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Die '''Psychoanalyse''' ist eine Theorie von der menschlichen Psyche und gleichzeitig auch eine Form der Psychotherapie. Sie wurde von dem österreichischen Arzt Sigmund Freud begründet. Die Psychoanalyse spaltete sich seitdem in verschiedene Schulen auf.
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Die '''Psychoanalyse''' ist ein historisch-obsoletes Erklärungsmodell der menschlichen Psyche und gleichzeitig auch eine Form der Psychotherapie, deren Wirksamkeit jedoch umstritten ist. Sie wurde von dem österreichischen Arzt [[Sigmund Freud]] begründet. Die Psychoanalyse spaltete sich seitdem in verschiedene Schulen auf. Die Psychoanalyse ist entgegen eines weit verbreiteten Irrtums nicht mit der wissenschaftlichen Psychologie gleichzusetzen und stellt auch keine ihrer Teildisziplinen dar. Sie hat sich vielmehr weitgehend unabhängig von ihr entwickelt und hat keinerlei Relevanz in der empirischen/modernen Psychologie. Selbst fachfremde Personen können ohne nachweisliche Kenntnisse der Psychologie, der Psychopathologie, der Neurowissenschaften oder Medizin Analytiker werden. Eine wichtige Voraussetzung, um die Bezeichnung Psychoanalytiker führen zu dürfen, ist eine eigene "Lehranalyse", bei der sich der Ausbildungskandidat durch einen anderen Analytiker jahrelang zu eigenen Kosten selber analysieren lassen muss.  
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Der Begriff "Psychoanalyse" selbst wurde von Freuds frühem Mitstreiter und Arzt Joseph Breuer geprägt.
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Von den über 40 Lehrstühlen für klinische Psychologie in Deutschland ist nur einer von einem Psychoanalytiker besetzt.<ref>https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article152795956/Warum-die-Psychoanalyse-ein-Comeback-feiert.html</ref><ref>https://background.tagesspiegel.de/gesundheit/wie-geht-es-mit-der-psychoanalyse-weiter</ref> Viele Studierende hören in ihrem gesamten Psychologiestudium von der Psychoanalyse so gut wie nichts, wie selbst die "Interessengemeinschaft der Psychoanalyse an Universitäten e.V." und Analysten beklagt.<ref>https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article152795956/Warum-die-Psychoanalyse-ein-Comeback-feiert.html</ref><ref>https://web.archive.org/web/20210515160244/https://taz.de/Lehrstuhl-vor-dem-Aus/!5765960/</ref> Am 17. April 2021 reichte die „Studentische Interesseninitiative Psychoanalyse der Goethe Universität“ eine Petition ein, da der Fachbereich für Psychologie die Professur in Zukunft 'verfahrensoffen' ausschreiben wollte. Als Begründung der Petition wurde u.a. die historische Wichtigkeit genannt und dass es ohne diese Quotenregelung "voraussichtlich zu einer Abschaffung der Abteilung für Psychoanalyse führen würde".<ref>https://www.openpetition.de/petition/online/forderung-fuer-den-erhalt-des-psychoanalytischen-lehrstuhls-an-der-goethe-universitaet</ref> In einem Artikel der taz zum Thema erwähnte ein befürwortender Psychoanalyst: "Unter dem gegenwärtigen Lehrstuhlinhaber Tilmann Habermas (Sohn des weltbekannten Philosophen Jürgen Habermas) wurde die Psychoanalyse in das Institut für Psychologie eingegliedert und führte dort dann ein Nischendasein. Umgeben war sie von Pro­fes­so­r*in­nen verfeindeter Theorietraditionen, die wegen angeblicher Antiquiertheit der Psychoanalyse deren wissenschaftliche Legitimität anzweifelten."<ref>https://web.archive.org/web/20210515160244/https://taz.de/Lehrstuhl-vor-dem-Aus/!5765960/</ref>
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In einem Brief an Sigmund Freud schlägt Breuer vor, das von ihm bei der Behandlung von Bertha Pappenheim (in der Literatur bezeichnet als Anna&nbsp;O.) 1880/1881 entwickelte Verfahren "Psychoanalyse" zu nennen – in Anlehnung an das Theaterstück "König Ödipus" von Sophokles, das Schiller 1787 in einem Brief an Goethe als "tragische analysis" bezeichnet hatte: Der Ödipus des Sophokles versteht es, aufrichtig und selbstlos die lange zurück liegenden Umstände seiner familiären Verstrickung – aus der Rückschau – aufzulösen.<ref>http://www.oedipus-online.de/</ref>
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Von wissenschaftsphilosophischer und -theoretischer Seite wird gegen die Psychoanalyse eingewendet, daß sie keine Wissenschaft darstelle, sondern sich nur als Wissenschaft ausgebe. Für Sir Karl R. Popper, dem Vater des Wortes Pseudowissenschaft, sind Theorien nur dann wissenschaftlich, wenn sie grundsätzlich widerlegbar sind (falsifizierbar). Die Psychoanalyse ist somit den Pseudowissenschaften zuzuordnen, wie Popper bereits 1972 formulierte.<ref>http://www.verhaltenswissenschaft.de/Psychotherapie/Psychoanalyse/psychoanalyse.htm#Pseudowissenschaft</ref> Diese Auffassung wird von diversen weiteren Wissenschaftstheoretikern wie T.S. Kuhn, B.A. Farrell oder F. Cioffi geteilt.<ref>http://www.verhaltenswissenschaft.de/Psychotherapie/Psychoanalyse/psychoanalyse.htm#Pseudowissenschaft</ref> Weitere Kritiker der Psychoanalyse sind beispielsweise: Martin Seligman<ref>Seligman, Martin, Authentic Happiness (The Free Press, Simon & Schuster, 2002), p. 64.</ref>, Noam Chomsky<ref>The Professorial Provocateur, Noam Chomsky interviewed by Deborah Solomon".</ref>, Steven Pinker<ref>Pinker, Steven (1997). How The Mind Works. Steven Pinker</ref>, Stephen Jay Gould<ref>Gould, Stephen Jay (1977). Ontogeny and Phylogeny. Harvard University Press.</ref>, Richard Feynman<ref>Feynman, Richard (2007) [1998]. The Meaning of It All: Thoughts of a Citizen-Scientist. London: Penguin. pp. 114–5. Feynman was also speaking here of psychiatrists.</ref> oder Michel Foucault<ref>Weeks, Jeffrey (1989), Sexuality and its Discontents: Meanings, Myths, and Modern Sexualities, New York: Routledge, p. 176, ISBN 978-0-415-04503-2</ref>. Prof. Derksen erklärt, warum Freud auch bei ansonsten sehr kritischen und wissenschaftlich denkenden Geistern kaum als Pseudowissenschaftler auffällt. Er benutze alle sieben Strategien des Pseudowissenschaftlers auf sehr raffinierte (sophisticated) Art und Weise und wirft so eine der großartigsten Nebelbomben der Geistesgeschichte.<ref>https://verhalten.wordpress.com/2021/12/20/freud-als-pseudowissenschaftler/
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==Der Fall der „Anna&nbsp;O.“==
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https://link.springer.com/article/10.1023/A:1013100717113</ref>
[[image:AnnaO.jpg|Anna&nbsp;O.|thumb]]
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Die erste bekannte Patientin, die psychoanalytisch behandelt wurde, war „Anna&nbsp;O.“, ein Pseudonym, hinter dem sich die Frauenrechtlerin, jüdische Sozialpionierin und Gründerin des Jüdischen Frauenbundes Bertha Pappenheim (27.&nbsp;Februar 1859, Wien - 28.&nbsp;Mai 1936, Neu-Isenburg) verbarg. Breuer stellte bei ihr eine „Hysterie“ fest, deren Ursache ein sexueller Missbrauch in der frühen Kindheit sein sollte.<ref>http://psychology.about.com/od/sigmundfreud/p/anna_o.htm</ref>
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Zentraler Ausgangspunkt für die Entwicklung der Psychoanalyse sind die mit Josef Breuer zusammen verfassten Studien über Hysterie (1895/1995). Bertha Pappenheim diente dabei als Studienobjekt. Sie wird als der erste Fall geschildert, in dem es gelang, die Hysterie „vollständig zu durchleuchten“ und die Symptome zum Verschwinden zu bringen. Ihre Aussage, dass ihr das Aussprechen helfe, ihre Seele zu entlasten, entspricht der später als „Katharsis-Theorie“ bezeichneten Behandlungstechnik der Psychoanalyse. Allerdings wurde Bertha Pappenheim nicht geheilt, sondern von Breuer in die Privatklinik Bellevue in Kreuzlingen am Bodensee überwiesen. Nach ihrer Behandlung in dieser Klinik wurde sie von Breuer nicht mehr persönlich betreut. Freud, der seine Zusammenarbeit mit Breuer beendete, stellte den Fall „Anna&nbsp;O.“ dem entgegen als erste gelungene Heilung durch die Psychoanalyse dar.
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Nach Ende der Behandlung durch Breuer war sowohl ihm als auch Freud weiterhin der Verlauf der Erkrankung Pappenheims bekannt. Unter Freuds Schülern wurde die Anfechtbarkeit der Darstellung des „Behandlungserfolgs“ geäußert. In einem Privatseminar sagte Carl Gustav Jung 1925:
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"''So war auch der berühmte erste Fall, den er gemeinsam mit Breuer behandelte und der so sehr als das Beispiel eines herausragenden therapeutischen Erfolgs gepriesen wird, in Wahrheit nichts dergleichen''."
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Und Charles Aldrich berichtet:
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"''Aber die Patientin dieses berühmten Falles war nicht geheilt. Freud erzählte Jung, dass alle ihre alten Symptome zurückgekehrt seien, nachdem er den Fall aufgegeben habe''."
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Die Psychoanalyse sei der Aberglaube des Jahrhunderts, schrieb der Autor Dieter E. Zimmer in seiner berühmt gewordenen Polemik. Zwar habe Freud als Neurologe angefangen und sich als Wissenschaftler ausgegeben. Dennoch habe sich keine seiner Theorien in den Jahrzehnten seit ihrer Veröffentlichung empirisch belegen lassen. Seine Vorstellung von seelischer Energie, der Physik abgeschaut, sei komplett falsch, seine Einteilung in Ich, Es und Über-Ich nicht mehr als eine Metapher, ausserdem habe er dauernd an der Biologie und Evolution vorbei­argumentiert. Kurz: Freuds Lehre sei ein Irrglaube mit religiösen Zügen.<ref>https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/was-von-freud-bleibt/story/30839499</ref> Selbst der Narzissmusforscher Otto Kernberg, der viele Jahre lang die amerikanische Gesellschaft für Psychoanalyse anführte, kritisierte die zögerliche Einstellung der Psychoanalyse zu Forschung und Anwendung. Ihm missfiel auch, dass Psychoanalytiker jede Kritik an ihrer Methode als Widerstand gegen ihre Erkenntnisse abwerteten.<ref>https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/was-von-freud-bleibt/story/30839499</ref> Auch andere Kritiker werfen der Psychoanalyse vor, eine Art Religion oder sektenhaft zu sein.<ref>https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/Freuds-Psychoanalyse-ist-so-unwirksam-wie-Homoeopathie/story/11694740</ref>
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Wie Pappenheim selbst den Erfolg der Behandlung bewertete, ist nicht belegt. Sie sprach niemals über diesen Abschnitt ihres Lebens und widersetzte sich mit Vehemenz jedem Vorschlag einer psychoanalytischen Behandlung von Personen, für die sie die Verantwortung trug.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Bertha_Pappenheim#Behandlungserfolg</ref>
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Freuds Traumdeutung, die er für sein Meisterstück hielt und selbstbewusst auf 1900 datierte, obwohl sie vorher fertig war, gilt als widerlegt. Dies gilt auch für sein Triebmodell, seine sexuelle Typologie von oralem oder analem Charakter oder die Herleitung seiner Krankengeschichten. Freuds berühmteste Entdeckung, der für das bürgerliche Wien schockierende Ödipuskomplex, wonach der Bub heimlich den Vater beseitigen möchte, um an die Mutter heranzukommen, lässt sich als Ursache für eine Neurose nicht belegen und scheint aus heutiger Sicht absurd. Falsch ist ferner die Behauptung eines Kastrationskomplexes, des Todestriebes und von vielem mehr, das Freud in seinem immensen Gesamtwerk und seiner Korrespondenz formuliert hat. Nicht einmal der von Freud beschriebene Vorgang der Sublimation geht auf - dabei bestimmt er seine Kulturtheorie. Kultur entsteht nach Freud, wenn der Mensch seine Triebe kanalisiert.<ref>https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/was-von-freud-bleibt/story/30839499</ref><ref>http://www.verhaltenswissenschaft.de/Psychotherapie/Psychoanalyse/psychoanalyse.htm#widerlegt</ref><ref>http://skepdic.com/German/psychoanalyse.html</ref>
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Der Begriff "Psychoanalyse" selbst wurde von Freuds frühem Mitstreiter und Arzt Joseph Breuer geprägt. In einem Brief an Sigmund Freud schlägt Breuer vor, das von ihm bei der Behandlung von Bertha Pappenheim (in der Literatur bezeichnet als Anna&nbsp;O.) 1880/1881 entwickelte Verfahren "Psychoanalyse" zu nennen – in Anlehnung an das Theaterstück "König Ödipus" von Sophokles, das Schiller 1787 in einem Brief an Goethe als "tragische analysis" bezeichnet hatte: Der Ödipus des Sophokles versteht es, aufrichtig und selbstlos die lange zurück liegenden Umstände seiner familiären Verstrickung – aus der Rückschau – aufzulösen.<ref>http://www.oedipus-online.de/</ref>
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==Theorie der Psychoanalyse==
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==Annahmen der Psychoanalyse==
 
