Nikolaus Klehr: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 44: Zeile 44:
 
2008 wurde bekannt, dass Klehr in Slowenien als Wunderarzt für Krebs in Funk und Presse bekannt ist.
 
2008 wurde bekannt, dass Klehr in Slowenien als Wunderarzt für Krebs in Funk und Presse bekannt ist.
  
Mehrere verzweifelte Krebspatienten aus Slowenien vertrauten seinen umstrittenen Methoden und zahlten privat hohe Summen für eine Behandlung. Laut Angaben der Recherche eines Redakteurs einer Salzburger Wochenzeitung,<ref name="Breidenbach2000"/> der in Slowenien Angehörige von Patienten sowie Ärzte des onkologischen Institut der Universität Ljubljana befragte, sollen die Behandlungskosten pro Patient bis zu 35.000&nbsp;Euro betragen haben. Trotz Heilversprechens von Klehr verstarben die Patienten jedoch und in Leserbriefen und Interviews wird Klehr als "Scharlatan" bezeichnet. Der Vorsitzende der Ethik-Kommission an der Universität Ljubljana, Matjaz Zwitter (selbst Onkologe) wird mit den Worten zitiert: ''"Wir kennen kein einziges Beispiel einer längerfristigen Verbesserung oder Genesung durch diese Behandlungen."'' Die slowenische Radiolgin Irena Sedonja aus dem Krankenhaus von Murska Sobota berichtet von Patienten, die sich hoch verschuldet und Kredite aufgenommen hätten, um eine Klehr-Therapie bezahlen zu können, welche aber entgegen den Hoffnungen nicht erfolgreich war. Auch interpretiere Klehr Befunde in seinem Sinne. Wachsende Tumoren hätte er fälschlich als Beweis einer "erfolgreich verlaufenden Behandlung" interpretiert.<ref>http://www.salzburger-fenster.at/rubrik/lokales/2908/weiter-riesenwirbel-um-salzburger_9937.html</ref>
+
Mehrere verzweifelte Krebspatienten aus Slowenien vertrauten seinen umstrittenen Methoden und zahlten privat hohe Summen für eine Behandlung. Laut Angaben der Recherche eines Redakteurs einer Salzburger Wochenzeitung,<ref name="Breidenbach2000"/> der in Slowenien Angehörige von Patienten sowie Ärzte des onkologischen Institut der Universität Ljubljana befragte, sollen die Behandlungskosten pro Patient bis zu 35.000&nbsp;Euro betragen haben. Trotz Heilversprechens von Klehr verstarben die Patienten jedoch und in Leserbriefen und Interviews wird Klehr als "Scharlatan" bezeichnet. Der Vorsitzende der Ethik-Kommission an der Universität Ljubljana, Matjaz Zwitter (selbst Onkologe) wird mit den Worten zitiert: ''"Wir kennen kein einziges Beispiel einer längerfristigen Verbesserung oder Genesung durch diese Behandlungen."'' Die slowenische Radiologin Irena Sedonja aus dem Krankenhaus von Murska Sobota berichtet von Patienten, die sich hoch verschuldet und Kredite aufgenommen hätten, um eine Klehr-Therapie bezahlen zu können, welche aber entgegen den Hoffnungen nicht erfolgreich war. Auch interpretiere Klehr Befunde in seinem Sinne. Wachsende Tumoren hätte er fälschlich als Beweis einer "erfolgreich verlaufenden Behandlung" interpretiert.<ref>http://www.salzburger-fenster.at/rubrik/lokales/2908/weiter-riesenwirbel-um-salzburger_9937.html</ref>
  
 
==Kritik an Klehr und Prozesse==
 
==Kritik an Klehr und Prozesse==

Version vom 16. August 2010, 22:06 Uhr

Wer ist das? Nikolaus Klehr (geb. 7. November 1944, Breslau) ist ein Hautarzt, der umstrittene Krebstherapien und –tests erfindet, zum Patent anmeldet und vermarktet.
Was sind die Fakten? Seine Verfahren TITAI/ATC sind nicht als wirksam nachgewiesen worden. Auch sind keine speziell wirksamen Inhaltsstoffe in den Ampullen gefunden worden. Klehr vermarktet seine Verfahren über die Regenbogenpresse. Sein letzter bekannter Wirkungsort ist 2008 die Slowakei. Bis 1996 soll Klehr mit seiner Therapie rund 100 Millionen Mark umgesetzt haben.
Was kann man dazu sagen? Der Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft nannte Klehr einen "Scharlatan". Noch deutlicher wurde Hans Hege, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer: Er bezeichnete Klehr als "erwerbsgetriebenes Ungeheuer" und ebenfalls als "Scharlatan".

Vorsicht: Auch Klehrs alternative Krebstherapie ist bestenfalls wirkungslos und zieht Ihnen nur das Geld aus der Tasche!

Letzte Aktualisierung Apr. 2024
Klehr.jpg

Nikolaus Klehr (geb. 7. November 1944, Breslau) ist ein deutscher Hautarzt, Erfinder und Anmelder von Patenten zu umstrittenen Krebstherapien und entsprechenden Krebstests, die der Alternativmedizin zuzuordnen sind. Auf seiner privaten Homepage bezeichnet Klehr sein Verfahren als alternative Therapie, für das er aber keinen sicheren Heilerfolg zusichern könne.[1]

Bis 1996 soll Klehr mit seiner Therapie rund 100 Millionen Mark umgesetzt haben.[2]

Klehr ist seit 2000 auch in Österreich aktiv und betreibt eine private Klinik in Salzburg, die vormals häufig von polnischen Patienten besucht wurde. Zur Zeit sollen sich viele Patienten vornehmlich aus Slowenien bei ihm einfinden.[3]

Klehr ist auch Mitglied eines "Advisory Board" einer AuraViA Holding SA in Freeport (Grand Bahama - Lucayan Yacht Residence). Die Auravia kontrolliert mehrere Tochterunternehmen, betreibt Handel mit Nahrungsergänzungsmitteln (z.B. Produkten aus der OM oder Produkte wie Himalayasalz[4]) und kooperiert mit einer Immuno Augmentative Therapie-Klinik (IAT) zur alternativen Krebsbehandlung auf den Bahamas. Die IAT ist kein anerkanntes Behandlungsverfahren bei Krebs. Ein weiteres Geschäftsfeld ist der Betrieb von sogenannten Clinitels, was von Auravia als Klinik-Hotels zur "ganzheitlichen" Behandlung bezeichnet wird. Geplant ist, dass Klehr seine Therapie in Zukunft auch in derartigen AuraVia Clinitels anbietet.[5]

Klehr hat Vorträge auf Veranstaltungen des Vereins Menschen gegen Krebs von Lothar Hirneise gehalten.[6]

Unter dem Stichwort "Alternative Krebstherapie" macht der verschwörungstheoretische Internetauftritt Secret-TV Werbung für Klehrs umstrittene Methoden.[7] Völlig unkritischer Interviewer ist dabei der Medizinlaie Michael Vogt.

Biographie

Klehr studierte in Heidelberg und Frankfurt Medizin und Biologie und machte eine Facharztausbildung zum Hautarzt. Er eröffnete in München das private Dr. Klehr Institut für Immunologie und Zellbiologie GmbH als herstellende Einrichtung für seine Medikamente.

Zeitweise schmückte sich Klehr mit dem Titel "Professor". Beispielsweise hat er seine bis Anfang der 1990er Jahre offengelegten Patentanträge als "Prof. Dr. med. Nikolaus W. Klehr" angemeldet.

Als Patent angemeldete Krebstherapie ATC-TSIT

Klehr3.jpg
Beschluss des Bundesausschusses vom 10.12.1999, gültig seit dem 22.03.2000 (Veröffentlichung im Bundesanzeiger Nr. 56, 21.03.2000)

