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Maßgebliche Beobachter schätzten die Erfolgsaussichten gering ein, da die heutigen Repräsentanten der FSSPX mehr als ein Entgegenkommen bezüglich der Liturgischen Frage fordern. In den Medien verlautete, der Generalobere der FSSPX, Bischof Bernard Fellay, habe kurz nach seiner Audienz beim gegenwärtigem Papst diesem eine mit Korrekturanmerkungen versehene Fassung des Kompendiums des Katechismus' der Katholischen Kirche zukommen lassen. Die Anmerkungen konzentrierten sich dabei auf Fragen der katholischen Staatsdoktrin, der Religionsfreiheit und den Ökumenismus.
 
Maßgebliche Beobachter schätzten die Erfolgsaussichten gering ein, da die heutigen Repräsentanten der FSSPX mehr als ein Entgegenkommen bezüglich der Liturgischen Frage fordern. In den Medien verlautete, der Generalobere der FSSPX, Bischof Bernard Fellay, habe kurz nach seiner Audienz beim gegenwärtigem Papst diesem eine mit Korrekturanmerkungen versehene Fassung des Kompendiums des Katechismus' der Katholischen Kirche zukommen lassen. Die Anmerkungen konzentrierten sich dabei auf Fragen der katholischen Staatsdoktrin, der Religionsfreiheit und den Ökumenismus.
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Am 15.&nbsp;Dezember 2008 schrieb Bernard Fellay im Namen aller vier Bischöfe der Piusbruderschaft an die Dialogkommission ''Ecclesia Dei'', man sei bereit, der katholischen Kirche zu dienen, ihre Lehren, den Primat Petri und seine Vorrechte zu akzeptieren. Damit wurde eine Bedingung des Vatikans zur Aufhebung der Exkommunikation erfüllt.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=21921 Kath.net, 24.&nbsp;Januar 2009, 12:00 Vatikan: ''Exkommunikation der 'Pius-Bischöfe' aufgehoben'']</ref>
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Am 15.&nbsp;Dezember 2008 schrieb Bernard Fellay im Namen aller vier Bischöfe der Piusbruderschaft an die Dialogkommission ''Ecclesia Dei'', man sei bereit, der katholischen Kirche zu dienen, ihre Lehren, den Primat Petri und seine Vorrechte zu akzeptieren. Damit wurde eine Bedingung des Vatikans zur Aufhebung der Exkommunikation erfüllt.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=21921 Kath.net, 24.&nbsp;Januar 2009, 12:00 Vatikan: ''Exkommunikation der 'Pius-Bischöfe' aufgehoben'']</ref>
    
===Aufhebungsdekret===
 
===Aufhebungsdekret===
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Am 23.&nbsp;Januar 2009 warnte die Anti Defamation League den Vatikan schriftlich vor der bevorstehenden Wiederaufnahme Williamsons und der Piusbruderschaft in die römisch-katholische Kirche, die negative Folgen für deren Verhältnis zum Judentum haben werde. Ebenso warnte der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni den Papst vor negativen Folgen für das jüdisch-katholische Verhältnis und sprach von einer „tiefen Wunde“, die eine „Beendigung des Schismas“ und die „Wiederaufnahme der Lefebvristen in die Kirche“ reißen würde.<ref>[http://www.katholisches.info/?p=2561 Kath.info, 23.&nbsp;Januar 2009: ''Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt gegen Bischof Williamson (FSSPX)'']</ref> Dennoch behauptete der im Vatikan für die Annäherung zuständige Kardinal Darío Castrillón Hoyos, er habe bis zum Dekret des Papstes nichts von antisemitischen Ansichten Williamsons bemerkt.
 
