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'''Noni-Saft''' ist ein aus den Früchten des polynesischen Noni-Baums (''Morinda citrifolia'' L., Syn.: ''Morinda bracteata'' Roxb.) hergestellter Saft. Die Noni-Frucht selbst ist eine etwa hühnereigroße Sammelsteinfrucht. Der Geschmack und der Geruch der reifen Früchte ist unangenehm und wird  als „faulig“ oder „an ranzigen Käse erinnernd“ angegeben.
 
'''Noni-Saft''' ist ein aus den Früchten des polynesischen Noni-Baums (''Morinda citrifolia'' L., Syn.: ''Morinda bracteata'' Roxb.) hergestellter Saft. Die Noni-Frucht selbst ist eine etwa hühnereigroße Sammelsteinfrucht. Der Geschmack und der Geruch der reifen Früchte ist unangenehm und wird  als „faulig“ oder „an ranzigen Käse erinnernd“ angegeben.
 
   
 
   
Noni-Saft wird aggressiv über das [[MLM|Multilevel Marketing]] als [[Wellness]]getränk, aber auch zur Vorbeugung von Krankheiten bis hin zu Krebstherapie angepriesen. Immer häufiger werden einfache Lebensmittel, die meist exotischen Ursprungs sind, über Strukturvertriebe nach Europa gebracht. Um den Verkauf anzukurbeln, wird das Produkt mit [[Health Claims|Heilwirkungen]] belegt.
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Noni-Saft wird aggressiv über das [[MLM|Multilevel Marketing]] als [[Wellness]]getränk, aber auch zur Vorbeugung von Krankheiten bis hin zu Krebstherapie angepriesen. Immer häufiger werden einfache Lebensmittel, die meist exotischen Ursprungs sind, über Strukturvertriebe nach Europa gebracht. Um den Verkauf anzukurbeln, werden dem Produkt [[Health Claims|Heilwirkungen]] nachgesagt.
 
   
 
   
 
==Inhaltsstoffe==
 
==Inhaltsstoffe==
 
[[image:xeronin.jpg|Strukturformel des hypothetischen [[Xeronin]] (nach R. Heinicke)|260px|thumb]]
 
[[image:xeronin.jpg|Strukturformel des hypothetischen [[Xeronin]] (nach R. Heinicke)|260px|thumb]]
Der Saft von ''Morinda citrifolia'' enthält eine Substanz mit der Bezeichnung 'noni-ppt' (Hirazumi und Furusawa 1999), aber auch Anthraquinone (Hagendoorn et al. 1999<ref>Hagendoorn MJ, Jamar DC, van der Plas LH: Directing anthraquinone accumulation via manipulation of Morinda suspension cultures. Methods Mol Biol 111: 383-391, 1999</ref>) und hierbei u.a. Damnacanthal, das in den Wurzeln der Pflanze vorkommt (Hiramatsu et al. 1993<ref>Hiramatsu T, Imoto M, Koyano T, Umezawa K: Induction of normal phenotypes in ras-transformed cells by damnacanthal from Morinda citrifolia. Cancer Lett 73: 161-166, 1993</ref>). Natürlicherweise in Pflanzen vorkommende Anthraquinone, so genannte 1,8-Dihydroxyanthraquinone (1,8-DHA), sind häufiger Bestandteil von Abführmitteln (Laxantien). Im Tierversuch sind solche Substanzen möglicherweise krebserregend (Mueller und Stopper 1999).<ref>Mueller SO, Stopper H: Characterization of the genotoxicity of anthraquinones in mammalian cells. Biochim Biophys Acta 1428: 406-14, 1999</ref> Pflanzensäfte, die als Abführmittel benutzt werden, aktivieren im Zellkulturversuch die Urokinaseproduktion von Darmzellen, was die Entartung dieser Zellen fördern kann (Schorkhuber et al. 1998).<ref>Schorkhuber M, Richter M, Dutter A, Sontag G, Marian B: Effect of anthraquinone-laxatives on the proliferation and urokinase secretion of normal, premalignant and malignant colonic epithelial cells. Eur J Cancer 34: 1091-1098, 1998</ref> Eine tatsächliche krebserzeugende Wirkung von 1,8-DHA-reichen Abführmitteln wurde beim Menschen bisher weder bestätigt noch ausgeschlossen.
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Der Saft von ''Morinda citrifolia'' enthält eine Substanz mit der Bezeichnung 'noni-ppt' (Hirazumi und Furusawa 1999), aber auch Anthrachinone (Hagendoorn et al. 1999<ref>Hagendoorn MJ, Jamar DC, van der Plas LH: Directing anthraquinone accumulation via manipulation of Morinda suspension cultures. Methods Mol Biol 111: 383-391, 1999</ref>) und hierbei u.a. Damnacanthal, das in den Wurzeln der Pflanze vorkommt (Hiramatsu et al. 1993<ref>Hiramatsu T, Imoto M, Koyano T, Umezawa K: Induction of normal phenotypes in ras-transformed cells by damnacanthal from Morinda citrifolia. Cancer Lett 73: 161-166, 1993</ref>). Natürlicherweise in Pflanzen vorkommende Anthrachinone, so genannte 1,8-Dihydroxyanthrachinone (1,8-DHA), sind häufiger Bestandteil von Abführmitteln (Laxantien). Im Tierversuch sind solche Substanzen möglicherweise krebserregend (Mueller und Stopper 1999).<ref>Mueller SO, Stopper H: Characterization of the genotoxicity of anthraquinones in mammalian cells. Biochim Biophys Acta 1428: 406-14, 1999</ref> Pflanzensäfte, die als Abführmittel benutzt werden, aktivieren im Zellkulturversuch die Urokinaseproduktion von Darmzellen, was die Entartung dieser Zellen fördern kann (Schorkhuber et al. 1998).<ref>Schorkhuber M, Richter M, Dutter A, Sontag G, Marian B: Effect of anthraquinone-laxatives on the proliferation and urokinase secretion of normal, premalignant and malignant colonic epithelial cells. Eur J Cancer 34: 1091-1098, 1998</ref> Eine tatsächliche krebserzeugende Wirkung von 1,8-DHA-reichen Abführmitteln wurde beim Menschen bisher weder bestätigt noch ausgeschlossen.
 
