Homöopathische Impfung

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Homöopathische Impfungen sind einzig in der Homöopathie bekannte Anwendungen von Nosoden (homöopathisch stark verdünnte Zubereitungen aus Krankheitserregern und krankem Gewebe), die zu kurativen Absichten durchgeführt werden. Die entsprechenden Mittel werden zum Teil missverständlich als "Genus epidemicus"-Mittel bezeichnet, obwohl damit zumeist homöopathische Mittel gegen eine bereits eingetretene Infektionskrankeit gemeint sind. Es handelt sich dabei nicht um eine vorsorgliche (prophylaktische) Massnahme zur Verhinderung einer Infektion. Auch ist laut homöopathischer Lehre in diesem Zusammenhang nicht davon die Rede, dass bei "homöopathischen Impfungen" das Immunsystem des Menschen die eigentliche Rolle bei der gemeinten Impfung spielen soll. Bei der Nosoden-Behandlung kommt es nicht zur Bildung der schützenden Antikörper wie bei medizinischen Impfungen.

Gleichzeitig kann festgestellt werden, dass unter den Homöopathen auffallend viele Impfgegner zu beobachten sind, obwohl der Begründer der klassischen Homöopathie, Samuel Hahnemann Anfang des 19. Jahrhunderts den aufkommenden Impfungen gegenüber aufgeschlossen war. Hahnemann äusserte sich in seinem Buch "Organon der Heilkunst" positiv über die Pockenimpfung und erwähnt dabei deren Erfinder Edward Jenner. Die später aufgekommende so genannte "homöopathische Impfung" hat aber tatsächlich nichts mit dem Prinzip der Impfung in der Medizin zu tun und es fehlt jeglicher Beleg für die Wirksamkeit homöopathischer Impfungen.

Eine homöopathische Impfung ist beispielsweise Thema auf den Webseiten der Emil-Schlegel-Klinik in Rottenburg-Bad Niedernau. Auf den Webseiten der klinik werden in impfkrischer Weise die so genannten "klassischen Impfungen" kritisiert:

..Die Problematik von Wirkung und Nebenwirkung wird hefitg in den Medien kritisiert..Ein Nutzen Risikoabwägung kann nur für schwer immungeschwächte Patienten zu einer Impfempfehlung führen..

Dagegen wird die so genannte homöopathische Impfung im Sinne der Homöoprophylaxe gelobt und offenbar praktiziert. So heisst es:

.."homöopathische Impfung"
Schon Hahnemann gab erfolgreich vorsorglich Belladonna um gesunde Personen vor einer Ansteckung mit Scharlach zu schützen.
Wissenschaftliche Erfahrungen bestehen in Brasilien und Indien mit vorbeugenden Gaben von Meningitis Nosoden zur "homöopathischen Impfung". Dort wurde ein Distrikt "homöopahtisch geimpft" mit der Einmalgabe einer Meningitisnosode in der C 200, der andere Distrikt wurde konventionell geimpft. Im Ergebniss hatte der homöopathisch versorgte Distrikt weniger schwere Erkrankungen. Auf diesem Hintergrund kann man auch hier eine homöopathische Impfung empfehlen. Die Firma Heel (Belgien) stellt eine Schweinegrippenosode in der D 200 her. Als Vorbeugung reicht es eine einmalige Gabe von 5 Globulli einzunehmen..

Streit unter Homöopathen

Unter Homöopathen sind homöopathische Impfungen umstritten. Klassische Homöopathen argumentieren dass die vorbeugende Gabe von "homöopathischen Impfstoffen" (gemeint sind Nosoden) unhomöopathisch sei, da das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie missachtet werde. Die zu "impfende" Person weist ja gerade keine Krankheitssymptome auf. In der klassischen homöopathischen Lehre nach Samuel Hahnemann kommt das Prinzip der Prophylaxe, also der Verhinderung einer Krankheit daher auch so gut wie nicht vor.

Kriminelle homöopathische Impfungen

Eine Ärztin aus dem Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurde 2020 wegen vorgetäuschter Masernimpfung angezeigt. Sie hatte bei Kindern eine Masernimpfung in den Impfpass eingetragen, die Impfung aber nicht vorgenommen. Stattdessen trug sie in den Impfpass "homöopathische Impfung" ein. Mit dem gefälschten Eintrag im Impfpass wäre es gegebenenfalls möglich gewesen für das scheingeimpfte Kind einen Zugang zu Gemeinschaftseinrichtung zu finden. Das Kind wäre dabei aber nicht vor Masern geschützt gewesen. Nach Ansicht der Landesärztekammer hat sich die Ärztin damit strafbar gemacht. Das Ausstellen falscher Gesundheitszeugnisse und Beihilfe zur mittelbaren Falschbeurkundung könne mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder Geldstrafe geahndet werden.[1][2][3]

Impfnosoden

In der Homöopathie sind so genannte Impfnosoden homöopathisch verdünnte (potenzierte) Produkte, die aus Resten von Impfstoffen hergestellt wurden. Ziel sei es dann über die Anwendung der Impfnosoden den angenommenen schädlichen Effekten von tatsächlichen Impfungen begegnen zu können. In Koblenz bot im April 2021 die Schloss-Apotheke Globuli an, die aus potenzierten Resten von Pfizer/Biontech Impfstoffen hergestellt wurden. Laut Apotheke habe man Reste von Impfstoffen aufgesammelt um aus diesen das Produkt herzustellen. Die Apotheke warb damit dass durch das Mittel Impfstoffe über eine nicht genau erklärte Weise aus dem Körper "ausgeleitet" werden. Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe warnte daraufhin ausdrücklich vor Angeboten dieser Art. Auch das Paul-Ehrlich-Institut und die Firma Pfizer reagierten auf das Angebot. Das Produkt ist von der zuständigen Behörde rheinland-pfälzisches Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung als Apothekenaufsicht gesperrt worden, wie die Deutschen Presse-Agentur mitteilte.[4] Daraufhin wurde das Angebot wieder entfernt.[5][6]

Bereits zuvor waren darartige Impfnosoden aus Österreich bekannt geworden. So bietet die Wiener Metatron-Apotheke eine "Covid Pfizer/BionTech Impfstoffnosode" in der Potenz C 30 an. Die herstellende Apotheke erklärte einem anfragenden Kunden dass das Mittel eigentlich zu einer "Ausleitung" von "etwaige Nebenwirkungen der Impfung" gedacht sei.[7] Der österreichische Blog der Stiftung Gurutest (in „Der Standard“) berichtete im Februar 2020 über ein Angebot einer "Kaiserkrone"-Apotheke in Wien: Interessenten könnten eine Nosode gegen das neue Coronavirus in Auftrag geben. "Es gibt die Corona Nosode schon seit dem Jahre 2003 im Zusammenhang mit SARS. Gerne können Sie am Nachmittag vorbeikommen und die Corona-Nosode in Auftrag geben."

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise