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→‎Konversionstherapie zur Transsexualität: - Redundantes, + Quellen & Begriffserklärung
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Über eine dauerhafte Änderung der sexuellen Präferenzen mittels derartiger Therapieversuche existieren keine glaubwürdigen Berichte.
 
Über eine dauerhafte Änderung der sexuellen Präferenzen mittels derartiger Therapieversuche existieren keine glaubwürdigen Berichte.
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2019 erfolgte in der Bundesrepublik Deutschland ein Verbot der Konversionstherapie bei Patienten unter 18 Jahren.
 
==Hintergrund==
 
==Hintergrund==
 
In der Vergangenheit wurde Homosexualität als eine therapierbare psychische Störung betrachtet und erschien dementsprechend auch in den internationalen medizinischen Manualen. Im Jahr 1974 wurde Homosexualität in der Folge gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Entwicklungen von der ''American Psychological Association'' (APA) aus der Liste der psychischen Störungen gestrichen, 1992 schließlich auch aus dem weltweit anerkannten ICD-10-Katalog. Damit ist für die Wissenschaft Homosexualität unstrittig keine psychische Störung.
 
In der Vergangenheit wurde Homosexualität als eine therapierbare psychische Störung betrachtet und erschien dementsprechend auch in den internationalen medizinischen Manualen. Im Jahr 1974 wurde Homosexualität in der Folge gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Entwicklungen von der ''American Psychological Association'' (APA) aus der Liste der psychischen Störungen gestrichen, 1992 schließlich auch aus dem weltweit anerkannten ICD-10-Katalog. Damit ist für die Wissenschaft Homosexualität unstrittig keine psychische Störung.
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Insbesondere in den USA gibt es Strömungen, Homosexualität mittels [[Exorzismus]] „auszutreiben“. Viele der Anwender sind in der ''National Association for Research and Therapy of Homosexuality'' zusammengeschlossen, einer Organisation, die sich der modernen Wissenschaft verweigert und Exorzismus betreibt.<ref>http://www.welt.de/vermischtes/article112358830/US-Exorzisten-spielen-sich-als-Homo-Befreier-auf.html</ref> In Deutschland wird die Konversionstherapie unter anderem von einer radikal-religiösen Gruppierung names ''[[Wüstenstrom]]'' propagiert, die sich in diesem Zusammenhang ebenfalls des Exorzismus bedient.<ref>Christian Stöcker: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/exorzisten-und-schwulen-heiler-daemonen-auf-dem-psychiaterkongress-a-505764.html Exorzisten und Schwulen-Heiler: Dämonen auf dem Psychiaterkongress] Spiegel online, abgrufen am 18. Mai 2015</ref>
 
Insbesondere in den USA gibt es Strömungen, Homosexualität mittels [[Exorzismus]] „auszutreiben“. Viele der Anwender sind in der ''National Association for Research and Therapy of Homosexuality'' zusammengeschlossen, einer Organisation, die sich der modernen Wissenschaft verweigert und Exorzismus betreibt.<ref>http://www.welt.de/vermischtes/article112358830/US-Exorzisten-spielen-sich-als-Homo-Befreier-auf.html</ref> In Deutschland wird die Konversionstherapie unter anderem von einer radikal-religiösen Gruppierung names ''[[Wüstenstrom]]'' propagiert, die sich in diesem Zusammenhang ebenfalls des Exorzismus bedient.<ref>Christian Stöcker: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/exorzisten-und-schwulen-heiler-daemonen-auf-dem-psychiaterkongress-a-505764.html Exorzisten und Schwulen-Heiler: Dämonen auf dem Psychiaterkongress] Spiegel online, abgrufen am 18. Mai 2015</ref>
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===Andere===
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===Historische Methoden===
 
In der Vergangenheit wurden zur "Heilung" der Homosexualität teils brutale Therapien eingesetzt. Bis in das Jahr 1981 wurde in Europa und den USA Homosexualität auch durch die inzwischen generell obsolete Methode der [http://de.wikipedia.org/wiki/Lobotomie Lobotomie] behandelt.<ref>[http://www.zeit.de/1969/14/vom-trieb-befreit-durch-operation Vom Trieb befreit durch Operation - Neurochirurgie hilft Homosexuellen] Die Zeit, vom 4. April 1969</ref> Zur Anwendung kamen auch Methoden der chemischen Kastration. Ein berühmtes Opfer dieser Methode war der britische Mathematiker und Informatiker [http://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Turing#Verfolgung_wegen_Homosexualit.C3.A4t_und_Turings_Tod Alan Turing], der Anfang der 1950er Jahre wegen Homosexualität verurteilt wurde und sich, vor die Wahl gestellt, eine Haftstrafe anzutreten oder sich mit Östrogen behandeln zu lassen, für Letzteres entschied. Turing beging 1954 Suizid.  
 
