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Seit Beginn des Jahres 1999 tauchte in Deutschland, Österreich und der Schweiz massive Werbung für Noni-Saft auf. Einer der Hauptdistributoren für Noni-Saft ist der Strukturvertrieb der Firma Morinda Inc., die folgende Produkte auf den Markt gebracht hat: Tahitian Noni®, Morinda® und Noni™. Der Sitz der Firma befindet sich im US-Bundesstaat Utah (Stadt Provo).
 
Seit Beginn des Jahres 1999 tauchte in Deutschland, Österreich und der Schweiz massive Werbung für Noni-Saft auf. Einer der Hauptdistributoren für Noni-Saft ist der Strukturvertrieb der Firma Morinda Inc., die folgende Produkte auf den Markt gebracht hat: Tahitian Noni®, Morinda® und Noni™. Der Sitz der Firma befindet sich im US-Bundesstaat Utah (Stadt Provo).
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In den USA boomt der Vertrieb von Noni-Saft. Aktuelle Publikationen gehen von einem monatlichen Umsatz von 23,5 Millionen US-Dollar aus (Hamilton und Kirchain 2000). Auch in Deutschland nimmt die Zahl der Anbieter dieser Saft-Spezialität rasch zu.
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In den USA boomt der Vertrieb von Noni-Saft. Aktuelle Publikationen gehen von einem monatlichen Umsatz von 23,5&nbsp;Millionen US-Dollar aus (Hamilton und Kirchain 2000<ref>Hamilton W, Kirchain WR: Noni Juice. Benefits of noni juice may be limited to the vitamins, minerals, and possible placebo effect the product provides. US Pharmacist, 2000</ref>). Auch in Deutschland nimmt die Zahl der Anbieter dieser Saft-Spezialität rasch zu.
    
==Was ist Noni-Saft?==
 
==Was ist Noni-Saft?==
 
Es handelt sich um den Presssaft einer Pflanze, die als ''Morinda citrifolia'' bekannt ist. Anbieter wie die Firma Morinda behaupten, es handele sich um eine Pflanze, die in Französisch-Polynesien bereits seit Jahrhunderten wegen ihrer heilsamen Kräfte bekannt sei.
 
Es handelt sich um den Presssaft einer Pflanze, die als ''Morinda citrifolia'' bekannt ist. Anbieter wie die Firma Morinda behaupten, es handele sich um eine Pflanze, die in Französisch-Polynesien bereits seit Jahrhunderten wegen ihrer heilsamen Kräfte bekannt sei.
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Dabei wird suggeriert, dass es sich quasi um ein Mittel aus der polynesischen Kultur handele, aber in Wahrheit kennt man diese Pflanze auch in Indien als 'indische Maulbeere', in Samoa als 'Nonu', in Tahiti als 'Nono', in Südostasien als 'Nhau' und in Australien als 'Cheese fruit' (Meyer 2000, Mueller et al. 2000). Auf Fiji ist Morinda citrifolia unter den Begriffen Bois Douleur, Fromagier, Pina de Puerco, Benkudu, Kemudu, Kudu, Mekudu, Mengkudu oder Pache bekannt (Cambie 1986).
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Dabei wird suggeriert, dass es sich quasi um ein Mittel aus der polynesischen Kultur handele, aber in Wahrheit kennt man diese Pflanze auch in Indien als 'indische Maulbeere', in Samoa als 'Nonu', in Tahiti als 'Nono', in Südostasien als 'Nhau' und in Australien als 'Cheese fruit' (Meyer 2000, Mueller et al. 2000). Auf Fiji ist Morinda citrifolia unter den Begriffen Bois Douleur, Fromagier, Pina de Puerco, Benkudu, Kemudu, Kudu, Mekudu, Mengkudu oder Pache bekannt (Cambie 1986<ref>Cambie R: Fijian medical plants. in: Steiner, E. (Ed.): Folk medicine the art and the science. Washington D.C., American Medial Society, 68-89, 1986</ref>).
    
