Klaus Hartmann

Klaus Hartmann

Klaus Hermann Hartmann (geb. 13. April 1960, Wiesbaden) ist ein deutscher promovierter Arzt und Impfkritiker aus Wiesbaden. Hartmann studierte Humanmedizin an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Er erhielt 1988 seine Approbation und war daraufhin als Assistenzarzt in der Chirurgie bis 1993 tätig. Anschließend promovierte Hartmann am Paul-Ehrlich-Institut (PEI).[1] Von August 1993 bis Mai 2003 war er wissenschaftlicher Angestellter des PEI und dort zuständig für die Risikobewertung von Impfstoffen. Anschließend war er ein Jahr lang für die Covidence GmbH in Eschborn als Senior Medical Advisor in Pharmacovigilance tätig. Nach seinem Ausscheiden bei der Covidence GmbH arbeitete Hartmann als selbständiger Experte für Impfstoffsicherheit.[2] Aktuell (2018) ist Hartmann als Arbeitsmediziner in Frankfurt a.M. tätig.[3] Seit seinem Ausscheiden beim PEI vertritt Hartmann zunehmend impfkritische Positionen und tritt auch bei Veranstaltungen von ausgesprochenen Impfgegnern auf.

Hinweis: Der deutsche Arzt Klaus Hartmann ist nicht mit dem gleichnamigen Klaus Hartmann des deutschen Freidenker-Verbands zu verwechseln.

Gutachter für Impfschäden

Ab 2004 betrieb Hartmann in Wiesbaden eine Zeitlang eine "Privatärztliche Praxis für Fragen zur Impfstoffsicherheit und Impfschadensforschung". Er bietet Gutachten für Personen an, die glauben, dass sie selbst oder Angehörige durch Impfstoffe einen Schaden erlitten hätten. Er bezeichnete sich als einen der meist beschäftigten gerichtlichen Gutachter zur Feststellung möglicher Impfschäden und gab an, pro Jahr etwa 60 bis 70 Gutachten für Gerichte zu erstellen. Auf seiner inzwischen gelöschten Website[4] warb Hartmann für seine Dienstleistungen mit den Worten:

"Profitieren Sie von dieser in Deutschland (und vermutlich ganz Europa) einmaligen Expertise unserer Praxis. Glauben Sie nicht unbedingt sofort die Aussage, dass etwas "mit der Impfung nichts zu tun hat". Auch moderne Impfstoffe haben Nebenwirkungen, oft harmlose und sehr selten schwere. Aber genau diese müssen auch als impfbedingt erkannt werden, sonst ändert sich der "wissenschaftliche Kenntnisstand" nie."

Auf einer weiteren Seite seines Webauftritts[5] konnte man jedoch erfahren, dass seit 2004 offenbar kein Prozess um vermeintliche oder tatsächliche Impfschadenfälle abgeschlossen wurde, an dem Hartmann als Gutachter involviert ist, da alle Verfahren noch liefen: "Seit der Gründung der Praxis für Impfstoffsicherheit und Impfschadensforschung wurde Dr. Hartmann von obersten Sozialgerichten in einigen sehr komplexen und langwierigen Verfahren als Gutachter ernannt. Diese Verfahren sind alle noch nicht abgeschlossen, weshalb hier noch nicht über die Ausgänge berichtet werden kann."

Haltung zur Impfgegnerschaft

Hartmann sagt, er habe er prinzipiell nichts gegen Impfungen und habe "selbstverständlich" seine Kinder gegen Masern, Mumps und Röteln immunisieren lassen.[6] Auch empfehle er eine Fünffachimpfung im ersten Lebensjahr (Tetanus, Diphtherie, Polio, Hib und Keuchhusten) sowie später die Mumps-Masern-Röteln-Impfung. Andererseits verbreitet er die klassische Impfgegner-Behauptung, dass ein Nutzen von Impfungen noch nicht eindeutig belegt ist, nennt Werbung für Impfungen "Propaganda-Kampagnen" und deutet an, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) von der pharmazeutischen Industrie beeinflusst sei.[7]

Hartmann kritisiert insbesondere bestimmte Zusatzstoffe in Impfstoffen, vor allem die Verwendung des quecksilberhaltigen Konservierungsstoffes Thiomersal, der seiner Ansicht nach Auslöser von Erkrankungen wie

  • Autismus,
  • Aufmerksamkeitsstörungen und
  • minimal cerebraler Dysfunktionen

sei. Tatsächlich gibt es diese angeblichen Zusammenhänge nicht.[8][9]

