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=== Antijudaismus und Antisemitismus ===
 
=== Antijudaismus und Antisemitismus ===
Führende Vertreter der Priesterbruderschaft sind immer wieder mit [[Antijudaismus|antijudaistischen]] und [[Antisemitismus (nach 1945)|antisemitischen]] Aussagen hervorgetreten.
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Führende Vertreter der Priesterbruderschaft sind immer wieder mit antijudaistischen und antisemitischen Aussagen hervorgetreten.
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Im April 1989 [[Holocaustleugnung|leugnete]] Richard Williamson den [[Holocaust]], indem er während einer [[Messe (Katholisch)|Messe]] im kanadischen [[Sherbrooke]] die Vergasung von Juden im [[Vernichtungslager Auschwitz]] bestritt und behauptete, Juden hätten den Holocaust erfunden, um die Anerkennung des Staates [[Israel]] zu erpressen. Einem deswegen drohenden Strafverfahren entzog er sich durch Ausreise aus Kanada.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,605239,00.html Peter Wensierski, Der Spiegel, 3. Februar 2009: ''Wie die Piusbrüder gegen Juden, Muslime und Schwule hetzen'']</ref> In weiteren Reden und Predigten zeigte er sich auch als Anhänger der  antisemitischen Theorie eines [[Weltjudentum]]s und von [[Verschwörungstheorien zum 11. September 2001]].<ref>[http://www.adl.org/main_Interfaith/Society_Saint_Pius_X.htm?Multi_page_sections=sHeading_5 Anti-Defamation-League: Beispiele für Antisemitismus bei Piusbrüdern]</ref> Im Mai 2000 bezeichnete er die antisemitische Hetzschrift ''[[Protokolle der Weisen von Zion]]'' als Gabe Gottes für Menschen, die die Wahrheit wissen wollten.<ref>[http://www.sspx.ca/Documents/Bishop-Williamson/May1-2000.htm Richard Williamson: ''Bishop Williamson’s Letters'', 1. Mai 2000]</ref> Im März 2008 bezeichnete er sie als authentische Informationsquelle. Aussagen dieser Art wurden von seinen Anhängern gefilmt und u.a. als YouTube-Videos veröffentlicht.<ref>[http://www.catholicherald.co.uk/articles/a0000226.shtml Anna Arco, The Catholic Herald, 5. März 2008: ''Lefebvrists face crisis as bishop is exposed as ‘dangerous’ anti-Semite'']</ref>  
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Im April 1989 leugnete Richard Williamson den Holocaust, indem er während einer Messe im kanadischen Sherbrooke die Vergasung von Juden im Vernichtungslager Auschwitz bestritt und behauptete, Juden hätten den Holocaust erfunden, um die Anerkennung des Staates Israel zu erpressen. Einem deswegen drohenden Strafverfahren entzog er sich durch Ausreise aus Kanada.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,605239,00.html Peter Wensierski, Der Spiegel, 3. Februar 2009: ''Wie die Piusbrüder gegen Juden, Muslime und Schwule hetzen'']</ref> In weiteren Reden und Predigten zeigte er sich auch als Anhänger der  antisemitischen Theorie eines Weltjudentums und von [[Verschwörungstheorien zum 11. September 2001]].