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[[image:PrinceCharles.jpg|Homöopathieanhänger Prince Charles bei der Inspektion eines Pharmaunternehmen, das Homöopathika herstellt|300px|thumb]]
 
[[image:PrinceCharles.jpg|Homöopathieanhänger Prince Charles bei der Inspektion eines Pharmaunternehmen, das Homöopathika herstellt|300px|thumb]]
 
[[image:Gefahrengutunfall Homoeopathie.jpg|Deutsche Apothekerzeitung: Bericht über Gefahrengutunfall mit Homöopathika-Ladung (2017)<ref>https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/09/05/gefahrgutunfall-mit-homoeopathie-mittel</ref>|300px|thumb]]
 
[[image:Gefahrengutunfall Homoeopathie.jpg|Deutsche Apothekerzeitung: Bericht über Gefahrengutunfall mit Homöopathika-Ladung (2017)<ref>https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/09/05/gefahrgutunfall-mit-homoeopathie-mittel</ref>|300px|thumb]]
Die '''Homöopathie''' ist eine [[pseudowissenschaft]]liche<ref>Siehe Statement ''National Science Foundation'' und ''Stanford Encyclopedia of Philosophy'', Zitat: ''There is widespread agreement for instance that creationism, astrology, homeopathy, [...] are pseudosciences [...]''</ref><ref>http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/alternativmedizin/homoeopathie/kritiker-der-homoeopathie_aid_20668.html</ref> Methode zur Behandlung praktisch aller Erkrankungen, die von dem sächsischen Arzt und [[Okkultismus|Okkultisten]] [[Samuel Hahnemann]] etwa um 1800 begründet wurde und heute nahezu unverändert (als klassische Homöopathie nach Hahnemann) paktiziert wird. Die Homöopathie stützt sich auf zwei allgemeine Grundprinzipien. Hahnemann behauptete, dass nach dem [[Simile-Prinzip]] der Homöopathie jede Krankheit durch Stoffe geheilt werden solle, die beim gesunden Patienten ähnliche Symptome hervorrufen. Ebenso verkündete Hahnemann, dass nach dem Prinzip der [[Potenzierung]] die homöopathischen Mittel um so stärker wirken sollen, je mehr sie nach einem vorgeschriebenen Verfahren in Lösungsmittel verdünnt werden. Keines dieser beiden Prinzipien konnte bisher experimentell bestätigt werden.
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Die '''Homöopathie''' ist eine [[pseudowissenschaft]]liche<ref>Siehe Statement ''National Science Foundation'' und ''Stanford Encyclopedia of Philosophy'', Zitat: ''There is widespread agreement for instance that creationism, astrology, homeopathy, [...] are pseudosciences [...]''</ref><ref>http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/alternativmedizin/homoeopathie/kritiker-der-homoeopathie_aid_20668.html</ref> Methode zur Behandlung von Erkrankungen fast jeder Art, die von dem sächsischen Arzt und [[Okkultismus|Okkultisten]] [[Samuel Hahnemann]] etwa um 1800 begründet wurde und als "Klassische Homöopathie" bis heute nahezu unverändert praktiziert wird. Sie beruht auf zwei allgemeinen Grundprinzipien. Hahnemann behauptete, dass nach dem [[Simile-Prinzip]] jede Krankheit durch Stoffe geheilt werden solle, die beim gesunden Patienten ähnliche Symptome hervorrufen. Ferner verkündete Hahnemann, dass nach dem Prinzip der [[Potenzierung]] die homöopathischen Mittel um so stärker wirken sollen, je mehr sie nach einem vorgeschriebenen Verfahren in Lösungsmittel verdünnt werden. Keines dieser beiden Prinzipien konnte bisher experimentell bestätigt werden.
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Die aktuelle Studienlage (2015) ergibt keine ausreichenden Belege für eine Wirksamkeit der Homöopathie. Zu diesem Schluss kommen letztlich auch die meisten Autoren von Übersichtsarbeiten. Die Ergebnisse von Studien mit positivem Ausgang für die Homöopathie konnten in Wiederholungsstudien anderer Wissenschaftler nicht bestätigt/repliziert werden.  
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Die aktuelle Studienlage (2015) ergibt keine ausreichenden Belege für eine Wirksamkeit der Homöopathie. Zu diesem Schluss kommen auch die meisten Autoren von Übersichtsarbeiten. Die Ergebnisse von Studien mit positivem Ausgang für die Homöopathie konnten in Wiederholungsstudien anderer Wissenschaftler nicht bestätigt bzw. repliziert werden.  
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Homöopathiegläubige sind bewusst oder unbewusst häufig pauschal skeptisch gegenüber der Wissenschaftlichen Medizin eingestellt. Mit der (meist irrationalen) Angst vor "der schädlichen Chemie" ist untrennbar ein "[[Noceboeffekt]]" verbunden, der die Wirkung von gut bewährten konventionellen Verfahren beeinträchtigt.
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Homöopathiegläubige neigen häufig bewusst oder unbewusst zu einer pauschal skeptischen Haltung gegenüber der wissenschaftlichen Medizin. Mit der (meist irrationalen) Angst vor "schädlicher Chemie" ist untrennbar ein "[[Noceboeffekt]]" verbunden, der die Wirkung bewährter Therapien beeinträchtigt.
 
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Siehe auch: [[Allopathie]]
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Obwohl Befürworter und Lobbyisten der Homöopathie häufig als Kritiker der Pharamindustrie agieren, werben in Deutschland der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) regelmäßig für die Homöopathie. DerBAH erklärte etwa, die homöopathische „Potenzierung“ sei als „Kraftentfaltung“ zu verstehen, die die Homöopathie von allen anderen Heilmethoden unterscheide. Der Verband betreibt ein eigenes Internetportal, bewirbt dort die vermeintlich „natürliche“ Homöopathie – und macht, wie auch der BPI, Lobbyarbeit auf politischer Ebene.
 
==Varianten der Homöopathie==
 
==Varianten der Homöopathie==
 
[[image:Potentizer.jpg|[[Potenziermaschine]] der Homöopathie|thumb]]
 
[[image:Potentizer.jpg|[[Potenziermaschine]] der Homöopathie|thumb]]
 
[[image:Abnehmglobuli.jpg|Homöopathische Abnehm-Globuli|thumb]]
 
[[image:Abnehmglobuli.jpg|Homöopathische Abnehm-Globuli|thumb]]
Es haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Varianten der ursprünglichen klassischen Homöopathie nach Hahnemann herausgebildet. So unterscheidet man Niederpotenzler von Hochpotenzlern, Monotherapeuten von Polypragmatikern, homöopathische Phytotherapeuten von [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Homöopathen]] usw.
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Es haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Varianten der ursprünglichen klassischen Homöopathie herausgebildet. So unterscheidet man Niederpotenzler von Hochpotenzlern, Monotherapeuten von Polypragmatikern, homöopathische Phytotherapeuten von [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Homöopathen]] usw.
    
*'''Klassische Homöopathie''' ist die Form der Homöopathie, die sich streng an der Lehre von Samuel Hahnemann orientiert. Nach Hahnemann soll für die Gesamtheit aller körperlichen und geistigen Beschwerden immer nur ein einziges Mittel zur gleichen Zeit verabreicht werden. Der klassisch arbeitende Homöopath sucht nach dem seiner Meinung nach geeigneten Simile. Bekanntester aktueller Vertreter ist [[Georgos Vithoulkas]].
 
