Michael Harner: Unterschied zwischen den Versionen

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Harner kam während seiner Feldforschung in Südamerika mit indigenen Heilpraktiken und halluzinogenen Drogen in Kontakt. Er beansprucht nicht nur, bereits 1960-61 während eines Aufenthaltes bei den Shuar in Ecuador mit dem Praktizieren des Schamanismus angefangen zu haben, sondern darüber hinaus, dass er bei Schamanen diverser Ethnien wie den Conibo, Shuar, Coast Salish, Pomo, Northern Paiute, Inland-Inuit, Sami und bei den Tuvanern als Schamane anerkannt sei.<ref name="harnerbio" /> Angesichts der Tatsache, dass indigene spirituelle Personen und Heiler sich üblicherweise einer Ausbildung unterziehen müssen, die bis zu zwei Jahrzehnte und auch länger in Anspruch nehmen kann, wird Harners Behauptung jedoch recht unwahrscheinlich und würde zudem mehr als eine Lebenszeit dauern. Es ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass diese spirituellen Personen außerdem die jeweilige Sprache der Ethnie fließend beherrschen und sehr gute Kenntnisse bezüglich der Kultur ihrer Ethnie aufweisen müssen, wodurch es sehr zweifelhaft wird, dass Harner diese Voraussetzungen bei allen Ethnien erfüllt. Die Behauptung stimmt jedoch mit der Art und Weise überein, in der sich viele Esoteriker gegenüber der zahlenden Kundschaft präsentieren.
 
Harner kam während seiner Feldforschung in Südamerika mit indigenen Heilpraktiken und halluzinogenen Drogen in Kontakt. Er beansprucht nicht nur, bereits 1960-61 während eines Aufenthaltes bei den Shuar in Ecuador mit dem Praktizieren des Schamanismus angefangen zu haben, sondern darüber hinaus, dass er bei Schamanen diverser Ethnien wie den Conibo, Shuar, Coast Salish, Pomo, Northern Paiute, Inland-Inuit, Sami und bei den Tuvanern als Schamane anerkannt sei.<ref name="harnerbio" /> Angesichts der Tatsache, dass indigene spirituelle Personen und Heiler sich üblicherweise einer Ausbildung unterziehen müssen, die bis zu zwei Jahrzehnte und auch länger in Anspruch nehmen kann, wird Harners Behauptung jedoch recht unwahrscheinlich und würde zudem mehr als eine Lebenszeit dauern. Es ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass diese spirituellen Personen außerdem die jeweilige Sprache der Ethnie fließend beherrschen und sehr gute Kenntnisse bezüglich der Kultur ihrer Ethnie aufweisen müssen, wodurch es sehr zweifelhaft wird, dass Harner diese Voraussetzungen bei allen Ethnien erfüllt. Die Behauptung stimmt jedoch mit der Art und Weise überein, in der sich viele Esoteriker gegenüber der zahlenden Kundschaft präsentieren.
  
Der Core Shamanism, den Harner entdeckt und entwickelt haben will, besteht darauf, dass schamanische Praktiken und Religionen früher auch in europäischen Kulturen vorhanden waren, bis das schamanische Wissen „durch die unterdrückerische Vorherrschaft der Religionen“ verloren ging.<ref>www.shamanicstudies.net/Schamanismus aufgerufen 28.11.2012</ref>
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Der Core Shamanism, den Harner entdeckt und entwickelt haben will, besteht darauf, dass schamanische Praktiken und Religionen früher auch in europäischen Kulturen vorhanden waren, bis das schamanische Wissen „durch die unterdrückerische Vorherrschaft der Religionen“ verloren ging.<ref>www.shamanicstudies.net/Schamanismus aufgerufen 28.11.2012</ref> Der Core Shamanism versichert, es habe „zugrundeliegende universale, fast universale und gemeinsame Züge des Schamanismus gegeben“, die insbesondere „westlichen Personen einen Zugang zu ihrem rechtmäßigen spirituellen Erbe“ ermöglichen sollen.<ref name="shamanism.org">www.shamanism.org/fssinfo/index.html aufgerufen 28.11.2012</ref>
  
Der Core Shamanism versichert, es habe „zugrundeliegende universale, fast universale und gemeinsame Züge des Schamanismus gegeben“, die insbesondere „westlichen Personen einen Zugang zu ihrem rechtmäßigen spirituellen Erbe“ ermöglichen sollen.<ref name="shamanism.org">www.shamanism.org/fssinfo/index.html aufgerufen 28.11.2012</ref>
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Wenngleich Harners Webseite heute behauptet, dass sich der „Core Shamanism nicht auf Zeremonien fokussiere“<ref name="shamanism.org" />, gibt es Berichte, dass die FSS und auch frühere FSS-Schüler indigene Zeremonien wie z.B. Schwitzhütten bzw. erfundene, als indigen ausgegebene Zeremonien verkaufen.<ref>http://groups.yahoo.com/group/shamandebunk/message/337 aufgerufen 28.11.2012</ref> Wie aus der Ankündigung eines so genannten Basic Workshop „Way of the Shaman“ im Jahr 2013 auf der FSS-Webseite hervorgeht, werden Teilnehmer angewiesen, „eine Rassel oder Trommel mitzubringen, wenn du eine besitzt. [...] und bring ein Tuch, ein Kissen und/oder eine Decke (wenn der Sponsor keine Kissen bereitstellt), einen Stein mit grober Oberfläche ungefähr von der Größe einer Grapefruit [...]“.<ref>www.shamanism.org/workshops/calendar.php?Wkshp_ID=10 aufgerufen 28.11.2012</ref> Dies kann bedeuten, dass das Seminar auch eine Schwitzhütte umfasst. Die sehr kurz gehaltene Anweisung, einen „Stein mit grober Oberfläche“ mitzubringen, lässt jedoch sehr viel Raum dafür, dass die Teilnehmer einen Stein wählen, der für hohe Temperaturen und eine anschließende Abkühlung durch Wasser ungeeignet ist; viele Gesteinsarten können dabei regelrecht explodieren und Steinsplitter mit der Wucht und Geschwindigkeit von Geschossen abplatzen. Daher ist die Teilnahme an einer solchen Schwitzhütte mit erheblicher Gefahr verbunden. Andererseits gibt es Berichte, nach denen mitzubringende Steine für ein angebliches "Lakota-Steinorakel" gedacht sind. Hierbei handelt es sich um eine von der FSS propagierte Pseudozeremonie, zu der sich im Internet hauptsächlich Seiten von Anbietern finden, die Kurse bei der FSS absolviert haben bzw. Forendiskussionen, in denen die Ausbildung bei der FSS thematisiert wird.
 
