Liberation Treatment der CCSVI: Unterschied zwischen den Versionen

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[[image:PrescanHengelo.jpg|Klinik Prescan in Hengelo: 5995 Euro für umstrittene Therapie ohne Wirksamkeitsnachweis, inkl. Luxus First Class Zimmer|350px|thumb]]
 
[[image:PrescanHengelo.jpg|Klinik Prescan in Hengelo: 5995 Euro für umstrittene Therapie ohne Wirksamkeitsnachweis, inkl. Luxus First Class Zimmer|350px|thumb]]
 
[[image:Bonifatius.jpg|Werbung mit positiven Patientenmeinungen<ref>http://claudybruggink.blogspot.com/2010/06/na-de-liberation-treatment.html</ref>|300px|thumb]]
 
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Mehrere kleinere Kliniken im In- und Ausland bieten inzwischen ein so genanntes "liberation treatment" nach Zamboni an. Dabei handelt es sich um therapeutische Aufweitungen der Venen (Ballondilatation) oder Stets-Implantationen. Beide Verfahren haben ein bekanntes Risikoprofil. So können Stents beispielsweise (selten) abgeschwemmt werden und ins Herz gelangen.  
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Mehrere kleinere Kliniken im In- und Ausland bieten inzwischen ein so genanntes "liberation treatment" nach Zamboni an, unter Berufung auf die Hypothese. Dabei handelt es sich um therapeutische Aufweitungen der Venen (Ballondilatation) oder Stets-Implantationen. Beide Verfahren haben ein bekanntes Risikoprofil. Geweitete Venen können unter der Behandlung Schäden erleiden und müssen dann später durch Prothesen ersetzt werden, auch können Überdehnungen auftreten. Stents können (selten) abgeschwemmt werden und ins Herz gelangen, was auch bei mindestens einem CCSVI-Patienten der Fall war.  
  
 
Meist müssen die MS-Kranken eine weite und für sie beschwerliche und kostspielige Reise (möglicherweise mit Begleitung) unternehmen:
 
Meist müssen die MS-Kranken eine weite und für sie beschwerliche und kostspielige Reise (möglicherweise mit Begleitung) unternehmen:

Version vom 18. September 2010, 23:54 Uhr


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Bild von einem Zamboni-Vortrag, das eine angebliche venöse Stenose zeigen soll

Die Chronische Cerebro-Spinale Venöse Insuffizienz (Chronic cerebrospinal venous insufficiency, CCSVI ) ist die Bezeichnung für eine vaskuläre Fehlbildung (Fehlbildung/abnormale Anlage von Blutgefäßes) bei der Hals- und Thoraxvenen auf Grund von Verengungen (Stenosen) nicht in der Lage sind, das Blut in ausreichendem Maße aus dem zentralen Nervensystem (ZNS), insbesondere aus dem Kopfbereich abzuleiten. Die beobachteten Verengungen betreffen dabei vor allem die Vena jugularis interna und/oder die Vena azygos.

Seit etwa 80 Jahren wird die CCSVI als mögliche Ursache der Multiplen Sklerose (als Venous Multiple Sclerosis) ins Gespräch gebracht. Obwohl dieser Zusammenhang als wissenschaftlich nicht gesichert gilt, und die möglichen Zusammenhänge zur Zeit weiter untersucht werden, befürworten einige Ärzte eine so genannte "liberation treatment" - Therapie der CCSVI in der Hoffnung damit die Multiple Sklerose auf unkonventionelle Weise günstig beeinflussen zu können. Im Internet kursieren darüber hinaus auch Berichte über Personen die einen angenommenen CCSVI-Zustand zum Anlass nahmen sich "vorsorglich" operieren zu lassen um einer möglichen MS vorzubeugen.

Hypothesen zur Entstehung der Krankheit Mulptiple Sklerose (MS)

Eine umstrittene Hypothese, die in den dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts auftauchte, und die in unregelmässigen Abständen neu diskutiert wird, setzt diese Fehlbildung in einen ursächlichen Zusammenhang mit der Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose (MS), die die häufigste neurologische Erkrankung ist, und unter verschiedenen Varianten vorkommt.

