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Rath hat mit millionenschweren Anzeigekampagnen versucht, sich als Weltretter und von der Pharmaindustrie (zu der er mit seinen Produkten letztlich genauso gehört) Unterdrückter darzustellen. Seine Produkte dürfen in Deutschland teilweise tatsächlich nicht verkauft werden, da in manchen Fällen die erlaubten Grenzwerte für in Lebensmitteln zugelassene Vitamine drastisch überschritten wurden. Sie gelten damit nicht mehr als [[Nahrungsergänzungsmittel]] (Lebensmittel), sondern Arzneimittel und unterliegen einer Zulassung mit eintsprechenden Wirksamkeitsstudien. Diese konnten nicht erbracht werden.
 
Rath hat mit millionenschweren Anzeigekampagnen versucht, sich als Weltretter und von der Pharmaindustrie (zu der er mit seinen Produkten letztlich genauso gehört) Unterdrückter darzustellen. Seine Produkte dürfen in Deutschland teilweise tatsächlich nicht verkauft werden, da in manchen Fällen die erlaubten Grenzwerte für in Lebensmitteln zugelassene Vitamine drastisch überschritten wurden. Sie gelten damit nicht mehr als [[Nahrungsergänzungsmittel]] (Lebensmittel), sondern Arzneimittel und unterliegen einer Zulassung mit eintsprechenden Wirksamkeitsstudien. Diese konnten nicht erbracht werden.
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Matthias Rath und die Dr. Rath Stiftung dürfen in Südafrika keine weiteren umstrittenen klinischen Versuche mit den Rath'schen Multivitaminproduktion durchführen. Die Versuche widersprächen südafrikanischem Recht, erklärten Richter in einem Gerichtsverfahren "TAC gegen Rath" am 13. Juni 2008 in Kapstadt. Zudem wurde Rath untersagt, seine Multivitaminprodukte als gegen HIV/AIDS wirksam zu bewerben, ohne diese Wirkungen vom Medicines Control Council überprüfen zu lassen <ref>http://www.brot-fuer-die-welt.de/gesundheit/index.php?/gesundheit/411_5639_DEU_HTML.php</ref>.
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Matthias Rath und die Dr. Rath Stiftung dürfen in Südafrika keine weiteren umstrittenen klinischen Versuche mit den Rath'schen Multivitaminproduktion durchführen. Die Versuche widersprächen südafrikanischem Recht, erklärten Richter in einem Gerichtsverfahren "TAC gegen Rath" am 13.&nbsp;Juni 2008 in Kapstadt. Zudem wurde Rath untersagt, seine Multivitaminprodukte als gegen HIV/AIDS wirksam zu bewerben, ohne diese Wirkungen vom Medicines Control Council überprüfen zu lassen.<ref>http://www.brot-fuer-die-welt.de/gesundheit/index.php?/gesundheit/411_5639_DEU_HTML.php</ref>
    
==Der Fall Dominik Feld==
 
==Der Fall Dominik Feld==
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In Südafrika mussten sich Rath und dessen Stiftung vor Gericht verantworten, nachdem er den AIDS-Kranken des Landes falsche Hoffnungen machte und ihnen von einer antiretroviralen Therapie abriet und stattdessen seine eigene Zellularmedizin anpries. Rath wurde ebenfalls vorgeworfen, illegal Versuche an Patienten betrieben zu haben <ref>http://www.health-e.org.za/news/article.php?uid=20031294</ref>. Im März 2006 wurde Rath wegen falscher Aussagen über die NRO TAC, Treatment Action Campaign, in Kapstadt verurteilt.
 
