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[[image:PrinceCharles.jpg|Homöopathieanhänger Prince Charles bei der Inspektion eines Pharmaunternehmen, das Homöopathika herstellt|300px|thumb]]
 
[[image:PrinceCharles.jpg|Homöopathieanhänger Prince Charles bei der Inspektion eines Pharmaunternehmen, das Homöopathika herstellt|300px|thumb]]
 
[[image:Gefahrengutunfall Homoeopathie.jpg|Deutsche Apothekerzeitung: Bericht über Gefahrengutunfall mit Homöopathika-Ladung (2017)<ref>https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/09/05/gefahrgutunfall-mit-homoeopathie-mittel</ref>|300px|thumb]]
 
[[image:Gefahrengutunfall Homoeopathie.jpg|Deutsche Apothekerzeitung: Bericht über Gefahrengutunfall mit Homöopathika-Ladung (2017)<ref>https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/09/05/gefahrgutunfall-mit-homoeopathie-mittel</ref>|300px|thumb]]
Die '''Homöopathie''' ist eine [[pseudowissenschaft]]liche<ref>Siehe Statement ''National Science Foundation'' und ''Stanford Encyclopedia of Philosophy'', Zitat: ''There is widespread agreement for instance that creationism, astrology, homeopathy, [...] are pseudosciences [...]''</ref><ref>http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/alternativmedizin/homoeopathie/kritiker-der-homoeopathie_aid_20668.html</ref> Methode zur Behandlung von Erkrankungen fast jeder Art, die von dem sächsischen Arzt und [[Okkultismus|Okkultisten]] [[Samuel Hahnemann]] etwa um 1800 begründet wurde und als "Klassische Homöopathie" bis heute nahezu unverändert praktiziert wird. Sie beruht auf zwei allgemeinen Grundprinzipien. Hahnemann behauptete, dass nach dem [[Simile-Prinzip]] jede Krankheit durch Stoffe geheilt werden solle, die beim gesunden Patienten ähnliche Symptome hervorrufen. Ferner verkündete Hahnemann, dass nach dem Prinzip der [[Potenzierung]] die homöopathischen Mittel um so stärker wirken sollen, je mehr sie nach einem vorgeschriebenen Verfahren in Lösungsmittel verdünnt werden. Keines dieser beiden Prinzipien konnte bisher experimentell bestätigt werden.
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Die '''Homöopathie''' ist eine [[pseudowissenschaft]]liche<ref>Siehe Statement ''National Science Foundation'' und ''Stanford Encyclopedia of Philosophy'', Zitat: ''There is widespread agreement for instance that creationism, astrology, homeopathy, [...] are pseudosciences [...]''</ref><ref>http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/alternativmedizin/homoeopathie/kritiker-der-homoeopathie_aid_20668.html</ref> und spezifisch wirkungslose Scheintherapie zur Behandlung von Erkrankungen fast jeder Art, die von dem sächsischen Arzt und [[Okkultismus|Okkultisten]] [[Samuel Hahnemann]] etwa um 1800 begründet wurde und als "Klassische Homöopathie" bis heute nahezu unverändert praktiziert wird. Sie beruht auf zwei allgemeinen Grundprinzipien. Hahnemann behauptete, dass nach dem [[Simile-Prinzip]] jede Krankheit durch Stoffe geheilt werden solle, die beim gesunden Patienten ähnliche Symptome hervorrufen. Ferner verkündete Hahnemann, dass nach dem Prinzip der [[Potenzierung]] die homöopathischen Mittel um so stärker wirken sollen, je mehr sie nach einem vorgeschriebenen Verfahren in Lösungsmittel verdünnt werden. Keines dieser beiden Prinzipien konnte bisher experimentell bestätigt werden.
    
Die aktuelle Studienlage (2015) ergibt keine ausreichenden Belege für eine Wirksamkeit der Homöopathie. Bis heute (Stand: 2021) konnte noch kein Krankheitsbild identifiziert werden, bei dem die Homöopathie einen klar erkennbaren Therapiegewinn bewirkt. Zu diesem Schluss kommen auch die meisten Autoren von Übersichtsarbeiten. Die Ergebnisse von Studien mit positivem Ausgang für die Homöopathie konnten in Wiederholungsstudien anderer Wissenschaftler nicht bestätigt bzw. repliziert werden.  
 
Die aktuelle Studienlage (2015) ergibt keine ausreichenden Belege für eine Wirksamkeit der Homöopathie. Bis heute (Stand: 2021) konnte noch kein Krankheitsbild identifiziert werden, bei dem die Homöopathie einen klar erkennbaren Therapiegewinn bewirkt. Zu diesem Schluss kommen auch die meisten Autoren von Übersichtsarbeiten. Die Ergebnisse von Studien mit positivem Ausgang für die Homöopathie konnten in Wiederholungsstudien anderer Wissenschaftler nicht bestätigt bzw. repliziert werden.  
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[[image:Uranium-nitricum.jpg|Homöopathisches Mittel Uranium Nitricum|300px|thumb]]
 
[[image:Uranium-nitricum.jpg|Homöopathisches Mittel Uranium Nitricum|300px|thumb]]
 
[[image:Boiron-twitter Coronavirus 2020 03 01.jpg|Homöopathie-Pharmaunternehmen [[Boiron]] rät explizit ab die Homöopathie gegen das SARS-2 Coronavirus einzusetzen (Bild: twitter 1.3.2020). Zuvor war die Homöopathie mehrfach bei Coronavirus-Infektionen als Mittel zur Behandlung genannt worden, so von der deutschen Ärztin [[Cornelia Bajic]]|300px|thumb]]
 
[[image:Boiron-twitter Coronavirus 2020 03 01.jpg|Homöopathie-Pharmaunternehmen [[Boiron]] rät explizit ab die Homöopathie gegen das SARS-2 Coronavirus einzusetzen (Bild: twitter 1.3.2020). Zuvor war die Homöopathie mehrfach bei Coronavirus-Infektionen als Mittel zur Behandlung genannt worden, so von der deutschen Ärztin [[Cornelia Bajic]]|300px|thumb]]
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[[Datei:Homöopathie Diabetes.jpg|Werbung für Homöopathie bei Diabetes (Agoro<ref>Agoro - Marta Ucinek, Bruchhöfe 25a, D-47829 Krefeld</ref>)|300px|thumb]]
 
In Deutschland ist immer wieder zu beobachten, dass Homöopathen das Mittel ''Malaria&nbsp;2000'' (oder andere Mittel) zu einer so genannten Malaria-Prophylaxe für Patienten verwenden, die beabsichtigen in ein Land zu reisen, in dem die Malaria endemisch ist. Regelmäßig müssen in Klinken Malariapatienten behandelt werden, die angeben, sich derartig vor Malaria "gewappnet" zu haben und sich dennoch infizierten. Es kam zu mindestens einem Todesfall eines Patienten aufgrund einer solchen unwirksamen "Malaria&nbsp;2000-Prophylaxe". Der Bayerische Rundfunk zitiert auf seinen Webseiten das Tropeninstitut in München, demzufolge es bereits mehrere Todesfälle bei Menschen gab, die sich auf eine ''homöopathische Malaria-Prophylaxe'' verlassen hatten.<ref>Prof. Nothdurft vom Tropeninstitut in München: "Von homöopathischen Fachgesellschaften höre ich, dass es eine Prophylaxe im homöopathischen Sinn gar nicht geben kann. Wir haben die bittere Erfahrung gemacht, dass es mehrere Todesfälle gegeben hat, als sich Menschen auf eine homöopathische Malaria-Prophylaxe verlassen haben." [http://www.br-online.de/bayern2/gesundheitsgespraech/malaria-DID1241688633988/mariaforschung-empfehlungen-schutz-ID1241688398258.xml]</ref>
 
In Deutschland ist immer wieder zu beobachten, dass Homöopathen das Mittel ''Malaria&nbsp;2000'' (oder andere Mittel) zu einer so genannten Malaria-Prophylaxe für Patienten verwenden, die beabsichtigen in ein Land zu reisen, in dem die Malaria endemisch ist. Regelmäßig müssen in Klinken Malariapatienten behandelt werden, die angeben, sich derartig vor Malaria "gewappnet" zu haben und sich dennoch infizierten. Es kam zu mindestens einem Todesfall eines Patienten aufgrund einer solchen unwirksamen "Malaria&nbsp;2000-Prophylaxe". Der Bayerische Rundfunk zitiert auf seinen Webseiten das Tropeninstitut in München, demzufolge es bereits mehrere Todesfälle bei Menschen gab, die sich auf eine ''homöopathische Malaria-Prophylaxe'' verlassen hatten.<ref>Prof. Nothdurft vom Tropeninstitut in München: "Von homöopathischen Fachgesellschaften höre ich, dass es eine Prophylaxe im homöopathischen Sinn gar nicht geben kann. Wir haben die bittere Erfahrung gemacht, dass es mehrere Todesfälle gegeben hat, als sich Menschen auf eine homöopathische Malaria-Prophylaxe verlassen haben." [http://www.br-online.de/bayern2/gesundheitsgespraech/malaria-DID1241688633988/mariaforschung-empfehlungen-schutz-ID1241688398258.xml]</ref>
 
