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Der Begriff '''Makrobiotik''' (altgriechisch: μακρóς makros „groß“, „lang“ und βιοτικóς biotikos „das Leben betreffend“, „gesamtes Leben) entstand in der Antike und bezeichnet eine Lebensweise, die zu einem gesunden, langen Leben führt. Die moderne Makrobiotik wurde im Wesentlichen von dem Japaner Georges Ohsawa begründet. Sie ist eine auf taoistischen Lehren und asiatischen Traditionen basierende Ernährungs- und Lebensweise, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen der [[Esoterik|New-Age]]-Bewegung auch in der Westlichen Welt Anhänger fand. Nach dem Tod von Ohsawa wurde seine Lehre von einigen seiner Schüler modifiziert und weiterentwickelt.
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[[image:GeorgeOhsawa.jpg|George Ohsawa|thumb]]
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Der Begriff '''Makrobiotik''' (altgriechisch: μακρóς makros „groß“, „lang“ und βιοτικóς biotikos „das Leben betreffend“, „gesamtes Leben) entstand in der Antike und bezeichnet eine Lebensweise, die zu einem gesunden, langen Leben führen soll. Die moderne Makrobiotik wurde im Wesentlichen von dem Japaner George Ohsawa (eigentlich Yukikazu Sakurazawa, 1893–1966, auch Andersschreibung als ''Georges Ohsawa'' bzw ''Osawa'') begründet. Sie ist eine auf taoistischen Lehren und asiatischen Traditionen basierende Ernährungs- und Lebensweise, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen der [[Esoterik|New-Age]]-Bewegung auch in der Westlichen Welt Anhänger fand. Nach dem Tod von Ohsawa wurde seine Lehre von einigen seiner Schüler modifiziert und weiterentwickelt.
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Die ursprüngliche Basis der makrobiotischen Diät, die für vielerlei Erkrankungen als Heilmethode angepriesen wird (u.a. Krebs), ist keine eigentliche Diät, sondern eine philosophisch ausgerichtete Lebenshaltung. Begründet wurde sie vom Japaner George Osawa, der sie aus dem Zen-Buddhismus ableitete.
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Die ursprüngliche Basis der makrobiotischen Diät, die für vielerlei Erkrankungen als Heilmethode angepriesen wird (u.a. Krebs), ist keine eigentliche Diät, sondern eine philosophisch ausgerichtete Lebenshaltung. Ohsawa leitete sie aus dem Zen-Buddhismus ab.
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Osawa war der Ansicht, dass der Konsum von raffiniertem Zucker und eine zu starke Zufuhr tierischen Eiweißes die beiden Hauptursachen für menschliche Krankheiten seien (Osawa 1971). Dass diese Thesen nicht stimmen, liegt auf der Hand und war schon zu Osawas Zeiten bekannt. Dies hinderte ihn nicht, auf der Basis traditioneller, japanischer, kosmologisch ausgerichteter Denkwelten des Zen-Buddhismus ein strenges Ernährungskonzept zu entwickeln. Grundsätzlich teilte er die Nahrung in Yin (zentrifugal gerichtet) und Yang (zentripedal gerichtet) ein. Er strebte einen Ausgleich zwischen beiden Nahrungsmitteltypen an. Seine Einteilung war aber rein willkürlich und hatte mit der medizinischen Realität nichts zu tun.
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==Entstehung==
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Ohsawa war der Ansicht, dass der Konsum von raffiniertem Zucker und eine zu hohe Zufuhr tierischen Eiweißes die beiden Hauptursachen für menschliche Krankheiten seien<ref>Osawa G: Cancer and the philosophy of the Far East. Binghamton, New York, Swan House Publishing, 1971</ref>. Dass diese Thesen nicht stimmen, war schon zu Ohsawas Zeiten bekannt.
