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Das Potenzieren erfolgt entweder nach den Vorschriften von [[Samuel Hahnemann]] aus seinem Buch ''[[Organon der Heilkunst]]'' oder nach Regeln des Homöopathischen Arzneibuches (HAB), die sich zum Teil unterscheiden. Als [[Komplexmittelhomöopathie|Komplexmittel]] werden Präparate bezeichnet, die eine Mischung zweier oder mehrerer homöopathischer Einzelmittel verschiedener oder gleicher Potenzierung bzw. Verdünnung sind. Sie werden von Anhängern der klassischen Homöopathie nach Hahnemann nicht anerkannt.  
 
Das Potenzieren erfolgt entweder nach den Vorschriften von [[Samuel Hahnemann]] aus seinem Buch ''[[Organon der Heilkunst]]'' oder nach Regeln des Homöopathischen Arzneibuches (HAB), die sich zum Teil unterscheiden. Als [[Komplexmittelhomöopathie|Komplexmittel]] werden Präparate bezeichnet, die eine Mischung zweier oder mehrerer homöopathischer Einzelmittel verschiedener oder gleicher Potenzierung bzw. Verdünnung sind. Sie werden von Anhängern der klassischen Homöopathie nach Hahnemann nicht anerkannt.  
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Jenseits der statistischen Nachweisgrenze (Gesetz von Avogadro), also ca. ab C12, ist keine Materie der Ursubstanz oder Lösung mehr in den potenzierten Arzneien enthalten. Solche Arzneien werden deshalb auch als „geisterartig“ oder „dynamisch“ bezeichnet.
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Jenseits der statistischen Nachweisgrenze (Gesetz von Avogadro), also ca. ab C12, ist keine Materie der Ursubstanz oder Lösung mehr in den potenzierten Arzneien enthalten. Solche Arzneien werden deshalb auch als „geisterartig“ oder „dynamisch“ bezeichnet. Eine andere Bezeichnung dafür ist im englischen Sprachraum auch der Begriff "ultramolecular" oder "submolecular".
    
Wissenschaftlich betrachtet ist Potenzierung nichts anderes als die stufenweise Verdünnung eines Wirkstoffes, bis (etwa ab C6) nichts mehr im Lösungsmittel vorhanden ist. Das Kuriose an der Potenzierung ist nun, dass diese Form der Verdünnung mit fest vorgeschriebenen Arbeitsschritten nach Auffassung der Homöopathen zur Verstärkung der Wirkung führen soll, was auch als ''Dynamisierung'' oder ''Dynamisation'' bezeichnet wird. Dabei wird jedoch nicht nur die gemeinte Ausgangssubstanz ''potenziert'', sondern auch alle anderen Substanzen, die sich im Lösungsmittel befinden. Die behauptete Wirkungsverstärkung bei fortschreitender Potenzierung (bzw. Verdünnung der Ausgangssubstanz) geht auf eine Weiterentwicklung der Homöopathie durch Hahnemann in den 1820er Jahren zurück. Er unterstellte hier nun die Freisetzung einer "geistartigen" Arzneiwirkung durch genau vorgeschriebene mechanische Bearbeitungen. Man erkennt hier deutlich den magischen Einschlag im Glaubenssystem der Homöopathie.
 
Wissenschaftlich betrachtet ist Potenzierung nichts anderes als die stufenweise Verdünnung eines Wirkstoffes, bis (etwa ab C6) nichts mehr im Lösungsmittel vorhanden ist. Das Kuriose an der Potenzierung ist nun, dass diese Form der Verdünnung mit fest vorgeschriebenen Arbeitsschritten nach Auffassung der Homöopathen zur Verstärkung der Wirkung führen soll, was auch als ''Dynamisierung'' oder ''Dynamisation'' bezeichnet wird. Dabei wird jedoch nicht nur die gemeinte Ausgangssubstanz ''potenziert'', sondern auch alle anderen Substanzen, die sich im Lösungsmittel befinden. Die behauptete Wirkungsverstärkung bei fortschreitender Potenzierung (bzw. Verdünnung der Ausgangssubstanz) geht auf eine Weiterentwicklung der Homöopathie durch Hahnemann in den 1820er Jahren zurück. Er unterstellte hier nun die Freisetzung einer "geistartigen" Arzneiwirkung durch genau vorgeschriebene mechanische Bearbeitungen. Man erkennt hier deutlich den magischen Einschlag im Glaubenssystem der Homöopathie.
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*'''LM''' (1:50.000) die LM-Potenzierung. Hahnemann entwickelte die LM-Potenzierung, bei der die Arzneistoffe pro Potenzierungsschritt im Verhältnis 1:50.000 verdünnt und mit jeweils 100 Schüttelschlägen dynamisiert werden. Dabei erfolgt ein Wechsel zwischen fester und flüssiger Arzneiphase, indem für jede Potenzstufe ein [[Globuli|Globulus]] der LM-Vorpotenz in Wasser gelöst, mit Alkohol verdünnt, durch Verschüttelung dynamisiert und mit dieser alkoholischen Lösung ca. 50.000 neue Globuli benetzt werden, die dadurch den nächsten LM-Potenzgrad darstellen. Diese LM-Potenzen werden auch Q-Potenzen oder Hochpotenzen genannt. Hochpotenzen gelten unter Homöopathen als geeignete Mittel bei chronischen Krankheiten.
 
