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Im Zusammenhang mit Magie ist eine Unterteilung in [[Schwarze Magie]] und einer gegensätzlichen "Weißen Magie" geläufig.
 
Im Zusammenhang mit Magie ist eine Unterteilung in [[Schwarze Magie]] und einer gegensätzlichen "Weißen Magie" geläufig.
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Zum volkstümlichen Verständnis der Magie gehören – in Abgrenzung zum Aberglauben – dem Wesen nach die bewusste Zauberhandlung und das magische Ritual. Grundlage der volkstümlichen Magie ist der Analogiezauber. Hier wird nach dem magischen Grundsatz vorgegangen, Gleiches mit Gleichem zu bewirken. So werden etwa Warzen in abnehmendem Mond besprochen, damit sie, wie der Mond, schwinden. Oder eine Puppe wird statt einer realen Person behandelt oder misshandelt. Der Hintergrund dieser Magie ist zudem der hermetische Grundsatz: „Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie im Großen, so im Kleinen.“ Damit ist gemeint, dass alle Wesen und Dinge über Sphären miteinander verbunden sind und durch Zauberhandlungen wechselseitig beeinflusst werden können. Beim Analogiezauber geht man also davon aus, dass eine Einwirkung in der einen Sphäre gleiches in einer anderen Sphäre bewirken kann.
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Zum volkstümlichen Verständnis der Magie gehören – in Abgrenzung zum Aberglauben – dem Wesen nach die bewusste Zauberhandlung und das magische Ritual. Grundlage der volkstümlichen Magie ist der Analogiezauber. Hier wird nach dem magischen Grundsatz vorgegangen, Gleiches mit Gleichem zu bewirken. So werden etwa Warzen in abnehmendem Mond besprochen, damit sie, wie der Mond, schwinden. Oder eine Puppe wird statt einer realen Person behandelt oder misshandelt. Der Hintergrund dieser Magie ist zudem der [[Hermetik|hermetische]] Grundsatz: „Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie im Großen, so im Kleinen.“ Damit ist gemeint, dass alle Wesen und Dinge über Sphären miteinander verbunden sind und durch Zauberhandlungen wechselseitig beeinflusst werden können. Beim Analogiezauber geht man also davon aus, dass eine Einwirkung in der einen Sphäre gleiches in einer anderen Sphäre bewirken kann.
    
Mit ''Weiße Magie'' ist dabei eine Form der Magie gemeint, deren Ziele Schutz und Heilung sind. Dazu zählen insbesondere folgende Zauberpraktiken: Abwehrzauber, Gesund- oder Heilzauber, Fruchtbarkeitszauber, Glückszauber, Liebeszauber, Schutzzauber, Totenzauber, [[Wahrsagen]], Wetterzauber.
 
Mit ''Weiße Magie'' ist dabei eine Form der Magie gemeint, deren Ziele Schutz und Heilung sind. Dazu zählen insbesondere folgende Zauberpraktiken: Abwehrzauber, Gesund- oder Heilzauber, Fruchtbarkeitszauber, Glückszauber, Liebeszauber, Schutzzauber, Totenzauber, [[Wahrsagen]], Wetterzauber.
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Das unter dem Titel ''De Occulta Philosophia'' 1530 veröffentlichte Buch des humanistischen Theologen, Doktors der Rechtswissenschaft und der Medizin, Agrippa von Nettesheim, fußt auf den Schriften Giovanni Pico della Mirandolas und stellt die weltweit erste systematisch gegliederte theoretische und praktische Gesamtdarstellung der Magie dar.
 