Am 23.&nbsp;Januar 2009 warnte die Anti Defamation League den Vatikan schriftlich vor der bevorstehenden Wiederaufnahme Williamsons und der Piusbruderschaft in die römisch-katholische Kirche, die negative Folgen für deren Verhältnis zum Judentum haben werde. Ebenso warnte der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni den Papst vor negativen Folgen für das jüdisch-katholische Verhältnis und sprach von einer „tiefen Wunde“, die eine „Beendigung des Schismas“ und die „Wiederaufnahme der Lefebvristen in die Kirche“ reißen würde.<ref>[http://www.katholisches.info/?p=2561 Kath.info, 23.&nbsp;Januar 2009: ''Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt gegen Bischof Williamson (FSSPX)'']</ref> Dennoch behauptete der im Vatikan für die Annäherung zuständige Kardinal Darío Castrillón Hoyos, er habe bis zum Dekret des Papstes nichts von antisemitischen Ansichten Williamsons bemerkt.
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Fellay verbot Williamson am 27.&nbsp;Januar 2009 bis auf weiteres, Stellungnahmen zu politischen und historischen Sachverhalten abzugeben. Auch behauptete er, Williamsons Antisemitismus nicht bemerkt zu haben. Dieser würde nur von wenigen Mitgliedern der Bruderschaft geteilt.<ref>[http://www.fsspx.info/news/ Bernard Fellay: Stellungnahme des Generaloberen (Menzingen, 27.&nbsp;Januar 2009)]</ref>  
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Fellay verbot Williamson am 27.&nbsp;Januar 2009 bis auf weiteres, Stellungnahmen zu politischen und historischen Sachverhalten abzugeben. Auch behauptete er, Williamsons Antisemitismus nicht bemerkt zu haben. Dieser werde nur von wenigen Mitgliedern der Bruderschaft geteilt.<ref>[http://www.fsspx.info/news/ Bernard Fellay: Stellungnahme des Generaloberen (Menzingen, 27.&nbsp;Januar 2009)]</ref>  
    
Williamson bedauerte in einem Brief an Hoyos am 30.&nbsp;Januar, sein Interview sei „unbedacht“ gewesen, und entschuldigte sich beim Papst für die Folgen, allerdings ohne die Aussagen selbst zurückzunehmen. Am selben Tag bezweifelte auch Pater Florian Abrahamowicz, ein Bruderschaftsmitglied aus Nordost-Italien, den Vernichtungszweck der Gaskammern und die Opferzahlen des Holocaust:<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/51/456717/text/5/ Süddeutsche Zeitung, 30.&nbsp;Januar 2009: ''Der Vatikan sucht einen Schuldigen'']</ref> ''Ich weiß, dass die Gaskammern zur Desinfektion benutzt wurden. Ich weiß nicht, ob darin Menschen zu Tode gekommen sind [...]''
 
Williamson bedauerte in einem Brief an Hoyos am 30.&nbsp;Januar, sein Interview sei „unbedacht“ gewesen, und entschuldigte sich beim Papst für die Folgen, allerdings ohne die Aussagen selbst zurückzunehmen. Am selben Tag bezweifelte auch Pater Florian Abrahamowicz, ein Bruderschaftsmitglied aus Nordost-Italien, den Vernichtungszweck der Gaskammern und die Opferzahlen des Holocaust:<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/51/456717/text/5/ Süddeutsche Zeitung, 30.&nbsp;Januar 2009: ''Der Vatikan sucht einen Schuldigen'']</ref> ''Ich weiß, dass die Gaskammern zur Desinfektion benutzt wurden. Ich weiß nicht, ob darin Menschen zu Tode gekommen sind [...]''
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Der belgische Theologe und Ethiker Jean-Pierre Wils, tätig an der katholischen Radboud-Universität Nijmegen, nannte in einem Interview mit dem holländisch-katholischen Online-Magazin ''Katholiek Nederland'' die Priesterbruderschaft eine „extrem reaktionäre und zutiefst antisemitische Gruppe, die mit Diktatoren und rechtsgerichteten Regimen sympathisiere“, und trat wegen der päpstlichen Entscheidung aus der römisch-katholischen Kirche aus.<ref>[http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1264917.html Netzeitung, 1.&nbsp;Februar 2009: ''«Das Vorgehen ist eine Katastrophe»'']</ref>
 