 
Wenngleich Harners Webseite heute behauptet, dass sich der „Core Shamanism nicht auf Zeremonien fokussiere“<ref name="shamanism.org" />, gibt es Berichte, dass die FSS und auch frühere FSS-Schüler indigene Zeremonien wie z.B. Schwitzhütten verkaufen.<ref>http://groups.yahoo.com/group/shamandebunk/message/337 aufgerufen 28.11.2012</ref> Wie aus der Ankündigung eines so genannten Basic Workshop „Way of the Shaman“ im Jahr 2013 auf der FSS-Webseite hervorgeht, werden Teilnehmer angewiesen, „eine Rassel oder Trommel mitzubringen, wenn du eine besitzt. [...] und bring ein Tuch, ein Kissen und/oder eine Decke (wenn der Sponsor keine Kissen bereitstellt), einen Stein mit grober Oberfläche ungefähr von der Größe einer Grapefruit [...]“.<ref>www.shamanism.org/workshops/calendar.php?Wkshp_ID=10 aufgerufen 28.11.2012</ref> Dies verdeutlicht, dass das Seminar auch eine Schwitzhütte umfasst. Die sehr kurz gehaltene Anweisung, einen „Stein mit grober Oberfläche“ mitzubringen, lässt jedoch sehr viel Raum dafür, dass die Teilnehmer einen Stein wählen, der für hohe Temperaturen und eine anschließende Abkühlung durch Wasser ungeeignet ist; viele Gesteinsarten können dabei regelrecht explodieren und Steinsplitter mit der Wucht und Geschwindigkeit von Geschossen abplatzen. Daher ist die Teilnahme an einer solchen Schwitzhütte mit erheblicher Gefahr verbunden.
 
  
 
==Die Foundation for Shamanic Studies==
 
==Die Foundation for Shamanic Studies==

Aktuelle Version vom 19. Februar 2015, 13:03 Uhr

Michael Harner

Michael Harner (geb. 27. April 1929, Washington D.C.) ist mit seiner Foundation for Shamanic Studies (FSS) und seiner Erfindung des Core Shamanism einer der am längsten etablierten zeitgenössischen Autoren und Unternehmer auf dem Esoterikmarkt.

Biografie

Den auf der FSS-Webseite publizierten Informationen zufolge wurde Harner an der University of California, Berkeley in Anthropologie promoviert und lehrte an verschiedenen Institutionen.[1] Harner unternahm auch Feldforschung u.a. in Südamerika, wo er begann, sich für „Schamanen“ zu interessieren und wo er eigener Darstellung zufolge Erfahrungen mit Entheogenen wie Ayahuasca sammelte.[1] Harner gründete das Centre for Shamanic Studies in Norwalk, Connecticut[2], das 1987 in Foundation for Shamanic Studies umbenannt wurde. Ebenfalls im Jahr 1987 gab Harner seine akademische Karriere auf und fungiert seitdem als Präsident der Stiftung. Die Webseite der FSS führt an, Harner sei ein „authentischer weißer Schamane“.[1]

Neben dem in Berkeley erworbenen echten akademischen Titel beansprucht Harner noch weitere Titel wie den „Pioneers in Integrative Medicine Award“, den er 2009 von einem „California Pacific Medical Center's Institute for Health & Healing“ erhielt, sowie einen Ehrendoktortitel von einer auf der FSS-Webseite nicht genannten Institution[1], die aber vermutlich vom California Institute of Integral Studies (CIIS) stammt.[2] Das CIIS bietet auf seinem Campus ebenfalls zu bezahlende FSS-Seminare an, so z.B. den Basic und einen Advanced Course im Jahr 2013.[3]

Core Shamanism

Harner kam während seiner Feldforschung in Südamerika mit indigenen Heilpraktiken und halluzinogenen Drogen in Kontakt. Er beansprucht nicht nur, bereits 1960-61 während eines Aufenthaltes bei den Shuar in Ecuador mit dem Praktizieren des Schamanismus angefangen zu haben, sondern darüber hinaus, dass er bei Schamanen diverser Ethnien wie den Conibo, Shuar, Coast Salish, Pomo, Northern Paiute, Inland-Inuit, Sami und bei den Tuvanern als Schamane anerkannt sei.[1] Angesichts der Tatsache, dass indigene spirituelle Personen und Heiler sich üblicherweise einer Ausbildung unterziehen müssen, die bis zu zwei Jahrzehnte und auch länger in Anspruch nehmen kann, wird Harners Behauptung jedoch recht unwahrscheinlich und würde zudem mehr als eine Lebenszeit dauern. Es ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass diese spirituellen Personen außerdem die jeweilige Sprache der Ethnie fließend beherrschen und sehr gute Kenntnisse bezüglich der Kultur ihrer Ethnie aufweisen müssen, wodurch es sehr zweifelhaft wird, dass Harner diese Voraussetzungen bei allen Ethnien erfüllt. Die Behauptung stimmt jedoch mit der Art und Weise überein, in der sich viele Esoteriker gegenüber der zahlenden Kundschaft präsentieren.