Klehr bezeichnet sein Verfahren als Autologe Target Cytokine-Therapie (ATC) zur tumorspezifischen Immuntherapie (TSIT), oder kurz ATC-TSIT, nachdem er es zunächst TITAI (Tumor-Identifikations-Training für Immunkompetente Zellen) genannt hatte.[8][9] Laut Patentschrift[10] soll dieses Verfahren auf der Überlegung beruhen, dass ein zelluläres "Demaskierungstraining für autologe Immunozyten" durchgeführt werden könne. Mit dem Verfahren soll laut Klehr "die Möglichkeit gegeben werden, daß autologe Immunozyten über unterschiedliche Zeiträume hin maskierte Tumorzellen in vitro erkennen" könnten. Klehr beschreibt seine Methode auch in seinem im Haug-Verlag erschienenen Buch "Eigenbluttherapie und andere autologe Verfahren - Ein Lehrbuch für die ärztliche Praxis"[11]. Er vergleicht bei dieser Gelegenheit seine Methode mit den Eigenbluttherapien aus der Alternativmedizin und zieht dazu einen Eintrag aus dem Pschyrembel aus dem Jahr 1990 heran. Ziel seiner Therapie seien körpereigene (autologe) antigeninduzierte Zytokine als Arzneimittel, (Interferone, Interleukine, Tumornekrosefaktor). Als zytokinstimulierende Antigene sollen dabei Oberflächenmarker von Tumorzellen fungieren. Auf der privaten Homepage von Klehr[12] wird sein Verfahren allerdings nicht näher erläutert, sondern lediglich von einem "speziell entwickelten Verfahren" gesprochen.

Dem Patienten wird Blut entnommen, das in einem nicht exakt erklärten Verfahren mononukleäre Zellen isoliert. Durch Zentrifugieren sollen anschliessend "äussere Zellmembranbestandteile" entfert werden. Letztendlich sollen freigelegte Tumorzellen und Tumorantigen-phagozytierende Makrophagen übrigbleiben. Anschliessend werden vorab abgetrente mononukleäre Zellen mit den behandelten Zellen inkubiert. Immunaktivatoren oder Stimulantien sollen dabei nicht zum Einsatz kommen. Alle zwei Tage wird dem Patienten das gewonnene Arzneimittel sc injiziert. An Tumoren und Metatstasen würden sich sodann heilende Entzündungen einstellen. Bei Knochenmetastasen würden sich Tumorschmerzen in "vertraute" Entzündungsschmerzen wandeln, der – so Klehr – sogar als wohltuend, weil bekannt, verspürt werde. Ab der dritten Therapiewoche sollen zudem die NK-Zellen zunehmen. Zur Wirksamkeits seiner Methode nennt Klehr ein Gutachten zu retrospektiven Stichproben-Untersuchungen bei seinen eigenen Patienten ohne Kontrollgruppe aus dem Jahr 1998, über einen sechsmonatigen Therapieverlauf. Dabei wurde jedoch seine Methode gleichzeitig mit anderen Therapie angewandt.[13] Eine Veröffentlichung der Studiendaten und des Gutachtens ist Esowatch nicht bekannt. Ein wissenschaftlich gesicherter Nachweis für die Wirksamkeit der Methode steht aus.[14] Mehrere Analysen der Ampulleninhalten, die keine über den normalen Serumkonzentrationen liegenden Zytokinkonzentrationen ergaben, haben zu Warnungen vor der Anwendung von ACT geführt.[15] Die gesetzlichen Krankenkassen lehnen daher eine Kostenübernahme generell ab.[16][17][18] Die hohen Kosten für dieses Verfahren müssen deshalb von den Patienten voll übernommen werden. Bekannt gewordene Nebenwirkungen sind: Müdigkeit, Fieberattacken, Schmerzen, Lymphopenien und Leukozytosen. Von Klehr selbst wird sein Verfahren dagegen als nebenwirkungsfrei beschrieben.

Die Übernahme der Kosten für die Autologe Target Cytokine-Behandlung nach Klehr durch die deutschen gesetzlichen Krankenkassen ist in der Anlage II der Richtlinie Methoden in der ärztlichen Versorgung[19] des Gemeinsamen Bundesausschuss ausgeschlossen.[20][21]

Bislang ist in Deutschland keine aktive Krebsvakzine zugelassen (Stand 2009).[22]

Problematisch an dieser Therapie ist auch der Umstand, dass Patienten die sich auf diese Therapie eingelassen haben, letzendlich auf sich alleine gestellt und an Klehr gebunden sind, da andere Ärzte in der Regel zu Recht das Risiko scheuen, Verfahren anzuwenden, die in aktuellen Leitlinien nicht erwähnt sind, denen eine Validierung fehlt und die vom Gemeinsamen Bundesauschuss negativ beurteilt werden.[23]

Krebstest nach Klehr: Das diagnostische "Tumor-Identifikationsverfahren"

