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[[image:Pflanzenhomoepathie.jpg|Werbung für Pflanzenhomöopathie beim [[Narayana-Verlag]]|300px|thumb]]
 
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Als '''Pflanzenhomöopathie''' (auch ''Agro-Homöopathie'') wird die Anwendung von Mitteln der [[Homöopathie]]lehre (Homöopathika) zur Beeinflussung des Pflanzenwachstums und zum Pflanzenschutz bezeichnet. Diese gerät vermehrt ins Blick von Bio-Landwirten, da auf Grund von Regelungen und EU-Verordnungen bei der Produktion von Bio-Lebensmitteln bestimmte Substanzen nicht angewandt werden dürfen und daher in der Landwirtschaft nach Alternativen zu herkömmlicher Pflanzenschutzmitteln und wachstumsfördernden Substanzen gesucht wird. Hersteller von Homöopathika die zur Behandlung des Menschen eingesetzt werden, versuchen seit mehreren Jahrzehnten ihre Produkte auch im Bereich der Tierheilkunde, der Landwirtschaft und im Gartenbau unterzubringen. Auch im Bereich der [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Landwirte (siehe [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|"Biologisch-dynamische Landwirtschaft"]]) sind pflanzenhomöopathische Anwendungen populär.   
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Als '''Pflanzenhomöopathie''' (auch ''Agro-Homöopathie'') wird die Anwendung von Mitteln der [[Homöopathie]]lehre (Homöopathika) zur Beeinflussung des Pflanzenwachstums und zum Pflanzenschutz bezeichnet. Diese gerät vermehrt ins Blick von Bio-Landwirten, da auf Grund von Regelungen und EU-Verordnungen bei der Produktion von Bio-Lebensmitteln bestimmte Substanzen nicht angewandt werden dürfen und daher in der Landwirtschaft nach Alternativen zu herkömmlicher Pflanzenschutzmitteln und wachstumsfördernden Substanzen gesucht wird. Hersteller von Homöopathika, die zur Behandlung des Menschen eingesetzt werden, versuchen seit mehreren Jahrzehnten ihre Produkte auch im Bereich der Tierheilkunde, der Landwirtschaft und im Gartenbau unterzubringen. Auch im Bereich der [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Landwirte (siehe [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|"Biologisch-dynamische Landwirtschaft"]]) sind pflanzenhomöopathische Anwendungen populär.   
    
==Allgemeines==
 
==Allgemeines==
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In der Pflanzenhomöopathie werden homöopathisch [[Potenzierung|potenzierte]] Mittel eingesetzt, die allerdings auch zusätzlich weitere Inhaltsstoffe enthalten können. Meist handelt es sich um Mittel aus der [[Komplexmittelhomöopathie]] bzw. um [[Nosode]]n. Die Präparate werden zumeist als so genannte Pflanzenstärkungsmittel verkauft. Häufig handelt es sich um herkömmlichen Flüssigdünger, dem die Pflanzenhomöopathika beigemischt werden. Meist sollen die Mittel dem Gießwasser beigemischt werden (als Flüssigkeit oder in Form von Globuli), oder sie werden in Sprühflaschen angeboten.
 