*'''Klassische Homöopathie''' ist die Form der Homöopathie, die sich streng an der Lehre von Samuel Hahnemann orientiert. Nach Hahnemann soll für die Gesamtheit aller körperlichen und geistigen Beschwerden immer nur ein einziges Mittel zur gleichen Zeit verabreicht werden. Der klassisch arbeitende Homöopath sucht nach dem seiner Meinung nach geeigneten Simile. Bekanntester aktueller Vertreter ist [[Georgos Vithoulkas]].
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*'''Neuere Interpretationen und Derivate der Homöopathie''' sind im Kommen. Hier zeigen sich fließende Übergänge zum [[Geistheilen]] oder einer ''[[Energiemedizin]]''. Vertreter dieser von klassischen Homöopathen meist abgelehnten Gruppe glauben, nach Anamnese und [[Repertorisieren]] die gefundenen homöopathischen Mittel nicht in den Körper des Patienten einführen zu müssen. Allein die räumliche Nähe des Mittels zum Patienten reiche aus, um eine Wirkung zu entfalten. Die Mittel könnten beispielsweise am Körper getragen oder unter das Kopfkissen gelegt werden. Auch könne ein Glas Wasser ''homöopathische Effekte'' zeigen, wenn es lediglich auf ein Blatt Papier mit dem Namen des Mittels gestellt werde. Das Blatt Papier übertrage hier seine ''Information'' auf das einzusetzende Glas Wasser. Typische Methoden aus diesem Spektrum sind die [[Harmopathie]], [[Neue Homöopathie]] nach [[Erich Körbler]], Seghal-Methode, Herscue-Methode, [[Elektronische Homöopathie]], Prozessorientierte Homöopathie, [[Quantenlogische Medizin|Quantenlogische Homöopathie]], Kreative Homöopathie, Impuls-Homöopathie, die [[Similis Cards]], [[Silent Healing]], [[Sankaran-Methode]] (auch "Bombay-Methode" oder "systematische Homöopathie" genannt) oder die [[Homöopathie nach Ramakrishnan]]. Die [[Telehomöopathie]] ist ein Variante der Homöopathie, von der ihre Erfinderin behauptet, dass diese als [[Fernheilung|Fernbehandlung]] über das Internet (e-Mail oder Skype) oder via Telefon funktioniere.  
 
*'''Neuere Interpretationen und Derivate der Homöopathie''' sind im Kommen. Hier zeigen sich fließende Übergänge zum [[Geistheilen]] oder einer ''[[Energiemedizin]]''. Vertreter dieser von klassischen Homöopathen meist abgelehnten Gruppe glauben, nach Anamnese und [[Repertorisieren]] die gefundenen homöopathischen Mittel nicht in den Körper des Patienten einführen zu müssen. Allein die räumliche Nähe des Mittels zum Patienten reiche aus, um eine Wirkung zu entfalten. Die Mittel könnten beispielsweise am Körper getragen oder unter das Kopfkissen gelegt werden. Auch könne ein Glas Wasser ''homöopathische Effekte'' zeigen, wenn es lediglich auf ein Blatt Papier mit dem Namen des Mittels gestellt werde. Das Blatt Papier übertrage hier seine ''Information'' auf das einzusetzende Glas Wasser. Typische Methoden aus diesem Spektrum sind die [[Harmopathie]], [[Neue Homöopathie]] nach [[Erich Körbler]], Seghal-Methode, Herscue-Methode, [[Elektronische Homöopathie]], Prozessorientierte Homöopathie, [[Quantenlogische Medizin|Quantenlogische Homöopathie]], Kreative Homöopathie, Impuls-Homöopathie, die [[Similis Cards]], [[Silent Healing]], [[Sankaran-Methode]] (auch "Bombay-Methode" oder "systematische Homöopathie" genannt) oder die [[Homöopathie nach Ramakrishnan]]. Die [[Telehomöopathie]] ist ein Variante der Homöopathie, von der ihre Erfinderin behauptet, dass diese als [[Fernheilung|Fernbehandlung]] über das Internet (e-Mail oder Skype) oder via Telefon funktioniere.  
 
*Die [[Homöosiniatrie]] ist eine Methode, die Elemente der Homöopathie und der [[TCM|Traditionellen Chinesischen Medizin]] zu vereinigen sucht. Zur Anwendung kommen sowohl [[Akupunktur]] als auch homöopathische Mittel.
 
*Die [[Homöosiniatrie]] ist eine Methode, die Elemente der Homöopathie und der [[TCM|Traditionellen Chinesischen Medizin]] zu vereinigen sucht. Zur Anwendung kommen sowohl [[Akupunktur]] als auch homöopathische Mittel.
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*Die [[Astrohomöopathie]] ist als Kombination der [[Astrologie]] un der Homöopathie zu verstehen. Diagnose und Therapie sind auf das [[Horoskop]] und astrologische Annahmen bezogen.
 
*[[Digitale Homöopathie]] als Alternativbezeichnung für die [[Holopathie]]
 
*[[Digitale Homöopathie]] als Alternativbezeichnung für die [[Holopathie]]
 
*[[Banerji protocol]] - Methode
 
*[[Banerji protocol]] - Methode
 
*[[Revolutionierte Homöopathie nach Sehgal]]
 
*[[Revolutionierte Homöopathie nach Sehgal]]
*C4-Homöopathie
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*[[C4-Homöopathie]]
*MP3-Töne als "resonance-healing" nach [[Peter Chappell]] und [[ERemedy]] nach Bill Gray
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*MP3-Töne als "resonance-healing" nach [[Peter Chappell]] und [[ERemedy]] nach William Edwin Gray III (kurz Bill Gray)
    
Zahlreiche Ähnlichkeiten zur Homöopathie weisen die [[Isopathie]] (2&nbsp;Varianten) und die [[Homöo-Isopathie]] der Firma [[Homeda]] auf. Hahnemann lehnte jedoch die Isopathie zeitlebens ab.
 
Zahlreiche Ähnlichkeiten zur Homöopathie weisen die [[Isopathie]] (2&nbsp;Varianten) und die [[Homöo-Isopathie]] der Firma [[Homeda]] auf. Hahnemann lehnte jedoch die Isopathie zeitlebens ab.
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Nach den zu behandelnden Lebewesen wird zwischen Homöopathie zur Heilung von Menschen sowie [[Tierhomöopathie]] und [[Pflanzenhomöopathie]] unterschieden. Als Pflanzenhomöopathie werden Verfahren bezeichnet, die mit Hilfe von homöopathischen Produkten das Pflanzenwachstum beeinflussen sollen (Beispiel: [[Biplantol]]).
 
Nach den zu behandelnden Lebewesen wird zwischen Homöopathie zur Heilung von Menschen sowie [[Tierhomöopathie]] und [[Pflanzenhomöopathie]] unterschieden. Als Pflanzenhomöopathie werden Verfahren bezeichnet, die mit Hilfe von homöopathischen Produkten das Pflanzenwachstum beeinflussen sollen (Beispiel: [[Biplantol]]).
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==Das Hering'sche Gesetz==
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==Das Heringsche Gesetz==
 
Auf einen Vorschlag des Hahnemann-Anhängers Constantin Hering aus Sachsen im 19.&nbsp;Jahrhundert geht das so genannte ''Heringsche Gesetz'' zurück. Dabei handelt es sich um ein Beurteilungskriterium für den Behandlungsverlauf, demzufolge sich bei homöopathischer Behandlung die Symptome einer chronischen Krankheit von „oben nach unten“, von „innen nach außen“ (d. h. von „lebenswichtigeren zu den weniger lebenswichtigen Organen“) sowie in der umgekehrten Reihenfolge des Entstehens  
 
Auf einen Vorschlag des Hahnemann-Anhängers Constantin Hering aus Sachsen im 19.&nbsp;Jahrhundert geht das so genannte ''Heringsche Gesetz'' zurück. Dabei handelt es sich um ein Beurteilungskriterium für den Behandlungsverlauf, demzufolge sich bei homöopathischer Behandlung die Symptome einer chronischen Krankheit von „oben nach unten“, von „innen nach außen“ (d. h. von „lebenswichtigeren zu den weniger lebenswichtigen Organen“) sowie in der umgekehrten Reihenfolge des Entstehens  
 
bessern sollen.  
 
