Homotoxikologie

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Die Homotoxikologie (nach: homo (Mensch) und toxin (Giftstoff), auch: Moderne Homöopathie), ist eine pseudomedizinische Hypothese und gleichnamige Behandlungsmethode mit Bezügen zur Homöopathie, die auf den deutschen Arzt und Homöopathen Hans-Heinrich Reckeweg (1905-1985) zurückgeht. Reckeweg machte seine Ansichten zur Homotoxikologie in den 1940er Jahren publik. Reckeweg gründete 1936 das heute in Baden-Baden ansässige Pharmaunternehmen Biologische Heilmittel Heel GmbH.

Reckeweg begleitete seine Hypothese der Homotoxikologie mit pauschalen medizinkritischen Aussagen.

Um die Idee der Homotoxikologie zu verbreiten, erfolgte 1954 die Gründung eines Verlages, in dem unter anderem ab 1962 das "Homotoxin-Journal" erschien. Dieses wurde zehn Jahre später in Internationale Zeitschrift für Biomedizinische Forschung und Therapie (kurz Biologische Medizin oder BM) umbenannt, die jedoch inzwischen ihr Erscheinen einstellte. BM druckte Artikel zu naturheilkundlichen, homöopathischen und verwandten Themen. Herausgeber war der Verein Internationale Gesellschaft für Biologische Medizin e.V.. Die verkaufte Auflage betrug 16.000 Exemplare. Ein deutscher Verein namens Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie e.V. vergibt einen mit 15.000 Euro dotierten Hans-Heinrich-Reckeweg-Preis für Arbeiten auf dem Gebiet der Homotoxikologie.

Die Annahmen von Reckeweg widersprechen Erkenntnissen der wissenschaftlichen Medizin; es gibt keine unabhängigen Studien, die die Wirksamkeit der Homotoxikologie belegen. Auch für die Existenz von Sutoxinen gibt es keine wissenschaftlichen Belege; es handelt sich um Spekulationen.

Theorien zur Krankheitsentstehung

Nach Ansicht von Reckeweg sind sämtliche Erkrankungen des Menschen (als so genannte Homotoxikosen) monokausal durch Gifte bedingt, die Reckeweg Homotoxine nannte. Eine besondere Rolle kommt bei seiner Hypothese dem Schweinefleisch zu, das giftige, so genannte "Sutoxine" enthalte und deshalb zu meiden sei. Bei der Krankheitsentstehung spiele jedoch auch die individuelle Konstitution eine weitere Rolle. Die Homotoxine führen der Theorie zufolge zu einer Störung von ungenau beschriebenen Fließgleichgewichten im Organismus. Letzter Schritt einer Homotoxinvergiftung sei nach Entzündungsstadien letztendlich die Krebserkrankung.

Homotoxine

Nach Reckeweg versuche der Körper kontinuierlich, bestimmte von außen eindringende oder im Körper entstandene Gifte durch Ausscheidungen und Absonderungen auszuscheiden (durch Schweiß, Urin, Kot, Eiter). Gelinge dies nicht in ausreichender Weise, oder würden gar Medikamente (als Gifte) eingenommen, so komme es zur Krankheit.

Reckeweg beschrieb mehrere Homotoxine, wobei er acht verschiedene so genannte Sutoxine als entscheidend einstufte. Dabei soll es sich um Giftstoffe handeln, die in Schweinefleisch enthalten sein sollen. Zu den Sutoxinen zählte er u.a. Cholesterin, Wachstumshormone, Sexualhormone und das Grippevirus. Nach Reckeweg soll der Verzehr von Schweinefleisch demnach zur Krankheit führen. Bei regelmäßigem Verzehr von Schweinefleisch ersetze Gewebe des Schweins allmählich menschliches Körpergewebe. Das von Reckeweg vorhergesagte Ergebnis: Schweinefleischesser werden im Laufe der Zeit den Tieren ähnlich, die sie verspeisen.

Die Reckewegschen Sutoxine

Recheweg war engagierter Gegner des Schweinefleischs, in dem er zahlreiche Giftstoffe sah, die er für verschiedenste Krankheiten verantwortlich machte. Seiner Ansicht nach enthalte Schweinefleisch wissenschaftlich unbekannte, so genannte "Sutoxine", die giftig seien.[1] De facto handelt es sich um jeweils gut bekannte Substanzen. Reckeweg definierte sieben (acht) verschiedene Sutoxine, darunter:

  • Cholesterin
  • Wachstumshormone
  • Histamine und Imidazolkörper
  • Sexualhormone
  • Schwefelreiche, mesenchymale Schleimsubstanzen
  • Sutoxische Fettsäuren
  • das Grippevirus

Manchmal wird auch ein "Onkogenes Agens" (nach Hans Nieper) zu den hier gemeinten Sutoxinen gezählt.

Homotoxon

Als Homotoxon gilt in der Homotoxikologielehre das Ergebnis eines heilenden Prozesses, bei dem die genannten Homotoxin-Gifte mit einem "Entgiftungsfaktor" (Beispiel: Glukuronsäure, Glykokoll u.a.) zu einem ungiftigen Produkt reagieren, der Homotoxon genannt wird. Die Homtoxone seien dann Erscheinungen wie Eiter oder Exsudate, oder Ausscheidungen wie Stuhl, Urin, Speichel oder Schweiß.

Homotoxikologie als alternativmedizinische Therapie

Therapeutisch sollen bestimmte Antihomotoxika zu einer Entgiftung des Körpers führen, die homöopathischen Komplexmitteln und Isopathika entsprechen.

Durch die "biologischen Heilmittel" und Methoden der Homotoxikologie soll auch die weiter oben angesprochende Homotoxonkopplung erleichtert werden.

Homotoxikologen wenden vor allem homöopathische Suis-Organ-Präparate an, die aus Organgewebe von Schweinen gewonnen und injiziert werden, sowie Nosoden. Grundsätzlich wird von den Patienten gefordert, auf den Verzehr von Schweinefleisch zu verzichten.

Eine konventionelle medizinische Therapie mit Medikamenten soll nach Reckeweg zu einer Rückvergiftung führen und sei häufig schädlich für den Patienten. Reckeweg behauptete unter anderem, die Behandlung einer Mandelentzündung mit Antibiotika könne auf diese Weise Leukämie auslösen.

Literatur

  • Stiftung Warentest: Die andere Medizin. Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden, Berlin, 2. Aufl. 1992, S. 184 f.
  • Ernst E, Schmidt K, Homotoxicology--a review of randomised clinical trials., in Eur J Clin Pharmacol., 60/2004, S.299–306. PMID 15197516
  • Reckeweg HH: Vicariation homotoxins and pathological phases in tissues developed from the three germinal layers. Münch Med Wochenschr. 1952 März 21;94(12):549-55. PMID: 14919518

Quellennachweise