In der Vergangenheit wurden zur "Heilung" der Homosexualität teils brutale Therapien eingesetzt. Bis in das Jahr 1981 wurde in Europa und den USA Homosexualität auch durch die inzwischen generell obsolete Methode der [http://de.wikipedia.org/wiki/Lobotomie Lobotomie] behandelt.<ref>[http://www.zeit.de/1969/14/vom-trieb-befreit-durch-operation Vom Trieb befreit durch Operation - Neurochirurgie hilft Homosexuellen] Die Zeit, vom 4. April 1969</ref> Zur Anwendung kamen auch Methoden der chemischen Kastration. Ein berühmtes Opfer dieser Methode war der britische Mathematiker und Informatiker [http://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Turing#Verfolgung_wegen_Homosexualit.C3.A4t_und_Turings_Tod Alan Turing], der Anfang der 1950er Jahre wegen Homosexualität verurteilt wurde und sich, vor die Wahl gestellt, eine Haftstrafe anzutreten oder sich mit Östrogen behandeln zu lassen, für Letzteres entschied. Turing beging 1954 Suizid.  
 
Andere Formen waren beispielsweise Elektroschocks (auch an den Genitalien) oder das Verabreichen von Übelkeit auslösenden Medikamenten zusammen mit homoerotischen Stimuli (Aversionstherapie).
 
Andere Formen waren beispielsweise Elektroschocks (auch an den Genitalien) oder das Verabreichen von Übelkeit auslösenden Medikamenten zusammen mit homoerotischen Stimuli (Aversionstherapie).
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==Konversionstherapie zur Transsexualität==
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In Großbritannien, Irland und den Niederlanden werden in einigen religiös-fundamentalistischen sowie trans-exklusionären feministischen Kreisen vereinzelt private Therapiemethoden unter Bezeichnungen wie "Gender Critical Therapy" und "Reparative Therapy" beworben, die die Geschlechtsidentität von transsexuellen Erwachsenen und Jugendlichen verändern sollten.
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Nach dem aktuellen Stand der Forschung ist die Geschlechtsidentität ebensowenig therapeutisch veränderbar wie die sexuelle Orientierung.
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Kritiker bezeichnen solche Therapieversuche als Geschlechtskonversionstherapie ''(Gender Conversion Therapy)'', da in dieser ebenso nicht die persönliche Lebenslage der "Patienten", sondern eine möglichst weitreichende Abkehr von meist lediglich aus religiösen Gründen bzw. aufgrund geschlechtsessentialistisch-feministischer Vorstellungen unerwünschter, nicht dem Geburtsgeschlecht entsprechender Identität im Fokus steht.<ref>https://www.aap.org/en-us/Documents/solgbt_resource_transgenderchildren.pdf</ref>
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57% aller Transgender und nichtbinären Jugendlichen, die sich solch einer Konversionstherapie unterzogen haben, berichteten von mindestens einem Suizidversuch im vorherigen Jahr. (Die Gesamtrate unter allen konversionstherapierten Jugendlichen lag bei 42%.)<ref>https://www.thetrevorproject.org/wp-content/uploads/2019/06/The-Trevor-Project-National-Survey-Results-2019.pdf</ref> Die insgesamt höchste Zufriedenheit mit sich selbst wiesen Jugendliche auf, die in ihrer Identität von ihrer Familie und ihrem Umfeld akzeptiert wurden.<ref>http://pediatrics.aappublications.org/content/early/2016/02/24/peds.2015-3223</ref><ref>https://www.jaacap.org/article/S0890-8567%2816%2931941-4/fulltext</ref>
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Diese Konversionsversuche sind nicht mit der offiziellen ''Sex Reassignment Therapy'' ("Geschlechtsangleichungstherapie") zu verwechseln:
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Eine Abweichung vom dokumentierten Geschlecht wird nicht mehr als grundsätzlich behandlungsbedürfig angesehen, sondern lediglich eine möglicherweise auftretende Geschlechtsdysphorie<ref>https://www.psychiatry.org/patients-families/gender-dysphoria/expert-q-and-a</ref>, deren Behandlung jedoch mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen erfolgt.
    
