International Council of Scientific Development

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Das International Council of Scientific Development ICSD ist ein Verein aus München, dessen Ziel nach eigenen Angaben ist, "neue wissenschaftliche Ansätze zu entwickeln, die zu wirkungsvollen Problemlösungen im 21. Jahrhundert führen können". Angegliedert an das ICSD ist die International Academy of Science (IAS), wobei der Bezug zwischen den beiden Teilorganisationen uneinheitlich dargestellt wird. Meist werden beide Vereine genannt und es ist von ICSD-IAS oder IAS-ICSD die Rede. Als Schwerpunkte werden Geophysik, Biophysik, Humanmedizin, Physiologie, Terramedizin, Umwelt und Gesundheit, Ökologie, Global Change Forschung sowie Globalisierung und Nachhaltigkeit genannt.

Beide Vereine sind in München im Vereinsregister eingetragen. Als "Sitz des Präsidiums" wird Schloss Tratzberg in Tirol angegeben. Zwar können Räume dieses Schlosses für Veranstaltungen angemietet werden, ein Bezug zum ICSD/IAS ist jedoch nicht erkennbar. In München existiert eine Postfachadresse, Kontaktperson ist hier Dr. med. Eva Neu. Als weiterer Korrespondenzadressat wird der Bildungswissenschaftler Michael Schratz vom Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung der Universität Innsbruck aufgeführt. Präsident der "deutschen Sektion" ist der Rostocker Zoologe Dieter G. Weiss.

Mitglieder

Gegründet wurden ICSD und IAS 1982 von dem Philosophen Robert Spaemann (geb. 5. Mai 1927), dem Philosophen und Wissenschaftshistoriker Reinhard Löw (1949-1994) sowie dem Mediziner Michael Michailov, der seinerzeit am Deutschen Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (Helmholtz Zentrum München) tätig war. Heute gibt Michailov ein "Institut für Umweltmedizin" an, als dessen Anschrift er das ICSD/IAS-Postfach nennt. In der Folge wurden dann laut Darstellung des Vereins "über 700 Akademie-Mitglieder" (von nationalen Akademien der Wissenschaft), darunter "über 100 Nobelpreisträger", als Mitglieder "berufen". Zum Ehrenpräsidenten wurde der Chemiker Linus Pauling (1901-1994, Nobelpreis für Chemie 1954, Friedensnobelpreis 1962) ernannt. Präsident der IAS bis 2003 sei der Physikochemiker und Philosoph Ilya Prigogine (1917-2003, Nobelpreis für Chemie 1977) gewesen.

Wie viele der so gewonnenen Mitglieder von ihrer Mitgliedschaft tatsächlich Kenntnis haben bzw. hatten, ist nicht bekannt. Die Zahl der Mitglieder soll heute über 1000 liegen, 58 davon seien Nobelpreisträger, außerdem werden rund 60 weitere Inhaber des Nobelpreises, die allerdings sämtlich bereits verstorben sind, als Ehrenmitglieder genannt. Des Weiteren sollen dem ICSD weltweit über 50 Universitäten angehören sowie "über 30 amtierende oder frühere Minister oder Staatsoberhäupter".

Tätigkeit

Internationale Konferenz auf Schloss Tratzberg 1995

Über tatsächliche Aktivitäten von ICSD/IAS ist wenig bekannt. Angeblich wurden zahlreiche Tagungen und Konferenzen abgehalten. Jedoch finden sich praktisch keine Hinweise auf daraus resultierende Publikationen von Proceedings usw. Vereinzelt auffindbare Manuskripte lassen sich nicht den Veranstaltungen zuordnen.

Unklar ist auch, in welchem Umfang ICSD/IAS tatsächlich an den Veranstaltungen beteiligt war. Beispielsweise wird von ICSD/IAS auch ein normales Seminar an der Fakultät für Philosophie, Logik und Wissenschaftstheorie, Religionswissenschaft und Wirtschaftstheorie der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München aufgelistet, das im Jahr 2003 in Kooperation mit dem ICSD abgehalten wurde. Neben einer Reihe von Lehrenden der LMU wird im Vorlesungsverzeichnis für dieses Seminar als Mit-Koordinatorin Eva Neu vom ICSD/IAS-Sekretariat genannt.

Im Jahr 2000 beispielsweise sei eine Tagung mit dem Titel Sustainable Regions in Europe - Environment, Health and Education in the Context of Agenda 21", Güstrow 2000, Federal state government of Mecklenburg-Vorpommern, University of Rostock and City Güstrow abgehalten worden. Die Existenz einer solchen vom Land Mecklenburg-Vorpommern, der Universität Rostock oder der Stadt Güstrow durchgeführten Veranstaltung lässt sich ebenfalls nicht bestätigen. Es gibt Hinweise auf einen Text des Nachhaltigkeitswissenschaftlers und Inhaber eines entsprechenden Beraterbüros Ralf Klemens Stappen, der auf Seite 257 eines Tagungsbandes erschienen sein soll. Allerdings wird diese Quelle nur von Stappen selbst genannt. Hinweise auf die Veranstaltung in Güstrow finden sich außer bei ICSD/IAS noch auf der Webseite der Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde e.V. in Eichstätt, deren Geschäftsführer Stappen ist. Stappen gehört zur Leitung der deutschen Abteilung des IAS und wird in einigen Quellen als Generalsekretär bezeichnet. Die Internetdomain ias-icsd.org (die Internetseite von ICSD/IAS) ist unter seinem Namen für die Franz von Assisi Akademie registriert.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass es sich bei den von ICSD/IAS aufgezählten Veranstaltungen allenfalls um kleine, mehr oder minder informelle Treffen des Vereins handelt, die durch imposante Titel zu "internationalen Konferenzen" aufgeblasen werden.

Darstellung von ICSD und IAS durch andere

Artikel zu ICSD/IAS in der deutsch- und englischsprachigen Wikipedia und anderen Internet-Nachschlagewerken sind in werbendem Stil gehalten und wurden offensichtlich entweder von Protagonisten des Vereins verfasst oder weitgehend von dessen Internetseite abgeschrieben.

Der ICSD (mit seinen vielen Nobelpreisträgern) wird besonders von dem Pseudowissenschaftler und Esoterik-Autor Dieter Broers zur Eigenwerbung benutzt. So habe man ihn "aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistung" in das ICSD berufen, wo er seit 1997 "Direktor für Bio-Physik" sei. Broers präsentiert dazu Empfehlungsschreiben aus den Jahren 1992 und 2000, die jeweils auch von der "Executive Secretary of Presidium" Eva Neu unterzeichnet sind. Angesichts von Broers tatsächlichem Wirken nähren diese Umstände Zweifel an der Seriosität des Vereins, der sich auch als "scientific academy of global breakthrough thinkers" bezeichnet.

Weblinks