*'''LM''' (1:50.000) die LM-Potenzierung. Hahnemann entwickelte die LM-Potenzierung, bei der die Arzneistoffe pro Potenzierungsschritt im Verhältnis 1:50.000 verdünnt und mit jeweils 100 Schüttelschlägen dynamisiert werden. Dabei erfolgt ein Wechsel zwischen fester und flüssiger Arzneiphase, indem für jede Potenzstufe ein [[Globuli|Globulus]] der LM-Vorpotenz in Wasser gelöst, mit Alkohol verdünnt, durch Verschüttelung dynamisiert und mit dieser alkoholischen Lösung ca. 50.000 neue Globuli benetzt werden, die dadurch den nächsten LM-Potenzgrad darstellen. Diese LM-Potenzen werden auch Q-Potenzen oder Hochpotenzen genannt. Hochpotenzen gelten unter Homöopathen als geeignete Mittel bei chronischen Krankheiten.
 
*'''Q''' (1:50.000) Quinquagintamillesimal-Potenzen. Die Q-Potenzen gehen auch auf Hahnemann zurück, sind synonym zu den LM-Potenzen und werden auch '''Hochpotenzen''' genannt.
 
*'''Q''' (1:50.000) Quinquagintamillesimal-Potenzen. Die Q-Potenzen gehen auch auf Hahnemann zurück, sind synonym zu den LM-Potenzen und werden auch '''Hochpotenzen''' genannt.
 
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*'''X''' Dezimal-Potenzierung im englischsprachigen Raum. Beispiel: X3 entspricht der D3-Potenzierung.
 
Als Tiefpotenzen werden die Potenzen D1-D6 bzw. C1-C6 bezeichnet.
 
Als Tiefpotenzen werden die Potenzen D1-D6 bzw. C1-C6 bezeichnet.
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==Ein- und Mehrglasmethode==
 
==Ein- und Mehrglasmethode==
*Einglasmethode: Die Einglas-Methode wird häufig für hohe Potenzen verwendet und geht auf einen Constantin Hering zurück. Bei dieser Methode wird nur ein einziges so genanntes Verschüttelungsgefäß benutzt. Eine Weiterentwicklung ist von N.S. Korsakoff (1831) bekannt. Die erhaltenen Verdünnungen/Potenzen nach Korsakoff werden K-Potenzen genannt und haben eine jeweilige Verdünnung wie die C-Potenzen, also 1:100. Die Korsakoff-Verdünnungen werden häufig bei Potenziermaschinen angewandt.
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*Einglasmethode: Die Einglas-Methode wird häufig für hohe Potenzen verwendet und geht auf einen Constantin Hering zurück. Bei dieser Methode wird nur ein einziges so genanntes Verschüttelungsgefäß benutzt. Eine Weiterentwicklung ist von N.S. Korsakoff (Simeon Korsakow, 1831) bekannt. Die erhaltenen Verdünnungen/Potenzen nach Korsakoff (Korsakow) werden K-Potenzen genannt und haben eine jeweilige Verdünnung wie die C-Potenzen, also 1:100. Die Korsakoff-Verdünnungen werden häufig bei Potenziermaschinen angewandt.
 
*Mehrglas-Methode: Diese Potenzierungsmethode geht auf Hahnemann zurück. Für jeden Potenzierungsschritt wird dabei ein eigener Behälter (Fläschchen) verwendet. Bei hohen Potenzen kommt es so zu einer großen Zahl von Behältern.
 