Der Core Shamanism, den Harner entdeckt und entwickelt haben will, besteht darauf, dass schamanische Praktiken und Religionen früher auch in europäischen Kulturen vorhanden waren, bis das schamanische Wissen „durch die unterdrückerische Vorherrschaft der Religionen“ verloren ging.[4] Der Core Shamanism versichert, es habe „zugrundeliegende universale, fast universale und gemeinsame Züge des Schamanismus gegeben“, die insbesondere „westlichen Personen einen Zugang zu ihrem rechtmäßigen spirituellen Erbe“ ermöglichen sollen.[5]

Wenngleich Harners Webseite heute behauptet, dass sich der „Core Shamanism nicht auf Zeremonien fokussiere“[5], gibt es Berichte, dass die FSS und auch frühere FSS-Schüler indigene Zeremonien wie z.B. Schwitzhütten bzw. erfundene, als indigen ausgegebene Zeremonien verkaufen.[6] Wie aus der Ankündigung eines so genannten Basic Workshop „Way of the Shaman“ im Jahr 2013 auf der FSS-Webseite hervorgeht, werden Teilnehmer angewiesen, „eine Rassel oder Trommel mitzubringen, wenn du eine besitzt. [...] und bring ein Tuch, ein Kissen und/oder eine Decke (wenn der Sponsor keine Kissen bereitstellt), einen Stein mit grober Oberfläche ungefähr von der Größe einer Grapefruit [...]“.[7] Dies kann bedeuten, dass das Seminar auch eine Schwitzhütte umfasst. Die sehr kurz gehaltene Anweisung, einen „Stein mit grober Oberfläche“ mitzubringen, lässt jedoch sehr viel Raum dafür, dass die Teilnehmer einen Stein wählen, der für hohe Temperaturen und eine anschließende Abkühlung durch Wasser ungeeignet ist; viele Gesteinsarten können dabei regelrecht explodieren und Steinsplitter mit der Wucht und Geschwindigkeit von Geschossen abplatzen. Daher ist die Teilnahme an einer solchen Schwitzhütte mit erheblicher Gefahr verbunden. Andererseits gibt es Berichte, nach denen mitzubringende Steine für ein angebliches "Lakota-Steinorakel" gedacht sind. Hierbei handelt es sich um eine von der FSS propagierte Pseudozeremonie, zu der sich im Internet hauptsächlich Seiten von Anbietern finden, die Kurse bei der FSS absolviert haben bzw. Forendiskussionen, in denen die Ausbildung bei der FSS thematisiert wird.

Die Foundation for Shamanic Studies

Gegründet als Center of Shamanic Studies im Jahr 1979 wurde die Institution 1987 umbenannt und umorganisiert. Die Stiftung hat ihren Sitz in Mill Valley, California und ist als gemeinnützig anerkannt.[8]

Eigenen Angaben zufolge befasst sich die FSS damit, „schamanistisches Wissen zu lehren, zu erhalten und zu studieren“ und hat „eine breite Palette von Projekten und Programmen initiiert“.[8]

Eine der Hauptaktivitäten ist das Angebot einer Reihe von Workshops und Ausbildungsprogrammen auf Anfänger- und Fortgeschrittenenniveau. Sowohl die US- wie die europäische Webseite der FSS unterhalten zusätzlich einen Online-Shop, in dem Harners Bücher, CDs etc., aber auch diverse weitere Artikel angeboten werden, die für das Praktizieren des Schamanismus unerlässlich sein sollen. Ein FSS-Artikel aus dem Jahr 2005 führt aus, dass die FSS zu jener Zeit jährlich 203 Kurse anbot, die von ca. 5.000 Schülern besucht wurden.[9]

Paul Uccusic

Die FSS hat einen in Wien angesiedelten europäischen Zweig, dessen Direktor Paul Uccusic ist.[8]

Den biographischen Angaben auf der Webseite der FSS Europe zufolge studierte Uccusic in Wien Chemie, Physik und Mathematik und arbeitete als Journalist; 1971 kam er mit Parapsychologie und Geistheilung in Kontakt, traf 1981 Harner und absolvierte Kurse der FSS.[10]

Alle FSS-Zweige verkaufen Kurse, die auf Harners Arbeit basieren, so z.B. Kurse über Schamanisches Reisen, Schamanische Extraktion, Schamanische Divination, Schamanische Traumarbeit, Schamanisches Kreativitätstraining, Core Soul Retrieval [Seelenrückführung] etc.