==Unklarheit wegen der Vielzahl von Morinda-Pflanzenarten==
 
==Unklarheit wegen der Vielzahl von Morinda-Pflanzenarten==
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* die indische ''Morinda tinctoria'',
 
* die indische ''Morinda tinctoria'',
 
* die aus Sierra Leone stammende ''Morinda longiflora''
 
* die aus Sierra Leone stammende ''Morinda longiflora''
* und die aus Java stammende ''Morinda trifolia'' (Hamilton und Kirchain 2000).
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* und die aus Java stammende ''Morinda trifolia'' (Hamilton und Kirchain 2000<ref>Hamilton W, Kirchain WR: Noni Juice. Benefits of noni juice may be limited to the vitamins, minerals, and possible placebo effect the product provides. US Pharmacist, 2000</ref>).
    
Schaut man auf die bisherigen Studien über diverse Morinda-Pflanzenarten und deren Inhaltsstoffe, erkennt man in der Tat mögliche Wirkungen, die sich allerdings nicht auf ''Morinda officinalis'' (der Basis des Noni-Saftes) beziehen, sondern lediglich die afrikanische ''Morinda lucida'' bzw. ''Morinda morindoides'' und die chinesische ''Morinda officinalis'' betreffen.
 
Schaut man auf die bisherigen Studien über diverse Morinda-Pflanzenarten und deren Inhaltsstoffe, erkennt man in der Tat mögliche Wirkungen, die sich allerdings nicht auf ''Morinda officinalis'' (der Basis des Noni-Saftes) beziehen, sondern lediglich die afrikanische ''Morinda lucida'' bzw. ''Morinda morindoides'' und die chinesische ''Morinda officinalis'' betreffen.
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* Mit Extrakten, die aus den Wurzeln von ''Morinda morindoides'' gewonnen wurden (Tona et al. 1998), konnte ebenfalls im Laborglas demonstriert werden, dass das Wachstum bestimmter Erreger von Darmkrankheiten (sog. Amöben) gehemmt werden konnte. Allerdings schnitt der Pflanzenextrakt nicht so gut ab wie das Medikament Metronidazol.
 
* Mit Extrakten, die aus den Wurzeln von ''Morinda morindoides'' gewonnen wurden (Tona et al. 1998), konnte ebenfalls im Laborglas demonstriert werden, dass das Wachstum bestimmter Erreger von Darmkrankheiten (sog. Amöben) gehemmt werden konnte. Allerdings schnitt der Pflanzenextrakt nicht so gut ab wie das Medikament Metronidazol.
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* Cimanga et al. (1997) isolierten aus den Blättern von ''Morinda morindoides'' ein Kaempferol (7-O-(alpha-L-rhamnopyranosyl-(1-->6)-(beta-D-glucopyranosyl-(1-->2)-beta-D-glucopyranosid), das in der Lage war, ein bestimmtes Untersystem der menschlichen Immunabwehr - das sog. Komplementsystem - dosisabhängig zu hemmen. Dabei wurde sowohl der klassische als auch der alternative Aktivierungsweg gehemmt. Die Substanz wurde von den Autoren Morindaosid getauft. Da sie das Abwehrsystem hemmt, kann sie im Einzelfall entzündungshemmende Wirkung haben. Da das Komplementsystem jedoch dafür zuständig ist, fremde Bakterienoberflächen zu markieren und zum Angriff durch Abwehrzellen freizugeben bzw. eindringende Antigene, die bereits mit spezifischen IgG- oder IgM-Antikörpern markiert sind, zu erkennen und somit ebenfalls zur Verstärkung der Immunabwehr beizutragen, ist das Kaempferol offenbar nicht dazu geeignet, die Immunabwehr zu stärken.
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* Cimanga et al. (1997) isolierten aus den Blättern von ''Morinda morindoides'' ein Kaempferol (7-O-(alpha-L-rhamnopyranosyl-(1-->6)-(beta-D-glucopyranosyl-(1-->2)-beta-D-glucopyranosid), das in der Lage war, ein bestimmtes Untersystem der menschlichen Immunabwehr - das sog. Komplementsystem - dosisabhängig zu hemmen. Dabei wurde sowohl der klassische als auch der alternative Aktivierungsweg gehemmt. Die Substanz wurde von den Autoren Morindaosid getauft. Da sie das Abwehrsystem hemmt, kann sie im Einzelfall entzündungshemmende Wirkung haben. Da das Komplementsystem jedoch dafür zuständig ist, fremde Bakterienoberflächen zu markieren und zum Angriff durch Abwehrzellen freizugeben bzw. eindringende Antigene, die bereits mit spezifischen IgG- oder IgM-Antikörpern markiert sind, zu erkennen und somit ebenfalls zur Verstärkung der Immunabwehr beizutragen, ist das Kaempferol offenbar nicht dazu geeignet, die Immunabwehr zu stärken.<ref>Cimanga K, De Bruyne T, Van Poel B, Ma Y, Claeys M, Pieters L, Kambu K, Tona L, Bakana P, Van den Berghe D, Vlietinck AJ: Complement-modulating properties of a kaempferol 7-O-rhamnosylsophoroside from the leaves of Morinda morindoides. Planta Med 63: 220-223, 1997</ref>
    
