Änderungen

3.256 Bytes hinzugefügt ,  17:05, 8. Okt. 2018
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1: −
[[image:mesmerismus.jpg|Mesmerisieren|320px|thumb]]
+
[[image:mesmerismus.jpg|Mesmerisieren|300px|thumb]]
 
[[image:AntonMesmer.jpg|Franz Anton Mesmer|320px|thumb]]
 
[[image:AntonMesmer.jpg|Franz Anton Mesmer|320px|thumb]]
'''Mesmerismus''' (auch ''mesmerisieren'') ist eine Form der [[Magnetfeldtherapie]], bei der statische Magnetfelder durch Permanentmagnete zu therapeutischen Zwecken zum Einsatz kommen. Gelegentlich wird hierfür auch der Begriff ''Magnetopathie'' verwendet.
+
'''Mesmerismus''' (auch ''mesmerisieren'') ist eine Form der [[Magnetfeldtherapie]], bei der statische Magnetfelder durch Permanentmagnete zu therapeutischen Zwecken zum Einsatz kommen. Gelegentlich wird für diesen [[pseudomedizin]]ischen Zweck hierfür auch der Begriff ''Magnetopathie'' verwendet, bei der ein so genannter "animalischer Magnetismus" zur Anwendung komme. Der Name der Behandlung geht auf den deutschen Arzt Franz Anton Mesmer zurück, der lange Zeit in Frankreich tätig war und der von der Existenz eines universellen magnetischen Fluidum überzeugt war, ein Konzept welches nie wissenschaftlich als solches nachgewiesen wurde. Auf Mesmer geht 1773 der Begriff des ''magnétisme animal'' zurück, die französische Bezeichnung für den gemeinten animalischen Magnetismus. Beim klassischen Vorgang des Mesmerisierens durch den Erfinder Mesmer kamen auch Stromschläge durch gespeicherte elektrische Ladungen aus [https://de.wikipedia.org/wiki/Leidener_Flasche Leydener Flaschen] zum Einsatz.
    +
Die historischen Anwendungen des animalischen Magnetismus (18. Jahrhundert bis 19. Jahrhundert) werden aus moderner Sicht der Hypnose und Suggestion zugeordnet. Ein tatsächliche Einwirkung irgendeiner Art auf den menschlichen Körper ist durch schwache Magnetfelder nicht nachgewiesen. Mögliche Heileffekte können daher durch schwache Magnetfelder nicht bewirkt werden.
 +
 +
Mesmer hatte einen wissenschaftlichen Anspruch, der jedoch zu keinem wissenschaftlich zu nennenden Ergebnis führte und daher vergeblich blieb.<ref>Wolfart, Karl Christian; Friedrich Anton Mesmer. Mesmerismus: Oder, System der Wechselwirkungen, Theorie und Anwendung des thierischen Magnetismus als die allgemeine Heilkunde zur Erhaltung des Menschen. Cambridge University Press, 2011.</ref> Mesmer wird aus heutiger Sicht jedoch zum Archetypen des Scharlatans.<ref>Isabelle Stengers, ''L'hypnose, entre magie et science'', 2002, S. 28</ref> und der animalische Magnetismus laut Enzyklopädie "Le petit Larousse" von 2000 zum Archetypen einer [[Pseudowissenschaft]].<ref>Magnétisme animal: propriété occulte, ''Petit Larousse illustré'', Montréal, 2000, S. 614</ref>.
 +
 +
Bereits zu Lebzeiten von Mesmer stiessen Mesmer und sein Mesmerscher animale Magnetismus, der öffentlich in Gruppensitzungen publikumswirksam aufgeführt wurde, auf Kritik in der Medizin. Dies vor allem in Frankreich wo die Methode von der medizinischen Fakultät der Universität Sorbonne (Paris) 1784 abgelehnt wurde. Dennoch gelingt es verschiedenen Anhängern des Mesmerismus die Methode weiterhin in verschiedenen Erscheinungsformen zu praktizieren.
 
==Franz Anton Mesmer==
 
==Franz Anton Mesmer==
 
Im 18.&nbsp;und 19.&nbsp;Jahrhundert etablierte sich im Konglomerat widerstreitender, unbewiesener Erklärungstheorien der Wahrnehmung medizinischer Realität der animalische oder tierische Magnetismus des aus Schwaben stammenden Arztes Franz Anton Mesmer (geb. 23 Mai 1734 in Iznang, gest. 5. März 1815 in Meersburg).
 
