Josef Issels

Josef Maria Leonhard Issels (21. November 1907, Mönchengladbach - 11. Februar 1998, San Francisco) war ein deutscher Arzt und Begründer einer eigenen alternativmedizinischen Krebstherapie.

Issels Ehefrau bewirbt heute weiterhin Therapieempfehlungen ihres Mannes und betreibt dazu die "Issels Foundation" in Arizona. Die eigentlichen Behandlungen nach Issels werden heute aus rechtlichen Gründen in Mexiko durchgeführt, wo ein liberaleres Gesundheitsrecht praktiziert wird. US-amerikanischen Patienten werden entsprechende Therapieangebote in Tijuana nahe der Grenze zu den USA angeboten.

Prominente Patienten von Issels waren unter anderem die britische Leichtathletin Lillian Board, der amerikanische Schauspieler Steve McQueen sowie der jamaikanische Reggaemusiker Bob Marley. Alle Genannten verstarben an ihren Krebserkrankungen bzw. therapiebedingten Komplikationen.

Kurzbiografie

Josef Issels studierte Medizin an den Universitäten Freiburg, Bonn, München, Wien, Rostock, Düsseldorf und Würzburg. In Würzburg legte er das Staatsexamen ab und promovierte mit der Arbeit „Über das Krankheitsbild der Leukämie“. Er war später in eigener Praxis in Mönchengladbach als praktischer Arzt tätig. Während des zweiten Weltkriegs war er Sanitätsoffizier der deutschen Wehrmacht. Ab 1948 spezialisierte sich Issels auf die Behandlung von Krebserkrankungen und gründete Dank privater Spenden 1951 in Rottach-Egern am Tegernsee die Ringberg-Klinik, die überregional bekannt und von zahlreichen prominenten Patienten aufgesucht wurde. Boulevardzeitschriften wie Revue, Neue Illustrierte und Neue Post machten die Klinik deutschlandweit und schließlich international bekannt. Schlagzeilen wie "Dem Leben wiedergeschenkt" oder "Dem sicheren Tod entrissen" und "Sieg über den unheilbaren Krebs" lockten Krebspatienten und deren Angehörige an. 1961 wurde Issels zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Er wurde für schuldig befunden, fahrlässig den Tod von drei seiner Krebspatienten verschuldet zu haben, weil er ihnen nicht zu einer Operation geraten hatte.[1] Daraufhin wurde die Klinik geschlossen. 1964 wurde Issels in einem Berufungsverfahren jedoch in allen Punkten der Anklage freigesprochen. 1965 wurde die Ringberg-Klinik wieder eröffnet. Nach der Schließung der Klinik praktizierte Issels von 1975 bis 1985 in Bad Wiessee. Ab 1985 war Issels zunehmend in den USA tätig, zunächst in Florida und später in Kalifornien, wo er bis zu seinem Tod an der Gerson-Krebsklinik im mexikanischen Tijuana (nahe San Diego) im Sinne seines Therapiekonzepts tätig war.

Konzept der "Krebstherapie nach Issels"

 
Zeitungsannonce der Ringberg-Klinik von Josef Issels

Das Issels'sche Therapiekonzept geht von der Vorstellung aus, dass Krebserkrankungen generell die Folge eines geschwächten Immunsystems seien. Demzufolge sei bei Krebs therapeutisch eine Immunstärkung anzustreben.

Diagnostisch setzte Issels zur Erkennung von Krebserkrankungen die dazu ungeeigneten alternativmedizinischen Methoden des Bolen-Heitan-Test und der Dunkelfeld Blutdiagnostik nach von Brehmer ein.

Therapeutisch sollte zunächst eine Beseitigung angenommener "Kausalfaktoren" erfolgen. Als solche sah Issels insbesondere Infekte oder "latente Herde" im Bereich der Zähne. In radikaler Weise mussten Krebspatienten sich Zähne ziehen lassen und metallhaltige Zahnfüllungen entfernen lassen. Außerdem wurden großzügig Rachenmandeln entfernt (Tonsillektomie) oder teilentfernt (Tonsillotomie), selbst bei Leukämieptienten bei denen ein solcher Eingriff besondere Risiken birgt. Im Falle eines Leukämiepatienten, bei dem eine solche überflüssige Tonsillektomie durchgeführt wurde trat eine nicht beherrschbare Blutung auf, sodaß er aus der Ringberg-Klinik nach München zur dortigen HNO-Klinik gebracht werden musste. Wie sich im Laufe des Strafprozesses gegen Josef Issels herausstellte, wurden in Krankenakten Rachenmandelentfernungen notiert, während in Wirklichkeit nur Teilentfernungen durchgeführt wurden. Als weitere Krebs-Kausalfaktoren sah Issels auch so genannte "geopathische Reizzonen", wesshalb in seiner Klinik Rutengänger den Aufstellungsort von Betten muteten.

Issels setzte auch auf die Anwendung des Coley-Toxins, von Pyrifer-Injektionen, E.-coli-Injektionen, Vaccineurin (Firma Südmedica, ein Bakterienlysat aus Streptococcous pyogenes und Serratia marcescens), CH-23 (Antimalignocyt oder F16), Novocarcin (Neocarcin) und die therapeutische Hyperthermie. Zur Anwendung kamen auch Mittel aus der orthomolekularen Medizin, Krebsvaccine (alternativmedizinische Krebsimpfungen), Chelat-Therapie, Enzymtherapien, die Anwendung von Amygdalin (Laetrile) sowie hochdosiertes Vitamin C.[2] Zu den verwendeten Miiteln gehörten auch "AV-Tropfen". Bei den AV-Tropfen handelte es sich um Blut von Krebskranken, das 1:1000000000000 - fach verdünnt wurde. Das extrem verdünnte Blut wurde sodann oberhalb des Nabels auf der Bauchhaut verrieben.

Issels setzte auf eine Krebsdiät mit Gemüse, Obst, Kartoffeln, Müsli, Quark, Käse, Säften und Kräutertees. Gleichzeitig sollte auf Alkohol und Koffein verzichtet werden.[3] Manche Patienten wurden komplett mit Weisskohlblättern zugedeckt, einer Patientin wurden 20 Krebse aus einem Delikatessengeschäft auf ihre Geschwulst gelegt. Eine enger Mitarbeiter des Wunderheilers Bruno Gröning, der in Rechtswissenschaften ausgebildete Dr. Kurt Trampler wurde mit Erlaubnis von Issels an Krankenbetten gelassen um die bekannten Gröning-Stanniolkugeln zu verteilen. Gröning war bekannt dafür, kleine Stanniolkugeln einzusetzen, auf die er vorher masturbierte.

Chirurgische Eingriffe und medikamentöse Therapien spielen dagegen keine oder nur eine untergeordnete Rolle.

In den USA werden Issels-Therapien für Krebspatienten für 65.000 US Dollar angeboten (Stand: 2005).[4]

Die "American Cancer Society" stellte in einem Gutachten fest, dass für das Issels'sche Therapiekonzept (hier: Issels Combination Therapy) kein Nachweis einer Wirksamkeit vorliege.[5]

Literatur

  • Unproven methods of cancer management. Issels combination therapy. CA Cancer J Clin. 1972 Mai-Juni;22(3):188-91
  • Thomas, Gordon: Cancer Doctor: The Biography of Josef Issels, M.D. ISBN 1-893302-18-0
  • Hildenbrand, G: An appraisal of the life and work of Dr. Josef Maria Issels 1907-1997. J Altern Complement Med. 1998 4(2):137-40
  • Issels, Josef: Mein Kampf gegen den Krebs. C. Bertelsmann Verlag München 1981 ISBN 3-570-04736-9
  • Kölmel K F, Vehmeyer K, Göhring E, Kuhn B, Wieding U: Treatment of Advanced Malignant Melanoma by a Pyrogenic Bacterial lysate. A Pilot Study Onkologie 1991 14:411-17
  • Walther Koerting: "Der Strafprozess gegen Dr. Issels", Bayerisches Ärzteblatt, 9/1961 Volltext, 33 MB

Weblinks

Anderssprachige Psiram-Artikel

Quellennachweise

  1. Walther Koerting: "Der Strafprozess gegen Dr. Issels", Bayerisches Ärzteblatt, 9/1961
  2. http://www.issels.com/TreatmentSummary.aspx The Official Issels Treatment Summary (2010)
  3. http://www.cancer.org/docroot/ETO/content/ETO_5_3X_Metabolic_Therapy.asp?sitearea=ETO
  4. http://news.bbc.co.uk/1/hi/5090126.stm Home remortgaged for cancer girl, BBC News, 2006
  5. "Unproven methods of cancer management. Issels combination therapy". CA Cancer J Clin, 22 (3): 188–91. 1972. doi:10.3322/canjclin.22.3.188. PMID 4339809