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In der Werbung heißt es unter anderem: ''"Der Aulterra Neutralizer ist das einzige Produkt, bei dem der Schutz der DNS vor elektro-magnetischen Schäden wissenschaftlich nachgewiesen wurde."'' Im Zusammenhang mit angeblichen Bestätigungen der Wirksamkeit werden der schottische Chemiker und Esoterik-Autor David Hamilton genannt sowie [[Walter Medinger]] von der Firma [[International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility|IIREC]], die ein Zertifikat für das Produkt erstellte. Seitens des Herstellers Aulterra werden vor allem Untersuchungen des "Bioelektromagnetismus-Forschers" [[Glen Rein]] und der mit Rein zusammenarbeitenden Psychologin Maria Syldona zitiert. Wissenschaftlich zu nennende Arbeiten werden entgegen den Behauptungen jedoch nicht angegeben.
 
In der Werbung heißt es unter anderem: ''"Der Aulterra Neutralizer ist das einzige Produkt, bei dem der Schutz der DNS vor elektro-magnetischen Schäden wissenschaftlich nachgewiesen wurde."'' Im Zusammenhang mit angeblichen Bestätigungen der Wirksamkeit werden der schottische Chemiker und Esoterik-Autor David Hamilton genannt sowie [[Walter Medinger]] von der Firma [[International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility|IIREC]], die ein Zertifikat für das Produkt erstellte. Seitens des Herstellers Aulterra werden vor allem Untersuchungen des "Bioelektromagnetismus-Forschers" [[Glen Rein]] und der mit Rein zusammenarbeitenden Psychologin Maria Syldona zitiert. Wissenschaftlich zu nennende Arbeiten werden entgegen den Behauptungen jedoch nicht angegeben.
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In einer von Aulterra verbreiteten "Studie"<ref>M. Syldona: The Neutralizer reduced the intensity of cell phone radiation. Quantum Biology Research, 670 Carll’s Path, Deer Park, N.Y. 11729. June 2006</ref> wird beispielsweise festgestellt, dass die Strahlung eines Mobiltelefons bei 94&nbsp;MHz durch den Neutralizer stark verringert werden konnte. Bildschirmausdrucke eines üblichen Spektrumanalysators zeigen ein schwaches Signal, welches aber "signifikant über den Hintergrundschwankungen" läge. Mit einem Neutralizer im Telefon ist das Signal nochmal 15&nbsp;bis 20&nbsp;dB schwächer. Die Frequenz 94&nbsp;MHz hat allerdings nichts mit der Sende- und Empfangsfrequenz von Mobiltelefonen zu tun, die üblicherweise bei 900&nbsp;oder 1.800&nbsp;MHz liegt. In welcher Beziehung dieses Signal im UKW-Rundfunkband zum Telefon steht, ist unklar. Der Text zeigt zudem völlige Unkenntnis über die verwendete Messtechnik und die Messgrößen. So heißt es an einer Stelle: ''"the average background value was 45&nbsp;dBm. The cell phone signal showed strong peaks reaching a maximum value of 66&nbsp;dBm. In the presence of the Neutralizer the same cell phone produced signals with an intensity corresponding to 50dBm. Subtracting the background contribution to the signal, the cell phone signal was 21dBm and the neutralized cell phone signal was 5dBm. This corresponds to a 76% (4-fold) reduction of the signal in the presence of the Neutralizer."'' Diese Zahlen sind sämtlich unsinnig. 