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Der Kardecismus wurde in Brasilien zunächst vor allem in Kreisen von Intellektuellen und hohen Militärs praktiziert, bevor er zur Religion der brasilianischen Mittelschicht avancierte. Die Lehre hat ihren Schwerpunkt derzeit in Brasilien, wo ihre Anhängerschaft auf 2-3 Millionen geschätzt wird. Der erste offizielle brasilianische Spiritistenzirkel kardecistischer Prägung hielt 1865 in Salvador seine erste Sitzung ab. Es gab jedoch schon vor dem Einströmen der Ideen Kardecs geistige Strömungen ähnlicher Couleur innerhalb der Volksreligion Brasiliens. So spricht ein von zwei reisenden deutschen Biologen verfasster Bericht aus dem Jahre 1818, von einer vollzogenen Heilung an einem Schwarzen mittels der Methode der magnetischen Passes, die von F.A. Mesmer gelehrt wurde.
 
Der Kardecismus wurde in Brasilien zunächst vor allem in Kreisen von Intellektuellen und hohen Militärs praktiziert, bevor er zur Religion der brasilianischen Mittelschicht avancierte. Die Lehre hat ihren Schwerpunkt derzeit in Brasilien, wo ihre Anhängerschaft auf 2-3 Millionen geschätzt wird. Der erste offizielle brasilianische Spiritistenzirkel kardecistischer Prägung hielt 1865 in Salvador seine erste Sitzung ab. Es gab jedoch schon vor dem Einströmen der Ideen Kardecs geistige Strömungen ähnlicher Couleur innerhalb der Volksreligion Brasiliens. So spricht ein von zwei reisenden deutschen Biologen verfasster Bericht aus dem Jahre 1818, von einer vollzogenen Heilung an einem Schwarzen mittels der Methode der magnetischen Passes, die von F.A. Mesmer gelehrt wurde.
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Um 1873 entstand in Rio de Janeiro ein Zirkel, dessen Seancen auf die Heilung von Kranken und Leidenden durch das Geben von Passes fokussiert waren. Der brasilianische Kardecismus zeigt schon hier seine starke moralische und evolutionistische Grundbeschaffenheit. Zugrunde liegen sowohl ein Einfluß religiöser Konzepte, die der indischen Wiedergeburtslehre entspringen, als auch eine spezifische Auslegung der Bibel, insbesondere des Dekalogs und der Bergpredigt. Der brasilianische Spiritismus versteht sich zu weiten Teilen als christlicher Spiritismus (espiritismo cristao). Er ist in einer Dachorganisation, der Federacao Espirita Brasileira (FEB) zusammengeschlossen, die die Lehre Kardecs als kanonische Kodifikation des brasilianischen Spiritismus vorschreibt. Der Wahlspruch dieser Organisation lautet Gott, Christus und Karitas. Ausdruck dieser Betonung der christlichen Nächstenliebe findet sich etwa in den zahlreichen karitatven Institutionen der Spiritisten, auf die sicher auch ein hohes Maß der Popularität des Kardecismus in Brasilien zurückgeht.
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Um 1873 entstand in Rio de Janeiro ein Zirkel, dessen Seancen auf die Heilung von Kranken und Leidenden durch das Geben von Passes fokussiert waren. Der brasilianische Kardecismus zeigt schon hier seine starke moralische und evolutionistische Grundbeschaffenheit. Zugrunde liegen sowohl ein Einfluss religiöser Konzepte, die der indischen Wiedergeburtslehre entspringen, als auch eine spezifische Auslegung der Bibel, insbesondere des Dekalogs und der Bergpredigt. Der brasilianische Spiritismus versteht sich zu weiten Teilen als christlicher Spiritismus (espiritismo cristao). Er ist in einer Dachorganisation, der Federacao Espirita Brasileira (FEB) zusammengeschlossen, die die Lehre Kardecs als kanonische Kodifikation des brasilianischen Spiritismus vorschreibt. Der Wahlspruch dieser Organisation lautet Gott, Christus und Karitas. Ausdruck dieser Betonung der christlichen Nächstenliebe findet sich etwa in den zahlreichen karitativen Institutionen der Spiritisten, auf die sicher auch ein hohes Maß der Popularität des Kardecismus in Brasilien zurückgeht.
    
Der komplementärtherapeutische Aspekt der Lehren Kardecs resultieren aus dem Tenor seiner Heilslehre. Er propagierte, dass Körper und Geist durch ein geistig-materielles Band verbunden seien. Vom Geist der einen Person könnten positive und negative Energien zu einer anderen Person fließen. Durch Plagegeister könnte man Krankheiten verursachen. Von ihrem Einfluss kann man sich durch Opfergaben und langwierige Sitzungen unter Hinzuziehung von Heilern, die in Trance fallen, befreien.
 
Der komplementärtherapeutische Aspekt der Lehren Kardecs resultieren aus dem Tenor seiner Heilslehre. Er propagierte, dass Körper und Geist durch ein geistig-materielles Band verbunden seien. Vom Geist der einen Person könnten positive und negative Energien zu einer anderen Person fließen. Durch Plagegeister könnte man Krankheiten verursachen. Von ihrem Einfluss kann man sich durch Opfergaben und langwierige Sitzungen unter Hinzuziehung von Heilern, die in Trance fallen, befreien.
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