IREM: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach Angaben von Öz sei seine Methode bei sämtlichen Krebsformen anwendbar, mit der einzigen Ausnahme der Leukämien:
 
Nach Angaben von Öz sei seine Methode bei sämtlichen Krebsformen anwendbar, mit der einzigen Ausnahme der Leukämien:
:''"Meiner Erfahrung nach können alle Karzinome mit iREM behandelt werden; bei Leukämie allerdings wäre ich wegen der kritischen Immunlage vorsichtig."''<ref>https://www.aerzteblatt.de/forum/116983</ref>
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:''"Meiner Erfahrung nach können alle Karzinome mit iREM behandelt werden; bei Leukämie allerdings wäre ich wegen der kritischen Immunlage vorsichtig."''<ref>Kommentare zu Editorial von Vera Zylka-Menhorn: Perspektiven der Onkologie in: Dtsch Arztebl 2016; 113(6), 12. Februar 2016 [https://www.aerzteblatt.de/archiv/174864/Editorial Link]
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</ref><ref>https://www.aerzteblatt.de/forum/116983</ref>
  
 
Nach Öz könne zwar nach der iREM-Behandlung ein Tumor zurückbleiben, dieser sei aber dann nur noch als eine harmlose Geschwulst anzusehen. Die durch das iREM-Verfahren entstandenen Immunzellen sollen quasi wie nach einer Impfung lebenslang im Körper verbleiben und diesen vor einem weiteren Wachstum von Krebszellen schützen.
 
Nach Öz könne zwar nach der iREM-Behandlung ein Tumor zurückbleiben, dieser sei aber dann nur noch als eine harmlose Geschwulst anzusehen. Die durch das iREM-Verfahren entstandenen Immunzellen sollen quasi wie nach einer Impfung lebenslang im Körper verbleiben und diesen vor einem weiteren Wachstum von Krebszellen schützen.
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Fachliteratur war zum Entstehungszeitpunkt dieses Artikels im Juni 2016 nicht auffindbar und eine wissenschaftliche Rezeption ist nicht erkennbar. Die von Öz aufgestellten Behauptungen bezüglich einer "Umerziehung" bösartiger Krebszellen zu harmlosen Geschwülsten wäre in der wissenschaftlichen Medizin eine Sensation mit großem Medienecho und Reaktionen von Fachkreisen. Beides ist nicht zu beobachten.
 
Fachliteratur war zum Entstehungszeitpunkt dieses Artikels im Juni 2016 nicht auffindbar und eine wissenschaftliche Rezeption ist nicht erkennbar. Die von Öz aufgestellten Behauptungen bezüglich einer "Umerziehung" bösartiger Krebszellen zu harmlosen Geschwülsten wäre in der wissenschaftlichen Medizin eine Sensation mit großem Medienecho und Reaktionen von Fachkreisen. Beides ist nicht zu beobachten.
  
Die iREM-Methode wird von der PR-Agentur Birkel nicht nur über ''openpr'' oder andere Internetportale wie ''newstag.de'' <ref>http://www.newstag.de/irem-eine-neue-und-alternative-krebstherapie-59708.html/</ref> beworben, sondern im Mai 2016 auch in mehreren Leserkommentaren zu einem Editorial im Deutschen Ärzteblatt.<ref>Eine neuartige Krebstherapie revolutioniert die Krebsbehandlung, Editorial Dtsch Arztebl 2016; 113(6), 12. Februar 2016</ref> Weitere Angaben zur Methode mit nach unbekannten Kriterien ausgesuchten bebilderten Patientenschicksalen finden sich auf einer privaten Homepage von Sadik Öz (http://soezmed.com/). Öz stellt dabei einen angeblich dank iREM geheilten Patienten mit Nierenzellkrebs aus seinem familiären Umfeld vor. Der Leser seiner privaten Webseite muss dabei selbst durch aufmerksames Lesen der Krankengeschichte in Erfahrung bringen, dass der Patient ein Jahr zuvor (2015) operiert wurde und somit seine Heilung auch durch den chirurgischen Eingriff erklärt werden kann. In der wissenschaftlichen Medizin ist es zudem üblich (je nach Tumortyp) erst nach fünf Jahren der Rezidiv- und Metastasenfreiheit eine Prognose stellen zu können.
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Die iREM-Methode wird von der PR-Agentur Birkel nicht nur über ''openpr'' oder andere Internetportale wie ''newstag.de'' <ref>http://www.newstag.de/irem-eine-neue-und-alternative-krebstherapie-59708.html/</ref> beworben, sondern im Mai 2016 auch in mehreren Leserkommentaren zu einem Editorial im Deutschen Ärzteblatt.<ref>Eine neuartige Krebstherapie revolutioniert die Krebsbehandlung, Editorial Dtsch Arztebl 2016; 113(6), 12. Februar 2016</ref> Weitere Angaben zur Methode mit nach unbekannten Kriterien ausgesuchten bebilderten Patientenschicksalen finden sich auf einer privaten Homepage von Sadik Öz (http://soezmed.com/). Öz stellt dabei einen angeblich dank iREM geheilten 50-jährigen Patienten mit Nierenzellkrebs vor, der aus dem familiären Umfeld stammt (Zitat: ''A 50 year-old male patient (a friend of our family)''). Der Leser seiner privaten Webseite muss dabei selbst durch aufmerksames Lesen der Krankengeschichte in Erfahrung bringen, dass der Patient ein Jahr zuvor (2015) operiert wurde und somit seine Heilung (Zitat: ''..alleinig nach iREM-Verfahren behandelt und gelten heute als geheilt..'') auch durch den chirurgischen Eingriff (Zitat ''surgical removal of the left kidney'') erklärt werden kann. In der wissenschaftlichen Medizin ist es zudem üblich (je nach Tumortyp) erst nach fünf Jahren der Rezidiv- und Metastasenfreiheit eine Prognose stellen zu können.
 