   
 
   
 
Anbieter des Noni-Saftes machen einen Wirkstoff namens [[Xeronin]] ([http://de.wikipedia.org/wiki/Xeronin Xeronin]), ein hypothetisches Alkaloid, für dessen gesundheitliche Wirkungen verantwortlich. Dieser ist jedoch in der medizinischen und pharmazeutischen Wissenschaft unbekannt.
 
Anbieter des Noni-Saftes machen einen Wirkstoff namens [[Xeronin]] ([http://de.wikipedia.org/wiki/Xeronin Xeronin]), ein hypothetisches Alkaloid, für dessen gesundheitliche Wirkungen verantwortlich. Dieser ist jedoch in der medizinischen und pharmazeutischen Wissenschaft unbekannt.
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==Herkunft und Herstellung==
 
==Herkunft und Herstellung==
 
Noni-Saft ist ein aus Früchten des Noni-Baumes ('Morinda citrifolia'') hergestellter Presssaft. Anbieter wie die Firma Morinda behaupten, es handele sich um eine Pflanze, die in Französisch-Polynesien bereits seit Jahrhunderten wegen ihrer heilsamen Kräfte bekannt sei.
 
Noni-Saft ist ein aus Früchten des Noni-Baumes ('Morinda citrifolia'') hergestellter Presssaft. Anbieter wie die Firma Morinda behaupten, es handele sich um eine Pflanze, die in Französisch-Polynesien bereits seit Jahrhunderten wegen ihrer heilsamen Kräfte bekannt sei.
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Betont wird, dass die Untersuchung sich ausschließlich auf mögliche Leberschädigungen bezog und keine Aussagen zur medizinischen Wirksamkeit des Produktes gemacht werden.
 
Betont wird, dass die Untersuchung sich ausschließlich auf mögliche Leberschädigungen bezog und keine Aussagen zur medizinischen Wirksamkeit des Produktes gemacht werden.
 
   
 
   
In zwei wissenschaftlichen Publikationen aus dem Jahr 2005 wurden drei Fälle von akuter Leberentzündung (Hepatitis) beschrieben, bei denen ein Zusammenhang mit dem Verzehr von Noni-Säften bestehen könnte. Nach diesen Berichten hatte die französische Lebensmittelbehörde Agence française de sécurité sanitaire (AFSSA) im Oktober 2005 eine Warnung an Konsumenten veröffentlicht, nicht mehr als 30 ml Noni-Saft pro Tag einzunehmen. <ref>Agence française de sécurité sanitaire: [http://www.afssa.fr/ftp/afssa/32100-32101.pdf ''Communiqué: Relatif au Jus de Noni''] (PDF), 13. Oktober 2005</ref>
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In wissenschaftlichen Publikationen aus dem Jahr 2005 wurden Fälle von akuter Leberentzündung (Hepatitis) beschrieben, bei denen ein Zusammenhang mit dem Verzehr von Noni-Säften bestehen könnte. Dort wird beschrieben, dass Noni-Saft durch die enthaltenen Anthraquinone hepatotoxisch wirken kann.. Bei einem Patienten mit Glioblastom kam es zu einem deutlichen Anstieg der Leberwerten. Nach diesen Berichten hatte die französische Lebensmittelbehörde Agence française de sécurité sanitaire (AFSSA) im Oktober 2005 eine Warnung an Konsumenten veröffentlicht, nicht mehr als 30 ml Noni-Saft pro Tag einzunehmen.<ref>[http://www.prio-dkg.de/wp-content/uploads/Noni-vs140330.pdf PRIO: Faktenblatt Noni]</ref>
 
   
 
   
 
In Deutschland prüfte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Anfang 2006 einen Fall von Leberentzündung nach Verzehr von Noni-Saft. <ref>Bundesinstitut für Risikobewertung: [http://www.bfr.bund.de/cm/208/koennen_noni_saefte_die_gesundheit_schaedigen.pdf ''Können Noni-Säfte die Gesundheit schädigen?''] (PDF; 103&nbsp;kB), 6. März 2006</ref>
 
In Deutschland prüfte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Anfang 2006 einen Fall von Leberentzündung nach Verzehr von Noni-Saft. <ref>Bundesinstitut für Risikobewertung: [http://www.bfr.bund.de/cm/208/koennen_noni_saefte_die_gesundheit_schaedigen.pdf ''Können Noni-Säfte die Gesundheit schädigen?''] (PDF; 103&nbsp;kB), 6. März 2006</ref>
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