Kaffee-Einlauf

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Der Kaffee-Einlauf (engl. coffee-enema) ist ein in alternativmedizinischen Kreisen beliebtes Verfahren, das auch gelegentlich als ein Hausmittel bezeichnet wird. Befürworter sehen in Kaffee-Einläufen eine Methode zum sogenannten Entschlacken oder Entgiften, wobei jedoch die gemeinten Giftstoffe nicht erläutert werden. Als Ausgangspunkt für derartige Überlegungen wird in diesem Zusammenhang von einer hypothetischen behandlungsbedürftigen Selbstvergiftung (Autointoxikation) des Körpers ausgegangen, einem überholten Konzept des 19. Jahrhunderts[1]. Der insbesondere von Tronfolger Prince Charles populär gemachte [2] Kaffee-Einlauf wird jedoch überraschenderweise in der Alternativmedizin auch zur Behandlung von Krebserkrankungen empfohlen[3][4], so von Anhängern des verstorbenen Max Gerson und der in den USA populären Kelley-Gonzales Methode. Zu dieser Methode sind keine Studien oder Untersuchungen bekannt, die die Behauptungen ihrer Befürworter stützen würden[5]

Meist wird von Anhängern der Alternativmedizin dem Kaffee eine schädliche Wirkung zugeschrieben. Beim Kaffee-Einlauf soll dies jedoch anders sein. Nach Angaben der Befürworter soll der Kaffee über das Pfortadersystem innerhalb von wenigen Minuten in die Leber gelangen um dort eine Wirkung zu entfalten.

Kaffee enthält das Alkaloid Koffein. 10 Gramm Koffein werden als tödlich angesehen und Kinder unter 20 kg können von 2 g Koffein sterben.

Über die Ursprünge dieser Methode lassen wenig überprüfbare Daten ermitteln. Vermutet werden kann, daß diese Methode während der Zeit des ersten Weltkrieges (möglicherweise 1917) erfunden wurde und zunächst bei Soldaten angewandt wurde. Einläufe selbst waren hingegen schon im alten Ägypten bekannt. Möglicherweise wurde Kaffee-Einläufe bereits im 19. Jahrhundert angewandt, und zwar bei Personen die den Geschmack von Kaffee nicht mochten.

Nachdem sich der britische Thronfolger Prinz Charles öffentlich für tägliche Kaffee-Einläufe als wirkungsvolles Mittel gegen Krebs aussprach, kam es zu einer energischen Replik seitens englischer Onkologen. Professor Michael Baum von der Universität London bezichtigte den Prinzen in einem offenen Brief im Fachmagazin British Medical Journal des Machtmissbrauchs und sprach ihm jeden medizinischen Sachverstand ab. "Meine Autorität beruht auf 40 Jahren beruflicher Erfahrung. Ihre stützt sich auf den Zufall Ihrer Geburt", hieß es in dem Brief. Es sei "unangemessen für Prinz Charles, seinen Einfluss geltend zu machen, um Krebspatienten von Heilmitteln zu überzeugen, die jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehren." [6].

Methode

Kaffee wird in Wasser aufgekocht und einige (bis zu 20) Minuten lang gebrüht und sodann auf Körpertemperatur abgekühlt. Meist wird eine Dosierung von 2-3 gehäuften Esslöffel Kaffee auf 1 Liter Wasser empfohlen. Anschliessend erfolgt der eigentliche Einlauf mit dem gefilterten Kaffee. Für den Einlauf kann dann ein sogenannter Irrigator verwendet werden, bzw ein Klistier. Der Kaffee soll etwa 15 Minuten gehalten werden, bis eine Darmentleerung erfolgt. Vor dem Einlauf werden auch von manchen Anwendern ein oder zwei Einläufe mit warmen Wasser oder Kräutertee durchgeführt und damit der Darm vor-entleert. Empfehlungen gehen dahin derartige Kaffee.Einläufe über bestimmten Zeiträume täglich oder jeden zweiten Tag durchzuführen. Manche Anwender geben dem Kaffee noch etwas Eigenurin hinzu.

Von Befürwortern genannte Vorteile und Indikationen

Befürworter der Methode glauben durch Kaffee-Einläufe

  • eine Leberreinigung durchführen zu können und dabei trotz der Kaffeezufuhr mit samt allen möglichen Belastungen unbekannte Giftstoffe aus der Leber zu entfernen. Nach dem Einlaufe stelle sich dann eine sofortige Erleichterung durch das angebliche Fehlen der Giftstoffe. Der Einlauf mit Kaffe führe dazu, daß die Leber, mehr Galle zu produziere und dabei innerhalb von Minuten Giftstoffe in den Darm gelangten.
  • Kaffee-Einläufe sollen zu einer Verminderung der Tumorschmerzen bei Krebspatienten führen.
  • Geschwüre im Darm heilen zu können,
  • Tumorerkrankungen heilen zu können.