In Südafrika mussten sich Rath und dessen Stiftung vor Gericht verantworten, nachdem er den AIDS-Kranken des Landes falsche Hoffnungen machte und ihnen von einer antiretroviralen Therapie abriet und stattdessen seine eigene Zellularmedizin anpries. Rath wurde ebenfalls vorgeworfen, illegal Versuche an Patienten betrieben zu haben <ref>http://www.health-e.org.za/news/article.php?uid=20031294</ref>. Im März 2006 wurde Rath wegen falscher Aussagen über die NRO TAC, Treatment Action Campaign, in Kapstadt verurteilt.
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Bei der Eröffnung der Internationalen AIDS-Impfkonferenz 2008 in Kapstadt hat die neue südafrikanische Gesundheitsministerin Barbara Hogan keine Zweifel daran gelassen, dass AIDS durch das HI-Virus ausgelöst wird und mit evidenzbasierter Medizin bekämpft werden muss <ref>http://www.thetimes.co.za/News/Article.aspx?id=862537</ref>. In Südafrika sollen täglich etwa 1.000 Menschen an AIDS sterben. Hogan versprach zudem, dafür Sorge zu tragen, dass Behandlungen von HIV-Infizierten mit Vitaminkuren unterbunden werden. Dies bezieht sich unter anderem auf die Geschäftsaktivitäten von Rath, der seit mehreren Jahren Werbekampagnen für seine Vitaminbehandlungen in Südafrika durchführt. Bereits 2005 hatten WHO und UNICEF vor dieser Methode zur Behandlung von AIDS gewarnt <ref>http://data.unaids.org/Media/Press-Statements01/ps_rath_30mar05_en.pdf</ref><ref>http://data.unaids.org/Media/Press-Releases03/pr_rath_11may05_en.pdf</ref><ref>http://www.gwup.org/aktuell/news.php?aktion=detail&id=271</ref>.
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Bei der Eröffnung der Internationalen AIDS-Impfkonferenz 2008 in Kapstadt hat die neue südafrikanische Gesundheitsministerin Barbara Hogan keine Zweifel daran gelassen, dass AIDS durch das HI-Virus ausgelöst wird und mit evidenzbasierter Medizin bekämpft werden muss.<ref>http://www.thetimes.co.za/News/Article.aspx?id=862537</ref> In Südafrika sollen täglich etwa 1.000&nbsp;Menschen an AIDS sterben. Hogan versprach zudem, dafür Sorge zu tragen, dass Behandlungen von HIV-Infizierten mit Vitaminkuren unterbunden werden. Dies bezieht sich unter anderem auf die Geschäftsaktivitäten von Rath, der seit mehreren Jahren Werbekampagnen für seine Vitaminbehandlungen in Südafrika durchführt. Bereits 2005 hatten WHO und UNICEF vor dieser Methode zur Behandlung von AIDS gewarnt.<ref>http://data.unaids.org/Media/Press-Statements01/ps_rath_30mar05_en.pdf</ref><ref>http://data.unaids.org/Media/Press-Releases03/pr_rath_11may05_en.pdf</ref><ref>http://www.gwup.org/aktuell/news.php?aktion=detail&id=271</ref>
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Die neue südafrikanische Gesundheitspolitik beendet damit eine zehnjährige Phase der [[HIV/AIDS-Leugnung]], die vor allem vom ehemaligen Präsidenten Thabo Mbeki und dessen Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang gestützt wurde <ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Thabo_Mbeki#Haltung_zu_AIDS</ref><ref>http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2008/dec/17/mbeki-south-africa-aids</ref>. Tshabalala-Msimang war unter dem Spitznamen "Dr. Knoblauch" bekannt, weil sie die Behandlung von AIDS-Kranken mit Knoblauch, Rote Beete oder Olivenöl anstelle antiviraler Medikamente propagierte<ref>http://www.sueddeutsche.de/politik/947/311867/text/</ref>. Der neue südafrikanische Präsident Kgalema Motlanthe hatte Tshabalala-Msimang ihres Amtes enthoben und auf einen weniger wichtigen Posten im Kabinett versetzt. Dies war von AIDS-Aktivisten mit einer spontanen Party vor dem Parlamentsgebäude gefeiert worden. Tshabalala-Msimang wurde beschuldigt, für den Tod hunderttausender AIDS-Kranker verantwortlich zu sein.