==Methode==
 
==Methode==
 
Zu der Methode liegen nur sehr wenige auswertbare Informationen vor. Sadik Öz gibt als Grund für die spärliche Darstellung seiner Methode "kommerzieller Mißbrauch durch Dritte" an. Dem Patienten wird ca. 1-2 cm³ Tumormasse mit lebenden Zellen entnommen. Außerdem wird dem Krebspatienten jede dritte Woche etwas Blut entnommen. Es folgt nach Tumorzellenentnahme eine "Kultivierung" von Immunzellen im Labor. Die kultivierten Zellen werden dann nach 7 bis 10 Tagen dem Patienten zurück verabreicht. Insgesamt dauert die Therapie ca. 3 Monate.
 
Zu der Methode liegen nur sehr wenige auswertbare Informationen vor. Sadik Öz gibt als Grund für die spärliche Darstellung seiner Methode "kommerzieller Mißbrauch durch Dritte" an. Dem Patienten wird ca. 1-2 cm³ Tumormasse mit lebenden Zellen entnommen. Außerdem wird dem Krebspatienten jede dritte Woche etwas Blut entnommen. Es folgt nach Tumorzellenentnahme eine "Kultivierung" von Immunzellen im Labor. Die kultivierten Zellen werden dann nach 7 bis 10 Tagen dem Patienten zurück verabreicht. Insgesamt dauert die Therapie ca. 3 Monate.

Aktuelle Version vom 20. Juni 2016, 17:11 Uhr

Werbeartikel in örtlicher Publikumszeitschrift mit Behauptungen zu Wunderheilungen durch iREM
Mitteilung der PR-Agentur Peter Birkel zum iREM-Verfahren (Bild: openpr, 4.5.2016)
Webseite von Sadik Öz "sözmed.com", Screenshot von März 2016. (Markierungen zur Hervorhebung in rot nachträglich eingefügt)

iREM (Immunological Re-Education of Malignancy, frühere Bezeichnung Extracorporal Modified Immune Therapy EMIT) ist der Name einer experimentellen alternativmedizinischen Behandlungsmethode aus dem Spektrum der unkonventionellen Krebstherapien des in Nürnberg wirkenden Internisten Sadik Öz, der im April 2016 auch die Wortmarke iREM beim deutschen Patent- und Markenamt eintragen ließ (DPMA AZ 3020162111996). Öz beschreibt seine Methode als eine "alternative Krebstherapie", die nicht zugelassen sei. Für eine Nichtanwendbarkeit seiner Methode macht Öz spekulativ Kollegen sowie die Zulassungsverfahren verantwortlich, die zum Schutz von Patienten erlassen wurden.