<ref>[http://www.adl.org/main_Interfaith/Society_Saint_Pius_X.htm?Multi_page_sections=sHeading_5 Anti-Defamation-League: Beispiele für Antisemitismus bei Piusbrüdern]</ref> Im Mai 2000 bezeichnete er die antisemitische Hetzschrift ''[[Protokolle der Weisen von Zion]]'' als Gabe Gottes für Menschen, die die Wahrheit wissen wollten.<ref>[http://www.sspx.ca/Documents/Bishop-Williamson/May1-2000.htm Richard Williamson: ''Bishop Williamson’s Letters'', 1. Mai 2000]</ref> Im März 2008 bezeichnete er sie als authentische Informationsquelle. Aussagen dieser Art wurden von seinen Anhängern gefilmt und u.a. als YouTube-Videos veröffentlicht.<ref>[http://www.catholicherald.co.uk/articles/a0000226.shtml Anna Arco, The Catholic Herald, 5. März 2008: ''Lefebvrists face crisis as bishop is exposed as ‘dangerous’ anti-Semite'']</ref>  
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Bernard Fellay lehnte in seiner Predigt am 2. April 2006 auch die kirchliche Anerkennung des Judentums und den [[Jüdisch-christlicher Dialog|jüdisch-christlichen Dialog]] ab und erklärte diesen Gegensatz zum Vatikan für unüberbrückbar:
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Bernard Fellay lehnte in seiner Predigt am 2. April 2006 auch die kirchliche Anerkennung des Judentums und den jüdisch-christlichen Dialog ab und erklärte diesen Gegensatz zum Vatikan für unüberbrückbar:
{{Zitat|...Er [Benedikt XVI.] betont, dass die Kirche eine neue Haltung in ihren Beziehungen mit dem Judentum einnehmen muss. Die Juden lehnen die Gottheit Unseres Herrn Jesus Christus ab. Man fragt sich, was dies bedeuten soll, eine neue Haltung jenen gegenüber zu haben, die Unseren Herrn ablehnen. Das Evangelium sagt sehr deutlich: ‚Wer den Sohn nicht hat, hat auch den Vater nicht.‘ […] Man fragt sich wirklich, warum es eine neue Haltung braucht. Das ist äußerst schlimm. […] Wenn man dies alles betrachtet, so ist man sehr wohl verpflichtet, sich zu fragen: Welches Übereinkommen ist dann überhaupt möglich? Es ist sehr einfach, meine lieben Brüder. Solange Rom in einer solchen Position verharrt, ist kein Übereinkommen möglich.}}
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...''Er [Benedikt XVI.] betont, dass die Kirche eine neue Haltung in ihren Beziehungen mit dem Judentum einnehmen muss. Die Juden lehnen die Gottheit Unseres Herrn Jesus Christus ab. Man fragt sich, was dies bedeuten soll, eine neue Haltung jenen gegenüber zu haben, die Unseren Herrn ablehnen. Das Evangelium sagt sehr deutlich: ‚Wer den Sohn nicht hat, hat auch den Vater nicht.‘ […] Man fragt sich wirklich, warum es eine neue Haltung braucht. Das ist äußerst schlimm. […] Wenn man dies alles betrachtet, so ist man sehr wohl verpflichtet, sich zu fragen: Welches Übereinkommen ist dann überhaupt möglich? Es ist sehr einfach, meine lieben Brüder. Solange Rom in einer solchen Position verharrt, ist kein Übereinkommen möglich...''
    