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Die neue südafrikanische Gesundheitspolitik beendet damit eine zehnjährige Phase der [[HIV/AIDS-Leugnung]], die vor allem vom ehemaligen Präsidenten Thabo Mbeki und dessen Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang gestützt wurde.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Thabo_Mbeki#Haltung_zu_AIDS</ref><ref>http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2008/dec/17/mbeki-south-africa-aids</ref> Tshabalala-Msimang war unter dem Spitznamen "Dr.&nbsp;Knoblauch" bekannt, weil sie die Behandlung von AIDS-Kranken mit Knoblauch, Rote Beete oder Olivenöl anstelle antiviraler Medikamente propagierte.<ref>http://www.sueddeutsche.de/politik/947/311867/text/</ref> Der neue südafrikanische Präsident Kgalema Motlanthe hatte Tshabalala-Msimang ihres Amtes enthoben und auf einen weniger wichtigen Posten im Kabinett versetzt. Dies war von AIDS-Aktivisten mit einer spontanen Party vor dem Parlamentsgebäude gefeiert worden. Tshabalala-Msimang wurde beschuldigt, für den Tod hunderttausender AIDS-Kranker verantwortlich zu sein.
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'''Die Folgen:''' Der Ablehnung effektiver AIDS-Therapien in Südafriker war verantwortlich für den vermeidbaren Tod von 330.000 südafrikanischen AIDS-Kranken im Zeitraum 2000 bis 2005.<ref>http://www.hsph.harvard.edu/news/press-releases/2008-releases/researchers-estimate-lives-lost-delay-arv-drug-use-hivaids-south-africa.html</ref><ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=34133</ref> Hinzu kommen nach einer Studie im Journal of Acquired Immune Deficiency Syndromes noch 35.000&nbsp;HIV-infizierte Neugeborene, denen eine Prophylaxe mit Nevirapin vorenthalten wurde.<ref>Pride Chigwedere, George R Seage III, Sofia Gruskin, Tun-Hou Lee, Estimating the Lost Benefits of Antiretroviral Drug Use in South Africa.JAIDS 2008 doi: 10.1097/QAI.0b013e31818a6cd5 Online: http://image.guardian.co.uk/sys-files/Guardian/documents/2008/11/26/harvard-universityreport.pdf</ref>. Das Angebot der Pharmafirma Boehringer Ingelheim im Jahr 2000, über fünf Jahre das HIV-Medikament Nevirapin zur Prophylaxe der Mutter-Kind-Übertragung kostenlos zur Verfügung zu stellen, wurde dagegen dankend abgelehnt. Nur zwei Pilotprojekte wurden genehmigt.  
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'''Die Folgen:''' Der Ablehnung effektiver AIDS-Therapien in Südafriker war verantwortlich für den vermeidbaren Tod von 330.000 südafrikanischen AIDS-Kranken im Zeitraum 2000 bis 2005.<ref>http://www.hsph.harvard.edu/news/press-releases/2008-releases/researchers-estimate-lives-lost-delay-arv-drug-use-hivaids-south-africa.html</ref><ref>http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=34133</ref> Hinzu kommen nach einer Studie im Journal of Acquired Immune Deficiency Syndromes noch 35.000&nbsp;HIV-infizierte Neugeborene, denen eine Prophylaxe mit Nevirapin vorenthalten wurde.<ref>Pride Chigwedere, George R Seage III, Sofia Gruskin, Tun-Hou Lee, Estimating the Lost Benefits of Antiretroviral Drug Use in South Africa.JAIDS 2008 doi: 10.1097/QAI.0b013e31818a6cd5 Online: http://image.guardian.co.uk/sys-files/Guardian/documents/2008/11/26/harvard-universityreport.pdf</ref> Das Angebot der Pharmafirma Boehringer Ingelheim im Jahr 2000, über fünf Jahre das HIV-Medikament Nevirapin zur Prophylaxe der Mutter-Kind-Übertragung kostenlos zur Verfügung zu stellen, wurde dagegen dankend abgelehnt. Nur zwei Pilotprojekte wurden genehmigt.
 