==Vertreter==
 
==Vertreter==
Derzeit wichtige Vertreter der Konversionstherapie sind der Psychologe Joseph Nicolosi (21. Januar 1947 - 8. März 2017), der Psychologieprofessor Mark A. Yarhouse von der evangelikalen Regent University sowie Warren Throckmorton und Richard Cohen, dem wegen Verstoßens gegen mehrere ethische Vorschriften die Zulassung als Therapeut entzogen wurde.<ref>Sandra G. Boodman: [http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2005/08/15/AR2005081501063.html A Conversion Therapist's Unusual Odyssey] In: The Washington Post. August 16, 2005, Abgerufen am 30. März 2014</ref> In Deutschland wirken Vertreter der Konversionstherapie nicht so offen wie in den USA. Der deutsche Allgemeinmediziner und [[Homöopathie|Homöopath]] [[Gero Winkelmann]] ist ein bekannter Befürworter und Anwender von Konversionstherapien.
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Derzeit wichtige Vertreter der Konversionstherapie sind der Psychologe Joseph Nicolosi (21. Januar 1947 - 8. März 2017), der Psychologieprofessor Mark A. Yarhouse von der evangelikalen Regent University sowie Warren Throckmorton und Richard Cohen, dem wegen Verstoßens gegen mehrere ethische Vorschriften die Zulassung als Therapeut entzogen wurde.<ref>Sandra G. Boodman: [http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2005/08/15/AR2005081501063.html A Conversion Therapist's Unusual Odyssey] In: The Washington Post. August 16, 2005, Abgerufen am 30. März 2014</ref> In Deutschland wirken Vertreter der Konversionstherapie nicht so offen wie in den USA.  
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Bekannte Befürworter und Anwender von Konversionstherapien im deutschsprachigen Raum sind der deutsche Allgemeinmediziner und [[Homöopathie|Homöopath]] [[Gero Winkelmann]] sowie Markus Hoffman, Vorsitzender des evangelikal-christlichen Vereins Wüstenstrom e.V."
    
Eine im Jahr 2001 an der Columbia University initiierte Studie unter der Mitwirkung von Robert Spitzer will herausgefunden haben, dass Homosexualität therapierbar sei. Dafür wurden in Interviews 200 Personen befragt, die behaupteten, dass sich ihre sexuelle Orientierung geändert habe. Allerdings beruht die Studie allein auf diesen Befragungen, womit die Glaubwürdigkeit der Aussagen nicht verifiziert wurde. Spitzer entschuldigte sich später für diese Studie.<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/roberrt-spitzer-entschuldigt-sich-fuer-homosexuellen-studie-a-834247.html Angebliche Therapie: Forscher entschuldigt sich für Homosexuellen-Studie] Spiegel online, abgerufen am 18. Mai 2015</ref>
 
Eine im Jahr 2001 an der Columbia University initiierte Studie unter der Mitwirkung von Robert Spitzer will herausgefunden haben, dass Homosexualität therapierbar sei. Dafür wurden in Interviews 200 Personen befragt, die behaupteten, dass sich ihre sexuelle Orientierung geändert habe. Allerdings beruht die Studie allein auf diesen Befragungen, womit die Glaubwürdigkeit der Aussagen nicht verifiziert wurde. Spitzer entschuldigte sich später für diese Studie.<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/roberrt-spitzer-entschuldigt-sich-fuer-homosexuellen-studie-a-834247.html Angebliche Therapie: Forscher entschuldigt sich für Homosexuellen-Studie] Spiegel online, abgerufen am 18. Mai 2015</ref>
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==Verbotsdiskussion==
 
==Verbotsdiskussion==
In den USA existieren Bestrebungen, die Konversionstherapie insbesondere bei Jugendlichen völlig zu verbieten. Ein entsprechendes Gesetz wird auch von Präsident Barack Obama unterstützt. In den Bundesstaaten Kalifornien und New Jersey bestehen bereits entsprechende Verbote.<ref>http://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/sprektrum/news/2015/04/09/obama-gegen-konversionstherapie/15845.html</ref>
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In den USA existieren Bestrebungen, die Konversionstherapie insbesondere bei Jugendlichen völlig zu verbieten. Ein entsprechendes Gesetz wurde auch von dem ehemaligen Präsidenten Barack Obama unterstützt. In den Bundesstaaten Kalifornien und New Jersey bestehen bereits entsprechende Verbote.<ref>http://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/sprektrum/news/2015/04/09/obama-gegen-konversionstherapie/15845.html</ref>
    
==Weblinks==
 
==Weblinks==
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<references/>
 
<references/>
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[[category:Psychotherapie]]
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[[category:Psychotherapie]][[category:Homophobie]]
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