Aktivitäten

Hartmann ist häufiger Interviewpartner in den Massenmedien zum Thema Impfen. Auf dem Stuttgarter Impf-Symposium, das vom Impfgegner und Medizinlaien Hans Tolzin veranstaltet wird, hielt Hartmann einen Vortrag. 2006 trat er zusammen mit den Impfgegnern Johann Loibner (Berufsverbote 2005 sowie 2009-2013) und Angelika Kögel-Schauz auf einem Impfsymposium einer Akademie für Homöopathie in Gauting auf. Im Mai 2009 trat Hartmann zusammen mit Martin Hirte auf einer Jahresversammlung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte e.V. auf und im gleichen Monat zusammen mit der impfgegnerischen Alternativmedizinerin Juliane Sacher beim Impfsymposium 2009 der oben genannten "Akademie für Homöopathie". Für den September 2010 wurde ein Seminar von Hartmann bei der Deutschen Gesellschaft für miasmatische Homöopathie angekündigt.

Seine impfkritischen Behauptungen waren Thema in einem Beitrag des verschwörungstheoretischen Videoportals Secret-TV, das bei dieser Gelegenheit auch Hans Tolzin zu Wort kommen ließ. Anfang 2008 wurde Hartmann zum Thema Thiomersal von Bert Ehgartner interviewt.[10]

In diesem und in anderen[11] Interviews schürte Hartmann die zu der Zeit in Österreich kursierende Ansicht, der Tod der 19-jährigen Jasmin S. drei Wochen nach einer HPV-Impfung im Oktober 2007 sei eine Folge dieser Impfung gewesen. Er ferndiagnostizierte als Todesursache eine ADEM (akute disseminierte Encephalomyelitis), die, so Hartmann, "bei Impfschadensfällen in meiner Gutachter-Praxis eine der häufigsten Diagnosen und eines der größten Probleme bei inaktivierten Impfstoffen" sei. Eine histologische Untersuchung nach dem Tod von Jasmin S. gab keine Hinweise auf ADEM; offenbar ebensowenig wurden vor ihrem Tod neurologische Auffälligkeiten beobachtet, die normalerweise mit ADEM verbunden sind. Die Behauptungen von Hartmann und anderen wurden von Medizinern zurückgewiesen.[12]

2012 erschien von Hartmann das Buch Impfen, bis der Arzt kommt: Wenn bei Pharmakonzernen Profit über Gesundheit geht.[13]

2014 läßt Hartmann sich von Michael Leitner für dessen Film Wir impfen nicht interviewen. Leitner greift ebenfalls auf Hartmann für seinen 2017 erschienenen Film Fehldiagnose Schütteltrauma?: Impf-Schäden systematisch vertuscht zurück. Unterstellt wird dabei dass bei Fällen von Impfzwischenfällen von Seiten der Behörden bei Kleinkindern fälschlich ein Schütteltrauma diagnostiziert werde. Der Schweizer Verein IN-ES fördert ebenfalls derartige Ansichten.

Weblinks

Anderssprachige Psiram-Artikel

Quellennachweise

  1. Titel der Dissertation: Erfassung und Bewertung unerwünschter Arzneimittelwirkungen nach Anwendung von Impfstoffen - Diskussion der Spontanerfassungsdaten des Paul-Ehrlich-Instituts 1987 bis 1995
  2. Medizinisch-wissenschaftliches Gutachten vom 11.12.2012 für das Sozialgericht Dresden, Seite 19.
  3. Vortrag von Hartmann am 16.03.2018 in Dresden-Radebeul beim Elternverein „Impfaufklärung Radebeul e.V., www.youtube.com/watch?v=WGvO2PdMgRk, 00:07:30ff und 1:09:00ff
  4. http://www.impfstoffsicherheit.de/Die%20Praxis.html
  5. http://www.impfstoffsicherheit.de/Gutachten.html
  6. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-32060868.html
  7. http://www.zentrum-der-gesundheit.de/impfung-geldgeschaeft.html
  8. http://pediatrics.aappublications.org/cgi/reprint/111/3/674
  9. http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,675592,00.html
  10. http://www.scienceblogs.de/lob-der-krankheit/2008/11/aluminium-muss-raus-aus-impfstoffen.php
  11. HPV-Impfung als Todesursache. derstandard.at, 19. Februar 2008
  12. HPV-Impfung - Fakten auf dem Tisch. Ärzte Krone 05/2008
  13. Klaus Hartmann: Impfen, bis der Arzt kommt: Wenn bei Pharmakonzernen Profit über Gesundheit geht. F.A. Herbig, 2. Auflage 2015 (Ersterscheinung 2012)