Krafttier: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Krafttier''' ist ein Begriff für ein Geistwesen in Tierform, das in der [[Esoterik]] und im Neoschamanismus Imagination|imaginiert wird. Es wird als [[Spiritismus|spiritueller]] Wegbegleiter in Tiergestalt oder als Seelengefährte beschrieben.
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'''Krafttier''' ist ein Begriff für ein Geistwesen in Tierform, das in der [[Esoterik]] und im [[Neoschamanismus]] imaginiert wird. Es wird als [[Spiritismus|spiritueller]] Wegbegleiter in Tiergestalt oder als Seelengefährte beschrieben.
  
Krafttiere werden in der Esoterik auch Totemtiere oder Geisttiere genannt.
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Krafttiere werden in der Esoterik auch Helfertiere oder Geisttiere genannt, teilweise auch (unzutreffend) Totemtiere. Teilweise wird das Konzept des persönlichen Krafttiers auch mit [[Astrologie]] verbunden. Hier ist auch zu beobachten, dass Begriffe umgedeutet werden und manche Anbieter anstelle des Begriffs „Krafttier“ die Bezeichnung „Totemtier“ verwenden, die zwar einen indigenen nordamerikanischen Ursprung hat, da sie aus der Algonkin-Sprachfamilie kommt, dort jedoch eine mythologische Abstammung einer Ethnie oder einer Gruppe innerhalb einer Ethnie beschreibt. In der Esoterikszene wird dieser Begriff jedoch häufig als indigen bzw. [[Schamanismus|schamanisch]] klingende Beschreibung des Geburtssternzeichens angewendet, vor allem bei Anbietern, die sich auf die angebliche indianische Astrologie des [[Plastikschamane]]n [[Indigene Spiritualität in Europa|Vincent LaDuke alias Sun Bear]] beziehen, die keine indigenen Traditionen wiedergibt, sondern bewusst auf ein europäisches Publikum abgestellt wurde.  
  
== Ursprung der Krafttiere ==
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== Ursprung der Krafttiere ==
Die Idee der Krafttiere wurde aus nordamerikanischen Stammesreligionen übernommen und aus den [[Schamanismus|schamanistischen]] Kulturen Sibiriens und der Arktis, in denen Schutzgeister in Tiergestalt vorkommen. In der Mythologie dieser Völker spielen Tiere eine bedeutende Rolle und werden zumeist als beseelt angesehen. In anderen Kulturen in denen Schamanismus auftritt, zum Beispiel in Südamerika, glaubt man ebenso wie in der Arktis und Sibirien an Hilfsgeister, die als Seelen verstorbener Ahnen, Pflanzen- oder Tiergeister gesehen werden. In Australien und Nordamerika sind die Schutzgeister überwiegend tiergestaltig.
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Die Idee der Krafttiere wurde aus nordamerikanischen indigenen Religionen sowie aus den schamanistischen Kulturen Sibiriens und der Arktis übernommen, in denen Schutzgeister in Tiergestalt vorkommen. In der Mythologie dieser Völker werden Tiere zumeist als beseelt angesehen. Auch in südamerikanischen indigenen Kulturen existieren Hilfsgeister, die als Seelen verstorbener Ahnen, Pflanzen- oder Tiergeister gesehen werden. In Australien und Nordamerika sind die Schutzgeister überwiegend tiergestaltig.
  
Die Tiere, die dem Schamanen in seiner Trance als Geister erscheinen, werden als Hilfsgeister und Schutzgeister angesehen. Solche Geister (spiritus familiaris) unterscheiden sich von den göttlichen oder halbgöttlichen Wesen, die der Schamane in seinen Sitzungen anruft.
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== Krafttiere in der Esoterik ==
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Esoterikanbieter haben die Idee der Krafttiere aus den ursprünglichen indigenen Kulturen willkürlich in ihre Konzepte und Vermarktungsstrategien übernommen und dabei nach eigenen Vorstellungen geändert. Viele von ihnen berufen sich zwar auf den Schamanismus als Ursprung und Tradition der Krafttiere, sind aber nicht an einer Wiedergabe der ursprünglichen Inhalte interessiert. Die Berufung auf indigene Kulturen dient lediglich dem reinen Marketing. Entsprechend diesem uneinheitlichen, je nach Anbieter variierenden Konzept des Krafttiers gibt es unterschiedliche Formen von Krafttieren. So haben einige Anbieter neben persönlichen Krafttieren auch Helfertiere (sollen nur in besonderen Situationen in Erscheinung treten) und Partnertiere (sollen die Partnerschaft begleiten) ersonnen.
  