Auch die Spenden des Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis, and Malaria für die Provinz KwaZulu Natal wurden über mehr als ein Jahr blockiert, berichtet Pride Chigwedere, der vor seiner Tätigkeit an der Harvard School of Public Health in Boston als Arzt HIV-Patienten in Simbabwe behandelt hatte.
 
Auch die Spenden des Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis, and Malaria für die Provinz KwaZulu Natal wurden über mehr als ein Jahr blockiert, berichtet Pride Chigwedere, der vor seiner Tätigkeit an der Harvard School of Public Health in Boston als Arzt HIV-Patienten in Simbabwe behandelt hatte.
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Inzwischen wurde eine 1000 Kilo Rath-Pillenlieferung nach Südafrika beschlagnahmt und ein Strafverfahren eingeleitet <ref>http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/5594456/</ref>.
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Inzwischen wurde eine 1.000&nbsp;Kilogramm Rath-Pillenlieferung nach Südafrika beschlagnahmt und ein Strafverfahren eingeleitet.<ref>http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/5594456/</ref>
    
==Politisches Engagement==
 
==Politisches Engagement==
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Peinlicher Holocaust-Vergleich: In einem Text der AGFG bezieht sich Rath in einem Vortrag "Auschwitz wird zum Wendepunkt der Geschichte" auf einen Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz und stellt einen Vergleich zu einem "Pharma-Völkermord" an: ''"Auschwitz ist nicht in der Vergangenheit abgeschlossen. Es dauert noch an. [...] Die grausamen Ereignisse in Auschwitz waren und sind nur ein Teil des größeren Zusammenhangs des weltweiten Pharma-Völkermordes!"''<ref>http://anonym.to/?http://www.agfg.de/aktuell/2006oct/auschwitz.html</ref>
 
Peinlicher Holocaust-Vergleich: In einem Text der AGFG bezieht sich Rath in einem Vortrag "Auschwitz wird zum Wendepunkt der Geschichte" auf einen Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz und stellt einen Vergleich zu einem "Pharma-Völkermord" an: ''"Auschwitz ist nicht in der Vergangenheit abgeschlossen. Es dauert noch an. [...] Die grausamen Ereignisse in Auschwitz waren und sind nur ein Teil des größeren Zusammenhangs des weltweiten Pharma-Völkermordes!"''<ref>http://anonym.to/?http://www.agfg.de/aktuell/2006oct/auschwitz.html</ref>
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Im Jahre 2009 versuchte Rath auch den irischen Volksentscheid zu einem neuen EU-Vertrag beeinflussen. In verbreiteten sechseitigen Heftchen warnte Rath die Iren davor "Yes" zu wählen, da dies zu einer ''Militarisierung'' und einem ''Orwell Polizeistaat'' Irland führe. Europa wäre zudem auf dem Wege durch Öl- und Pharmakartelle kontrolliert zu werden. Eigene Aktivitäten sah der ''Vitamin-Millionär'' und Pharmaunternehmer als die einer ''non-profit organisation dedicated to improving human health through research, education and the defence of patients’ rights to choose natural health therapies''.<ref>http://www.irishtimes.com/newspaper/ireland/2009/0922/1224254989371.html</ref>.
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Im Jahre 2009 versuchte Rath auch den irischen Volksentscheid zu einem neuen EU-Vertrag beeinflussen. In verbreiteten sechseitigen Heftchen warnte Rath die Iren davor "Yes" zu wählen, da dies zu einer ''Militarisierung'' und einem ''Orwell Polizeistaat'' Irland führe. Europa wäre zudem auf dem Wege durch Öl- und Pharmakartelle kontrolliert zu werden. Eigene Aktivitäten sah der ''Vitamin-Millionär'' und Pharmaunternehmer als die einer ''non-profit organisation dedicated to improving human health through research, education and the defence of patients’ rights to choose natural health therapies''.<ref>http://www.irishtimes.com/newspaper/ireland/2009/0922/1224254989371.html</ref>
    
==Literatur und Zeitungsartikel==
 
==Literatur und Zeitungsartikel==
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