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==Makrobiotik ist eine Hungerdiät==
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Trotzdem entwickelter er ein auf der Basis traditioneller, japanische-kosmologisch ausgerichteter Denkwelten des Zen-Buddhismus ein strenges Ernährungskonzept.
Die Verzehrsempfehlungen der Makrobiotik-Diät wandelten sich im Laufe der Zeit. Heutzutage besteht die Standardempfehlung aus 50-60%&nbsp;Getreide, 20-25%&nbsp;Gemüsen, 5-10%&nbsp;Bohnen und Meeresfrüchten sowie 5%&nbsp;Suppen, wobei sich diese Prozentangaben auf das Volumen der Speisen (!) und nicht auf deren Gewicht beziehen. Derzeit gibt es 10&nbsp;makrobiotische Diätregime, die von der George Osawa Foundation in Japan propagiert werden (Bowman et al. 1984). Diese Diätregime tragen unterschiedliche Bezifferungen.
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Grundsätzlich teilte er die Nahrung in Yin (zentrifugal gerichtet) und Yang (zentripetal gerichtet) ein. Er strebte einen Ausgleich zwischen beiden Nahrungsmitteltypen an. Seine Einteilung war jedoch rein willkürlich und hatte hatte keinen Bezug zur medizinischen Realität.
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Im deutschen Sprachraum tauchte der Begriff "Makrobiotik" im 18.&nbsp;Jahrhundert zuerst in in [[Christoph Wilhelm Hufeland]]s Werk „Makrobiotik oder Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern“ auf.
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George Ohsawa und Michio Kushi behaupteten in den sechziger Jahren, in einem Lichtbogen aus Kohlenstoff und Sauerstoff das Element Eisen [[Transmutation|transmutatiert]] zu haben. Sie beriefen sich dabei auf [[Corentin Louis Kervran]].
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==Zusammensetzung makrobiotischer Diät==
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Ohsawa unterschied zehn Stufen der Ernährung, die er mit -3 bis 7 bewertete. Von Stufe 1 bis 7 wird eine ansteigende Höherwertigkeit gesehen, da die Stufen eine zunehmende Ausgewogenheit von Yin und Yang enthalten sollen. Auch war er der (nach naturwissenschaftlichen Ernährungslehren nicht haltbaren) Auffassung, dass man alle Diätvorschriften oberhalb von Nr. 3 so lange gefahrlos fortsetzen könne, wie man wolle.
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Der Stufe Nr. 7, die ausschließlich aus Getreide besteht, misst Ohsawa besondere Bedeutung zu, denn zu Beginn der Ernährungsumstellung oder bei Krankheit wird Stufe 7 als Umstellungsdiät für einige Zeit empfohlen. Bei Herstellung der Gesundheit kann dann auch zu den Stufen 1 bis 6 übergegangen werden. Stufe 7 ist seiner Auffassung nach „der leichteste, einfachste, klügste und schnellste Weg zurück zur Gesundheit“, den man „für ein paar Wochen oder Monate“ beschreiten soll, wenn in den anderen Stufen noch nicht der optimale Gesundheitszustand, gemessen anhand Ohsawas sechs Kriterien, erreicht wurde.
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Fleisch gilt in der Makrobiotik als schwer verdaulich und bildet beim Verdauungsprozess angeblich Toxine im Körper, was zur [[Übersäuerung]] des Organismus führe. Das Ernährungskonzept verzichtet daher generell auf Fleisch. Auch Milch und Milchprodukte gelten als schädlich und werden abgelehnt. Sie seien für Menschen „Fremdkörper“ (außer Muttermilch), die wegen des Kasein-Gehaltes angeblich Schleim im Darm und in den Atemwegen bilden und diverse Krankheiten verursachen. Auch Zucker wird abgelehnt und gilt als wesentlicher Verursacher von Zivilisationskrankheiten; er gilt als extrem Yin. Salz sei dagegen extrem Yang.
