Kapillar-dynamischer Bluttest: Unterschied zwischen den Versionen

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==Theorie==
 
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Dieser Test wurde vom [[Anthroposophie|Anthroposophen]] Werner Kaelin (28. März 1888 bis 4. Januar 1973) erfunden. Aus anthroposophischer Sicht liege ein angenommener ''Verlust formgebender Kräfte'' nicht nur der Krebserkrankung zugrunde, sondern diese nicht näher bezeichneten formgebenden Kräfte sollen auch zu bestimmten Veränderungen im Blut führen, die dieser Test aufzeigen soll.
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Dieser Test wurde vom [[Anthroposophie|Anthroposophen]] Werner Kaelin (28. März 1888-4. Januar 1973) erfunden. Aus anthroposophischer Sicht liege ein angenommener ''Verlust formgebender Kräfte'' nicht nur der Krebserkrankung zugrunde, sondern diese nicht näher bezeichneten formgebenden Kräfte sollen auch zu bestimmten Veränderungen im Blut führen, die dieser Test aufzeigen soll.
  
 
==Methode==
 
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Zylinder aus Filtrierpapier werden in frisch hergestelltes Blut-Hämolysat bestimmter Verdünnung und Menge gestellt. Durch die Kapillarkräfte des Filterpapiers steigt das Hämolysat in dem Papier aufwärts, die kleineren Teilchen schneller, die großen langsamer. In etwa 5 cm Steighöhe bildet sich schließlich eine Grenzlinie. Nach Trocknung der Rollen werden diese in destilliertes Wasser gestellt, das ebenfalls in dem Filtrierpapier hochsteigt und nach etwa 18-25 Minuten die vom Hämolysat gebildete Linie überschreitet. Das Ergebnis dieser Art Papierchromatographie nennt man in der anthroposophischen Medizin „Blutsteigbild“.
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Zylinder aus Filtrierpapier werden in frisch hergestelltes Blut-Hämolysat bestimmter Verdünnung und Menge gestellt. Durch die Kapillarkräfte des Filterpapiers steigt das Hämolysat in dem Papier aufwärts, die kleineren Teilchen schneller, die großen langsamer. In etwa 5 cm Steighöhe bildet sich schließlich eine Grenzlinie. Nach Trocknung der Rollen werden diese in [[Destilliertes Wasser|destilliertes Wasser]] gestellt, das ebenfalls in dem Filtrierpapier hochsteigt und nach etwa 18-25 Minuten die vom Hämolysat gebildete Linie überschreitet. Das Ergebnis dieser Art Papierchromatographie nennt man in der anthroposophischen Medizin „Blutsteigbild“.
  
Außer der Steigdauer wird das Ergebnis des Testes durch Beschau in unwissenschaftlich-anthroposophischer Weise ''bewertet'', wobei den sich bildenden ''Konfigurationen'' und Muster des Steigbildes an der Grenzzone einer Erkrankung zugeordnet werden.
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Außer der Steigdauer wird das Ergebnis des Tests durch Beschau in unwissenschaftlich-anthroposophischer Weise ''bewertet'', wobei die sich bildenden ''Konfigurationen'' und Muster des Steigbildes an der Grenzzone einer Erkrankung zugeordnet werden.
  
Der Test will nicht nur ''empfindlich'' für frühe Krebsfälle sein, er soll sogar Aussagen über mögliche Rezidive oder Metastasen machen können. Je nach Ergebnis werden sodann die testabhängig indiziert erscheinenden [[Misteltherapie|Mistelpräparate]] anthroposophischer Pharmaunternehmen empfohlen.
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Der Test will nicht nur ''empfindlich'' für frühe Krebsfälle sein, er soll sogar Aussagen über mögliche Rezidive oder Metastasen abgeben können. Je nach Ergebnis werden sodann die testabhängig indiziert erscheinenden [[Misteltherapie|Mistelpräparate]] anthroposophischer Pharmaunternehmen empfohlen.
  
Alternativ lässt man auch Mistellösungen aufsteigen und es werden dann intuitiv die Ränder des Ausbreitungsmusters interpretiert.
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Alternativ lässt man auch Mistellösungen aufsteigen und interpretiert dann intuitiv die Ränder des Ausbreitungsmusters.
  
