Internationale Gesellschaft für Elektrosmog-Forschung Ltd.

Prüfsiegel der IGEF (Bildquelle: IGEF)
Purquell-Produkte

Die Internationale Gesellschaft für Elektrosmog-Forschung ltd (IGEF) ist eine in Birmingham ins Handelsregister eingetragene Firma[1], die Gutachten zu Scharlatanerieprodukten zum "Schutz vor Elektrosmog" anbietet. Als Sitz der IGEF wird die Insel Teneriffa (Kanarische Inseln, Spanien) angegeben,[2] offenbar die private Wohnanschrift von Wulf Dietrich Rose. Betriebswirtschaftler Rose ist seit der Gründung im Jahre 1990 Leiter der IGEF. Leiter des "Prüflabors" der IGEF war bis April 2010 hingegen der deutsche Bauingenieur Paul Sommer, der inzwischen die Geschäftbeziehung zu Rose beendet hat, und mittlerweile selbst den Vorwurf erhebt, dass die IGEF Gefälligkeitsgutachten erstellt. Die Anschrift des Labors (auch Paul Sommer Prüflabor genannt) ist 98553 Schleusingen[3]. Sommer ist auch Anbieter von Produkten der Firma Purquell zur so genannten Wasserbelebung und von Erzeugnissen, die durch ihre einfache Anwesenheit den Wirkungsgrad von Heizungen erhöhen sollen, den Schadstoffausstoß von Automotoren verringern und Lebensmittel länger frisch halten. Die Firma Purquell residiert an gleicher Anschrift wie Paul Sommers Labor. Viele von Purquell verkaufte Produkte besitzen ein "IGEF-Prüfzertifikat" (Beispiel: Safer Call, eine branchenübliche kleine Folie, die ins Batteriefach eines Mobiltelefons gelegt werden soll), wurden in der Vergangenheit aber auch von der Hagalis AG positiv "begutachtet".

Die von der IGEF erstellten Gutachten beruhen zu einem guten Teil auf Auswertungen von wissenschaftlich nicht anerkannten Messverfahren wie der Bioresonanz oder der Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein. Es werden Testverfahren angewendet, die einen großen Interpretationsspielraum lassen, wodurch die Gutachten keine Aussagekraft haben.

Streit Rose - Sommer

2010 wurde bekannt, dass Paul Sommer im April 2010 die Zusammenarbeit mit Wulf-Dietrich Rose beendet hat. Zur Begründung gibt Sommer in einer veröffentlichen Email an:

Anlass für mein Ausscheiden aus der IGEF war der Test eines Handychips durch Herrn Rose mit positivem Ergebnis und Ausstellung eines IGEF Prüfsiegels, obwohl dieser nach meinem Dafürhalten nicht wirksam war. Diese Frage konnte durch die IGEF und Herrn Rose aber gar nicht geklärt werden, weil gar kein Gutachten erstellt, sondern ein altes Gutachten einfach als Grundlage eines Zertifikates genutzt wurde. Ich empfand die Erstellung des Siegels als unseriös und wehrte mich gegen sie, legte Einspruch dagegen ein, hatte damit aber keinen Erfolg.[4]

Wissenschaftlicher Beirat

Ein "wissenschaftlicher Beirat" der IGEF besteht aus

  • Leonida Cibulka, Biochemikerin und Mikrowellenexpertin
  • Philippe Evrard, Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph
  • Minh Jingshen
  • Uwe Karstädt, Heilpraktiker
  • Kai Lühr, Arzt und Magnetfeldtherapie-Experte mit Soft-Magnetfeldern
  • Stephan Istvan Petöfalvi, Geophysiker und Entwickler von Magnetfeldtherapiegeräten
  • Wulf-Dietrich Rose, Gründer des IGEF im Jahre 1990, zuvor tätig für ein "Institut für Baubiologie" in Rosenheim
  • Paul Sommer, Bauingenieur und seit 2005 Leiter des Prüf- und Forschungslabors der IGEF (inzwischen nach Erscheinen dieses Artikels ausgeschieden)
  • Alexander Tarasov, Physiker, Esoteriker und Theosoph , auch INTERDIS-Mitglied
  • Stuart Williamson, englischer Arzt und Erfinder "psychotronischer Geräte zum Schutz vor Elektrosmog und elektronischer Manipulation"
  • Christine Wolff, Heilpraktikerin und TCM-Praktizierende