Krafttiere haben nach den Lehren verschiedener Formen des Schamanismus große Macht in den jenseitigen Ober- und Unterwelten. Sie sollen dem Schamanen helfen sich in diesen Welten zurechtzufinden und diese Welten zu verstehen. Auch werden diese Wesen angerufen um die Seele des Menschen auf Reisen in diesen Welten zu begleiten, zu beschützen, zu heilen und zu führen.
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Auch in der Esoterik wird das Krafttier zumeist symbolisch als ein imaginäres Wesen verstanden, mit dem man auf geistig-spiritueller Ebene kommuniziert. Verschiedenen Krafttieren werden bestimmte Eigenschaften zugewiesen, die auf den jeweiligen Menschen, der dieses Krafttier für sich ausgewählt hat, übertragen werden.<ref>dayalemoon.de/themen/krafttiere.htm: "Dein persönliches Krafttier ist das Tier, das dich ein Leben lang begleitet, dich führt und dir zur Seite steht, jeder hat mehrere Krafttiere, du besitzt die Gaben und Fähigkeiten des Tieres, die du in deinem Leben entwickeln solltest, manchmal ist auch deine Bestimmung des Lebens heraus zu lesen".)</ref> Die so genannten Krafttiere werden im Traum erkannt oder imaginiert, tänzerisch und lautlich nachgeahmt und dienen als Begleiter und Ratgeber im Zusammenhang mit imaginativen Vorstellungen.
  
Der Schamane verfügt zumeist über mehrere Hilfsgeister in Tierform, die ihn bei seinen Aufgaben, dem Besuch geistiger Welten und dem Heilen von Krankheit, Elend und Unglück unterstützen. Der Schamane fällt hierbei in eine Trance und besichtigt imaginativ geistige Welten, wo er z.B. um die Rückkehr menschlicher Seelen bittet, die von bösen Geistern gefangen wurden.
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Das Symbol des jeweiligen Tieres wird zumeist so verstanden, dass die Verbindung zu dem Tier die jeweiligen symbolischen Eigenschaften auf den "Schamanen" überträgt oder dessen Eigenschaften personifiziert. Ein Wolf, der in einem Rudel lebt, wäre auch mit Empathie ausgestattet oder der Fuchs soll hohe Intelligenz bewirken. Die symbolischen Eigenschaften der Tiere sind in der Esoterik zumeist nicht nur auf tribale Religionen und Schamanismus bezogen, sondern speisen sich auch aus europäischen Überlieferungen wie z.B. Mythologie, Fabeln und Märchen. Wenn auch die Auswahl der angebotenen möglichen Krafttiere bzw. auch Krafttieressenzen variiert, wird in der Palette der genannten Tiere wiederum deutlich, dass ein Bezug auf indigene Kulturen nur oberflächlich vorhanden ist, da diese häufig auch Tiere enthalten, die in den entsprechenden Regionen gar nicht beheimatet sind, wie z.B. Elefant, Kamel, Esel, Huhn, Kobra, Kuh, Pferd, Schwein<ref>vgl. z.B. www.sawanta.de/globuli-essenzen/krafttier-essenzen/krafttier-essenzen.html abgerufen 23.11.2012</ref>, oder imaginäre Tiere wie [[Einhorn|Einhörner]] und Drachen betreffen.
  
Einige Schamanen haben nur einen Hilfsgeist in Tierform, andere eine ganze Armee. So haben Schamanen der nördlichen Ostjaken nur einen Tiergeist, den Bären, während im nördlichen Grönland ein Schamane bis zu fünfzehn Hilfsgeister hat. Bei einigen Völkern ist der Schamane umso mächtiger, je mehr Hilfsgeister er hat. In der Mythologie der Inuit kommen die Tiergeister aus freiem Willen herbei, wenn der Schamane sich als würdig erweist.
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Zu Krafttieren gibt es in der Esoterikzsene ein breites Spektrum von Angeboten, beispielsweise Krafttier-Orakel mittels spezieller Karten ähnlich dem [[Tarot]], Krafttieressenzen (so genannte Power Animal Remedies, beispielsweise [[Einhornessenz]]en), Amulette usw. Diese werden flankiert von Online-Angeboten zur Bestimmung des persönlichen Krafttiers.
  
== Bedeutung verschiedener Tiergeister ==
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==Der Einsatz des Krafttiers bei diversen Esoterikanbietern==
Die Schamanen Sibiriens und der Arktis, deren verschiedene Völker einem gemeinsamen mythologischem [Kulturkreis angehören, verkehren mit Geistern aus der Natur wie Wölfen, Elchen, Bären, Raben, Fischen, Pferden, Schlangen und Vögeln.
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Kein Anbieter, der sich dieses Konzeptes bedient, begrenzt sich auf den Verkauf indianischer Spiritualität. Statt dessen wird mit einer breiten Palette weiterer Angebote kombiniert, darunter z.B.:
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*Asiatisches: [[Yoga]], Reiki, Meditation, [[Tantra]], [[Chakra|Chakren]] oder [[Aura]]-Heilung bzw. -Reinigung,  
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*Hawaiianisches: [[Huna]], [[Hoʻoponopono]]
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*Germanisches: Runenkunde
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*Keltisches: [[Druide]]n, Wyda
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*Afro-Amerikanisches: Santeria.  
  