Nach Angaben von Sadik Öz handelt es sich um eine über mehrere Monate hinweg praktizierbare Therapieform, die zur Bildung besonderer Immunzellen führe. Mit Hilfe dieser Immunzellen soll eine "immunologische Instruktion" bösartiger Krebszellen von menschlichen Krebspatienten möglich sein, die letztendlich dazu führe, dass die Krebszellen sich durch eine "Umerziehung" in benigne (also gutartige) Tumorzellen transformieren, was zu einer Heilung der Krebserkrankung führen soll. Auf der Werbeplattform openpr liest sich diese Behauptung wie folgt:

"iREM aber folgt einem alternativen Weg, indem die malignen (bösartigen) Tumorzellen durch immuno-logische Instruktion in benigne (gutartige) Tumorzellen transformiert werden. Im Laufe eines Alterungsprozesses sterben die so „umerzogenen“ Tumorzellen dann nach und nach ab. Gleich nach der Behandlung kann zwar ein Tumorrest bestehen bleiben, der jedoch nur noch ein harmloses Geschwulst darstellt. Im Gegensatz zu anderen onkologischen Therapien bleiben die durch iREM erzeugten Immunzellen lebenslang im Körper und verhindern das Wachstum solcher Tumorzellen."[1]

Unter der News-ID 899717 findet sich bei openpr auch ein Interview des PR-Beraters Peter Birkel mit Sadik Öz.[2]

Nach Angaben von Öz sei seine Methode bei sämtlichen Krebsformen anwendbar, mit der einzigen Ausnahme der Leukämien:

"Meiner Erfahrung nach können alle Karzinome mit iREM behandelt werden; bei Leukämie allerdings wäre ich wegen der kritischen Immunlage vorsichtig."[3][4]

Nach Öz könne zwar nach der iREM-Behandlung ein Tumor zurückbleiben, dieser sei aber dann nur noch als eine harmlose Geschwulst anzusehen. Die durch das iREM-Verfahren entstandenen Immunzellen sollen quasi wie nach einer Impfung lebenslang im Körper verbleiben und diesen vor einem weiteren Wachstum von Krebszellen schützen.

Nach Angaben des Erfinders Öz handelt es sich bei iREM um ein bislang (Stand: Juni 2016) nicht zugelassenes Verfahren. Öz schreibt dazu:

"Solange aber ein umfangreiches, kostenintensives und lange andauerndes Zulassungsverfahren nicht durchlaufen ist, kann diese Methode aufgrund gesetzlicher Vorgaben, strafrechtlicher Relevanz und medizinischer Vorschriften nicht für Patienten angeboten werden."[5]

Obwohl Öz seine iREM-Methode als nicht zugelassen bezeichnet, wird diese in zahlreichen kommerziellen Onlineportalen beworben. Außerdem wird für die Methode im Internet entgegen den Bestimmungen des Heilmittelwerbegesetzes mit angeblichen Heilerfolgen bei Krebserkrankten geworben (Zitat: "Vielleicht sind Sie das nächste Krebsopfer") und dabei die Kontaktadresse der Hausarztpraxis von Sadik Öz genannt. So ist beispielsweise von einer PR-Agentur Birkel (Peter Birkel) auf dem Werbeportal openpr zu lesen:

"Jeweils ein unheilbar an Krebs erkrankter Patient (Nierenkrebs, Kaposi-Sarkom) wurden unabhängig voneinander alleinig nach iREM-Verfahren behandelt und gelten heute als geheilt."[6]

Zu Werbezwecken wurde in Neunkirchen a. Sand auch angekündigt, einen Verein mit dem Namen "iREM - mit uns gegen Krebs i.G." zu gründen. Als Kontaktadresse wird dabei die PR-Agentur Birkel in Neunkirchen genannt.[7]

Fachliteratur war zum Entstehungszeitpunkt dieses Artikels im Juni 2016 nicht auffindbar und eine wissenschaftliche Rezeption ist nicht erkennbar. Die von Öz aufgestellten Behauptungen bezüglich einer "Umerziehung" bösartiger Krebszellen zu harmlosen Geschwülsten wäre in der wissenschaftlichen Medizin eine Sensation mit großem Medienecho und Reaktionen von Fachkreisen. Beides ist nicht zu beobachten.