Verbände deutscher Apotheker und Ärzte nahmen mit Veröffentlichungen und deutlichen Warnungen gegen eine derartige homöopathische Malariaprophylaxe Stellung: ''Bereits am 19.&nbsp;März 1998 hat die Arzneimittel-Kommission der Apotheker in der Pharmazeutischen Zeitung vor einer homöopathischen Malaria-Prophylaxe gewarnt. Es wird klargestellt, dass Malaria eine ernste und z.T. lebensbedrohliche Krankheit darstellt, "der nicht durch unspezifische homöopathische Mittel begegnet werden kann, von denen man sich eine erhöhte Immunität des Körpers gegen Malariaerreger erhofft. Fälle in denen eine solche "Prophylaxe" versagt hat, sind literaturkundig". Es wird daher dringend davon abgeraten, homöopathische Mittel zur Malaria-Prophylaxe abzugeben.'' Noch deutlicher und schärfer warnte die Arzneimittel-Kommission der deutschen Ärzteschaft im Deutschen Ärzteblatt&nbsp;95 vom 19.&nbsp;Juni 1998: ''[...] Niedergelassene Ärzte, die Patienten eine homöopathische Malaria-Prophylaxe verordnen, haben mit berufsrechtlichen und strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen. Die Malaria ist eine ernste und unter Umständen lebensbedrohliche Krankheit [...]''  
 
Verbände deutscher Apotheker und Ärzte nahmen mit Veröffentlichungen und deutlichen Warnungen gegen eine derartige homöopathische Malariaprophylaxe Stellung: ''Bereits am 19.&nbsp;März 1998 hat die Arzneimittel-Kommission der Apotheker in der Pharmazeutischen Zeitung vor einer homöopathischen Malaria-Prophylaxe gewarnt. Es wird klargestellt, dass Malaria eine ernste und z.T. lebensbedrohliche Krankheit darstellt, "der nicht durch unspezifische homöopathische Mittel begegnet werden kann, von denen man sich eine erhöhte Immunität des Körpers gegen Malariaerreger erhofft. Fälle in denen eine solche "Prophylaxe" versagt hat, sind literaturkundig". Es wird daher dringend davon abgeraten, homöopathische Mittel zur Malaria-Prophylaxe abzugeben.'' Noch deutlicher und schärfer warnte die Arzneimittel-Kommission der deutschen Ärzteschaft im Deutschen Ärzteblatt&nbsp;95 vom 19.&nbsp;Juni 1998: ''[...] Niedergelassene Ärzte, die Patienten eine homöopathische Malaria-Prophylaxe verordnen, haben mit berufsrechtlichen und strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen. Die Malaria ist eine ernste und unter Umständen lebensbedrohliche Krankheit [...]''  
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==Literatur==
 
==Literatur==
 
*[https://ebm.bmj.com/content/ebmed/early/2022/01/30/bmjebm-2021-111846.full.pdf Gerald Gartlehner, Robert Emprechtinger, Marlene Hackl, Franziska L Jutz, Jacob E Gartlehner, Julian N Nonninger, Irma Klerings, Andreea Iulia Dobrescu: Assessing the magnitude of reporting bias in trials of homeopathy: a cross-sectional study and meta-analysis, BMJ 2021 http://dx.doi.org/10.1136/bmjebm-2021-111846] ''..»Diese Ergebnisse zeigen erschreckend schlechte wissenschaftliche Standards in der Homöopathie-Forschung. Man kann davon ausgehen, dass viele Studien nicht publiziert wurden, weil sie nicht das gewünschte Ergebnis gezeigt hatten. Publizierte Homöopathie-Studien berichten wahrscheinlich nur die attraktiven Ergebnisse und bieten daher ein verzerrtes Bild der Wirksamkeit von Homöopathie.«..''
 