66&nbsp;dBm (dBm = Dezibel bezogen auf 1&nbsp;Milliwatt) würde eine Leistung von 4.000&nbsp;W bedeuten, 50&nbsp;dBm immer noch 100&nbsp;W. Offensichtlich hat die Autorin weder erfasst, dass die Skala des Analysators ''negative'' dBm-Werte und dementsprechend schwache Signale anzeigt, noch dass die im Display als "Ref" angezeigte Zahl das obere und nicht das untere Ende der Skala angibt. Ferner ist ihr rechnerischer Umgang mit Pegeln<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Pegel_(Physik)</ref> grob falsch: 45&nbsp;dBm Hintergrundpegel von einem Gesamtpegel von 50&nbsp;dBm abgezogen ergibt ca. 48,4&nbsp;dBm und nicht 5&nbsp;dBm. Ein Rückgang von 21&nbsp;dBm auf 5&nbsp;dBm würde außerdem keine 4-fache Verkleinerung bedeuten, sondern eine Abnahme der Leistung um den Faktor 10<sup>&nbsp;(21&nbsp;-&nbsp;5)&nbsp;/10</sup> &asymp;&nbsp;40 und der elektrischen und magnetischen Feldstärke um den Faktor &radic;40 oder ungefähr&nbsp;6.
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In einer von Aulterra verbreiteten "Studie"<ref>M. Syldona: The Neutralizer reduced the intensity of cell phone radiation. Quantum Biology Research, 670 Carll’s Path, Deer Park, N.Y. 11729. June 2006</ref> wird beispielsweise festgestellt, dass die Strahlung eines Mobiltelefons bei 94&nbsp;MHz durch den Neutralizer stark verringert werden konnte. Bildschirmausdrucke eines üblichen Spektrumanalysators zeigen ein schwaches Signal, welches aber "signifikant über den Hintergrundschwankungen" läge. Mit einem Neutralizer im Telefon ist das Signal nochmal 15&nbsp;bis 20&nbsp;dB schwächer. Die Frequenz 94&nbsp;MHz liegt im UKW-Rundfunkband und hat nichts mit der Sende- und Empfangsfrequenz von Mobiltelefonen zu tun, die üblicherweise bei 900&nbsp;oder 1.800&nbsp;MHz liegt. In welcher Beziehung dieses Signal zum Telefon steht, ist unklar.
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Der Text zeigt zudem völlige Unkenntnis über die verwendete Messtechnik und die Messgrößen. So heißt es an einer Stelle: ''"the average background value was 45&nbsp;dBm. The cell phone signal showed strong peaks reaching a maximum value of 66&nbsp;dBm. In the presence of the Neutralizer the same cell phone produced signals with an intensity corresponding to 50dBm. Subtracting the background contribution to the signal, the cell phone signal was 21dBm and the neutralized cell phone signal was 5dBm. This corresponds to a 76% (4-fold) reduction of the signal in the presence of the Neutralizer."'' Diese Zahlen sind sämtlich unsinnig. 66&nbsp;dBm (dBm = Dezibel bezogen auf 1&nbsp;Milliwatt) würde eine Leistung von 4.000&nbsp;W bedeuten, 50&nbsp;dBm immer noch 100&nbsp;W. Offensichtlich hat die Autorin weder erfasst, dass die Skala des Analysators ''negative'' dBm-Werte und dementsprechend schwache Signale anzeigt, noch dass die im Display als "Ref" angezeigte Zahl das obere und nicht das untere Ende der Skala angibt. Ferner ist ihr rechnerischer Umgang mit Pegeln<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Pegel_(Physik)</ref> grob falsch: 45&nbsp;dBm Hintergrundpegel von einem Gesamtpegel von 50&nbsp;dBm abgezogen ergibt nicht  5&nbsp;dBm, sondern 10&nbsp;log&nbsp;(10<sup>&nbsp;50&nbsp;/10</sup>&nbsp;-&nbsp;10<sup>&nbsp;45&nbsp;/10</sup>)&nbsp;dBm &asymp;&nbsp;48.3&nbsp;dBm. Ein Rückgang von 21&nbsp;dBm auf 5&nbsp;dBm würde außerdem keine 4-fache Verkleinerung bedeuten, sondern eine Abnahme der Leistung um etwa den Faktor 40 und der elektrischen und magnetischen Feldstärke um den Faktor &radic;40 oder ungefähr&nbsp;6.
    
