Worum geht es? Kava-Kava-Produkte werden oft als „natürliche“ Mittel gegen Depressionen empfohlen.
Was sind die Fakten? Kava-Kava-Produkte sind in einem begrenzten Umfang wirksam, haben jedoch gravierende Nebenwirkungen. Sie sind wirksam bei seelischen Befindlichkeitsstörungen (nicht bei Depressionen oder Panikattacken!) und sollten ohne ärztlichen Rat nicht länger als 3 Monate mit Dosen 60-240 mg pro Tag eingenommen werden. Sie sind schlecht verträglich, weil neben Leberschäden auch Wechselwirkungen zu anderen Arzneimitteln festgestellt wurden.
Was ist davon zu halten? Die Präparate sind in Deutschland aus gutem Grund nicht zugelassen (bis auf homöopathische Anwendungen >D4, dort ist allerdings auch keine Wirkung gegeben).

Sollte Ihnen Kava-Kava angepriesen oder angeboten werden: Finger weg!


Kava Kava ist ein pflanzliches Präparat mit Extrakten aus der Kava-Pflanze (Piper methysticum). Es wird von Befürwortern zur Behandlung von leichten und mäßiggradigen Angstzuständen und zur Gemütsaufhellung empfohlen und als sogenannte Life-Style-Droge verwendet. Ein Nachweis der behaupteten Wirksamkeit bei genannten Zuständen findet sich nur in alten, qualitativ schlecht designten Studien. In neueren Studien besserer Qualität konnte keine überzeugende Wirksamkeit im Vergleich zu Placebo festgestellt werden.

Die Kavapflanze ist unter verschiedenen Bezeichnungen im angloamerikanischen, französischen und deutschen Sprachraum bekannt: ava, Ava pepper, ava root, awa, gea, gi, intoxicating pepper, intoxicating long pepper, kao, kava kava, kava root, kavain, kava pepper, kavapipar, kawa, kawa kawa, kawa pepper, kawapfeffer, kew, Piper methysticum, Macropiper latifolium, Piper inebrians, maori kava, malohu, maluk, meruk, milik, Racine di poivre envivrant, Racine de poivre narcotique, Rauschpeffer, polynesischer Pfeffer, rhizoma di kava-kava, sakau, tonga, Wurzelstock, yagona, yangona, yaqona, yongona.

Die Kavapflanze ist ein Strauch, der bis zu 4 Meter hoch werden kann. Die Pflanze besitzt mächtige, 2-10 kg schwere, verästelte, sehr saftige Wurzelstöcke.

Die ursprüngliche Heimat der Kavapflanze ist unbekannt, man vermutet sie aber auf Neu-Guinea oder den Neuen Hebriden. Kulturformen der Kavapflanze werden auf allen Inseln im Pazifik angebaut (Wichtl 1997)[1]. Dort wurde Kava als angstlösendes Mittel (Anxiolytikum) bereits von den Ureinwohnern eingesetzt - meistens als Trank vor einer wichtigen religiösen Zeremonie (Heiligenstein und Günther 1998)[2].

Wirkkomponenten

An Inhaltsstoffen sind ätherische Öle und Flavonoide (hierunter Chalkone und Flavone wie das Flavokain A) in der Wurzel enthalten. Auch finden sich neben reichlich Stärke weitere Substanzen, die die eigentliche Wirksamkeit der Pflanze bestimmen - 1-2% Kawain, 0,6-1% Dihydrokawain (Marindin), 1,2-2% Methysticin, 0,5-0,8% Dihydeomethysticin und 0,9-1,7% Yangonin. Die Trockenextrakte der Droge sind je nach Hersteller mit einem Anteil von 20-70% Gesamt-Kawapyronen-Gehalt ein Bestandteil pflanzlicher Psychopharmaka (Wichtl 1997)[3].

Umsatzvolumen in Deutschland

Kava-Kava-Präparate waren bis vor kurzem in der BRD im Arzneimittelhandel erhältlich. Der Umsatz für das Jahr 1995 lag allein für drei Präparate (darunter ein Kombipräparat aus Kavakavawurzelextrakt und Baldrian) bei einem Verordnungsvolumen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung von etwa 5 Mio. Euro. Wie viel Umsatz mit frei verkäuflichen Kava-Kava-Produkten (z.B. über das Internet) getätigt wird, ist unbekannt.

Indikationsprofil

In den letzten Jahren haben Kava-Kava-Präparate in der Eigentherapie von Angststörungen an Bedeutung gewonnen. Pflanzliche Arzneimittel haben in den letzten Jahren generell einen großen Aufschwung erlebt und eine anxiolytische Wirkung für Kava-Kava ist durch kontrollierte klinische Studien (s.u.) belegt worden. Allerdings gilt dies nicht für andere Phytopharmaka wie Hopfen-, Baldrian- oder Passionsblumenzubereitungen (Laux 1997)[4]. Viele Patienten nehmen Kava-Kava (ähnlich wie Johanniskraut) bei seelischen Befindlichkeitsstörungen oder bei nervösen Angst-, Spannungs- und Unruhezuständen ein. Die Präparate eigen sich nach Wichtl (1997)[5] nicht zur Behandlung akuter Angstzustände (z.B. Panikattacken) und die Anwendung sollte auch ohne ärztlichen Rat nicht länger als 3 Monate dauern. Laux (1997)[6] empfiehlt zunächst einen Therapieversuch mit Kava-Kava-Präparaten bei leichtgradigen Angstzuständen mit Dosen von 60-240 mg pro Tag.

Klinischer Wirksamkeitsnachweis

Dass Kava-Kava-Präparate in der genannten Dosierung eine gegenüber Placebo überlegene Wirksamkeit besitzen, zeigte eine randomisierte Studie an 101 Patienten (52 unter Verum, 49 unter Placebo), die über 25 Wochen mit einem standardisierten Präparat (Kava-kava Extrakt WS 1490) in einer Dosis von 90-110 mg Trockenextrakt (= 70 mg Kavalaktonen) behandelt wurden. Die Patienten hatten an Agoraphobie, spezifischen Phobien, sozialer Phobie, generalisierter Angststörung und nervösen Angstzuständen gelitten. Die Patienten wurden vor und nach der Therapie mittels verschiedener testpsychologischer Instrumente (u.a. Fragebogen HAMA, self-report-inventory SCL-90-R) befragt und der HAMA-Score reduzierte sich signifikant in der Verumgruppe von anfänglich 30,7 (Placebo 31,4 Punkte) auf 9,7 Punkte (Placebo 15,2 Punkte). Die Verum-Patienten beurteilten ihre Symptomatik nach Therapieende in 53,1% als sehr viel besser, während dies nur 30,2% der Placebotherapierten berichteten. Die Drop-out-Rate - also die Anzahl von Patienten, die aufgrund therapiebedingter Nebenwirkungen die Studie vorzeitig verließen - lag unter Kava-Kava mit 3 Patienten (5,6%) weniger als halb so hoch als in Placebo (n=7; 14,2%) (Volz und Kieser 1997)[7].

In einer konventionellen Beobachtungsstudie ohne Placebokontrolle im Bezirkskrankenhaus Haar bei München zeigte sich, dass unter einer Kava-Kava-Extrakt-Tagesdosis von 100 mg Patienten mit nichtpsychotischen Angststörungen profitieren konnten. 52 Personen wurden in die Studie aufgenommen und u.a. nach Therapieende mit standardisierten Erhebungsbögen befragt. 17,3% bewerteten den Behandlungserfolg als sehr gut, 63,5% als gut, 13,5% als mäßig und 5,8% als schlecht. Nebenwirkungen im Bereich Leber oder Niere wurden nicht beschrieben, allerdings klagte ein Patient bei Therapieende über Magenprobleme und einen bitteren Geschmack auf der Zunge (Scherer 1998)[8].