Im 18.&nbsp;und 19.&nbsp;Jahrhundert etablierte sich im Konglomerat widerstreitender, unbewiesener Erklärungstheorien der Wahrnehmung medizinischer Realität der animalische oder tierische Magnetismus des aus Schwaben stammenden Arztes Franz Anton Mesmer (geb. 23 Mai 1734 in Iznang, gest. 5. März 1815 in Meersburg).
Zeile 24: Zeile 29:     
==Zuber, Baquet==
 
==Zuber, Baquet==
Der hölzerne Zuber ("baquet" genannt), innen mit magnetisierbaren Eisenstücken ausgekleidet, wurde bis zum Rand mit Wasser gefüllt. Durch einen mit Löchern versehenen Deckel wurden gebogene Eisenstangen gesteckt, die an den nach außen zeigenden oberen Enden zugespitzt waren. An die Eisenstangen innerhalb des baquets wurden seidene Schnüre gebunden.
+
[[image:Mesmer Zuber.jpg|Mesmer-Zuber (baquet)|300px|thumb]]
 +
[[image:Mesmer baquet.jpg|Schematischer Aufbau mit Magneten und Leydener Flaschen (Kondensatoren) zur Speicherung elektrischer Ladungen|360px|thumb]]
 +
Der hölzerne Zuber ("baquet" genannt), innen mit magnetisierbaren Eisenstücken ausgekleidet, wurde bis zum Rand mit Wasser gefüllt. Durch einen mit Löchern versehenen Deckel wurden gebogene Eisenstangen gesteckt, die an den nach außen zeigenden oberen Enden zugespitzt waren. An die Eisenstangen innerhalb des baquets wurden seidene Schnüre gebunden. Was häufig nicht beachtet wird: Mesmer wandte nicht nur Permanentmagneten an, sondern konnte Patienten auch schwachen elektrische Schlägen aussetzen. Dazu waren in seinem Zuber so genannte Leydener Flaschen zu finden, die als Kondensatoren elektrische Ladungen speichern konnten, die dann über berühbare Elektroden entladen werden konnten.  
    
Mesmer magnetisierte den Inhalt des Zubers durch streichende Handbewegungen entlang der Eisenstangen, wobei er der festen Überzeugung war, dass aus seinen Händen das animalisch-magnetische Fluidum in den Zuber überträte. Die Patienten hielt er an, die Spitzen der in den Zuber ragenden Eisenstangen auf ihre erkrankten Körperpartien zu richten oder sich die Enden der feuchten Seidenschnüre um Arme oder Beine zu schlingen, um auf diese Weise den Magnetismus zu empfangen. Gelegentlich wurde auch eine Art Ringelreihen gebildet, in dem sich Patienten und Magnetiseur an den Händen griffen und in einer therapeutischen Seánce verbanden (Florey 1995).
 
Mesmer magnetisierte den Inhalt des Zubers durch streichende Handbewegungen entlang der Eisenstangen, wobei er der festen Überzeugung war, dass aus seinen Händen das animalisch-magnetische Fluidum in den Zuber überträte. Die Patienten hielt er an, die Spitzen der in den Zuber ragenden Eisenstangen auf ihre erkrankten Körperpartien zu richten oder sich die Enden der feuchten Seidenschnüre um Arme oder Beine zu schlingen, um auf diese Weise den Magnetismus zu empfangen. Gelegentlich wurde auch eine Art Ringelreihen gebildet, in dem sich Patienten und Magnetiseur an den Händen griffen und in einer therapeutischen Seánce verbanden (Florey 1995).
Zeile 35: Zeile 42:     
Die Technik Mesmers wurde unter deutschsprachigen Ärzten trotz des umstrittenen Charakters seiner Theorie jahrzehntelang wachgehalten und hat auch heute noch einen hohen Stellenwert innerhalb der [[Bioresonanz]]-Szene und der [[Homöopathie]].
 
Die Technik Mesmers wurde unter deutschsprachigen Ärzten trotz des umstrittenen Charakters seiner Theorie jahrzehntelang wachgehalten und hat auch heute noch einen hohen Stellenwert innerhalb der [[Bioresonanz]]-Szene und der [[Homöopathie]].
 +
 +
==Weblinks==
 +
*https://www.psiram.com/fr/index.php/Mesm%C3%A9risme (französischsprachiger Parallelartikel)
 +
-----------------------------------------
 +
*http://marie-antoinette.forumactif.org/t1494-franz-anton-mesmer (Bilder - französisch)
    
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
 +
<references/>
 +
----------------------------------------------------------
 
* Eckart W (1988): Geschichte der Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart, 12. Auflage
 
* Eckart W (1988): Geschichte der Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart, 12. Auflage
 
* Florey E (1995): Ars Magnetica. Franz Anton Mesmer. 1734-1815. Magier vom Bodensee. Universitätsverlag, Konstanz
 
* Florey E (1995): Ars Magnetica. Franz Anton Mesmer. 1734-1815. Magier vom Bodensee. Universitätsverlag, Konstanz
Zeile 43: Zeile 57:  
[[category:Abkürzung/Begriffserklärung]]
 
[[category:Abkürzung/Begriffserklärung]]
 
[[category:Elektromedizin und Magnetfeldtherapien]]
 
[[category:Elektromedizin und Magnetfeldtherapien]]
 +
[[category:Pseudowissenschaft]]
 
[[category:Esoterik]]
 
[[category:Esoterik]]
81.394

Bearbeitungen