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==Homöopathie zur Therapie der Homosexualität==
 
==Homöopathie zur Therapie der Homosexualität==
2011 wurde bekannt, dass der ''Bund Katholischer Ärzte in Deutschland (BKÄ)'' auf seinen Webseiten die Empfehlung gibt, die sexuelle Orientierung von Schwulen und Lesben mit Hilfe der Homöopathie [[Konversionstherapie|"therapieren"]] zu können.<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,766184,00.html</ref><ref>http://www.heise.de/tp/artikel/34/34851/1.html</ref> Unter dem Stichwort "Unser Auftrag" findet sich in der Selbstdarstellung des BKÄ der Punkt "Hilfestellung für Suchende". Zu den "Therapieansätzen gegen homosexuelle Neigungen" gehöre demnach die Psychotherapie und die Homöopathie. Eine "Konstitutionsbehandlung" mit Platin in Hochpotenz soll hier zum Einsatz kommen. Homosexualität ist laut WHO jedoch keine Krankheit. Hinter dem ''Bund Katholischer Ärzte'' steht der Unterhachinger Arzt und Homöopath Gero Winkelmann. Er war in den 1990er Jahren in der Splitterpartei ''Christliche Liga'' gegen Abtreibungen aktiv.
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2011 wurde bekannt, dass der ''Bund Katholischer Ärzte in Deutschland (BKÄ)'' auf seinen Webseiten die Empfehlung gibt, die sexuelle Orientierung von Schwulen und Lesben mit Hilfe der Homöopathie [[Konversionstherapie|"therapieren"]] zu können.<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,766184,00.html</ref><ref>http://www.heise.de/tp/artikel/34/34851/1.html</ref> Unter dem Stichwort "Unser Auftrag" findet sich in der Selbstdarstellung des BKÄ der Punkt "Hilfestellung für Suchende". Zu den "Therapieansätzen gegen homosexuelle Neigungen" gehöre demnach die Psychotherapie und die Homöopathie. Eine "Konstitutionsbehandlung" mit Platin in Hochpotenz soll hier zum Einsatz kommen. Homosexualität ist laut WHO jedoch keine Krankheit. Hinter dem ''Bund Katholischer Ärzte'' steht der Unterhachinger Arzt und Homöopath [[Gero Winkelmann]]. Er war in den 1990er Jahren in der Splitterpartei ''Christliche Liga'' gegen Abtreibungen aktiv.
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Der französische Arzt Jean-Yves Henry (der inzwischen in der Schweiz lebt) behandelt ebenfalls Homosexuelle mit Homöopathie. Er glaubt in der Homosexualität Symptome einer Bordeline-Störung zu erkennen. Männlichen Homosexuellen verschreibt Henry beispielsweise Argentum Nitricum; lesbischen Frauen wird hingegen Sepia verschrieben. In Frankreich gilt die Homosexualität seit Juni 1989 nicht mehr als Krankheit.<ref>https://www.huffingtonpost.fr/2018/08/13/ce-medecin-fait-polemique-en-pretendant-remedier-a-lhomoualite-avec-de-lhomeopathie_a_23501219/</ref><ref>http://lavdn.lavoixdunord.fr/433381/article/2018-08-17/une-enquete-ouverte-sur-un-medecin-francais-qui-affirme-guerir-l-homosexualite : Suisse Une enquête ouverte sur un médecin français qui affirme guérir l’homosexualité avec l’homéopathie</ref>
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==Homöopathie gegen Unter- und Fehlernährung in Gambia==
 
==Homöopathie gegen Unter- und Fehlernährung in Gambia==
 
Eine von London aus operierende Organisation "Gambia Wellness Foundation"<ref>Gambia Wellness Foundation, 11 Higham Station Avenue, London, E4 9AY</ref>, die sich zuvor ''The Bush Homeopaths'' nannte, setzt im afrikanischen Staat Gambia (Präsident: [[Yahya Jammeh]]) homöopathische [[Globuli]] gegen die Folgen von Fehlernährung ein. Zitat von der GWF-Webseite:
 
Eine von London aus operierende Organisation "Gambia Wellness Foundation"<ref>Gambia Wellness Foundation, 11 Higham Station Avenue, London, E4 9AY</ref>, die sich zuvor ''The Bush Homeopaths'' nannte, setzt im afrikanischen Staat Gambia (Präsident: [[Yahya Jammeh]]) homöopathische [[Globuli]] gegen die Folgen von Fehlernährung ein. Zitat von der GWF-Webseite:
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==Das Homöopathika-Geschäft==
 
==Das Homöopathika-Geschäft==
[[image:Homöopathie MDR.jpg|300px|left|thumb]]
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[[image:Homöopathie MDR.jpg|Angaben des MDR|300px|left|thumb]]
 
[[image:HOMANT.jpg|Umsätze Homöopathika (blau) und Anthroposophika (rot) in Deutschland für die Jahre 2000 bis 2010 in Millionen Euro. Der Homöopathikaumsatz nahm im Zeitraum um 11,2 Prozent zu, der Umsatz der Anthroposophika um 59,3 Prozent, die Inflation betrug im gleichen Zeitraum 17,5%. Quellen: Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (bpi.de) und Statistisches Bundesamt.|320px|thumb]]
 
[[image:HOMANT.jpg|Umsätze Homöopathika (blau) und Anthroposophika (rot) in Deutschland für die Jahre 2000 bis 2010 in Millionen Euro. Der Homöopathikaumsatz nahm im Zeitraum um 11,2 Prozent zu, der Umsatz der Anthroposophika um 59,3 Prozent, die Inflation betrug im gleichen Zeitraum 17,5%. Quellen: Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (bpi.de) und Statistisches Bundesamt.|320px|thumb]]
 
[[image:Oscillococcinum.jpg|320px|thumb]]
 