===Instanzenmodell===
 
===Instanzenmodell===
 
Die Psychoanalyse postuliert, dass die menschliche Psyche aus drei Instanzen aufgebaut ist. Diese werden mit "Es", "Ich" und "Über-Ich" bezeichnet. Dabei verkörpert das "Es" die Triebe (s.&nbsp;Triebtheorie), das "Ich" den bewussten Teil der Psyche und das "Über-Ich" die moralischen Werte und Normen. Erkenntnisse der modernen Neurowissenschaften können dieses Modell nicht bestätigen, da der Aufbau des menschlichen Gehirns nicht dieser Unterteilung entspricht. Zwar sind moralische Verhaltensmuster wie z.B. gesellschaftliche Normen eng mit den Stirnlappen korreliert, "Triebe" (z.B. Sexualität, Nahrungsaufnahme) eher mit phylogenetisch ursprünglicheren Hirnabschnitten, jedoch lässt sich daraus kein Gesamtkonstrukt für die menschliche Psyche ableiten.
 
Die Psychoanalyse postuliert, dass die menschliche Psyche aus drei Instanzen aufgebaut ist. Diese werden mit "Es", "Ich" und "Über-Ich" bezeichnet. Dabei verkörpert das "Es" die Triebe (s.&nbsp;Triebtheorie), das "Ich" den bewussten Teil der Psyche und das "Über-Ich" die moralischen Werte und Normen. Erkenntnisse der modernen Neurowissenschaften können dieses Modell nicht bestätigen, da der Aufbau des menschlichen Gehirns nicht dieser Unterteilung entspricht. Zwar sind moralische Verhaltensmuster wie z.B. gesellschaftliche Normen eng mit den Stirnlappen korreliert, "Triebe" (z.B. Sexualität, Nahrungsaufnahme) eher mit phylogenetisch ursprünglicheren Hirnabschnitten, jedoch lässt sich daraus kein Gesamtkonstrukt für die menschliche Psyche ableiten.
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===Triebtheorie===
 
===Triebtheorie===
 
Die psychoanalytische Triebtheorie geht von zwei angeborenen, entgegengesetzten Trieben im Menschen aus, dem Lebenstrieb (Eros bzw. Libido), der für die Energie für Wachstum und Überleben sorgt und das Individuum zur sexuellen Reproduktion veranlasst und dem Todestrieb (Thanatos), der nach der Selbstzerstörung des Individuums strebt. Beide sollen im "Es" lokalisiert sein.  
 
Die psychoanalytische Triebtheorie geht von zwei angeborenen, entgegengesetzten Trieben im Menschen aus, dem Lebenstrieb (Eros bzw. Libido), der für die Energie für Wachstum und Überleben sorgt und das Individuum zur sexuellen Reproduktion veranlasst und dem Todestrieb (Thanatos), der nach der Selbstzerstörung des Individuums strebt. Beide sollen im "Es" lokalisiert sein.  
Nach Freud besteht eine ständige Spannung zwischen dem Selbsterhaltungs- und dem Selbstvernichtungstrieb. Aggressionen sind nach dieser Theorie durch einen nach außen gerichteten (abgelenkten) Todestrieb motiviert, der vor der Selbstzerstörung bewahrt. Diese Theorie wird aus verschiedenen Gründen weitestgehend abgelehnt, weil die beiden Triebe sich (bzw. die entsprechenden neurologischen Vorgänge) nicht im Gehirn lokalisieren lassen und diese Theorie wissenschaftlich nicht überprüfbar ist. Aus diesem Grund ist diese Theorie auch nicht falsifizierbar.
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Nach Freud besteht eine ständige Spannung zwischen dem Selbsterhaltungs- und dem Selbstvernichtungstrieb. Aggressionen sind nach dieser Theorie durch einen nach außen gerichteten (abgelenkten) Todestrieb motiviert, der vor der Selbstzerstörung bewahrt. Diese Theorie wird aus verschiedenen Gründen weitestgehend abgelehnt, weil die beiden Triebe (bzw. die entsprechenden neurologischen Vorgänge) sich nicht im Gehirn lokalisieren lassen und diese Theorie wissenschaftlich nicht überprüfbar ist. Aus diesem Grund ist diese Theorie auch nicht falsifizierbar.
    
