm
  • Teilnahme am Mastery Programm im Vorjahr
  • Bekanntgabe der geplanten Bewerbung mindestens 1 Jahr vor der Bewerbung beim Direktor des Trainer Programms (zur Zeit Francine Girard) Die Bekanntgabe sollte vor Ende Januar erfolgen.
  • Steps-to-Leadership einmal SOLO unterrichten mit mindestens 4 Teilnehmern vor dem 1. Juli des Bewerbungsjahres
  • Bestätigung der Absolvierung des Awakening-Prozesses durch einen PoV-Trainer
  • Mindestens 3 Psychology of Vision Bücher von Lency bzw. Chuck Spezzano lesen
  • Computerzugang, Email, Skype, Internet und die Fähigkeit offener Selbsteinschätzung
  • Wahl eines Mentors für das Bewerbungsjahr
Psychology of Vision-Trainer besuchen weiterhin verschiedene Workshops und erhalten von anderen erfahrenen Trainern Unterstützung in Form einer Supervision.[60]

Aufgrund des beträchtlichen zeitlichen Vorlaufs gehen Teilnehmer mit der Bewerbung hier eine Langzeitbindung an PoV ein.

Psychology of Vision für Schulen

Auch diese Information ist nur auf der deutschsprachigen Seite vorhanden und wird in den englischsprachigen Sektionen nicht erwähnt. Das Programm "VisionWorks" soll von Sue Allen von der britischen Filiale aufgestellt worden sein, die sowohl PoV-Trainerin als auch Lehrerin sein soll. Da die Beschreibung erwähnt, das Programm solle bei gesamten Schulklassen Anwendung finden, sind offenbar Lehrer das vorrangige Ziel der Anwerbung für diese Kurse.

Bei den dargestellten Zielen wird erläutert:

Konflikte und Wut nicht erst beim Ausbruch, sondern durch das richtige Bewusstsein schon in ihrer Entstehung auflösen; Positive emotionale Intelligenz für Schüler; zum Lernen animieren und den Lernprozess verbessern; Emotionen offen und ohne Angriff kommunizieren; Klassenzusammenhalt steigern; Verstehen und verstanden werden.
VisionWorks-Programme rüsten junge Leute mit wichtigen Fähigkeiten für ihr Leben aus, die ihnen selbst, ihrer Schule und der ganzen Gesellschaft nutzen.[61]

Dass Konflikte und Wut bereits im Entstehen aufgelöst werden sollen, spricht eher dafür, dass das Programm nicht adäquate Methoden zur Verfügung stellen will, wie mit Konflikten und Wut in akzeptabler Weise umgegangen und wie Frustration ausgehalten werden kann, sondern darauf abzielt, Konflikte und Wut zu unterdrücken. Dies führt letztlich nicht zu einem gestärkten Gefühl der Zusammengehörigkeit, sondern bewirkt, dass Themen, die problematisch werden können, in einer Atmosphäre des oberflächlichen und erzwungenen Lächelns unterdrückt und verleugnet werden.

Die Auswirkungen auf Schüler und Lehrer werden ebenfalls aufgeführt:

VisionWorks für Schüler:
  • Hilft ihnen, positivere Entscheidungen hinsichtlich ihres Verhaltens zu treffen
  • Aufbau eines unabhängigen Lernverhaltens, einer größeren emotionalen Reife
  • Hilft ihnen, sich in der Schule sicherer und eingebundener zu fühlen.[61]

Diese Aufzählung erinnern an Instantlösungen und Abkürzungen, die angeblich innerhalb der kurzen Zeit eines Workshops bewirken, was üblicherweise im Leben eines jahrelangen Reifungsprozesses bedarf. Ebenfalls wird die recht mechanistische Sicht der menschlichen Natur bei PoV in der Annahme deutlich, mit dem "richtigen" Input an Methoden und Techniken müsse bei jedem Menschen dasselbe Ergebnis reproduzierbar sein.