Connor et al. (2002)[9] ermittelten widersprüchliche Ergebnisse nach Anwendung eines Kava-Kava-Extraktes (Piper methysticum) zur Behandlung von nach DSM IV-Kriterien diagnostizierten Angstzuständen. 47 Erwachsene hatten über 4 Wochen in einem randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindversuch entweder den Extrakt oder Placebo erhalten. Wöchentlich wurde die Wirksamkeit der Medikation anhand verschiedener Krankheitsskalen (Hamilton Anxiety Scale, Hospital Anxiety and Depression Scale/HADS, Self Assessment of Resilience and Anxiety/SARA) überprüft. Sowohl unter Placebo als auch Kava-Kava Medikation kam es zu einer Verbesserung der Symptomatik. Während Kava-Kava unter Anwendung der SARA-Skala besser als Placebo in der Therapie geringgradiger Angstzustände abschnitt, war pikanterweise Placebo wirksamer (HADS- und SARA-Skala), wenn starke Angstzustände behandelt wurden. Eine besonders deutliche Überlegenheit von Kava-Kava-Extrakt fand sich in dieser Studie nicht.

Nebenwirkungen und Folgeschäden

So harmlos, wie sie in der Werbung suggeriert wird, ist die (eigenverantwortliche) Anwendung von Kava-Kava-Präparaten nicht.

Das arznei-telegramm (2000) berichtete von Patienten, die nach mehrwöchiger Einnahme von Kava-Kava-Extrakten massive Leberschäden erlitten. So entwickelte ein 50jähriger Mann einen Ikterus mit massivem Anstieg von Bilirubin und Lebertransaminasen. Die Leber versagte und es wurde sogar eine Lebertransplantation notwendig, um sein Leben zu retten. Bei einer 33jährigen Frau hatte sich nach zweimonatiger Selbstmedikation die Leberfunktion ebenfalls rapide verschlechtert, wobei sich die Laborwerte nach Absetzen des Mittels wieder verbesserten. Bei der Interkantonalen Kontrollstelle der Schweiz (IKS) sind bisher neun Berichte über Leberschäden in Verbindung mit Kava-Kava-Einnahme bekannt geworden, wobei die Symptome sich bereits bei regulär empfohlenen Dosierungen einstellten. Die Betroffenen hatten mit Tagesdosen von 60-210 mg die Empfehlungsspanne von Laux (1997)[10] nicht oder in Einzelfällen nur moderat überschritten. Das arznei-telegramm (2000) bewertete Kava-Kava als nicht mehr verkehrsfähig und empfahl Anwendern, bei Beschwerden wie ungewöhnlicher Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Abfall des Quickwertes unter 50% oder bei Entstehung eines Ikterus Kava-Kava-Präparate sofort abzusetzen.

Dies waren nicht die ersten Negativberichte über Kava-Kava. Bereits Ende der 1980er Jahre berichteten Mathews et al. (1988)[11] über gesundheitliche Probleme von Eingeborenen in Arnhem Land/Australien. 39 Kava-Nutzer und 34 Personen, die Kava nicht benutzten, wurden hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes untersucht, wobei die Kava-Nutzer zwischen 100-440 Gramm Pflanzenpulver pro Woche konsumierten. In Arnhem Land ist es unter den Eingeborenen üblich, getrocknetes Pflanzenpulver in einem Gefäß mit kaltem Wasser aufzulösen und dieses Gemisch zu trinken. Es zeigte sich, dass die Kava-Trinker dosisabhängig über Nebenwirkungen klagten. Sie wiesen häufiger ein aufgedunsenes Gesicht und Hautrötungen, einen pathologischen Patellasehnenreflex, Untergewicht und erhöhte Lebertransaminasewerte auf. Zusätzlich waren die Spiegel von Leberstoffwechselprodukten wie Albumin, Plasmaprotein, Harnstoff und Bilirubin im Serum vermindert, was auf eine eingeschränkte Syntheseleistung der Leber hindeutete. Der Dauerkonsum dieses Pflanzenpulvers gefährdete demnach die Gesundheit der Eingeborenen und zwar zunächst primär durch Schädigung ihrer Leberfunktion.