==Schulen==
 
==Schulen==
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==Psychoanalytische Therapie==
 
==Psychoanalytische Therapie==
Die Ausbildung zum Psychoanalytiker setzt nicht notwendigerweise ein Medizin- oder Psychologiestudium voraus. Viele Analytiker sind Sozialwissenschaftler, Pädagogen oder Philosophen. Auch völlig fachfremde Personen können, völlig ohne Kenntnisse der Neurowissenschaften, der Psychologie, der Psychopathologie und Pharmakologie Analytiker werden. Eine wichtige Voraussetzung, um die Bezeichnung Psychoanalytiker führen zu dürfen, ist eine Lehranalyse, bei der sich der Ausbildungskandidat durch einen anderen Analytiker selber analysieren lassen muss. Dabei soll er einerseits die Analysetechniken erlernen, andererseits soll er von eigenen psychischen Problemen geheilt werden. Die Lehranalyse muss selber bezahlt werden, und dauert oftmals Jahre.
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Die klassische Psychoanalyse findet über einige Jahre hinweg drei- bis fünfmal wöchentlich statt. Der Patient bzw. Analysand liegt auf einer Couch und sagt möglichst unzensiert alles, was ihn gerade bewegt bzw. ihm durch den Sinn geht (Freies Assoziieren). Der hinter ihm sitzende Analytiker hört mit einer Haltung "freischwebender Aufmerksamkeit" zu und teilt dem Analysanden die während des psychoanalytischen Prozesses gewonnenen Erkenntnisse mit ("Deutung"), wann immer er dies für günstig hält. Dabei ist ausdrücklich erwünscht, dass der Klient eine Beziehung zum Analytiker entwickelt, deren Emotionen, Motive, Wünsche u.a. thematisiert und vom Analytiker interpretiert werden (Übertragung - Gegenübertragung). Auch die Traumdeutung kommt während der analytischen Behandlung zur Anwendung.
 
Die klassische Psychoanalyse findet über einige Jahre hinweg drei- bis fünfmal wöchentlich statt. Der Patient bzw. Analysand liegt auf einer Couch und sagt möglichst unzensiert alles, was ihn gerade bewegt bzw. ihm durch den Sinn geht (Freies Assoziieren). Der hinter ihm sitzende Analytiker hört mit einer Haltung "freischwebender Aufmerksamkeit" zu und teilt dem Analysanden die während des psychoanalytischen Prozesses gewonnenen Erkenntnisse mit ("Deutung"), wann immer er dies für günstig hält. Dabei ist ausdrücklich erwünscht, dass der Klient eine Beziehung zum Analytiker entwickelt, deren Emotionen, Motive, Wünsche u.a. thematisiert und vom Analytiker interpretiert werden (Übertragung - Gegenübertragung). Auch die Traumdeutung kommt während der analytischen Behandlung zur Anwendung.
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Solche lang andauernden Therapien sind derzeit nicht mehr häufig. Kürzere Therapieformen sind die psychoanalytische Fokaltherapie und die tiefenpsychologische Psychotherapie.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Psychoanalyse#Psychoanalyse_als_Therapie</ref>
 
Solche lang andauernden Therapien sind derzeit nicht mehr häufig. Kürzere Therapieformen sind die psychoanalytische Fokaltherapie und die tiefenpsychologische Psychotherapie.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Psychoanalyse#Psychoanalyse_als_Therapie</ref>
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Eine psychoanalytische Therapie strebt weitergehende Umstrukturierung der Persönlichkeit und insbesondere des Gefühlslebens in denjenigen Bereichen an, die zur Aufrechterhaltung psychopathologischer Elemente beitragen. Da dies sehr weitreichende Eingriffe in die Persönlichkeit des Klienten sind, ist schon allein aus diesem Grund die Fehlergefahr sehr hoch.
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Eine psychoanalytische Therapie strebt weiterhin die Umstrukturierung der Persönlichkeit und insbesondere des Gefühlslebens in denjenigen Bereichen an, die zur Aufrechterhaltung psychopathologischer Elemente beitragen. Da dies sehr weitreichende Eingriffe in die Persönlichkeit des Klienten sind, ist schon allein aus diesem Grund die Fehlergefahr sehr hoch.
    