Bei den Nenzen, Tschuktschen und Ewenken spielen Rentiere, Füchse, Bären und Wölfe traditionell eine wichtige Rolle in Mythen und Geschichten.
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Daneben erscheint eine Vielzahl weiterer esoterischer Konzepte, die in keinem ethnischen Zusammenhang stehen wie: Besprechen, Quantum-Healing, [[Kinesiologie]], [[Remote Viewing]], Drachen, [[Heilsteine]], [[Cranio-Sakrale-Therapie]], [[Radiästhesie]], Tarot, [[Homöopathie]], [[Tierkommunikation]], [[Astrologie]], [[Familienaufstellung nach Hellinger|Familienaufstellen]], Unternehmensberatung, [[Lichtarbeit]], [[Engel]], so genannte lemurische Heiltechniken, energetische Wirbelsäulenausrichtung, Tensegrity nach Carlos Castaneda, [[Channeling|Channeln]], Astralreisen, [[Pendel]]n, Baumhoroskop, [[Bachblüten]], [[Kryon]], [[Magie]] etc.  
  
Das Verhältnis des Schamanen zu den Tiergeistern kann je nach Volk variieren, jedoch besteht immer eine enge Beziehung, die vom Verhältnis eines Wohltäters zu seinem Schützling bis zum Verhältnis eines Dieners zu seinem Herren reicht.
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Nicht wenige Anbieter kombinieren beliebig über ein breites Feld der aufgeführten Palette hinweg<ref>wie z.B. eliphaz.de/, www.shantila.de, www.schamaninatonka.de, www.kondor.de, www.jasra.de, www.thomas-raschke.de, sitanka.beepworld.de, www.mikota.org, www.margit-eres.de, www.schamanische-heilbegleitung.de, www.wakandas.de/?page_id=63, www.myriam-tonga.de, reiki-schamane.com abgerufen 25.11.2012</ref>.
  
Die Rolle, die Tiere in der schamanischen Sitzung spielen, zeigt sich in der Einleitung der Sitzung und der Vorbereitung von Himmels- oder Unterweltsreisen, während der der Schamane unter anderem das Verhalten von Tieren nachahmt und Tierschreie imitiert.
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Auch Anbieter, die eine Ausbildung bei einem indianischen „Schamanen“ behaupten, reichern ihr Angebot mit Konzepten an, die aus anderen Kulturkreisen stammen.<ref>vgl z.B. www.ganz-sein-muenchen.de/, www.kdfnet.de, www.mikota.org, www.umane.de, www.schamaninatonka.de, abgerufen 25.11.2012</ref>       
  
In den verschiedenen Stämmen der Arktis und Sibiriens werden bestimmte Tiergeister traditionell überliefert, die auch je nach Stamm verschiedene Rollen und Bedeutungen haben: Der Schamane soll z.B. in Form des Tieres selbst in Tranceerlebnissen in den jenseitigen Geistwelten reisen können, feindliche Wesen bekämpfen, oder die Tiere begleiten ihn bei seinen Magie|magischen Aufgaben. Eine wichtige Aufgabe des Schamanen arktischer Völker in Bezug auf Tiere ist es z.B., den Herrn der Tiere bei einer Seelenreise zu treffen und über Jagdbeute zu verhandeln. Bei den Ewenken ist dieser Herr der Tiere der Bär, der auch als das höchste Wesen angesehen wird. Bei den Völkern Nordostsibiriens und bei Inuitgruppen Alaskas, Kanadas und Grönlands hat der Rabe eine wichtige Rolle als Urahn der Menschen, Erschaffer der Erde und Kulturbringer.
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Einige dieser Angaben sind schwer überprüfbar, da die Lehrer verstorben sind, wie z.B. Archie Fire Lame Deer, John Pope alias Rolling Thunder und Vincent LaDuke alias Sun Bear. Zum Teil werden jedoch bereits die angeblichen Ethnien dieser Lehrer unkorrekt wiedergegeben, wie zB „Susquachannock“ anstatt Susquehannock<ref>www.schamaninatonka.de abgerufen 25.11.2012</ref> (hier kommt zudem hinzu, dass die Ethnie der Susquehannock nie in Florida ansässig war und weiterhin seit ca. 200 Jahren nicht mehr besteht), oder „Chactow“ anstatt Choctaw<ref>reiki-schamane.com abgerufen 25.11.2012</ref>, was deutlich eine weitgehende Unwissenheit dieser Anbieter bezüglich indigener Ethnien und Spiritualität aufzeigt.  
  