 
Der Test wird zur Diagnose bzw. Früherkennung von Krebs empfohlen, ist aber nachweislich völlig ungeeignet.<ref>Stratmann F: Charakteristika der anthroposophischen Medizin. in: Oepen, I (Hrsg.): Unkonventionelle medizinische Verfahren. Fischer Verlag, Stuttgart, S.69, 1993</ref>
 
Der Test wird zur Diagnose bzw. Früherkennung von Krebs empfohlen, ist aber nachweislich völlig ungeeignet.<ref>Stratmann F: Charakteristika der anthroposophischen Medizin. in: Oepen, I (Hrsg.): Unkonventionelle medizinische Verfahren. Fischer Verlag, Stuttgart, S.69, 1993</ref>
 
Die Anthroposophie ist eine sektenähnlich strukturierte Glaubensrichtung und nutzt diesen und weitere Tests auch als Selektionsmoment für potentielle Mitglieder. Patienten mit Krebs oder Personen, die Angst vor einer Krebserkrankung haben, werden mit diesem 'Test' angesprochen und es wird schlicht versucht, auf diesem Wege Anhänger zu gewinnen.
 
  
 
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==

Aktuelle Version vom 10. September 2021, 20:41 Uhr

Kapillardynamolyse.jpg

Der Kapillar-dynamische Bluttest (auch Kaelin-Test oder Blutsteigebild nach Kaelin) ist ein der anthroposophischen Medizin zuzurechnender Bluttest für Krebserkrankungen ohne nachgewiesene Eignung für die Diagnostik.

Theorie

Dieser Test wurde vom Anthroposophen Werner Kaelin (28. März 1888-4. Januar 1973) erfunden. Aus anthroposophischer Sicht liege ein angenommener Verlust formgebender Kräfte nicht nur der Krebserkrankung zugrunde, sondern diese nicht näher bezeichneten formgebenden Kräfte sollen auch zu bestimmten Veränderungen im Blut führen, die dieser Test aufzeigen soll.

Methode

Zylinder aus Filtrierpapier werden in frisch hergestelltes Blut-Hämolysat bestimmter Verdünnung und Menge gestellt. Durch die Kapillarkräfte des Filterpapiers steigt das Hämolysat in dem Papier aufwärts, die kleineren Teilchen schneller, die großen langsamer. In etwa 5 cm Steighöhe bildet sich schließlich eine Grenzlinie. Nach Trocknung der Rollen werden diese in destilliertes Wasser gestellt, das ebenfalls in dem Filtrierpapier hochsteigt und nach etwa 18-25 Minuten die vom Hämolysat gebildete Linie überschreitet. Das Ergebnis dieser Art Papierchromatographie nennt man in der anthroposophischen Medizin „Blutsteigbild“.

Außer der Steigdauer wird das Ergebnis des Tests durch Beschau in unwissenschaftlich-anthroposophischer Weise bewertet, wobei die sich bildenden Konfigurationen und Muster des Steigbildes an der Grenzzone einer Erkrankung zugeordnet werden.

Der Test will nicht nur empfindlich für frühe Krebsfälle sein, er soll sogar Aussagen über mögliche Rezidive oder Metastasen abgeben können. Je nach Ergebnis werden sodann die testabhängig indiziert erscheinenden Mistelpräparate anthroposophischer Pharmaunternehmen empfohlen.

Alternativ lässt man auch Mistellösungen aufsteigen und interpretiert dann intuitiv die Ränder des Ausbreitungsmusters.

Der Test wird zur Diagnose bzw. Früherkennung von Krebs empfohlen, ist aber nachweislich völlig ungeeignet.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Kaelin, W.: Die Formensprache des Krebsblutes, Natura 12, 1929/30.
  • Kaelin, W.: Versuche zu einer Frühdiagnose des Krebses aus dem Blut nach kapillardynamischer Methode. Z. f. Krebsforschung, 5/1931.
  • Kaelin, W.: Frühdiagnose mittels der kapillardynamischen (K.D.) Reaktion. Hippokrates 2/1932.
  • Kaelin, W.: Viscumprophylaxe des Karzinoms. Frühdiagnose mittels der kapillardynamischen Reaktion. Hippokrates 2/1934.
  • Kolisko, L.: Die Kapillar-Dynamolyse. Hippokrates 5/1953.

Quellennachweise

  1. Stratmann F: Charakteristika der anthroposophischen Medizin. in: Oepen, I (Hrsg.): Unkonventionelle medizinische Verfahren. Fischer Verlag, Stuttgart, S.69, 1993