VisionWorks für Lehrer
  • Optimierung der Klassenlehrerstunde durch einfache, sofort nutzbare Module
  • Verbesserung des Verhaltens und der Toleranz der Schüler
  • Etablierung einer gemeinsamen Sprache, um Konflikte und Meinungsunterschiede zu handhaben.[61]

Dies mag sich im ersten Lesen für gestresste Lehrer attraktiv anhören, geht aber über eine mechanistische Sicht der menschlichen Natur, wie sie erneut in den zwei ersten Sätzen zum Ausdruck kommt, hinaus. Der Sprachgebrauch enthält zudem eine auffällige Parallele zu den von Scientology betriebenen Neudefinitionen, wenn es heißt, Meinungsunterschiede müssten "gehandhabt" werden. Ferner kann das Etablieren einer gemeinsamen Sprache realiter bedeuten, dass Begrifflichkeiten sektenähnlich eingeführt werden und eine geschlossene Gruppe mit Begriffen kommuniziert, die wegen der Neudefinierung für Außenstehende nicht mehr verständlich ist. Andererseits machen Curricula deutlich, dass unterschiedliche Meinungen nicht "gehandhabt", sondern als ein Ergebnis demokratischen Pluralismus ermutigt werden sollten. Es ist darüber hinaus nicht möglich, Konflikte einfach dadurch zu "handhaben", indem eine gemeinsame Sprache eingeführt wird. Schüler, die solchen Prozeduren ausgesetzt werden, lernen nicht, sich im Pluralismus zurecht zu finden oder bei Vorliegen divergierender Interessen aktiv Lösungen zu suchen. Dieser Kurs kann daher in Bezug auf das Erziehungsziel, Schüler für ihr zukünftiges Leben in einer demokratischen Gesellschaft mit adäquatem Wissen und sozialen Fähigkeiten auszurüsten, recht abträglich wirken.

Joining

Joining wird meist als neuere Errungenschaft des PoV-Systems dargestellt und wird ebenfalls als "bahnbrechende" Methode beschrieben, die von Lency Spezzano entwickelt wurde. Es wird ferner als Heilungsmethode beschrieben. Mitunter wird auch behauptet, Joining basiere auf einer uralten Heilungsmethode, deren Ursprünge jedoch nie explizit benannt werden.[62] Offenbar handelt es sich bei der Methode darum, einen Augenkontakt mit einer bestimmten Person aufrecht zu erhalten, aber anstatt sich auf die andere Person zu konzentrieren, sollen die Teilnehmer den Fokus auf ihre eigenen Gefühle richten und damit negative, blockierende Gefühle "verbrennen", die schließlich durch die Kraft der Liebe geheilt und in positive, inspirierende Gefühle umgewandelt würden.[62]

Andererseits heißt es, Joining nutze den "femininen, direkten Zugang zu göttlicher Liebe, die das Loslassen emotionalen Schmerzes aus Körper/Verstand und das Erfahren von Wundern der Vergebung und Gnade bewirke."“[7] Diese unterschiedlichen Beschreibungen sollen die Methode vermutlich für divergierende Personengruppen attraktiv machen.

Die Trainer bei Psychology of Vision

Die den verschiedenen Filialen angeschlossenen Trainer werden in den entsprechenden Sektionen der Webseite aufgeführt, wobei üblicherweise Chuck und Lency Spezzano ganz obenan stehen. Die deutschsprachige Seite führt außerdem noch zwei Trainer aus Großbritannien an, einer davon ein sogenannter Master-Trainer; erst danach folgen die deutschsprachigen Trainer, die alle Level-1-Trainer sind. In der US-Sektion wird nur eine Person genannt, die gleichzeitig auch Direktorin des PoV-International-Programms ist.

Die Trainer erwähnen in den Vorstellungen nicht alle ihre vorherige Berufserfahrung, aber von denen, die hierzu Angaben machen, war keiner als Psychologe tätig oder erwähnt ein Psychologiestudium. Außer ihrer Betätigung bei Psychology of Vision (die bei einigen Trainern immerhin bei 20 Jahren und darüber liegt, in einem Fall sogar seit den 1980er Jahren) ist keiner der Trainer ausgebildeter Psychologe.

Tatsächlich kommen die Trainer aus einer Vielzahl von Berufen wie Krankenschwester (1), Pferdetrainer (1), Heilpraktiker (2), Sozialpädagoge (1), Erzieherin im Kindergarten (1), Lehrer an einer Schauspielschule (1), Immobilienmakler (1), Geschäftsführender Direktor einer Einrichtung im Bereich alternatives Heilen (1), aus einem nicht näher bezeichneten Heilberuf (1), Anthropologe (1), Hausfrau (2).