In der Pflanzenhomöopathie werden homöopathisch [[Potenzierung|potenzierte]] Mittel eingesetzt, die allerdings auch zusätzlich weitere Inhaltsstoffe enthalten können. Meist handelt es sich um Mittel aus der [[Komplexmittelhomöopathie]] bzw. um [[Nosode]]n. Die Präparate werden zumeist als so genannte Pflanzenstärkungsmittel verkauft. Häufig handelt es sich um herkömmlichen Flüssigdünger, dem die Pflanzenhomöopathika beigemischt werden. Meist sollen die Mittel dem Gießwasser beigemischt werden (als Flüssigkeit oder in Form von Globuli), oder sie werden in Sprühflaschen angeboten.
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In Deutschland sind sehr unterschiedliche Präparate als [[Pflanzenstärkungsmittel]] auf dem Markt. Im Jahre 1991 wurde der Begriff Pflanzenstärkungsmittel erstmals gesetzlich definiert. Pflanzenstärkungsmittel dürfen keine direkte Wirkung auf Schadorganismen oder Krankheitserreger haben, da sie sonst als Pflanzenschutzmittel viel strengeren Vorschriften unterliegen würden. Auch dürfen die Pflanzenstärkungsmittel keine direkt wachstumsfördernde Wirkung haben, da sie ansonsten als Pflanzenhilfsmittel oder Bodenhilfsstoff gelten würden, die unter das Düngelmittelrecht fallen. Die Pflanzenstärkungsmittel sind in einer öffentlich einsehbaren [http://www.bvl.bund.de/cln_027/nn_492710/DE/04__Pflanzenschutzmittel/00__doks__downloads/PflStM__liste,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/PflStM_liste.pdf Liste des BVL] (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) erfasst, die monatlich aktualisiert wird. Allerdings sind zu den einzelnen Mitteln nur Mittelname, Registrierungsnummer, Herstelleradresse und sehr ungenaue Angaben zu Inhaltsstoffen zu erfahren. Eine Übersicht von Pflanzenstärkungsmitteln für den Zierpflanzenbau (inklusive homöopathischer und [[Bioenergetik|"bioenergetischer"]] Mittel) versucht eine im Jahre 2004 erschienene Broschüre der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zu geben.<ref>Andrea Terhoeven-Urselmans: Pflanzenstärkungsmittel für den Zierpflanzenbau. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, 2004</ref>
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In Deutschland sind sehr unterschiedliche Präparate als [[Pflanzenstärkungsmittel]] auf dem Markt. 1991 wurde der Begriff Pflanzenstärkungsmittel erstmals gesetzlich definiert. Pflanzenstärkungsmittel dürfen keine direkte Wirkung auf Schadorganismen oder Krankheitserreger haben, da sie sonst als Pflanzenschutzmittel viel strengeren Vorschriften unterliegen würden. Auch dürfen die Pflanzenstärkungsmittel keine direkt wachstumsfördernde Wirkung haben, da sie ansonsten als Pflanzenhilfsmittel oder Bodenhilfsstoff gelten würden, die unter das Düngelmittelrecht fallen. Die Pflanzenstärkungsmittel sind in einer öffentlich einsehbaren [http://www.bvl.bund.de/cln_027/nn_492710/DE/04__Pflanzenschutzmittel/00__doks__downloads/PflStM__liste,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/PflStM_liste.pdf Liste des BVL] (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) erfasst, die monatlich aktualisiert wird. Allerdings sind zu den einzelnen Mitteln nur Mittelname, Registrierungsnummer, Herstelleradresse und sehr ungenaue Angaben zu Inhaltsstoffen zu erfahren. Eine Übersicht von Pflanzenstärkungsmitteln für den Zierpflanzenbau (inklusive homöopathischer und [[Bioenergetik|"bioenergetischer"]] Mittel) versucht eine 2004 erschienene Broschüre der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zu geben.<ref>Andrea Terhoeven-Urselmans: Pflanzenstärkungsmittel für den Zierpflanzenbau. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, 2004</ref>
    
==Behauptete Eigenschaften==
 
==Behauptete Eigenschaften==
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==Studienlage zur Pflanzenhomöopathie==
 