Während die meisten Kurse nur auf drei Tage angelegt sind, bietet die FSS in den USA auch ein zweiwöchiges „Shamanic Healing IntensiveTM“ und ein „Dreijahresprogramm fortgeschrittene Initiationen in Schamanismus und Schamanischem Heilen“ an.[11]

Der aufdringlich werbende Tonfall der US-Webseite ist bemerkenswert; die meisten Kurse werden als „Michael Harners Schamanisches....“ angekündigt. Üblichen esoterischen Praktiken folgend stellt die FSS außerdem positive Kundenrezensionen ein[11]; so wird z.B. über das Dreijahresprogramm gesagt, es werde „weithin als unerreicht auf der Welt“ beschrieben, ohne zu erwähnen, von wem überhaupt.[12]

FSS/Core Schamanismus in Deutschland

Olaf Bernhardt

Eine weitere deutsche Webseite bietet ebenfalls Kurse nach der FSS an. Die Seite wird von einem Olaf Bernhardt betrieben, der auf verschiedenen Internetseiten als Dozent des FSS Europe bezeichnet wird. Gegenwärtig (Stand Feburar 2013) ist er dort nicht als Dozent aufgeführt. In der Liste der „Core Shamanic Drum Circles“ wird er jedoch noch genannt[13], ebenfalls als Wiederverkäufer eines FSS-Buches[14] sowie als Wiederverkäufer für einen Bausatz zur Herstellung einer schamanische Trommel.[15]

Die biographischen Informationen auf Bernhardts Seite erwähnen keine akademische Ausbildung oder berufliche Laufbahn; er schreibt, er sei seit 1990 auf dem „Pfad des Schamanen“.[16]

Ferner wird Bernhardt im März 2013 ein Buch beim esoterischen Arun-Verlag herausbringen, der von Stefan Ulbrich geführt wird; Ulbrich ist ein ehemaliges Mitglied der in den 1990ern verbotenen „Wiking Jugend“ und früherer Politikredakteur der neu-rechten Zeitung „Junge Freiheit“. Darüber hinaus verkauft Ulbrich auch indigene Zeremonien wie Schwitzhütten und Visionssuchen. Arun beschreibt Bernhardt als Lehrbeauftragten der Foundation for Shamanic Studies[17] sowie als „traditionelle[n] Heiler. Etliche Studienreisen zu Kraftplätzen in Island, Schweden, Norwegen und Deutschland. Ausgiebige Seminartätigkeiten im In- und Ausland“.[17]

Die Dozenten der FSS

Die Dozenten der FSS werden als „Lehrkörper“ (im Original: faculty) bezeichnet und die FSS scheint besonderen Wert darauf zu legen, Personen mit akademischen Graden und Titeln zu beschäftigen. Die FSS in Nordamerika listet derzeit (2013) 27 Personen auf, das europäische FSS nennt 25 Lehrkräfte, darunter Deutsche, Österreicher, Schweizer, Briten, Tschechen, Franzosen und Portugiesen.[18] Der FSS Newsletter, der zuvor einen eher unprätentiösen Namen trug, wurde in ähnlicher Weise mittlerweile in „Journal“ umbenannt, wobei anklingt, es handele sich um eine reguläre akademische Publikation mit Peer Review.[19]

Von den 27 Lehrkräften des FSS in den USA haben nur sechs keinen akademischen Grad oder Titel, eine Lehrkraft hat einen Bachelor, zehn einen Master, weitere sieben einen Doktortitel, eine ist „Naturmediziner“ und examinierter Krankenpfleger.[18] Von den 25 Lehrkräften der FSS Wien haben nur drei keine akademische oder vergleichbare Ausbildung bzw. Titel. Vier Lehrkräfte sind Diplom-Ingenieure, einer ist Magister, ein weiterer Pilot, sechs Lehrkräfte haben einen Doktortitel. Andererseits führen elf Lehrkräfte eine eigene Praxis als Heilpraktiker, von denen einige ein Studium in einem nicht-medizinischen Fachbereich absolviert haben, aber mindestens eine Lehrkraft ist ausgebildete Zahnärztin mit Doktortitel und arbeitet als Heilpraktiker.[20]

Indigene Herkunft bei Lehrkräften

Louise Gauthier

Die auf den FSS-Seiten in den USA und Europa aufgeführten Lehrkräfte sind alle Euro-Amerikaner bzw. Europäer. Nur eine Dozentin, Louise Gauthier, beansprucht Verbindungen zu indigenen Kulturen und behauptet, sie sei „durch einen Freund der Familie in die indigene Spiritualität eingeführt worden, der von den Mohawk aus der Reservation Kanesatake adoptiert worden war. Später, in den 1990er Jahren, folgte sie dem spirituellen Führer aller nordamerikanischen Natives, Großvater William Commanda, sowie den Teachings der Pfeifenträger und Großmütter der Traditionen der Algonkin, Atikamek und Mi'kmaq. Im Jahr 2008 entdeckte sie einen Vorfahren bei den Weskarini-Algonkin und kann sich nun Algonkin-Métis nennen.“[21]

Zunächst einmal basiert die Beschreibung der Rolle von William Commanda nicht auf Tatsachen, sondern ist eine eklatante Falschdarstellung. Die Verwendung des angeblich indigenen Titels eines Pfeifenträgers ist ebenfalls so hauptsächlich in der esoterischen Szene zu finden.

Es ist ferner zu erwähnen, dass ein indigener Vorfahre (vor beträchtlicher Zeit, da diese Nation in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts weitgehend zerstreut und vertrieben wurde[22]) selbstverständlich keine Basis darstellt, um sich als Métis bezeichnen zu dürfen. Zwar existiert dieser Begriff in Kanada, Métis sind jedoch Personen mit englischen/französischen sowie Cree-/Ojibway-Vorfahren, die über eine eigene Kultur und Sprache verfügen und als so genannte First Nation durch die kanadische Regierung anerkannt sind. Eine Person mit einem weit entfernten Vorfahren qualifiziert sich daher nicht als Métis, die Ethnie der Weskarini ist historisch und heutzutage nicht mehr vorhanden.[22]

