Kalte Fusion: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''kalte Fusion''' werden kontrollierte Kernumwandlungen bezeichnet, die außerhalb von Fusionsreaktoren stattfinden. Derartige Prozesse sind selten und nicht geeignet, nennenswerte Energiemengen freizusetzen oder relevante Fusionsprodukte zu erzeugen. Seit 1978 ist bekannt, dass Myonen derartige Fusionen auslösen können. Die dabei anfallende Energiemenge reicht aber nicht aus, um weitere Fusionen in Kette auszulösen. Theoretische Vorüberlegungen zu Myonen-katalysierten Fusionen gab es bereits in den 1940er Jahren von F. C. Frank und Andrej Sacharov.
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Als '''kalte Fusion''' werden kontrollierte Kernumwandlungen bezeichnet, die außerhalb von Fusionsreaktoren stattfinden. Derartige Prozesse sind selten und nicht geeignet, nennenswerte Energiemengen freizusetzen oder relevante Fusionsprodukte zu erzeugen. Seit 1978 ist bekannt, dass Myonen derartige Fusionen auslösen können. Die dabei anfallende Energiemenge reicht aber nicht aus, um weitere Fusionen in Kette auszulösen. Theoretische Vorüberlegungen zu Myonen-katalysierten Fusionen gab es bereits in den 1940er Jahren von F.&nbsp;C.&nbsp;Frank und Andrej Sacharov.<ref>[http://en.wikipedia.org/wiki/Muon-catalyzed_fusion Muon-catalyzed fusion] in Wikipedia</ref>
  
 
Myonen-katalysierte Fusionen haben heute keine praktische Bedeutung.
 
Myonen-katalysierte Fusionen haben heute keine praktische Bedeutung.
  
 
==Fleischmann und Pons 1989==
 
==Fleischmann und Pons 1989==
1989 behaupteten die Forscher Martin Fleischmann und Stanley Pons, eine kalte Fusion auf elektrochemischem Wege praktisch durchgeführt zu haben, was zu einem großen Presseecho und der Popularisierung des Begriffs führte. Hoffnungen auf eine sensationelle neue Energiequelle wurden auf diese Weise geschürt. Das Fleischmann-Pons-Experiment, das eine geringe Energiefreisetzung zeigte, konnte jedoch nicht repliziert werden. Auch die Autoren waren später nicht mehr in der Lage, ihr Experiment erfolgreich zu wiederholen. Bei diesem Experiment soll die Verschmelzung von Wasserstoff während einer Elektrolyse eines Elektrolyten an der Oberfläche einer von zwei Palladium-Elektroden stattfinden. Praktisch sollte hier einfach Energie aus Wasser gewonnen werden.
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1989 behaupteten die Forscher Martin Fleischmann und Stanley Pons, eine kalte Fusion auf elektrochemischem Wege praktisch durchgeführt zu haben, was zu einem großen Presseecho und der Popularisierung des Begriffs führte. Hoffnungen auf eine sensationelle neue Energiequelle wurden auf diese Weise geschürt. Das Fleischmann-Pons-Experiment, das eine geringe Energiefreisetzung zeigte, konnte jedoch nicht repliziert werden. Auch die Autoren waren später nicht mehr in der Lage, ihr Experiment erfolgreich zu wiederholen. Bei diesem Experiment soll die Verschmelzung von Wasserstoff während einer Elektrolyse eines Elektrolyten an der Oberfläche einer von zwei Palladium-Elektroden stattfinden. Praktisch sollte hier einfach Energie aus Wasser gewonnen werden.<ref>Browne, M. (May 3, 1989), [http://partners.nytimes.com/library/national/science/050399sci-cold-fusion.html "Physicists Debunk Claim Of a New Kind of Fusion"], New York Times, retrieved 2011-05-10</ref>
  
 
==Rossi-Energiekatalysator / Piantelli-Focardi-Rossi-Experimente==
 
==Rossi-Energiekatalysator / Piantelli-Focardi-Rossi-Experimente==
 
[[image:Rossi_Focardi.jpg|Andrea Rossi und Sergio Focardi (Bild "La Repubblica")|thumb]]
 
