Orthorexia nervosa

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"Chemophobe" Angabe der Inhaltsstoffe eines normalen Hühnereis, die bei an Orthorexia nervosa Erkrankten Ängste auslösen kann. (Das Bild stammt aus einem Blogartikel bei ernaehrungsmedizin.blog, modifiziert nach J. Kenndy, Monarch University)[1]
Inhaltsstoffe einer unbehandelten Banane

Orthorexia nervosa (von griechisch: ὀρθός orthós „richtig“ und ὄρεξις órexis „Begierde“, „Appetit“, nicht zu verwechseln mit der Anorexia nervosa/"Magersucht"), bezeichnet die Tendenz zur übermäßigen Beschäftigung mit der Qualität von Lebensmitteln. Ursachen können selbst auferlegte Regeln oder die Befolgung außerwissenschaftlich diskutierter Konzepte sein, Trends und Moden einer vermeintlich gesunden Ernährung sowie Kampagnen zur Vermarktung von Ernährungskonzepten. Das medizinische Lexikon Pschyrembel beschreibt die Orthorexia nervosa wie folgt:

„Orthorexie: gestörtes Essverhalten, bei dem die angenommene Qualität des Essens (Furcht vor Fett, Chemikalien od. anderen Stoffen, die in Lebensmitteln enthalten sind) im Vordergrund steht; werden die Essregeln gebrochen, treten Schuldgefühle auf u. die Betroffenen bestrafen sich mit Abstinenz od. strikteren Essregeln. Vgl. Essstörungen, Anorexia, Bulimia nervosa.“[2]

Die Orthorexia nervosa führt zu psychischen oder physischen Beeinträchtigungen und findet sich vornehmlich in Ländern mit guter Versorgung mit Lebensmitteln und Medizin. Die Störung ist unter Diätassistenten/Diätassistentinnen[3] und Studenten der Ernährungswissenschaften verbreitet.

Der Begriff wurde 1997 erstmals vom US-amerikanischen Arzt Steven Bratman eingeführt, der darunter eine Essstörung versteht, die gesundheitlich negative Folgen einer vermeintlich gesunden Ernährungsweise beschreibt. Folgen der Orthorexia nach Bratman wären die soziale Isolation, Ängste, Unterernährung und im Extremfall sogar der Tod durch Unter- oder Fehlernährung.

Der Begriff Orthorexia nervosa ist aktuell (2017) nicht im internationalen Klassifikationssystem ICD-10 oder im Klassifikationssystem der Vereinigten Staaten DSM-5 gelistet. Ihr Status als potentielles Krankheitsbild wird in Fach- und populärwissenschaftlicher Literatur kontrovers diskutiert. In der Rohkost- und Veganismusszene wird der Begriff abgelehnt und als Element eines "Psychiatrisierungsversuchs" bezeichnet.

Prävalenz

Die Prävalenz, also das prozentuale Auftreten in der allgemeinen Bevölkerung, wird auf etwa ein bis zwei Prozent der Gesamtbevölkerung geschätzt. Studenten der Ernährungswissenschaften sollen ein höheres Risiko für die Orthorexia nervosa haben, [4] das einer portugiesischen Studie zufolge im Laufe des Studiums aber nachlässt.[5]

Siehe auch

Literatur

  • S. Bratman, D. Knight: Health food junkies, Broadway Books, New York, 2000
  • Ryan M. Moroze, Thomas M. Dunn, J. Craig Holland, Joel Yager, Philippe Weintraub: Microthinking About Micronutrients: A Case of Transition From Obsessions About Healthy Eating to Near-Fatal “Orthorexia nervosa” and Proposed Diagnostic Criteria, in Psychosomatics, vol. 56, nº 4.

Weblinks

Quellennachweise