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[[image:WhatifItoldyou.jpg|Kritik alleine auf Grund schwer auszusprechender Namen chemischer Verbindungen|360px|thumb]]
 
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[[image:Breitbart-peer-review-browning.jpg|Drohung mit Schusswaffe gegen Befürworter des Prinzips des peer review bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen durch Breitbart news (Londoner Ausgabe, 28. Okt. 2016)<ref>http://www.breitbart.com/london/2016/10/28/hear-scientist-talk-peer-review-reach-browning/</ref>|360px|thumb]]
 
[[image:Breitbart-peer-review-browning.jpg|Drohung mit Schusswaffe gegen Befürworter des Prinzips des peer review bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen durch Breitbart news (Londoner Ausgabe, 28. Okt. 2016)<ref>http://www.breitbart.com/london/2016/10/28/hear-scientist-talk-peer-review-reach-browning/</ref>|360px|thumb]]
Als '''Pseudowissenschaft''' bezeichnet man Theorien und Lehren, die sich durch an Wissenschaft erinnernde Methodik und Sprachgebrauch einen wissenschaftlichen Anstrich geben, ohne den hohen Standard der Wissenschaftlichkeit zu erfüllen. Pseudowissenschaftler immunisieren sich häufig gegen Widerlegungen ihrer Thesen, indem sie die verwendeten Begriffe nicht eindeutig definieren und sich nicht auf falsifizierbare Vorhersagen festlegen lassen.
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Als '''Pseudowissenschaft''' bezeichnet man Theorien und Lehren, die sich durch an Wissenschaft erinnernde Methodik und Sprachgebrauch einen wissenschaftlichen Anstrich geben, ohne den hohen Standard der Wissenschaftlichkeit zu erfüllen. Pseudowissenschaftler immunisieren sich häufig gegen Widerlegungen ihrer Thesen, indem sie die von ihnen verwendeten Begriffe nicht eindeutig definieren und sich nicht auf falsifizierbare Vorhersagen festlegen lassen.
    
Eine der ersten Verwendungen des Begriffs "Pseudo-Science" findet sich im Northern Journal of Medicine von 1844, S. 387: ''"That opposite kind of innovation which pronounces what has been recognized as a branch of science, to have been a pseudo-science, composed merely of so-called facts, connected together by misapprehensions under the disguise of principles"''.<ref>https://archive.org/details/northernjournal00unkngoog</ref> Die heutige Definition basiert mehr oder weniger auf den Arbeiten von Thomas Huxley und Karl Popper. Popper nannte Falsifizierbarkeit ein wichtiges Kriterium zum Unterscheiden von Wissenschaft und Pseudowissenschaft.<ref>[http://aleph0.clarku.edu/huxley/CE5/S&PS.html T. H. Huxley: Science and Pseudo-Science]</ref><ref>„Incidentally, the philosopher Karl Popper coined the term, ‘pseudoscience’. The examples he gave were (Western) astrology and homeopathy, the medical system developed in Germany.“ V. V. S. Sarma: Natural calamities and pseudoscientific menace. Current Science 90:2 (25. Januar 2006); „The notion of pseudoscience, as coined by philosopher Karl Popper is discussed in the context of its application to library science and its implications for selection.“ Graham Howard: Pseudo Science and Selection. Collection Management 29:2 (24. Mai 2005)</ref>
 
Eine der ersten Verwendungen des Begriffs "Pseudo-Science" findet sich im Northern Journal of Medicine von 1844, S. 387: ''"That opposite kind of innovation which pronounces what has been recognized as a branch of science, to have been a pseudo-science, composed merely of so-called facts, connected together by misapprehensions under the disguise of principles"''.<ref>https://archive.org/details/northernjournal00unkngoog</ref> Die heutige Definition basiert mehr oder weniger auf den Arbeiten von Thomas Huxley und Karl Popper. Popper nannte Falsifizierbarkeit ein wichtiges Kriterium zum Unterscheiden von Wissenschaft und Pseudowissenschaft.<ref>[http://aleph0.clarku.edu/huxley/CE5/S&PS.html T. H. Huxley: Science and Pseudo-Science]</ref><ref>„Incidentally, the philosopher Karl Popper coined the term, ‘pseudoscience’. The examples he gave were (Western) astrology and homeopathy, the medical system developed in Germany.“ V. V. S. Sarma: Natural calamities and pseudoscientific menace. Current Science 90:2 (25. Januar 2006); „The notion of pseudoscience, as coined by philosopher Karl Popper is discussed in the context of its application to library science and its implications for selection.“ Graham Howard: Pseudo Science and Selection. Collection Management 29:2 (24. Mai 2005)</ref>
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== Merkmale==
 