Leberschäden sind nicht die einzigen Nebenwirkungen, die dauerhafter Kava-Kava-Konsum bewirken kann. Jappe et al. (1998)[12] berichteten über zwei Patienten, die jeweils über etwa 3 Wochen Kava-Kava-Extrakte gegen ihre Angstgefühle eingenommen hatten. Ein 70jähriger Mann entwickelte daraufhin ein Erythem im Bereich des Brustkorbes, des Rückens und des Gesichts. Eine 52jährige Frau hatte Hautausschläge in den gleichen Bereichen und zusätzlich noch an den Armen. Da Kavapyrone fettlöslich sind, können sie direkt Schäden im Bereich der Haut bewirken. Auch eine Reihe anderer Publikationen (Ruze 1990, Backhaus und Krieglstein 1992, Norton und Ruze 1994, Süss und Lehmann 1996)[13][14][15][16] berichteten (z.T. im Tierversuch) von Hautveränderungen nach längerem Kava-Kava-Konsum im Haut- und Mundschleimhautbereich.

Offensichtlich treten auch Arzneimittelwechselwirkungen unter Kava-Kava-Therapie auf. Almeida und Grinsley (1996)[17] berichteten über einen Patienten, der unter Benzodiazepintherapie (Alprazolam) gestanden hatte. Der 54jährige Patient hatte zusätzlich einen 'natürlichen Tranquillizer' eingenommen, wobei es sich um ein frei verkäufliches Kava-Kava-Produkt aus einer Drogerie gehandelt hatte. Bereits nach dreitägiger Eigentherapie wurde der Mann in einem halbkomatösen, desorientierten Zustand in die Klinik aufgenommen. Sein Zustand besserte sich nach Absetzen der Kava-Kava-Medikation wieder. Dies zeigt, dass Kava-Kava- Präparate in der Lage sind, zumindest Benzodiazepine in ihrer Wirkung deutlich zu verstärken bis hin zur Bewusstseinseintrübung.

Schadens- und Todesfälle durch Kava in vielen Staaten der Erde

In der Schweiz registrierte die Interkantonale Kontrollstelle für Heilmittel (IKS) eigenen Angaben zufolge bisher 10 Fälle von Leberschädigungen durch Kava-Kava. Sieben Patienten erlitten einen Ikterus, bei drei Patienten sank zusätzlich noch der Quick-Wert unter 45%, was eine drastische Verschlechterung der Blutgerinnungsgeschwindigkeit anzeigt. Einem der 10 Betroffenen musste wegen akuten Leberversagens eine Leber transplantiert werden. Bezieht man die Anzahl dieser Meldungen auf die Verkaufszahlen, so schätzt die IKS, dass es zu einem schweren Zwischenfall pro 170.000 Anwendungsmonate kommt. Vier der oben genannten 10 Fälle hätten sich allein in einem neunmonatigen Zeitraum ereignet. Dies sei für ein Produkt, dessen Indikation nicht lebenswichtig sei, eine untragbar hohe Zahl von Zwischenfällen (Brunner 2000)[18]. Die IKS plant derzeit, sämtliche registrierten Präparate, die alkoholische (ethanolische) Auszüge aus Kavarhizom enthalten, als apothekenpflichtig einzustufen und die Hersteller zu zwingen, entsprechende Warnhinweise auf mögliche Leberschäden in die Beipackzettel aufzunehmen. In der Novemberausgabe berichtet das arznei-telegramm, dass der von der Schweizer Firma Schwabe angebotene Kava-Extrakt 'Laitan' aufgrund einer negativen Nutzen-Risiko-Relation (Verdacht auf Leberschädigung) von der Interkantonalen Kontrollstelle vom Markt gezogen wurde. In Deutschland war das Mittel weiterhin erhältlich.

In Kanada warnt mittlerweile Health Canada seit Mitte Januar 2002 vor dem Konsum von Kava-haltigen Produkten und ruft dazu auf, der Behörde Schadenfälle zu melden.