Einige wenden weitere esoterische Methoden an wie Hawaiianische Körperarbeit, Kinesiologie oder Water Balancing. Andere geben an, an Selbsterfahrungs- und Heilungsseminaren teilgenommen zu haben, weitere haben indigene Spiritualität praktiziert und z. B. an Sonnentänzen teilgenommen oder Kurse bei A Course in Miracles absolviert zu haben.

Anhand der angegebenen Ränge wird ein hierarchisches Trainersystem deutlich, in dem es Level-1-, Level-2- und sogenannte Master-Trainer gibt. Die Seite bietet keine Informationen darüber, wie man im System aufsteigen kann; auch die damit verbundenen Kosten werden nicht genannt. Jedoch enthält das der deutschen Sektion als PDF beigefügte Trainerhandbuch Informationen zu den Kosten der Trainerlizenz:
"Die Lizenzgebühren betragen:
Trainer 1: $ 5.000, - USD
Trainer 2: $ 6.750, - USD
Trainer 3: $ 7.500, - USD
Trainer 4: $ 8.000, - USD"[63]
Es handelt sich hier um eine jährlich anfallende Lizenzgebühr; die aufgeführten Beträge galten für das Jahr 2013.

Die internationalen Filialen von PoV

Der internationalen PoV-Webseite zufolge gibt es sieben Zweigstellen: Asien (in chinesischer Sprache), Kanada, Hawaii (dieser Link führt zur Webseite von Chuck und Lency Spezzano), Japan (in japanischer Sprache), europäisches Festland (bislang begrenzt auf die deutschsprachigen Gebiete Deutschland, Österreich, Schweiz), Großbritannien/Irland und USA. Einzelne Trainer haben dabei wiederum eigene Webseiten, mit denen sie den Verkauf von PoV-Kursen propagieren und in einigen Fällen auch den Verkauf weiterer, von ihnen angebotener Kurse und Seminare zu anderen esoterischen Praktiken.

Fast alle diese Zweigstellen bieten Seminare und Workshops an; die bemerkenswerte Ausnahme, die beim Betrachten der PoV-Seite auffällt, sind die USA. Es wird für das sogenannte US-Mainland auch nur eine Trainerin aufgeführt und diese führt nur in Kanada Veranstaltungen durch, aber nicht in den USA. Auch die Spezzanos führen in den USA mit Ausnahme von Hawaii keine Workshops oder Vorträge durch, sondern nur mehreren anderen Ländern.

PoV-Aktivitäten und Strategien in Kanada

Der kanadische Zweig soll detaillierter dargestellt werden, da es hier bemerkenswerte Unterschiede zu anderen Zweigen gibt. Ein Unterschied liegt im Fokus auf die Steps-to-Leadership-Programme und damit die Ausrichtung auf Geschäftskunden. Neben dem oben erwähnten "Steps to Leadership" wird dies über eine eigene Webseite und Facebookgruppe propagiert, die beide unter der Bezeichnung "Visionary Leaders Canada" laufen. Die Facebookgruppe veröffentlicht regelmäßig Termine eines "Corporate Forum"-Treffens, das sich speziell an Personen aus der Geschäftsführung von Unternehmen richtet. In den Einladungen heißt es: "We are 'The Leaders The World Is Waiting For'." Für die Teilnahme an einer solchen Sitzung ist ein Eintrittspreis von CAD 60,00 zu entrichten.[64]

Der andere Unterschied ist die Zielausrichtung auf die indigenen First Nations. Bislang gibt es auf mehreren Reservationen in Kanada Aktivitäten, die die Ethnien der Secwepemc (Shuswap), Haida, St'át'imc (Lillooet), Kwagiulth (Kwakiutl), Nisga'a, Gitxsan, Stó:lo (Coast Salish) und die Iskut Band (Tahltan) betreffen.

Soweit sich die Strategie nachvollziehen lässt, werden offenbar zunächst einzelne Personen aus den First Nations für Kurse angeworben, wobei Personen bevorzugt werden, die für tribale Regierungen und Verwaltungen tätig sind. Diese Konvertiten sollen dann bei Familien, Freunden und ihrer First Nation weitere Kunden anwerben. Derzeit (September 2013) gibt es Kurshelfer und Trainer wenigstens bei den Haida, den Tsimshian und den Nuxalk (Bella Coola).