Das unter dem Titel ''De Occulta Philosophia'' 1530 veröffentlichte Buch des humanistischen Theologen, Doktors der Rechtswissenschaft und der Medizin, Agrippa von Nettesheim, fußt auf den Schriften Giovanni Pico della Mirandolas und stellt die weltweit erste systematisch gegliederte theoretische und praktische Gesamtdarstellung der Magie dar.
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Paracelsus, der Alchemist und Erneuerer der Naturheilkunde, lehnte die auf Aristoteles zurückgehende Scholastik und die damit verbundene streng überlieferte Medizin der Tradition Galenus ab. Mit unbändiger Wissbegierde lernte er Heilkunde von Menschen aller Gesellschaftsschichten. Magie bedeutete für ihn Heilung: ''„Aber magische Operation, gleich wie die Wissenschaft der [[Kabbala]], entspringt nicht aus Geistern oder Zauberei, sondern aus dem natürlichen Lauf der subtilen Natur.“'' (Volumen medizinae Paramirum).
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Paracelsus, [[Alchemie|Alchemist]] und Erneuerer der [[Naturheilkunde]], lehnte die auf Aristoteles zurückgehende Scholastik und die damit verbundene streng überlieferte Medizin in der Tradition von Galenus ab. Mit Wissbegierde lernte er Heilkunde von Menschen aller Gesellschaftsschichten. Magie bedeutete für ihn Heilung: ''„Aber magische Operation, gleich wie die Wissenschaft der [[Kabbala]], entspringt nicht aus Geistern oder Zauberei, sondern aus dem natürlichen Lauf der subtilen Natur.“'' (Volumen medizinae Paramirum).
    
Als Wechselwirkungen des Christentums mit magischen Aktivisten kamen im Mittelalter spezifisch christianisierte Formen der Magie auf. Die Zauberbücher, welche Dämonologie oder Angelologie lehrten, verbreiteten magische Praktiken, die mit christlichen Elementen durchsetzt waren. So sollte der Magier Fasten, Beten und die Dreieinigkeit anrufen, damit er göttliche Macht erhielt, um Dämonen zu bezwingen.
 
Als Wechselwirkungen des Christentums mit magischen Aktivisten kamen im Mittelalter spezifisch christianisierte Formen der Magie auf. Die Zauberbücher, welche Dämonologie oder Angelologie lehrten, verbreiteten magische Praktiken, die mit christlichen Elementen durchsetzt waren. So sollte der Magier Fasten, Beten und die Dreieinigkeit anrufen, damit er göttliche Macht erhielt, um Dämonen zu bezwingen.
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=====Wahrsagerei=====
 
=====Wahrsagerei=====
Die Synoden erließen viele Vorschriften gegen die Wahrsagerei, so die Synode von Ancyra (314), von Agde (506), von Orléans (511), von Braga (572) und von Toledo (633) und andere.<ref name="he_02" /> Dazu gehörte auch die Astrologie. Isidor von Sevilla unterschied in seiner ''Etymologiae'' zwischen einer „astrologia naturalis“, die zum Beispiel Wetterprognosen ermöglichte, und einer „astrologia superstitiosa“, die menschliches Verhalten voraussagte.
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Die Synoden erließen viele Vorschriften gegen die [[Wahrsagerei]], so die Synode von Ancyra (314), von Agde (506), von Orléans (511), von Braga (572) und von Toledo (633) und andere.<ref name="he_02" /> Dazu gehörte auch die Astrologie. Isidor von Sevilla unterschied in seiner ''Etymologiae'' zwischen einer „astrologia naturalis“, die zum Beispiel Wetterprognosen ermöglichte, und einer „astrologia superstitiosa“, die menschliches Verhalten voraussagte.
    
Die mittelalterliche Literatur befasste sich im Wesentlichen mit zwei Formen des Wahrsagens: 1.&nbsp;der Astrologie, 2.&nbsp;dem Loswerfen. Hinzu kam die Berücksichtigung bestimmter unheilbringender Tage.
 
Die mittelalterliche Literatur befasste sich im Wesentlichen mit zwei Formen des Wahrsagens: 1.&nbsp;der Astrologie, 2.&nbsp;dem Loswerfen. Hinzu kam die Berücksichtigung bestimmter unheilbringender Tage.
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===Neuzeit===
 