Der belgische Theologe und Ethiker Jean-Pierre Wils, tätig an der katholischen Radboud-Universität Nijmegen, nannte in einem Interview mit dem holländisch-katholischen Online-Magazin ''Katholiek Nederland'' die Priesterbruderschaft eine „extrem reaktionäre und zutiefst antisemitische Gruppe, die mit Diktatoren und rechtsgerichteten Regimen sympathisiere“, und trat wegen der päpstlichen Entscheidung aus der römisch-katholischen Kirche aus.<ref>[http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1264917.html Netzeitung, 1.&nbsp;Februar 2009: ''«Das Vorgehen ist eine Katastrophe»'']</ref>
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Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz übte Kritik am mangelnden Informationsfluss im Vatikan. Bei der Entscheidung, die Exkommunikation Williamsons zurückzunehmen habe man „den Papst leichtfertig ins Messer laufen lassen“. Der der zuständigen päpstlichen Kommission als Präsident vorstehende Kardinal Darío Castrillón Hoyos hätte versagt, weil er sich hätte vergewissern müssen, „was für Personen“ die Betroffenen seien. Die Theologin Uta Ranke-Heinemann nannte die Zurücknahme der Exkommunizierung einen „schweren Fehltritt“.<ref>[http://www.zeit.de/online/2009/06/papst-holocausleugner Die Zeit: ''Antisemitismus unterm Kreuz''] vom 6.&nbsp;Februar 2009</ref> Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte den Papst am 3.&nbsp;Februar zu einer Klarstellung auf. <ref>[http://www.zeit.de/online/2009/07/Vatikan-reaktion-papst-kritik Die Zeit: ''Vatikan verärgert über Papst-Debatte''] vom 6.&nbsp;Februar 2009</ref>
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Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, übte Kritik am mangelnden Informationsfluss im Vatikan. Bei der Entscheidung, die Exkommunikation Williamsons zurückzunehmen, habe man „den Papst leichtfertig ins Messer laufen lassen“. Der der zuständigen päpstlichen Kommission als Präsident vorstehende Kardinal Darío Castrillón Hoyos habe versagt, weil er sich hätte vergewissern müssen, „was für Personen“ die Betroffenen seien. Die Theologin Uta Ranke-Heinemann nannte die Zurücknahme der Exkommunizierung einen „schweren Fehltritt“.<ref>[http://www.zeit.de/online/2009/06/papst-holocausleugner Die Zeit: ''Antisemitismus unterm Kreuz''] vom 6.&nbsp;Februar 2009</ref> Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte den Papst am 3.&nbsp;Februar zu einer Klarstellung auf. <ref>[http://www.zeit.de/online/2009/07/Vatikan-reaktion-papst-kritik Die Zeit: ''Vatikan verärgert über Papst-Debatte''] vom 6.&nbsp;Februar 2009</ref>
    
Am 4.&nbsp;Februar 2009 verlangte das Staatssekretariat des Vatikans, Williamson müsse seine Aussagen zum Holocaust vollständig, eindeutig und öffentlich widerrufen. Andernfalls könne er keine Ämter in der katholischen Kirche übernehmen.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=22030 Kathnet, 4.&nbsp;Februar 2009: ''Vatikan: Williamson soll Holocaust-Äußerung widerrufen'']</ref> Die „volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramts der Päpste Johannes&nbsp;XXIII., Paul&nbsp;VI., Johannes Paul&nbsp;I., Johannes Paul&nbsp;II. sowie Benedikt&nbsp;XVI.“ sei die „unerlässliche Bedingung“ für die „künftige Anerkennung der Bruderschaft St.&nbsp;Pius&nbsp;X.“. Die Exkommunikation habe deren kirchenrechtliche Lage noch nicht verändert.<ref>[http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=263696 Radio Vatikan: ''Vatikan: „Papst kannte Williamson-Äußerungen nicht“; Williamson muss widerrufen''] vom 4.&nbsp;Februar 2009</ref>
 
Am 4.&nbsp;Februar 2009 verlangte das Staatssekretariat des Vatikans, Williamson müsse seine Aussagen zum Holocaust vollständig, eindeutig und öffentlich widerrufen. Andernfalls könne er keine Ämter in der katholischen Kirche übernehmen.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=22030 Kathnet, 4.&nbsp;Februar 2009: ''Vatikan: Williamson soll Holocaust-Äußerung widerrufen'']</ref> Die „volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramts der Päpste Johannes&nbsp;XXIII., Paul&nbsp;VI., Johannes Paul&nbsp;I., Johannes Paul&nbsp;II. sowie Benedikt&nbsp;XVI.“ sei die „unerlässliche Bedingung“ für die „künftige Anerkennung der Bruderschaft St.&nbsp;Pius&nbsp;X.“. Die Exkommunikation habe deren kirchenrechtliche Lage noch nicht verändert.<ref>[http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=263696 Radio Vatikan: ''Vatikan: „Papst kannte Williamson-Äußerungen nicht“; Williamson muss widerrufen''] vom 4.&nbsp;Februar 2009</ref>
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