* Die Wurzeln von ''Morinda officinalis'' beinhalten verschiedene Substanzen wie vier verschiedene iridoide Glucoside, Iridoidlakton, Morindolid, Morofficinalosid, fünf verschiedene Anthraquinone, zwei Sterole und ein ursane-Triterpen (Yoshikawa et al. 1995), deren einzelne Wirkungen aber bis heute noch nicht geklärt sind.
 
* Die Wurzeln von ''Morinda officinalis'' beinhalten verschiedene Substanzen wie vier verschiedene iridoide Glucoside, Iridoidlakton, Morindolid, Morofficinalosid, fünf verschiedene Anthraquinone, zwei Sterole und ein ursane-Triterpen (Yoshikawa et al. 1995), deren einzelne Wirkungen aber bis heute noch nicht geklärt sind.
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* ''Morinda officinalis'' ist eine Pflanze mit weißen Blüten und einer Wurzel, die einen gelben Farbstoff liefert. In China wird sie als Ba ji tiane in den Provinzen Guangdong, Guangxi und Fujian angebaut, um die Wurzel zeitig im Frühjahr zu ernten. Diese enthält Morindin und Vitamin&nbsp;C. Die Wurzel wurde bereits im chinesischen Altertum (1.&nbsp;nachchristliches Jahrhundert) im Buch Shen non ben cao jing (="Wurzeln und Heilkräuter des gestaltenden Landmannes") erwähnt. Der Wurzelextrakt soll die Nierentätigkeit anregen, bei Unfruchtbarkeit und Impotenz helfen, unregelmäßige Periodenblutungen normalisieren, Schmerzen lindern und bei Blasenkatarrh und Harnschwäche, häufigem Harnlassen und Harninkontinenz wirksam sein (Chevallier 1999).
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* ''Morinda officinalis'' ist eine Pflanze mit weißen Blüten und einer Wurzel, die einen gelben Farbstoff liefert. In China wird sie als Ba ji tiane in den Provinzen Guangdong, Guangxi und Fujian angebaut, um die Wurzel zeitig im Frühjahr zu ernten. Diese enthält Morindin und Vitamin&nbsp;C. Die Wurzel wurde bereits im chinesischen Altertum (1.&nbsp;nachchristliches Jahrhundert) im Buch Shen non ben cao jing (="Wurzeln und Heilkräuter des gestaltenden Landmannes") erwähnt. Der Wurzelextrakt soll die Nierentätigkeit anregen, bei Unfruchtbarkeit und Impotenz helfen, unregelmäßige Periodenblutungen normalisieren, Schmerzen lindern und bei Blasenkatarrh und Harnschwäche, häufigem Harnlassen und Harninkontinenz wirksam sein (Chevallier 1999<ref>Chevallier A: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen. BVL Verlagsgesellschaft München, S.235, 1999</ref>).
    
[[image:nonisaft.jpg|thumb]]
 
[[image:nonisaft.jpg|thumb]]
    