===Neuzeit===
In der Renaissance wurden die hermetischen Schriften wiederentdeckt. Magier praktizierten davon inspiriert eigene Varianten neuplatonischer Zeremonialmagie. Der Mathematiker, Geograph, Entwickler von Navigationsinstrumenten, Astrologe, Mystiker und Alchemist John Dee war der wohl bedeutendste christliche Engelsmagier. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern entwickelte er seine Engelsmagie in aller Öffentlichkeit. Daraus entstand eine ihm offenbarte Version der Henochischen Sprache. Dees Privatbibliothek war die größte Bibliothek Englands. Ihr Bestand ist heute Kern der British Library. Auch Anthony Graftons Untersuchungen zu neuzeitlichen Magiern zufolge sei Magie keineswegs, wie es das Vorurteil will, Antipode, sondern eher der Vorläufer von Aufklärung.
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In der Renaissance wurden die [[Hermetik|hermetischen]] Schriften wiederentdeckt. Magier praktizierten davon inspiriert eigene Varianten neuplatonischer Zeremonialmagie. Der Mathematiker, Geograph, Entwickler von Navigationsinstrumenten, Astrologe, Mystiker und Alchemist John Dee war der wohl bedeutendste christliche Engelsmagier. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern entwickelte er seine Engelsmagie in aller Öffentlichkeit. Daraus entstand eine ihm offenbarte Version der Henochischen Sprache. Dees Privatbibliothek war die größte Bibliothek Englands. Ihr Bestand ist heute Kern der British Library. Auch Anthony Graftons Untersuchungen zu neuzeitlichen Magiern zufolge sei Magie keineswegs, wie es das Vorurteil will, Antipode, sondern eher der Vorläufer von Aufklärung.
    
Zu Beginn des 18.&nbsp;Jahrhunderts fand wieder eine verstärkte Hinwendung zu innerseelischen, [[Okkultismus|okkultistischen]], [[Mystik|mystischen]], magischen und [[Esoterik|esoterischen]] Themen statt. Herausragende Erscheinungen dieser Zeit waren Alessandro Cagliostro<ref>KIEFER, Klaus H. (Hrsg.): Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. München: Beck 1991, 740 S.</ref> und Franz Anton Mesmer mit seiner Lehre vom animalischen Magnetismus, welche der späteren Hypnotherapie den Boden bereitete und die Entwicklung des [[Spiritismus]]. Besonders in initiatorischen [[Rosenkreuzer|Rosenkreuzer-Orden]] wird der zeremoniellen Magie ein beachtlicher Stellenwert zugewiesen.
 
Zu Beginn des 18.&nbsp;Jahrhunderts fand wieder eine verstärkte Hinwendung zu innerseelischen, [[Okkultismus|okkultistischen]], [[Mystik|mystischen]], magischen und [[Esoterik|esoterischen]] Themen statt. Herausragende Erscheinungen dieser Zeit waren Alessandro Cagliostro<ref>KIEFER, Klaus H. (Hrsg.): Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. München: Beck 1991, 740 S.</ref> und Franz Anton Mesmer mit seiner Lehre vom animalischen Magnetismus, welche der späteren Hypnotherapie den Boden bereitete und die Entwicklung des [[Spiritismus]]. Besonders in initiatorischen [[Rosenkreuzer|Rosenkreuzer-Orden]] wird der zeremoniellen Magie ein beachtlicher Stellenwert zugewiesen.
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Die Romantik mit ihrer Hinwendung zum Unbewussten ging aus der Klassik und ihrer Tendenz zum apollinisch Verstandesmäßigen hervor. Damit entwickelten sich Autoren wie der Maler, Arzt und Naturphilosoph Carl Gustav Carus, der zu den Vorgängern [[Parapsychologie|parapsychologischer]] Forscher zählt. Insbesondere exotische Spiritualität fand vermehrt Beachtung, da der Kolonialismus die westliche Welt mit indischer und ägyptischer Mythologie bekannt machte, was seinen Niederschlag in den magischen Texten des 18.&nbsp;und 19.&nbsp;Jahrhunderts fand.
 
Die Romantik mit ihrer Hinwendung zum Unbewussten ging aus der Klassik und ihrer Tendenz zum apollinisch Verstandesmäßigen hervor. Damit entwickelten sich Autoren wie der Maler, Arzt und Naturphilosoph Carl Gustav Carus, der zu den Vorgängern [[Parapsychologie|parapsychologischer]] Forscher zählt. Insbesondere exotische Spiritualität fand vermehrt Beachtung, da der Kolonialismus die westliche Welt mit indischer und ägyptischer Mythologie bekannt machte, was seinen Niederschlag in den magischen Texten des 18.&nbsp;und 19.&nbsp;Jahrhunderts fand.
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Im 19.&nbsp;Jahrhundert wurden magische Organisationen wie der Hermetic Order of the Golden Dawn gegründet mit kulturell bedeutsamen Persönlichkeiten wie William Butler Yeats und Algernon Blackwood als Mitglieder.
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Im 19.&nbsp;Jahrhundert wurden magische Organisationen wie der [[Hermetic Order of the Golden Dawn]] gegründet mit kulturell bedeutsamen Persönlichkeiten wie William Butler Yeats und Algernon Blackwood als Mitglieder.
    
Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts erlebte die Magie eine Renaissance durch das Wirken des Magiers [[Aleister Crowley]], einem Mitglied der Golden Dawn und des 1903 gegründeten magischen Ordens [[Ordo Templi Orientis]]. Die nationalsozialistische Ideologie griff auf magische und okkulte Traditionen zurück: nordische Mythologie, germanische [[Runen]] und keltische Symbole. [[Ariosophie|Ariosophen]] schufen ideologische Voraussetzungen für den Genozid des 3.&nbsp;Reichs. Einer ihrer Initiatoren war der Reichsführer-SS und Reichsinnenminister Heinrich Himmler, ein bekennender Okkultist und Esoteriker, der sich für die [[Reinkarnation]] Heinrich&nbsp;I. (919 - 936) hielt. <ref>James Webb: ''Das Zeitalter des Irrationalen -
 
Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts erlebte die Magie eine Renaissance durch das Wirken des Magiers [[Aleister Crowley]], einem Mitglied der Golden Dawn und des 1903 gegründeten magischen Ordens [[Ordo Templi Orientis]]. Die nationalsozialistische Ideologie griff auf magische und okkulte Traditionen zurück: nordische Mythologie, germanische [[Runen]] und keltische Symbole. [[Ariosophie|Ariosophen]] schufen ideologische Voraussetzungen für den Genozid des 3.&nbsp;Reichs. Einer ihrer Initiatoren war der Reichsführer-SS und Reichsinnenminister Heinrich Himmler, ein bekennender Okkultist und Esoteriker, der sich für die [[Reinkarnation]] Heinrich&nbsp;I. (919 - 936) hielt. <ref>James Webb: ''Das Zeitalter des Irrationalen -
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===Gegenwart===
 
