Nostradamus

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Nostradamus

Nostradamus, latinisiert für Michel de Nostredame, (geb. am 14. Dezember 1503 in Saint-Rémy-de-Provence, Provence; gest. am 2. Juli 1566 in Salon-de-Provence) war Apotheker, Arzt und Astrologe. Berühmt wurde er schon zu seinen Lebzeiten durch seine in Gedichtform niedergeschrieben Prophezeiungen. Besonders in esoterischen Kreisen kursiert eine Vielzahl von Berichten über Nostradamus und seine angeblichen Vorhersagen. Da über Nostradamus Leben nur wenige glaubhafte Überlieferungen existieren, sind dies zum größten Teil Spekulationen. Belegt ist durch seine eigenen einschlägigen Schriften, dass Nostradamus Apotheker, oder genauer: Produzent von Pharmazeutika, Kosmetika und Konfitüren war.

Unklarheiten über das Leben von Nostradamus

Über das Leben von Nostradamus existieren viele Unklarheiten:

  • Es ist unklar, ob Nostradamus sein Medizinstudium abgeschlossen hat.
  • Es ist nicht belegt, dass Nostradamus sich selbst je als Arzt bezeichnet hat.
  • Ob er 1564 wirklich zum königlichen Arzt und Privatrat ernannt wurde, unterliegt Zweifeln, da der 1614, also 50 Jahre später verfasste Bericht von Nostradamus' Sohn Cesar stammt, dem Leroy und Brind’Amour allerlei Schwärmereien über seinen Vater und seinen Einfluss am königlichen Hof nachsagen und ihn daher für nicht glaubwürdig halten.
  • Es ist nicht belegt, dass Nostradamus sich je selbst ‚Astrologe’ genannt hätte, vielmehr nannte er sich stets astrophile (‚Sternenfreund’).
  • Wegen der Pest musste er 1520 die Universität Avignon verlassen, also zu früh, um dort Astrologie als Teil des ’’Quadriviums’’ (zweites Teil des Studiums) studiert zu haben. Da er 1529 die Universität Montpellier schon bald verlassen musste, kann er auch dort nicht Astrologie studiert haben.

Prophezeiungen

Im Jahr 1550 begann Nostradamus mit der Veröffentlichung von jährlichen Almanachen, in denen die ersten Prophezeiungen für das jeweilige Jahr abgedruckt wurden. Nostradamus hielt an der Veröffentlichung dieser Almanache bis zu seinem Todesjahr fest. Diese Broschüren wurden mit Prophezeiungen in Prosa und auf Französisch anstatt des bisher üblichen Latein veröffentlicht. Aber erst 1555 ging er damit an die Öffentlichkeit, was ihn letztendlich berühmt machte. Er gab in Lyon Les Propheties de M. Michel Nostradamus mit vier Centurien heraus.

Typische Merkmale seiner Prophezeiungen sind das fast vollständige Fehlen von konkreten Zeitangaben und Namen sowie eine sehr metaphorische Sprache, im Manuskript wahrscheinlich ohne Interpunktion, die die Prophezeiungen bis in unsere Zeit rätselhaft hält und auch dann noch immer neue Deutungen zulässt. Viele der Verse enthalten Verweise auf astrologische Konstellationen. Auch wurde festgestellt, dass viele seiner Prophezeiungen Paraphrasen historischer Texte sind, die z. B. aus De honesta disciplina des Petrus Crinitus, dem Liber prodigiorum des Iulius Obsequens, oder dem Mirabilis Liber von 1523, einem Bibelkommentar, stammen.

Etwas klarer spricht er im Vorwort an seinen Sohn César zu seinen Prophezeiungen und erklärt, diese reichten „von heute bis ins Jahr 3797“ (was „2242 Jahre“ bedeutet, oder vielleicht vielmehr „bis ins Jahr 2242“), ohne aber auf ihren Inhalt einzugehen. Bis zu seinem Tod veröffentlichte er sieben Centurien – von drei weiteren wird ohne Beleg angegeben, sie seien bereits zu seinen Lebzeiten 1558 erschienen. Des Weiteren sollen sich in seinem Nachlass weitere Texte befunden haben, die zum Teil in Prosa verfasst waren, zum Teil als Sechszeiler. Die Prosatexte sind (wenn nicht die Almanache selbst) verloren gegangen, die Sechszeiler werden als 11. und 12. Centurie gehandelt, obwohl sie bei weitem nicht aus 200 Strophen bestehen. Bereits kurz nach dem Erscheinen seiner Prophezeiungen kursierten Fälschungen, mit denen die Urheber von seinem Erfolg profitieren wollten.