Ein Anreiz dafür, gezielt Kunden aus diesen üblicherweise finanziell nicht gut gestellten Gemeinschaften anzuwerben, kann darin liegen, dass die kanadische Regierung einen Fonds eingerichtet hatte, aus dem die Behandlung von Opfern der sogenannten Residential Schools bezahlt wurde. Residential Schools waren von der kanadischen Regierung bzw. verschiedenen Kirchen seit 1876 betriebene Internatsschulen für indigene Schüler, deren letzte erst 1996 geschlossen wurde. In einigen Regionen von Kanada waren diese Schulen für indigene Kinder die einzige Möglichkeit für einen Schulbesuch; dies betraf neben indianischen Ethnien auch Inuit und Métis. Ca. 150.000 Schüler durchliefen diese Internatsschulen.[65]

Der Besuch einer solchen Schule bedeutete die – manchmal gewaltsame – Entfernung der Schüler aus ihren Familien. Der Gebrauch indigener Sprachen war verboten. Viele Kinder und Jugendliche waren physischer, psychischer und sexueller Gewalt ausgesetzt bzw. deren Zeugen und ein Teil der Schüler wurden ohne Einverständnis bzw. gegen ihren Willen sterilisiert. In den Schulen herrschte eine hohe Sterblichkeitsrate, die durch Misshandlungen, Selbstmord und Infektionskrankheiten ausgelöst wurde. Im Jahr 1998 richtete die kanadische Regierung den Aboriginal Health Fund (AHF) ein, der mit CAD 350 Millionen ausgestattet wurde und 2005 nochmals CAD 40 Millionen erhielt, um gemeinschaftsbezogene Heilprojekte zu finanzieren.[65] Die Finanzierungen durch den AHF sind mittlerweile ausgelaufen.

Unbelegte Behauptungen und Doppelmoral

Die PoV-Webseite propagiert ihre Methoden und Ziele für Gemeinschaften der First Nations:

About 10 years ago Chuck & Lency were inspired to work more closely with First Nations people. The POV Healing Model has been graciously welcomed in many First Nation communities, as it aligns with many First Nations belief systems. Psychology of Vision is dedicated to awakening the giftedness of indigenous peoples on the planet.[66]

Die Floskel, PoV sei "dankbar aufgenommen" worden, reflektiert eine bevormundende und damit rassistisch motivierte Sicht der Stellung der First Nations. Die Behauptung, PoV gliedere sich gut in viele Glaubenssysteme der First Nations ein, wird nicht weiter ausgeführt oder belegt, sondern bleibt eine bloße Beteuerung. Dies trifft auch auf den letzten Satz des obigen Absatzes zu, der erklärt, PoV widme sich der Erweckung der Begabung indigener Menschen, in dem ebenfalls eine rassistische Sicht zum Ausdruck kommt, durch die Annahme, indigene Völker bedürften zuerst einer "Erweckung", bevor sie ihre Begabungen nutzen könnten.

Der First Nations Fonds

Die PoV-Webseite erwähnt die Existenz eines sogenannten First Nations Fonds, der die Verbreitung von Psychology of Vision bei den indigenen Nationen in Kanada unterstützen soll. Die Seite führt weiter aus, dass ein "… First Nations Fonds geschaffen [wurde], um die Heilung der First Nations zu unterstützen, so dass sie ihre eigenen Gemeinden lehren und inspirieren können. Finanzielle Beiträge wurden aus jedem Land der Welt, in dem Psychology of Vision gelehrt wird, großzügig beigesteuert. Seit Einrichtung hat der First Nations Fonds erfolgreich 19 Angehörige der First Nations im 100-Tage-Programm graduiert und neun dieser Absolventen wurden in ganz British Columbia First-Nations-Trainer."[66] Bemerkenswerterweise erwähnt die Seite nicht, welchen First Nations die Absolventen und Trainer angehören.