*Mehrglas-Methode: Diese Potenzierungsmethode geht auf Hahnemann zurück. Für jeden Potenzierungsschritt wird dabei ein eigener Behälter (Fläschchen) verwendet. Bei hohen Potenzen kommt es so zu einer großen Zahl von Behältern.
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Bei der Einglasmethode (die Verdünnung wird immer im selben Behälter hergestellt), gibt es einen umgekehrten Effekt. Wird am Anfang mit Alkohol, dann mit Wasser und am Schluss wieder mit Alkohol verdünnt (ein aus Sparsamkeitsgründen gern verwendetes Verfahren), kann sich an der Glasoberfläche Substanz absetzen, die erst am Schluss wieder in Lösung übergeht. In Versuchen (A. Kuhn) hatte so eine angebliche D200 tatsächlich aber D6! Aus Sicht der Homöopathie vielleicht nicht schlimm, aus naturwissenschaftlicher Sicht umso mehr, da die Homöopathen auch giftige Substanzen wie Quecksilber verwenden. Bei D6 kann das zu einem ernsthaften Problem werden.
 
Bei der Einglasmethode (die Verdünnung wird immer im selben Behälter hergestellt), gibt es einen umgekehrten Effekt. Wird am Anfang mit Alkohol, dann mit Wasser und am Schluss wieder mit Alkohol verdünnt (ein aus Sparsamkeitsgründen gern verwendetes Verfahren), kann sich an der Glasoberfläche Substanz absetzen, die erst am Schluss wieder in Lösung übergeht. In Versuchen (A. Kuhn) hatte so eine angebliche D200 tatsächlich aber D6! Aus Sicht der Homöopathie vielleicht nicht schlimm, aus naturwissenschaftlicher Sicht umso mehr, da die Homöopathen auch giftige Substanzen wie Quecksilber verwenden. Bei D6 kann das zu einem ernsthaften Problem werden.
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Ein weiteres praktisches Problem ist, dass es nirgends komplett reine Arbeits- und Verdünnungsmittel gibt. So lassen sich selbst in hochreinem destillierten Wasser noch Unterschiede zu anderen Herstellern finden. In reinstem Wasser und Alkohol, die man beim "Potenzieren" zum Verdünnen nimmt, kommen fast alle wichtigen, natürlichen Elemente in Spuren vor. Diese Verschmutzungen sind dann viel höher konzentriert als der angestrebten Verdünnung der Ursubstanz entspricht. Ebenso im Glas selbst. Zudem werden die Potenzen nicht in Reinräumen hergestellt. Daher können sich z.B. auch verschiedenste Pollen, die z.T. ebenso als Ursubstanz gelten, in die Zubereitung mischen. Die Frage ist nun: Wie können die Stoffe unterscheiden, ob sie potenziert werden sollen oder nicht? Woher wissen z.B. Eisenmoleküle, dass sie diesmal nicht gemeint sind, ein andermal aber schon? Das „Gesetz des unendlich Kleinen“ behauptet, dass extreme Verdünnung die Wirksamkeit der verdünnten Substanz erhöht, aber nur die vorteilhaften Wirkungen, während alle schädlichen Wirkungen vermindert werden. Es gibt keinen Mechanismus, um auf einfache Weise erwünschte von unerwünschten Wirkungen zu trennen.
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Ein weiteres praktisches Problem ist, dass es nirgends komplett reine Arbeits- und Verdünnungsmittel gibt. So lassen sich selbst in hochreinem destillierten Wasser noch Unterschiede zu anderen Herstellern finden. In reinstem Wasser und Alkohol, die man beim "Potenzieren" zum Verdünnen nimmt, kommen fast alle wichtigen, natürlichen Elemente in Spuren vor. Diese Verschmutzungen sind dann viel höher konzentriert als der angestrebten Verdünnung der Ursubstanz entspricht. Ebenso im Glas selbst. Zudem werden die Potenzen nicht in Reinräumen hergestellt. Daher können sich z.B. auch verschiedenste Pollen, die z.T. ebenso als Ursubstanz gelten, in die Zubereitung mischen.  
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Die Frage ist nun: Wie können die Stoffe unterscheiden, ob sie potenziert werden sollen oder nicht? Woher wissen z.B. Eisenmoleküle, dass sie diesmal nicht gemeint sind, ein andermal aber schon? Das „Gesetz des unendlich Kleinen“ behauptet, dass extreme Verdünnung die Wirksamkeit der verdünnten Substanz erhöht, aber nur die vorteilhaften Wirkungen, während alle schädlichen Wirkungen vermindert werden. Es gibt keinen Mechanismus, um auf einfache Weise erwünschte von unerwünschten Wirkungen zu trennen. Zum Vergleich: Jedes Glas Wasser enthält rechnerisch 1000 Wassermoleküle, die schon beim Letzten Abendmahl in Jesu letztem Becher waren, was einer Konzentration von etwa C11 entspricht. Folge: Es ist unmöglich, einen Stoff weiter als bis zu einem gewissen Grenzwert zu verdünnen, der dadurch gegeben ist, wie viel dieses Stoffes im Lösungsmittel enthalten ist. Wenn das Potenzieren irgendeinen Effekt hätte, würden immer wieder die neu hinzugekommenen Moleküle mitpotenziert.<ref>Zitat Norbert Aust, http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=2608</ref>
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Das homöopathische Problem der Nachdynamisierung: manche Homöopathen befürchten, dass homöopathische Mittel auf dem Transportweg durch Erschütterungen "nachdynamisiert" würden. Daher füllt die Herstellerfirma Remedia Fläschen mit Homöopathika randvoll ab, um eine "Dynamisierung" zu minimieren.<ref>Webseite Remedia.at: ''Für die Abgabe an den Patienten wird das Fläschchen randvoll gefüllt, um eine Dynamisierung beim Transport zu vermeiden.''</ref>
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Das homöopathische Problem der Nachdynamisierung: manche Homöopathen befürchten, dass homöopathische Mittel auf dem Transportweg durch Erschütterungen "nachdynamisiert" würden. Daher füllt die Herstellerfirma Remedia Fläschen mit Homöopathika randvoll ab, um eine "Dynamisierung" zu minimieren.<ref>Webseite Remedia.at: ''"Für die Abgabe an den Patienten wird das Fläschchen randvoll gefüllt, um eine Dynamisierung beim Transport zu vermeiden."''</ref>
    
