Kai Panzer

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Kai Panzer (KaiPan)

Kai Panzer ist ein deutscher Händler für Nahrungsergänzungsmittel und ehemaliger Pharmavertreter aus Gera, der aktuell als Inhaber der Firma Arrano aus Gera[1] und im Namen einer Akademie natürliche Gesundheit (ANG) eine eigene, nicht offengelegte Anti-Aging-Methode "Formel 100+" vertreibt, die laut Werbung einen "Lange-Leben-Code knacken" könne. Seine Methode soll auch bereits erwachsene Kunden befähigen, ein überdurchschnittlich hohes Lebensalter zu erreichen. Sein Konzept vertritt Panzer unter anderem auf entsprechenden Alternativmedizinmessen wie der Messe Wellness & Gesundheit. Auf derartigen Veranstaltungen tritt Panzer als Redner zu kostenpflichtigen Vorträgen mit Themen wie Alt werden und jung bleiben oder Krankheiten kann man wegessen auf.

Panzer ist geplanter Referent der Alternativmedizinveranstaltung Spirit of Health Kongress im April 2015 in Kassel. Bei der Veranstaltung handelt es sich um eine Promotionsveranstaltung von Leo Koehof (Inhaber des niederländischen Jim-Humble-Verlags "Jim Humble Uitgeverij") und Ali Erhan für das Scharlataneriemittel MMS, vor dem zahlreiche Gesundheitsbehörden weltweit warnen.

Formel100+

Laut einem Artikel der Badischen Zeitung vom 23. Februar 2015 funktioniere die Methode 100+ nach Panzer Dank "Wunderpillen".[2]

Firma Arrano und ihre Werbestrategie

Werbung der Firma Arrano mit unbelegten Wunderbehauptungen zu Traubenkernen, die das zu erwartende Lebensalter um 40% erhöhen sollen und nach Einnahme innerhalb von zwei Wochen den Käufer um 1-4 Jahre jünger erscheinen lassen sollen. (Bild: Arrano)
Völlig absurde Werbebotschaft der Firma Arrano mit Bezug auf mythische Behauptungen in der Bibel (Altes Testament), die als scheinbare Tatsache dargestellt werden. (Bild: Arrano)
wissenschaftlicher Artikel zum Mythos der Langlebigkeit der Anwohner derStadt Vilcabamba in Ecuador

Die Firma Arrano von Kai Panzer ist Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln. Angeboten werden unter anderem typische Antioxidantien wie oligomere Proanthocyanidine (kurz OPC), die im Weinbau preiswert aus Traubenkernen gewonnen werden. Hinzu kommen Vitamine und Nährstoffe.

Eigene Produkte werden im Internet zu Werbezwecken mit irreführenden Behauptungen zu Gesundheitsfragen umrahmt. So wird versucht, dem Leser glaubhaft zu machen, dass es einen aktuellen Bedarf an Nahrungsergänzungsmitteln gäbe. Ein wissenschaftlich zu nennender Beleg für diese Behauptung wird nicht genannt. Als Gründe für den angeblichen NEM-Bedarf werden der Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft und "gen-manipulierte Lebensmittel" genannt. Auch nehme Krebs zu und die Heilungsraten bei Krebs hätten sich keineswegs prozentual verbessert.

Nach den aktuell neuesten Daten des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert-Koch-Instituts nahm zwar "Zwischen 2000 und 2010 ... die Zahl der Krebsneuerkrankungen bei Männern insgesamt um 21 Prozent, bei Frauen um 14 Prozent zu", aber der entscheidende "Einflussfaktor hierfür war die Veränderung im Altersaufbau der Bevölkerung (Zunahme des Anteils älterer Menschen), die bei Männern starker ausgeprägt war als bei Frauen" (Zitat RKI). Bei Männern ist also unter Berücksichtigung demographischer Effekte keine Zunahme bei Krebs zu beobachten. Nur bei Frauen ist ein positiver Trend zu beobachten (Vermutung: im Vergleich zu Männern zeitlich später einsetzende Zunahme des Rauchens). Seit 2008 sind die Krebsinzidenzen in Deutschland bei Männern und Frauen rückläufig. Bei Krebs ist in Deutschland eine Besserung der Überlebenswahrscheinlichkeit zu beobachten. Aktuell überleben 61% der Männer eine Krebserkrankung, bei Frauen sind es mittlerweile 67%.[3]

In der Werbung für die eigenen Produkte seiner Firma Arrano bezieht sich Kai Panzer auch auf das Alte Testament der christlichen Bibel. Dabei werden Angaben des Alten Testaments als Fakten präsentiert und die Behauptung aufgestellt, dass die biblische Figur Methusalem 600 Jahre gelebt habe. Dass das von der Bibel behauptete Lebensalter von Methusalem auf die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder Traubenkernen zurückzuführen sei, wird nicht belegt oder irgendwie glaubhaft gemacht. Tatsächlich sind die Angaben von Panzer zu Methusalem falsch: der in der hebräischen Bibel erwähnte Methusalem (oder Metuschelach) soll ein Alter von 969 Jahren erreicht haben und nicht 600. Abweichend davon kommt der Samaritanus auf 720 Lebensjahre Methusalems.