== Krafttiere in der Esoterik ==
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Weitere Anbieter nennen ihre Lehrer gar nicht oder nur vage, z.B. „Don Juan“ von den Shuar<ref>www.tunkashila.eu abgerufen 25.11.2012</ref>, oder berufen sich auf eine angebliche „Tradition der mexikanischen Curanderos“<ref>www.margit-eres.de abgerufen 25.11.2012</ref>.
Im esoterischen Zusammenhang in der westlichen Kultur spielen Krafttiere eine ähnliche Rolle wie die Tiergeister in ihren Ursprungskulturen. Das Tier wird hier zumeist symbolisch verstanden und es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Methoden, mit diesen Tieren in Kontakt zu treten. Verschiedenen Krafttieren werden bestimmte Eigenschaften zugewiesen, die auf den jeweiligen Menschen, der dieses Krafttier für sich ausgewählt hat, übertragen eerden.<ref>http://dayalemoon.de/themen/krafttiere.htm:  Dein pesönliches Krafttierist das Tier, das dich ein Leben lang begleitet, dich führt und dir zur Seite steht,
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jeder hat mehrere Krafttiere, du besitzt die Gaben und Fähigkeiten des Tieres, die du in deinem Leben entwickeln solltest, manchmal ist auch deine Bestimmung des Lebens heraus zu lesen)</ref> Die sogenannten Krafftiere werden im Traum erkannt oder imaginiert, tänzerisch und lautlich nachgeahmt und dienen als Begleiter und Ratgeber im Zusammenhang mit Imagination|imaginativen Vorstellungen.
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Das Angebot von ausgewählten Einzelheiten indigener Spiritualität lässt sich ebenfalls verbinden mit einer deutlichen Betonung so genannter keltisch-germanischer Wurzeln und der Eigendarstellung ''“Germanisches Blut in meinen Adern durch meine Mutter“'', wobei auffallend ist, dass diese Anbieterin ihre Webseite mit einem Lakota-Namen bezeichnet (Si Tanka bedeutet soviel wie „Großer Fuß“) - allerdings hat die Anbieterin den Namen, den sie sich beigelegt hat, inzwischen zu „Tanka“ verkürzt und deutet diesen als ''germanisch'' um - und die auf der Seite aufgeführten Links deutlich den indigenen amerikanischen Bereich betonen, wobei beliebig seriöse Personen und Projekte zwischen eindeutige Plastikschamanenseiten gestellt werden.<ref>sitanka.beepworld.de abgerufen 25.11.2012</ref> Diese Anbieterin versuchte offenbar auch vergebens, sich in der so genannten Hobbyisten- bzw. Indianistik-Szene zu etablieren<ref>vgl. www.cherokee-indianer.de/wbb/thread.php?postid=75858 abgerufen 26.11.2012</ref>, wo die Anbieterin sich als Kritikerin der Übernahme indigener Spiritualität gerieren wollte und als ebensolche „enttarnt“ wurde, woraufhin sie sich aus dem Forum abmeldete.
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Als durchaus exotisch darf dagegen die Kombination mit einer behaupteten Ausbildung als ägyptischer Priester gelten.<ref>www.schamanische-heilbegleitung.de abgerufen 25.11.2012</ref>
  
Tiergeister werden in vier Gruppen unterteilt:
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Das indianische Outfit, zumeist den Plainskulturen nachgeahmt, als Berufskleidung ist ebenfalls zu beobachten<ref>vgl z.B. www.kdfnet.de, www.umane.de abgerufen 25.11.2012</ref>, oder auch die Erwähnung einer indigenen Abstammung<ref>vgl z.B. www.ganz-sein-muenchen.de/ abgerufen 25.11.2012</ref>. Zwar formuliert dieser Anbieter inzwischen auf seiner Webseite recht vage; es lassen sich im Internet aber noch Foreneinträge aus früheren Jahren finden, in denen ein Großvater aus der Ethnie der Chickasaw behauptet wird.<ref>siehe z.B. www.heiler-forum.net/index.php?page=Thread&threadID=8420&pageNo=4 abgerufen 26.11.2012</ref> In diesem Fall wird durch die Verkürzung verschleiert, dass der Anbieter Zeremonien und Praktiken verkauft, die bei den Chickasaw völlig unbekannt waren und sind, da diese zu einem anderen Kulturkreis gehören, wodurch andererseits die Authentizität bei unbedarften Klienten eher noch gesteigert wird. Zudem suggeriert der vage gehaltene Hinweis auf eine indigene Abstammung eine nicht gegebene kulturelle Anbindung und wird vom Anbieter somit als verkaufsförderndes Argument eingesetzt.
  