===Gegenwart===
Der Trend zur Esoterik und Magie der Gegenwart verstärkte sich durch Teilgruppen der Flowerpowerbewegung Amerikas als alternatives Weltmodell von Pazifisten nach dem Zweiten Weltkrieg.<ref>Einschlägige Literaturliste dieser Zeit in: Andreas Huettl und P.-R. König: ''Satan – Jünger, Jäger und Justiz'', 416 S., 65 Abb., Kreuzfeuer Verlag, ''2006'', ISBN 3-937611-01-0, S. 131f</ref> Dort entstand der Begriff [New-Age. Teile der Hippiekultur griffen dabei Disziplinen wie [[Astrologie]], Parapsychologie und okkultistische Praktiken wie [[Tarot]] und [[Pendeln]] auf.<ref>Das Musical Jesus Christ Superstar spiegelt etliche derartige Interessen in seinem Text.</ref> Für die Praxis des Pendelns wurden damals und heute, wie in allen sonstigen inhomogenen soziologischen Gruppierungen auch, teilweise vollkommen unterschiedliche vom jeweiligen Bildungsstand des Anwenders abhängige Erklärungsmodelle herangezogen. Unter okkulten Vertretern der Pendelmagie findet man Anhänger des Geistermodells, wissenschaftlich Orientierte sehen hingegen den [[Carpenter-Effekt]] verantwortlich. Es gibt kein allgemeingültiges Verständnis vermeintlich magischer Phänomene unter Okkultisten. Phänomenologisch betrachtet lassen sich häufig integrative Denkleistungen beobachten, die dazu bereit sind, nach Möglichkeit über Verständnishorizonte zu blicken.<ref>''2.1 Eigenschaften, Bedingungen und Funktionsweise des archaischen Denkens'' in: Friedhart Klix: Erwachendes Denken – Geistige Leistungen aus evolutionspsychologischer Sicht, 405 S., Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 1993, S. 206</ref>
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Der Trend zur Esoterik und Magie der Gegenwart verstärkte sich durch Teilgruppen der Flowerpowerbewegung Amerikas als alternatives Weltmodell von Pazifisten nach dem Zweiten Weltkrieg.<ref>Einschlägige Literaturliste dieser Zeit in: Andreas Huettl und P.-R. König: ''Satan – Jünger, Jäger und Justiz'', 416 S., 65 Abb., Kreuzfeuer Verlag, ''2006'', ISBN 3-937611-01-0, S. 131f</ref> Dort entstand der Begriff [New-Age. Teile der Hippiekultur griffen dabei Disziplinen wie [[Astrologie]], Parapsychologie und okkultistische Praktiken wie [[Tarot]] und [[Pendel]]n auf.<ref>Das Musical Jesus Christ Superstar spiegelt etliche derartige Interessen in seinem Text.</ref> Für die Praxis des Pendelns wurden damals und heute, wie in allen sonstigen inhomogenen soziologischen Gruppierungen auch, teilweise vollkommen unterschiedliche vom jeweiligen Bildungsstand des Anwenders abhängige Erklärungsmodelle herangezogen. Unter okkulten Vertretern der Pendelmagie findet man Anhänger des Geistermodells, wissenschaftlich Orientierte sehen hingegen den [[Carpenter-Effekt]] verantwortlich. Es gibt kein allgemeingültiges Verständnis vermeintlich magischer Phänomene unter Okkultisten. Phänomenologisch betrachtet lassen sich häufig integrative Denkleistungen beobachten, die dazu bereit sind, nach Möglichkeit über Verständnishorizonte zu blicken.<ref>''2.1 Eigenschaften, Bedingungen und Funktionsweise des archaischen Denkens'' in: Friedhart Klix: Erwachendes Denken – Geistige Leistungen aus evolutionspsychologischer Sicht, 405 S., Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 1993, S. 206</ref>
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Wicca ist eine neuzeitliche Naturreligion, die magische Techniken praktiziert. Bereiche, in denen Magie oder magisches Denken Einzug genommen haben, sind beispielsweise das neurolinguistische Programmieren ([[NLP]]) und [[Positiv Denken|positives Denken]], bestimmte psychotherapeutische Praktiken, Schamanismus, Channeling, die Kabbala, Tarot und der Kontakt mit [[Engel]]n. Auch der [[Neopaganismus]] beinhaltet Formen der Magie, meist in Form von Naturmagie und viele religiöse Riten lassen noch ihre Herkunft aus magischem Denken erahnen. Carl Gustav Jung sieht seine Psychologie in einem engen Verhältnis zu magischen Traditionen und nennt „magisch“ nur ein anderes Wort für „psychisch“.<ref>Jolande Jacobi: Die Psychologie von C.G. Jung, S. 271</ref>
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[[Wicca]] ist eine neuzeitliche Naturreligion, die magische Techniken praktiziert. Bereiche, in denen Magie oder magisches Denken Einzug genommen haben, sind beispielsweise das neurolinguistische Programmieren ([[NLP]]) und [[Positiv Denken|positives Denken]], bestimmte psychotherapeutische Praktiken, Schamanismus, Channeling, die Kabbala, Tarot und der Kontakt mit [[Engel]]n. Auch der [[Neopaganismus]] beinhaltet Formen der Magie, meist in Form von Naturmagie und viele religiöse Riten lassen noch ihre Herkunft aus magischem Denken erahnen. Carl Gustav Jung sieht seine Psychologie in einem engen Verhältnis zu magischen Traditionen und nennt „magisch“ nur ein anderes Wort für „psychisch“.<ref>Jolande Jacobi: Die Psychologie von C.G. Jung, S. 271</ref>
    
Bis heute versuchen rechtsextreme Gruppierungen wie das [[Thule-Seminar]] um Pierre Krebs mit Themen rund um die Magie wie [[Esoterik]], [[Okkultismus]] und [[Neopaganismus]] für ihre Weltanschauung zu werben.<ref>Zu Okkultismus siehe [http://www.politische-bildung-brandenburg.de/extrem/glossar/okkultismus.htm Quelle: Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung]; zu Esoterik, Magie und Rechtsextremismus vgl. Andreas Klump (Referent im Bundesministerium des Innern): [http://www.extremismus.com/texte/esorex.htm Rechtsextremismus und Esoterik - Verbindungslinien, Erscheinungsformen, offene Fragen]'', Berlin 2001 (abgerufen 17.&nbsp;Februar 2009)</ref>
 
