Potenzierung

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Das Verfahren zur Herstellung homöopathischer Medikamente wird als Potenzierung bezeichnet. Dabei wird der Wirkstoff, die sogenannte Urtinktur, in mehreren Schritten entweder mit einem Lösungsmittel (Alkohol, Alkohol-Wassergemisch mit 43% Alkohol oder destilliertes Wasser) verdünnt und gegen einen hart-elastischen Gegenstand rhythmisch handverschüttelt oder in Milchzucker verrieben. Hierbei wird in jedem Schritt ein Zehntel (D-Potenz) oder ein Hundertstel (C-Potenz) der Ursubstanz verwendet und der Rest mit dem Lösungsmittel aufgefüllt. Dann wird der Behälter mit einer Vorgeschriebenen Anzahl von Schlägen verschüttelt. Man erreicht durch dieses Verfahren nach 'N' Potenzierungsschritten also ein Verhältnis von Wirkstoff zu Lösungsmittel von 1:10^N für D-Potenzen und 1:100^N für C-Potenzen. Unterschieden wird auch zwischen einer Einglas-Methode nach Korsakoff und der Mehrglasmethode HAB.

bekannte Verdünnungen (Potenzierungen)

  • D (1 : 10) die Decimal--Potenzierung. Verschiedene Homöopathen wandten die D-Potenzierung an, bei der pro Potenzierungsschritt die Arzneistoffe im Verhältnis 1 : 10 verdünnt werden und durch zehn Schüttelschläge verschüttelt oder mit Lactose verrieben werden. Wird also 1 Teil der Urtinktur mit 9 Teilen Alkohol verdünnt und durch 10 kräftige Schüttelschläge dynamisiert, erhält man als ersten Potenzgrad, die Dilution D1. Wird die Potenzierung fortgesetzt, so können aus der D1 die folgenden Potenzen D2, D3, D4 und alle höheren Decimalpotenzen angefertigt werden. Diese D--Potenzen werden vorwiegend in deutschsprachigen Ländern verwendet.
  • C (1 : 100) die Centesimal--Potenzierung. Hahnemann hatte sich zunächst für die Centesimalmethode entschieden. Bei jedem Potenzierungsschritt wird 1:100 verdünnt und durch zehn Schüttelschläge verschüttelt oder mit Lactose verrieben. Die damit erzeugten C-Potenzen wandte er vorwiegend im Potenzgrad C30 an. Die erste Potenzierung ist die C1. Dabei wird ein Gewichtsteil mit 99 Teilen Alkohol (= Verdünnungsverhältnis 1 : 100) verdünnt und durch 10 kräftige Schüttelschläge dynamisiert. Um die Dilution C2 zu erhalten wird genauso vorgegangen.
  • LM (1 : 50.000) die LM--Potenzierung. Hahnemann entwickelte die LM-Potenzierung, bei dem die Arzneistoffe pro Potenzierungsschritt im Verhältnis 1 : 50.000 verdünnt und mit jeweils 100 Schüttelschlägen dynamisiert werden. Dabei erfolgt ein Wechsel zwischen fester und flüssiger Arzneiphase, indem für jede Potenzstufe ein Globulus der LM-Vorpotenz in Wasser gelöst, mit Alkohol verdünnt, durch Verschüttelung dynamisiert und mit dieser alkoholischen Lösung ca. 50.000 neue Globuli benetzt werden, die dadurch den nächsten LM-Potenzgrad darstellen. Diese LM-Potenzen werden auch Q-Potenzen oder Hochpotenzen genannt. Hochpotenzen gelten unter Homöopathen als geeignete Mittel bei chronischen Krankheiten.

Für die Handverschüttelung wurden früher in Leder eingebundene Bücher verwendet, heute sind es dagegen speziell für diesen Zweck hergestellte Lederböcke.

Das Kuriose an der Potenzierung ist nun, dass diese Form der Verdünnung mit fest vorgeschriebenen Arbeitsschritten und Handballenschlägen nach Auffassung der Homöopathen zur Verstärkung der Wirkung führen soll, was auch als Dynamisierung oder Dynamisation bezeichnet wird. Man erkennt hier deutlich den magischen Einschlag in dem Glaubenssystem der Homöopathie.

