Neutralizer

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Version vom 3. August 2009, 02:18 Uhr von Skrzypczajk (Diskussion | Beiträge) (Angeblicher Nachweis des Einflusses auf DNA. Nun reichts aber zu diesem Quatschteil)
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Der Neutralizer (Aulterra-Neutralizer) ist ein auf den Namen Kim Dandurand patentiertes[1] Produkt auf dem Esoterikmarkt, welches vor Strahlung von Handys und anderen technischen Geräten schützen soll. Es handelt sich wie bei vielen anderen Erzeugnissen dieser Art um einen kleinen Chip bzw. einen Aufkleber aus Kunststoff. Um die behauptete Wirkung zu entfalten, soll es ausreichen, ihn im Akkufach des Mobiltelefons unterzubringen.

Der Neutralizer wird von der Firma Aulterra aus Coeur d'Alene in Idaho, USA hergestellt und von zahlreichen Esoterik-Händlern vertrieben. Zeitweise war er auch in einigen Filialen des Elektronikdiscounters MEGA Company erhältlich. Von dem österreichischen Unternehmer und Esoterik-Autor Günter Sator wird er auch unter dem Namen Raysaver (bzw. raySAVER) vermarktet. Gründer und Geschäftsführer von Aulterra ist der Erfinder des Neutralizers Kim Dandurand.

Aufbau

Das paramagnetische Material (1104) befindet sich in mehreren Schichten (1110) zwischen Träger- und Deckfolien[1]

Kernstück des Neutralizers sollen paramagnetische Substanzen[2] sein, die in drei oder mehr übereinander liegenden Folienschichten eingebettet sind. Als Substanz werden nicht näher spezifizierte Seltene Erden[3] genannt. Die Substanz, die auch als "Aulterra Pulver" verkauft wird (zum "Hinzufügen zu Ihren pharmazeutischen Rezepturen"), soll elektromagnetische Strahlung "transformieren" können, wobei unter Transformation eine Änderung der Intensität oder – physikalisch absurd – der Frequenz verstanden wird. Zur Herstellung des Pulvers wird laut Dandurand "Stein gemahlen, mit einem weiteren Mineral gemischt und mit Tinte und einer homöopathischen Lösung gebunden."[4] Der Neutralizer soll in einem Frequenzbereich von 100 Hz bis 10 GHz wirksam sein.

Wissenschaftliche Bestätigungsversuche

In der Werbung heißt es unter anderem: "Der Aulterra Neutralizer ist das einzige Produkt, bei dem der Schutz der DNS vor elektro-magnetischen Schäden wissenschaftlich nachgewiesen wurde." Im Zusammenhang mit angeblichen wissenschaftlichen Bestätigungen der Wirksamkeit werden z.B. der schottische Chemiker und Esoterik-Autor David Hamilton genannt sowie Walter Medinger von der Firma IIREC, die ein Zertifikat für das Produkt erstellte. Seitens des Herstellers Aulterra werden vor allem Untersuchungen des "Bioelektromagnetismus-Forschers" Glen Rein und der mit Rein zusammenarbeitenden Psychologin Maria Syldona zitiert. Wissenschaftlich zu nennende Arbeiten werden entgegen den Behauptungen jedoch nicht angegeben.

In einer der im Zuge der Werbung verbreiteten "Studien"[5] wird beispielsweise festgestellt, dass die Strahlung eines Mobiltelefons bei 94 MHz durch den Neutralizer stark verringert werden konnte. Bildschirmausdrucke eines üblichen Spektrumanalysators zeigen ein schwaches Signal, welches aber "signifikant über den Hintergrundschwankungen" läge. Mit einem Neutralizer im Telefon ist das Signal nochmal 15 bis 20 dB schwächer. Die Frequenz 94 MHz hat allerdings nichts mit der Sende- und Empfangsfrequenz von Mobiltelefonen zu tun, die üblicherweise bei 900 oder 1800 MHz liegt. In welcher Beziehung dieses Signal im UKW-Rundfunkband zum Telefon steht, ist unklar. Der Text zeigt zudem völlige Unkenntnis über die verwendete Messtechnik und die Messgrößen. So heißt es an einer Stelle: "the average background value was 45 dBm. The cell phone signal showed strong peaks reaching a maximum value of 66 dBm. In the presence of the Neutralizer the same cell phone produced signals with an intensity corresponding to 50dBm. Subtracting the background contribution to the signal, the cell phone signal was 21dBm and the neutralized cell phone signal was 5dBm. This corresponds to a 76% (4-fold) reduction of the signal in the presence of the Neutralizer." Diese Zahlenwerte sind sämtlich unsinnig. 66 dBm (dBm = Dezibel bezogen auf 1 Milliwatt) würde eine Leistung von 4000 W bedeuten, 50 dBm immer noch 100 W. Offensichtlich hat die Autorin weder erfasst, dass die Skala des Analysators (den sie als "Magnetometer" bezeichnet) negative dBm-Werte (und dementsprechend schwache Signale) anzeigt, noch dass der im Display als "Ref" angezeigte Wert das obere und nicht das untere Ende des Skalenbereichs angibt. Ferner ist ihr rechnerischer Umgang mit Pegeln[6] grob falsch: 45 dBm Hintergrundpegel von einem Gesamtpegel von 50 dBm abgezogen ergibt 48,4 dBm und nicht 5 dBm. Ein Rückgang von 21 dBm auf 5 dBm würde außerdem keine 4-fache Verkleinerung bedeuten, sondern eine Abnahme der Leistung um den Faktor 10 (21 - 5) /10 = 40 und der elektrischen oder magnetischen Feldstärke um den Faktor √40 oder ungefähr 6.