Das Münchener Institut von Klehr bietet auch einen Test an, der als Testmethode zur Früherkennung von Tumorerkrankungen angepriesen wird und sensitiver als der industriell angebotene Routine-Labortest sei. Er eigne sich darüber hinaus zu einer frühzeitigen Rezidiv-Erkennung, ist auf der Homepage zu lesen. Aus Angaben auf dieser Webseite ist zu vermuten, dass hier versucht wird, "die äußere Hülle der Tumor-Stammzellen teilweise zu entfernen, sodass diese am Leben bleiben, also nicht absterben, und so enttarnt als nackte Tumor-Zellen den übrigen immunkompetenten Zellen (Killerzellen, Dendritische Zellen, Makrophagen usw.) im Labor zu präsentieren." Diese "Enttarnung" von Krebszellen sei auch therapeutisch anwendbar, heißt es weiter.

Aktivitäten in Slowenien

Artikel in Jana 22. Juli 2008

2008 wurde bekannt, dass Klehr in Slowenien als Wunderarzt für Krebs in Funk und Presse bekannt ist.

Mehrere verzweifelte Krebspatienten aus Slowenien vertrauten seinen umstrittenen Methoden und zahlten privat hohe Summen für eine Behandlung. Laut Angaben der Recherche eines Redakteurs einer Salzburger Wochenzeitung,[3] der in Slowenien Angehörige von Patienten sowie Ärzte des onkologischen Institut der Universität Ljubljana befragte, sollen die Behandlungskosten pro Patient bis zu 35.000 Euro betragen haben. Trotz Heilversprechens von Klehr verstarben die Patienten jedoch und in Leserbriefen und Interviews wird Klehr als "Scharlatan" bezeichnet. Der Vorsitzende der Ethik-Kommission an der Universität Ljubljana, Matjaz Zwitter (selbst Onkologe) wird mit den Worten zitiert: "Wir kennen kein einziges Beispiel einer längerfristigen Verbesserung oder Genesung durch diese Behandlungen." Die slowenische Radiologin Irena Sedonja aus dem Krankenhaus von Murska Sobota berichtet von Patienten, die sich hoch verschuldet und Kredite aufgenommen hätten, um eine Klehr-Therapie bezahlen zu können, welche aber entgegen den Hoffnungen nicht erfolgreich war. Auch interpretiere Klehr Befunde in seinem Sinne. Wachsende Tumoren hätte er fälschlich als Beweis einer "erfolgreich verlaufenden Behandlung" interpretiert.[24]

Kritik an Klehr und Prozesse

Regenbogenpresse promotet Betrug mit Galavit
Schauspieler Wussow - Prof. Brinkmann
Schauspieler Ivan Desny
Artikel in Ärzteblatt

Klehr wurde vorgeworfen, sein Verfahren mit übertriebenen Heilversprechen im Fernsehen und in der Bild-Zeitung beworben zu haben. Ein Heilerfolg trete bei Krebs in 92% der Fälle ein, hieß es da großspurig, obwohl bekannt wurde, dass mehrere seiner Patienten an Krebs starben. O-Ton Klehr im deutschen Fernsehen (ARD): "Wir behandeln Krebskranke gegen ihren Krebs, und ich will's einfach formulieren: Wir entnehmen aus ihrem Blut die Killerzellen, trainieren sie im Labor gegen die Krebszellen, und dieses Trainingsprogramm, in Ampullen gefüllt, bekommen die Patienten wieder zurück, so dass jetzt die Killerzellen im Körper die Tumorzellen aufspüren und über den Weg der Entzündung zerstören können. Und das funktioniert in weit über neunzig Prozent der Fälle." Mit Klausjürgen Wussow - alias Professor Brinkmann - trat er mehrfach gemeinsam in Talkshows auf und ließ sich von Wussow-Ehefrau Yvonne zu Jubelberichten für die Regenbogenpresse als "Herr der Killerzellen" feiern. Inzwischen äußert sich Klehr anders und gibt auf seiner Homepage an, dass die gemeinte Therapie mit Human-Eigenblutzytokinen wissenschaftlich umstritten ist und wir Ihnen einen Heilerfolg weder zusichern können, noch wollen. Ein Journalist der Fernsehsendung Panorama übersandte Klehr als gesunder, aber vermeintlich Krebskranker eine Blutprobe und erhielt gegen Bezahlung von 4.700 DM eine Krebstherapie in Ampullen, die jedoch nachweislich keine messbaren Anti-Krebs-Wirkstoffe enthielt. Parallel wurde der Journalist medizinisch untersucht und es wurde festgestellt, dass er gesund war. Auch die Uni-Klinik Erlangen kam zuvor schon zu ähnlichen Ergebnissen.[25] In der gelieferten Charge fanden sich statt der versprochenen Wirkstoffe gegen den Krebs Endotoxine, also bakterielle Giftstoffe.