In den USA ruft Dr. Christine Lewis Taylor, Direktorin des 'Office of Nutritional Products, Labeling and Dietary Supplements' und des 'Center for Food Safety and Applied Nutrition' der Food and Drug Administration (FDA) ebenfalls zur Vorsicht auf. Dafür ursächlich dürften eine ganze Reihe von Nebenwirkungsfällen in den Vereinigten Staaten sein, die im DFA/CFSAN AEMS Report nachzulesen sind. Dort sind 35 Schadenfälle im Zusammenhang mit dem Konsum Kava-Kava-haltiger Nahrungsergänzungsmittel verzeichnet, wobei sogar zwei Todesfälle zu beklagen sind. Es handelt sich dabei um Produkte der in Szenekreisen einschlägig bekannten Firma Twin Labs (Alvita Chinese Mellow Magic Herbal Tea) sowie um das Produkt 'Cybergenics HG 6' von L&S Research Corporation.

Kava-Kava in Deutschland vom Markt gezogen

Dem deutschen Bundesinstitut für Arzneimittel (bfarm.de) waren laut Brunner (2000)[19] seit dem Jahre 1995 neun Zwischenfälle in der BRD bekannt geworden, bei denen Kava-Kava-Produkte zu Leberfunktionsstörungen führten. Allerdings war unklar, ob die hepatotoxische Wirkung nicht auch von der Art des Extraktionsmittels des Pflanzenextraktes abhing. In der BRD hatten von den insgesamt 79 verkehrsfähigen Kava-Produkten gerade einmal 28 (35%) eine Zulassung. Im Gegensatz zur Schweiz waren in Deutschland Kava-Präparate apothekenpflichtig.

Im Juni 2002 widerrief die BfArM schließlich die Zulassung Kava-Kava-haltiger Arzneimittel in Deutschland. Es begründete seine Entscheidung damit, dass diese Arzneimittel schwere Nebenwirkungen an der Leber verursachen können und diesen Risiken kein ausreichender Nutzen gegenüber steht. Dem BfArM lagen zu diesem Zeitpunkt über 40 Einzelfallberichte aus Deutschland über großenteils schwerwiegende Leberschäden vor, die im Zusammenhang mit der Anwendung von Kava-Kava- oder kavainhaltigen Arzneimitteln auftraten. Es gibt Hinweise darauf, dass die Leberschäden bei höheren Dosierungen relativ häufiger und schwerer sind. In sechs Fällen war es zu einem so weitgehenden Leberversagen gekommen, dass eine Lebertransplantation notwendig wurde. Drei Patienten starben an den Folgen des Leberschadens. In mehreren anderen Fällen konnte die Leber sich nach Beendigung der Kava-Kava-Medikation wieder erholen. Nach Auffassung des BfArM haben die von den pharmazeutischen Unternehmern vorgelegten systematischen Untersuchungen zum therapeutischen Nutzen der Kava-Kava-Präparate entweder (bei Dosierungen bis 120 mg) praktisch keinerlei Hinweise auf eine Wirksamkeit in den beanspruchten Anwendungsgebieten ergeben oder (Dosierungen oberhalb 120 mg) es bestand zwar ein gewisser Anhalt für eine mögliche Wirksamkeit, aber die Nachweisqualität entsprach keineswegs den heutigen Anforderungen. Daher kann das anscheinend höhere Risiko eines Leberschadens im höheren Dosisbereich nicht durch einen hier belegten möglichen Nutzen aufgewogen werden.

Das BfArM ist der Auffassung, dass für die o. g. Angst- und Spannungszustände andere Arzneimittel und Maßnahmen zur Verfügung stehen, bei denen das Verhältnis vom möglichen Nutzen zum Risiko deutlich günstiger ist.

Kava-Kava-Arzneimittel dürfen ab sofort nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. Die betroffenen Patienten können Kava-Kava- und kavainhaltige Arzneimittel ohne Übergangsphase absetzen. Mit Leberschäden muss nach dem Absetzen nicht mehr gerechnet werden. Patienten, die meinen, auf Grund von Angst- und Spannungszuständen an Stelle von Kava-Kava nun eine andere Therapie zu benötigen, sollten darüber mit ihrem Arzt sprechen.

Nicht betroffen von der Anordnung des BfArM sind homöopathische Präparate, bei denen die Kava-Kava-Menge sehr niedrig ist, was einmal mehr die Vorzugsstellung der homöopathischen Szene im deutschen Arzneimittelrecht demonstriert.