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Nachtschattengewächse wie Kartoffeln, Tomaten und Paprika gelten ebenfalls als stark Yin und sind daher zu meiden. Rohkost habe eine kühlende Wirkung auf den Organismus und soll nur in kleinen Mengen gegessen werden. Grundsätzlich abgelehnt werden die meisten Genussmittel wie Kaffee, schwarzer Tee, scharfe Gewürze, Alkohol, stark verarbeitete Lebensmittel, Konserven und Tiefkühlkost.
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Bei allem, so betont Ohsawa wiederholt, komme dem Menschen eine hohe Eigenverantwortung für Ernährung und Gesundheit zu. Durch Eigenbeobachtung soll er ein zunehmendes Körpergefühl und –bewusstsein entwickeln und selbst entscheiden, was der eigenen Gesundheit am besten bekomme.
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Die Stufen -1 bis -3 werden von Ohsawa als leicht unterhalb der absoluten Unbedenklichkeit eingestuft. Ein ansonsten gesunder Mensch könne sich jedoch zur Abwechslung auch nach diesen Stufen ernähren. Explizit empfohlen werden sie jedoch nicht.
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Die Stufen der Makrobiotik nach Ohsawa
    
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Diät-Nr. Cerealien gekochtes Gemüse Suppen tier. Produkte Früchte/Salate Desserts
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Die Kostempfehlungen der Makrobiotik-Diät wandelten sich im Laufe der Zeit. Heutzutage setzt sich die Standardempfehlung aus 50-60%&nbsp;Getreide, 20-25%&nbsp;Gemüsen, 5-10%&nbsp;Bohnen und Meeresfrüchten sowie 5%&nbsp;Suppen zusammen, wobei sich diese Prozentangaben auf das Volumen der Speisen (!) und nicht auf deren Gewicht beziehen. Derzeit gibt es 10&nbsp;makrobiotische Diätregime, die von der George-Ohsawa-Foundation in Japan propagiert werden<ref>Bowman BB, Kushner RF, Dawson SC, Levin B: Macobiotic diets for cancer treatment and prevention. J Clin Oncol, 2, 702-711, 1984</ref>.
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Im Allgemeinen sind makrobiotische Diäten kalorienarm (1.200&nbsp;kcal bis 1.800&nbsp;kcal) und decken den Energiebedarf eines erwachsenen Mannes (2.400-2.700&nbsp;kcal) bzw. einer erwachsenen Frau (1.800-2.000&nbsp;kcal) nicht ab. Die Energiezufuhr reicht lediglich für Personen in hohem Lebensalter (ab dem 76.&nbsp;Lebensjahr) aus, wenn man sich an die Verzehrsempfehlungen der Gesundheitsbehörden hält. Für Kinder oder Jugendliche wird in der Makrobiotik überhaupt keine konkrete Verzehrsempfehlung ausgesprochen.
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Im Allgemeinen sind makrobiotische Diäten kalorienarm (1.200&nbsp;kcal bis 1.800&nbsp;kcal) und decken den Energiebedarf eines erwachsenen Mannes (2.400-2.700&nbsp;kcal) bzw. einer erwachsenen Frau (1.800-2.000&nbsp;kcal) nicht ab. Die Energiezufuhr reicht lediglich für Personen in hohem Lebensalter (ab dem 76.&nbsp;Lebensjahr) aus, wenn man sich an die allgemein vorgeschlagenen Verzehrempfehlungen hält. Für Kinder oder Jugendliche wird in der Makrobiotik überhaupt keine konkrete Empfehlung ausgesprochen.
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Osawa propagierte zu Lebzeiten die Diät Nr.7 als wirksam gegen Krebs. Ein 70&nbsp;kg schwerer Mann müsste täglich 13&nbsp;Schüsseln gekochten braunen Reis verzehren, um 2.400&nbsp;kcal zu sich zu nehmen. In einer klinischen Studie an 50&nbsp;jungen Erwachsenen prüfte man die Kalorienzahl der Diätvorgaben Osawas nach (Brown und Bergan 1975) und kam zu dem Resultat, dass mit der empfohlen Diät gerade einmal 60-70% des Tageskalorienbedarfs gedeckt wurden. Alle Probanden verloren Muskelmasse und Körpergewicht während der makrobiotischen Diätphase. Bis heute gibt es keine einzige glaubwürdige Studie, die gezeigt hätte, dass auch nur eine einzige der vielen Diätvorschläge des Osawa eine Wirkung gegen Krebs gehabt hätte.
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==“Wundermittel“ gegen Krebs==
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Ohsawa propagierte zu Lebzeiten die Diät Nr. 7 als wirksam gegen Krebs. Ein 70&nbsp;kg schwerer Mann müsste täglich 13&nbsp;Schüsseln gekochten braunen Reis verzehren, um 2.400&nbsp;kcal zu sich zu nehmen. In einer klinischen Studie an 50&nbsp;jungen Erwachsenen prüfte man die Kalorienzahl der Diätvorgaben Ohsawas nach<ref>Brown PT, Bergan JT: The dietary status of 'new' vegetarians. J Am Diet Assoc, 67, 455-459, 1975</ref> und kam zu dem Resultat, dass mit der empfohlen Diät gerade einmal 60-70% des Tageskalorienbedarfs gedeckt wurden. Alle Probanden verloren während der makrobiotischen Diätphase Muskelmasse und Körpergewicht. Bis heute gibt es keine glaubwürdige Studie, die zeigen konnte, dass auch nur eine der vielen von Ohsawa gegebenen Diätvorschläge eine Wirkung gegen Krebs hat.
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==Eine Diät mit dem 'Hormon-Kick' der besonderen Art==
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Was diese Wunderkuren bei Krebs (oder anderen Krankheiten) allerdings problematisch macht, ist ihr hypokalorischer Charakter. Wird ein Organismus dauerhaft im Hungerzustand gehalten, kommt es zu einer Verschiebung der Hormonlage im Organismus. Dies führt auch zu einer Veränderung der Außen- und Selbstwahrnehmung (vgl. auch [[Heilfasten]]). Man erfährt zwar eine Steigerung der Wahrnehmungsfähigkeit, jedoch ist dies ein Zeichen für Hunger und Selbstkasteiung, da der Organismus in diesem Zustand nach Nahrung und nicht nach Diät verlangt. Man kann durch Makrobiotik durchaus in die Gefahr geraten, sich in eine Borderline-Symptomatik hineinzuhungern. Der Vitamin-B12-Mangel, der letztlich zu einer Blutarmut führt, verstärkt das Problem, da ein B12-Mangel ebenso für psychische Erkrankungen disponiert.
Was diese Wunderkuren bei Krebs (oder anderen Krankheiten) allerdings problematisch macht, ist ihr hypokalorischer Charakter. Wird ein Organismus dauerhaft im Hungerzustand gehalten, kommt es zu einer Verschiebung der Hormonlage im Organismus. Dies führt auch zu einer Veränderung der Außen- und Selbstwahrnehmung (vgl. auch Heilfasten). Man erfährt zwar eine Steigerung der Wahrnehmungsfähigkeit, jedoch ist dies ein Zeichen für Hunger und Selbstkasteiung, denn in diesem Zustand ruft der Organismus nach Nahrung und nicht nach Diät. Man kann durch Makrobiotik durchaus in die Gefahr geraten, sich in eine Borderline-Symptomatik hineinzuhungern. Der Vitamin B12-Mangel, der letztlich zu einer Blutarmut führt, verstärkt das Problem, denn B12-Mangel disponiert ebenso für psychische Erkrankungen.