  • Ärger mit ATC: 2003 wurde Klehrs Labor von der Polizei durchsucht. Die Regierung Oberbayern schloss das private Labor von Klehr, da sie zu der Feststellung kam, dass in dem Labor über einen längeren Zeitraum mutmaßlich infektiöses Blut parallel mit nicht kontaminiertem Blut anderer Spender in einem Arbeitsprozess bearbeitet worden sei. Die Herstellung von seinen ATC Arzneimitteln wurde verboten.[26][27][28]
  • Ärger mit Galavit: In Deutschland war es ein Arbeitskreis Krebs-Immun-Therapie in Bad Heilbronn, der den Einsatz des bei Krebs unwirksamen Mittels Galavit bewarb. Für eine 3-wöchige stationäre und eine weitere dreimonatige ambulante Galavitkur wurde die Summe von ca. 27.000 Euro verlangt. Legt man sich nur 3 Wochen stationär, muss man mit Kosten in Höhe von etwa 8.000 Euro rechnen. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt seit Sommer 2000 gegen Klehr wegen Verdachts des Betruges und der Körperverletzung. Aufgrund eines illegalen Imports von Galavit wurde Klehr 2003 wegen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz angeklagt. Klehr und sein Kollege Eike Rauchfuss vertrieben nach Angaben der Presse das Galavit. Eine frühere Pflegedienstleiterin der Klehr'schen Klinik in Bad Heilbrunn hatte ausgesagt, dass ihr Chef sie unter Druck gesetzt habe, an Tagen, an denen Galavit in der Praxis ausgegangen war, den Patienten Kochsalzlösung zu spritzen und so eine Behandlung vorzutäuschen. Die Zeitschrift Stern vermeldete, dass der körperlich gesunde TV-Star Ivan Desny sich in der Regenbogenpresse fälschlich als Prostatakrebskranker präsentierte, um anschließend bekannt zu geben, dass bei ihm eine Galavit-Therapie zu einer "spontanen Heilung" geführt hätte. Außerdem geriet er in die Kritik, von Schauspieler Klausjürgen Wussow (Schwarzwaldklinik) sowie seiner inzwischen verstorbenen Ex-Frau Yvonne Wussow (Yvonne Viehöver) in der Regenbogenpresse promotet zu werden.[29][30][31] Eine Klinik in Heilbrunn schloss Klehr nach internen Streitigkeiten um das Medikament Galavit.
  • Ärger in Salzburg: Dort ist ein Strafverfahren am Landesgericht Salzburg mit der Aktenzahl Ref 46 Ur212/02b gegen Klehr anhängig. Seit 2002 wird wegen Verdacht des Betruges ermittelt, vier Gutachter seien inzwischen beauftragt worden. Zwischen 2003 und 2006 wurde Klehr die Approbation in Österreich entzogen.[32]
  • 2008 wurde gegen Klehr in Salzburg Anklage erhoben mit dem Vorwurf des Betruges an vier Patienten. Eine krebskranke Frau habe für die Behandlung von Oktober 2002 bis Juli 2003 rund 30.500 Euro bezahlen müssen. Den anderen drei Patienten verrechnete er offenbar jeweils 11.000, 12.000 sowie 15.000 Euro. Die Anzeige erstatteten die Ärztekammer Salzburg, die Bundespolizeidirektion Salzburg, das Amt der Salzburger Landesregierung und das LKH Hartberg. Ins Rollen kam der Fall nach dem Tod eines krebskranken Slowenen. Dieser ließ sich im April und Mai 2008 in der Praxis des deutschen Arztes in Salzburg behandeln. Die von ihm zu bezahlenden Kosten lagen bei fast 13.000 Euro. Der Slowene starb eineinhalb Monate nach seiner Rückkehr aus Österreich, obwohl ihm der Arzt Genesung oder Verlängerung des Lebens um mindestens fünf Jahre versprochen habe. Nach dem Tod des Slowenen sprachen slowenische Onkologen von "dubiosen Praktiken" und schalteten die österreichische Ärztekammer ein. In einem Expertengutachten wurde dem Alternativmediziner "Schwindel, Geldmacherei und Ausnützung des Leids von Patienten" vorgeworfen. Einem anderen Patienten soll Klehr gesagt haben, dass die bei einer Röntgenuntersuchung festgestellte Vergrößerung eines Tumors in seinem Körper "eine positive Reaktion auf die Klehr-Therapie gewesen sei". Der Beschuldigte wies bisher jede Schuld von sich.[33]