Bis heute versuchen rechtsextreme Gruppierungen wie das [[Thule-Seminar]] um Pierre Krebs mit Themen rund um die Magie wie [[Esoterik]], [[Okkultismus]] und [[Neopaganismus]] für ihre Weltanschauung zu werben.<ref>Zu Okkultismus siehe [http://www.politische-bildung-brandenburg.de/extrem/glossar/okkultismus.htm Quelle: Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung]; zu Esoterik, Magie und Rechtsextremismus vgl. Andreas Klump (Referent im Bundesministerium des Innern): [http://www.extremismus.com/texte/esorex.htm Rechtsextremismus und Esoterik - Verbindungslinien, Erscheinungsformen, offene Fragen]'', Berlin 2001 (abgerufen 17.&nbsp;Februar 2009)</ref>
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Insbesondere bedient sich die Magie verschiedener psychisch-geistiger Techniken, hat aber bis jetzt keinen Nachweis erbracht, dass sie eine reale Außenwirkung hat, und stellt somit ein eher kulturelles oder soziales Phänomen dar, das auf metaphysischen Annahmen und Glauben basiert. Von der Naturwissenschaft werden die behaupteten Wirkweisen demgemäß zumeist als Illusion bezeichnet oder ins Reich der [[Mentaltraining|Autosuggestion]] und der Psychologie verwiesen.
 
Insbesondere bedient sich die Magie verschiedener psychisch-geistiger Techniken, hat aber bis jetzt keinen Nachweis erbracht, dass sie eine reale Außenwirkung hat, und stellt somit ein eher kulturelles oder soziales Phänomen dar, das auf metaphysischen Annahmen und Glauben basiert. Von der Naturwissenschaft werden die behaupteten Wirkweisen demgemäß zumeist als Illusion bezeichnet oder ins Reich der [[Mentaltraining|Autosuggestion]] und der Psychologie verwiesen.
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Magische Techniken und Praktiken sind beispielsweise Ritualmagie und Zeremonialmagie, Naturmagie, Schutzmagie, Sigillenmagie, Neoschamanismus, Planetenmagie, Mentalmagie, die Arbeit mit Atavismen, Annahme von Gottformen, Inkantation, Invokation und Beschwörung, Sexualmagie, Astralmagie (Visualisierung, Imagination, Astralprojektion und Astralreisen), [[Wahrsagen]], Willensschulung und Geistesschulung durch [[Mentaltraining|Mentaltechniken]], Tranceschulung, Konzentration, Meditation, Energie- und Atemübungen (Pranayama).
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Magische Techniken und Praktiken sind beispielsweise Ritualmagie und Zeremonialmagie, Naturmagie, Schutzmagie, Sigillenmagie, [[Neoschamanismus]], Planetenmagie, Mentalmagie, die Arbeit mit Atavismen, Annahme von Gottformen, Inkantation, Invokation und Beschwörung, Sexualmagie, Astralmagie ([[Visualisierung]], Imagination, Astralprojektion und Astralreisen), [[Wahrsagen]], Willensschulung und Geistesschulung durch [[Mentaltraining|Mentaltechniken]], Tranceschulung, Konzentration, Meditation, Energie- und Atemübungen (Pranayama).
    
Ein früh anzutreffendes Element magischer Praktiken waren Buchstaben und unverständliche Zauberworte. Dazu gehört insbesondere die Magie des Namens. Es geht dabei um eine Kommunikation zwischen dem Magier und dem Göttlichen. Dem magischen Gelingen dieser Kommunikation liegt die Vorstellung zu Grunde, dass eine wesenhafte Beziehung zwischen dem Namen und dem Träger des Namens besteht. Wer den Namen eines Dämons oder Gottes kennt, beherrscht auch diesen Dämon oder Gott.<ref>Theodor Hopfner: Griechisch-ägyptischer Offenbarungszauber. 2 Bände. H. Haessel Verlag Leipzig 1921/1924; Nachdruck Hakkert, Amsterdam 1983/1990, ISBN 90-256-0716-0, Bd. I §§ 706, 759 ff.</ref> Daher ist es wichtig, den richtigen Namen zu treffen. Den Grundsätzen des Wortzaubers entspricht die Tendenz zum verdunkelten und dunklen Wort. Die geheimnisvolle Macht der Zauberformeln liegt gerade in ihrer Unverständlichkeit.<ref>Iamblichos (4. Jh.) schrieb in „De Mysteriis“, dass die bedeutungslosen Wörter und Namen eine nur den Göttern verständliche Bedeutung zukomme. Gerade der Umstand, dass die Namen dem menschlichen Verstand unzugänglich und unverständlich bleiben, mache sie erhabener, heiliger und ehrwürdiger, als dass wir schwachen Menschen sie erfassen könnten. Zitiert nach Hopfner Bd. I § 718.</ref> Der mächtigste Schriftzauber in der Antike war die Alphabetreihe. Daneben gab es die Kontraktionen, beim Alphabet ΑΩ, bei den ''nomina sacra'' der erste und letzte Buchstabe, das Anagramm, Palindrome und glossolalische Vokal- und Konsonantenreihen.<ref>Klaus Düwel: Zur Auswertung der Brakteatinschriften. Runenkenntnis und Runeninschriften als Oberschichten-Merkmale. In: Karl Hauck (Hrsg.): Der historische Horizont der Götterbilsamulette aus der Übergangsepoche von der Spätantike zum Frühmittelalter. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1992, ISBN 3-525-82587-0,  S. 37 f.</ref> Reiches Material bieten dafür die Inschriften auf den nordischen Goldbrakteaten.
 