#Persönliches Krafttier: Diese ''Krafttiere'' haben eine persönliche Beziehung zu dem Menschen, den sie begleiten, und bleiben bei ihm. Manche Menschen gehen davon aus, dass ''jeder'' ein Krafttier hat, nicht nur Schamanen, auch, wenn er es nicht kennt.
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Weitere Anbieter geben als Lehrer Personen an, die bei Plastikschamanen gelernt haben und ihrerseits als Ausbilder auf dem [[Esoterikmarkt]] tätig sind, wie z.B. Helmut Christof, der langjährig beim [[Deer Tribe Metis Medicine Society|Deer Tribe]] war<ref>z.B. www.haus-regenbogen.net abgerufen 25.11.2012</ref> oder nennen und verlinken u.a. Personen, deren Seiten nicht mehr aktiv sind.<ref>vgl z.B. www.jasra.de abgerufen 25.11.2012</ref> Ebenfalls zu finden sind Anbieter, die sich zwar auf andere Kulturkreise berufen wie z.B. Kuba und Ecuador, ihre Webseiten jedoch mit Begriffen oder Namen aus der Sprache der Lakota benennen wie „tunkashila“ (d.h. Großvater)<ref>www.tunkashila.eu abgerufen 25.11.2012</ref> oder Si Tanka (=Großer Fuß).<ref>vgl. sitanka.beepworld.de abgerufen 25.11.2012</ref> Andere haben im Laufe der Jahre die Namen ihrer Lehrer von den Webseiten entfernt<ref>www.medizinkreis.de/ abgerufen 25.11.2012</ref>, die sich aber auf anderen, offenbar nicht mehr gepflegten Seiten bzw. Blogs durchaus noch finden lassen<ref>siehe zb wamerge.worldangels.de/users/medizinkreis abgerufen 26.11.2012</ref>; zudem verwendet auch dieser Anbieter einen Namen aus der Sprache der Lakota in unorthodoxer Schreibweise („Wanageeska“ = Wanagi Ska = White Spirit).<ref>www.medizinkreis.de abgerufen 25.11.2012</ref>.
#Helfertier: Im Gegensatz dazu begleiten ''Helfertiere'' einen Menschen entweder nur eine Zeit lang oder nur in bestimmten Situationen (z.B. Krankheiten), sonst sind sie nicht bei dem Menschen, dafür können sie mehreren Menschen (nacheinander) helfen. Sie haben keine persönliche Bindung zu den Menschen, die sie begleiten und unterstützen.
 
#Partner-Krafttier: Dieses Tier für die Partnerschaft bestimmt, das Tier, dass beide Partner begleitet und Beziehung zueinander beschreibt, sowie gemeinsame Aufgaben der Partner beschreibt
 
#Partner-Helfertier:  Es handelt sich um ein Helfertier, das für die Partnerschaft bestimmt ist und bei Beziehungsproblemen in Erscheinung treten sollen. Ist das Problem gelöst, verschwindet das Tier wieder.
 
  
Das Symbol des jeweiligen Tieres wird zumeist so verstanden, dass die Verbindung zu dem Tier die jeweiligen symbolischen Eigenschaften auf den 'Schamanen' überträgt oder dessen Eigenschaften personifiziert. Ein Wolf, der in einem Rudel lebt, wäre auch mit Empathie ausgestattet oder der Fuchs soll hohe Intelligenz bewirken. Die symbolischen Eigenschaften der Tiere sind in der Esoterik zumeist nicht nur auf Stammesreligionen und Schamanismus bezogen, sondern speisen sich auch aus europäischen Überlieferungen wie z.B. Mythologie, Fabeln und Märchen.
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Eine weitere Anbieterkategorie verwendet das Konzept des Krafttiers darüber hinaus völlig ohne Bezug zu indigenen Kulturen wie z.B. die über eine breite Themenpalette veröffentlichende Autorin Jeanne Ruland.<ref>www.shantila.de oder www.thomas-raschke.de abgerufen 25.11.2012</ref>
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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* Mircea Eliade: ''Schamanismus und archaische Ekstasetechnik.'' Frankfurt am Main 1980
 
* Mircea Eliade: ''Schamanismus und archaische Ekstasetechnik.'' Frankfurt am Main 1980
  
==Quellenverzeichnis==
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==Quellennachweise==
 
<references/>
 
<references/>
  
 
[[Category:Esoterik]]
 
[[Category:Esoterik]]
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[[category:Plastikschamanismus]]

Aktuelle Version vom 11. Juli 2014, 23:14 Uhr

Krafttier ist ein Begriff für ein Geistwesen in Tierform, das in der Esoterik und im Neoschamanismus imaginiert wird. Es wird als spiritueller Wegbegleiter in Tiergestalt oder als Seelengefährte beschrieben.

