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Die osteopathische Medizin ist durch manuelle Diagnostik und Behandlung von angeblichen oder tatsächlichen Funktionseinschränkungen von Knochen, Gelenken und (inneren) Organen gekennzeichnet. Folgende Techniken werden eingesetzt:
 
Die osteopathische Medizin ist durch manuelle Diagnostik und Behandlung von angeblichen oder tatsächlichen Funktionseinschränkungen von Knochen, Gelenken und (inneren) Organen gekennzeichnet. Folgende Techniken werden eingesetzt:
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*Mobilisierende Muskeltechniken: Mit bestimmten Griffen oder Bewegungsfolgen werden Gelenkfunktionsstörungen an der Wirbelsäule und den Extremitäten behandelt. Dabei arbeitet man mit geführten Bewegungen, gezieltem Muskelzug oder exakt bemessener äußerer Krafteinwirkung.
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*Mobilisierende Muskeltechniken: Mit bestimmten Griffen oder Bewegungsfolgen werden Gelenkfunktionsstörungen an der Wirbelsäule und den Extremitäten behandelt. Dabei arbeitet man mit geführten Bewegungen, Muskelzug oder äußerer Krafteinwirkung.
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*Myofasziale Techniken: Da die Muskulatur mit Faszien umhüllt ist, sollen diese behandelt werden, um daraus therapeutischen Nutzen zu ziehen. Es werden weiche Zug- und Druckreize zur Normalisierung der Gewebsspannung verwendet bzw. um Durchblutung und Beweglichkeit zu steigern.
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*Myofasziale Techniken: Da die Muskulatur mit Faszien umhüllt ist, sollen diese behandelt werden, um daraus therapeutischen Nutzen zu ziehen. Es werden Zug- und Druckreize zur Normalisierung der Gewebsspannung verwendet bzw. um Durchblutung und Beweglichkeit zu steigern.
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*[[Viszerale Osteopathie|Viszerale Techniken]]: Da die inneren Organe beweglich angeordnet sind, sollen mit der Osteopathie Verspannungen der Bindegewebselemente behoben werden. Daraus leitet man den Anspruch ab, Fehlfunktionen der Organe selbst therapieren zu können, weil angeblich die freie Beweglichkeit der Organe für deren normale Funktion essentiell sei.
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*[[Viszerale Osteopathie|Viszerale Techniken]]: Da die inneren Organe beweglich angeordnet sind, sollen mit der Osteopathie angenommene Verspannungen der Bindegewebselemente behoben werden. Daraus leitet man den Anspruch ab, Fehlfunktionen der Organe selbst therapieren zu können, weil angeblich die freie Beweglichkeit der Organe für deren normale Funktion essentiell sei.
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*[[Cranio-Sakrale-Therapie|Kranio-sakrale Techniken]]: Es wird postuliert, dass bei Erwachsenen die Schädelknochen gegeneinander beweglich seien. Man postuliert außerdem einen bestimmten Rhythmus dieser Bewegung, nämlich Druckschwankungen des Liquor, der das Gehirn umhüllt.
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*[[Cranio-Sakrale-Therapie|Kranio-sakrale Techniken]]: Es wird postuliert, dass bei Erwachsenen die Schädelknochen gegeneinander beweglich seien. Man postuliert außerdem einen bestimmten Rhythmus dieser Bewegung, nämlich rythmische Druckschwankungen des Liquor, der das Gehirn umhüllt. Derartige Druckschwankungen sind in der Medizin jedoch nicht bekannt.
    
==Osteopathie in den USA und in Europa==
 
==Osteopathie in den USA und in Europa==
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Nachdem Andrew Taylor Still seine Methode vorgestellt und 1892 die erste osteopathische Schule gegründet hatte (die American School of Osteopathy, geleitet von DO Dr. William Smith), wurde die Methode später von DO William Garner Sutherland und DO Harold Magoun auf den Bereich des Schädels erweitert. DO Martin Littlejohn, ein Schüler Stills, brachte die Osteopathie 1917 nach England und gründete die British School of Osteopathy. Die Osteopathie ist in England seit 1994 offiziell anerkannt und wird an vier Privatschulen gelehrt. In Frankreich wurde sie von den DOs Jacques Weischenk, Jean-Pierre Barral und Philippe Druelle etabliert. Mittlerweile gibt es dort 14 osteopathische Ausbildungsstätten und einen französischen Verband für Osteopathie mit etwa 500 Mitgliedern. Weitere Ausbildungsstätten und Verbände existieren in Belgien und Kanada (seit 1982 z.B. die Fondation Canadienne pour l'Enseignement et la Recherche en Ostéopathie in Montreal mit einem deutschen Ableger, dem Deutschen Osteopathie Kolleg). In Europa und international sind folgende Organisationen aktiv: Europäisches Colleg für Osteopathie, College Sutherland, Osteopathie Akademie München, Osteopathie Schule Deutschland und Still Academy.
 
Nachdem Andrew Taylor Still seine Methode vorgestellt und 1892 die erste osteopathische Schule gegründet hatte (die American School of Osteopathy, geleitet von DO Dr. William Smith), wurde die Methode später von DO William Garner Sutherland und DO Harold Magoun auf den Bereich des Schädels erweitert. DO Martin Littlejohn, ein Schüler Stills, brachte die Osteopathie 1917 nach England und gründete die British School of Osteopathy. Die Osteopathie ist in England seit 1994 offiziell anerkannt und wird an vier Privatschulen gelehrt. In Frankreich wurde sie von den DOs Jacques Weischenk, Jean-Pierre Barral und Philippe Druelle etabliert. Mittlerweile gibt es dort 14 osteopathische Ausbildungsstätten und einen französischen Verband für Osteopathie mit etwa 500 Mitgliedern. Weitere Ausbildungsstätten und Verbände existieren in Belgien und Kanada (seit 1982 z.B. die Fondation Canadienne pour l'Enseignement et la Recherche en Ostéopathie in Montreal mit einem deutschen Ableger, dem Deutschen Osteopathie Kolleg). In Europa und international sind folgende Organisationen aktiv: Europäisches Colleg für Osteopathie, College Sutherland, Osteopathie Akademie München, Osteopathie Schule Deutschland und Still Academy.
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In Deutschland wird die Osteopathie überwiegend von Heilpraktikern ausgeübt, aber die Zahl der Ärzte, die sich der Methode bedienen, steigt. Die Ausbildung zum Osteopathen ist staatlich nicht reglementiert, hält aber in der Regel die vereinsrechtlich abgesicherten Mindeststandards ein, die von der Akademie für Osteopathie Deutschland (AOD) propagiert werden. Die AOD bietet eine berufsbegleitende Ausbildung in einer Ganztagsschule in Schlangenbad bei Wiesbaden an, die in Kooperation mit der Still Academy organisiert wird. Die Ausbildung umfasst lediglich 1.300 Stunden à 45 Minuten (also 975 Vollstunden), was weniger als 20% der in Deutschland und Europa üblichen Ausbildungszeit von Humanmedizinern entspricht (ca. 5.500 Vollstunden). Man schließt die Ausbildung als "Osteopath D.O." ab, wobei die AOD die Absolventen nach einer eigenen Prüfungsordnung prüft. Dies ist jedoch kein staatlicher Abschluss, sondern dieser Ausbildungsgrad hat den Wert eines Vereinsdiploms.
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In Deutschland wird die Osteopathie überwiegend von [[Heilpraktiker]]n ausgeübt, aber die Zahl der Ärzte, die sich der Methode bedienen, steigt. Die Ausbildung zum Osteopathen ist staatlich nicht reglementiert, hält aber in der Regel die vereinsrechtlich abgesicherten Mindeststandards ein, die von der Akademie für Osteopathie Deutschland (AOD) propagiert werden. Die AOD bietet eine berufsbegleitende Ausbildung in einer Ganztagsschule in Schlangenbad bei Wiesbaden an, die in Kooperation mit der Still Academy organisiert wird. Die Ausbildung umfasst lediglich 1.300 Stunden à 45 Minuten (also 975 Vollstunden), was weniger als 20% der in Deutschland und Europa üblichen Ausbildungszeit von Humanmedizinern entspricht (ca. 5.500 Vollstunden). Man schließt die Ausbildung als "Osteopath D.O." ab, wobei die AOD die Absolventen nach einer eigenen Prüfungsordnung prüft. Dies ist jedoch kein staatlicher Abschluss, sondern dieser Ausbildungsgrad hat den Wert eines Vereinsdiploms.
    
==Eine Methode ohne glaubwürdigen Wirksamkeitsnachweis==
 
==Eine Methode ohne glaubwürdigen Wirksamkeitsnachweis==
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==Varianten==
 
==Varianten==
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===Viszerale Osteopathie===
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Siehe Artikel [[Viszerale Osteopathie]].
 
===Biophysikalische Osteopathie===
 
===Biophysikalische Osteopathie===
 
Diese Erfindung des Heilpraktikers Christof Plothe aus Alzey in Rheinland-Pfalz soll es ermöglichen, durch Betasten des Patienten angebliche Belastungen durch elektromagnetische Strahlung (siehe [[Elektrosmog]]) zu idenfizieren. Man könne damit außerdem "auf der Resonanzebene palpatorisch die Veränderungen im Gewebe bei der Exposition mit verschiedenen Substanzen" ermitteln, möglich sei ferner eine "biophysikalische Palpation von psychischen Belastungen".
 
