Kangalfisch

Aus Psiram
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Als Kangalfisch oder auch Knabberfisch wird die Rote Saugbarbe (Garra rufa, engl. doctor fish) bezeichnet, die zur Behandlung von Schuppenflechte (Psoriasis) verwendet werden, indem die Tiere mit ihrem kleinen Maul die Hautläsionen wegknabbern und so eine Linderung oder sogar eine Heilung der Symptome bewirken sollen.

Der Kangalfisch ist ein bis zu 14 cm großer Fisch aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Sie kommt in Jordan-, im Orontes- und in Euphrat-Tigris-System, sowie in einigen Küstenflüssen Nordsyriens und der südlichen Türkei vor. Bekannt wurde vor allem eine Population aus der Region Kangal in der Türkei, woher die Bezeichnung "Kangalfisch" stammt.

Wirkung

Saugbarben leben in warmen, sehr nährstoffarmen Gewässern, in denen es einen evolutionären Vorteil darstellt, ohne Scheu die aufgeweichten oberen Hautschichten z.B. von Menschen abzuknabbern. Mitunter wird von Versuchspersonen dieser Vorgang auch als „Anstubsen“ der betroffenen Hautstellen beschrieben. Hierbei lösen sich Hautpartikel und werden von den Fischen gefressen. Dies geschieht besonders leicht bei Verhornungsstörungen, wie zum Beispiel der Psoriasis. Es wird auch von Neurodermitis-, Akne- oder Ekzem-Patienten berichtet, denen die Fische auf diese Weise Linderung und Hilfe verschaffen.

Durch das milde mechanische Abtragen der hyperkeratotischen Plaques bildet sich tatsächlich die Psoriasis sichtbar zurück, vor allem durch das Zusammenspiel mit der Sonne - denn die Behandlung erfolgt in der Regel in einem Becken unter freiem Himmel. Berichte, in denen von der Absonderung eines Dithranol-haltigen Sekretes durch die Fische berichtet wird, sind unzutreffend, da es sich bei Dithranol um eine synthetisch hergestellte Substanz handelt, die als Medikament in der Medizin gegen Psoriasis eingesetzt wird. Unwahrscheinlich sind auch Berichte, nach denen beim „Knabbern“ der Fische an der menschlichen Haut Speichel in die Haut injiziert wird. Die Kiefer der Saugbarbe scheinen in anatomischer Hinsicht diesen Vorgang nicht zu ermöglichen.

Vermarktung

Die Berichte über angebliche medizinische Erfolge der Rötlichen Saugbarben und über verjüngende oder hautreinigende Funktion des „Knabberns“ haben zu einem Boom des Handels mit den kleinen Karpfenfischen geführt. Man kann sie inzwischen in der Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz kaufen oder auch mieten. Andernfalls kann man in Thermen oder Bädern mit eigenem Bestand Kuren buchen. Aufgrund der internationalen Popularität steht der Export von Exemplaren der Species Garra rufa in der Türkei inzwischen unter Strafe.

Studienlage

In Österreich wurde die Psoriasis von 67 Patienten im Rahmen einer dreijährigen Pilotstudie mit Garra rufa behandelt und hinterher mit UVA-Licht bestrahlt. Bei 43,7 Prozent der Patienten gingen die Hauterscheinungen um mindestens 75 Prozent zurück, bei weiteren 44,8 Prozent um mindestens 50 Prozent. Es gab keine ernsthaften Nebenwirkungen. Die Patienten waren ausdrücklich sehr zufrieden mit dieser Behandlung. Bei einer Anschlussbefragung antworteten 60 Prozent der Teilnehmer. Sie waren durchschnittlich 8 ½ Monate erscheinungsfrei. 87,5 Prozent hatten den Eindruck, dass diese Therapie bei ihnen besser gewirkt habe, als andere, die sie vorher ausprobiert hatten. 65 Prozent meinten, die Psoriasis sei danach weniger stark wieder ausgebrochen. Von knapp 40 Prozent der Teilnehmer weiß man nicht, wie die Therapie bei ihnen langfristig gewirkt hat[1]. Allerdings entsprach diese Studie nicht den Standard für wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise, da diese keine Vergleichsgruppe (Placebo) aufwies und somit weder ramdomisiert noch doppelverblindet war und somit keinen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis darstellt.

Weblinks

Quellenverzeichnis