Krafttiere werden in der Esoterik auch Helfertiere oder Geisttiere genannt, teilweise auch (unzutreffend) Totemtiere. Teilweise wird das Konzept des persönlichen Krafttiers auch mit Astrologie verbunden. Hier ist auch zu beobachten, dass Begriffe umgedeutet werden und manche Anbieter anstelle des Begriffs „Krafttier“ die Bezeichnung „Totemtier“ verwenden, die zwar einen indigenen nordamerikanischen Ursprung hat, da sie aus der Algonkin-Sprachfamilie kommt, dort jedoch eine mythologische Abstammung einer Ethnie oder einer Gruppe innerhalb einer Ethnie beschreibt. In der Esoterikszene wird dieser Begriff jedoch häufig als indigen bzw. schamanisch klingende Beschreibung des Geburtssternzeichens angewendet, vor allem bei Anbietern, die sich auf die angebliche indianische Astrologie des Plastikschamanen Vincent LaDuke alias Sun Bear beziehen, die keine indigenen Traditionen wiedergibt, sondern bewusst auf ein europäisches Publikum abgestellt wurde.

Ursprung der Krafttiere

Die Idee der Krafttiere wurde aus nordamerikanischen indigenen Religionen sowie aus den schamanistischen Kulturen Sibiriens und der Arktis übernommen, in denen Schutzgeister in Tiergestalt vorkommen. In der Mythologie dieser Völker werden Tiere zumeist als beseelt angesehen. Auch in südamerikanischen indigenen Kulturen existieren Hilfsgeister, die als Seelen verstorbener Ahnen, Pflanzen- oder Tiergeister gesehen werden. In Australien und Nordamerika sind die Schutzgeister überwiegend tiergestaltig.

Krafttiere in der Esoterik

Esoterikanbieter haben die Idee der Krafttiere aus den ursprünglichen indigenen Kulturen willkürlich in ihre Konzepte und Vermarktungsstrategien übernommen und dabei nach eigenen Vorstellungen geändert. Viele von ihnen berufen sich zwar auf den Schamanismus als Ursprung und Tradition der Krafttiere, sind aber nicht an einer Wiedergabe der ursprünglichen Inhalte interessiert. Die Berufung auf indigene Kulturen dient lediglich dem reinen Marketing. Entsprechend diesem uneinheitlichen, je nach Anbieter variierenden Konzept des Krafttiers gibt es unterschiedliche Formen von Krafttieren. So haben einige Anbieter neben persönlichen Krafttieren auch Helfertiere (sollen nur in besonderen Situationen in Erscheinung treten) und Partnertiere (sollen die Partnerschaft begleiten) ersonnen.

Auch in der Esoterik wird das Krafttier zumeist symbolisch als ein imaginäres Wesen verstanden, mit dem man auf geistig-spiritueller Ebene kommuniziert. Verschiedenen Krafttieren werden bestimmte Eigenschaften zugewiesen, die auf den jeweiligen Menschen, der dieses Krafttier für sich ausgewählt hat, übertragen werden.[1] Die so genannten Krafttiere werden im Traum erkannt oder imaginiert, tänzerisch und lautlich nachgeahmt und dienen als Begleiter und Ratgeber im Zusammenhang mit imaginativen Vorstellungen.

Das Symbol des jeweiligen Tieres wird zumeist so verstanden, dass die Verbindung zu dem Tier die jeweiligen symbolischen Eigenschaften auf den "Schamanen" überträgt oder dessen Eigenschaften personifiziert. Ein Wolf, der in einem Rudel lebt, wäre auch mit Empathie ausgestattet oder der Fuchs soll hohe Intelligenz bewirken. Die symbolischen Eigenschaften der Tiere sind in der Esoterik zumeist nicht nur auf tribale Religionen und Schamanismus bezogen, sondern speisen sich auch aus europäischen Überlieferungen wie z.B. Mythologie, Fabeln und Märchen. Wenn auch die Auswahl der angebotenen möglichen Krafttiere bzw. auch Krafttieressenzen variiert, wird in der Palette der genannten Tiere wiederum deutlich, dass ein Bezug auf indigene Kulturen nur oberflächlich vorhanden ist, da diese häufig auch Tiere enthalten, die in den entsprechenden Regionen gar nicht beheimatet sind, wie z.B. Elefant, Kamel, Esel, Huhn, Kobra, Kuh, Pferd, Schwein[2], oder imaginäre Tiere wie Einhörner und Drachen betreffen.