      
==Irreführende Angaben in makrobiotischer Literatur==
 
==Irreführende Angaben in makrobiotischer Literatur==
In der makrobiotischen Literatur werden den Lebensmitteln gelegentlich falsche Gehalte zugebilligt. So wird behauptet, dass 100&nbsp;g braunen Reis 7,4-7,5&nbsp;g betragen würde, während 100&nbsp;g Kidneybohnen sogar 20,2&nbsp;g Protein enthalten würden. Diese Zahlen beziehen sich aber in Wirklichkeit nur auf Frischware, nicht auf die üblicherweise im Handel befindliche, z.T. entwässerte Ware. Um auf 7,6&nbsp;g Protein durch Reis zu kommen, muss man bis zu 300&nbsp;g gekochten, braunen Reis verzehren und bei den Kidneybohnen ist die Relation ähnlich hoch.
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In der makrobiotischen Literatur werden den Lebensmitteln gelegentlich falsche Gehalte zugeschrieben. So wird behauptet, dass der Proteingehalt in 100&nbsp;gr braunem Reis 7,4-7,5&nbsp;g betrage, während 100&nbsp;gr Kidneybohnen sogar 20,2&nbsp;g Protein enthielten. Diese Zahlen beziehen sich aber tatsächlich auf Frischware, nicht auf die üblicherweise im Handel befindliche, z.T. entwässerte Ware. Um auf 7,6&nbsp;gr Protein durch Reis zu kommen, muss man bis zu 300&nbsp;g gekochten, braunen Reis verzehren und bei den Kidneybohnen ist die Relation ähnlich hoch.
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==Risiken==
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===Geringer Vitamin- und Mineralstoffgehalt===
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Die Vitaminzufuhr durch Makrobiotik ist ebenfalls kritisch zu bewerten. Die Zufuhr des fettlöslichen Vitamin A, das bei dauerhafter Einnahme im Fettgewebe angereichert werden kann, ist bei Ohsawas gewöhnlichen Diätvorgaben etwa dreimal höher als empfohlen, während die Vitamin D-Zufuhr, die für die Knochenbildung sehr wichtig ist, erheblich niedriger liegt. In einer Untersuchung an Kindern, die makrobiotischer Diät ausgesetzt waren<ref>Dwyer JT, Dieth WH, Andrews EM: Nutritional status of vegetarien children. Am J Clin Nutr, 35, 204-216, 1982</ref>, lag die Vitamin D-Zufuhr mit 23&nbsp;IU bei etwa 5% der empfohlenen Dosis (400&nbsp;IU). Das Knochenalter bei 5&nbsp;von 20&nbsp;untersuchten Kindern in der Studie von Dwyer et al. <ref>Dwyer JT, Dieth WH, Andrews EM: Nutritional status of vegetarien children. Am J Clin Nutr, 35, 204-216, 1982</ref> war deutlich herabgesetzt und auch die alkalische Phosphataseaktivität war erniedrigt. Dies deutete auf einen beeinträchtigten Knochenstoffwechsel hin.
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Andere Vitamine oder Vitaminvorstufen wie Riboflavin, Vitamin&nbsp;B12 und Vitamin&nbsp;C wurden ebenfalls durch Makrobiotik in zu geringem Maße zugeführt, so dass auch hier eine Gefahr gerade für Kinder besteht<ref>Bowman BB, Kushner RF, Dawson SC, Levin B: Macobiotic diets for cancer treatment and prevention. J Clin Oncol, 2, 702-711, 1984</ref>.
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==Makrobiotik ist vitamin- und mineralstoffarm==
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Es gibt auch Hinweise darauf, dass makrobiotisch ernährte Kinder zu wenig Mineralien und Spurenelemente erhalten, was sich u.a. in klinischen Zeichen einer Hypokalzämie (Kalziummangel) darstellt <ref>Higginbottom MC, Sweetman L, Nyhan WL: A syndrome of methylmalonic aciduria, homocystinuria, megaloblastic anemia and neurologic abnormalities in a vitamin B12-deficient breastfed infant of a strict vegetarian. N Engl J Med, 299, 317-323, 1978</ref><ref>Dwyer JT, Dietz WH, Haas G: Risk of nutritional rickets among vegetarian children. Am J Dis Child, 133, 134-140, 1979</ref>. Dies ist besonders dann von Relevanz, wenn es sich um gestillte Säuglinge handelt, deren makrobiotisch eingestellte Mütter keine Zusätze geben. Die Muttermilch ist bei entsprechend langer diätetischer Vorgeschichte bereits arm an Mineralien und Spurenelementen, deren der Säugling aber in erhöhtem Maße bedarf.