Bei genauem Hinsehen wird deutlich, dass der Fonds nur die Kosten für Unterkunft und Verpflegung bezuschusst, aber keine Kursgebühren:

Bewerbungen von Angehörigen der First Nations auf Bezuschussung von Kosten für Unterkunft für die demnächst stattfindende Apprenticeship Juni 2012 werden auf "as-needs basis" gewährt. Bewerbungen sind bis spätestens 30. April 2012 einzureichen, danach eingehende Anträge werden nicht berücksichtigt.[66]

Interessanter Weise enthält die deutschsprachige Sektion der PoV-Seite andere Informationen zur Zulassung von indigenen Teilnehmern sowie zum Fonds, und dies ist nur ein Fall, in dem die verschiedensprachigen Abteilungen der Seite widersprüchliche Informationen anbieten:

The First Nations Fund came into being as a supply to cope with the numerous problems within the various tribes. Up to now, 25 First Nations have graduated from the 100-Day-Programme and presently, there are 5 First Nations PoV Trainers in Canada introducing their knowledge in various regions and reservations.
Generous financial contributions have been made to the fund from all parts of the earth where PoV is being taught.They ensure First Nations to participate in seminars and offer support for travel expense and accomodation during the trainings.[67]

Aus dem Wortlaut können Leser sehr wohl schließen, dass ebenfalls Kursgebühren bezuschusst werden, auch wenn dies nicht explizit gesagt wird. Die Unterschiede bei den Angaben zu den Zahlen von Absolventen und Trainern in den englischen und der deutschen Version ist ebenfalls aufschlussreich und wird auf der PoV-Seite nicht erklärt. Die kanadische Seite informiert die Leser in Seminarbeschreibungen, man könne sich nach gesonderten Gebühren für First Nations erkundigen; ferner werden noch Rabatte für Paare, Senioren und Studenten in Aussicht gestellt.[68]

Während die englischsprachigen Sektionen der Seite keine weiteren Informationen über den Fonds bieten, ist die deutschsprachige Sektion und insbesondere das dort publizierten Trainerhandbuch detaillierter und umfangreicher. Das deutsche Trainerhandbuch enthält einen Abschnitt K zum Fonds, der in der englischsprachigen Version des Trainers' Manual komplett fehlt.

Auf den ersten Blick leistet der Fonds finanzielle Unterstützung bei der Organisierung von PoV-Seminaren, Workshops und anderen Veranstaltungen, sofern diese in Reservationen bzw. in indigenen Gemeinden und für ein weitgehend indigenes Publikum durchgeführt werden. Im Gegensatz zum üblichen Procedere vergütet der Fonds Seminarleitern für diese Veranstaltungen alle anfallenden Kosten (Reisekosten, Hotelübernachtungen etc.). Die Trainer können sogar die von ihnen jährlich zu zahlenden Lizenzgebühren ganz oder anteilig durch das Organisieren von Seminaren für indigene Teilnehmer entrichten und das Handbuch liefert sogar Details zum Anrechnungsverfahren pro Seminar: z.B. für einen vollen Seminartag die Summe von USD 350 und USD 175 für einen halben Seminartag.[69]

Indigene Personen, die sich für die Trainerausbildung bewerben, können ebenfalls aus dem First Nations Fonds unterstützt werden. Die Bewerber sind jedoch gehalten darzustellen, inwiefern sie als Trainer zum „Wohlergehen des Planeten“ beitragen kann. Das Handbuch liefert Hinweise, indem es erwähnt, dass Bewerber zusichern können, tribale Älteste und traditionelle Repräsentanten mit PoV-Methoden vertraut zu machen, diese innerhalb ihrer Familien und Gemeinden anzuwenden und auch Vorgesetzte innerhalb der tribalen Verwaltung und im Management mit PoV bekannt zu machen und sie zu veranlassen, selbst Seminare zu buchen und PoV-Methoden im persönlichen und im Arbeitsalltag anzuwenden. Der Erfolg der Bewerber wird dann über obligatorische, vierteljährliche Berichte kontrolliert. [70]

Das Handbuch stellt keine Informationen darüber zu Verfügung, wie der Fonds finanziert wird oder hinsichtlich der tatsächlichen Verwendung der vorhandenen Gelder – mit Ausnahme einer Summe von USD 100, die monatlich der Fondsverwalterin gezahlt werden -, jedoch wird von Personen oder Gemeinden, die Mittel aus dem Fonds erhalten, Transparenz hinsichtlich der Verwendung erhaltener Gelder gegenüber PoV erwartet.

Der FN-Fonds bietet daher Anreize, Veranstaltungen bei indigenen Nationen zu organisieren und fordert sowohl indigene Bewerber um Trainerausbildungen wie auch indigene Bewerber um Zuschüsse für Seminarkosten dazu auf, weitere Angehörige ihrer nations zu rekrutieren und zwar nicht nur innerhalb ihrer Familien und im privaten sozialen Umfeld, sondern vor allem traditionelle Repräsentanten und Personen aus heutigen Verwaltungs- und Managementstrukturen.[71] Dies muss als systematischer und Multi-Level-Angriff auf indigene Nationen gewertet werden.