[[image:Oscillococcinum.jpg|320px|thumb]]
Deutschland und Frankreich sind die wichtigsten Märkte für homöopathische und anthroposophisch-homöopathische Medikamente in Europa. Fast&nbsp;60% aller in Europa hergestellten Arzneien dieser Therapierichtungen wurden in diesen beiden Ländern verkauft,<ref>Europäischer Herstellerverband ECHAMP</ref> mit einem europaweiten Zuwachs von&nbsp;60% zwischen 1995 und 2005. In Deutschland stieg der Umsatz um&nbsp;80%, in Frankreich gar um&nbsp;300%. Der europaweite Umsatz liegt bei 1,7&nbsp;Milliarden Euro, was etwa 1% des Pharmamarktes entspricht und etwa&nbsp;7% des Umsatzes mit rezeptfreien Medikamenten. Der Erlös der Produktion lag 2005 bei etwa 930&nbsp;Millionen Euro, davon 810&nbsp;Millionen Euro für Medikamente. An den Erzeugerpreisen gemessen entfielen auf Deutschland rund 268&nbsp;Millionen Euro des EU-Absatzes, auf Frankreich 294&nbsp;Millionen Euro.<ref>DZVhÄ-Newsletter Ausgabe Januar/Februar 2008</ref><ref>European Coalition on Homeopathic and Anthroposophic Medicinal Products E.E.I.G. (Hg.): ''Facts and Figures, Second Edition, 2007, Homeopathic and Anthroposophic Medicine in Europe</ref><ref>http://www.echamp.org/upload/files/statements/statements_20071128142622.pdf</ref><ref>[https://www.dzvhae.de/dzvhae-presse/pressemitteilungen/repraesentative-umfragen-zur-homoeopathie.html&html2pdf_sumbit=1 ''Deutschland und Frankreich sind die größten Märkte''] In: ''Homöopathische Nachrichten'' Jan./Feb. 2008, S.4.</ref>
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Deutschland und Frankreich sind die wichtigsten Märkte für homöopathische und anthroposophisch-homöopathische Medikamente in Europa. Fast&nbsp;60% aller in Europa hergestellten Arzneien dieser Therapierichtungen wurden in diesen beiden Ländern verkauft,<ref>Europäischer Herstellerverband ECHAMP</ref> mit einem europaweiten Zuwachs von&nbsp;60% zwischen 1995 und 2005. Nach einer Untersuchung des europäischen Branchenverbandes Echamp entfielen 2017 33 Prozent des europäischen Marktes von 1,3 Milliarden Euro auf Frankreich, 27 Prozent auf Deutschland und 13 Prozent auf Italien. Großbritannien kommt so gut wie gar nicht vor: Das National Health System hat die Homöopathie 2017 von der Erstattungsfähigkeit ausgeschlossen. In Deutschland stieg der Umsatz um&nbsp;80%, in Frankreich sogar um&nbsp;300%. Der europaweite Umsatz liegt bei 1,7&nbsp;Milliarden Euro, was etwa 1% des Pharmamarktes entspricht und etwa&nbsp;7% des Umsatzes mit rezeptfreien Medikamenten. Der Erlös der Produktion lag 2005 bei etwa 930&nbsp;Millionen Euro, davon 810&nbsp;Millionen Euro für Medikamente. An den Erzeugerpreisen gemessen entfielen auf Deutschland rund 268&nbsp;Millionen Euro des EU-Absatzes, auf Frankreich 294&nbsp;Millionen Euro.<ref>DZVhÄ-Newsletter Ausgabe Januar/Februar 2008</ref><ref>European Coalition on Homeopathic and Anthroposophic Medicinal Products E.E.I.G. (Hg.): ''Facts and Figures, Second Edition, 2007, Homeopathic and Anthroposophic Medicine in Europe</ref><ref>http://www.echamp.org/upload/files/statements/statements_20071128142622.pdf</ref><ref>[https://www.dzvhae.de/dzvhae-presse/pressemitteilungen/repraesentative-umfragen-zur-homoeopathie.html&html2pdf_sumbit=1 ''Deutschland und Frankreich sind die größten Märkte''] In: ''Homöopathische Nachrichten'' Jan./Feb. 2008, S.4.</ref> Laut dem Marktforschungsinstitut IQVIA sank die Zahl der verkauften Packungen homöopathischer Arzneien von 2016 auf 2017 um etwa vier Prozent. Legt man die selbe Datengrundlage an, gingen die Zahlen nach Recherchen des Medizinblogs "Medwatch" 2018 weiter zurück. Die Umsätze werden mittlerweile teilweise mit teureren Verkaufspreisen aufgefangen.
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Nach Angaben des MDR lagen die Ausgaben für homöopathische Präparate 2012 bei 452,5 Miliionen, 2013 bei 482,4 und 2014 bei 528 Millionen Euro. Nach anderen Angaben (apotheke-adhoc, 2016) geben Verbraucher in Deutschland pro Jahr rund 360 Millionen Euro in der Selbstmedikation für Homöopathika aus (Apothekenverkaufspreise, AVP). Dazu kommen etwas mehr als 90 Millionen Euro über Verordnungen. Insgesamt werden rund 50 Millionen Packungseinheiten pro Jahr verkauft. Führende Anbieter sind DHU, Heel, Hevert, Pflüger, Orthim und Pascoe.<ref>http://m.apotheke-adhoc.de/nachrichten/pharmazie/nachricht-detail-pharmazie/homoeopathie-die-kritiker-formieren-sich-netzwerk/</ref>
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Nach Angaben des MDR lagen die Ausgaben für homöopathische Präparate 2012 bei 452,5 Miliionen, 2013 bei 482,4, 2014 bei 528 und 2018 bei 670 Millionen Euro. Nach anderen Angaben (apotheke-adhoc, 2016) geben Verbraucher in Deutschland pro Jahr 734 Millionen Euro für Homöopathie-Präparate aus.<ref>https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/markt/dhu-kampagne-gegen-homoeopathie-krise/</ref> Die Selbstmedikation entsprach dabei 2017 einem Umsatz von 626 Millionen Euro. Insgesamt werden über 50 Millionen Packungseinheiten pro Jahr verkauft. 2017 waren es mehr als 53 Millionen Packungen.<ref>https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/markt/homoeopathie-wachstum-geraet-ins-stocken/</ref> Führende Anbieter sind DHU, Heel, Hevert, Pflüger, Orthim und Pascoe.<ref>http://m.apotheke-adhoc.de/nachrichten/pharmazie/nachricht-detail-pharmazie/homoeopathie-die-kritiker-formieren-sich-netzwerk/</ref> Nach Angaben des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie zahlten die gesetzlichen Krankenkassen 9 Millionen Euro für homöopathische Mittel. Nicht mit eingerechnet sind hier jedoch die Folgekosten für ineffektive homöopathische Therapien. Nicht bekannt sind die Kosten homöopathischer Erst- und Folgeanamnesen, die meist vom Patienten selbst bezahlt werden müssen.
Nach Angaben des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie zahlten die gesetzlichen Krankenkassen 9 Millionen Euro für homöopathische Mittel. Nicht mit eingerechnet sind hier jedoch die Folgekosten für ineffektive homöopathische Therapien. Nicht bekannt sind die Kosten homöopathischer Erst- und Folgeanamnesen, die meist vom Patienten selbst bezahlt werden müssen.
      
Das marktführende Unternehmen in Deutschland ist die Deutsche Homöopathie-Union (DHU). Der Konzern mit über 400&nbsp;Mitarbeitern hat sich aus der 1961 gegründeten Firma [[Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG]] entwickelt.
 
Das marktführende Unternehmen in Deutschland ist die Deutsche Homöopathie-Union (DHU). Der Konzern mit über 400&nbsp;Mitarbeitern hat sich aus der 1961 gegründeten Firma [[Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG]] entwickelt.
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===Die Homöopathiestudien zur Zeit des Nationalsozialismus===
 