==Kritik==
 
==Kritik==
===Generell===
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===Historisch===
Freud sah die Psychoanalyse anfangs als eine Naturwissenschaft. Je mehr empirische Fakten im Laufe der Zeit gegen die Annahmen der Psychoanalyse sprachen, desto stärker wandelte sich diese zu einer Art "Verstehenskunst". Die bedeutendsten Vertreter der Psychoanalyse sind keine Psychologen oder Ärzte, sondern Philosophen (Beispiel: Jürgen Habermas), denen die empirische Prüfung der Aussagen der Psychoanalyse nicht relevant erschien.
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Freud sah die Psychoanalyse anfangs als eine Naturwissenschaft. Je mehr empirische Fakten im Laufe der Zeit gegen die Annahmen der Psychoanalyse sprachen, desto stärker wandelte sich diese zu einer Art "Verstehenskunst".  
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Hans-Jürgen Eysenck veröffentlichte bereits 1952 eine Übersichtsarbeit über 24 Psychotherapiestudien, wobei er "eklektischer Psychotherapie" mit Psychoanalyse und spontanen Remissionsraten unbehandelter Patienten verglich. Er kam zu dem Schluss, dass Psychoanalyse der Spontanremission sogar unterlegen sei. Obwohl seine Methodik aus heutiger Sicht nicht mehr hinlänglich ist, demonstriert diese Arbeit jedoch, die schon sehr früh eintretende Forschung, die die Wirksamkeit der Psychoanalyse in Frage stellte.<ref>Hans Jürgen Eysenck: The Effects of Psychotherapy: An Evaluation. In: Journal of Consulting Psychology. 16, 1952, S. 319–324.</ref>
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Anfang der 1990er Jahre veröffentlichte dann die Arbeitsgruppe um Klaus Grawe die bisher umfangreichste Metaanalyse von Psychotherapie-Vergleichsstudie und folgerte, dass kognitive Verhaltenstherapie im Durchschnitt hochsignifikant wirksamer sei als psychoanalytische Therapie.<ref>Klaus Grawe: Psychotherapieforschung zu Beginn der neunziger Jahre. In: Psychologische Rundschau. 43, 1992, S. 132–162.</ref><ref>Klaus Grawe, Ruth Donati, Friederike Bernauer: Psychotherapie im Wandel. Von der Konfession zur Profession. Hogrefe, Göttingen 1994, ISBN 3-8017-0481-5.</ref> Diese Ergebnisse wurden im deutschsprachigen Raum zum Teil sehr kontrovers diskutiert und von psychoanalytischer Seite in Frage gestellt.<ref>Wolfgang Mertens: Psychoanalyse auf dem Prüfstand? Eine Erwiderung auf die Meta-Analyse von Klaus Grawe. Berlin, München: Quintessenz, 1994.</ref>
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In der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1993 veröffentlichten Studie zur Wirksamkeit der Behandlung psychischer Störungen<ref>Andrews, G. (1993). The benefits of psychotherapy. In N.Sartorius; G. de Girolamo; G. Andrews; G.A. German; L. Eisenberg (Hrsg.), Treatment of mental disorders: a review of effectiveness. Washington: World Health Organization / American Psychiatric Press, 235-247.</ref> wird festgestellt, dass die dynamischen Psychotherapien (Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie u.a.) im Gegensatz zu ihrer derzeit noch bestehenden Popularität bei Patienten und Behandlern zumeist nicht wirksamer sind als ein Placebo.<ref>http://www.psychotherapie.de/psychotherapie/akademie/98010401.html</ref>
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Es gibt keine kontrollierten Studien zum Langzeiteffekt einer psychoanalytischen Therapie bei der Behandlung von Depressionen von Erwachsenen.<ref>American Psychiatric Association. Practice Guideline for major depressive disorder in adults. Am J Psychiatry. 1993;150(suppl4):1-26)</ref>
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Siehe auch [http://www.sgipt.org/th_schul/pa/ptf/rudolf91.htm hier]
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===Wirksamkeit===
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Eine systematische Überprüfung der medizinischen Literatur durch die angesehene Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2001 ergab, dass keine Daten vorliegen, die belegen, dass die psychodynamische Psychotherapie bei der Behandlung von Schizophrenie und schweren psychischen Erkrankungen wirksam ist.<ref>Malmberg, Lena; Fenton, Mark; Rathbone, John (2001). "Individual psychodynamic psychotherapy and psychoanalysis for schizophrenia and severe mental illness". Cochrane Database of Systematic Reviews (3): CD001360. doi:10.1002/14651858.CD001360. PMC 4171459. PMID 11686988.</ref> Ein französisches Review kam zum selben Ergebnis.<ref>National Institute for health and medical research (2004), Psychotherapy: Three approaches evaluated, PMID 21348158</ref> Auch das "Institut national de la santé et de la recherche médicale" kurz INSERM kam anhand von Metaanalysen zu dem Schluss, dass die psychoanalytische Therapie weniger wirksam ist als andere Psychotherapien für bestimmte Krankheiten.<ref>National Institute for health and medical research (2004), Psychotherapy: Three approaches evaluated, PMID 21348158</ref>
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Gemäss neueren Untersuchungen erweisst sich ein Vergleich von Psychoanalytischen Therapien mit den Standardtherapien als schwierig. Insbesondere die Einbeziehung von Prä- / Post-Studien (anstelle von randomisierten kontrollierten Studien wie das normalerweise der Fall ist) und das Fehlen adäquater Vergleiche mit Kontrollbehandlungen ist eine schwerwiegende Einschränkung bei der Interpretation von Studien, die den Psychoanalytischen Therapien Evidenz zusprechen.<ref>De Maat, S; De Jonghe, F; De Kraker, R; Leichsenring, F; Abbass, A; Luyten, P; Barber, J. P; Rien, Van; Dekker, J (2013). "The current state of the empirical evidence for psychoanalysis: A meta-analytic approach". Harvard Review of Psychiatry. 21 (3): 107–37. doi:10.1097/HRP.0b013e318294f5fd (inactive 2019-12-03). PMID 23660968.</ref>
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Eine Metaanalyse der Langzeitpsychodynamischen Psychotherapie aus dem Jahr 2012 ergab eine bescheidene Gesamtwirkungsgröße. Diese Studie kam zu dem Schluss, dass die Recovery Rate den Kontrollbehandlungen - einschließlich den treatment as usual - gleich war. Die Autoren stellten fest, dass die Wirksamkeit der Langzeitpsychodynamischen Psychotherapie somit begrenzt und bestenfalls widersprüchlich sei.<ref>Smit, Y.; Huibers, J.; Ioannidis, J.; van Dyck, R.; van Tilburg, W.; Arntz, A. (2012). "The effectiveness of long-term psychoanalytic psychotherapy — A meta-analysis of randomized controlled trials". Clinical Psychology Review. 32 (2): 81–92. doi:10.1016/j.cpr.2011.11.003. PMID 22227111.</ref>
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===Professionalität===
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Die Ausbildung zum Psychoanalytiker setzt nicht notwendigerweise ein Medizin- oder Psychologiestudium voraus. Viele Analytiker sind Sozialwissenschaftler, Pädagogen oder Philosophen. Auch völlig fachfremde Personen können ohne nachweisliche Kenntnisse der der Psychologie, der Psychopathologie, der Neurowissenschaften oder Medizin Analytiker werden. Eine wichtige Voraussetzung, um die Bezeichnung Psychoanalytiker führen zu dürfen, ist eine Lehranalyse, bei der sich der Ausbildungskandidat durch einen anderen Analytiker selber analysieren lassen muss. Dabei soll er einerseits die Analysetechniken erlernen, andererseits soll er von eigenen psychischen Problemen geheilt werden. Die Lehranalyse muss selber bezahlt werden und dauert oftmals Jahre.
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Die bedeutendsten Vertreter der Psychoanalyse sind auch keine Psychologen oder Ärzte, sondern Philosophen (Beispiel: Jürgen Habermas), denen die empirische Prüfung der Aussagen der Psychoanalyse nicht relevant erschien.
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Da es, anders als bei Arzneimitteln, in der Psychoanalyse und in anderen Psychotherapieschulen kein fundiertes Qualitätssicherungs- oder Nebenwirkungsmeldesystem gibt, bleiben Psychotherapieschäden fast immer im Verborgenen oder obliegen, mangels einer unabhängigen Behörde, nur der Einschätzung der Therapeuten oder des Therapeutenverbandes, dem die Therapeuten angehören. In der Praxis werden sie oft heruntergespielt, unkonventionellen Behandlungsmethoden oder dem Patienten selbst zur Last gelegt. Dies hat wiederum zur Folge, dass es für Betroffene oft sehr schwierig ist, einen Therapieschaden nachzuweisen. Diesbezügliche Klagen gegen Therapeuten bleiben mangels objektiver und unabhängiger Qualitätskontrolle daher meist erfolglos.
    
Inzwischen ist wohl jeder relevante Aspekt der Psychoanalyse zum Thema heftiger Debatten geworden. Eine zentrale Kritik besagt, dass die klassische Psychoanalyse aus methodischen Gründen nicht als empirische Wissenschaft akzeptiert werden kann, da ihre suggestive Wirkung in der Therapiesituation selbsterfüllende Prophezeiungen produziere. Akzeptiert der Patient die Deutung, wertet der Therapeut dies als Bestätigung. Widerspricht er ihr, sucht der Therapeut nach unbewussten Widerständen gegen die Interpretation und fühlt sich gleichfalls bestätigt. Dies führt zu dem Vorwurf der theoretischen und methodischen Immunisierung gegen Kritik. Kritik erfolgte auch an der therapeutischen Praxis der Psychoanalyse, die zu langwierig und teuer sei, während der Nutzen nicht überzeugend belegt sei.<ref>http://www.gwup.org/infos/themen-nach-gebiet/66-gesundheit/71-psychoanalyse</ref>
 
