Moxibustion: Unterschied zwischen den Versionen

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Diese mittelalterliche Therapiemethode hat bis heute keinen Wirksamkeitsnachweis erbracht. Es gibt allerdings durchaus Berichte von Schadensfällen wie jenen von Fisman (2002).
 
Diese mittelalterliche Therapiemethode hat bis heute keinen Wirksamkeitsnachweis erbracht. Es gibt allerdings durchaus Berichte von Schadensfällen wie jenen von Fisman (2002).
  
Ein 38jähriger Kamboschaner kam wegen abdomineller Beschwerden im Rahmen einer Zeberzirrhose als Folge einer chronischen Hepatitis B-Infektion in hochschulmedizinische Behandlung. Da er seine Arzneimittel nur unzuverlässig einnahm und der traditionellen Methode der Moxibustion zugeneigt war, hatte er sich der Behandlung durch einen einschlägigen Heiler unterzogen. Als er in der Klinik neuerlich vorstellig wurde, präsentierte er ein ganze Reihe von Verbrennungsnarben im Bauchbereich. Ausser diesen Narben hatte sich an seiner Grunderkrankung nichts geändert.
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Ein 38jähriger Kamboschaner kam wegen abdomineller Beschwerden im Rahmen einer Leberzirrhose als Folge einer chronischen Hepatitis B-Infektion in hochschulmedizinische Behandlung. Da er seine Arzneimittel nur unzuverlässig einnahm und der traditionellen Methode der Moxibustion zugeneigt war, hatte er sich der Behandlung durch einen einschlägigen Heiler unterzogen. Als er in der Klinik neuerlich vorstellig wurde, präsentierte er ein ganze Reihe von Verbrennungsnarben im Bauchbereich. Ausser diesen Narben hatte sich an seiner Grunderkrankung nichts geändert.
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==

Version vom 15. Juni 2008, 18:37 Uhr

Die Moxibustion, auch Moxa-Therapie oder landläufig Moxeln genannt, soll von der Bedeutung her dem portugiesischen Wort mechia (Zündschnur, Docht) oder dem japanischen Wort mogusa (Variante der Beifußpflanze) entstammen. Im Chinesischen bezeichnet man sie als Jiu Fa (Jiu = brennen). In Europa wird die Moxibustion erstmals im Jahre 1677 schriftlich erwähnt (Auteroche et al. 1993).

Die Moxibustion stammt aus China und ist mit der Akupunktur verbunden. Im Werk Ying Yang Shi Yi Mai Jui Jing (Behandlung der 11 Yin-Yang-Gefäße), das in der Grabstätte von Ma Wang Dui gefunden wurde, wird die Moxibustion erstmals erwähnt.

Bei der Moxibustion werden durch Verbrennung unterschiedlicher Substanzen diverse Akupunkturpunkte gereizt, um eine physiologische Aktivität im Organismus zu bewirken. Die Beifuß-Pflanze ist hierbei die am hauptsächlichsten verbrannte Struktur. Heutzutage werden auch Sonnenstrahlen oder Elektrizität als Wärmespender benutzt. Man kann auch Produkte oder Zubereitungen auf die Haut aufbringen, die durch blasenbildende Wirkung das Gewebe ohne Hitzezufuhr reizen (vgl. Baunscheidtismus). Man bezeichnet dann diese Art der Therapie als Moxibustion ohne Hitze.

Die Beifuß-Pflanze (Aiye, Artemisia vulgaris oder Artemisia argyi) stammt aus der Familie der Korbblütler. Sie ist in Frankreich weit verbreitet und hat einen stechenden Geruch. In China stammt die beste Sorte aus der Provinz Hubei, wo sie im Mai geerntet wird. Die Blätter werden von Stielen und Zweigen befreit, getrocknet, zu feinem Flaum zerdrückt, gesiebt und schießlich zu Kugeln geformt. Frische Beifuß-Fasern sind leicht entflammbar. Abgelagerte Fasern sind gelblich und erzeugen beim Abbrennen eine gleichmäßige Temperatur von bis zu 600 Grad Celsius.

Die Moxibustion wird mit Moxa-Kegeln oder -Rollen (sog. Moxa-Zigarren) durchgeführt. Es werden mindestens 1-3 Kegel gesetzt, meist entlang der Taille, dem Rücken, dem Abdomen, den Schultern oder den Schenkeln. Es gibt verschiedene Variationen der Moxibustion:

  • direkte Moxibustion: Die Haut wird mit Alkohol oder Knoblauchsaft gereizt und der Kegel direkt aufgesetzt. Hierbei unterscheidet man dann drei Arten der Moxibustion. Bei der Moxibustion ohne Narbenbildung wird der abbrennende Kegel rechtzeitig vor Erreichen seiner Auflagefläche entfernt, so dass kein Gewebeschaden eintritt. Bei der Moxibustion mit Blasenbildung werden kleine Moxa-Kugeln auf der Haut entzündet und 3-5 Sekunden dort belassen. Dies erzeugt eine Brandblase, wobei die Blasen nach 1-2 Stunden angestochen werden. Bei der Moxibustion mit Narbenbildung brennt der Moxa-Kegel vollständig ab, was zu heftigen Schmerzen am Applikationsort führen kann. Gelegentlich wird deshalb eine Lokalanästhesie durchgeführt. Man behandelt die Stelle mit Salben. Die Folge der Therapie sind Narbenbildungen.
  • indirekte Moxibustion: es wird eine isolierende Schicht zwischen dem brennenden Moxa-Kegel und die Haut gelegt. Meist handelt es sich um Knoblauch(-scheiben), aber es werden auch Knoblauchpasten, Schnittlauch, Eisenhut(-paste), Ingwer, weißer Pfeffer, Lösserde, Zwiebeln, Schalotten und Beifußkraut verwendet.
  • Nabel-Moxibustion: hierbei wird in bzw. auf den Bauchnabel Salz, Schnittlauch, Moschus und eine Ingwerscheibe gegeben und oben drauf ein Moxa-Kegel appliziert. Es können mehrere Kegel nacheinander abgebrannt werden.
  • Moxibustion mit Akupunkturnadeln: Hierbei werden Akupunkturnadeln, die gemäß der Akupunkturlehre gesetzt wurden, meistens mittels Moxa-Zigarren erhitzt.

Bis heute kein Wirksamkeitsnachweis der Methode

Hautnarben nach Moxibustion (Fisman 2002)

Diese mittelalterliche Therapiemethode hat bis heute keinen Wirksamkeitsnachweis erbracht. Es gibt allerdings durchaus Berichte von Schadensfällen wie jenen von Fisman (2002).

Ein 38jähriger Kamboschaner kam wegen abdomineller Beschwerden im Rahmen einer Leberzirrhose als Folge einer chronischen Hepatitis B-Infektion in hochschulmedizinische Behandlung. Da er seine Arzneimittel nur unzuverlässig einnahm und der traditionellen Methode der Moxibustion zugeneigt war, hatte er sich der Behandlung durch einen einschlägigen Heiler unterzogen. Als er in der Klinik neuerlich vorstellig wurde, präsentierte er ein ganze Reihe von Verbrennungsnarben im Bauchbereich. Ausser diesen Narben hatte sich an seiner Grunderkrankung nichts geändert.

Quellennachweise

  • Auteroche B, Gervais G, Auteroche M, Navailh P, Toui-Kan E: Übungen zur Akupunktur und Moxibustion. Hippokrates Verlag, Stuttgart, 1993
  • Fisman D: Unusual skin findings in a patient with liver disease. Can Med Assoc J, 166, 2002, http://www.cmaj.ca/cgi/content/full/166/12/1567
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