===Die Homöopathiestudien zur Zeit des Nationalsozialismus===
 
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Weitere Untersuchungen zur Homöopathie gab es zur Zeit des Nationalsozialismus. Dem Regime lag an einer Neuorientierung im Gesundheitswesen, der "Neuen Deutschen Heilkunde". In nationalsozialistischen Kreisen wurde zudem die Kritik an ''verjudeter Schulmedizin'' lauter. Zwischen 1936 und 1939 fanden an verschiedenen homöopathischen Krankenhäusern im Auftrag des Reichsgesundheitsamtes (RGA) Arzneimittelprüfungen statt, viele davon [[placebo]]kontrolliert. Es sollte „vor allem die Zuverlässigkeit früherer Arzneiprüfungen und somit auch die Wertigkeit der auf ihnen aufbauenden ‚Arzneibilder’ erforscht werden. Dem Arbeitskreis gehörten der Homöopath Hanns Rabe (1890-1959), der Internist Werner Siebert (1897-1951) und die Pharmakologie-Professoren Gustav Kuschinsky (1904-1992) und Richard Bonsmann an. An diesen Überprüfungen war auch der damals an der homöopathischen Abteilung des Rudolf Virchow Krankenhauses in Berlin tätige Arzt und Homöopath Fritz Donner (1896-1979) maßgeblich beteiligt. Von Donner liegen umfangreiche Aufzeichnungen zu den RGA-Untersuchungen und zu vorherigen Studien vor, die als [[Donner-Bericht zur Homöopathie]] bekannt wurden und sich heute im Original im "Homöopathie-Archiv" des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart befinden.<ref>Fritz Donner: ''Bemerkungen zu der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939''. Homöopathie-Archiv des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Straussweg&nbsp;17, D-70184&nbsp;Stuttgart</ref> Doch es kam bei den staatlich geförderten Untersuchungen nichts positives für die Homöopathie heraus. Durchgeführt wurden beispielsweise Doppelblindversuche mit Silicea&nbsp;C30. Das Ergebnis: Verum und Placebo verursachten gleich viel Symptome. Den anwesenden Homöopathen war es nicht möglich, Verum und Placebo zu unterscheiden. Auch 1938/39 wurden im Robert-Koch-Krankenhaus in Berlin klinische Versuche mit Homöopathika mit negativem Ergebnisse durchgeführt. Der Homöopath Rabe reagierte mit der Vermutung, dass ''[...] Homöopathie keine pharmakotherapeutische Methode, wie bisher angenommen, sondern eine Form der Psychotherapie [...]'' sei. Fritz Donner in einem Gedächtnisprotokoll: ''Wahrheitsgemäß müsste man antworten, dass bei der Arzneiprüfung nichts herausgekommen ist und dass bei den klinischen Versuchen bei keinem einzigen Patienten eine irgendwie für eine therapeutische Wirkung der eingesetzten Arzneien sprechende Reaktion eingetreten ist.'' Dennoch wurde offiziell verlautbart, es hätten sich gewisse Schwierigkeiten bemerkbar gemacht, sodass man neu beginnen müsse. Der Krieg verhinderte jedoch weitere Forschung. Später, in den 1960er Jahren, drückte sich Donner deutlicher aus: Er nannte die Untersuchung ein ''totales Fiasko'' für die Homöopathie.
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Weitere Untersuchungen zur Homöopathie gab es zur Zeit des Nationalsozialismus. Dem Regime lag an einer Etablierung der "Neuen Deutschen Heilkunde" zur Neuorientierung im Gesundheitswesens. In nationalsozialistischen Kreisen wurde zudem die Kritik an ''der verjudeten Schulmedizin'' lauter. Zwischen 1936 und 1939 fanden an verschiedenen homöopathischen Krankenhäusern im Auftrag des Reichsgesundheitsamtes (RGA) Arzneimittelprüfungen statt, viele davon [[placebo]]kontrolliert. Es sollte „vor allem die Zuverlässigkeit früherer Arzneiprüfungen und somit auch die Wertigkeit der auf ihnen aufbauenden ‚Arzneibilder’" erforscht werden. Dem Arbeitskreis gehörten der Homöopath Hanns Rabe (1890-1959), der Internist Werner Siebert (1897-1951) und die Pharmakologie-Professoren Gustav Kuschinsky (1904-1992) und Richard Bonsmann an. An diesen Überprüfungen war auch der damals an der homöopathischen Abteilung des Rudolf Virchow Krankenhauses in Berlin tätige Arzt und Homöopath Fritz Donner (1896-1979) maßgeblich beteiligt. Von Donner liegen umfangreiche Aufzeichnungen zu den RGA-Untersuchungen und zu vorherigen Studien vor, die als [[Donner-Bericht zur Homöopathie]] bekannt wurden und sich heute im Original im "Homöopathie-Archiv" des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart befinden.<ref>Fritz Donner: ''Bemerkungen zu der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939''. Homöopathie-Archiv des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Straussweg&nbsp;17, D-70184&nbsp;Stuttgart</ref> Doch es kam bei den staatlich geförderten Untersuchungen nichts Positives für die Homöopathie heraus. Durchgeführt wurden beispielsweise Doppelblindversuche mit Silicea&nbsp;C30. Das Ergebnis: Verum und Placebo verursachten gleich viel Symptome. Den anwesenden Homöopathen war es nicht möglich, Verum und Placebo zu unterscheiden. Auch 1938/39 wurden im Robert-Koch-Krankenhaus in Berlin klinische Versuche mit Homöopathika mit negativem Ergebnis durchgeführt. Der Homöopath Rabe reagierte mit der Vermutung, dass ''[...] Homöopathie keine pharmakotherapeutische Methode, wie bisher angenommen, sondern eine Form der Psychotherapie [...]'' sei. Fritz Donner in einem Gedächtnisprotokoll: ''Wahrheitsgemäß müsste man antworten, dass bei der Arzneiprüfung nichts herausgekommen ist und dass bei den klinischen Versuchen bei keinem einzigen Patienten eine irgendwie für eine therapeutische Wirkung der eingesetzten Arzneien sprechende Reaktion eingetreten ist.'' Dennoch wurde offiziell verlautbart, es hätten sich gewisse Schwierigkeiten bemerkbar gemacht, sodass man neu beginnen müsse. Der Krieg verhinderte jedoch weitere Forschung. Später, in den 1960er Jahren, drückte sich Donner deutlicher aus: Er nannte die Untersuchung ein ''totales Fiasko'' für die Homöopathie.
    
===Moderne Homöopathiestudien===
 
===Moderne Homöopathiestudien===
Allgemein muß bei Untersuchungen zur Homöopathie zwischen Studien mit niedrig potenzierten (weniger verdünnten) Mitteln und hoch potenzierten Mitteln unterschieden werden, da niedrig potenzierte Mittel ausreichend viel Wirkstoff enthalten können um klassische pharmakologische Wirkungen oder sogar Giftwirkungen zu bewirken, die dann auch dem Masse-Wirkungsgesetz unterliegen, es kommt also zu einer dosisabhängigen Wirkung mit steigender Wirkung bei steigender Dosis. Bei der Homöopathie soll diese Dosis-Wirkungsbeziehung in dieser Weise bekanntlich nicht vorhanden sein. Daher beziehen sich zahlreiche Studien lediglich auf Hochpotenzanwendungen. Eine besondere Rolle spielen so genannte Meta-Analysen, die die zur Verfügung stehenden Studien ihrer Zeit auf ihre Qualität hin untersuchen und die qualitativ hochwertigen Veröffentlichungen zum Thema Homöopathie zusammenfassend auswerten. Im 20.&nbsp;und 21.&nbsp;Jahrhundert sind mehrere Meta-Studien zur Homöopathie erschienen.
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Allgemein muß bei Untersuchungen zur Homöopathie zwischen Studien mit niedrig potenzierten (weniger verdünnten) Mitteln und hoch potenzierten Mitteln unterschieden werden, da niedrig potenzierte Mittel ausreichend viel Wirkstoff enthalten können, um klassische pharmakologische Wirkungen oder sogar Vergiftungserscheinungen zu bewirken. Dann gilt auch das Masse-Wirkungsgesetz, d.h. es kommt mit zunehmender Dosis zu einer stärkeren Wirkung. In der Homöopathie soll diese Dosis-Wirkungsbeziehung angeblich keine Gültigkeit haben, was der Grund sein mag, warum zahlreiche Studien lediglich Hochpotenzanwendungen zum Gegenstand haben. Eine besondere Rolle spielen so genannte Meta-Analysen, welche die zur Verfügung stehenden Studien ihrer Zeit auf ihre Qualität hin untersuchen und die qualitativ hochwertigen Veröffentlichungen zum Thema Homöopathie zusammenfassend auswerten. Im 20.&nbsp;und 21.&nbsp;Jahrhundert sind mehrere Meta-Studien zur Homöopathie erschienen.
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1997 werteten Klaus Linde und Kollegen von der Universität München 185 Studien und Veröffentlichungen aus, in denen homöopathische Mittel gegen ein Placebo bewertet wurden. Von den Arbeiten waren 89&nbsp;randomisiert und verblindet, teilweise aber nur einfach-verblindet. Unter den analysierten Arbeiten finden sich auch simple Doktorarbeiten, unveröffentlichte Studien sowie in unbekannten ausländischen Zeitschriften veröffentlichte Arbeiten, die in Deutschland nicht ausleihbar oder einsehbar sind. Drei der von Linde bewerteten Studien betreffen ein Arzneimittel ([[Heel|Traumeel]]), das nicht als Homöopathikum, sondern als Phytopharmakon zu klassifizieren ist, da es im Wesentlichen aus homöopathischen Urtinkturen ohne Potenzierung besteht. (siehe auch Kritik an dieser Studie [http://www.gwup.org/ueber-uns-uebersicht/regionalgruppen/1029-ist-homoeopathie-mehr-als-placebo]) Danach kam Linde zu der Schlussfolgerung:  
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1997 werteten Klaus Linde und Kollegen von der Universität München 185 Studien und Veröffentlichungen aus, in denen homöopathische Mittel gegen ein Placebo bewertet wurden. Von den Arbeiten waren 89&nbsp;randomisiert und verblindet, teilweise aber nur einfach-verblindet. Unter den analysierten Arbeiten finden sich auch einfache Doktorarbeiten, unveröffentlichte Studien sowie in unbekannten ausländischen Zeitschriften veröffentlichte Arbeiten, die in Deutschland nicht ausleihbar oder einsehbar sind. Drei der von Linde bewerteten Studien betreffen das Arzneimittel  
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[[Heel|Traumeel]], das nicht als Homöopathikum, sondern als Phytopharmakon zu klassifizieren ist, da es im Wesentlichen aus homöopathischen Urtinkturen ohne Potenzierung besteht (siehe auch Kritik an dieser Studie [http://www.gwup.org/ueber-uns-uebersicht/regionalgruppen/1029-ist-homoeopathie-mehr-als-placebo]). Linde kam zu dieser Schlussfolgerung:  
 