Diese Messungen werden auch (und ebenfalls falsch) in der Patentschrift zum Neutralizer dargestellt.

Hinsichtlich des angeblichen Einflusses auf DNA wird auf Messungen von Rein und Syldona verwiesen, die genauso wenig nachvollziehbar sind. Behauptet wird eine strukturelle Veränderung des DNA-Moleküls (sog. Denaturierung, in diesem Fall ist anscheinend eine Trennung der beiden Stränge des Moleküls gemeint) durch Einwirkung der Strahlung eines Mobiltelefons, wobei eine anschließende Renaturierung schneller ablaufen soll, wenn das Telefon mit einem Neutralizer versehen war. Die DNA-Konzentration in einer Lösung kann fotometrisch durch Messung der Absorption von UV-Licht der Wellenlänge 260 nm bestimmt. werden. Dabei lässt sich auch ausnutzen, dass bei Einzelsträngen ein etwas höherer Absorptionsgrad als beim intakten Doppelstrang gegeben ist. In diversen Aufsätzen wird eine einzelne Kurve als Beispiel gezeigt, die über einen Zeitraum von etwa 5 Minuten nach Einwirkung der Mobilfunkstrahlung eine leichte Abnahme der UV-Absorption erkennen lässt. Die Wirkung des Neutralizers soll an der Steigung dieser Kurve abzulesen sein, wobei nur Zahlenwerte der Steigung aufgelistet werden, Absorptionswerte selbst werden nicht dargestellt. Dabei wird einmal eine langsamere Abnahme der UV-Absorption als positiv gewertet[7], an anderer Stelle[8][1] dagegen eine raschere. Fraglich ist aber vor allem, ob das Telefon überhaupt einen Einfluss auf das DNA-Molekül hatte; Daten für den Zeitraum vor und während der Exposition werden verschwiegen.

Neben derartigen scheinwissenschaftlichen Abhandlungen existiert speziell für die Variante Raysaver ein befürwortendes Schreiben des Architekten Werner Vogl, der dem Produkt nach einer "geomantischen Untersuchung" mittels Biotensor und verschiedenen Pendeln ausgezeichnete Eigenschaften bescheinigt (die er in Bovis-Einheiten angibt). Der Raysaver soll selbst bei abgeschalteten Mobiltelefonen wirksam sein, die Vogl zufolge in diesem Zustand ansonsten "noch immer krankmachend" seien.

Ähnliche Produkte

Quellen und Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 1,2 United States Patent 7,485,885: Electromagnetic radiation transformation for powered devices. Inventor: Kim Dandurand. Filed: Jul. 23, 2007. Date of patent: Feb. 3, 2009
  2. Paramagnetische Stoffe sind solche, die in ein Magnetfeld "hineingezogen" werden, ähnlich wie dies bei ferromagnetischen Stoffen wie Eisen der Fall ist, die dabei aber selbst nicht magnetisch sind. Beispiele sind Aluminium, Platin, Sauerstoff (insbesondere flüssiger), Kupfersulfat, und die meisten der sog. Seltenen Erden.
  3. http://de.wikipedia.org/wiki/Metalle_der_Seltenen_Erden
  4. "Wir neutralisieren Handy-Strahlen." Exklusiv-Interview mit Kim Dandurand, CEO von Aulterra und Handy-Strahlenblocker. GEWINN 6/2007, 142
  5. Maria Syldona: The Neutralizer reduced the intensity of cell phone radiation. Quantum Biology Research, 670 Carll’s Path, Deer Park, N.Y. 11729. June 2006
  6. http://de.wikipedia.org/wiki/Pegel_(Physik)
  7. M. Syldona: Cell Phone Radiation Induced Changes in Human DNA. are Attenuated by the Neutralizer. Quantum Biology Research, 670 Carll’s Path, Deer Park, N.Y. 11729. Research completed 2005
  8. M. Syldona: The Ability of the Neutralizer to Reverse the Harmful Effects of Electromagnetic Fields Generated from Cell Phones on Human DNA. Quantum Biology Research, 670 Carll’s Path, Deer Park, N.Y. 11729. Research completed 2002