*[https://ebm.bmj.com/content/ebmed/early/2022/01/30/bmjebm-2021-111846.full.pdf Gerald Gartlehner, Robert Emprechtinger, Marlene Hackl, Franziska L Jutz, Jacob E Gartlehner, Julian N Nonninger, Irma Klerings, Andreea Iulia Dobrescu: Assessing the magnitude of reporting bias in trials of homeopathy: a cross-sectional study and meta-analysis, BMJ 2021 http://dx.doi.org/10.1136/bmjebm-2021-111846] ''..»Diese Ergebnisse zeigen erschreckend schlechte wissenschaftliche Standards in der Homöopathie-Forschung. Man kann davon ausgehen, dass viele Studien nicht publiziert wurden, weil sie nicht das gewünschte Ergebnis gezeigt hatten. Publizierte Homöopathie-Studien berichten wahrscheinlich nur die attraktiven Ergebnisse und bieten daher ein verzerrtes Bild der Wirksamkeit von Homöopathie.«..''
*Nikil Mukerji & Edzard Ernst: "Why homoeopathy is pseudoscience", Synthese volume 200, 394 (2022)<ref>''Abstract<br>Homoeopathy is commonly recognised as pseudoscience. However, there is, to date, no systematic discussion that seeks to establish this view. In this paper, we try to fill this gap. We explain the nature of homoeopathy, discuss the notion of pseudoscience, and provide illustrative examples from the literature indicating why homoeopathy fits the bill. Our argument contains a conceptual and an empirical part. In the conceptual part, we introduce the premise that a doctrine qualifies as a pseudoscience if, firstly, its proponents claim scientific standing for it and, secondly, if they produce bullshit to defend it, such that, unlike science, it cannot be viewed as the most reliable knowledge on its topic. In the empirical part, we provide evidence that homoeopathy fulfils both criteria. The first is quickly established since homoeopaths often explicitly claim scientificity. To establish the second, we dive into the pseudo-academic literature on homoeopathy to provide evidence of bullshit in the arguments of homoeopaths. Specifically, we show that they make bizarre ontological claims incompatible with natural science, illegitimately shift the burden of proof to sceptics, and mischaracterise, cherry-pick, and misreport the evidence. Furthermore, we demonstrate that they reject essential parts of established scientific methodology and use epistemically unfair strategies to immunise their doctrine against recalcitrant evidence.''</ref>
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*Nikil Mukerji, Edzard Ernst: "Why homoeopathy is pseudoscience", Synthese volume 200, 394 (2022)<ref>''Abstract<br>Homoeopathy is commonly recognised as pseudoscience. However, there is, to date, no systematic discussion that seeks to establish this view. In this paper, we try to fill this gap. We explain the nature of homoeopathy, discuss the notion of pseudoscience, and provide illustrative examples from the literature indicating why homoeopathy fits the bill. Our argument contains a conceptual and an empirical part. In the conceptual part, we introduce the premise that a doctrine qualifies as a pseudoscience if, firstly, its proponents claim scientific standing for it and, secondly, if they produce bullshit to defend it, such that, unlike science, it cannot be viewed as the most reliable knowledge on its topic. In the empirical part, we provide evidence that homoeopathy fulfils both criteria. The first is quickly established since homoeopaths often explicitly claim scientificity. To establish the second, we dive into the pseudo-academic literature on homoeopathy to provide evidence of bullshit in the arguments of homoeopaths. Specifically, we show that they make bizarre ontological claims incompatible with natural science, illegitimately shift the burden of proof to sceptics, and mischaracterise, cherry-pick, and misreport the evidence. Furthermore, we demonstrate that they reject essential parts of established scientific methodology and use epistemically unfair strategies to immunise their doctrine against recalcitrant evidence.''</ref>
 
*Edzard Ernst: Homeopathy - The Undiluted Facts, Springer. ISBN 978-3-319-43592-3. In deutscher Sprache: “Homöopathie – die Fakten [unverdünnt]”, Springer-Verlag
 
*Edzard Ernst: Homeopathy - The Undiluted Facts, Springer. ISBN 978-3-319-43592-3. In deutscher Sprache: “Homöopathie – die Fakten [unverdünnt]”, Springer-Verlag
 
*Christian Weymayr, Nicole Heißmann: ''Die Homöopathie-Lüge''. So gefährlich ist die Lehre von den weißen Kügelchen. München. Piper Verlag 2012. ISBN-13: 978-3492055369
 
*Christian Weymayr, Nicole Heißmann: ''Die Homöopathie-Lüge''. So gefährlich ist die Lehre von den weißen Kügelchen. München. Piper Verlag 2012. ISBN-13: 978-3492055369
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