:''[...] Die Ergebnisse unserer Meta-Analyse sind nicht vereinbar mit der Hypothese, dass die klinischen Effekte der Homöopathie vollständig auf einen Placeboeffekt zurückzuführen sind. Allerdings fanden wir auch keine genügenden Hinweise darauf, dass Homöopathie für irgendeine spezifische Erkrankung wirkt [...]''
 
:''[...] Die Ergebnisse unserer Meta-Analyse sind nicht vereinbar mit der Hypothese, dass die klinischen Effekte der Homöopathie vollständig auf einen Placeboeffekt zurückzuführen sind. Allerdings fanden wir auch keine genügenden Hinweise darauf, dass Homöopathie für irgendeine spezifische Erkrankung wirkt [...]''
Diese mittlerweile alte Studie wurde lange Zeit von Anhängern der Homöopathie zitiert, um auf die vermeintliche Wirksamkeit der Homöopathie zu verweisen. Doch was in Homöopathenkreisen ungern zugegeben wird: Linde revidierte seine Meinung inzwischen. In einem Brief an die Fachzeitschrift Lancet erklärte er 2005 ''"Unsere Meta-Analyse von 1997 wurde unglücklicherweise von Homöopathen als Beleg dafür missbraucht, dass die Wirksamkeit ihrer Therapie bewiesen sei. Wir stimmen zu, dass die Homöopathie höchst unplausibel ist, und dass die Belege aus placebokontrollierten Studien nicht überzeugend sind."'' 2012 bestätigte dies Linde gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass er das noch immer so sieht. Allerdings schränkte er zugleich ein: ''"Angesichts der vielen positiven Befunde halte ich die Wirksamkeit nicht für völlig ausgeschlossen."''<ref>http://www.sueddeutsche.de/wissen/umstrittenes-heilverfahren-homoeopathie-missbrauchte-studien-1.1267699</ref> 2001 erschien eine Metastudie über die Wirksamkeit der Homöopathie, die auf methodische Schwächen in Veröffentlichungen hinwies.<ref>Linde, K.; Jonas, WB; Melchart, D; Willich, S (2001), "The methodological quality of randomized controlled trials of homeopathy, herbal medicines and acupuncture", International Journal of Epidemiology 30 (3): 526–31, doi:10.1093/ije/30.3.526, PMID 11416076</ref>
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Diese mittlerweile alte Studie wurde lange Zeit von Anhängern der Homöopathie zitiert, um die vermeintliche Wirksamkeit der Homöopathie zu belegen. Doch was in Homöopathenkreisen ungern zugegeben wird: Linde revidierte seine Meinung inzwischen. In einem Brief an die Fachzeitschrift Lancet erklärte er 2005: ''"Unsere Meta-Analyse von 1997 wurde unglücklicherweise von Homöopathen als Beleg dafür missbraucht, dass die Wirksamkeit ihrer Therapie bewiesen sei. Wir stimmen zu, dass die Homöopathie höchst unplausibel ist, und dass die Belege aus placebokontrollierten Studien nicht überzeugend sind."'' 2012 wiederholte Linde diesen Standpunkt gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Allerdings schränkte er ein: ''"Angesichts der vielen positiven Befunde halte ich die Wirksamkeit nicht für völlig ausgeschlossen."''<ref>http://www.sueddeutsche.de/wissen/umstrittenes-heilverfahren-homoeopathie-missbrauchte-studien-1.1267699</ref> 2001 erschien eine Metastudie über die Wirksamkeit der Homöopathie, die auf methodische Schwächen der Untersuchungen hinwies.<ref>Linde, K.; Jonas, WB; Melchart, D; Willich, S (2001), "The methodological quality of randomized controlled trials of homeopathy, herbal medicines and acupuncture", International Journal of Epidemiology 30 (3): 526–31, doi:10.1093/ije/30.3.526, PMID 11416076</ref>
Eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2002 zeigte, dass qualitativ bessere Studien weniger positive Effekte zum Vorschein brachten. Eine Unterscheidung zum Placeboeffekt konnte nicht erkannt werden.<ref>Ernst, E. (2002), "A systematic review of systematic reviews of homeopathy", British Journal of Clinical Pharmacology 54 (6): 577–82, doi:10.1046/j.1365-2125.2002.01699.x, PMC 1874503, PMID 12492603</ref> Im Jahre 2005 erschienen mehrere Metaanalysen zum Thema Homöopathie. Die Autoren Caulfield (et al) berichten über einen [[Publication Bias]] in zahlreichen Veröffentlichungen mit großen Unterschieden der berichteten Ergebnisse zwischen etablierten Fachjournalen und Zeitschriften aus dem alternativmedizinischen Bereich.<ref>Caulfield, Timothy; Debow, Suzanne (2005), "A systematic review of how homeopathy is represented in conventional and CAM peer reviewed journals", BMC Complementary and Alternative Medicine 5: 12, doi:10.1186/1472-6882-5-12, PMC 1177924, PMID 15955254</ref> Eine 2005 erschienene Studie auf Basis von 110 placebokontrollierten Homöopathiestudien kam zum Ergebnis, dass die Wirkungen der Homöopathie nicht vom Placeboeffekt unterscheidbar sind. Die Studie belegte: Je genauer der Test-Aufbau nach wissenschaftlichen Kriterien, desto geringer die Effekte homöopathischer Behandlungen in den jeweiligen Studien. Das Ergebnis wurde im August 2005 in der anerkannten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.<ref>Shang A, Huwiler-Müntener K, Nartey L, Jüni P, Dörig S, Sterne JA, Pewsner D, Egger M. (2005), "Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy", The Lancet 366 (9487): 726–732, doi:10.1016/S0140-6736(05)67177-2, PMID 16125589</ref> Lapidar forderten die Herausgeber von Lancet die Homöopathen auf, endlich offen zu bekennen, dass ihre Methode ein Placebo sei. Die Schweizer Regierung schloss Homöopathie aus der Kassen-Erstattung aus und die Stiftung Warentest bewertete die Homöopathie als „zur Behandlung von Krankheiten ungeeignet“. Eine 2006 erschienene Metaanaylse konnte keinen klinischen Nutzen für die Homöopathie bei der (komplementären) Behandlung von Nebenwirkungen bei bestrahlten und mit Chemotherapie behandelten Krebspatienten erkennen.<ref>Milazzo, S; Russell, N; Ernst, E (2006), "Efficacy of homeopathic therapy in cancer treatment", European Journal of Cancer 42 (3): 282–9, doi:10.1016/j.ejca.2005.09.025, PMID 16376071</ref> Eine Studie aus dem Jahr 2007 konnte keine Empfehlung zur Homöopathiebehandlung beim ADH-Syndrom, Asthma und weiteren Krankheiten aus vorhandenen Studien ableiten.<ref>Altunc, U.; Pittler, M. H.; Ernst, E. (2007), "Homeopathy for Childhood and Adolescence Ailments: Systematic Review of Randomized Clinical Trials", Mayo Clinic Proceedings 82 (1): 69–75, doi:10.4065/82.1.69, PMID 17285788</ref>
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Eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2002 zeigte, dass qualitativ bessere Studien weniger Hinweise auf eine Wirksamkeit der Homöopathie ergeben. Eine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung konnte nicht nachgewiesen werden.<ref>Ernst, E. (2002), "A systematic review of systematic reviews of homeopathy", British Journal of Clinical Pharmacology 54 (6): 577–82, doi:10.1046/j.1365-2125.2002.01699.x, PMC 1874503, PMID 12492603</ref> Im Jahre 2005 erschienen mehrere Metaanalysen zum Thema Homöopathie. Die Autoren Caulfield (et al) berichten über einen [[Publication Bias]] in zahlreichen Veröffentlichungen mit großen Unterschieden der berichteten Ergebnisse zwischen etablierten Fachjournalen und Zeitschriften aus dem alternativmedizinischen Bereich.<ref>Caulfield, Timothy; Debow, Suzanne (2005), "A systematic review of how homeopathy is represented in conventional and CAM peer reviewed journals", BMC Complementary and Alternative Medicine 5: 12, doi:10.1186/1472-6882-5-12, PMC 1177924, PMID 15955254</ref> Eine 2005 erschienene Studie auf Basis von 110 placebokontrollierten Homöopathiestudien kam zum Ergebnis, dass die Wirkungen der Homöopathie nicht vom Placeboeffekt unterscheidbar sind. Die Studie belegte: Je besser der Test-Aufbau wissenschaftlichen Kriterien genügt, desto geringer die Effekte homöopathischer Behandlungen in den jeweiligen Studien. Das Ergebnis wurde im August 2005 in der anerkannten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.<ref>Shang A, Huwiler-Müntener K, Nartey L, Jüni P, Dörig S, Sterne JA, Pewsner D, Egger M. (2005), "Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy", The Lancet 366 (9487): 726–732, doi:10.1016/S0140-6736(05)67177-2, PMID 16125589</ref> Lapidar forderten die Herausgeber von Lancet die Homöopathen auf, endlich offen zu bekennen, dass ihre Methode ein Placebo sei. Die Schweizer Regierung schloss Homöopathie aus der Kassen-Erstattung aus und die Stiftung Warentest bewertete die Homöopathie als „zur Behandlung von Krankheiten ungeeignet“. Eine 2006 erschienene Metaanalyse konnte keinen klinischen Nutzen der Homöopathie für bestrahlte und mit Chemotherapie behandelte Krebspatienten im Rahmen einer komplementären Behandlung von Nebenwirkungen erkennen.<ref>Milazzo, S; Russell, N; Ernst, E (2006), "Efficacy of homeopathic therapy in cancer treatment", European Journal of Cancer 42 (3): 282–9, doi:10.1016/j.ejca.2005.09.025, PMID 16376071</ref> Eine Studie aus dem Jahr 2007 konnte keine Empfehlung zur Homöopathiebehandlung beim ADH-Syndrom, Asthma und weiteren Krankheiten aus vorhandenen Studien ableiten.<ref>Altunc, U.; Pittler, M. H.; Ernst, E. (2007), "Homeopathy for Childhood and Adolescence Ailments: Systematic Review of Randomized Clinical Trials", Mayo Clinic Proceedings 82 (1): 69–75, doi:10.4065/82.1.69, PMID 17285788</ref>
    