Tarnorganisationen und Angriff von mehreren Seiten

In mindestens einem Fall bediente sich PoV einer Tarnorganisation, die öffentliche und private Finanzmittel einwarb, der Ngystle Society. Die Webseite der Gesellschaft erwähnt keinen gemeinnützigen Status und gibt auch keine Informationen über ihren Vorstand.[72] Die Ngystle Society erhielt insgesamt CAD 475.000 von der Aborigianl Health Foundation, um psychologische Beratung für die Haida-Nation anzubieten; die Förderung ist im März 2010 ausgelaufen.[73]

Weitere ca. CAD 270.000 erhielt die Ngystle Society zwischen 2004 und 2009 vom Gwaii Trust.[74] Der Gwaii Trust hat jedoch zum einen sein "Healthy Humans"-Projekt beendet sowie seine Satzung geändert, sodass der Trust keine Finanzierung von Kerntätigkeiten mehr leisten kann und auch eine mehrfache Förderung gleicher Kurse nicht mehr möglich ist.[75]

Seitdem bewirbt die Ngystle Society weiterhin PoV-Seminare sowie auch weitere esoterische Produkte und Behandlungen, insbesondere eine Amethyst-Bio-Matratze und ein Gerät namens Trinfinity8, dessen Anwendung diverse Wirkungen von der Verjüngung über Schmerzlinderung bis hin zur Behandlung von Erkrankungen bieten soll.

Die Ngystle Society kooperiert ferner mit dem Plastikschamanen Erick Gonzalez und organisiert seit mehreren Jahren Seminare mit Gonzalez in British Columbia. Gonzalez ist Guatemalteke, der seit Jahrzehnten in den USA lebt und behauptet, Maya zu sein, sich jedoch den Namen OmeAkaEhekatl beigelegt hat, der aus der aztekischen Nahuatl-Sprache stammt. Er besitzt ein Grundstück in Kaliforien, auf dem er einen eigenen Stamm gegründet haben will.[76]

Auch derzeit (September 2013) wirbt die Webseite der Society für ein "Eric [sic] Gonzalez Intensive October 16-18".[77] Bereits im September 2012 veröffentlichte die Royal Canadian Mounted Police eine Warnung vor Gonzalez, da dieser in Verdacht steht, den Teilnehmern seiner angeblich spirituellen Zeremonien Drogen wie Peyote, Ayahuasca und Mescalin zu verabreichen[78]

Eine weitere, von PoV benutzte Organisation ist offenbar die "Kelmuc Circle of Friendship Society", die in mindestens einem Fall den Teilnehmern eines PoV-Seminars als entgegennehmende Stelle von Schecks für die Seminargebühren genannt wird. Das Seminar fand in der Reservation der Adams Lake Band [Secwepemc/Shuswap] statt.[79]

First Nations werden auch noch in weiterer Hinsicht mit Versuchen, ihnen Schalatanerieprodukte und nicht evidenzbasierte Heilmethoden zu verkaufen, gezielt angegangen. Ein Beispiel dafür ist die bereits erwähnte Adams Lake Band in British Columbia, wo PoV bereits Seminare verkauft. Der Newsletter der Reservation für den September 2013 bewirbt ein "Steps to Leadership"-Programm, das am 19. September beginnt; die Registrierung kostet CAD 2.000 pro Person. Die Annonce stellt klar, dass die Zahlung der Gebühren komplett im Voraus erfolgen muss.[80] Der Newsletter vom 8. November 2012 bewarb einen Workshop "The Path of the Spirit" am 17. und 18. November 2012 mit Kosten von CAD 150 pro Person.[79] Derselbe Newsletter enthält weitere Werbeanzeigen, z. B. für eine "Transformational & Esoteric Acupuncture" eines esoterischen Anbieters, der auch PoV im Angebot hat. Der Anbieter scheint mit dem Wellness Department der Reservation zusammenzuarbeiten, da das Inserat ankündigt, dieses nehme Ratenzahlungen für das Akupunkturangebot entgegen. Eine weitere Annonce wurde von einer Reiki-Anbieterin geschaltet. Diese Angebote stellen einen deutlichen Kontrast zu Kursen dar, die von der Stammesverwaltung selbst angeboten werden und die verdeutlichen, dass die Einwohner der Reservation alles andere als wohlhabend sind; einer der Kurse mit Einzelberatung heißt "Gerade erst war Zahltag - warum bin ich schon wieder blank?"[79]