Zu Krafttieren gibt es in der Esoterikzsene ein breites Spektrum von Angeboten, beispielsweise Krafttier-Orakel mittels spezieller Karten ähnlich dem Tarot, Krafttieressenzen (so genannte Power Animal Remedies, beispielsweise Einhornessenzen), Amulette usw. Diese werden flankiert von Online-Angeboten zur Bestimmung des persönlichen Krafttiers.

Der Einsatz des Krafttiers bei diversen Esoterikanbietern

Kein Anbieter, der sich dieses Konzeptes bedient, begrenzt sich auf den Verkauf indianischer Spiritualität. Statt dessen wird mit einer breiten Palette weiterer Angebote kombiniert, darunter z.B.:

Daneben erscheint eine Vielzahl weiterer esoterischer Konzepte, die in keinem ethnischen Zusammenhang stehen wie: Besprechen, Quantum-Healing, Kinesiologie, Remote Viewing, Drachen, Heilsteine, Cranio-Sakrale-Therapie, Radiästhesie, Tarot, Homöopathie, Tierkommunikation, Astrologie, Familienaufstellen, Unternehmensberatung, Lichtarbeit, Engel, so genannte lemurische Heiltechniken, energetische Wirbelsäulenausrichtung, Tensegrity nach Carlos Castaneda, Channeln, Astralreisen, Pendeln, Baumhoroskop, Bachblüten, Kryon, Magie etc.

Nicht wenige Anbieter kombinieren beliebig über ein breites Feld der aufgeführten Palette hinweg[3].

Auch Anbieter, die eine Ausbildung bei einem indianischen „Schamanen“ behaupten, reichern ihr Angebot mit Konzepten an, die aus anderen Kulturkreisen stammen.[4]

Einige dieser Angaben sind schwer überprüfbar, da die Lehrer verstorben sind, wie z.B. Archie Fire Lame Deer, John Pope alias Rolling Thunder und Vincent LaDuke alias Sun Bear. Zum Teil werden jedoch bereits die angeblichen Ethnien dieser Lehrer unkorrekt wiedergegeben, wie zB „Susquachannock“ anstatt Susquehannock[5] (hier kommt zudem hinzu, dass die Ethnie der Susquehannock nie in Florida ansässig war und weiterhin seit ca. 200 Jahren nicht mehr besteht), oder „Chactow“ anstatt Choctaw[6], was deutlich eine weitgehende Unwissenheit dieser Anbieter bezüglich indigener Ethnien und Spiritualität aufzeigt.

Weitere Anbieter nennen ihre Lehrer gar nicht oder nur vage, z.B. „Don Juan“ von den Shuar[7], oder berufen sich auf eine angebliche „Tradition der mexikanischen Curanderos“[8].

Das Angebot von ausgewählten Einzelheiten indigener Spiritualität lässt sich ebenfalls verbinden mit einer deutlichen Betonung so genannter keltisch-germanischer Wurzeln und der Eigendarstellung “Germanisches Blut in meinen Adern durch meine Mutter“, wobei auffallend ist, dass diese Anbieterin ihre Webseite mit einem Lakota-Namen bezeichnet (Si Tanka bedeutet soviel wie „Großer Fuß“) - allerdings hat die Anbieterin den Namen, den sie sich beigelegt hat, inzwischen zu „Tanka“ verkürzt und deutet diesen als germanisch um - und die auf der Seite aufgeführten Links deutlich den indigenen amerikanischen Bereich betonen, wobei beliebig seriöse Personen und Projekte zwischen eindeutige Plastikschamanenseiten gestellt werden.[9] Diese Anbieterin versuchte offenbar auch vergebens, sich in der so genannten Hobbyisten- bzw. Indianistik-Szene zu etablieren[10], wo die Anbieterin sich als Kritikerin der Übernahme indigener Spiritualität gerieren wollte und als ebensolche „enttarnt“ wurde, woraufhin sie sich aus dem Forum abmeldete. Als durchaus exotisch darf dagegen die Kombination mit einer behaupteten Ausbildung als ägyptischer Priester gelten.[11]

Das indianische Outfit, zumeist den Plainskulturen nachgeahmt, als Berufskleidung ist ebenfalls zu beobachten[12], oder auch die Erwähnung einer indigenen Abstammung[13]. Zwar formuliert dieser Anbieter inzwischen auf seiner Webseite recht vage; es lassen sich im Internet aber noch Foreneinträge aus früheren Jahren finden, in denen ein Großvater aus der Ethnie der Chickasaw behauptet wird.[14] In diesem Fall wird durch die Verkürzung verschleiert, dass der Anbieter Zeremonien und Praktiken verkauft, die bei den Chickasaw völlig unbekannt waren und sind, da diese zu einem anderen Kulturkreis gehören, wodurch andererseits die Authentizität bei unbedarften Klienten eher noch gesteigert wird. Zudem suggeriert der vage gehaltene Hinweis auf eine indigene Abstammung eine nicht gegebene kulturelle Anbindung und wird vom Anbieter somit als verkaufsförderndes Argument eingesetzt.