Früher gaben Homöopathen an, ihre Methode sei so auf den einzelnen Patienten individualisiert zugeschnitten, dass man sie gar nicht klinisch überprüfen könne. Als später deutlich wurde, dass der Weg zur Anerkennung ihrer Medizin nur über den klinischen Nachweis gehen kann, kam es zu einer Kursänderung und man bemühte sich, den Erfolg homöopathischer Behandlung mit klinischen Studien zu belegen. Veröffentlicht wurden viele Tests mit positiven Ergebnissen – so kamen zum Beispiel im Jahr 1995 merkwürdigerweise nur ein Prozent aller in alternativen Fachzeitschriften publizierten Untersuchungen zu einem negativen Ergebnis.
 
Früher gaben Homöopathen an, ihre Methode sei so auf den einzelnen Patienten individualisiert zugeschnitten, dass man sie gar nicht klinisch überprüfen könne. Als später deutlich wurde, dass der Weg zur Anerkennung ihrer Medizin nur über den klinischen Nachweis gehen kann, kam es zu einer Kursänderung und man bemühte sich, den Erfolg homöopathischer Behandlung mit klinischen Studien zu belegen. Veröffentlicht wurden viele Tests mit positiven Ergebnissen – so kamen zum Beispiel im Jahr 1995 merkwürdigerweise nur ein Prozent aller in alternativen Fachzeitschriften publizierten Untersuchungen zu einem negativen Ergebnis.
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Nachdem sich die Homöopathie nicht replizierbar in kontrollierten, randomisierten und doppelt verblindeten Studien nachweisen lies, kam es wiederum zu einer Kehrtwendung mancher Homöopathieanhänger: Ein derartiges Studiendesign wäre nicht in der Lage, die tatsächlichen Wirkungen der Homöopathie wiederzugeben. Gefordert wurde ein Abkehr von der ''evidence based medicine'' (EBM) hin zur Neuerfindung einer [[Cognitive based medicine]] (CBM) bzw. zu reinen Outcome-Studien.
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Nachdem sich die Wirksamkeit der Homöopathie mit kontrollierten, randomisierten und doppelt verblindeten Studien nicht replizierbar nachweisen ließ, kam es wiederum zu einer Kehrtwendung mancher Homöopathieanhänger: Ein derartiges Studiendesign wäre nicht in der Lage, die tatsächlichen Wirkungen der Homöopathie zu erfassen. Gefordert wurde die Abkehr von der ''evidence based medicine'' (EBM) hin zur Neuerfindung einer [[Cognitive based medicine]] (CBM) bzw. zu reinen Outcome-Studien.
    