Die venöse Stenose (also die Abflussbehinderung durch Gefäßverengung) im Rahmen der CCSVI soll dabei zu einer venösen Stauung bzw. zu einer Erhöhung des venösen Druckes im Gehirn führen. Dies hätte nach dieser Hypothese zur Folge, dass sich in der Umgebung der gestauten Venen Eisenablagerungen bilden würden, die erst danach zu einer Entzündungsreaktion führen.

Bis auf Ausnahmen wird die Hypothese der Durchblutungsstörung als Ursache der MS von Fachleuten als spekulativ oder falsch zurückgewiesen. Die "Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V." weist in einer Stellungnahme von Dezember 2009 ausdrücklich auf Schwächen in der Beweisführung der Befürworter der Hypothese hin. Zitat DMSG:

Nach unserem wissenschaftlichen Urteil entbehren die von Zamboni et al. vorgestellten Studienergebnisse einer soliden wissenschaftlichen Methodik und sind damit wertlos und sogar ethisch bedenklich.[1]

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie warnt vor sinnlosen und gefährlichen Gefäßeingriffen bei Multiple‐Sklerose‐Patienten, heisst es in einer DGN-Nachricht vom 17. September 2010.[2] Laut DGN sei die venöse Stauungshypothese von Zamboni zur MS-Entstehung wissenschaftlich nicht haltbar, und es seien bereits Todesfälle im Zusammenhang mit den Eingriffen bekannt geworden. Zitat:

Nach unserer Meinung gibt es für diese Hypothese keine ausreichenden Beweise, und es gibt erst recht keinen Grund dafür, den vermeintlichen Gefäßstau in einem so genannten Liberation Treatment für mehrere Tausend Euro beseitigen zu wollen. (Zitat MS-Experte Hans‐Peter Hartung aus Düsseldorf)

In den letzten Jahren, etwa ab 2008, wurde die Hypothese der CCSVI als Auslöser der MS durch den italienischen Gefäßchirurgen Paolo Zamboni aus Mailand neu entfacht. Zamboni glaubt durch einen Eingriff die MS heilen zu können, bei dem entweder eine "Ballondilatation" durchgeführt wird, oder ein Stent (kleines Röhrchen, das von innen her ein Gefäß aufdehnen soll) eingesetzt wird. Die entsprechenden Behauptungen und Hypothesen fanden ein großes Interesse bei MS-Kranken, da bis heute für viele MS-Patienten eine kausal wirkende und gleichzeitig befriedigende Therapie der MS unbekannt ist, obwohl es in den vergangenen Jahrzehnten Fortschritte im Bereich der MS-Therapie gab.

Zur Zeit bieten in Deutschland einige Ärzte an, mit bildgebenden Verfahren (meist Ultraschall-Diagnostik/Sonographie, Angiographie oder MRT) eine CCVSI nachweisen zu können, dabei auf diese Hypothese bezugnehmend. Patienten berichten teilweise, dass ihnen empfohlen worden sei ins Ausland nach Polen zu reisen um dort die Stent-Behandlung zu erfahren.

Weitere Empfehlungen aus dem Umfeld der "venous MS"-Anhänger an MS-Patienten betreffen eine "inclined bed therapy", bei der hydrostatische Druckverhältnisse für Besserung sorgen sollen.