Diese Messungen werden auch (und ebenfalls falsch) in der Patentschrift zum Neutralizer dargestellt.
 
Diese Messungen werden auch (und ebenfalls falsch) in der Patentschrift zum Neutralizer dargestellt.
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Zum angeblichen Einfluss auf DNA wird auf Messungen von Rein und Syldona verwiesen, die genauso wenig nachvollziehbar sind. Durch Erhitzen einer DNA-Lösung wird eine sog. Denaturierung bewirkt, womit hier eine Trennung der beiden Stränge des Moleküls gemeint ist. DNA ist unter bestimmten Bedingungen in der Lage, sich anschließend zum doppelsträngigen DNA-Molekül zu "renaturieren". Behauptet wird, dass diese Renaturierung bei Vorhandensein von Strahlung eines Mobiltelefons schneller abläuft, wenn das Telefon mit einem Neutralizer versehen ist. Die DNA-Konzentration in einer Lösung kann fotometrisch anhand der Absorption von UV-Licht der Wellenlänge 260&nbsp;nm bestimmt werden. Dabei lässt sich auch ausnutzen, dass der Absorptionsgrad bei Einzelsträngen etwas höherer ist als beim intakten Doppelstrang. In mehreren Aufsätzen wird jeweils eine einzelne Kurve als Beispiel gezeigt, die über einen Zeitraum von 5 Minuten nach dem Erhitzen eine leichte Abnahme der UV-Absorption erkennen lässt. Die Wirkung des Neutralizers soll an der Steigung dieser Kurve abzulesen sein. Dabei wird einmal eine langsamere Abnahme der UV-Absorption als positiv gewertet<ref>M. Syldona: Cell Phone Radiation Induced Changes in Human DNA. are Attenuated by the Neutralizer. Quantum Biology Research, 670 Carll’s Path, Deer Park, N.Y. 11729. Research completed 2005</ref>, an anderer Stelle<ref name="patent"/><ref>M. Syldona: The Ability of the Neutralizer to Reverse the Harmful Effects of Electromagnetic Fields Generated from Cell Phones on Human DNA. Quantum Biology Research, 670 Carll’s Path, Deer Park, N.Y. 11729. Research completed 2002</ref> dagegen eine raschere. Zwar gibt es in der wissenschaftlichen Literatur vereinzelt Hinweise auf einen Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf die DNA-Resynthese. Ob aber solch ein Einfluss hier gegeben ist, ist zweifelhaft. Die DNA-Renaturierung hängt auch empfindlich von anderen Parametern ab, z.B. von der Temperatur. Die von Syldona dargestellte Kurve zeigt eine sehr geringe Abnahme der UV-Absorption über eine kurze Zeitspanne. Die angebliche Beeinflussung durch die Telefon-Strahlung wird anhand von aufgelisteten Zahlenwerten der Steigung dieser Kurve dargestellt, wobei diese Zahlen mit dem Diagramm allerdings nicht in Einklang zu bringen sind. Absorptionswerte selbst und eine nähere Beschreibung der Versuche fehlen.  
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Zum angeblichen Einfluss auf DNA wird auf Messungen von Rein und Syldona verwiesen, die genauso wenig nachvollziehbar sind. Durch Erhitzen einer DNA-Lösung wird eine sog. Denaturierung bewirkt, womit hier eine Trennung der beiden Stränge des Moleküls gemeint ist. DNA ist unter bestimmten Bedingungen in der Lage, sich anschließend zum doppelsträngigen DNA-Molekül zu "renaturieren". Behauptet wird, dass diese Renaturierung bei Vorhandensein von Strahlung eines Mobiltelefons schneller abläuft, wenn das Telefon mit einem Neutralizer versehen ist. Die DNA-Konzentration in einer Lösung kann fotometrisch anhand der Absorption von UV-Licht der Wellenlänge 260&nbsp;nm bestimmt werden. Dabei lässt sich auch ausnutzen, dass der Absorptionsgrad bei Einzelsträngen etwas höherer ist als beim intakten Doppelstrang. In mehreren Aufsätzen wird jeweils eine einzelne Kurve als Beispiel gezeigt, die über einen Zeitraum von 5 Minuten nach dem Erhitzen eine leichte Abnahme der UV-Absorption erkennen lässt. Die Wirkung des Neutralizers soll an der Steigung dieser Kurve abzulesen sein. Dabei wird einmal eine langsamere Abnahme der UV-Absorption als positiv gewertet<ref>M. Syldona: Cell Phone Radiation Induced Changes in Human DNA. are Attenuated by the Neutralizer. Quantum Biology Research, 670 Carll’s Path, Deer Park, N.Y. 11729. Research completed 2005</ref>, an anderer Stelle<ref name="patent"/><ref>M. Syldona: The Ability of the Neutralizer to Reverse the Harmful Effects of Electromagnetic Fields Generated from Cell Phones on Human DNA. Quantum Biology Research, 670 Carll’s Path, Deer Park, N.Y. 11729. Research completed 2002</ref> dagegen eine raschere. Zwar gibt es in der wissenschaftlichen Literatur vereinzelt Hinweise auf einen Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf die DNA-Resynthese. Ob aber solch ein Einfluss hier gegeben ist, ist zweifelhaft. Die DNA-Renaturierung hängt auch empfindlich von anderen Parametern ab, z.B. von der Temperatur. Die von Syldona dargestellte Kurve zeigt eine sehr geringe Änderung der UV-Absorption über eine kurze Zeitspanne. Aufgelistete Zahlenwerte der ''Steigung'' dieser Kurve sollen die angebliche Beeinflussung durch die Telefon-Strahlung erkennen lassen, wobei diese Zahlen mit dem gezeigten Diagramm allerdings nicht in Einklang zu bringen sind. Absorptionswerte selbst und eine nähere Beschreibung der Versuche fehlen.  
    
Neben solchen scheinwissenschaftlichen Abhandlungen existiert speziell für die Variante Raysaver ein befürwortendes Schreiben des Architekten Werner Vogl, der dem Produkt nach einer "geomantischen Untersuchung" mittels [[Biotensor]] und verschiedenen [[Pendel]]n ausgezeichnete Eigenschaften bescheinigt, die er in [[Bovis-Einheit]]en angibt. Der Raysaver soll selbst bei abgeschalteten Mobiltelefonen wirksam sein, die Vogl zufolge in diesem Zustand ansonsten "noch immer krankmachend" seien.
 
Neben solchen scheinwissenschaftlichen Abhandlungen existiert speziell für die Variante Raysaver ein befürwortendes Schreiben des Architekten Werner Vogl, der dem Produkt nach einer "geomantischen Untersuchung" mittels [[Biotensor]] und verschiedenen [[Pendel]]n ausgezeichnete Eigenschaften bescheinigt, die er in [[Bovis-Einheit]]en angibt. Der Raysaver soll selbst bei abgeschalteten Mobiltelefonen wirksam sein, die Vogl zufolge in diesem Zustand ansonsten "noch immer krankmachend" seien.
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