Die Vitaminzufuhr durch Makrobiotik ist ebenfalls kritisch zu bewerten. Die Zufuhr des fettlöslichen Vitamin A, dass bei dauerhafter Einnahme im Fettgewebe angereichert werden kann, ist bei den gewöhnlichen Diätvorgaben des Osawa etwa dreimal höher als empfohlen, während die Vitamin D-Zufuhr, die für die Knochenbildung sehr wichtig ist, erheblich niedriger liegt. In einer Untersuchung an Kindern, die makrobiotischer Diät ausgesetzt waren (Dwyer et al. 1982), lag die Vitamin D-Zufuhr mit 23&nbsp;IU bei etwa 5% der empfohlenen Dosis (400&nbsp;IU). Das Knochenalter bei 5&nbsp;von 20&nbsp;untersuchten Kindern in der Studie von Dwyer et al. (1982) war deutlich herabgesetzt und auch die alkalische Phosphataseaktivität war erniedrigt. Dies deutete auf einen beeinträchtigten Knochenstoffwechsel hin.
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Andere Vitamine oder Vitaminvorstufen wie Riboflavin, Vitamin&nbsp;B12 und Vitamin&nbsp;C wurden ebenfalls durch Makrobiotik in zu geringem Maße zugeführt, so dass auch hier eine Gefahr gerade für Kinder besteht (Bowman et al. 1984).
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=== Wachstumsverzögerung bei Kindern===
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Van Staveren et al. <ref>van Staveren WA, Dhuyvetter JH, Bons A, Zeelen M, Hautvast JG: Food consumption and height/weight status of Dutch preschool children on alternative diets. J Am Diet Assoc, 85, 1579-1584, 1985</ref> fanden beim Vergleich von 33&nbsp;makrobiotisch ernährten Kindern mit normal ernährten Kindern heraus, dass die Makrobiotiker signifikant leichter und kleiner waren. Allerdings zeigte eine spätere Untersuchung <ref>van Staveren WA, Dagnelie PC: Food consumption, growth, and development of Dutch children fed on alternative diets. Am J Clin Nutr, 48 (3 Suppl), 819-821, 1988</ref>, dass makrobiotisch ernährte Kinder keine schlechteren Werte im Snijders-Oomen-Nonverbal Intelligence Test zeigten als normal ernährte Kinder. Es besteht die Gefahr schwerer Mangelerscheinungen wie Rachitis, Osteoporose, Anämie und Gedeihstörungen bei Kindern.
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Es gibt auch Hinweise darauf, dass makrobiotisch ernährte Kinder zuwenig Mineralien und Spurenelemente bekommen, was sich u.a. in klinischen Zeichen einer Hypokalzämie darstellt (Higginbottom et al. 1978, Dwyer et al. 1979). Dies ist besonders dann von Relevanz, wenn es sich um gestillte Säuglinge handelt, deren makrobiotisch eingestellte Mütter keine Zusätze geben. Die Muttermilch ist bei entsprechend langer diätetischer Vorgeschichte bereits arm an Mineralien und Spurenelementen, denen der Säugling aber in erhöhtem Maße bedarf.
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==Fazit==
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Die Makrobiotik ist eine Form der Mangelernährung. Aufgrund der unzureichenden Versorgung mit Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen ist die makrobiotische Ernährungsweise für Säuglinge und Kleinkinder nicht geeignet.