Geschichte der CCSVI

Studienlage

Das Pro "CCSVI führt zu MS" - Lager

Beitrag aus Forum CSVI-MS
"Vorsogliche" OP aus Angst vor MS

Im deutschsprachigen Raum formieren sich zahlreiche Anhänger der Minderheitenmeinung, dass bereits feststehe dass die CCSVI trotz laufender Untersuchungen als Ursache der MS anzusehen sei. Besonders aktiv ist in dieser Sache eine anonyme Gruppe von Betroffenen, die sich im Internet unter der Webpräsenz "csvi-ms.net/forum/" sammeln. Obwohl die Webseite kein auswertbares Impressum aufweist und auch die Whois-Recherche gesperrt ist, scheint hier ein gewisser Christian Nolte besonders aktiv zu sein. Neben dem Interesse für den möglichen Zusammenhang zwischen CCSVI und MS wird im Kreise dieser Gruppe insbesondere eine als feindlich empfundene Ärzteschaft ausgemacht, die sich über die Verschreibung von MS-Mitteln bereichere und jegliche Alternative zu medikamentösen Therapien quasi "unterdrücke". Auch werden dort diverse andere Therapieformen diskutiert, die als unkonventionelle Methoden zur Behandlung der MS subsummiert werden können. Hierzu gehört beispielsweise die "Biomechanischen Stimulation" (als Sonderform des Vibrationstraining bzw "Whole Body Vibration" oder Resonsnztraining).

"Liberation "Treatment" nach Zamboni-Protokoll

Klinik Prescan in Hengelo: 5995 Euro für umstrittene Therapie ohne Wirksamkeitsnachweis, inkl. Luxus First Class Zimmer
Werbung mit positiven Patientenmeinungen[3]

Mehrere kleinere Kliniken im In- und Ausland bieten inzwischen ein so genanntes "liberation treatment" nach Zamboni an, unter Berufung auf die Hypothese. Dabei handelt es sich um therapeutische Aufweitungen der Venen (Ballondilatation) oder Stets-Implantationen. Beide Verfahren haben ein bekanntes Risikoprofil. Geweitete Venen können unter der Behandlung Schäden erleiden und müssen dann später durch Prothesen ersetzt werden, auch können Überdehnungen auftreten. Stents können (selten) abgeschwemmt werden und ins Herz gelangen, was auch bei mindestens einem CCSVI-Patienten der Fall war.

Meist müssen die MS-Kranken eine weite und für sie beschwerliche und kostspielige Reise (möglicherweise mit Begleitung) unternehmen:

  • In Frankfurt führt der Radiologe Thomas Vogl entsprechende CCSVI-Untersuchungen und Ballondilatationen für 1200 Euro durch. Ein Bericht einer Patientin
  • Holland: Klinik Prescan Nederland[4] aus Hengelo. Der durchführende Chirurg ist ein Hartmut Görtz. (5995,- Euro inkl. Aufenthalt in Luxus First Class Zimmer)[5] Die eigentliche Behandlung soll dabei in Deutschland stattfinden, und zwar an einem "Gefäßzentrum Emsland"[6], das Teil eines "St. Bonifatius Hospitals" in Lingen[7] ist. Die holländische Klinik verlinkt auf ihrer Webseite stolz ausgesuchte Patientenstimmen aus Holland, die positiv über ihre Therapierfolge durch die CCSVI-Behandlung an der Lingener St. Bonifatius Klinik berichten[8]. Derartige Werbemethoden sind in Deutschland nicht zulässig.
  • Polen: immer wieder wird eine Klinik "EUROMEDIC Spezialklinik" in Katowice als Anlaufadresse für einen Dr. Simka genannt, der mehrere hundert "Liberation Treatments" durchgeführt haben soll und dabei in 97% aller Fälle eine Stenose erkannt haben will. Nach Auskunft von Patienten soll der Eingriff in Polen zwischen 3000 und 5000 Euro kosten.

Weblinks

Literatur

  • Putnam T: "Encephalitis" and sclerotic plaques produced by venular obstruction. Arch Neurol Psychiatry. 1935;33(5) Seiten 929-940
  • Putnam T: Evidences of vascular occlusion in multiple sclerosis and encephalomyelitis. Arch Neurol Psychiatry 1937;37(6) Seiten 1298-1321
  • Putnam T and Adler A: Vascular architecture of the lesions of multiple sclerosis. Arch Neurol Psychiat, 38:1, 1937
  • Dow RS, Berglund G: Vascular pattern of lesions of multiple sclerosis. Arch Neurol Psychiatry. 1942;47(1) S. 1-18
  • Walton JC, and Kaufmann JC: Iron deposits and multiple sclerosis. Arch Pathol Lab Med. 1984 Sep;108(9) S. 755-6. PMID 6547829

Blogs zum Thema

Quellennachweise