Ein früh anzutreffendes Element magischer Praktiken waren Buchstaben und unverständliche Zauberworte. Dazu gehört insbesondere die Magie des Namens. Es geht dabei um eine Kommunikation zwischen dem Magier und dem Göttlichen. Dem magischen Gelingen dieser Kommunikation liegt die Vorstellung zu Grunde, dass eine wesenhafte Beziehung zwischen dem Namen und dem Träger des Namens besteht. Wer den Namen eines Dämons oder Gottes kennt, beherrscht auch diesen Dämon oder Gott.<ref>Theodor Hopfner: Griechisch-ägyptischer Offenbarungszauber. 2 Bände. H. Haessel Verlag Leipzig 1921/1924; Nachdruck Hakkert, Amsterdam 1983/1990, ISBN 90-256-0716-0, Bd. I §§ 706, 759 ff.</ref> Daher ist es wichtig, den richtigen Namen zu treffen. Den Grundsätzen des Wortzaubers entspricht die Tendenz zum verdunkelten und dunklen Wort. Die geheimnisvolle Macht der Zauberformeln liegt gerade in ihrer Unverständlichkeit.<ref>Iamblichos (4. Jh.) schrieb in „De Mysteriis“, dass die bedeutungslosen Wörter und Namen eine nur den Göttern verständliche Bedeutung zukomme. Gerade der Umstand, dass die Namen dem menschlichen Verstand unzugänglich und unverständlich bleiben, mache sie erhabener, heiliger und ehrwürdiger, als dass wir schwachen Menschen sie erfassen könnten. Zitiert nach Hopfner Bd. I § 718.</ref> Der mächtigste Schriftzauber in der Antike war die Alphabetreihe. Daneben gab es die Kontraktionen, beim Alphabet ΑΩ, bei den ''nomina sacra'' der erste und letzte Buchstabe, das Anagramm, Palindrome und glossolalische Vokal- und Konsonantenreihen.<ref>Klaus Düwel: Zur Auswertung der Brakteatinschriften. Runenkenntnis und Runeninschriften als Oberschichten-Merkmale. In: Karl Hauck (Hrsg.): Der historische Horizont der Götterbilsamulette aus der Übergangsepoche von der Spätantike zum Frühmittelalter. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1992, ISBN 3-525-82587-0,  S. 37 f.</ref> Reiches Material bieten dafür die Inschriften auf den nordischen Goldbrakteaten.
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===Religiöse Systeme und magische Praktiken===
 
===Religiöse Systeme und magische Praktiken===
Religiöse Systeme, in denen heutzutage noch magische Praktiken erscheinen, sind z. B. hinduistisches und buddhistisches Tantra, Daoismus, Bön, [[Voodoo]], Naturreligionen, Schamanismus, Huna, Neopaganismus und der Katholizismus ([[Exorzismus]]).
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Religiöse Systeme, in denen heutzutage noch magische Praktiken erscheinen, sind z. B. hinduistisches und buddhistisches [[Tantra]], Daoismus, Bön, [[Voodoo]], Naturreligionen, Schamanismus, Huna, Neopaganismus und der Katholizismus ([[Exorzismus]]).
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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