Erst 1614 wurde zum ersten Mal von Nostradamus Sohn Cesar die Strophe 35 seiner ersten Centurie von 1555 mit dem Tod König Heinrichs II. verbunden, wird aber heute oft als Grund für seine Berühmtheit fehlerhaft zitiert:

Le lyon ieune le vieux surmontera,
En champ bellique par singulier duelle:
Dans cage d'or les yeux luy creuera,
Deux classes une, puis mourir, mort cruelle.“
Der junge Löwe wird den alten besiegen,
Auf dem Schlachtfeld in einem einzigen Duell:
Im goldenen Käfig wird er ihm die Augen ausstechen,
Zwei Flotten/Armeen einig, dann wird er einen grausamen Tod sterben.“

Am 30. Juni 1559, bei der Feier des Friedens von Cateau-Cambrésis, bestritt Heinrich II. (* 1519) auf der Rue Saint-Antoine in Paris einen Turnierzweikampf mit stumpfen Waffen mit dem Grafen Montgomery (* um 1530), dem Hauptmann der schottischen Garde; dessen Lanze brach, und ein Splitter drang durch das Visier des Helms über dem rechten Auge des Königs ein. Heinrich II. starb 10 Tage später, am 10. Juli, an einer Hirnhautentzündung. Obwohl diese Quatrain stets angeführt wird, wenn ein Beispiel für Nostradamus' erfolgreiche Prophezeiungen zu geben ist, so ist sie durchaus nicht präzise. Dass Heinrich einen goldenen Helm trug, ist nicht belegt. Auch die Bezeichnung des Gegners als junger bzw. alter Löwe ist unklar: man hat es auf die Turnierembleme gedeutet, jedoch ist weder von Heinrich noch von Montgomery die heraldische Verwendung eines Löwen belegt (das Emblem der Valois-Könige ist zudem der Hahn). Der Lanzensplitter drang nicht ins Auge, sondern darüber ein, das Auge selbst blieb unverletzt. Es handelte sich auch nur um eine Wunde, obwohl einige Berichte von einer weiteren Verletzung am Hals sprechen. Leitet man classes alternativ zum griechischen klasis vom lateinischen classis (Flotte) ab, wird der Sinn auch nicht klarer. Und schließlich kann ein Turnierkampf nur übertragen als Duell auf dem Schlachtfeld gelten.

Bedeutung in Esoterik und Astrologie

Die Überlieferungen von Nostradamus werden von Esoterikern und Astrologiegläubigen als meist apokalyptische Vorhersagen von Ereignissen wie Naturkatastrophen, Kriegen, gesellschaftlichen Umstürzen, politischen Intrigen usw. gewertet. Für sie gelten die Prophezeiungen des Nostradamus als Offenbarung der Zukunft schlechthin, und infolge der vielfachen Interpretationsmöglichkeiten seiner Quatrains lassen sich fast beliebig Übereinstimmungen zwischen Voraussagen und tatsächlichen Ereignissen finden. Insbesondere in Zeiten von Krieg oder wirtschaftlicher Instabilität wird daher seinen Prophezeiungen in besonders hohem Maß Bedeutung zugemessen.

Beispiele:

Dieser Vierzeiler:

"Vor dem Ereignis wird der Himmel Zeichen geben.
Das Jahr folgt, entblößt durch Überschwemmung – so schrecklich stark!
Bei Jung, Alt und Tier: Blut, Feuer, Überschwemmung, die größten, die es je hier gab!
Kap. (?) kein sicheres Land zum Wohnen, durch die starke Überschwemmung und Seuche..."

wird als Prophezeiung des Klimawandels gedeutet. Allerdings ist weder eine konkrete Zeit benannt noch die Orte, an denen die Ereignise stattfinden sollen. Ferner erinnert der Text eher an Schilderungen aus biblischen Texten.

Weitere Vorhersagen werden auf die Terroranschläge am 11. September, den 3. Weltkrieg, den Mord an den US-Präsidenten J. F. Kennedy sowie verschiedene Verschwörungstheorien gemünzt. Dass sich immer erst nach dem jeweiligen Ereignis rückwirkend eine passende Prophezeiung finden lässt, ist dem Barnum-Effekt zuzuschreiben. Deutungen der Zukunft hingegen sind oftmals falsch.

Probleme mit der Übersetzung

Neben der Beliebigkeit der Deutungen wird auch der Inhalt der Schriften verzerrt übersetzt: Nostradamus' Sprache ist ein Französisch des 16. Jahrhunderts mit manchen provenzalischen Einflüssen und reichlichem Gebrauch von Fremdwörtern und Wortneuschöpfungen durch Nostradamus selbst versehen. Deshalb ergeben verschiedene Übersetzungen auch unterschiedliche Inhalte. Über die Aussage eines Nostradamus-Vierzeilers entscheidet somit schon der Übersetzer.[1]

Verschlüsselte Texte

Nostradamus selbst äußerte, dass er seine Centurien nur in verschlüsselter Form publiziere. Zum einen verwendet Nostradamus symbolische Ausdrücke und formuliert oft bewusst unklar. Zum Anderen scheint die Reihenfolge der Vierzeiler in den Centurien bewusst verstellt zu sein. Manche Deuter von Nostradamus sehen in den Texten selbst keinerlei Bedeutung. Sie sehen Nostradamus' Centurien als Anreihung von Worten, die einen verschlüsselten Sinn tragen, welcher mit Hilfe von Buchstaben-Zählungen und -Neukombinationen zu gewinnen wäre.[1]

Somit können die Texte je nach Deutungsmethode höchst unterschiedlich interpretiert werden.

Siehe auch

Weblinks

Quellenverzeichnis


Dieser Text ist teilweise oder vollständig der deutschen Wikipedia entnommen