Inzwischen ist wohl jeder relevante Aspekt der Psychoanalyse zum Thema heftiger Debatten geworden. Eine zentrale Kritik besagt, dass die klassische Psychoanalyse aus methodischen Gründen nicht als empirische Wissenschaft akzeptiert werden kann, da ihre suggestive Wirkung in der Therapiesituation selbsterfüllende Prophezeiungen produziere. Akzeptiert der Patient die Deutung, wertet der Therapeut dies als Bestätigung. Widerspricht er ihr, sucht der Therapeut nach unbewussten Widerständen gegen die Interpretation und fühlt sich gleichfalls bestätigt. Dies führt zu dem Vorwurf der theoretischen und methodischen Immunisierung gegen Kritik. Kritik erfolgte auch an der therapeutischen Praxis der Psychoanalyse, die zu langwierig und teuer sei, während der Nutzen nicht überzeugend belegt sei.<ref>http://www.gwup.org/infos/themen-nach-gebiet/66-gesundheit/71-psychoanalyse</ref>
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Viele Psychoanalytiker lehnen auch heute noch die biologische Entstehung psychischer Krankheiten und die medikamentöse Behandlung dieser ab. Ähnlich den [[Pseudomedizin]]ern plädieren sie auf die [[Ganzheitlichkeit|ganzheitliche]] Betrachtung der Persönlichkeit, kritisieren den "Biologismus" oder "Scientizismus" und grenzen sich von der wissenschaftlichen Psychologie ab, die sie "Schulpsychologie" nennen (analog zur "[[Schulmedizin]]").<ref>http://www.psychoanalyse-aktuell.de/kinder/adhs.html</ref>
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Viele Psychoanalytiker lehnen auch heute noch die biologische Entstehung psychischer Krankheiten und deren medikamentöse Behandlung ab. Ähnlich den [[Pseudomedizin]]ern plädieren sie für die [[Ganzheitlichkeit|ganzheitliche]] Betrachtung der Persönlichkeit, kritisieren den "Biologismus" oder "Szientismus" und grenzen sich von der wissenschaftlichen Psychologie ab, die sie "Schulpsychologie" nennen (analog zur "[[Schulmedizin]]").<ref>http://www.psychoanalyse-aktuell.de/kinder/adhs.html</ref>
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Die einseitige Betrachtung psychischer Leiden brachte auch so skurrile Konzepte der Krankheitsentstehung mit sich wie z.B. die "schizophrenogene Mutter", deren ambivalentes Verhalten gegenüber dem Kind angeblich die Ursache der Schizophrenie sei<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Schizophreniekonzepte#Psychodynamische_Konzepte</ref><ref>http://www.sgipt.org/medppp/schizo/haefn0.htm</ref> oder die "Kühlschrankmutter", deren distanziertes Verhalten gegenüber dem Kind angeblich Autismus auslösen soll<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BChlschrankmutter</ref>. Dem entsprechend wurden Betroffene auch analytisch behandelt. Damit wurde nicht nur zahlreichen Menschen effektive Hilfe verwehrt, es wurden zudem auch noch den Müttern, die durch die Erkrankung des Kindes ohnehin schon stark belastet waren, zusätzlich Schuldgefühle dafür aufgebürdet. Die beiden Konzepte sind inzwischen von den modernen Neurowissenschaften widerlegt.
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Viele Psychoanalytiker haben eine ablehnende Einstellung zur medikamentösen Behandlung psychischer Krankheiten und/oder sind [[Ritalinkritik]]er.
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Eine Gefahr insbesondere bei medizinisch nicht ausgebildeten Analytikern besteht darin, dass organische Krankheiten als psychische fehldiagnostiziert werden und in Folge dessen eine angemessene medizinische Behandlung unterbleibt. Insbesondere das Konzept der Hysterie, heute als Konversionsstörung bezeichnet, birgt die Gefahr in sich, dass Krankheiten wie Epilepsie oder Hirntumoren übersehen werden.<ref>http://www.richardwebster.net/freudandhysteria.html</ref>
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Die einseitige Betrachtung psychischer Leiden brachte auch so skurrile Konzepte der Krankheitsentstehung mit sich, wie z.B. die "schizophrenogene Mutter", deren ambivalentes Verhalten gegenüber dem Kind angeblich die Ursache der Schizophrenie sei<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Schizophreniekonzepte#Psychodynamische_Konzepte</ref><ref>http://www.sgipt.org/medppp/schizo/haefn0.htm</ref> oder die "Kühlschrankmutter", deren distanziertes Verhalten gegenüber dem Kind angeblich Autismus auslösen soll<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BChlschrankmutter</ref>. Dem entsprechend wurden Betroffene auch analytisch behandelt. Damit wurde nicht nur zahlreichen Menschen effektive Hilfe verwehrt, es wurden zudem auch noch den Müttern, die durch die Erkrankung des Kindes sowieso schon stark belastet waren, zusätzlich Schuldgefühle dafür aufgebürdet. Die beiden Konzepte sind inzwischen von den modernen Neurowissenschaften widerlegt.
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Der britische Psychiater Eliot Slater untersuchte in einer Studie 85&nbsp;Patienten, die in den Jahren 1951, 1953 und 1955 die Diagnose „Hysterie“ am National Hospital for Nervous Diseases in London erhielten. Dabei stellte er fest, dass es eine große Anzahl an falschen Diagnosen gab: Während eines Zeitraumes von neun Jahren nach der Diagnose starben zwölf der 85&nbsp;Patienten, 14&nbsp;wurden behindert und 16&nbsp;teilweise behindert. Die meisten dieser Fälle beruhten auf einer organischen Krankheit, die als „Hysterie“ falsch diagnostiziert wurde. Darunter waren drei Fälle einer vaskulären Erkrankung, drei Tumore und einige Fälle von Epilepsie. Ein Mann klagte über diverse Symptome, darunter auch Schmerzen in Bein, später wurde in einem anderen Krankenhaus multiple Sklerose festgestellt. In einem anderen Fall starb eine Frau, der man Hysterie und Drogensucht unterstellte, zwei Jahre danach an einem Hirntumor.<ref>Eliot Slater, ‘Diagnosis of “Hysteria”’, British Medical Journal, 29 May 1965, p. 1399</ref>
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Viele Psychoanalytiker haben eine ablehnende Einstellung zu medikamentösen Behandlung psychischer Krankheiten und/oder sind [[Ritalinkritik]]er.
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===Dauer===
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Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Ablauf der Behandlung. In der Regel treffen Therapeut und Patient mindestens 3-mal wöchentlich zu einer Therapiestunde zusammen. Die Realität wird dabei immer mehr ausgeklammert, die Bindung zum Therapeuten immer stärker, teilweise so stark, dass es in der realen Welt des Klienten nicht selten zu Beziehungsabbrüchen und zu einer totalen Isolation kommt. Durch solche teils sehr engen Beziehungen zwischen Analytiker und Klient und die Besprechung teils sehr intimer Informationen aus dem Leben des Klienten, ist die Gefahr des sexuellen Missbrauchs während der Therapie sehr groß.<ref>http://www.sgipt.org/th_schul/pa/misbr/smeinf.htm</ref>
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Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Ablauf der Behandlung. In der Regel treffen Therapeut und Patient mindestens 3-mal wöchentlich zu einer Therapiestunde zusammen. Die Realität wird dabei immer mehr ausgeklammert, die Bindung zum Therapeuten immer stärker, teilweise so stark, dass es in der realen Welt des Klienten nicht selten zu Beziehungsabrüchen und zu einer totalen Isolation kommt. Durch solche teils sehr engen Beziehungen zwischen Analytiker und Klient und der Besprechung teils sehr intimer Informationen aus dem Leben des Klienten, ist die Gefahr des sexuellen Missbrauchs während der Therapie sehr groß.<ref>http://www.sgipt.org/th_schul/pa/misbr/smeinf.htm</ref>
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==Spezifische Kritik==
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===Sigmund-Freud-Archiv===
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Viele Originalquellen, wie Briefe von und an Freud, werden bis in das Jahr 2113 unter Verschluss gehalten, sind öffentlich nicht zugänglich und dürfen nicht veröffentlicht werden. Dies erschwert eine kritische Auswertung der Daten und lässt vermuten, dass diese nicht zur Verifizierung der Psychoanalyse geeignet sind.
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Da es, anders als bei Arzneimitteln, in der Psychoanalyse und in anderen Psychotherapieschulen kein fundiertes Qualitätssicherungs- oder Nebenwirkungsmeldesystem gibt, bleiben Psychotherapieschäden fast immer im Verborgenen oder obliegen, mangels einer unabhängigen Behörde, nur der Einschätzung der Therapeuten oder des Therapeutenverbandes, dem die Therapeuten angehören. In der Praxis werden sie oft heruntergespielt, unkonventionellen Behandlungsmethoden oder dem Patienten selbst zur Last gelegt. Dies hat wiederum zur Folge, dass es für Betroffene oft nur sehr schwierig ist, einen Therapieschaden nachzuweisen. Diesbezügliche Klagen gegen Therapeuten bleiben mangels objektiver und unabhängiger Qualitätskontrolle daher meist erfolglos.
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===False-Memory-Syndrom===
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Durch die Konzentration der Psychoanalyse auf frühkindliche Konflikte werden in den Klienten falsche Erinnerungen erzeugt. Mit "false memory" ("falscher Erinnerung") bezeichnet man die Verzerrung eines tatsächlichen Erlebnisses oder gar das Erfinden eines vermeintlichen Erlebnisses. Durch Anstacheln, Suggestion und gezielte Andeutungen wird den Klienten eine falsche Erinnerung regelrecht "eingeimpft". Scheinerinnerungen können dramatische Folgen haben. Vom aktuellen Stand der Wissenschaft aus betrachtet ist es fast unmöglich, wahrheitsgetreue Erinnerungen von verzerrten oder nur scheinbaren Erinnerungen zu trennen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass gewisse Vorgänge im Gehirn einfach notwendig sind, damit Erinnerungen überhaupt erst stattfinden können. Deshalb sind Erinnerungen an einen Säuglingsmissbrauch oder an einen Missbrauch, der stattfand, während man bewusstlos war, mit größter Wahrscheinlichkeit falsch.
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Ebenso notorisch unzuverlässig sind Erinnerungen, die durch Träume oder Hypnose hervorgerufen wurden - und dies allein schon deshalb, weil Informationen in Träumen sehr oft zweideutigen Charakter haben.<ref>http://skepdic.com/German/falsche_erinnerungen.html</ref>
    
===Kritik des Phasenmodells===
 
===Kritik des Phasenmodells===
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Wenn man sie wörtlich nimmt, können solche Interpretationen auch Familien zerstören, ohne dass überhaupt eine reale Grundlage dagewesen sein muss. Reaktionen von Eltern auf Kinder mit Schwierigkeiten können leicht mit der Ursache der Schwierigkeiten verwechselt werden. Mit allen daraus resultierenden Folgen (Vorwürfe, zerstörte Familien, Chronifizierung der Erkrankung).<ref>http://www.neuro24.de/analytische_therapie.htm</ref>
 