Schadenfälle: international zahlreiche z.T. drastische Schadensmeldungen. Meist werden Leberschäden berichtet. Todesfälle in zeitlichem Zusammenhang mit der Einnahme der Produkte sind aus den USA bekannt. Schadensmeldungen liegen aus der Schweiz und Deutschland vor. Drastische Nebenwirkungen sind im internationalen medizinischen Schrifttum seit fast 20 Jahren zunehmend beschrieben worden. Fazit: hinsichtlich der angepriesenen Indikation fragwürdig, bei dauerhaftem Konsum gesundheitsschädlich bis lebensgefährlich (Leberschaden). In Deutschland deshalb vom Markt gezogen.

Rezepturmäßige Zubereitungen aus Kava Kava (Piper methysticum) sowie Kavain einschließlich homöopathischer Zubereitungen mit einer Endkonzentration bis einschließlich D 4, gelten als bedenkliche Rezepturen [20].

Literatur

  • Ernst E. A re-evaluation of kava (Piper methysticum). Brit J Clin Pharmacol 2007, 64:4; 415-417

Weblinks

Quellennachweise

  1. Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wiss. Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 3. Aufl., 328-330, 1997
  2. Heiligenstein E, Guenther G: Over-the-counter psychotropics: a review of melatonin, St John's Wort, Velerian and Kava-Kava. JACH 46: 271-276, 1998
  3. Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wiss. Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 3. Aufl., 328-330, 1997
  4. Laux G: Pharmakotherapie. Therapeutische Umschau 54: 595-599, 1997
  5. Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wiss. Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 3. Aufl., 328-330, 1997
  6. Laux G: Pharmakotherapie. Therapeutische Umschau 54: 595-599, 1997
  7. Volz HP, Kieser M: Kava-kava extract WS 1490 versus placebo in anxiety disorders - a randomized placebo-controlled 25-week outpatient trial. Pharmacopsychiat 30: 1-5, 1997
  8. Scherer J: Kava-Kava extract in anxiety disorders: an outpatient observational study. Adv Natural Ther 15: 261-269, 1998
  9. Connor KM, Davidson JR: A placebo-controlled study of Kava kava in generalized anxiety disorder. Int Clin Psychopharmacol 17: 185-8, 2002
  10. Laux G: Pharmakotherapie. Therapeutische Umschau 54: 595-599, 1997
  11. Mathews JD, Riley MD, Fejo L, Munoz E, Milns NR, Gardner ID, Powers JR, Ganygulpa E, Gununuwawuy BJ: Effects of the heavy usage of kava on physical health: summary of a pilot survey in an aboriginal community. Med J Austr 148: 548-555, 1988
  12. Jappe U, Franke I, Reinhold D, Gollnick HPM: Sebotropic drug reaction resulting from kava-kava extract therapy: a new entity? J Am Acad Dermatol: 104-106, 1998
  13. Backhaus C, Krieglstein J: Extract of Kava (Pipermethysticum) and its methysticin constituents protect brain tissue against ischemic drug damage in rodents. Eur J Pharmacol 215: 265-269, 1992
  14. Ruze P: Kava-induzed dermopathy: a niacin deficiency? Lancet 335: 1442-1445, 1990
  15. Norton SA, Ruze P: Kava dermopathy. J Am Acad Dermatol 31: 89-97, 1994
  16. Süss R, Lehmann P: Hämatogenes Kontaktekzem durch pflanzliche Medikamente am Beispiel des Kavawurzelextraktes. Hautarzt 47: 459-461, 1996
  17. Almeida JC, Grinsley EW: Coma from the health food store: interaction between kava and alprazolam. Ann Intern Med 125: 940-941, 1996
  18. Brunner U: Leberschäden durch Kava-Kava-Extrakte. Pharmazeutische Zeitung 145: 2376, 2000
  19. Brunner U: Leberschäden durch Kava-Kava-Extrakte. Pharmazeutische Zeitung 145: 2376, 2000
  20. Zulassungswiderruf, Pharm. Ztg. Nr. 25 vom 20.6.2002, Seite 6
  • Arzneiverordnunger-Report 1995 CD-ROM: Gustav Fischer Verlag, 1995
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