Franz Schmidberger schrieb im Oktober 2008 an alle 27 deutschen katholischen Bischöfe:<ref>[http://www.fsspx.info/media/pdf/Begleitschreiben.pdf P. Franz Schmidberger: ''Die Zeitbomben des Zweiten Vatikanischen Konzils'']; Homepage der Vereinigung St. Pius X. e.V.</ref>
 
Franz Schmidberger schrieb im Oktober 2008 an alle 27 deutschen katholischen Bischöfe:<ref>[http://www.fsspx.info/media/pdf/Begleitschreiben.pdf P. Franz Schmidberger: ''Die Zeitbomben des Zweiten Vatikanischen Konzils'']; Homepage der Vereinigung St. Pius X. e.V.</ref>
{{Zitat|Mit dem Kreuzestod Christi ist der Vorhang des Tempels zerrissen, der Alte Bund abgeschafft, wird die Kirche, die alle Völker, Kulturen, Rassen und sozialen Unterschiede umfasst, aus der durchbohrten Seite des Erlösers geboren. Damit sind aber die Juden unserer Tage nicht nur nicht unsere älteren Brüder im Glauben, wie der Papst bei seinem Synagogenbesuch in Rom 1986 behauptete; sie sind vielmehr des [[Gottesmord]]es mitschuldig, so lange sie sich nicht durch das Bekenntnis der Gottheit Christi und die Taufe von der Schuld ihrer Vorväter distanzieren. Im Gegensatz dazu behauptet das II. Vatikanum, man könne die Ereignisse des Leidens Christi weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen (§ 4).}}
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{{Zitat|Mit dem Kreuzestod Christi ist der Vorhang des Tempels zerrissen, der Alte Bund abgeschafft, wird die Kirche, die alle Völker, Kulturen, Rassen und sozialen Unterschiede umfasst, aus der durchbohrten Seite des Erlösers geboren. Damit sind aber die Juden unserer Tage nicht nur nicht unsere älteren Brüder im Glauben, wie der Papst bei seinem Synagogenbesuch in Rom 1986 behauptete; sie sind vielmehr des Gottesmordes mitschuldig, so lange sie sich nicht durch das Bekenntnis der Gottheit Christi und die Taufe von der Schuld ihrer Vorväter distanzieren. Im Gegensatz dazu behauptet das II. Vatikanum, man könne die Ereignisse des Leidens Christi weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen (§ 4).}}
Diese [[Kollektivschuld|kollektive Schuldzuweisung]] war 1965 durch die Erklärung ''Nostra Aetate'' des Zweiten Vatikanischen Konzils verworfen worden.<ref>[http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_decl_19651028_nostra-aetate_ge.html Nostra Aetate] 4: ''Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben (13), kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen.''</ref>
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Diese kollektive Schuldzuweisung war 1965 durch die Erklärung ''Nostra Aetate'' des Zweiten Vatikanischen Konzils verworfen worden.<ref>[http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_decl_19651028_nostra-aetate_ge.html Nostra Aetate] 4: ''Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben (13), kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen.''</ref>
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Im November 2008 [[Holocaustleugnung|leugnete]] Richard Williamson den [[Holocaust]] erneut, als er im Priesterseminar Herz Jesu in [[Zaitzkofen]] bei Regensburg dem schwedischen Fernsehsender [[Sveriges Television|SVT]] ein Interview gab und darin sagte:
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Im November 2008 leugnete Richard Williamson den Holocaust erneut, als er im Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzkofen bei Regensburg dem schwedischen Fernsehsender Sveriges Television SVT ein Interview gab und darin sagte:
 
{{Zitat|[…] You may have heard of the Leuchter report? […] I'm going by what I judged to be the historical evidence according to people who have […] observed and examined that evidence […] if they change their conclusion I would [...] follow their conclusion […] I think that two to three hundred thousand jews perished […] in Nazi concentration camps […] that none of them by gas chamber. […] I don't think six million jews were gased. […] this is against the law in Germany. […] You can have me thrown in prison before I leave Germany. […]
 
{{Zitat|[…] You may have heard of the Leuchter report? […] I'm going by what I judged to be the historical evidence according to people who have […] observed and examined that evidence […] if they change their conclusion I would [...] follow their conclusion […] I think that two to three hundred thousand jews perished […] in Nazi concentration camps […] that none of them by gas chamber. […] I don't think six million jews were gased. […] this is against the law in Germany. […] You can have me thrown in prison before I leave Germany. […]
|Übersetzung=[…] Sie haben vielleicht vom [[Leuchter-Report]] gehört? […] Ich gehe danach, was ich für historisch bewiesen halte entsprechend Leuten, die diese Beweise untersucht und bewertet haben […] wenn sie ihr Ergebnis ändern würde ich […] ihrem Ergebnis folgen […] Ich glaube, dass zwei- bis dreihunderttausend [[Juden]] […] in [[Nazi]]-[[Konzentrationslager]]n umgekommen sind […] dass keiner von ihnen durch eine [[Gaskammer (Massenmord)|Gaskammer]]. […] Ich glaube nicht, dass sechs Millionen Juden vergast wurden. […] Das ist gegen das [[Gesetze gegen Holocaustleugnung|Gesetz in Deutschland]]. […] Es ist möglich, dass Sie mich ins Gefängnis werfen lassen bevor ich Deutschland verlasse. […]
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|Übersetzung=[…] Sie haben vielleicht vom Leuchter-Report gehört? […] Ich gehe danach, was ich für historisch bewiesen halte entsprechend Leuten, die diese Beweise untersucht und bewertet haben […] wenn sie ihr Ergebnis ändern würde ich […] ihrem Ergebnis folgen […] Ich glaube, dass zwei- bis dreihunderttausend Juden […] in Nazi-Konzentrationslagern umgekommen sind […] dass keiner von ihnen durch eine Gaskammer. […] Ich glaube nicht, dass sechs Millionen Juden vergast wurden. […] Das ist gegen das Gesetz in Deutschland. […] Es ist möglich, dass Sie mich ins Gefängnis werfen lassen bevor ich Deutschland verlasse. […]
|Quelle=<ref>Richard Williamson: ''Längre intervju med Williamson''. In: ''Uppdrag granskning''. Fernsehsendung der [[Sveriges Television]] (SVT) vom 21. Januar 2009. URL: http://svtplay.se/v/1413831/webbextra_langre_intervju_med_williamson (abgerufen am 22. Oktober 2006). Übersetzt durch Wikipedia-Bearbeiter.</ref>}}
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|Quelle=<ref>Richard Williamson: ''Längre intervju med Williamson''. In: ''Uppdrag granskning''. Fernsehsendung der SVT vom 21. Januar 2009. URL: http://svtplay.se/v/1413831/webbextra_langre_intervju_med_williamson (abgerufen am 22. Oktober 2006). Übersetzt durch Wikipedia-Bearbeiter.</ref>}}
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Die Zeitschrift [[Der Spiegel]] veröffentlichte Auszüge des Interviews am 19. Januar 2009. Das schwedische Fernsehen strahlte das vollständige Interview am Abend des 21. Januar 2009 aus. <ref>[http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/papst_rehabilitiert_fundamentalistische_bischoefe_1.1773422.html Neue Zürcher Zeitung, 24.&nbsp;Januar 2009: ''Papst rehabilitiert fundamentalistische Bischöfe'']</ref> Die Staatsanwaltschaft in Regensburg leitete daraufhin Ermittlungen wegen Verdachts auf [[Volksverhetzung]] gegen Williamson ein.<ref>[http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=260809 Radio Vatikan, 23.&nbsp;Januar 2009: ''Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Pius-Bischof'']</ref> Im Februar 2009 berichtet Spiegel Online erneut über antisemitische Äußerungen in Publikationen der Bruderschaft, diesmal u.a. in deren ''Mitteilungsblatt für den deutschen Sprachraum''.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,606518,00.html Spiegel Online, 10.&nbsp;Februar 2009: ''Auch deutsche Piusbrüder hetzen gegen Juden'']</ref>
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Die Zeitschrift Der Spiegel veröffentlichte Auszüge des Interviews am 19. Januar 2009. Das schwedische Fernsehen strahlte das vollständige Interview am Abend des 21. Januar 2009 aus. <ref>[http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/papst_rehabilitiert_fundamentalistische_bischoefe_1.1773422.html Neue Zürcher Zeitung, 24.&nbsp;Januar 2009: ''Papst rehabilitiert fundamentalistische Bischöfe'']</ref> Die Staatsanwaltschaft in Regensburg leitete daraufhin Ermittlungen wegen Verdachts auf Volksverhetzung gegen Williamson ein.<ref>[http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=260809 Radio Vatikan, 23.&nbsp;Januar 2009: ''Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Pius-Bischof'']</ref> Im Februar 2009 berichtet Spiegel Online erneut über antisemitische Äußerungen in Publikationen der Bruderschaft, diesmal u.a. in deren ''Mitteilungsblatt für den deutschen Sprachraum''.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,606518,00.html Spiegel Online, 10.&nbsp;Februar 2009: ''Auch deutsche Piusbrüder hetzen gegen Juden'']</ref>
    
== Aufhebung der Exkommunikation ==
 
== Aufhebung der Exkommunikation ==
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