Klinische Ökologie nach Randolph

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Theron Randolph

Die Klinische Ökologie nach Randolph ist eine pseudomedizinische Methode.

Entstehung

In den 1950er Jahren veröffentlichte der US-amerikanische Arzt Theron Randolph (1906-1995) seine Theorie, dass eine Überempfindlichkeit gegen Nahrungsmittel viele Krankheiten auslösen könne. Die wachsende Umweltverschmutzung sei die Hauptursache vieler chronischer und seelischer Krankheiten. Dieses Konzept nannte sich Klinische Ökologie.

1965 gründete Randolph die Gesellschaft für Klinische Ökologie, die sich in den folgenden Jahren u.a. auch in Deutschland sowie in England etablierte. Auf Randolph ist auch das umstrittene Krankheitsbild der Multiple Chemical Sensitivity (multiple Chemikalienunverträglichkeit) zurückzuführen.

Krankheitsbegriff

Unter 'Allergie' verstehen die klinischen Ökologen jedoch nicht nur immunologische Prozesse, wie sie von der Hochschulmedizin definiert sind. Vielmehr wird jede Fehlanpassung oder Intoleranz gegenüber Lebensmitteln oder Schadstoffen als Allergie bezeichnet. Allergieauslösende Nahrungsmittel sollen wie Drogen wirken - zunächst anregend, während später Entzugserscheinungen eintreten sollen. Nach der Lehre der klinischen Ökologen nehme man diese Nahrungsmittel immer wieder zu sich, um diesem angeblichen Entzugssyndrom auszuweichen.

Diagnostische Verfahren

Zur Diagnose einer 'Allergie' wird das verdächtige auslösende Allergen Stoff im Verhältnis 1:5 verdünnt. Man träufelt eine ansteigende Konzentrationsreihe alle 10 Minuten unter die Zunge bzw. auf die Haut; wenn Symptome auftreten, wird dies als positives Testresultat bzw. Nachweis der 'Allergie' interpretiert. Bei einem Fastentest meidet der Patient 4-5 Tage die entsprechende Nahrung, um in einem 'Esstest' dann dieses Lebensmittel zu sich zu nehmen. Treten dann innerhalb von zwei Stunden heftige Symptome auf, soll man gegen das Produkt überempfindlich sein. Es werden auch 'Screenings' durchgeführt, bei denen konzentrierte Lösungen einer zu prüfenden Substanz gespritzt werden und die Hautreaktion darauf als Diagnostikum verwendet wird. Die Therapie besteht dann in einer Injektionskur mit genau dieser Substanz.

Als weitere diagnostische Maßnahmen werden u.a. Wünschelruten oder Haarmineralanalyse eingesetzt. Als Therapeutika werden z.B. Heilfasten oder Chelattherapie verwendet. Es werden auch Vermeidungs-Diät-Strategien verwendet, bei denen dem Patienten bevorzugt seine Lieblingsspeisen, auf die er ja angeblich 'süchtig' reagiert, vorenthalten werden.

Aufgrund der fragwürdigen diagnostischen Verfahren bietet die Klinische Ökologie ein hohes Fehldiagnoserisiko. Es sind Fälle dokumentiert, bei denen akute Erkrankungen (z.B. Vorhofflimmern, Virushepatitis) nicht erkannt wurden (Federspiel und Herbst 1996). Von der Diagnostik und Therapie mit dieser fragwürdigen Methode ist abzuraten.

Literatur

  • Eis D (2003): Klinische Ökologie. In, Beyer A, Eis D (Hrsg.) Praktische Umweltmedizin. Springer Verlag,Berlin, Heidelberg, New York, S. 1-35
  • Federspiel K, Herbst V: Die Andere Medizin. Stiftung Warentest, 4. Aufl., 1996
Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen