Immuno-Augmentative Therapie

IAT-Klinik Bahamas
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Werbeseite der Quantum Immunotherapy Bahamas

Die Immuno-Augmentative Therapie (IAT, immuno augmentative therapy) ist eine patentierte alternativmedizinisch-komplementärmedizinische Methode der Krebsbehandlung. Sie strebt eine Steigerung der Stärke des Immunsystems an. Ihr Nutzen in der Krebstherapie wurde jedoch nicht nachgewiesen. Vielmehr wird ihre Zweckmäßigkeit als negativ bewertet.[1][2].

Die IAT wird in einer eigenen IAT-Klink in Freeport (Grand Bahama) durchgeführt, der eine ITL-Klinik angeschlossen ist, die Heilung durch programmierte Eigenzellen, photodynamische Therapie und Krebsimpfstoffe verspricht.

Erfinder der Methode ist der amerikanische Zoologe Lawrence Burton, der 1977 die IAT-Klink in Freeport gründete, nachdem er die IAT in den USA nicht mehr anwenden konnte. Nachfolgekliniken sind eine Aidan Clinic, die Immuno-Technologies Cancer Clinic (ITL ltd), Quantum Immunologics (Quantum Physicians Plus, Bahamas[3]) und eine IAT-Klink in Mexiko (Immune Therapy Clinic in Playas).

Nach dem Tode Burtons im Jahre 1993 führte der englische Arzt John Clement die Klinik weiter. Burton entwickelte zuvor ein Verfahren zur extrakorporalen Behandlung von Blutzellen, die nach Behandlung zurücktransfundiert werden. Dieses ließ er sich patentieren. An der IAT-Klinik in Freeport wurden auch Versuche mit der unerprobten Govallo Therapie durchgeführt.[4]

Wissenschaftliche anerkannte Veröffentlichungen oder Studien, die den Nutzen des IAT-Verfahrens positiv bewerten, existieren nicht.

Erfinder Lawrence Burton und die IAT

Lawrence Burton (verst. 1993) studierte Biologie an der New Yorker Universität und promovierte 1955. Obwohl Zoologe, interessierten ihn Krebserkrankungen. Er ist Autor mehrerer wissenschaftlicher Fachartikel. Er glaubte IgA, IgG, und IgM - Immunglobuline als "Tumor Antibodies" (Tumor Antikörper) entdeckt zu haben, denen er eine krebshemmende Wirkung beimass. Er bezeichnete sie als

  • Immunoglobulin 2
  • Tumor Complement Factor TCF
  • Blocking Protein Factor
  • De-blocking Protein Factor DPF

Ihm wird in einigen Veröffentlichungen auch die Entdeckung des Tumornekrosefaktor TNF zugesprochen. In der Fachliteratur findet sich jedoch nicht sein Name als Entdecker des TNF.

Aus diesen Eiweissen (und TNF) entwickelte Burton in den sechziger Jahren ein krebshemmendes Serum mit vier Eiweissfaktoren, das er zunächst an Mäusen testete. Ausgangsmaterial für sein Serum waren Gewebeproben und das Blut Krebskranker zur Gewinnung von TCF. Aus dem Blut Gesunder gewann er hingegen "Krebsantikörpern", DPF. Bei dieser Gelegenheit konnten jedoch auch Hepatitis und HIV - Viren mit übertragen werden. Somit stellte diese Therapieform eine Gefahr für die Patienten dar.[5]

Er entwickelte auch ein Computerprogramm um die Immunantwort eines Patienten zu bewerten. Im Falle eines dann von ihm als "nicht ausgeglichenen" bezeichneten Immunstatus bestimmte er die Zusammensetzung seines Serums, mit zusätzlich TNF. Er erhielt anfänglich auch finanzielle Unterstützung durch den Damon Runyon Fund, die American Cancer Society und den US Public Health Service.

Er verbreitete die Nachricht, dass es ihm gelinge bei Mäusen Tumoren innerhalb von Stunden oder üner Nacht zu zerstören, was auf heftige Kritik der Fachwelt stiess. Dennoch berichtete Zeitungen weltweit über die vermeintliche Wundertherapie. In der Folge wandten sich mehrere amerikanische Krankhäuser an Burton um sich zu seinem Serum zu informieren und dieses gegebenenfalls einzusetzen. Burton lehnte aber die Angebote ab, und verfolgte eine eigene Strategie zur Vermarktung des Serums. 1974 öffnete er in New York eine eigene Klinik. Dort soll es ihm dann gelungen sein Patienten in 50% der Fälle zu helfen, was einen Zulauf aus den ganzen USA zur Folge hatte. Die Aufsichtsbehörde FDA schloss zwei Jahre die Klinik, und Burton verliess die USA in Richtung der Frreport auf den Bahamas Inseln. Dort residierte die Firma Immunology Research Centre Ltd. Die 6-8 wöchige Therapie wurde IAT genannt. Die dort praktizierte Therapie sah tägliche Blutentnahmen und Computeranalyse vor, und die Gabe von Immun-Faktoren die laut Burton den Patienten fehlen sollten. Unerwünschte Wirkungen sollten nicht auftreten hiess es. Ihm angetragene Vorschläge zur Umsetzung einer wissenschaftlichen klinischen Studie lehnte Burton ab:

(NCI): Although Dr. Burton described his success in treating cancer patients in newspaper, magazine, and television interviews, several attempts to plan a clinical trial (research study with humans) in collaboration with Dr. Burton were unsuccessful..

Das Ende kam als es 1985 Berichte über zwei IAT-Patientenfamilien gab, bei denen das AIDS auslösende HIV Virus in Serum Fläschchen gefunden wurde. Insgesamt waren 18 IAT-Serumproben HIV - positiv, und es wurden Hepatitis B Viren gefunden. Daraufhin wurde durch Behörden der Bahamas die IAT-Klinik in Freeport geschlossen. Burton öffnete die Klinik aber ein Jahr später wieder. Die FDA verhängte ein Importverbot für die USA.[6] Angeblich sollen etwa 4500 Patienten behandelt worden sein.

IAT in Deutschland

In Deutschland wurde im Herbst 1987 vom Frankfurter Kaufmann Rolf Bareuter in Gelsenkirchen eine Tagesklinik für Immuno-augmentative Therapie (IAT) unter Mitwirkung einer Gesellschaft für Immuntherapie (GIT) gegründet. Die Klinik soll einen jährlichen Umsatz von 9-10 Millionen DM gehabt haben. Ärztlicher Leiter war ein Klaus Morkramer. In dieser IAT-Klink wurden Kranke aller Krebsarten behandelt. Eine sechswöchige Erstbehandlung kostete DM 18.250 ohne Unterbringungskosten. Eine zweijährige Behandlung soll 60.000 DM gekostet haben.[7]

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Literatur

  • Green S.: Immunoaugmentative therapy. An unproven cancer treatment JAMA 270:1719-1723, 1993
  • Questionable methods of cancer management. Immuno-augmentative therapy (IAT) CA Cancer J Clin. 1991 Nov-Dec;41(6):357-64
  • Curt GA, Katterhagen G, Mahaney F.: Immunoaugmentative therapy. A primer on the perils of unproved treatments JAMA 255:505-507, 1986.
  • Urteil BSG 1 Rk 28/95, Sozr 3-2500 §135 No. 4.; BSG Az 1 Rk 17/95; 1 Rk 14/96; 1 Rk 30/95; 1 Rk 32/95 vom 16. September 1997
  • Barrett S, Cassileth BR, editors: Dubious cancer treatment. Tampa, Florida: American Cancer Society, Florida Division, 1991:63-71.
  • Unproven methods of cancer management: immuno-augmentative therapy. CA: a Cancer Journal for Clinicians 1984;34(4):232-237.
  • Curt GA. Warning on immunoaugmentative therapy (letter). N Engl J Med 1984;311(13):859.
  • MMWR (Anonymous). Cutaneous nocardiosis in cancer patients receiving immunotherapy injections - Bahamas. MMWR 1984;33:471-472,477.
  • Burton, Lawrence, et al., “The Purification and Action of Tumor Factor Extracted from Mouse and Human Neoplastic Tissue,” Transactions of the New York Academy of Sciences, 21:700-707, Juni 1959

Weblinks

Quellenangaben

  1. http://www.cancer.org/docroot/ETO/content/ETO_5_3X_Immuno-Augmentive_Therapy.asp
  2. http://web.archive.org/web/20100730065058/http://www.bccancer.bc.ca/PPI/UnconventionalTherapies/ImmunoaugmentativeTherapy.htm
  3. Quantum Physicians Plus, 8, W Atlantic Dr, Freeport, West Grand Bahama, The Bahamas
  4. Harris L. Coulter, John Clement (siehe IAT), Valentin Govallo, Frank Wiewel (siehe Lothar Hirneise): VG-1000 — A Therapeutic Vaccine for Cancer, Potentiating Health and the Crisis of the Immune System, DOI: 10.1007/978-1-4899-0059-3_20
  5. G A Curt, G Katterhagen, F X Mahaney Jr:Immunoaugmentative therapy. A primer on the perils of unproved treatments, JAMA, 1986 Jan;255(4):505-7. PMID: 3001379 DOI: 10.1001/jama.255.4.505
  6. http://cis.nci.nih.gov/fact/pdfdraft/9_unconv/fs9_15.pdf
  7. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13487625.html