==Was ist der Inhalt von Morinda citrifolia (Noni-Saft)?==
 
==Was ist der Inhalt von Morinda citrifolia (Noni-Saft)?==
Der Saft von ''Morinda citrifolia'' enthält eine Substanz mit der Bezeichnung 'noni-ppt' (Hirazumi und Furusawa 1999), aber auch Anthraquinone (Hagendoorn et al. 1999) und hierbei u.a. Damnacanthal, das in den Wurzeln der Pflanze vorkommt (Hiramatsu et al. 1993). Natürlicherweise in Pflanzen vorkommende Anthraquinone, sog. 1,8-Dihydroxyanthraquinone (1,8-DHA), sind häufiger Bestandteil von Abführmitteln - sog. Laxantien. Im Tierversuch sind solche Substanzen möglicherweise krebserregend (Mueller und Stopper 1999). Pflanzensäfte, die als Abführmittel benutzt werden, aktivieren im Zellkulturversuch die Urokinaseproduktion von Darmzellen, was die Entartung dieser Zellen fördern kann (Schorkhuber et al. 1998). Eine tatsächliche krebserzeugende Wirkung von 1,8-DHA-reichen Abführmitteln wurde beim Menschen bisher weder bestätigt noch ausgeschlossen.
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Der Saft von ''Morinda citrifolia'' enthält eine Substanz mit der Bezeichnung 'noni-ppt' (Hirazumi und Furusawa 1999), aber auch Anthraquinone (Hagendoorn et al. 1999<ref>Hagendoorn MJ, Jamar DC, van der Plas LH: Directing anthraquinone accumulation via manipulation of Morinda suspension cultures. Methods Mol Biol 111: 383-391, 1999</ref>) und hierbei u.a. Damnacanthal, das in den Wurzeln der Pflanze vorkommt (Hiramatsu et al. 1993). Natürlicherweise in Pflanzen vorkommende Anthraquinone, sog. 1,8-Dihydroxyanthraquinone (1,8-DHA), sind häufiger Bestandteil von Abführmitteln - sog. Laxantien. Im Tierversuch sind solche Substanzen möglicherweise krebserregend (Mueller und Stopper 1999). Pflanzensäfte, die als Abführmittel benutzt werden, aktivieren im Zellkulturversuch die Urokinaseproduktion von Darmzellen, was die Entartung dieser Zellen fördern kann (Schorkhuber et al. 1998). Eine tatsächliche krebserzeugende Wirkung von 1,8-DHA-reichen Abführmitteln wurde beim Menschen bisher weder bestätigt noch ausgeschlossen.
    
Von den Anbietern des Nonisaftes wird immer wieder eine ominöse Substanz namens [[Xeronin]] ins Gespräch gebracht, die für Heilwirkungen verantwortlich sei. Bis heute ist aber nicht wissenschaftlich erwiesen, dass es diese Substanz überhaupt gibt.
 
Von den Anbietern des Nonisaftes wird immer wieder eine ominöse Substanz namens [[Xeronin]] ins Gespräch gebracht, die für Heilwirkungen verantwortlich sei. Bis heute ist aber nicht wissenschaftlich erwiesen, dass es diese Substanz überhaupt gibt.
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<references/>
 
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* Cambie R: Fijian medical plants. in: Steiner, E. (Ed.): Folk medicine the art and the science. Washington D.C., American Medial Society, 68-89, 1986
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* Chevallier A: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen. BVL Verlagsgesellschaft München, S.235, 1999
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* Cimange K, De Bruyne T, Van Poel B, Ma Y, Claeys M, Pieters L, Kambu K, Tona L, Bakana P, Van den Berghe D, Vlietinck AJ: Complement-modulating properties of a kaempferol 7-O-rhamnosylsophoroside from the leaves of Morinda morindoides. Planta Med 63: 220-223, 1997
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* Hagendoorn MJ, Jamar DC, van der Plas LH: Directing anthraquinone accumulation via manipulation of Morinda suspension cultures. Methods Mol Biol 111: 383-391, 1999
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* Hamilton W, Kirchain WR: Noni Juice. Benefits of noni juice may be limited to the vitamins, minerals, and possible placebo effect the product provides. US Pharmacist, 2000
   
* Heinicke RM, Levand O, Sugai R, Larson C: Supplementary proteases and gastric digestion. Exp Med Surg, 25, 156-168, 1967
 
* Heinicke RM, Levand O, Sugai R, Larson C: Supplementary proteases and gastric digestion. Exp Med Surg, 25, 156-168, 1967
 
* Heinicke RM, Ito T, McCarthy L, Yokoyama M: Effect of bromelain on clinical laboratory tests after oral administration. Jpn Heart J 12: 517-527, 1971
 
* Heinicke RM, Ito T, McCarthy L, Yokoyama M: Effect of bromelain on clinical laboratory tests after oral administration. Jpn Heart J 12: 517-527, 1971
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