Diese Erfindung des Heilpraktikers Christof Plothe aus Alzey in Rheinland-Pfalz soll es ermöglichen, durch Betasten des Patienten angebliche Belastungen durch elektromagnetische Strahlung (siehe [[Elektrosmog]]) zu idenfizieren. Man könne damit außerdem "auf der Resonanzebene palpatorisch die Veränderungen im Gewebe bei der Exposition mit verschiedenen Substanzen" ermitteln, möglich sei ferner eine "biophysikalische Palpation von psychischen Belastungen".
    
===Etiopathie===
 
===Etiopathie===
Eine Variante der Osteopathie ist die Étiopathie. Der Begriff wurde in den 1960er Jahren von dem Franzosen Christian Trédaniel eingeführt. Étiopathie ist vor allem in Frankreich, aber auch in der Schweiz und den Benelux-Ländern verbreitet. Ein klarer Unterschied zur Osteopathie ist nicht vorhanden.
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Eine Variante der Osteopathie ist die Étiopathie. Der Begriff wurde in den 1960er Jahren von dem Franzosen Christian Trédaniel eingeführt. Étiopathie ist daher vor allem in Frankreich, aber auch in der Schweiz und den Benelux-Ländern verbreitet. Ein klarer Unterschied zur Osteopathie ist nicht vorhanden.
    
===Tierosteopathie===
 
===Tierosteopathie===
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==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
 
*[[Cranio-Sakrale-Therapie]]
 
*[[Cranio-Sakrale-Therapie]]
 
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*[[Viszerale Osteopathie]]
 
{{OtherLang|ge=Osteopathie|fr=Ostéopathie}}
 
{{OtherLang|ge=Osteopathie|fr=Ostéopathie}}
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*Posadzki P, Ernst E.: ''Osteopathy for musculoskeletal pain patients: a systematic review of randomized controlled trials.'' Clin Rheumatol., 30.10.2010 [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21053038]
 
*Posadzki P, Ernst E.: ''Osteopathy for musculoskeletal pain patients: a systematic review of randomized controlled trials.'' Clin Rheumatol., 30.10.2010 [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21053038]
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==Weblinks==
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==Weblinks (deutsch)==
 
*[http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.7.47.7841.7869 Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren] Zusammenfassende Bewertung der Bundesärztekammer, Dtsch Arztebl 2009; 106(46) 13.11.2009
 
*[http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.7.47.7841.7869 Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren] Zusammenfassende Bewertung der Bundesärztekammer, Dtsch Arztebl 2009; 106(46) 13.11.2009
 
*[http://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/behandlung-nichtmedikamentoese-und-alternative-therapien-osteopathie-8064.php Osteopathie] AOK-Bundesverband Berlin, Dezember 2011
 
*[http://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/behandlung-nichtmedikamentoese-und-alternative-therapien-osteopathie-8064.php Osteopathie] AOK-Bundesverband Berlin, Dezember 2011
 
*Heike Le Ker: [http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/osteopathie-heilen-mit-den-haenden-auf-krankenschein-a-865687.html Osteopathie: Fragwürdige Heilmethode auf Rezept] Spiegel online, 13. Dezember 2012
 
*Heike Le Ker: [http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/osteopathie-heilen-mit-den-haenden-auf-krankenschein-a-865687.html Osteopathie: Fragwürdige Heilmethode auf Rezept] Spiegel online, 13. Dezember 2012
 
*[http://www.zeit.de/2016/33/osteopathie-babies-orthopaedie-gesundheit-medizin-saeuglinge Josephina Maier: In guten Händen? - Viele Eltern lassen ihre Säuglinge von Osteopathen behandeln – im Glauben, ihnen etwas Gutes zu tun. Im schlimmsten Fall setzen sie dabei die Gesundheit ihrer Kinder aufs Spiel. Die Zeit, 18. August 2016]
 
*[http://www.zeit.de/2016/33/osteopathie-babies-orthopaedie-gesundheit-medizin-saeuglinge Josephina Maier: In guten Händen? - Viele Eltern lassen ihre Säuglinge von Osteopathen behandeln – im Glauben, ihnen etwas Gutes zu tun. Im schlimmsten Fall setzen sie dabei die Gesundheit ihrer Kinder aufs Spiel. Die Zeit, 18. August 2016]
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==Weblinks (englisch)==
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*https://jaoa.org/article.aspx?articleid=2092865
    
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
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