Nachtmilchkristalle

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(Bild: Milchkristalle GmbH, München)
Produkt Nachtmilch (Bild: ehem. Schweizer Projekt Nachtmilch)

Unter der Bezeichnung Nachtmilchkristalle wird Milchpulver aus getrockneter Kuhmilch von nachts gemolkenen Kühen angeboten. Dieses Lebensmittel soll eine hohe Konzentration des Hormons Melatonin aufweisen und schlaffördernde Effekte haben. Ein Beutel Nachtmilchkritalle kostet pro 9 Gramm Packung etwa 1,55€ (Kilopreis von rund 173 Euro).

Hersteller im deutschsprachigen Raum ist die Münchener Milchkristalle GmbH[1] des deutschen Kaufmanns Tony Gnann, die auch Inhaberin eines Patents zur Milcherzeugung ist.[2]

Die Verarbeitung der Milch zum endgültigen Produkt erfolgt durch Gefriertrocknung unter Vakuum. Die milchgebenden Kühe werden tagsüber künstlich beleuchtet.

Zur Glaubhaftmachung ihres Produktes verweist die Milchkristalle GmbH auf eine Kleinstudie der "Innovationsförderung Weihenstefan".[3] In der Studie geben die Autoren eine Melatoninkonzentration von 110 pg/g für das Produkt an, im Vergleich zu 15 pg/g bei normalem Milchpulver. Die Versuchspersonen nahmen zehn Tage lang 10 Gramm Nachtmilchkristalle (also 1,1 µg Melatonin) eingerührt in einer unbekannten Menge handelsüblicher Milch ein.

Der Gehalt an Melatonin ist in den angebotenen Nachtmilchkristall-Produkten verschwindend gering. Um die Wirkung einer Tablette mit 2 mg Melatonin zu erreichen, müssten 2 Millionen Portionen eingenommen werden. Zudem ist Melatonin kein klassisches Schlafmittel und steht auch nicht als solches in Apotheken zur Verfügung.[4]

Nachtmilch

Neben den Nachtmilchkristallen wird auch so genannte Nachtmilch angeboten, als Milch von nachts gemolkenen Kühen. In der Schweiz wurde die gesundheitsbezogene Werbung für Nachtmilch vom Anbieter "Harvestmoon" (angeblich 5 mal höherer Melatoningehalt als in herkömmlicher Milch) vom Kanton Zürich verboten, ein Anbieter ("Projekt Nachtmilch") verzichtete daraufhin auf sein Angebot. Eine erste Verfügung des kantonalen Labors in Zürich bemängelte die versprochene angebliche schlaffördernde Wirkung, eine zweite Verfügung kritisierte die Etikette mit dem Bild einer schlafenden Frau als Täuschung der Konsumenten. Konkret verbot der Kantonschemiker jegliche Art von Werbung, die Nachtmilch in Bezug zu einer schlaffördernden Wirkung setzt.

In den Schweizer Medien kam auch Kritik an der nächtlichen kompletten Stallverdunkelung auf.

Literatur

  • Nachtmilchkristalle gegen Schlaflosigkeit sind Unsinn, Artikel in "Deutsches Ärzteblatt" vom 17. Juni 2010
  • Heiko Dustmann, Horst Weißsieker, Ralf Wetendorf: Wirksamkeit eines Milchprodukts mit nativ erhöhtem Melatoningehalt, Artikel in "Der Lebensmittelbrief" - Innovationsberatung Weihenstephan.[2]

Weblinks

Quellennachweise

  1. Milchkristalle GmbH Occamstr. 9, 80802 München
  2. http://www.patent-de.com/20070614/DE102005059518A1.html
  3. *Heiko Dustmann, Horst Weißsieker, Ralf Wetendorf: Wirksamkeit eines Milchprodukts mit nativ erhöhtem Melatoningehalt, Artikel in "Der Lebensmittelbrief" - Innovationsberatung Weihenstephan.[1]
  4. http://gutepillen-schlechtepillen.de/pages/archiv/jahrgang-2010/nr.-3-maijuni-2010/aufgespiesst-ndash-aus-internet-und-werbung-melatonin-haltige-nachtmilchkristalle.php