Johann Lechner

Johann Lechner

Johann Lechner (geb. 1949) ist ein promovierter Zahnarzt und Heilpraktiker aus München, der sich als Experte für "Bioenergetische Testverfahren und ganzheitliche Zahnheilkunde" bezeichnet. Als Spezialgebiet gibt er die Sanierung von "Störfeldern" an (ein pseudomedizinischer Begriff, mit dem ungenau Auslöser für gesundheitliche Beschwerden gemeint sind, die in diesem Fall in den Zähnen oder im Kiefer liegen sollen). In diesem Zusammenhang bewirbt Lechner intensiv Behandlungen der angeblichen Kiefererkrankung "Neuralgia-inducing cavitational osteonecrosis" NICO, die er mit dem umstrittenen Ultraschallgerät CAVITAT diagnostiziert. An weiteren pseudomedizinischen Konzepten befürwortet er z.B. Ausleitung bzw. Entgiftung, den TOPAS-Test sowie kinesiologische Methoden wie den Arm-Längen-Reflex-Test, ferner hat er einige dubiose Verfahren und Apparate erfunden, die er teilweise auch zur Begleitbehandlung im Rahmen seiner zahnärztlichen Tätigkeit empfiehlt.

Kurzbiographie

Johann Lechner wurde 1949 geboren und studierte bis 1975 Zahnmedizin an der LM-Universität München. 1999 erfolgte die Erfindung von SkaSys in Zusammenarbeit mit einer Firma Hill. Seit 2004 hat Lechner auch eine Erlaubnis als Heilpraktiker zu arbeiten. Im Jahre 2005 gründete Lechner seine "Akademie für Integrative Medizin, Zahnmedizin und Bewusstseinstechniken" sowie ein "FocoDent Zentrum für integrative Störfelddiagnose".

Erfindungen

 
Transduzer
 
"Aufbruch zu neuen Strategien des Bewusstseins"

Lechners Erfindungen werden von der Firma Mindlink einer Christiane Lechner und teilweise auch von anderen Anbietern vertrieben. Sie werden mit scheinwissenschaftlichen Phrasen, frei erfundenen Begriffen und aus den Naturwissenschaften entlehnten Fachvokabeln beworben. Bezug genommen wird auch auf Vorstellungen von Dietrich Klinghardt.

SkaSys

Ein "medizinisches Expertensystem" für kinesiologische Tests, dessen Besonderheit eine "akustische Feldinduktion" darstellt: Normalerweise lassen Kinesiologen den Patienten z.B. ein Medikament anblicken, um dann per kinesiologischem Muskeltest festzustellen, ob das Medikament vertragen wird. Bei Lechners Erfindung bekommt der Patient stattdessen "akustisch wahrnehmbare Testfragestellungen" vorgespielt. Lechner hat das Verfahren inzwischen so verfeinert, dass die in der Praxis oft lästigen akustischen Reize unhörbar dargeboten werden können. Zum einen wird dazu ein "Trägersignal" genanntes lauteres Geräusch überlagert, zum anderen kann anstelle von Lautsprechern eine "Transduzerschleife" angeschlossen werden, die angeblich Skalarwellen aussendet und eine völlig geräuschlose Behandlung ermöglicht.[1] Hersteller ist die Skasys Produktionsgesellschaft mbH in 92637 Weiden.

Mindlink

Unter dieser Bezeichnung (eigene Schreibweise: MindLINK) werden Produkte angeboten, mit denen ein "emotionales Selbstmanagement" möglich sei, welches die "Reizverarbeitung im Gehirn und die Koordination beider Gehirnhälften" optimiere. Die Erzeugnisse gleichen den oben beschriebenen "Transduzerschleifen" und heißen hier meist "Teslaspulen" oder Transmitterspulen. Durch eine "Holografische Bewusstseins-Kopplung mit Skalarwellen" sollen "Informationen" in "Bewusstseinsfelder" umgewandelt und so "direkt an das Unterbewusstsein des Anwenders übermittelt" werden. Als Informationen werden "klassische Musik, zum Beispiel Mozart, Bach, Vivaldi, Ravel oder Naturgeräusche und Tierlaute (Walgesänge, Vogelgezwitscher, Frösche etc.)" empfohlen. Mit einer besonders großen Spule ("Mindlink Wall") sei auch eine "Raumharmonisierung" möglich; Lechner spricht dabei von "elektronischem Feng Shui".

Eine Computersoftware namens Mindlink Test soll mit einer "Resonanz Psychologie" – das sei "eine nicht hörbare und nicht sichtbare Vermittlung positiver Glaubenssätze" – zur Diagnose von "Blockaden in der psycho-emotionalen Dynamik" dienen. Gewerblichen Anwendern soll die Software einen "schnellen und gezielten Einstieg in jede Gesprächstherapie" ermöglichen.

Vorläufer der Mindlink-Produkte wurden unter dem Namen Skasync angeboten.

MindLINK bietet auch den Orotox-Test zum Nachweis von "Zahntoxinen" an.

PrevenTest

Ein softwaregestütztes Diagnoseverfahren, mit dem eine Früherkennung möglich sein soll, ob jemand später an Altersdemenz erkranken wird oder an anderen "Krankheiten, von denen wir noch gar nichts wissen". Dies soll durch einen "Dialog mit dem Inneren Bewusstsein" bewerkstelligt werden. Bei dem Verfahren spielen ebenfalls Skalarwellen und Kinesiologie eine Rolle.

Bücher

Lechner hat im Selbstverlag mehrere Büchern herausgegeben, die er als Lehrbücher verstanden wissen will:

  • Der Feind in meinem Mund
  • Armlängenreflex-Test
  • Störfelddiagnostik I
  • Störfelddiagnostik II
  • Störfelder im Trigeminusbereich
  • Dialog mit dem Inneren Bewusstsein
  • Herd, Regulation, Information

Weitere Aktivitäten

Lechner hat eine Akademie für Integrative Medizin, Zahnmedizin und Bewusstseinstechniken AIM gegründet. Im Jahr 2002 hielt er eine Vorlesung an der Capital University of Washington (CUIM). Diese Einrichtung ist die Capital University of Integrative Medicine von Robert Bradford, eine inzwischen 2006 geschlossene Titelmühle. Die "Vorlesung" war offenbar eine Werbeveranstaltung für sein SkaSys-System. Real ist dagegen die Donau-Universität Krems, an der Lechner 2003 nach eigenen Angaben eine Lehrtätigkeit aufgenommen hat. Er wird dort auf der Dozentenliste des Projektes PUSH – Postgraduale Universitätsstudien für Heilberufe geführt, in dem Zahnärzte ein Aufbaustudium absolvieren können (5 Semester, Kosten ca. 24.000 Euro) mit dem Abschluss Master of Science (M.Sc.), z.B. "Master of Science Orofazialer Schmerz und Funktionsstörungen".

An seiner Münchner Anschrift betreibt Lechner ein "FocoDent Zentrum für integrative Störfelddiagnose"[2], das Messungen eines "energetischen Allgemeinzustand[s]" mit Hilfe der pseudowissenschaftlichen Kirlian-Fotografie, SkaSys, EVA3000 und der so genannten Ganzkörper-Decoderdermografie durchführt.

Lechner gibt an, mehrjähriges Vorstandsmitglied des Mannheimer Vereins Internationale Gesellschaft für Ganzheitliche Zahnmedizin (GZM) gewesen zu sein, desgleichen bei der Deutschen medizinischen Arbeitsgemeinschaft für Herd- und Regulationsforschung (DAH), einem unbedeutenden Verein, der 1950 gegründet wurde und sich mit dem pseudomedizinischen Konzept von Herden und Störfeldern beschäftigt.

Bis Mitte 2009 war er Mitglied im Vorstand der Global Health AG, deren Ziel es ist, Anbieter auf dem alternativmedizinischen Markt mit Methoden zu binden, die Parallelen zum Multi-Level-Marketing aufweisen. Unter dem Begriff "Bewusstseinsmedizin" werden von der Global Health AG auch Produkte von Lechner (Mindlink/Skasync und Preventest) beworben.

Quellennachweise

  1. Patentschrift DE 10060893: Kopfhörerähnliche Vorrichtung mit Möbiusschleifen und deren Verwendung. Anmeldetag: 7. Dezember 2000, Patenterteilung: 12. April 2007
  2. FocoDent Zentrum für integrative Störfelddiagnose, Medizinische Leitung: HP Dr. J.Lechner, Zahnärztliche Beratung: Dr. med.dent J.Lechner, Grünwalder Str. 10A, D-81547 München