Der Reservations-Newsletter vom 2. Mai 2013 kündigte einen zweitägigen PoV-Workshop "Receiving Gifts & Guidance from Spirit" an[81]; ein ebenfalls zweitägiger PoV-Workshop "Living your Purpose" im März 2013 wurde in einem früheren Newsletter angekündigt.[82]

Die St'át'imc wurden mindestens ab 2010[81] bis 2012[83] von PoV erfasst, wobei in mindestens einer Ortschaft Workshops organisiert wurden. Für eines dieser Seminare wurden Personen als Kontakt bzw. für weitere Informationen angegeben, die dem Stammesrat angehörten und über entsprechende E-Mail-Adressen verfügten.

Ebenfalls seit mindestens 2010 wird die Stó:lo-Nation mit PoV-Angeboten überzogen.[84] Der im Juli/August 2010 (also nach Auslaufen der AHF-Finanzierung) erschienene Newsletter der Reservation veröffentlicht einen Artikel "Verlust und Widerstandskraft der First-Nations-Gemeinden" von einer PoV-Trainerin, der das Thema Residential Schools aufgreift.

Siehe auch:

Anderssprachige Psiram-Artikel

References

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  36. http://www.healingkeys.com/MetaphorAtoZ.htm aufgerufen 28.09.2013
  37. Cancer involves the transformation of healthy functioning cells into malignant, or harmful, cells. The altered cells transfer faulty information to their offspring, and the cancerous cells grow in an abnormal and destructive way. Cancer is the embodiment of self-directed anger. It reflects a place of guilt and self-attack. A traumatic situation with a significant other will have taken place between six and eighteen months before the onset of the cancer. At some level, it is an attack on another through self-harm. It highlights that we have a need to give that has gone wild, or is completely misplaced, in addition to a fear of our purpose.[…] Tumors encapsulate our repressed anger, malice and conflicting, hidden belief systems. We are trying to shelter our pain or disappointment and are attempting to hold back negative self-beliefs and evil self-concepts. These mistaken beliefs and self-concepts stem from unresolved emotional fractures and broken hearts.
    http://www.healingkeys.com/MetaphorAtoZ.htm aufgerufen 28.09.2013
  38. 38,0 38,1 http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&url=search-alias%3Denglish-books&field-keywords=Chuck%20Spezzano aufgerufen 14.09.2013
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  45. http://www.psychologyofvision.co.uk/100-days-programme/ aufgerufen 12.09.2013 Was macht einen PoV-Tag aus: Keine Beratungssitzung durch einen PoV-Trainer zählt für einen PoV-Tag. Keine Studiengruppe, kein Miniworkshop, Forum etc. zählt für einen PoV-Tag, auch wenn diese Veranstaltung von einem Trainer durchgeführt wird. Ausnahmen können gewährt werden, wenn ein Trainer eine Reihe oder ein Miniprogramm mit Curriculum in einer geschlossenen Gruppe unterrichtet, deren Sitzungen prozessgeführt sind. Miniprogramme zählen maximal 10 Tage. Der Abendteil eines PoV-Workshop zählt als ein halber Tag, z.B. Freitag Nachmittag/Abend bis einschließlich Sonntag zählen dann 2,5 Tage. Wenn dieser Abend jedoch offen für Teilnehmer ist, die nicht am kompletten Workshop teilnehmen, zählt er nicht als halber Tag.
  46. 46,0 46,1 46,2 46,3 http://www.pov-int.eu/uber-uns/das-100-tage-programm/ aufgerufen 12.09.2013
  47. One complete Steps-to-Leadership Programme, counting 15 days, 30 days of Apprenticeship, 10 days of which are to be done in Hawaii. The prerequisite for an Apprenticeship is a minimum of 20 PoV days including 20 Joining sessions and/or the recommendation by a PoV trainer.
  48. http://www.kurt-sommer.com/info/news/infoabend-ueber-psychologie-der-vision-und-steps-to-leadership-training.html aufgerufen 13.09.2013
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