Wenn man sie wörtlich nimmt, können solche Interpretationen auch Familien zerstören, ohne dass überhaupt eine reale Grundlage dagewesen sein muss. Reaktionen von Eltern auf Kinder mit Schwierigkeiten können leicht mit der Ursache der Schwierigkeiten verwechselt werden. Mit allen daraus resultierenden Folgen (Vorwürfe, zerstörte Familien, Chronifizierung der Erkrankung).<ref>http://www.neuro24.de/analytische_therapie.htm</ref>
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===False-Memory-Syndrom===
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===Der Fall der „Anna&nbsp;O.“===
Durch die Konzentration der Psychoanalyse auf frühkindliche Konflikte werden in den Klienten falsche Erinnerungen erzeugt. Mit "false memory" ("falscher Erinnerung") bezeichnet man die Verzerrung eines tatsächlichen Erlebnisses, oder gar das Erfinden eines vermeintlichen Erlebnisses. Durch Anstacheln, Suggestion und gezielte Andeutungen wird den Klienten eine falsche Erinnerung regelrecht "eingeimpft". Scheinerinnerungen können dramatische Folgen haben. Vom aktuellen Stand der Wissenschaft aus betrachtet, ist es fast unmöglich, wahrheitsgetreue Erinnerungen von verzerrten oder nur scheinbaren Erinnerungen zu trennen. Dabei ist allerdings berücksichtigen, dass gewisse Vorgänge im Gehirn einfach notwendig sind, damit Erinnerungen überhaupt erst stattfinden können. Deshalb sind Erinnerungen an einen Säuglingsmissbrauch oder an einen Missbrauch, der stattfand, während man bewusstlos war, mit größter Wahrscheinlichkeit falsch.
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[[image:AnnaO.jpg|Anna&nbsp;O.|thumb]]
Ebenso notorisch unzuverlässig sind Erinnerungen, die durch Träume oder Hypnose hervorgerufen wurden - und dies allein schon deshalb, weil Informationen in Träumen sehr oft zweideutigen Charakter haben.<ref>http://skepdic.com/German/falsche_erinnerungen.html</ref>
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Die erste bekannte Patientin, die psychoanalytisch behandelt wurde, war „Anna&nbsp;O., ein Pseudonym, hinter dem sich die Frauenrechtlerin, jüdische Sozialpionierin und Gründerin des Jüdischen Frauenbundes Bertha Pappenheim (27.&nbsp;Februar 1859, Wien - 28.&nbsp;Mai 1936, Neu-Isenburg) verbarg. Breuer stellte bei ihr eine „Hysterie“ fest, deren Ursache ein sexueller Missbrauch in der frühen Kindheit sein sollte.<ref>http://psychology.about.com/od/sigmundfreud/p/anna_o.htm</ref>
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Zentraler Ausgangspunkt für die Entwicklung der Psychoanalyse sind die mit Josef Breuer zusammen verfassten Studien über Hysterie (1895/1995). Bertha Pappenheim diente dabei als Studienobjekt. Sie wird als der erste Fall geschildert, in dem es gelang, die Hysterie „vollständig zu durchleuchten“ und die Symptome zum Verschwinden zu bringen. Ihre Aussage, dass ihr das Aussprechen helfe, ihre Seele zu entlasten, entspricht der später als „Katharsis-Theorie“ bezeichneten Behandlungstechnik der Psychoanalyse. Allerdings wurde Bertha Pappenheim nicht geheilt, sondern von Breuer in die Privatklinik Bellevue in Kreuzlingen am Bodensee überwiesen. Nach ihrer Behandlung in dieser Klinik wurde sie von Breuer nicht mehr persönlich betreut. Freud, der seine Zusammenarbeit mit Breuer beendete, stellte den Fall „Anna&nbsp;O.“ dem entgegen als erste gelungene Heilung durch die Psychoanalyse dar.
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===Wirksamkeit der psychoanalytischen Therapie===
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Nach Ende der Behandlung durch Breuer war sowohl ihm als auch Freud weiterhin der Verlauf der Erkrankung Pappenheims bekannt. Unter Freuds Schülern wurde die Anfechtbarkeit der Darstellung des „Behandlungserfolgs“ geäußert. In einem Privatseminar sagte Carl Gustav Jung 1925:
In der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1993 veröffentlichten Studie zur Wirksamkeit der Behandlung psychischer Störungen<ref>Andrews / WHO 1993</ref> wird festgestellt, dass die dynamischen Psychotherapien (Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie u.a.) im Gegensatz zu ihrer derzeit noch bestehenden Popularität bei Patienten und Behandlern zumeist nicht wirksamer sind als ein Placebo.<ref>http://www.psychotherapie.de/psychotherapie/akademie/98010401.html</ref>
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Es gibt keine kontrollierten Studien zum Langzeiteffekt einer psychoanalytischen Therapie bei der Behandlung von Depressionen von Erwachsenen.<ref>American Psychiatric Association. Practice Guideline for major depressive disorder in adults. Am J Psychiatry. 1993;150(suppl4):1-26)</ref>
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"''So war auch der berühmte erste Fall, den er gemeinsam mit Breuer behandelte und der so sehr als das Beispiel eines herausragenden therapeutischen Erfolgs gepriesen wird, in Wahrheit nichts dergleichen''."
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Siehe auch [http://www.sgipt.org/th_schul/pa/ptf/rudolf91.htm hier]
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Und Charles Aldrich berichtet:
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===Fehlinterpretation organischer Erkrankungen===
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"''Aber die Patientin dieses berühmten Falles war nicht geheilt. Freud erzählte Jung, dass alle ihre alten Symptome zurückgekehrt seien, nachdem er den Fall aufgegeben habe''."
Eine Gefahr insbesondere bei medizinisch nicht ausgebildeten Analytikern besteht darin, dass organische Krankheiten als psychische fehldiagnostiziert werden und in Folge dessen eine angemessene medizinische Behandlung unterbleibt. Insbesondere das Konzept der Hysterie, heute als Konversionsstörung bezeichnet, birgt die Gefahr in sich, dass Krankheiten wie Epilepsie oder Hirntumoren übersehen werden.<ref>http://www.richardwebster.net/freudandhysteria.html</ref>
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Der britische Psychiater Eliot Slater untersuchte in einer Studie 85&nbsp;Patienten, die in den Jahren 1951, 1953 und 1955 die Diagnose „Hysterie“ am National Hospital for Nervous Diseases in London erhielten. Dabei stellte er fest, dass es eine große Anzahl an falschen Diagnosen gab: Während eines Zeitraumes von neun Jahren nach der Diagnose starben zwölf der 85&nbsp;Patienten, 14&nbsp;wurden behindert und 16&nbsp;teilweise behindert. Die meisten dieser Fälle beruhten auf einer organischen Krankheit, die als „Hysterie“ falsch diagnostiziert wurde. Darunter waren drei Fälle einer vaskulären Erkrankung, drei Tumore und einige Fälle von Epilepsie. Ein Mann klagte über diverse Symptome, darunter auch Schmerzen in Bein, später wurde in einem anderen Krankenhaus multiple Sklerose festgestellt. In einem anderen Fall starb eine Frau, der man Hysterie und Drogensucht unterstellte, zwei Jahre danach an einem Hirntumor.<ref>Eliot Slater, ‘Diagnosis of “Hysteria”’, British Medical Journal, 29 May 1965, p. 1399</ref>
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Wie Pappenheim selbst den Erfolg der Behandlung bewertete, ist nicht belegt. Sie sprach niemals über diesen Abschnitt ihres Lebens und widersetzte sich mit Vehemenz jedem Vorschlag einer psychoanalytischen Behandlung von Personen, für die sie die Verantwortung trug.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Bertha_Pappenheim#Behandlungserfolg</ref>
    
===Kritik und Veröffentlichungen von Psychoanalyse-Geschädigten===
 
===Kritik und Veröffentlichungen von Psychoanalyse-Geschädigten===
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====''Forum für falsche Erinnerungen''====
 
====''Forum für falsche Erinnerungen''====
 
Eine weitere Geschädigte hat unter dem Pseudonym ''Jenny Doe'' bis Mitte 2008 ein Internetplattforum mit dem Titel "Forum für falsche Erinnerungen"<ref>http://www.induzierte-erinnerungen.com</ref> betrieben. Das Forum ist auf Wunsch der Initiatorin heute nur noch zur Information online.
 