Die biographischen Angaben auf Gauthiers eigener Webseite wurden offenbar überarbeitet, da Gauthier hier nicht nur behauptet, sie sei „Métis Algonquin“, sondern will auch seit früher Kindheit in „die“ indigene Spiritualität initiiert worden sein, sie habe ferner mit verschiedenen Pfeifenträgern aus Algonkin-nations sowie der Innu und Mohawk zusammengearbeitet, die Gauthier angeblich in verschiedene Zeremonien wie Schwitzhütten, Eheschließungen und Übergangszeremonien initiiert haben sollen.[23] Gauthier bietet nicht nur in Kanada und den USA Workshops an, sondern auch in Frankreich. Ihre Aktivitäten außerhalb der FSS finden offenbar unter den Aliasnamen „Loumitéa“ und „Großmutter Louise“ statt.[24]

Gauthier verkauft jedoch nicht nur Workshops und indigene Zeremonien, sie praktiziert darüber hinaus pseudowissenschaftliche Alternativmedizin, darunter die „Biologie Totale“ und das „Biologische Dekodieren“.[23] Die Biologie Totale hat ihren Ursprung in der Germanischen Neuen Medizin und geht ebenfalls davon aus, dass Tumore durch psychische Konflikte verursacht würden und durch eine „Konfliktolyse“ geheilt werden könnten. Ebenso wie die GNM weist die Biologie Totale evidenzbasierte Therapien, Schmerzbehandlung etc. zurück.

Eine weitere Person, die gegenwärtig nicht als FSS-Dozentin aufgeführt ist, aber langjährig FSS-Kurse geleitet hat, ist Carol Proudfoot Edgar, die behauptet, Lakota zu sein.[25] Die Nennung einer indigenen Nation ohne weitere Spezifikation deutet aber nicht auf eine tatsächliche indigene Herkunft hin, sondern wird vielfach von Personen entfernter indigener Herkunft und/oder weißen Esoterikern genutzt, um sich gegenüber der Kundschaft als authentisch darzustellen und so die Verkaufstätigkeit zu fördern.

FSS-Kurse und -Titel

Sowohl die FSS in den USA als auch in Wien bieten so genannte Basiskurse sowie einige Kurse auf Fortgeschrittenen-Niveau an. Die US-Seite führt weiterhin ein fünftägiges Seminar, ein zweiwöchiges Seminar sowie ein Dreijahresprogramm auf.[26]

Auf der US-Seite werden für Nordamerika 79 Basiskurse für das Jahr 2013 angekündigt, sieben für Australien, acht für Lateinamerika (Argentinien und Chile) und vier für Asien (Indonesien, Taiwan, Japan).[26]

Zusätzlich gibt es ein zweiwöchiges „Shamanic Healing Intensive“ und das Dreijahresprogramm „Advanced Initiations of Shamanism and Shamanic Healing“.[27]

Die Wiener FSS kündigt 77 Basis- und 80 Fortgeschrittenenseminare für 2013 an. Die Basiskurse finden in zwölf Ländern statt: Deutschland (27), Österreich (13), Schweiz (10), Italien (9), Frankreich (3), Portugal (1), Polen (2), Großbritannien (2), Tschechien (3), Slowakei (1), Slowenien (1) und Kroatien (2). Die Fortgeschrittenenkurse finden in dreizehn Ländern statt: Deutschland (15), Österreich (17), Schweiz (13), Italien (11), Frankreich (4), Polen (2), Großbritannien (8), Tschechien (2), Slowakien (1), Slowenien (1), Kroatien (2), Niederlande (1) und Spanien (2).[28]

Das Angebot bei den Fortgeschrittenenkursen umfasst u.a. Schamanische Extraktion, Shamanic Training in Creativity, Seelen-Rückholung, Schamanische Divination, Tod und Sterben in schamanischer Sicht, Schamanismus und Naturgeister, Schamanische Traumarbeit und ein Schamanismus-Praktikum. Auf der US-Seite ist bei den meisten Kurstiteln eine Trademark angegeben.[26]

Die FSS Europa bietet zwei weitere Fortgeschrittenenkurse an, die im Seminarangebot der US-Seite nicht enthalten sind: „Die Kraft der Berge“ zielt darauf ab, „Kraftplätze“ zu finden: “[...] wir werden lernen, uns in Höhen um 2000 Meter richtig zu bewegen (gehobenes Bergwandern, keine Extremtouren) und die schamanische Methodik auf dieses faszinierende und herausfordernde Umfeld anzuwenden. Selbsterfahrung, Helfen und Heilen und selbstverständlich die Arbeit in der Gruppe mit Gleichgesinnten stehen im Mittelpunkt. Spezifische Bergerfahrung ist nicht erforderlich, jedoch körperliche und geistige Gesundheit."[29]

Der andere Kurs heißt „Visionstanz“ und wird fälschlicherweise als Entsprechnung des englischen Begriffs „Ghost Dance“ dargestellt. Die Beschreibung dieses Kurses kündigt an:

“Visionen sind Kraft, Freude und Gesundheit spendende Wirklichkeiten, welche individuellem wie gemeinschaftlichem Leben Inspiration und Richtung verleihen können. Verschiedenste Formen schamanischen Tanzens geben uns in diesem Seminar die Gelegenheit, uns persönlichen und gemeinschaftlichen (Lebens-) Visionen zu öffnen und Antworten und Fragen nach der konkreten Umsetzung und Gestaltung derselben in der Alltagswelt zu bekommen. … Wir werden die Kontakte mit Krafttieren, Lehrern und Ahnen ausbauen und versuchen, an uralte Rituale unserer Vorfahren heranzukommen. Visionstänze (engl. ghost dances) sind eine bereits klassische Methode, derartige Informationen aus der NAW zu erhalten.“[30]

Die Visionssuche, die in der Spiritualität einiger indigener Ethnien praktiziert wird, darf jedoch nicht mit dem historisch kurzlebigen Phänomen des Geistertanzes verwechselt werden, der zudem nur einen Teil der indigenen Nationen in den USA erfasste. Eine Beschreibung, nach denen beide Phänomene dasselbe seien, ist so weit von der Realität entfernt, dass man dies noch nicht einmal als nachlässige Beschreibung seitens der FSS werten kann. Die US-Seite führt keinen vergleichbaren Kurs auf; die FSS Wien plant für 2013 fünf Seminare hierzu.