== Merkmale==
Mehrere Wissenschaftstheoretiker haben Merkmale zusammengestellt, die Pseudowissenschaft von Wissenschaft unterscheiden. Dazu gehören Langmuir ([1953] 1989), Gruenberger (1964), Dutch (1982), Bunge (1982), Radner und Radner (1982), Kitcher (1982, 30–54), Hansson (1983), Grove (1985), Thagard (1988), Glymour und Stalker (1990), Derksen (1993, 2001), Vollmer (1993), Ruse (1996, 300–306) und Mahner (2007).<ref>[http://plato.stanford.edu/entries/pseudo-science/ Science and Pseudo-Science], Stanford Encyclopedia of Philosophy</ref> Eine solche Aufstellung nach Hansson (1983), manchmal "die sieben Sünden der Pseudowissenschaft" genannt, ist die folgende:
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Mehrere Wissenschaftstheoretiker haben Merkmale zusammengestellt, die Pseudowissenschaft von Wissenschaft unterscheiden. Dazu gehören Langmuir ([1953] 1989), Gruenberger (1964), Dutch (1982), Bunge (1982), Radner und Radner (1982), Kitcher (1982, 30–54), Hansson (1983), Grove (1985), Thagard (1988), Glymour und Stalker (1990), Derksen (1993, 2001), Vollmer (1993), Ruse (1996, 300–306) und Mahner (2007).<ref>[http://plato.stanford.edu/entries/pseudo-science/ Science and Pseudo-Science], Stanford Encyclopedia of Philosophy</ref>  
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Die Autoren Hansson und Derksen haben beide (soweit bekannt unabhängig voneinander) "sieben Sünden der Pseudowissenschaft" formuliert (die Inhalte werden zugunsten der Verständlichkeit dem Sinne nach wiedergegeben).
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Hansson listete 1983 (<ref>"Science and Pseudo-Science". Stanford Encyclopedia of Philosophy. September 2008 / 2014 und weitere Artikel</ref> unter Verweis auf <ref>“Hansson, Sven Ove, 1983, Vetenskap och ovetenskap: Om kunskapens hantverk och fuskverk, Tidens Förlag 1995, ISBN 91-550-4108-6”</ref>) die folgenden Punkte auf:
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* Glaube an Autorität: Es wird behauptet, dass eine oder einige Person(-en) außerordentliche Fähigkeiten haben, um zu erkennen, was richtig oder falsch ist. Andere haben diese Bewertungen zu akzeptieren.
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* Nicht wiederholbare Experimente: Experimente, deren Ergebnisse nicht reproduzierbar sind, werden dennoch für aussagekräftig erklärt.
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* Handverlesene Beispiele: Es wird auf Ausnahmen verwiesen, obwohl diese nicht zum Beleg einer allgemeineren Theorie taugen.
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* Weigerung zu testen: Eine Theorie wird nicht getestet, obwohl dies möglich wäre.
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* Immunisierung: Beobachtungen oder Experimente, die mit einer Theorie konfligieren, werden ignoriert.
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* Eingebauter Betrug: Ein (Schein-)Test wird so arrangiert, dass die Theorie durch das Ergebnis nur gestützt, aber nie falsifiziert werden kann.
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* Erklärungen werden ersatzlos aufgegeben: Tragfähige Erklärungen werden aus nicht transparenten Gründen verworfen, mit dem Ergebnis, dass die neue Theorie einen geringeren Erklärungswert hat als die vorherige.
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Derksen stellte 1993 eine ähnliche Liste zusammen: <ref>Derksen AA (1993). "The seven sins of pseudo-science".  Journal for General Philosophy of Science 24 (1993) p. 17-42,  doi:10.1007/BF00769513</ref>
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* Mangel an Beweiskraft: Es wird eine große Verlässlichkeit von Erkenntnissen und Methoden postuliert, obwohl dies nicht zutrifft.
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* Immunisierung: Einwände werden zurückgewiesen und Argumente, die der eigenen Auffassung entsprechen, bekräftigt.
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* Die Verlockung der spektakulären Übereinstimmung: Übereinstimmungen mit der eigenen Theorie werden gefühlsbedingt als bedeutsamer eingestuft. Es wird nicht geprüft, ob auch alternative Erklärungen möglich sind.
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* Die magische Methode: Es werden ungewöhnliche Methoden entworfen, um die gewünschten Daten zu erhalten.
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* Die Einsicht des Eingeweihten: Zwar ist das Erlernen wissenschaftlicher Methoden mit Anstrengungen verbunden, zu denen auch nicht gerade jeder Mensch willens oder in der Lage ist - doch pseudowissenschaftliche Methoden sind anscheinend nur einem ganz kleinen Kreis von Eingeweihten zugänglich, die angeblich alte Vorurteile abgelegt haben, so dass (nur) sie die wahre Natur der Phänomene erkennen können.
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* Die alles erklärende Theorie: Pseudowissenschaft behauptet oft (nicht immer), alle möglichen Phänomene bzw. die ganze Welt erklären zu können.
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* Überhöhte Ansprüche: Erstens übertreiben Pseudowissenschaftler gerne bei der Darlegung ihrer Kenntnisse, um daraus eine größere Verlässlichkeit ihrer Behauptungen ableiten, als es die (fehlenden) Beweise zulassen. Und zweitens erheben sie oft übertriebene Ansprüche hinsichtlich der angeblich fundamentalen Bedeutung ihrer Theorie.
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#Glauben an Autorität: Einige Personen haben größere Einsicht. Man muss deren Aussagen vertrauen.
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#Nicht wiederholbare Experimente: Experimente, deren Ergebnisse von anderen nicht reproduziert werden können, wird dennoch vertraut.
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#Handverlesene Beispiele: Beispiele werden genannt, obwohl diese nicht repräsentativ sind.
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#Unwillen zu testen: Eine Theorie wird nicht getestet, obwohl dies möglich wäre.
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#Unbegründete Immunisierungen: Kritische Argumente werden abgewiesen und Argumente, die die eigene Auffassung stützen, wiederholt und bekräftigt.
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#Eingebauter Betrug: Ein Scheintest wird so arrangiert, dass die Theorie durch das Ergebnis nur bewiesen, aber nie falsifiziert werden kann.
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#Erklärungen werden ersatzlos entfernt: Vorhandene Erklärungen werden gestrichen, so dass die neue Theorie weniger erklärt als eine vorherige.
      
Pseudowissenschaft ist nicht immer leicht als solche zu erkennen. Einige weitere Merkmale oder aus den genannten "Sünden" abgeleitete Konkretisierungen sind:
 
Pseudowissenschaft ist nicht immer leicht als solche zu erkennen. Einige weitere Merkmale oder aus den genannten "Sünden" abgeleitete Konkretisierungen sind:
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