Das zukünftige Lebensalter ab Geburt eines Menschen ist im Prinzip genetisch determiniert. Das höchste erzielbare Lebensalter ab Geburt liegt bei circa 120 Jahren. In der Regel stammen Menschen, die ein sehr hohes Lebensalter erreicht haben, aus Industriestaaten mit westlichem Lebensstil und entsprechendem Gesundheitssystem und nicht aus so genannten Entwicklungsländern oder gehörten den von Panzer vage als "Naturvölker" beschriebenen Ethnien an. Berichten, nach denen Menschen aus Entwicklungsländern (etwa Vilcabamba in Ecuador) sehr alt geworden sein sollen, sind nicht immer verläßlich: in manchen dieser Staaten gab es im Geburtsjahr keine funktionierenden örtlichen Standesämter oder Ausweispflicht. Hinzu kommt eine nachgewiesene systematisch praktizierte Übertreibung des Alters von älteren Dorfbewohnern als Ursache für die vermeintliche Langlebigkeit. Durch einen Abgleich verschiedener Dokumente und einer selbst durchgeführten Datenerhebung konnten Forscher zeigen, dass z.B. der Vilcabamba-Bewohner Miguel Carpio im Alter von 61 Jahren angab, er sei 70. Fünf Jahre später sagte er, er sei 80; im Alter von 87 behauptete er, 121 zu sein. Die Forscher stellten Sterbetafeln auf, aus denen hervorging, dass 1979 die durchschnittliche Lebenserwartung in Vilcabamba der in den USA in den 1930er Jahren geborener Personen vergleichbar war.[4][5] In manchen Ländern führt ein hohes Alter zu einer besonderen Stellung und dies kann Anreiz sein, das Geburtsdatum vorzuverlegen. In Vilcabamba wird die Legende der Langlebigkeit touristisch ausgeschlachtet (siehe auch Artikel zum Hunzamythos).

Akademie Natürliche Gesundheit

Zu einer Akademie Natürliche Gesundheit ist im Jahre 2015 im Internet über Suchmaschinen nichts Konkretes in Erfahrung zu bringen. Laut Mitteilung einer Andrea Panzer-Grafe beim Auskunftsdienst Xing soll es sich bei der besagten Akademie lediglich um eine gleichnamige Facebook-Gruppe handeln.

Quellennachweise

  1. Arrano, Kai Panzer, Tschirchstr. 57, D-07546 Gera
  2. http://www.badische-zeitung.de/friesenheim/ob-alt-oder-jung-die-messe-hat-was--100861909.html
  3. Quelle: Robert Koch Institut, Zentrum für Krebsregisterdaten. Online Veröffentlichung Krebs gesamt - ICD-10 C00–97 (OHNE C44), eingesehen April 2015 [1]
  4. Mazess RB, Forman SH. Longevity and age exaggeration in Vilcabamba, Ecuador. J Gerontol. 1979 Jan;34(1):94-8.
    Abstract
    Systematic age exaggeration was found after age 70 in an Equadorian population noted for extreme longevity. Extreme ages (over 100 years) were either incorrect or unsubstantiated. There was no evidence of increased longevity in the Vilcabamba population.
  5. Mazess RB, Mathisen RW. Lack of unusual longevity in Vilcabamba, Ecuador. Hum Biol. 1982 Sep;54(3):517-24
    Abstract:
    Mortality records from the supposedly longevous population of Vilcabamba in southern Ecuador were evaluated for the period 1907 through 1979. Records from the nearly urban center of Loja were also recorded. These records were used to calculate life expectancy tables using a revision of the synthetic cohort method that involved reverse summation. Age at death was corrected for the prevalent age exaggeration using a regression previously established for this community. Life expectancy has increased somewhat in Vilcabamba over the past 70 years. Age exaggeration was evident in the mortality records throughout this period indicating that this behavioral pattern was not a result of recent publicity. Age exaggeration was responsible for all evidence of increased longevity in the life tables compared to U.S. values. Life expectancy in Vilcabamba was very similar to that in the town of Loja and 15 to 30% below those for the U.S. This evidence, together with the documented exaggeration in centenarians and the debunking of the demographic claims, provides the final link in showing no unusual longevity in this population.