Der Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft bezeichnete Klehr laut Spiegel[34] als "Scharlatan". Noch deutlicher wurde Hans Hege, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer: Er bezeichnet Klehr als "erwerbsgetriebenes Ungeheuer" und ebenfalls als "Scharlatan".[35][36]

1993 wurde Klehr wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Zurzeit sind in Bayern gegen Klehr drei Verfahren anhängig. Bei der Regierung von Oberbayern läuft ein "pharmazierechtliches Verwaltungsstrafverfahren". Bei der Staatsanwaltschaft München laufen zwei Verfahren. Ein Verfahren wegen "Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz" um seine bereits vor Jahren verbotene Herstellung so genannter Blut-Zytokine. Das zweite Verfahren betrifft einen "Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz". Klehr wird vorgeworfen, auf seinen Internetseiten nicht erlaubte Versprechungen bezüglich Krebsbehandlungen gemacht zu haben.

Klehr wurde anwaltlich von dem CSU-Politiker Peter Gauweiler vertreten. Sein jetziger Rechtsvertreter ist Gernot Herzog.

Aus Enttäuschung über seinen Eintrag in der deutschen Wikipedia [6] veröffentlichte Klehr auf einer eigens zu diesem Zweck geschaffenen Webseite namens wikipedia-warnung.de eine Kritik an den Bearbeitungsmöglichkeiten und Bearbeitungsrichtlinien der Wikipedia und an dem mit Quellenangaben versehenen Artikel über ihn. Seiner Meinung nach verstoße die Wikipedia hiermit gegen ein Wettbewerbsgesetz. Auf seiner privaten Seite bezeichnete er die Wikipedia als "unfreie manipulierte Enzyklopädie".

Literatur

  • Hauser SP: Autologous tumor therapy according to Klehr. In: Schweiz Rundsch Med Prax. Band 82, 1993, S. 1072–1076. PMID 8210872
  • Oepen I, Federspiel K: Eintrag in Lexikon der Parawissenschaften (Seiten 37 und 258)
  • Christophers E, Rassner G., Stellungnahme zum Therapieverfahren Dr. Klehr, Hautarzt. 1993 Jun;44(6):410-1. PMID: 8335469
  • Christoph Fasel und Georg Wedemeyer: Artikel in Stern, Nr. 10, 29. Februar 1996, Seite 16 [7]
  • Artikel in Der Spiegel vom 7. August 1995
  • Artikel in Stern Nr. 17, 18. April 1996, Seite 268 [8]
  • Wedemeyer, G.: Klehr in der Klemme. In: Stern, 44 (2000): 290–293
  • Breidenbach H: Skandal um Salzburger "Krebsarzt" in Slowenien, Salzburger Fenster 28/08 von August 2000 [9]
  • Klehr NW: Therapeutische Möglichkeiten zur Verwertung von autologem Tumorgewebe. In: Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren. 33. Jahrgang, (10), Oktober 1992, S. 820–826

Weblinks

Seiten auf englisch:

Seiten auf slowenisch:

Siehe auch

Quellennachweise

  1. http://anonym.to/?http://www.klehr-dr-med.de
  2. Sendung Panorama (ARD): Amigos in Bayern - Die Millionengeschäfte eines zwielichtigen "Wunderheilers" Sendung vom 10. Dezember 1998 [1][2]
  3. 3,0 3,1 Breidenbach H: Skandal um Salzburger "Krebsarzt" in Slowenien, Salzburger Fenster 28/08 von August 2000
  4. http://www.eureas.de/Heilkraeftige-Ernaehrung/
  5. http://web.archive.org/web/http://www.auravia.com/23.html
  6. http://www.aufklaerungsgruppe-krokodil.de/AltKrebszntrm.pdf
  7. http://anonym.to/?http://www.secret.tv/artikel4977133/Alternative_Krebstherapie
  8. Klehr, N.: Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 1992, Heft 10
  9. Klehr, N., Ahne, W.: Expression von autologen Target Cytokinen der peripheren kernhaltigen Zellen aus dem Blut von Krebspatienten - ACT 1993 (unveröffentlicht)
  10. Patent DE 3923848 C2: Das Demaskierungstraining für autologe Immunozyten gegen maskierte Tumorzellen in vitro. Anmeldetag: 19. Juli 1989, Offenlegungstag: 24. Januar 1991, Patenterteilung: 27. August 1998. Anmelder/Erfinder: Klehr, Nikolaus W., Prof. Dr.med.
  11. Klehr N, "Eigenbluttherapie und andere autologe Verfahren - Ein Lehrbuch für die ärztliche Praxis", 2000, HAUG-Verlag Text
  12. http://anonym.to/?http://www.klehr-dr-med.de
  13. Kiesewetter, H: Gutachterliche Stellungnahme zur Beurteilung der allgemeinen Wirksamkeit des Azneimittels Eigenblutzytokine in der Tumormedizin. Berlin 1999
  14. Hauser SP: Autologe Tumortherapie nach Klehr. Schweiz Rundsch Med Prax 1993; 82: 1072–1076.
  15. http://www.der-arzneimittelbrief.net/Jahrgang1997/Ausgabe05Seite33.htm
  16. http://www.aerztezeitung.de/docs/2000/05/29/098a2001.asp
  17. http://daris.kbv.de/daris/doccontent.dll?LibraryName=EXTDARIS^DMSSLAVE&SystemType=2&LogonId=6e4fe9519daf6915a572f27efdcbcdcd&DocId=003734009&Page=1
  18. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=22333
  19. Richtlinie Methoden in der ärztlichen Versorgung
  20. http://daris.kbv.de/daris/link.asp?ID=1003695314
  21. http://daris.kbv.de/daris/link.asp?ID=1003695310
  22. Siegmund-Schultze, Nicola: Immuntherapien gegen Krebs: Die klinische Anwendung rückt näher, Deutsches Ärzteblatt 2009; 106(48)
  23. Ben Pfeifer, Joachim Preiß, und Clemens Unger: Onkologie integrativ: Konventionelle und komplementäre Therapie, (2006), Elsevier Verlag, München
  24. http://www.salzburger-fenster.at/rubrik/lokales/2908/weiter-riesenwirbel-um-salzburger_9937.html
  25. Prof Robert Kalden: (Uni-Klinik Erlangen) "Die Konzentrationen, die wir in den Ampullen der genannten Zytokine messen konnten, waren so niedrig, daß man wirklich an keine biologische Aktivität nicht nur glauben kann, sondern daß diese biologische Aktivität undenkbar ist. Null Inhalt bedeutet null therapeutische Aktivität."
  26. http://www.aerztestellen.de/v4/archiv/artikel.asp?src=suche&id=25571
  27. STERN Nr. 47 vom 16. November 2000
  28. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=25571
  29. Artikel in "Stern", Nr. 17, 18. April 1996, Seite 268 [3]
  30. "Stern", Nr. 10, 29. Februar 1996, Seite 16 (Autoren Christoph Fasel und Georg Wedemeyer) [4]
  31. http://www.rhein-main.net/sixcms/detail.php/4138694
  32. http://www.onko-i.si/uploads/pdf%20doc/mnenje_Avstrijska_zdravniska_zbornica(Salzburg).pdf
  33. http://salzburg.orf.at/stories/322157/
  34. Spiegel 7. August 1995
  35. Stern, Nr. 17, 18. April 1996, Seite 268 [5]
  36. Hans Hege (Bayerische Landesärztekammer): "Wir sind der Überzeugung, dass ein Mensch, der sich so verhält wie Herr Dr. Klehr, entweder ein Ungeheuer ist, ein - ich sage bewusst: ein erwerbsgetriebenes Ungeheuer ist, oder aber - nämlich dann, wenn er wirklich eine wirksame Methode haben sollte - oder aber schlicht und einfach, und das ist meine persönliche Überzeugung, ein Scharlatan, der mit der Hoffnung von Krebskranken Geld macht." Sendung Panorama (ARD) vom 10. Dezember 1998