==Studienlage zur Pflanzenhomöopathie==
Analog zur Homöopathie, liegen auch zur Pflanzenhomöopathie inzwischen Studien vor. Auffallend häufig sind Beziehungen zu anthroposophischen Einrichtungen und Forschern erkennbar. Seit den 1980er Jahren ging man der Frage nach, ob homöopathische Mittel einen Einfluß auf das Pflanzenwachstum oder Pflanzenschädlinge haben<ref>Emde, A. (1994) ''Übertragbarkeit homöopathischer Prinzipien auf die Krankheits-behandlung von Pflanzen – Möglichkeiten und Erfahrungen''. Diplomarbeit, Universität Gesamthochschule Kassel</ref>, erste Versuche zu dieser Frage stammen wohl von der [[Anthroposophie|Anthroposophin]] [[Steigbildmethode|Lilli Kolisko]] aus dem Jahre 1923, die sich dabei auf den Anthroposophiebegründer [[Rudolf Steiner]] berief. In mindestens einem halben Dutzend Arbeiten versuchte man derartige Effekte nachzuweisen, an Übersichtsarbeiten sind nur zwei bekannt geworden, darunter eine Diplomarbeit (Scofield, Emde). Häufig litten die Arbeiten unter qualitativen Einschränkungen hinsichtlich der angewandten statistischen Methoden. Die veröffentlichten Ergebnisse sind widersprüchlich und können nicht als Beleg einer reproduzierbaren Wirksamkeit der Pflanzenhomöopathie gewertet werden, <ref>Scofield, A. M. (1984). Homoeopathy and its Potential Role in Agriculture – A Critical Review. Biological Agriculture and Horticulture 2: 1–50.</ref> und eine Replikation erfolgreicher Versuchsergebnisse ist nicht bekannt.
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Analog zur Homöopathie, liegen auch zur Pflanzenhomöopathie inzwischen Studien vor. Auffallend häufig sind Beziehungen zu anthroposophischen Einrichtungen und Forschern erkennbar. Seit den 1980er Jahren ging man der Frage nach, ob homöopathische Mittel einen Einfluß auf das Pflanzenwachstum oder Pflanzenschädlinge haben<ref>Emde, A. (1994) ''Übertragbarkeit homöopathischer Prinzipien auf die Krankheits-behandlung von Pflanzen – Möglichkeiten und Erfahrungen''. Diplomarbeit, Universität Gesamthochschule Kassel</ref>, erste Versuche zu dieser Frage stammen wohl von der [[Anthroposophie|Anthroposophin]] [[Steigbildmethode|Lilli Kolisko]] aus dem Jahr 1923, die sich dabei auf den Anthroposophiebegründer [[Rudolf Steiner]] berief. In mindestens einem halben Dutzend Arbeiten versuchte man derartige Effekte nachzuweisen, an Übersichtsarbeiten sind nur zwei bekannt geworden, darunter eine Diplomarbeit (Scofield, Emde). Häufig litten die Arbeiten unter qualitativen Einschränkungen hinsichtlich der angewandten statistischen Methoden. Die veröffentlichten Ergebnisse sind widersprüchlich und können nicht als Beleg einer reproduzierbaren Wirksamkeit der Pflanzenhomöopathie gewertet werden, <ref>Scofield, A. M. (1984). Homoeopathy and its Potential Role in Agriculture – A Critical Review. Biological Agriculture and Horticulture 2: 1–50.</ref> und eine Replikation erfolgreicher Versuchsergebnisse ist nicht bekannt.
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Die homöopathiefreundliche [[Karl und Veronica Carstens-Stiftung]] finanzierte eine Vorstudie zur Frage ''Potenzial der Homöopathie für den Pflanzenschutz''<ref>"Potenzial der Homöopathie für den Pflanzenschutz" (Vorstudie), E. Wyss, L. Tamm, Th. Amsler, K. Günther und S. Baumgartner. In: Albrecht H, Frühwald M (Eds.), Jahrbuch Band 15, KVC Verlag, Essen: 63-97.</ref>. Beauftragt war mit der Koordination des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) im Schweizerischen Frick. Durchgeführt wurden 2005-2006 eine Befragungen bei Anwendern, sowie eine Anwendungsbeobachtung von potenzierter Flussäure ("Fl-ac", Potenzen D6-C200), Apfelschorfnosoden und Manganum carbonicum gegen Apfelschorf. Der Apfelschorf (''Venturia inaequalis'') ist eine Apfelbaumkrankheit, die durch den Schlauchpilz Venturia inaequalis verursacht wird.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Apfelschorf</ref> Im Endeffekt war die Vorstudie also ein Versuch eine Pflanzenmykose durch homöopathische Mittel anzugehen.  
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Die homöopathiefreundliche [[Karl und Veronica Carstens-Stiftung]] finanzierte eine Vorstudie zur Frage ''Potenzial der Homöopathie für den Pflanzenschutz''<ref>"Potenzial der Homöopathie für den Pflanzenschutz" (Vorstudie), E. Wyss, L. Tamm, Th. Amsler, K. Günther und S. Baumgartner. In: Albrecht H, Frühwald M (Eds.), Jahrbuch Band 15, KVC Verlag, Essen: 63-97.</ref>. Beauftragt war mit der Koordination des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) im Schweizerischen Frick. Durchgeführt wurden 2005-2006 eine Befragungen bei Anwendern, sowie eine Anwendungsbeobachtung von potenzierter Flussäure ("Fl-ac", Potenzen D6-C200), Apfelschorfnosoden und Manganum carbonicum gegen Apfelschorf. Der Apfelschorf (''Venturia inaequalis'') ist eine Apfelbaumkrankheit, die durch den Schlauchpilz Venturia inaequalis verursacht wird.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Apfelschorf</ref> Im Endeffekt war die Vorstudie also ein Versuch, eine Pflanzenmykose durch homöopathische Mittel anzugehen.  
Die Vorstudie der Carstens-Stiftung ergab dass homöopathische Mittel bei rund 75% der befragten Anwender eingesetzt wurden, meist in Hoffnung auf prophylaktische Effekte. Eine Wirkung der potenzierten Flussäure war in der Vorstudie nicht erkennbar ("keine protektive oder therapeutische Wirkung gegen den Apfelschorf"). Die Autoren wollen jedoch "statistisch sicherbare Tendenzen" für eine positive Wirkung der Apfelschorfnosoden erkannt haben.
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Die Vorstudie der Carstens-Stiftung ergab, dass homöopathische Mittel bei rund 75% der befragten Anwender eingesetzt wurden, meist in Hoffnung auf prophylaktische Effekte. Eine Wirkung der potenzierten Flusssäure war in der Vorstudie nicht erkennbar ("keine protektive oder therapeutische Wirkung gegen den Apfelschorf"). Die Autoren wollen jedoch "statistisch sicherbare Tendenzen" für eine positive Wirkung der Apfelschorfnosoden erkannt haben.
    
