Neurolinguistisches Programmieren (kurz NLP; auch Neurolinguistisches Programmieren) ist eine ausserwissenschaftliche Theorie, die in der akademischen Psychologie nicht anerkannt ist.

Umstrittene Technik

Wissenschaftler bezeichnen NLP als „Pseudowissenschaft“ oder als eine „New-Age-Form“ der Psychotherapie. Das aggressive Marketing von NLP verdrängt zudem die wissenschaftlich fundierten Heilungsmethoden und führt dazu, dass Menschen Zuflucht zu Methoden nehmen, deren Wirksamkeit nicht bewiesen ist und die teilweise sogar mehr Schaden anrichten als zu helfen.[1]

Einige Psychologen sehen in NLP eine klassische Pseudowissenschaft, da sie zwar Elemente etablierter Theorien übernimmt, aber nicht bestrebt sei, Hypothesen bzw. Behauptungen wissenschaftlich zu validieren.[2] NLP erwecke so den Anschein der Wissenschaftlichkeit, ohne ihn einzulösen.

Auch der Titel NLP wurde von Psychologen mehrfach als pseudowissenschaftlich gebrandmarkt. Roderique-Davies (2009) sagt, das Wort "Neuro" in NLP sei "...betrügerisch, da NLP keine Erklärungen auf neuronaler Ebende anbiete und daher argumentiert werden kann, dass sein Gebrauch irrigerweise die Vorstellung wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit nährt."[3] Witkowski (2010) meint gleichermaßen, dass NLP auf neuronaler Ebene keine Erklärung bietet und dass NLP auch keine Ähnlichkeit zu Linguistik oder der Programmierung hat.[4] Eine ähnliche Kritik bringt der experimentelle Psychologe Corballis(1999) hervor: "Der Titel NLP ist ein Schwindel, gestaltet um den Eindruck wissenschaftlicher Seriosität zu wecken."[5]

Ursprünglich erfunden wurde diese angeblich hochwirksame Technik in den 1970er Jahren durch den Linguisten und Psychologen John Grinder und den Psychologen und Mathematiker Richard Bandler. Sie behaupteten, dass sie führende Psychologen bestimmter Therapierichtungen (z.B. Hypnotherapie, Familientherapie, Gestalttherapie) beobachtet hätten und die diesen Systemen zugrunde liegenden Prinzipien und Techniken herausgearbeitet hätten. Sie veröffentlichten ihre Ansichten in "Die Struktur der Magie" Mitte der 1970er Jahre.

Bei dieser Art von psychologischer Technik handelt es sich aber eher um Pseudolinguistik als um Psychotherapie. Der Kerngedanke der NLP ist, dass der Mensch beim Denken verschiedene (visuelle, auditive, olfaktorische) Repräsentationssysteme benutze und man demzufolge vorrangig unter Zuhilfenahme nur einer Art von Sinneswahrnehmung denke. Welches dieser Systeme benutzt würde, könne man an der Art verwendeter Wörter erkennen. Auch an den Augenbewegungen würde man erkennen können, wie jemand dächte.

Als Beispiel mag das Ankern dienen. NLP-Therapeut und -Klient konzentrieren sich auf ein Problem und verbinden es dann beispielsweise mit der Bewegung einer Hand, die auf die linke Schulter des Klienten drückt. Der Klient soll sich nun vorstellen, dass er alle zur Problemlösung notwendigen Fähigkeiten besitzt und der Therapeut drückt nun die rechte Schulter. Zuletzt drückt der Therapeut beide Schultern, wodurch das Problem integriert wird. Durch diese simple Ablenkungstechnik, die an Pawlow'sche Konditionierungsversuche mit Hunden erinnert, soll man Probleme lösen können - ein Umstand, der schon dem psychologischen Laien als abstrus auffällt.

