Organon der Heilkunst

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Das Organon der Heilkunst (lat.: organum Werkzeug) ist das von Samuel Hahnemann verfasste Grundlagenwerk der Homöopathie. Es erschien in insgesamt sechs Auflagen, von denen jede teilweise erhebliche Überarbeitungen aufwies und aufgrund dessen wie eine Art Flickenteppich verschieden alter Bearbeitungen strukturiert ist. Die erste Auflage erschien 1810, noch unter dem Titel Organon der rationellen Heilkunde. Die jüngste (sechste) Auflage stammt von 1842, wurde aber erst lange nach Hahnemann Tod im Jahr 1921 veröffentlicht

In Anbetracht des dogmatischen Grundtons der späteren Auflagen wird das „Organon“ oft als „Bibel der Homöopathie“ bezeichnet.[1] Die fünfte Auflage ist unter anderem gekennzeichnet durch verschiedene Verbalinjurien Hahnemanns sowohl gegen andere Ärzte („Schulmediziner“) als auch gegen ihm nicht treu ergebene Homöopathen.

Inhalt

Das Organon der Heilkunst besteht in der sechsten Auflage (Paris, 1842) aus zwei Vorworten, einer Einleitung und 291 Paragraphen, in denen die Prinzipien des Heilens und der Homöopathie dargestellt werden. In der Einleitung und zahlreichen Fußnoten zu den Paragraphen wird die Homöopathie der wissenschaftsbasierten Medizin gegenübergestellt und als die einzige "rationelle Heilkunst" dargestellt.

Die Inhalte des Organons sind gekennzeichnet durch zahlreiche, den heutigen Naturwissenschaften und auch der derzeit von vielen Homöopathen praktizierten Homöopathie widersprechenden Aussagen.

Beispielsweise wird in § 260 des Organons, sechste Auflage folgendes behauptet:

Kaffee, feiner chinesischer und anderer Kräuterthee; Biere mit arzneilichen, für den Zustand des Kranken unangemessenen Gewächssubstanzen angemacht, sogenannte feine, mit arzneilichen Gewürzen bereitete Liqueure, alle Arten Punsch, gewürzte Schokolade, Riechwasser und Parfümerieen mancher Art, stark duftende Blumen im Zimmer, aus Arzneien zusammengesetzte Zahnpulver und Zahnspiritus. Riechkißchen, hochgewürzte Speisen und Saucen, gewürztes Backwerk und Gefrornes mit arzneilichen Stoffen, z.B. Kaffee, Vanille u.s.w. bereitet, rohe, arzneiliche Kräuter auf Suppen, Gemüße von Kräutern, Wurzeln und Keim-Stengeln (wie Spargel mit langen, grünen Spitzen), Hopfenkeime und alle Vegetabilien, welche Arzneikraft besitzen, Selerie, Petersilie, Sauerampfer, Dragun, alle Zwiebel-Arten, u.s.w.; alter Käse und Thierspeisen, welche faulicht sind, (Fleisch und Fett von Schweinen, Enten und Gänsen, oder allzu junges Kalbfleisch und saure Speisen; Salate aller Art), welche arzneiliche Nebenwirkungen haben, sind eben so sehr von Kranken dieser Art zu entfernen als jedes Uebermaß, selbst das des Zuckers und Kochsalzes, so wie geistige, nicht mit viel Wasser verdünnte Getränke; Stubenhitze, schafwollene Haut-Bekleidung, sitzende Lebensart in eingesperrter Stuben-Luft, oder öftere, bloß negative Bewegung (durch Reiten, Fahren, Schaukeln), übermäßiges Kind-Säugen, langer Mittagsschlaf im Liegen (in Betten), Lesen in wagerechter Lage, Nachtleben, Unreinlichkeit, unnatürliche Wohllust, Entnervung durch Lesen schlüpfriger Schriften, Onanism oder, sei es aus Aberglauben, sei es um Kinder-Erzeugung in der Ehe zu verhüten, unvollkommner, oder ganz unterdrückter Beischlaf; Gegenstände des Zornes, des Grames, des Aergernisses, leidenschaftliches Spiel, übertriebene Anstrengung des Geistes und Körpers, vorzüglich gleich nach der Mahlzeit; sumpfige Wohngegend und dumpfige Zimmer; karges Darben~ u.s.w. Alle diese Dinge müssen möglichst vermieden oder entfernt werden, wenn die Heilung nicht gehindert oder gar unmöglich gemacht werden soll. Einige meiner Nachahmer scheinen durch Verbieten noch weit mehrer, ziemlich gleichgültiger Dinge die Diät des Kranken unnöthig zu erschweren, was nicht zu billigen ist.[2]

Dies würde bedeuten, dass homöopathische Mittel infolge unserer modernen Lebens- und Ernährungsweise unwirksam sind, da man z.B. auf Autofahren, sitzende (Berufs)Tätigkeiten, Sport verzichten muss oder Gefühle wie Begeisterung, Traurigkeit und Ärger unterdrücken muss.

Quellen

  1. Robert Jütte: Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute. C.H. Beck Verlag, München 1996. ISBN 3-406-40495-2, S. 181
  2. http://www.homeoint.org/books4/organon/org260.htm#p260