Nebenwirkungen und Todesfälle durch Kaffe-Einläufe

Während von Seiten der Befüworter die Methode als sanft und nebenwirkungsarm beschrieben wird, sind in medizinischen Datenbanken Berichte über Todesfälle und ernste Nebenwirkungen durch Kaffee-Einläufe beschrieben worden die notfallmässig in Krankenhäusern behandelt werden mussten oder einen stationären Aufenthalt nötig machten. Aus den USA, wo die Methode besonders populär ist, sind mindestens drei Todesfälle nach Kaffee-Einläufen bekannt geworden. Durch einen Kaffee-Einlauf kam es zu Veränderungen der Blutelektrolyte mit Todesfolge[7]. Bei einem Krebspatienten kam es zu einer Sepsis und Leberversagen [8]. Auch wurde über Verbrennungen durch zu heiße Einläufe berichtet [9]. Eine weitere Gefahr geht durch Koffeinüberdosierungen und -vergiftungen aus [10], sowie durch Blutdrucksteigerungen durch Kaffee-Einläufe [11]. Aus Korea kommt der Bericht über eine durch einen Kaffee-Einlauf bedingte akute Colitis[12].

Befürworter geben als Gründe für Nebenwirkungen häufig nicht den Kaffee-Einlauf, die Temperatur oder die eingetzte Kaffee-Menge, sondern beschuldigen Schadstoffe in nicht geeigneten Kaffees die eigentliche Ursache der einläufebedingten Beschwerden.

Literatur

  • Ernst E (June 1997). "Colonic irrigation and the theory of autointoxication: a triumph of ignorance over science". J. Clin. Gastroenterol. 24 (4): 196–8. PMID 9252839. [1].
  • Shils ME, Hermann MG (April 1982). "Unproved dietary claims in the treatment of patients with cancer". Bull N Y Acad Med 58 (3): 323–40. PMID 7052177.
  • Green S. A critique of the rationale for cancer treatment with coffee enemas and diet. JAMA 268:3224-3227, 1992.
  • Reed A, James N, Sikora K. Juices, coffee enemas, and cancer. Lancet. 1990 Sep 15;336(8716):677-8.

Weblinks


Video

Quellennachweise

  1. Sullivan-Fowler M. Doubtful theories, drastic therapies: autointoxication and faddism in the late nineteenth and early twentieth centuries. J Hist Med Allied Sci. 1995 Jul;50(3):364-90
  2. http://www.abendblatt.de/vermischtes/article263819/Kaffee-Einlauf-gegen-Krebs-Schelte-fuer-Charles.html
  3. Green S. A critique of the rationale for cancer treatment with coffee enemas and diet. JAMA 268:3224-3227, 1992.
  4. Brown BT. Treating cancer with coffee enemas and diet. JAMA. 1993 Apr 7;269(13):1635-6
  5. Ernst E. Colonic irrigation and the theory of autointoxication: a triumph of ignorance over science. J Clin Gastroenterol. 1997 Jun;24(4):196-8
  6. dpa-Meldung vom 10. Juli 2004
  7. Eisele JW, Reay DT. Deaths related to coffee enemas. JAMA volume 244, issue=14, 1608–9. 1980, Oktober. pmid 7420666.
  8. Margolin KA, Green MR. Polymicrobial enteric septicemia from coffee enemas.West. J. Med. volume 140, 3, Seite 460, 1984. pmid 6710988
  9. Sashiyama H, Hamahata Y, Matsuo K, et al. Rectal burn caused by hot-water coffee enema. Gastrointest. Endosc. 2008, Juli. pmid 18657805 doi 10.1016/j.gie.2008.04.017
  10. Mossey, Tom, "Ten Dangers of Coffee Enemas" INeedCoffee.com. 1999. 6 June 2008
  11. Pitcher, Matt. "Does Coffee Raise Blood Pressure?" INeedCoffee.com. 1999. 6 June 2008
  12. * Lee CJ, Song SK, Jeon JH, Sung MK, Cheung DY, Kim JI, Kim JK, Lee YS. Coffee enema induced acute colitis. Korean J Gastroenterol. 2008 Oct;52(4):251-4.