Norbert Schittke
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Eingefallener Schweinestall in Romkerhalle bei Goslar, gegenüber des Hotels "Königreich Romkerhall". Den Verkauf des Schweinestalls wollte Schittke für sein Projekt Exilregierung Deutsches Reich nutzen. Das Bild stammt von Dezember 2014
Hotel Königreich Romkerhall im Jahre 2014. Links im Hintergrund ist der Schweinestall von Norbert Schittke zu sehen

Norbert Rudolf Schittke (geb. 1942, Selbstbezeichnung: Fürstregent Norbert Rudolf aus der Familie Schittke zu Romkerhall[1]) ist ein Renter und selbsternannter Reichskanzler der "Exilregierung Deutsches Reich". Schittke kann als frühes Mitglied der so genannten Reichsbürgerbewegung angesehen werden. Der aktuelle Wohnort von Schittke ist in der Gemeinde Diekholzen/OT Egenstedt bei Hildesheim.

Schittke schmückte sich in der Vergangenheit mit diversen Phantasietiteln: Seine Königliche Hoheit, Königliche Hoheit Fürstregent zu Romkerhall a.b.H. Hannover/Battenberg/Windsor/Schittke, regierender Fürst Norbert Rudolf aus der Familie Schittke zu Romkerhall, Reichskanzler des Deutschen Reichs-Kaiserreichs, Prinz zu Romkerhall des Hauses Hannover und zum Haus Windsor. Zuletzt behauptete er in einem SPIEGEL-Interview, dass er Prinz von Hannover und damit bei der Thronfolge des englischen Königshauses zu berücksichtigen sei.

Romkerhall bezieht sich auf eine kleine Ansammlung von Häusern in der Nähe von Goslar mit Namen Romkerhalle. Dort befindet sich das Hotel "Königreich Romkerhall". Das Hotel wird von den Betreibern als "Königreich Romkerhall" einer inzwischen verstorbenen Königin Irina bezeichnet. Zahlungsmittel im Königreich sei der "Königsthaler", aber es werde auch der Euro akzeptiert. Gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich ein ehemaliger und inzwischen eingefallener Schweinestall, der immer wieder Gegenstand von Streitigkeiten um die Nutzung ist. Schittke kaufte im Namen eines Wohnmobilfahrerverbandes den Schweinestall für sein Projekt Exilregierung Deutsches Reich von der Ehefrau eines Baron Walter Lechner und bat dazu um Spenden von Anhängern[2] (früher sei er auch Präsident des Europäischen Wohnmobilfahrerverbandes gewesen). Schittkes Bemühungen gefielen den Betreibern des dem "Königreich Romkerhall" gegenüberliegenden Hotels gar nicht.[3]

Die „Goslarsche Zeitung“ berichtete in ihrer Print-Ausgabe vom 13. August 2010 über die Aktivitäten von Schittke in Romkerhalle. Berichtet wurde unter anderem, dass der Verfassungsschutz eine "Exilregierung in Romkerhall" beobachte. Tatsächlich taucht Schittkes Name in mehreren Verfassungsschutzberichten der Länder Niedersachsen, Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt auf. Im Verfassungsschutzbericht des Landes Thüringen für das Jahr 2009 heißt es auf Seite 64:

„Die realitätsfernen Verlautbarungen der „Exilregierung“ dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier mit pseudojuristischer Akribie versucht wird, einen gesellschaftlichen Resonanzboden für rechtsextremistisches Gedankengut zu schaffen und teilweise personelle Überschneidungen zu anderen rechtsextremistischen Gruppierungen bestehen.“

Der niedersächsische Verfassungsschutz die Gruppe seit ihrer Gründung im Jahr 2004. Sein Urteil: „Die ,Exilregierung Deutsches Reich‘ ist aufgrund ihrer geschichtsrevisionistischen Betrachtung als rechtsextremistisch einzuschätzen.“

Allgemeines

Schittke gründete am 8. Mai 2004, dem 59. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, im Parkhotel Kronsberg als Versammlungsleiter mit 19 Gesinnungsgenossen die "Exilregierung Deutsches Reich",[4] zu deren "Reichskanzler" er gewählt wurde.[5]

