Karden-Therapie der Borreliose

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Blühende Karde, Quelle: Wikipedia[1]

Die Karden-Therapie ist eine von dem Ethnobotaniker und Medizinlaien Wolf-Dieter Storl entwickelte Form der Phytotherapie zur Behandlung der Lyme-Borreliose. Dabei werden Extrakte aus den oberirdischen Teilen oder der Wurzel der Wilde Karde (Dipsacus sylvestris) eingesetzt. Laut Storl bietet sich die Karde aufgrund ihrer besonderen Blütenform und der Reihenfolge des Abblühens der zahlreichen, kleinen, lila-rötlichen Blüten des zusammengesetzten Blütenkopfes für die Bandlung der Lyme-Borreliose an, weil dies eine klare Signatur (siehe auch Signaturzellheilung) zeige, die ein Abbild der Wanderröte (Erythema migrans), des ersten Symptoms einer Borreliose-Infektion sei:

"Auffällig ist das Abblühens der vielen kleinen lila-rötlichen Blüten, die sich zum Blütenkopf zusammensetzen: Auf halber Höhe des eiförmigen Köpfchens beginnt eine ringförmige Zone zu blühen. Dieser rote Ring teilt sich und wandert dann im Zuge des Abblühens, gleichzeitig nach oben und unten. Auch bei der Borreliose kommt es im ersten Stadium der Infektion zu einem roten Ring um den Zeckenbiss." (Zitat Storl [2])

Kardentinktur wird bei einem Online-Anbieter für 25,93 € pro 100 Milliliter verkauft.

Storl ist Autor eines Buches mit dem Titel "Borreliose natürlich heilen", erschienen im AT-Verlag (2007). In seinem Buch polemisiert Storl gegen ""Die Schulmedizin" und die Anwendung von Antibiotika gegen den Erreger der Borreliose (im Falle der Lyme-Borreliose Borrelia Burdorferi). Die Infektionskrankheit Borreliose ist prinzipiell antibiotisch behandelbar (Beispielsweise mit dem preiswerten Mittel Doxyzyklin). Die Wirksamkeit einer frühzeitigen Antibiose ist unbestritten. In seinem Werk verbreitet Storl auch anekdotisch zu nennende Berichte und ausgesuchte Einzelfallbeschreibungen angeblicher Heilerfolge durch Kardentinktur. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit der Karden-Therapie sind hingegen keine vorhanden. Eine Wirksamkeit von Kardentinktur gegen Lyme-Borreliose ist nicht belegt. Weder in der traditionellen Pflanzenheilkunde noch in der modernen Phytotherapie-Fachliteratur gibt es ernstzunehmende Hinweise auf eine Wirkung der Kardentinktur gegen Borreliose.

In seinem Werk geht Storl auch auf mögliche Anwendungen der Mistel (Weißbeerige Mistel, Viscum album) bei der Borreliose ein. Diese Pflanze findet bei unkonventionellen Krebstherapien der Alternativmedizin (insbesondere der anthroposophischen Medizin) als Misteltherapie eine umstrittene Anwendung, für die trotz längerer Forschung kein seriöser Wirksamkeitsnachweis vorliegt. Storl macht in seinem Werk den unverzeihlichen Fehler nicht relevant resorbierbare "Misteltropfen" zu empfehlen. Die Mistelextrakte zeigen zwar gewisse immunstimulierende Effekte (die auch für die Nebenwirkungen verantwortlich sind), eine Wirkung gegen Borrelien ist aber unbekannt. Diehochmolekularen Inhaltsstoffe können im Verdauungstrakt nicht nennenswert resorbiert werden und müssen injiziert werden. Auf diesen Umstand geht Storl offenbar aus Unkenntnis nicht ein.

Analoge Überlegungen zur Verwendung von Pflanzeninhaltsstoffen auf Basis von Vergleichen der Erscheinungsform von einerseits Pflanze und andererseits Krankheitssymptom oder Patient sind in der anthroposophischen Medizin geläufig, und gehen letzendlich auf "Schauungen" von Rudolf Steiner zurück. Die weißbeerige Mistel wird in der anthroposophischen Medizin als "Schmarotzer" im Dienst gegen den "schmarotzenden" Krebs gesehen. Männer sollen dabei Extrakte der Mistel von Tanne, Eiche oder Ulme bekommen, während Frauen von Misteln auf Pinie, Linde, Esche oder Weide profitieren sollen. Bei schnell wachsenden Tumoren sollen zudem Misteln auf schnell wachsenden Bäumen wie Pappeln am wirksamsten sein. Für sämtliche disbezügliche Annahmen und Behauptungen existieren keinerlei brauchbare experimentelle Belege.

Inhaltsstoffe und sonstige Verwendung der Karde

Die Wilde Karde enthält das Glykosid Scabiosid, Terpene, Kaffeesäureverbindungen (3,4-Dihydroxyzimtsäure), organische Säuren, Glucoside und Saponine. Die Karde wird seit dem Mittelalter als Heilpflanze eingesetzt. Getrocknete Pflanzen liefern einen wasserlöslichen Farbstoff, der als Ersatz für Indigo galt.

Weblinks

Quellenverzeichnis