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Der [[Focardi-Rossi-Energiekatalysator]] ist ein kompakter angeblicher Fusionsreaktor auf Basis einer [[Kalte Fusion|"kalten Fusionstechnik"]], der von der italienischen Firma EON&nbsp;srl im Jahr 2011 auf den Markt kommen soll. Er soll bei einer zugeführten elektrischen Heizleistung von einigen hundert Watt eine Wärmeleistung von über 10&nbsp;kW abgeben. Nach Angaben der Erfinder Sergio Focardi und Andrea Rossi finde im Reaktor eine kalte Fusion von Wasserstoff und Nickel statt, was zur Bildung von Kupfer führe. Als Begleiterscheinung soll auch ionisierende Strahlung auftreten. Bisherige Replikationsversuche scheiterten. Eine letzte öffentliche Vorführung fand im Januar 2011 statt.
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Der [[Focardi-Rossi-Energiekatalysator]] ist ein kompakter angeblicher Fusionsreaktor auf Basis einer [[Kalte Fusion|"kalten Fusionstechnik"]], der von der italienischen Firma EON&nbsp;srl im Jahr 2011 auf den Markt kommen soll. Er soll bei einer zugeführten elektrischen Heizleistung von einigen hundert Watt eine Wärmeleistung von über 10&nbsp;kW abgeben. Nach Angaben der Erfinder Sergio Focardi und Andrea Rossi finde im Reaktor eine kalte Fusion von Wasserstoff und Nickel statt, was zur Bildung von Kupfer führe. Als Begleiterscheinung soll auch ionisierende Strahlung auftreten. Bisherige Replikationsversuche scheiterten. Letzte (teilweise öffentliche) Vorführungen fanden von Mitte Januar bis Ende März 2011 statt.  
  
 
==Aqua Flame==
 
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Weitere Verfahren sind die:
 
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*Pyrofusion (ohne praktische Bedeutung)
 
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==Biologische Transmutation==
 
==Biologische Transmutation==

Version vom 10. April 2011, 19:52 Uhr

Kaltefusion.jpg

Als kalte Fusion werden kontrollierte Kernumwandlungen bezeichnet, die außerhalb von Fusionsreaktoren stattfinden. Derartige Prozesse sind selten und nicht geeignet, nennenswerte Energiemengen freizusetzen oder relevante Fusionsprodukte zu erzeugen. Seit 1978 ist bekannt, dass Myonen derartige Fusionen auslösen können. Die dabei anfallende Energiemenge reicht aber nicht aus, um weitere Fusionen in Kette auszulösen. Theoretische Vorüberlegungen zu Myonen-katalysierten Fusionen gab es bereits in den 1940er Jahren von F. C. Frank und Andrej Sacharov.[1]

Myonen-katalysierte Fusionen haben heute keine praktische Bedeutung.

Fleischmann und Pons 1989

1989 behaupteten die Forscher Martin Fleischmann und Stanley Pons, eine kalte Fusion auf elektrochemischem Wege praktisch durchgeführt zu haben, was zu einem großen Presseecho und der Popularisierung des Begriffs führte. Hoffnungen auf eine sensationelle neue Energiequelle wurden auf diese Weise geschürt. Das Fleischmann-Pons-Experiment, das eine geringe Energiefreisetzung zeigte, konnte jedoch nicht repliziert werden. Auch die Autoren waren später nicht mehr in der Lage, ihr Experiment erfolgreich zu wiederholen. Bei diesem Experiment soll die Verschmelzung von Wasserstoff während einer Elektrolyse eines Elektrolyten an der Oberfläche einer von zwei Palladium-Elektroden stattfinden. Praktisch sollte hier einfach Energie aus Wasser gewonnen werden.[2]

Rossi-Energiekatalysator / Piantelli-Focardi-Rossi-Experimente

Andrea Rossi und Sergio Focardi (Bild "La Repubblica")

Der Focardi-Rossi-Energiekatalysator ist ein kompakter angeblicher Fusionsreaktor auf Basis einer "kalten Fusionstechnik", der von der italienischen Firma EON srl im Jahr 2011 auf den Markt kommen soll. Er soll bei einer zugeführten elektrischen Heizleistung von einigen hundert Watt eine Wärmeleistung von über 10 kW abgeben. Nach Angaben der Erfinder Sergio Focardi und Andrea Rossi finde im Reaktor eine kalte Fusion von Wasserstoff und Nickel statt, was zur Bildung von Kupfer führe. Als Begleiterscheinung soll auch ionisierende Strahlung auftreten. Bisherige Replikationsversuche scheiterten. Letzte (teilweise öffentliche) Vorführungen fanden von Mitte Januar bis Ende März 2011 statt.

Aqua Flame

Aqua Flame ist ein Fusionsprojekt der deutschen Firma Purratio AG. Da die Purratio sich bei ihrem Prinzip auf Deuterium und Palladium bezieht, scheint es eine Anwendung der gescheiterten Versuche von Fleischmann und Pons (1989) zu sein.

Weitere Verfahren

Sonofusion-Artikel

Weitere Verfahren sind die:

  • Pyrofusion (ohne praktische Bedeutung)
  • Sonofusion (auch Bubble fusion, offenbar Datenfälschung)

Biologische Transmutation

Als Biologische Transmutation werden hypothetische Fusionsprozesse in biologischen Systemen bezeichnet. Für ihre Existenz gibt es keine wissenschaftlichen Belege.

Quellennachweise

  1. Muon-catalyzed fusion in Wikipedia
  2. Browne, M. (May 3, 1989), "Physicists Debunk Claim Of a New Kind of Fusion", New York Times, retrieved 2011-05-10