Eine weitere Geschädigte hat unter dem Pseudonym ''Jenny Doe'' bis Mitte 2008 ein Internetplattforum mit dem Titel "Forum für falsche Erinnerungen"<ref>http://www.induzierte-erinnerungen.com</ref> betrieben. Das Forum ist auf Wunsch der Initiatorin heute nur noch zur Information online.
Mit "falschen Erinnerungen" sind falsche Missbrauchsvorwürfe, Falschdiagnosen (z.B. hinsichtlich Multipler Persönlichkeit) und Falschanschuldigungen seitens Psychotherapeuten/Psychoanalytikern gemeint, die im Rahmen einer Psychotherapie/Psychoanalyse seitens der Therapeuten erhoben wurden, ohne jedoch, dass diese Thesen auf irgendeiner realen Grundlage basierten. Diese wurden den Betroffenen also vielmehr eingeredet - oft so lange, bis die Klienten sie selbst als Pseudorealität akzeptierten.
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Mit "falschen Erinnerungen" sind falsche Missbrauchsvorwürfe, Falschdiagnosen (z.B. hinsichtlich Multipler Persönlichkeit) und Falschanschuldigungen seitens Psychotherapeuten/Psychoanalytikern gemeint, die im Rahmen einer Psychotherapie/Psychoanalyse seitens der Therapeuten erhoben wurden, ohne dass diese Thesen jedoch auf irgendeiner realen Grundlage basierten. Diese wurden den Betroffenen also vielmehr eingeredet - oft so lange, bis die Klienten sie selbst als Pseudorealität akzeptierten.
Wie aus den Berichten der Plattform ersichtlich ist, haben diese "falschen Erinnerungen" zu enormen seelischen Leidensdruck bei den Betroffenen, zur Zerstörung von Beziehungen und ganzen Familien und nicht zuletzt sogar zu Gerichtsverfahren geführt, in denen die Therapeuten allerdings allzu oft strafrei bleiben.
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Wie aus den Berichten der Plattform ersichtlich ist, haben diese "falschen Erinnerungen" zu einem enormen seelischen Leidensdruck bei den Betroffenen, zur Zerstörung von Beziehungen und ganzen Familien und nicht zuletzt sogar zu Gerichtsverfahren geführt, in denen die Therapeuten allerdings allzu oft straffrei bleiben.
In vielen berührenden, teils tagebuchähnlich geführten Einzelberichten schildert ''Jenny Doe'' auch ausführlich ihre eigene Geschichte, das seelische Ungleichgewicht und die Verwirrungen, in das sie durch die Therapien und Therapeuten geraten ist, die seelischen und psychischen Schäden, die daraus entstanden sind und nicht zuletzt den enormen Leidensdruck, den sie durchlebt hat.
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In vielen berührenden, teils tagebuchähnlich geführten Einzelberichten schildert ''Jenny Doe'' auch ausführlich ihre eigene Geschichte, das seelische Ungleichgewicht und die Verwirrungen, in die sie durch die Therapien und Therapeuten geraten ist, die seelischen und psychischen Schäden, die daraus entstanden sind und nicht zuletzt den enormen Leidensdruck, den sie durchlebt hat.
 
''Jenny Doe'' wurde sage und schreibe 14&nbsp;Jahre lang "therapiert" und über diese 14&nbsp;Jahre therapeutisch massiv geschädigt. Eine Klage gegen den Therapeuten verlor sie und muss somit auch noch die Kosten des Verfahrens tragen.
 
''Jenny Doe'' wurde sage und schreibe 14&nbsp;Jahre lang "therapiert" und über diese 14&nbsp;Jahre therapeutisch massiv geschädigt. Eine Klage gegen den Therapeuten verlor sie und muss somit auch noch die Kosten des Verfahrens tragen.
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''"Schlussendlich habe ich die Entscheidung getroffen, dass der Kampf zwar wichtig und notwendig ist, aber nicht um den Preis, dass ich bei draufgehe. Ich habe dann dieses Forum geschlossen und jetzt auch unter anderen Aktivitäten einen Schlussstrich gezogen".''<ref>http://www.induzierte-erinnerungen.com/viewtopic.php?t=1604</ref>
 
''"Schlussendlich habe ich die Entscheidung getroffen, dass der Kampf zwar wichtig und notwendig ist, aber nicht um den Preis, dass ich bei draufgehe. Ich habe dann dieses Forum geschlossen und jetzt auch unter anderen Aktivitäten einen Schlussstrich gezogen".''<ref>http://www.induzierte-erinnerungen.com/viewtopic.php?t=1604</ref>
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==Sigmund-Freud-Archiv==
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Viele Originalquellen, wie Briefe von und an Freud, werden bis in das Jahr 2113 unter Verschluss gehalten, sind öffentlich nicht zugänglich und dürfen nicht veröffentlicht werden. Dies erschwert eine kritische Auswertung der Daten und lässt vermuten, dass diese nicht zur Verifizierung der Psychoanalyse geeignet sind.
      
==Literatur==
 
==Literatur==
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*Degen, Rolf: Lexikon der Psycho-Irrtümer
 
*Degen, Rolf: Lexikon der Psycho-Irrtümer
 
*Israëls, Han (dt. 1999, ndl. 1993). Der Fall Freud. Die Geburt der Psychoanalyse aus der Lüge. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.
 