Als die "Exilregierung" sich am 11. Mai 2012 traf, sprachen "weit über 80% der Amtsträger dem "Reichskanzler" Norbert Rudolf Schittke das Mißtrauen aus".[6] Die Teilnehmer warfen Schittke unter anderem Unterschlagung, Täuschung im Rechtsverkehr, Verleumdung, Anstiftung zu Straftaten und Sabotage vor. Schittke wurde mit Wirkung vom 11. Mai 2012 seines "Amtes" enthoben.[7]

Ungeachtet seiner "Amtsenthebung" tritt Schittke weiterhin als "Reichskanzler der Exilregierung des Deutschen Reichs" auf.[8] In der Hildesheimer Katharinenstraße hatte Schittke seinen "Amtssitz". Dort vertrieb er unter anderem "Personenausweise" und "Fahrerlaubnisse Deutsches Reich". Das Büro wurde später von der Polizei zwangsgeräumt.[1]

Eigenen Angaben zufolge ist der verwitwete Rentner von Beruf "Maschinenbauingenieur zur See".[1] Er verbreitete auch offensichtliche Erfindungen über sich und seine Biographie. So habe er (geboren 1942) das "Eiserne Kreuz" der Wehrmacht erhalten und sei bis zu dessen Tod "Sicherheitsfahrer von Franz-Josef-Strauß" gewesen. Unbekannte Täter hätten darauf gewartet, dass er nicht im Dienst gewesen sei, um Strauß zu ermorden.

Standpunkte

Wie auch andere Mitglieder der "Reichsbürgerbewegung" vertritt Schittke die Ansicht, dass das Deutsche Reich in seinen Grenzen von 1937 fortbesteht. Die Bundesrepublik Deutschland ist seiner Meinung nach "nur eine Art alliiertes Geschäftsmodell, eine Firma, welche die Welt mit Gütern versorgt." Deutschland lebe noch immer im Kriegszustand mit seinen Nachbarn, und Hitler habe für den Papst Juden umgebracht. Er behauptet, dass dies alles erwiesen und historisch belegt sei.[9]

Schittke zog 1991 für die Republikaner in den Hildesheimer Kreistag ein. Später wurde er Mitglied der rechtspopulistischen DSU und der Zentrumspartei. Anschließend gründete er einen der zahlreichen "Statt-Partei"-Ableger.[1]

Auf die Frage eines ZDF-Neo-Reporters, ob er den Antisemitismus verurteile, der im Deutschen Reich herrschte, antwortete Schittke: „Wie soll ich etwas verurteilen, was es in dem Sinne ja gar nicht gibt?“[1]

"Wir leben nach wie vor ganz knallhart ohne Ausnahme im Deutschen Reich - Kaiserreich! Weil unsere letzte rechtsmäßige [sic] Verfassung 1871 geschrieben worden ist. Und die ist niemals mit einer - ganz egal mit welcher Aktion - in Zweifel gestellt worden oder umgeschmissen worden."[10]

In Interviews vertritt Schittke Verschwörungstheorien wie beispielsweise die über Chemtrails. Auch hätten die Bilderberger verfügt, dass die Weltbevölkerung von tödlichen HAARP-Wellen zu 85% eliminiert werden solle. Außerdem befinde sich im deutschen Personalausweis ein Chip, mit welchem jeder Bürger per Satellit geortet und vernichtet werden könne.[11]

Aktivitäten

Am 15. Juni 2013 wurde Schittkes Auto von der Polizei angehalten. Er war als „Reichskanzler der Exilregierung“ in einer Autokolonne seiner „Exilregierung“ zu einer Trauerfeier in Bockhorn (Friesland) unterwegs. Die Fahrzeuge der Kolonne waren mit Blaulicht und Reichsflaggen ausgestattet, weshalb sie von der Polizei angehalten wurden. An den Kennzeichen klebten auf schwarz-weiß-rotem Grund die Buchstaben „DR“: Deutsches Reich. Schittke zeigte den Polizisten seinen selbst gefertigten „Personenausweis“, dann wies er die „Bediensteten der Firma Polizei“ darauf hin, dass sie ihm nichts zu sagen hätten: Als „rechtmäßiger Kanzler des Deutschen Reichs“ müsse er „Straßen-Diener“ nicht um Erlaubnis bitten. Die Polizei leitete gegen die Fahrer des Konvois sechs Strafverfahren wegen Kennzeichenmissbrauchs und damit verbundener Urkundenfälschung ein. Zudem stellte sie acht Ordnungswidrigkeiten wegen unerlaubten Fahrens in einer Kolonne und Blaulichteinsatz fest.

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