Eigenverständnis

Die IGEF bezeichnet sich als ein "internationaler Zusammenschluss von Wissenschaftlern, Medizinern, Ingenieuren, Technikern und Sachverständigen, die sich mit der Erforschung der Ursachen und Auswirkungen des Elektrosmogs auf Menschen, Tiere, die Natur und die Umwelt beschäftigen, um Schutz vor Elektrosmog zu ermöglichen." Insbesondere suche die IGEF dabei Lösungen, die "außerhalb der Grenzen kurzsichtigen Denkens durch das Erkennen grundlegender Schöpfungsgesetze" zu finden seien. Forschungsgegenstand sei:

  • Elektrosmog
  • Erforschung der Auswirkungen der gegenwärtigen globalen Veränderung des Erdmagnetfeldes auf den Menschen
  • Erforschung von Wirkmechanismen und Qualitätsmerkmalen für Produkte und Geräte, deren Schutzwirkung vor Elektrosmog im feinstofflichen Bereich liegt

Dienstleistungsangebote

Die IGEF verbreitet Informationen aus dem Lager der "Elektrosmog-Gegner" auf einer Webseite (elektrosmog.com). Angeboten werden Gutachten zu angeblichen Elektrosmog-Schäden und "Strahlenbelastungen" und zu diversen Produkten, die einen "Schutz" von elektromagnetischen Einflüssen versprechen und vergibt dazu wertlose IGEF-"Prüfzertifikate" gemäss eigenen internen IGEF-Richtlinien. Es werden jedoch auch selbst Elektrosmog-Schutz-Produkte entwickelt oder patentiert.

Die IGEF veranstaltet auch kostenplichtige Ausbildungen für die Bezeichnungen "Elektrobiologe" und "Sachverständiger für Elektrobiologie".

Elektrobiologe IGEF

 
Elektrobiologen bei der Arbeit (Bild: IGEF)

Nach abgeschlossenem Kurs zum "Elektrobiologen IGEF" (Kosten etwa 1350 Euro) sollen die Elektrobiologen durch ihre erlernten Fähigkeiten erkennen können, ob Kunden durch Elektrosmog "geschädigt" seien. Medizinische Kenntnisse oder Qualifikationen seien dabei nicht erforderleich. Der Elektrobiologe erläutert sodann was zur Behebung fer angenommenen Ursachen in Frage käme. So werden die Kunden auch aufgefordert, ein "Mobilfunktagebuch" zu führen, in dem die Handytelefonate vermerkt werden.

Glaubt man den Angaben der IGEF, so sind bereits gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den Gebrauch von elektrischen Zahnbürsten, Handytelefonaten, Mikrowellenherde, Laptops, Heizkörper, Halogenlampen, Nachttischlampen, Kühlschränke, Leuchtstofflampen, Energiesparlampen, Babyphone, Elektroboiler, Heizdecken, Federkern-Matratzen und durch die Tätigkeit von Funkamateuren möglich. Die möglichen Folgen seien Früh- und Fehlgeburten[5], Kopfschmerzen, Unterleibskrebs, Nervosität, chronische Müdigkeit, Gehirntumoren, Elektrostress, Herzrhythmusstörungen, Zahnprobleme, Zittern, Schulprobleme, Alzheimer, Haarausfall, epileptische Anfälle oder Alpträume.

Erstellte Gutachten

Naturgemäß sind von der IGEF nur positive Gutachten zu Produkten bekannt geworden. Diese werden in Kurzform zusammen mit Angaben zur Bestellung der Produkte veröffentlicht, sodass sich daraus ein Werbeeffekt ergibt. Auffällig sind stets wiederkehrende ähnlich lautende pseudowissenschaftlich verschwurbelte Begründungen für die unterstellten Wunderwirkungen der unterschiedlichen Produkte. Im Literaturanhang der Gutachten findet sich Literatur von Ulrich Warnke oder Robert O. Becker.