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==Makrobiotik hemmt das Wachstum bei Kindern==
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Bowman et al. <ref>Bowman BB, Kushner RF, Dawson SC, Levin B: Macobiotic diets for cancer treatment and prevention. J Clin Oncol, 2, 702-711, 1984</ref> empfehlen grundsätzlich, die besonders einseitigen makrobiotischen Diäten (z.B. Nr.7) nicht bei Kindern und Säuglingen, Schwangeren und Stillenden, Patienten mit Erkrankungen des Verdauungstraktes, Bluthochdruck, Nierenkrankheiten oder bei mangelernährten Krebspatienten anzuwenden.
Van Staveren et al. (1985) fanden beim Vergleich von 33&nbsp;makrobiotisch ernährter Kinder mit normal ernährten Kindern heraus, dass die Makrobiotiker signifikant leichter und kleiner waren. Allerdings zeigte eine spätere Untersuchung (van Staveren und Dagnelie 1988), dass makrobiotisch ernährte Kinder keine schlechteren Werte im Snijders-Oomen-Nonverbal Intelligence Test zeigten als normal ernährte Kinder.
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==Wenn überhaupt, dann sollten nur Gesunde Makrobiotik betreiben==
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Die Behauptung Ohsawas, der menschliche Körper könne Vitamin C selbst herstellen, ist wissenschaftlich völlig unhaltbar.
Bowman et al. (1984) empfehlen grundsätzlich, die besonders einseitigen makrobiotischen Diäten (z.B. Nr.7) nicht bei Kindern und Säuglingen, Schwangeren und Stillenden, Patienten mit Erkrankungen des Verdauungstraktes, Bluthochdruck, Nierenkrankheiten oder bei mangelernährten Krebspatienten anzuwenden.
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Makrobiotik erfreut sich zunehmender Beliebtheit. In Europa und den USA hat sie im alternativen Bereich der anthroposophischen Ernährungsweise den Rang abgelaufen. Es wird sich zeigen, ob diese Mangeldiät sich auf Dauer etablieren oder eine Modeerscheinung bleiben wird.
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Makrobiotik erfreut sich zunehmender Beliebtheit. In Europa und den USA hat sie im alternativen Bereich der [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Ernährungsweise den Rang abgelaufen. Es wird sich zeigen, ob diese Mangeldiät sich auf Dauer etablieren kann oder eine Modeerscheinung bleiben wird.
    
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
 
<references/>
 
<references/>
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* Bowman BB, Kushner RF, Dawson SC, Levin B: Macobiotic diets for cancer treatment and prevention. J Clin Oncol, 2, 702-711, 1984
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* Brown PT, Bergan JT: The dietary status of 'new' vegetarians. J Am Diet Assoc, 67, 455-459, 1975
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* Dwyer JT, Dietz WH, Haas G: Risk of nutritional rickets among vegetarian children. Am J Dis Child, 133, 134-140, 1979
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* Dwyer JT, Dieth WH, Andrews EM: Nutritional status of vegetarien children. Am J Clin Nutr, 35, 204-216, 1982
  −
* Higginbottom MC, Sweetman L, Nyhan WL: A syndrome of methylmalonic aciduria, homocystinuria, megaloblastic anemia and neurologic abnormalities in a vitamin B12-deficient breastfed infant of a strict vegetarian. N Engl J Med, 299, 317-323, 1978
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* Osawa G: Cancer and the philosophy of the Far East. Binghamton, New York, Swan House Publishing, 1971
  −
* van Staveren WA, Dhuyvetter JH, Bons A, Zeelen M, Hautvast JG: Food consumption and height/weight status of Dutch preschool children on alternative diets. J Am Diet Assoc, 85, 1579-1584, 1985
  −
* van Staveren WA, Dagnelie PC: Food consumption, growth, and development of Dutch children fed on alternative diets. Am J Clin Nutr, 48 (3 Suppl), 819-821, 1988
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[[category:Diät]]
 
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[[category:Pseudomedizin]]
 
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