*Israëls, Han (dt. 1999, ndl. 1993). Der Fall Freud. Die Geburt der Psychoanalyse aus der Lüge. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.
:Nachwort zur deutschen Ausgabe:
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:Aus dem Nachwort zur deutschen Ausgabe:
:Nach dem Erscheinen der niederländischen Originalausgabe dieses Buches im Jahre 1993 haben sich in Deutschland zwei Dinge ereignet, die hier nicht unerwähnt bleiben sollten.
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:''"Nach dem Erscheinen der niederländischen Originalausgabe dieses Buches im Jahre 1993 haben sich in Deutschland zwei Dinge ereignet, die hier nicht unerwähnt bleiben sollten.''
:Dies betrifft zum einen eine ausführliche Besprechung des Buches in der Frankfurter Zeitschrift Psyche, dem wohl prominentesten psychoanalytischen Fachorgan im deutschsprachigen Raum. Die Rezension erschien dort mehr als ein Jahr vor dem Erscheinen der deutschen Übersetzung des Fall Freuds, die Sie jetzt in Händen halten.
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:''Dies betrifft zum einen eine ausführliche Besprechung des Buches in der Frankfurter Zeitschrift Psyche, dem wohl prominentesten psychoanalytischen Fachorgan im deutschsprachigen Raum. Die Rezension erschien dort mehr als ein Jahr vor dem Erscheinen der deutschen Übersetzung des Fall Freuds, die Sie jetzt in Händen halten.''
:Mehr noch: Als die Besprechung erschien, hatte die Psyche-Redaktion noch keine Ahnung, daß es überhaupt eine deutsche Übersetzung geben würde. In dem Beitrag in Psyche ging es um die niederländische Originalausgabe des Buches.
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:''Mehr noch: Als die Besprechung erschien, hatte die Psyche-Redaktion noch keine Ahnung, daß es überhaupt eine deutsche Übersetzung geben würde. In dem Beitrag in Psyche ging es um die niederländische Originalausgabe des Buches.''
:So etwas ist höchst ungewöhnlich, da es nur selten vorkommt, daß ein niederländisches Buch bereits vor seinem Erscheinen in Deutschland ausführlich in den dortigen Fachzeitschriften besprochen wird. Denn schließlich mutet man dem Publikum ein Urteil über ein Buch zu, das in einer Sprache abgefaßt ist, die die allermeisten nicht beherrschen. Und was für Psyche gilt, trifft erst recht auf die Leser der führenden psychoanalytischen Zeitschrift in der angelsächsischen Welt, dem International Journal of Psycho-Analysis zu: denn bei der Rezension in Psyche handelte es sich um die Übersetzung eines Beitrags, der zwei Jahre zuvor bereits im International Journal veröffentlicht worden war.
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:''So etwas ist höchst ungewöhnlich, da es nur selten vorkommt, daß ein niederländisches Buch bereits vor seinem Erscheinen in Deutschland ausführlich in den dortigen Fachzeitschriften besprochen wird. Denn schließlich mutet man dem Publikum ein Urteil über ein Buch zu, das in einer Sprache abgefaßt ist, die die allermeisten nicht beherrschen. Und was für Psyche gilt, trifft erst recht auf die Leser der führenden psychoanalytischen Zeitschrift in der angelsächsischen Welt, dem International Journal of Psycho-Analysis zu: denn bei der Rezension in Psyche handelte es sich um die Übersetzung eines Beitrags, der zwei Jahre zuvor bereits im International Journal veröffentlicht worden war.''
:Die Tatsache, daß dem Gros ihrer Leser der Inhalt des rezensierten Werkes aufgrund der Sprache verschlossen bleiben mußte, stellte für die beiden international renommierten psychoanalytischen Fachzeitschriften keinen Hinderungsgrund dar, eine ausführliche Besprechung abzudrucken - dazu war der Inhalt des Buches für sie offenbar zu wichtig.
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:''Die Tatsache, daß dem Gros ihrer Leser der Inhalt des rezensierten Werkes aufgrund der Sprache verschlossen bleiben mußte, stellte für die beiden international renommierten psychoanalytischen Fachzeitschriften keinen Hinderungsgrund dar, eine ausführliche Besprechung abzudrucken - dazu war der Inhalt des Buches für sie offenbar zu wichtig.''
:Diejenigen unter Ihnen, die nun aber glauben, ein - zumindest nach Auflassung jener Zeitschriftenredaktionen - wissenschaftliches Meisterwerk in Händen zu halten, muß ich allerdings enttäuschen. Der Tenor der betreffenden Rezensionen ist eine nachdrückliche Warnung vor dem Inhalt des Werks.
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:''Diejenigen unter Ihnen, die nun aber glauben, ein - zumindest nach Auflassung jener Zeitschriftenredaktionen - wissenschaftliches Meisterwerk in Händen zu halten, muß ich allerdings enttäuschen. Der Tenor der betreffenden Rezensionen ist eine nachdrückliche Warnung vor dem Inhalt des Werks.''
:Der Fall Freud: 1. Schöpfungsgeschichten, wie der Titel des Buches von Han Israels in der Übersetzung lautet, beschäftigt sich mit Freuds frühen Kokain- und Hysterie-Forschungen. Es will jedoch diese berufliche Phase in Freuds Leben keineswegs ernsthaft dokumentieren und beurteilen, sondern läßt im Gestus des investigativen Journalismus nichts unversucht, den Menschen Sigmund Freud zu diskreditieren. In dieser Hinsicht gehört es also zu der gegenwärtig modischen Literatur, die den Charakter und die wissenschaftliche Integrität des Begründers der Psychoanalyse zerstören will.«
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:'' 'Der Fall Freud: 1. Schöpfungsgeschichten, wie der Titel des Buches von Han Israels in der Übersetzung lautet, beschäftigt sich mit Freuds frühen Kokain- und Hysterie-Forschungen. Es will jedoch diese berufliche Phase in Freuds Leben keineswegs ernsthaft dokumentieren und beurteilen, sondern läßt im Gestus des investigativen Journalismus nichts unversucht, den Menschen Sigmund Freud zu diskreditieren. In dieser Hinsicht gehört es also zu der gegenwärtig modischen Literatur, die den Charakter und die wissenschaftliche Integrität des Begründers der Psychoanalyse zerstören will.' ''
:So beginnt der Text, und in diesem Ton geht es sieben Seiten lang weiter, um schließlich mit den Worten zu enden:
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:''So beginnt der Text, und in diesem Ton geht es sieben Seiten lang weiter, um schließlich mit den Worten zu enden:''
:Auf der Grundlage des bisher Gesagten empfehle ich den Lesern, die an einem genauen Bericht und einer ausgewogenen Einschätzung dieser faszinierenden Zeit in Freuds beruflichem Leben interessiert sind, sich an eine der vielen anderen verfügbaren Quellen zu halten.«
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:'' 'Auf der Grundlage des bisher Gesagten empfehle ich den Lesern, die an einem genauen Bericht und einer ausgewogenen Einschätzung dieser faszinierenden Zeit in Freuds beruflichem Leben interessiert sind, sich an eine der vielen anderen verfügbaren Quellen zu halten.' ''
:Eine sonderbare Empfehlung! Denn angesichts der geringen Verbreitung des Niederländischen wird es kaum einen Leser bei Psyche oder dem International Journal of Psycho-Analysis gegeben haben, der tatsächlich der offenbar als gefährlich erachteten Versuchung ausgesetzt war, das Buch in die Hand zu nehmen.
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:''Eine sonderbare Empfehlung! Denn angesichts der geringen Verbreitung des Niederländischen wird es kaum einen Leser bei Psyche oder dem International Journal of Psycho-Analysis gegeben haben, der tatsächlich der offenbar als gefährlich erachteten Versuchung ausgesetzt war, das Buch in die Hand zu nehmen.''
:Diese Reaktion auf das Buch ist bemerkenswert. Man stelle sich einmal vor, daß in irgendeiner normalen wissenschaftlichen Disziplin, sagen wir: der Biologie oder der Physik, ein niederländisches Buch über Darwin oder Einstein erscheint, das nach Ansicht der Redaktionsmitglieder ausländischer Fachzeitschriften wissenschaftlich unter Niveau ist, dann ist es undenkbar, daß man einem solchen Machwerk aus einem kleinen, exotischen Sprachraum ausführliche Besprechungen widmen würde. Doch offenbar handelt es sich bei der Psychoanalyse um keine normale wissenschaftliche Disziplin."
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:''Diese Reaktion auf das Buch ist bemerkenswert. Man stelle sich einmal vor, daß in irgendeiner normalen wissenschaftlichen Disziplin, sagen wir: der Biologie oder der Physik, ein niederländisches Buch über Darwin oder Einstein erscheint, das nach Ansicht der Redaktionsmitglieder ausländischer Fachzeitschriften wissenschaftlich unter Niveau ist, dann ist es undenkbar, daß man einem solchen Machwerk aus einem kleinen, exotischen Sprachraum ausführliche Besprechungen widmen würde. Doch offenbar handelt es sich bei der Psychoanalyse um keine normale wissenschaftliche Disziplin."''
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*Onfray, Michel: Anti Freud - Die Psychoanalyse wird entzaubert. München, Albrecht Knaus Verlag, 2011, ISBN-10: 3813504085, ISBN-13: 978-3813504088
 
*Selg, Herbert: Sigmund Freud - Genie oder Scharlatan? Eine kritische Einführung in Leben und Werk. Stuttgart, 2002
 
*Selg, Herbert: Sigmund Freud - Genie oder Scharlatan? Eine kritische Einführung in Leben und Werk. Stuttgart, 2002
 
*Zimmer, Dieter. E.: Tiefenschwindel – Die endlose und die beendbare Psychoanalyse, Reinbek, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1990
 
*Zimmer, Dieter. E.: Tiefenschwindel – Die endlose und die beendbare Psychoanalyse, Reinbek, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1990
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==Siehe auch==
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*[[Rorschachtest]]
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*[[Pseudowissenschaft]]
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*[[Traumdeutung]]
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
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*http://www.sgipt.org/medppp/schizo/haefn0.htm
 
*http://www.sgipt.org/medppp/schizo/haefn0.htm
 
*http://www.d-e-zimmer.de/PDF/trugschluesse1986.pdf
 
*http://www.d-e-zimmer.de/PDF/trugschluesse1986.pdf
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*http://www.d-e-zimmer.de/PDF/1982aberglaube.pdf
 
*http://www.psychiatrie-und-ethik.de/infc/1_gesamt_de.html
 
*http://www.psychiatrie-und-ethik.de/infc/1_gesamt_de.html
 
*http://www.zeit.de/gesellschaft/2009-09/berlin-psychotherapie-tod-drogen
 
*http://www.zeit.de/gesellschaft/2009-09/berlin-psychotherapie-tod-drogen
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*https://background.tagesspiegel.de/gesundheit/psychoanalyse-in-der-neuen-psychotherapie
 
*http://www.psychotherapie.de/psychotherapie/mythen/01101903.htm
 
*http://www.psychotherapie.de/psychotherapie/mythen/01101903.htm
 
*http://www.psychoanalyse-kritik.de/
 
*http://www.psychoanalyse-kritik.de/
 
*[http://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-rorschachtest-der-totenschaedel-einer-kuh-1.165489 Artikel der SZ über den Rohrschachtest]
 
*[http://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-rorschachtest-der-totenschaedel-einer-kuh-1.165489 Artikel der SZ über den Rohrschachtest]
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*[http://www.zeit.de/zeit-wissen/2005/05/Autobiographisches_Gedaechtnis.xml Das betrogene Ich], Die Zeit online
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*[http://skepdic.com/German/falsche_erinnerungen.html Das "False Memory Syndrome"], Sceptic Dictionary
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*[http://www.psychotherapie.org/norbert/ergpsy01.html Norbert Hartkamp: Psychoanalytische Therapie: Ergebnisse und Prozesse Was wissen wir - wonach müssen wir fragen?]
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*[http://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-12901/S0091664.pdf Wolfgang Trees: Adolf Grünbaum und die psychoanalytische Wahrheit]
 
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Englische Seiten:
 
Englische Seiten:
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==Quellenverzeichnis==
 
==Quellenverzeichnis==
 
<references/>
 
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[[category:Pseudowissenschaft]]
 
[[category:Pseudowissenschaft]]
 
[[category:Psychologie]]
 
[[category:Psychologie]]
 
[[category:Psychomarkt]]
 
[[category:Psychomarkt]]
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[[category:Psychotherapie]]
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