Beispiele:

  • BIOACTIVE Technology House Harmonizer. Dieser soll im Stromkreis der elektrischen Hausinstallation eine "Neutralisierung des in 50-Hertz-Wechselstromfeldern enthaltenen Informationspotentials" bewirken und eine "Aufrechterhaltung des Gleichgewichts des Biofeldes des Organismus" unterstützen.
  • BioProtect Card und BioProtect Handy. Soll "Teslawellen" und "Skalarwellen" in ihrer Wirkung "aufheben" ohne die technische Anwendung elektromagnetischer Felder zu behindern. Geopathogene Zonen sollen ebenfalls "entstört" werden. Die IREF weist auf ein weiteres positives Gutachten der Firma IIREC von Walter Medinger hin
  • Cosmo-Photon-Booster. Das Produkt soll Stress bzw. Energieverlust verursachende Auswirkungen elektromagnetischer Strahlen-belastungen reduzieren.
  • "E-Cover" der Firma Matherm GmbH, ein Matratzenüberzug zur "Neutralisierung von Elektrosmog"
  • Fostac CHIP
  • DER GOLDENE PUNKT
  • Life-maxx Protecting People, ein "Telefon-Strahlungsschutz"
  • MATRIX Protection-Chips (siehe auch: Eutropa AG)
  • PXD MobiChip, soll vor biologischen Wirkungen von Elektrosmog schützen
  • SAFER CALL Protection Sticker.[6]. Ein weiterer Aufkleber für Mobiltelefone. Soll "Feldpotentiale technischer elektromagnetischer Strahlung" ordnen und "schwächende" Strahlung "neutralisieren". Auch die störenden Felder von Babyphonen sollen beeinflusst werden.
  • SAFER COMP Protection Sticker. Dieses Mal soll die "ordnende Wirkung" WLAN-Anlagen betreffen

Eingesetzte Prüfverfahren

 
Bioresonanzgerät Rayonex PS10

Bei einer Durchsicht der Gutachten fällt auf, dass Verfahren eingesetzt werden, die dem Auswerter einen großen Interpretationsspielraum lassen, sie sind daher erheblich individuell beeinflusst. Auffällig ist ebenfalls, dass keine verblindeten Untersuchungen durchgeführt werden.

Verfahren sind die Herzfrequenzvariabilität (HRV), die Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein (des Erfinders und Pleomorphisten Günther Enderlein) sowie Biofeedback-Verfahren und Messungen des Hautleitwertes. Auch die umstrittene Geldrollenbildung darf hier nicht fehlen. Eingesetzt werden auch Bioresonanz-Gerätschaften der Firma Rayonex, so das Rayometer PS10.

Auf den Webseiten der Firma Puquell (an der Anschrift des Prüflabors) teilt Laborleiter Sommer mit: "Wir sind verpflichtet Sie darauf hinzuweisen, dass viele der hier getroffenen Aussagen nicht durch eine wissenschaftliche Lehrmeinung abgesichert sind."

Quellennachweise

  1. Internationale Gesellschaft für Elektrosmog-Forschung (IGEF) Ltd., International Association for Elektrosmog-Research IGEF Ltd. Birmingham, Handelsregister für England und Wales Nr. 7124301
  2. IGEF Zertifizierungsstelle Tenerife/Espana - Calle Los Lavaderos 29, E-38360 El Sauzal, Tenerife/Espana. Geschäftsführung IGEF Ltd.: Dipl.-BW Wulf-Dietrich Rose - Telefon 0034-922-xxxxxx
  3. IGEF Prüf- und Forschungslabor. Leitung: Dipl. Ing. Paul Sommer, Gartenstraße 26, D-98553 Schleusingen
  4. http://elektrobiologie.org/2010/10/28/betrugerische-gutachten-der-igef-zu-unwirksamen-abschirmprodukten/
  5. http://www.elektrosmog.com/servlets/sfs;jsessionid=6616A57D3A9E61F3E535FE0F72FC2DE6?t=/contentManager/onStory&e=UTF-8&i=1075375582041&l=1&active=no
  6. Fazit eines Tests der Zeitschrift Computer Bild: Hokus-Pokus at it´s best! Weder mess- noch spürbar waren die Schwingungen und auch ein Strahlenschutz ließ sich nicht nachweisen. (Strahlenblocker im Test. Computer Bild, Heft 07/2008)