MMS2

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MMS2 (Miracle Mineral Supplement two bzw Miracle Mineral Solution 2) ist der Name eines Calciumhypochlorit-haltigen Produkts, das im Internet zu pseudomedizinischen Zwecken vielerorts angeboten wird. Erfinder ist der Amerikaner Jim Humble, der bereits zuvor mit einem analogen Scharlatanerieprodukt namens Miracle Mineral Supplement (MMS) in Erscheinung trat, das inzwischen teilweise als MMS1 bezeichnet wird. Um den MMS-Absatz nicht zu gefährden, soll laut MMS-Vertreibern MMS2 lediglich genauso gut und komplementär zu MMS sein. Auch gebe es eine Art synergistischen Effekt, wenn beide Mittel gemeinsam angewandt würden, also Chlordioxid und Calciumchlorit sowie Zitronensäure.

MMS2 ist kein zugelassenes Arzneimittel.

Im Versandhandel für Produkte dieser Art wird es in kleinen Mengen zu hohen Preisen angeboten. So bietet eine Firma 0,6 Gramm MMS2 für 28 Euro an. In Baumärkten sind dazu preiswerte Grosspackungen für private Schwimmbadbesitzer für wenige Euro erhältlich.

Offenbar um gesetzlichen Hindernissen aus dem Wege zu gehen wird MMS2 von einigen Anbietern zur vermeintlichen "Wasserdesinfektion" für Tiere angeboten. Andere Anbieter aus dem Ausland, etwa ein Gerd Lönnig von den kanarischen Inseln[1] kommen jedoch schnell zur Sache und empfehlen das Produkt zur innerlichen Einnahme, da es laut Werbung Keime, Viren und Bakterien töte. Dazu werden dann auch stets positive Anekdoten über erfolgreiche Heilungen kolportiert, die insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von MMS und MMS2 eintreten würden.

Calciumhypochlorit

Calciumhypochlorit ist das Calciumsalz der Hypochlorigen Säure (Ca(OCl)2). Die ätzend wirkende und umweltschädliche Substanz ist auch als Losantin oder Perchloron bekannt und wurde vor über einhundert Jahren zur Hautdesinfektion verwandt. Im Neunzehnten Jahrhundert wurde es von Ignaz Semmelweis, einem österreichischen Gynäkologen bekannt, der es wegen seiner desinfizierenden Wirkung äusserlich einsetzte. Wegen seiner schlechten Verträglichkeit auf der Haut ist es seit langem durch besser verträgliche und effektivere Mittel verdrängt worden. Eine innerliche Einnahme von Calciumhypochlorit ist in der Medizin nicht dokumentiert.

Das stechend nach Chlor riechende Calciumhypochlorit wurde als Bleichmittel in der Papierindustrie eingesetzt, aus Umweltschutzgründen verwendet man heute jedoch zunehmend andere Substanzen. Eine aktuelle Anwendung von Calciumhypochlorit findet sich bei der Schwimmbaddesinfektion.

siehe auch

Weblinks

Quellennachweise

  1. Gerd Lönnig, Camino Rodrigo 45, 38760 Los Llanos de Ar., Isla de la Palma