Bereits im 19.&nbsp;Jahrhundert wurden für den Vorgang der Potenzierung so genannte [[Potenziermaschine]]n erfunden.
 
Bereits im 19.&nbsp;Jahrhundert wurden für den Vorgang der Potenzierung so genannte [[Potenziermaschine]]n erfunden.
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*Jan Geißler, Thomas Quak: Leitfaden Homöopathie, Urban & Fischer - Elsevier Verlag  
 
*Jan Geißler, Thomas Quak: Leitfaden Homöopathie, Urban & Fischer - Elsevier Verlag  
 
*Haas K, Der Einfluss der Adsorption auf die Konzentration der nach verschiedenen Verfahren hergestellten homöopathischen Verdünnungen, Pharmaceutica acta Helvetiae 24. Jhg Nr. 8, August 1949
 
*Haas K, Der Einfluss der Adsorption auf die Konzentration der nach verschiedenen Verfahren hergestellten homöopathischen Verdünnungen, Pharmaceutica acta Helvetiae 24. Jhg Nr. 8, August 1949
*Friedrich Dellmour, Ludwig-Boltzmann-Institut für Homöopathie: [http://www.doktor-quak.de/pdf/dellmour_konzentration.pdf Konzentrationsverhältnisse homöopathischer Arzneimittel] PDF (23 Seiten) auf doktor-quak.de<br><br>
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*Friedrich Dellmour, Ludwig-Boltzmann-Institut für Homöopathie: [http://www.doktor-quak.de/pdf/dellmour_konzentration.pdf Konzentrationsverhältnisse homöopathischer Arzneimittel] PDF (23 Seiten) auf doktor-quak.de<br>
    
==Weblinks==
 
==Weblinks==
 
*Thomas Mickler, Heilpraktiker: [http://www.mickler.de/potenzierung.htm Die Potenzierung von Arzneien in der Homöopathie - Fakten und Meinungen in der Diskussion] mickler.de (zuletzt aktualisiert 12.09.2010)
 
*Thomas Mickler, Heilpraktiker: [http://www.mickler.de/potenzierung.htm Die Potenzierung von Arzneien in der Homöopathie - Fakten und Meinungen in der Diskussion] mickler.de (zuletzt aktualisiert 12.09.2010)
*Wolfgang Forth: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=2692 Unklare Konzentrationsangaben der Hersteller: Potentiell toxische Schwermetalle als Therapeutikum in der Homöopathie] Dtsch Arztebl 1996; 93(37): A-2318  
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*Wolfgang Forth: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=2692 Unklare Konzentrationsangaben der Hersteller: Potentiell toxische Schwermetalle als Therapeutikum in der Homöopathie] Dtsch Arztebl 1996; 93(37): A-2318
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*http://www.xn--homopedia-27a.eu/index.php/Artikel:Korsakow-Methode
    
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