Die iREM-Methode wird von der PR-Agentur Birkel nicht nur über openpr oder andere Internetportale wie newstag.de [8] beworben, sondern im Mai 2016 auch in mehreren Leserkommentaren zu einem Editorial im Deutschen Ärzteblatt.[9] Weitere Angaben zur Methode mit nach unbekannten Kriterien ausgesuchten bebilderten Patientenschicksalen finden sich auf einer privaten Homepage von Sadik Öz (http://soezmed.com/). Öz stellt dabei einen angeblich dank iREM geheilten 50-jährigen Patienten mit Nierenzellkrebs vor, der aus dem familiären Umfeld stammt (Zitat: A 50 year-old male patient (a friend of our family)). Der Leser seiner privaten Webseite muss dabei selbst durch aufmerksames Lesen der Krankengeschichte in Erfahrung bringen, dass der Patient ein Jahr zuvor (2015) operiert wurde und somit seine Heilung (Zitat: ..alleinig nach iREM-Verfahren behandelt und gelten heute als geheilt..) auch durch den chirurgischen Eingriff (Zitat surgical removal of the left kidney) erklärt werden kann. In der wissenschaftlichen Medizin ist es zudem üblich (je nach Tumortyp) erst nach fünf Jahren der Rezidiv- und Metastasenfreiheit eine Prognose stellen zu können.

Methode

Zu der Methode liegen nur sehr wenige auswertbare Informationen vor. Sadik Öz gibt als Grund für die spärliche Darstellung seiner Methode "kommerzieller Mißbrauch durch Dritte" an. Dem Patienten wird ca. 1-2 cm³ Tumormasse mit lebenden Zellen entnommen. Außerdem wird dem Krebspatienten jede dritte Woche etwas Blut entnommen. Es folgt nach Tumorzellenentnahme eine "Kultivierung" von Immunzellen im Labor. Die kultivierten Zellen werden dann nach 7 bis 10 Tagen dem Patienten zurück verabreicht. Insgesamt dauert die Therapie ca. 3 Monate.

Vermutet werden kann, dass zur Kultivierung das seit lange bekannte Hormon und Arzneimittel G-CSF (Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor, engl. Granulocyte-Colony Stimulating Factor) mit seinen bekannten unerwünschten (Neben-)wirkungen zum Einsatz kommt (Wikipedia-Artikel).

Weblinks

  • Kommentare zu Editorial von Vera Zylka-Menhorn: Perspektiven der Onkologie in: Dtsch Arztebl 2016; 113(6), 12. Februar 2016 Link

Literatur von S. Öz und/oder im Zusammenhang mit der Methode iREM

  • Sadik Oez, Hanne Tittelbach, Raimund Fahsold, Roland Schaetzl, Christoph Bührer, Jens Atzpodien, Joachim R. Kalden: Establishment and Characterization of a Granunolcyte-Macrophage Colony stimulating Factor dependent Human myeloid Cell Line. Blood, Vol 76, 3, August 1990

Weitere Artikel von Sadik Öz finden sich in der Medline: [5]

Wortmarke iREM

  • 3020162111996, Wortmarke iREM. Anmeldetag 16.04.2016, Anmelder Öz, Sadik, Dr. med., 90427 Nürnberg, DE.

Siehe auch

Quellennachweise

  1. Artikel "iREM – Mit uns gegen Krebs (Vereinsgründung in Planung)", Pressemitteilung von: Peter Birkel / PR Agentur: Peter Birkel
    openpr 04.05.2016 - Rubrik Gesundheit & Medizin.
    Link1: [1]
    Link2: [2]
  2. http://www.openpr.de/news/899717/Interview-mit-Dr-Sadik-Oez.html
  3. Kommentare zu Editorial von Vera Zylka-Menhorn: Perspektiven der Onkologie in: Dtsch Arztebl 2016; 113(6), 12. Februar 2016 Link
  4. https://www.aerzteblatt.de/forum/116983
  5. https://www.aerzteblatt.de/forum/116983
  6. Artikel "iREM – Mit uns gegen Krebs (Vereinsgründung in Planung)", Pressemitteilung von: Peter Birkel / PR Agentur: Peter Birkel
    openpr 04.05.2016 - Rubrik Gesundheit & Medizin.
    Link1: [3]
    Link2: [4]
  7. iREM - mit uns gegen Krebs i.G.
    c/o Peter Birkel
    Bogenstr. 5
    91233 Neunkirchen a. Sand
    Zitat von http://www.irem-gegen-krebs.de/Beitrittserklaerung
  8. http://www.newstag.de/irem-eine-neue-und-alternative-krebstherapie-59708.html/
  9. Eine neuartige Krebstherapie revolutioniert die Krebsbehandlung, Editorial Dtsch Arztebl 2016; 113(6), 12. Februar 2016