Susan Mokelke

Weder die US- noch die europäische Seite erwähnen Kursgebühren. Da die FSS eine gemeinnützige Organisation ist, werden die Seminare technisch von den Lehrkräften organisiert, die auch Auskünfte über Gebühren etc. erteilen: „Um sich für Kurse einzuschreiben, Informationen zu erhalten, Kursgebühren oder Veranstaltungsorte zu ermitteln, nehmen Sie bitte Kontakt zu den Personen auf, die untenstehend als „Kontakt“ angegeben sind. Die Foundation nimmt die Anmeldungen für keinen ihrer Kurse entgegen und wird Sie für alle weiteren Informationen an den aufgeführten Kontakt verweisen“.[26] Entsprechend werden nur sechs der auf der Wiener Seite angekündigten Seminare von der FSS durchgeführt; fünf davon leitet Paul Uccusic, ein weiteres leitet Susan Mokelke, die geschäftsführende Direktorin der FSS.[31]

Die FSS bietet weiterhin ein System von Zertifikation für die Seminarteilnehmer, das nur auf der US-Seite veröffentlicht ist:

  • Harner Shamanic Counseling (prerequisite: five-day Shamanic Counseling)
  • White certificate (prerequisite: two-week Shamanic Healing Intensive)
  • Bronze certificate (prerequisite: three-year programme)
  • Silver certificate (prerequisite: two-week seminar and three-year programme)
  • Gold certificate (prerequisite: all standard advanced seminars plus five-day seminar on counseling, two-week healing intensive, and three-year programme).[27]

Erstaunlicher Weise erwähnt die Wiener Seite nur einen „Harner Shamanic Counselors®“ sowie einen „Shamanic Practitioner“; Shamanic Counselors werden beschrieben als „diplomierte schamanische Berater, die die vorgeschriebene Ausbildung im Rahmen der Foundation for Shamanic Studies absolviert haben“.[32]

Rezeption und Kritik

Seit Harner 1987 das universitäre Umfeld verlassen hat, um den Verkauf seiner Bücher und Kurse durch seine Stiftung zu betreiben, hat seine Arbeit kein akademisches Ansehen mehr und wird von Anthropologen nicht mehr anerkannt. Harners Behauptung, einen universellen Kern gleicher Grundsätze und Praktiken aus den weltweit praktizierten schamanischen Traditionen synthetisiert zu haben, wird kritisiert, weil damit einzelne Aspekte aus ihrem kulturellen Rahmen herausgelöst werden. Kritiker haben dies als kulturelle Enteignung und Falschdarstellung indigener Kulturen bezeichnet. Harner wird, ebenso wie Carlos Castaneda, für das Bereitstellen der Basis für eine massive Ausbeutung indigener Kulturen verantwortlich gehalten und mit Bezeichnungen wie „shamanovelist“ und „shamanthropologist“ belegt.[33]

Harner liefere „[...] ein westliches, fantasievolles Konstrukt [...]“ und biete „[...] spirituelle Praktiken, die [...] simuliert sind, mit der Gefahr der neokolonialistischen Aneignung indigenen kulturellen Eigentums und der Irreführung hinsichtlich eines „direkten Zugangs“ zu solch indigener Weisheit.“[33]

Ein Hauptpunkt der von indigenen Amerikanern geäußerten Kritik ist, dass Core Shamanism unterstellt, „man könne Methoden, deren Beherrschen unter indigenen Traditionalisten Jahrzehnte dauert, innerhalb kurzer Zeit leicht erlernen. Selbst [Harners] „Fortgeschrittenen“-Seminare dauern nur drei Tage und er betreibt eindeutig ein höchst profitables Unternehmen und gleichzeitig einen Versuch, eine neue Spiritualität aufzubauen, ebenso wie es die Esoterik unternimmt.“[34] Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass er „die weltweiten indigenen Traditionen homogenisiert und ihre Diversität sowie entscheidende Unterschiede leugnet, indem er tausende verschiedene religiöse Systeme in einen Topf wirft.

Harner gibt vor, man könne Elemente erlernen, die angeblich allen gemeinsam oder universal seien (in seinem Jargon: „Core Schamanismus“). Die unterstellten Gemeinsamkeiten des „Schamanismus“ sind größtenteils oberflächlich oder beruhen sogar auf Selbsttäuschung. Zum Beispiel behaupten viele Möchtegern-Schamanen fälschlicherweise, die von einigen indigenen amerikanischen Ethnien praktizierten Schwitzhütten seien eine universelle Praktik des „Core Schamanismus“. [...] Nicht einmal alle indigenen Ethnien in Amerika wendeten die Schwitzhütte an.“[34]

Andere häufig geäußerte Kritik weist darauf hin: „[...] Neoschamanen wie Michael Harner sind Beispiele der nächsten Welle der Popularisierung indigener Spiritualität von 1960 bis 1980. Diese esoterischen Unternehmer haben eine Workshop-Industrie etabliert, die vorwiegend von Weißen aus der Mittel- und Oberschicht frequentiert wird, die eine indianische Erfahrung suchen.“[35]