Weitere Anbieter geben als Lehrer Personen an, die bei Plastikschamanen gelernt haben und ihrerseits als Ausbilder auf dem Esoterikmarkt tätig sind, wie z.B. Helmut Christof, der langjährig beim Deer Tribe war[15] oder nennen und verlinken u.a. Personen, deren Seiten nicht mehr aktiv sind.[16] Ebenfalls zu finden sind Anbieter, die sich zwar auf andere Kulturkreise berufen wie z.B. Kuba und Ecuador, ihre Webseiten jedoch mit Begriffen oder Namen aus der Sprache der Lakota benennen wie „tunkashila“ (d.h. Großvater)[17] oder Si Tanka (=Großer Fuß).[18] Andere haben im Laufe der Jahre die Namen ihrer Lehrer von den Webseiten entfernt[19], die sich aber auf anderen, offenbar nicht mehr gepflegten Seiten bzw. Blogs durchaus noch finden lassen[20]; zudem verwendet auch dieser Anbieter einen Namen aus der Sprache der Lakota in unorthodoxer Schreibweise („Wanageeska“ = Wanagi Ska = White Spirit).[21].

Eine weitere Anbieterkategorie verwendet das Konzept des Krafttiers darüber hinaus völlig ohne Bezug zu indigenen Kulturen wie z.B. die über eine breite Themenpalette veröffentlichende Autorin Jeanne Ruland.[22]

Literatur

  • Arthur Cotterell (Hrsg.): Mythologie. Götter, Helden, Mythen. Parragon, 2004
  • Mircea Eliade: The Encyclopedia of Religion. New York 1987
  • Mircea Eliade: Schamanismus und archaische Ekstasetechnik. Frankfurt am Main 1980

Quellennachweise

  1. dayalemoon.de/themen/krafttiere.htm: "Dein persönliches Krafttier ist das Tier, das dich ein Leben lang begleitet, dich führt und dir zur Seite steht, jeder hat mehrere Krafttiere, du besitzt die Gaben und Fähigkeiten des Tieres, die du in deinem Leben entwickeln solltest, manchmal ist auch deine Bestimmung des Lebens heraus zu lesen".)
  2. vgl. z.B. www.sawanta.de/globuli-essenzen/krafttier-essenzen/krafttier-essenzen.html abgerufen 23.11.2012
  3. wie z.B. eliphaz.de/, www.shantila.de, www.schamaninatonka.de, www.kondor.de, www.jasra.de, www.thomas-raschke.de, sitanka.beepworld.de, www.mikota.org, www.margit-eres.de, www.schamanische-heilbegleitung.de, www.wakandas.de/?page_id=63, www.myriam-tonga.de, reiki-schamane.com abgerufen 25.11.2012
  4. vgl z.B. www.ganz-sein-muenchen.de/, www.kdfnet.de, www.mikota.org, www.umane.de, www.schamaninatonka.de, abgerufen 25.11.2012
  5. www.schamaninatonka.de abgerufen 25.11.2012
  6. reiki-schamane.com abgerufen 25.11.2012
  7. www.tunkashila.eu abgerufen 25.11.2012
  8. www.margit-eres.de abgerufen 25.11.2012
  9. sitanka.beepworld.de abgerufen 25.11.2012
  10. vgl. www.cherokee-indianer.de/wbb/thread.php?postid=75858 abgerufen 26.11.2012
  11. www.schamanische-heilbegleitung.de abgerufen 25.11.2012
  12. vgl z.B. www.kdfnet.de, www.umane.de abgerufen 25.11.2012
  13. vgl z.B. www.ganz-sein-muenchen.de/ abgerufen 25.11.2012
  14. siehe z.B. www.heiler-forum.net/index.php?page=Thread&threadID=8420&pageNo=4 abgerufen 26.11.2012
  15. z.B. www.haus-regenbogen.net abgerufen 25.11.2012
  16. vgl z.B. www.jasra.de abgerufen 25.11.2012
  17. www.tunkashila.eu abgerufen 25.11.2012
  18. vgl. sitanka.beepworld.de abgerufen 25.11.2012
  19. www.medizinkreis.de/ abgerufen 25.11.2012
  20. siehe zb wamerge.worldangels.de/users/medizinkreis abgerufen 26.11.2012
  21. www.medizinkreis.de abgerufen 25.11.2012
  22. www.shantila.de oder www.thomas-raschke.de abgerufen 25.11.2012