Das Potenzieren erfolgt entweder nach den Vorschriften von Samuel Hahnemann aus seinem Buch Organon der Heilkunst oder nach Regeln des Homöopathischen Arzneibuches (HAB), die sich zum Teil unterscheiden.

Homöopathische Mittel werden unterteilt in Globuli, Tabletten, Salben, Tinkturen usw.

Als Komplexmittel werden Präparate bezeichnet, die eine Mischung zweier oder mehrerer homöopathischer Einzelmittel verschiedener oder gleicher Potenzierung bzw. Verdünnung sind.

Beispiele für homöopathische Komplexmittel und ihre Leitsymptome

  • Ambra, – Ambra grisea, (Substanz aus dem Hirn des Pottwals)
  • Carcinosin, Krebsgewebe potentiert
  • Excrementum caninum (Hundekot). Leitsymptome: Nesthockersyndrom, extremes Sinnlosigkeitsgefühl und Depression mit Suicidalität, Arbeitslosigkeit, entwurzelte Menschen, Schokolade oder Alkohol-Abusus
  • HIV /AIDS, Blutserum eines Menschen mit HIV
  • Placenta humana
  • Plutonium nitricum, Plutonium
  • Lac-h-masc – lac humanum masc., menschliche Milch (männlich)
  • Lac-h-f – lac humanum fem., menschliche Milch (weiblich)
  • Lac-suinum, Schweinemilch
  • Microwelle 2,45 GHz – in der Microwelle erwärmtes Wasser
  • Porcellanum misniense (Meißner Porzellan). Leitsymptome Ekzeme und Herpes labialis.
  • Vip – Vipera, die deutsche Kreuzotter

praktische Probleme der Potenzierung

Man stellte bereits 1935 fest (Madaus), dass bei der Produktion Teile der Wirkstoffmoleküle durch Adhäsion am Glasbehälter zu einer höheren Verdünnung führt als rechnerisch erwartet. Ab D8 bis D12 (je nach Molekülstruktur) ist die Verdünnung nicht mehr kalkulierbar. Da es für Homöopathen sehr wohl einen großen Unterschied zwischen z.B. D100 und D1000 gibt und das höherverdünnte viel stärker wirksam sei, ist diese Erkenntnis eigentlich für die Homöopathie eine Katastrophe. Entsprechend wird das Thema totgeschwiegen. Bei der Einglasmethode (die Verdünnung wird immer im selben Behälter hergestellt), gibt es einen umgekehrten Effekt. Wird am Anfang mit Alkohol, dann mit Wasser und am Schluss wieder mit Alkohol verdünnt (Ein aus Sparsamkeitsgründen gerne verwendetes Verfahren), Kann sich an der Glasoberfläche Substanz absetzten, die erst am Schluss wieder in Lösung übergeht. In Versuchen (A. Kuhn) hatte so eine angebliche D200 tatsächlich aber D6! Aus Sicht der Homöopathie vielleicht nicht schlimm, aus naturwissenschaftlicher Sicht umso mehr, da die Homöopathen auch giftige Substanzen wie Quecksilber verwenden. Bei D6 kann das zu einem ernsthaften Problem werden.

Ein weiteres praktisches Problem ist, dass es nirgends komplett reine Arbeits- und Verdünnungsmittel gibt. So lassen sich selbst in hochreinem destilierten Wasser noch Unterschiede finden zu anderen Herstellern. Ebenso im Alkohol je nach Ausgangsstoff und im Glas selber. Zudem werden die Potenzen nicht in Reinräumen hergestellt. So können sich auch mal verschiedenste Pollen in die Zubereitung mischen. Die Frage ist nun: Wie können die Stoffe unterscheiden ob sie potenziert werden sollen oder nicht? Woher wissen z.B. Eisenmoleküle, dass sie diesmal nicht gemeint sind, ein andermal aber schon?

Bereits im 19. Jahrhundert wurde für den Vorgang der Potenzierung sogenannte Potenziermaschinen erfunden.

Literatur

  • Haas K, Der Einfluss der Adsorption auf die Konzentration der nach verschiedenen Verfahren hergestellten homöopathischen Verdünnungen, Pharmaceutica acta Helvetiae 24. Jhg Nr. 8 August 1949

Literatur