Der immanente Rassismus dieser Praktiken wird kritisiert, da „der Neo-Schamane derjenige ist, der sich berechtigt fühlt, Techniken des Schamanismus zu entwenden und sie für den persönlichen Gewinn zu vermarkten. Darüber hinaus mischt oder „synkretisiert“ der Neo-Schamane okkulte Aspekte aus diversen religiösen und spirituellen Philosophien, als teile der Schamanismus eine beständige gemeinsame Basis mit allen religiösen Vorstellungen“ und „Harner homogenisiert das, was er als primitiven Mystizismus und tribale Rituale ansieht, in einem Wort – Schamanismus. Er behauptet, die Essenz dieses Schamanismus destilliert zu haben und recycelt diese dann für die begierige Kundschaft, die ein Stückchen authentische „indianische Erfahrung“ haben will.“[35]

Harner und die FSS schreiben die Schwitzhütte ebenfalls prähistorischen europäischen Kulturen zu, wie auf der Seite des FSS Wien dargestellt wird: „Schamanische Techniken finden sich bereits in der Jungsteinzeit (in Europa etwa bis 32.000 v.Chr. Nachgewiesen – Höhle von Chauvet [...]“.[28]

Der Begriff Jungsteinzeit ist hier inkorrekt und die Behauptung in dieser Form eklatant falsch: Die Zeit 32.000 v.Chr. ist nicht neolithisch; das Neolithikum begann in Mitteleuropa erst zwischen 5.500 und 2.200 v.u.Z. und selbst seine frühesten Anfänge im Nahen Osten datieren nicht vor 11.500.[36] Die Zeit um 32.000 gehört dagegen ins jüngere Paläolithikum. Die Religionen der damals lebenden Bevölkerung sind unbekannt; jede Äußerung über damalige religiöse Praktiken verbleiben im Bereich der reinen Spekulation und sind selbst dann historische Falschdarstellungen, wenn der Zeitraum mit dem korrekten Begriff jüngeres Paläolithikum bezeichnet wäre. Darüber hinaus bietet die erwähnte Höhle von Chauvet keinen Nachweis paläolithischer Religionen, sondern enthält mehrere hundert Felszeichnungen, die aus der Zeit von vor 30.000 bis 35.000 Jahren stammen.[37] Die unbegründete Datierung angeblicher schamanischer Traditionen und Zeremonien in Europa auf einen Zeitraum um 32.000 v.u.Z. beinhaltet andererseits einen Anspruch auf deren Ursprünge gegenüber indigenen Ethnien.

Der Text empfiehlt ferner einen Artikel von Ute Moos, die auch Autorin des Buches „Spirituelles Heilen. Der andere Weg zur Gesundheit“ ist, zu dem Michael Harner ein Vorwort geschrieben hat.[38]

Harner behauptet, seine Erforschung des Core Schamanismus habe ergeben, dass der Einsatz von Entheogenen nicht notwendig sei, um Zugang zu einer anderen Realität zu erlangen, sondern dies sei bereits durch Trommeln erreichbar. Dies impliziert jedoch, dass indigene Schamanen weit weniger kundig sind, da in einigen Traditionen Entheogene verwendet werden. Daher trägt die Behauptung zu einem Überlegenheitsgefühl seiner europäischen bzw. euro-amerikanischen Kundschaft bei. Dies wird dadurch gestützt, dass indigene Schamanen, Medizinleute etc. üblicherweise eine Lehrzeit durchlaufen, die 20 oder mehr Jahre in Anspruch nehmen kann, während Core- und Neo-Schamanen behaupten, dasselbe Ziel in Wochenendseminaren erreichen zu können.

Ein weiterer Aspekt der Kritik ist, dass die FSS den Schamanismus zur Handelsware macht und damit kommerzialisiert. Dieser spirituelle Kolonialismus setzt indigene Kulturen und Personen herab, da die verkauften Kurse der westlichen Kundschaft eine Abkürzung anbieten, während im indigenen Kontext mehrere Jahrzehnte notwendig sind. Obgleich in diesem Kontext nur wenigen Personen schamanische Fähigkeiten beigemessen werden, wird der europäischen und euro-amerikanischen Kundschaft versichert, jeder könne ein Schamane werden[39], oder wie die FSS ihren Kunden vermittelt, sogar ein Ausbilder weiterer Schamanen. Solche Einstellungen gründen tief in der Vorstellung weißer Überlegenheit und sind daher im Kern rassistisch.

Eine rassistische Einstellung liegt ebenfalls dem Ziel der FSS zugrunde, indigenen Völkern dabei zu helfen, ihre Traditionen zu erhalten. Die Ankündigung, “[...] die FSS bietet auch Kurse an für indigen sozialisierte Menschen (Urgent Tribal Assistance), die über die Harner Method in neuerlichen Kontakt mit ihrer eigenen Tradition kommen sollen [...]“[25], verdeutlicht, dass die FSS eine Definitionsmacht darüber beansprucht, was ein „richtiger Indianer“ ist, wie sich „richtige Indianer“ verhalten und handeln sollten sowie dass nur erfolgreich absolvierte FSS-Kurse sie wieder zu „richtigen Indianern“ machen könne und nicht etwa das Erlernen der Kultur der jeweiligen Ethnie bei deren Ältesten. Der Erfolg der FSS dabei kann jedoch bezweifelt werden:

“In einer privaten Kommunikation schrieb mir Paul Uccusic auf eine diesbezügliche Anfrage (Juli 2000), die FSS USA habe wiederholt Indianer, die auf tribal rolls eingetragen sind, gratis an Kursen (vor allem am Basis-Seminar) teilnehmen lassen; dieses Recht bestehe auch heute noch. Der Sinn eines solchen Angebots besteht darin, diesen Menschen nur die Technik des schamanischen Reisens zu lehren, damit sie anschließend mithilfe ihrer Krafttiere und Lehrer selbst den Kontakt zu ihren verschütteten Wurzeln finden sollen. Uccusic äußert sich dabei überaus negativ über die „charakterliche Struktur vieler Indianer“ und ihre „Anpassungsschwierigkeiten“, weshalb der Erfolg der Maßnahme zweifelhaft sei und Harner an eine Änderung der Praxis denke. Eine Ausnahme sei die Lakota Carol Proudfoot Edgar, die heute als Counselor nach der Harner-Methode arbeitet. Uccusics herablassender Stil gegenüber Natives wurde auch auf dem Schamanismus-Kongress „Wanderer zwischen den Welten / Schamanismus im neuen Jahrtausend“ (Garmisch-Partenkirchen 2000) von einigen Beteiligten moniert; s. dazu Mayer 2002, 31. Zu Carol Proudfoots eigener Einschätzung vgl Proudfoot Edgar 2001.“[25]

Jeffrey David Ehrenreich

Gegenwärtig bietet die Webseite der FSS für indigene Teilnehmer lediglich reduzierte Gebühren in Höhe von 50% des ursprünglichen Preises an[9] und mit Ausnahme des oben zitierten Briefes gibt es keine weiteren Berichte dazu, dass die FSS-Kurse indigenen Personen kostenlos zugänglich gewesen seien. Andererseits findet sich der Bericht einer Person burjatischer Ethnizität, in dem beschrieben wird, dass ein burjatisches Schamanenzentrum 1997 mit der FSS Kontakt aufgenommen habe, worauf die FSS lediglich Formulare für die Beantragung von Mitgliedschaft sowie Kursuspläne übersandt habe.[40]

Die FSS bietet ferner keinen Beleg für die Behauptung, dass bereits „Repräsentanten von 54 Stämmen das Angebot genutzt haben“.[9]

Es ist ebenfalls auffallend, dass bei den Lehrkräften der FSS keine indigenen Personen aus englischsprachigen Ländern sind (mit Ausnahme der beiden oben erwähnten Personen von zweifelhafter und/oder entfernter Abstammung); zudem sind, trotz der Präferenz für Lehrer mit akademischer Ausbildung, Anthropologen eine absolute Minorität. Die FSS nimmt weiterhin in Anspruch, verschiedene ethnische Gruppen in Süd- und Nordamerika unterstützt zu haben, jedoch hat die aufgeführte Liste Ähnlichkeit mit der Liste der indigenen Völker, bei denen Harner Feldstudien unternahm, als er noch universitäre Positionen innehatte. Eine der aufgestellten Behauptungen besagt, die FSS habe den Paiute bei der Rekonstruktion des Geistertanzes geholfen.[41] Dies erscheint recht unwahrscheinlich, da insbesondere die Geistertanzreligion seit mehr als einem Jahrhundert von Anthropologen wissenschaftlich erforscht wird und Publikationen darüber vorhanden sind, wie z.B. die von James Mooney 1896, die von Leslie Spier von 1927 oder von A.H. Gayton von 1930.

Sandra Harner

Obwohl Harners Publikationen von Anthropologen weithin unbeachtet blieben, seit er die universitäre Lehre zugunsten seiner Stiftung verließ, gab es bei einem Treffen der American Association of Anthropologists im Jahr 2009 eine Reihe von Vorträgen und Diskussionen unter dem Titel „Papers in Honor of Michael Harner Part I and II“, die von Jeffrey David Ehrenreich organisiert wurde. Der Anthropologe Ehrenreich lud dazu u.a. mehrere Personen zu Vorträgen ein, die mit der FSS in Verbindung stehen, wie z.B. Sandra Harner, die Ehefrau von Michael Harner, die Vizepräsidentin der FSS und außerdem Mitglied des Kuratoriums ist[42], ferner Marjorie Mandelstam Balzer, Frank Lipp und Edith Turner, die alle auf der Mitarbeiterliste der FSS als „Field Associates“ aufgeführt sind.[43]

Den Angaben in der Biographie von Sandra Harner bei der FSS zufolge hat sie keine formale Ausbildung in Anthropologie, sondern ist klinische Psychologin.[44] Die FSS hat diese Veranstaltungen genutzt, um auf ihrer Webseite zu behaupten, Harner sei „von der American Anthropological Association geehrt“ worden.[45] Die Veranstaltungen haben Ehrenreich einen Sitz im FSS-Kuratorium eingetragen, was der FSS-Newsletter in Nr. 3 vom September 2012 bekanntgab, nachdem Ehrenreich bereits zuvor (im Dezember 2010) im „Shamanism Annual“ der FSS veröffentlicht hatte.[46]

Anderssprachige Psiram-Artikel

Quellennachweise

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  2. 2,0 2,1 http://en.wikipedia.org/wiki/Michael_Harner aufgerufen 28.11.2012
  3. http://www.ciis.edu/News_and_Events/Event_Calendar/Harner_Mokelke_SU13_June_Basic.html aufgerufen 15.03.2013
  4. www.shamanicstudies.net/Schamanismus aufgerufen 28.11.2012
  5. 5,0 5,1 www.shamanism.org/fssinfo/index.html aufgerufen 28.11.2012
  6. http://groups.yahoo.com/group/shamandebunk/message/337 aufgerufen 28.11.2012
  7. www.shamanism.org/workshops/calendar.php?Wkshp_ID=10 aufgerufen 28.11.2012
  8. 8,0 8,1 8,2 www.shamanism.org/fssinfo/fsswork.html aufgerufen 28.11.2012
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  10. www.shamanicstudies.net/Page/Key?key=UGF1bF9VY2N1c2lj aufgerufen 28.11.2012
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