Die wissenschaftliche Grundlage der NLP ist ausgesprochen dürftig. Es gibt keine verbindende Theorie der NLP-Anbieter. Es gibt lediglich pseudowissenschaftlich klingende Allgemeinsätze wie "Geist und Körper sind Teile des gleichen kybernetischen Systems und beeinflussen sich wechselseitig". Für die Wirksamkeit der NLP-Methoden gibt es bis heute keine glaubwürdigen Hinweise.

Am häufigsten wird in der NLP-Szene eine Studie von Allen (1982) als Erfolgsnachweis zitiert, in der Personen mit einer Schlangenphobie nach einer NLP-Behandlung häufiger behaupteten, über ihre Ängste hinweggekommen zu sein als die Kontrollpersonen. In allen anderen untersuchten Parametern jedoch fand sich kein Unterschied zwischen den Gruppen. Es gibt auch noch andere Studien (z.B. Schütz 1996), die Erfolge propagieren. Prüft man diese Studien jedoch kritisch nach (Börderlein 2002), so zeigen sich massive methodische Fehler, die die Studie alles andere als glaubhaft machen.

Die NLP wirkt deshalb scheinbar im Einzelfall, weil sie in einen Gruppenkontext eingebunden ist. NLP bietet den Anhängern eine einfache, technische Lösung und propagiert unbeirrbaren Optimismus, der gelegentlich als positives Denken bezeichnet wird. Die Überbetonung des Individuellen in Verbindung mit der Ansicht, dass alle Probleme nur Missverständnisse zwischen Menschen seien, die jedoch alle das gleiche wollen würden, scheint gerade erfolgsorientierte, selbstständige Menschen anzusprechen.

Viele NLP-Anhänger sind Lehrer, Sozialpädagogen und im Personalsektor beschäftige Personen, die im täglichen Umgang mit Dritten problematischem Verhalten ausgesetzt sind und dieses kontrollieren wollen. Eine entsprechende Ausbildung wurde jedoch an der Universität nicht gelehrt, so dass man in der Praxis auf handgestrickte Systeme ausweicht. Dazu bietet sich die NLP geradezu an. Dies erklärt auch den anhaltenden Erfolg der NLP, der sich wahrscheinlich auch nicht durch die spektakulären Pleiten diverser 'Motivationstrainer' beeinflussen lässt. Wirklich nützlich ist die NLP nicht, denn sie dient primär zur Selbsttäuschung und Verdrängung von Problemen, jedoch nicht zu ihrer Lösung.

Zu bedenken ist, dass eine Reihe von Psychogruppen und Sekten sich der NLP als Filterinstrument zur Akquise neuer Anhänger bedienen. Da sich eine bestimmte Sorte Mensch für diese Technik interessiert, bestehen hier je nach Geschick der Psycho-Propagandisten gute Chancen, weitere Opfer zu finden.

Literatur

  • Scheich Günther, Waller Klaus: Positives Denken macht krank. Vom Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen, Verlag: Eichborn Verlag Ag (1997) ISBN-10: 3821805048

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lilienfeld, S.O.: Our Raisson D’etre. In: The Scientific Review of Mental Health Practice. 1(1), 2002, S. 20.
  2. Helmut Lukesch in: Zeitschrift für Pädagogische Psychologie/German Journal of Educational Psychology 2000; 2/3; 59–62
  3. http://jarhe.research.glam.ac.uk/media/files/documents/2009-07-17/JARHE_V1.2_Jul09_Web_pp57-63.pdf
  4. Witkowski "Thirty-Five Years of Research on Neuro-Linguistic Programming. NLP Research Data Base. State of the Art or Pseudoscientific Decoration?" Polish Psychological Bulletin 2010, vol 41 (2), 58–66 pp. 65.
  5. Corballis, MC., "Are we in our right minds?" In Sala, S., (ed.) (1999), Mind Myths: Exploring Popular Assumptions About the Mind and Brain Publisher: Wiley, John & Sons. ISBN 0-471-98303-9 (pp. 25–41) Siehe Seite 41

siehe auch