==Produkte==
 
==Produkte==
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==Literatur==
 
==Literatur==
*Andrea Terhoeven-Urselmans: (2004) ''Pflanzenstärkungsmittel für den Zierpflanzenbau''. Geschäftsstelle Bundesprogramm Ökologischer Landbau, Hrsg: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Projekt: "Erprobung und Vergleich von Pflanzenstärkungsmitteln an Zierpflanzen im Freiland und unter Glas unter besonderer Berücksichtigung von bioenergetischen und homöopathischen Verfahren", Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
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*Andrea Terhoeven-Urselmans (2004): ''Pflanzenstärkungsmittel für den Zierpflanzenbau''. Geschäftsstelle Bundesprogramm Ökologischer Landbau, Hrsg: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Projekt: "Erprobung und Vergleich von Pflanzenstärkungsmitteln an Zierpflanzen im Freiland und unter Glas unter besonderer Berücksichtigung von bioenergetischen und homöopathischen Verfahren", Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
*Scofield, A. M. (1984). ''Homoeopathy and its Potential Role in Agriculture – A Critical Review''. Biological Agriculture and Horticulture, 1984, 2: 1–50.
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*Scofield, A. M. (1984): ''Homoeopathy and its Potential Role in Agriculture – A Critical Review''. Biological Agriculture and Horticulture, 1984, 2: 1–50.
    
==Weblinks==
 
==Weblinks==
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