==Homöopathische Arzneimittelprüfung==
 
==Homöopathische Arzneimittelprüfung==
Homöopathen berufen sich auf durchgeführte so genannte [[homöopathische Arzneimittelprüfung]]en, deren Ergebnisse in Arzneimittellehren (materiae medicae) einfließen. An gesunden Versuchspersonen, bzw. an sich selbst wird ein bestimmtes homöopathisches Mittel ausprobiert. Sodann werden berichtete Symptome, Träume (''Traumprüfung'' mit dem Mittel unter dem Kopfkissen) oder Meditationserlebnisse (''Meditationsprüfung'') notiert und für die Nachwelt festgehalten. Eine in der Homöopathie-Fachzeitschrift ''homoepathy'' veröffentlichte Untersuchung derartiger Arzneimittelprüfungen der Jahre 1945 bis 1995 ergab, dass diese ''Prüfungen'' sehr unterschiedlich gehandhabt werden und sie meist von sehr niedriger Qualität sind und auf eine Kontrollgruppe und Placebo-Präparate zum Vergleich verzichtet wurde. Auf Randomisierungen und Verblindungen wurde verzichtet. Interessanterweise werden in Prüfungen minderer Qualität mehr Symptome berichtet als in den anderen Prüfungen.<ref>F. Dantas, P. Fisher, H. Walach, F. Wieland, D.P. Rastogi, H. Teixeira, D. Koster, J.P. Jansen, J. Eizayaga, M.E.P. Alvarez, M. Marim, P. Belon and L.L.M. Weckx. A systematic review of the quality of homeopathic pathogenetic trials published from 1945 to 1995. Homeopathy, Volume 96, Issue 1, January 2007, Seiten 4-16</ref>
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Homöopathen berufen sich auf so genannte [[homöopathische Arzneimittelprüfung]]en, deren Ergebnisse in Arzneimittellehren (materiae medicae) einfließen. An gesunden Versuchspersonen bzw. an sich selbst wird ein bestimmtes homöopathisches Mittel ausprobiert. Sodann werden berichtete Symptome, Träume (''Traumprüfung'' mit dem Mittel unter dem Kopfkissen) oder Meditationserlebnisse (''Meditationsprüfung'') notiert und für die Nachwelt festgehalten. Eine in der Homöopathie-Fachzeitschrift ''homoepathy'' veröffentlichte Untersuchung derartiger Arzneimittelprüfungen der Jahre 1945 bis 1995 ergab, dass diese ''Prüfungen'' sehr unterschiedlich gehandhabt werden und meist von sehr geringer Qualität sind, da überwiegend auf Kontrollgruppen, Placebo-Präparate zum Vergleich, Randomisierungen und Verblindungen verzichtet wurde. Interessanterweise werden in Prüfungen minderer Qualität mehr Symptome berichtet.<ref>F. Dantas, P. Fisher, H. Walach, F. Wieland, D.P. Rastogi, H. Teixeira, D. Koster, J.P. Jansen, J. Eizayaga, M.E.P. Alvarez, M. Marim, P. Belon and L.L.M. Weckx. A systematic review of the quality of homeopathic pathogenetic trials published from 1945 to 1995. Homeopathy, Volume 96, Issue 1, January 2007, Seiten 4-16</ref>
    
==Die gesetzliche Einordnung der Homöopathie als Therapieform==
 
==Die gesetzliche Einordnung der Homöopathie als Therapieform==
Die Homöopathie gehört in Deutschland nach der Definition zu den [[Besondere Therapierichtungen|besonderen Therapierichtungen]] nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) und dem Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz - AMG). Homöopathika sind – wie alle nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel – grundsätzlich nicht erstattungsfähig. Dennoch ist im deutschen SGB unter anderem festgelegt, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die homöopathische Behandlung erstatten dürfen. Das AMG sieht bei Homöopathika einen erleichterten Zugang zur Verkehrsfähigkeit als "Arzneimittel" vor, sofern eine Registrierung der Mittel erfolgt ist. An die Registrierung sind im Wesentlichen nur einfache hygienische Bedingungen geknüpft, nicht jedoch der sonst bei Arzneimitteln übliche und auch vom Patienten angenommene Wirksamkeitsnachweis. Das bedeutet, daß ein Hersteller dieser Mittel nicht nachweisen muss, daß die Mittel wirksam sind. Anstelle des Wirksamkeitsnachweises wird von einer Kommission am Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entschieden, ob Mittel, Name und Darreichungsform homöopathischer Lehrmeinung entsprechen (sog. "Binnenkonsens"). Konkret heißt das, dass eine Kommission entscheidet, ob schlichte Zuckerkügelchen auch ganz ohne Wirkstoff sich "Arzneimittel" nennen und als Arzneimittel verkauft werden dürfen.
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Die Homöopathie gehört in Deutschland nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) und dem Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz - AMG) zu den [[Besondere Therapierichtungen|besonderen Therapierichtungen]]. Homöopathika sind – wie alle nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel – grundsätzlich nicht erstattungsfähig. Dennoch ist im deutschen SGB unter anderem festgelegt, dass die gesetzlichen Krankenkassen Kosten für homöopathische Behandlungen erstatten dürfen. Das AMG sieht bei Homöopathika einen erleichterten Zugang zur Verkehrsfähigkeit als "Arzneimittel" vor, sofern eine Registrierung der Mittel erfolgt ist. An die Registrierung sind im Wesentlichen nur einfache hygienische Bedingungen geknüpft; der sonst bei Arzneimitteln übliche und auch vom Patienten angenommene Wirksamkeitsnachweis muss vom Hersteller nicht erbracht werden. Ersatzweise wird von einer Kommission am Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entschieden, ob Name und Darreichungsform eines Mittels homöopathischer Lehrmeinung entsprechen (sog. "Binnenkonsens"). De facto entscheidet diese Kommission darüber, ob Zuckerkügelchen ohne Wirkstoffe sich "Arzneimittel" nennen und als solche verkauft werden dürfen.
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Regeln über die Qualität, Prüfung, Lagerung und Bezeichnung von homöopathischen Mitteln und die bei ihrer Herstellung und Prüfung verwendeten Stoffe, Materialien und Methoden sind im [[HAB|homöopathischen Arzneibuch]], einem amtlichen Arzneibuch und Bestandteil des Deutschen Arzneibuches festgeschrieben.
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Regeln über Qualität, Prüfung, Lagerung und Bezeichnung von homöopathischen Mitteln und die bei ihrer Herstellung und Prüfung verwendeten Stoffe, Materialien und Methoden sind im [[HAB|homöopathischen Arzneibuch]], einem Bestandteil des Deutschen Arzneibuches, festgeschrieben.
    
==Proteste gegen staatliche Finanzierung der Homöopathie in England==  
 
==Proteste gegen staatliche Finanzierung der Homöopathie in England==  
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[[image:10237.jpg|Gemeinsame, und folgenlose Überdosierung homöopathischer Mittel (Quelle: Flickr)|200px|thumb]]
 
[[image:10237.jpg|Gemeinsame, und folgenlose Überdosierung homöopathischer Mittel (Quelle: Flickr)|200px|thumb]]
 
[[image:Georgos Vithoulkas.jpg|Georgos Vithoulkas|left|thumb]]
 
[[image:Georgos Vithoulkas.jpg|Georgos Vithoulkas|left|thumb]]
Mitte Mai 2010 sprach sich die britische Ärztevereinigung "British Medical Association" offiziell gegen den Einsatz homöopathischer Mittel im öffentlichen Gesundheitssystem NHS aus. BMA-Ärzte forderten, die homöopathische Mittel aus dem Katalog der von Gesundheitsbehörden bezahlten Mittel zu nehmen. Homöopathie sei nichts als "Hexenhandwerk", sagte ein Vertreter der Standesorganisation.  
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Mitte Mai 2010 sprach sich die britische Ärztevereinigung "British Medical Association" offiziell gegen den Einsatz homöopathischer Mittel im öffentlichen Gesundheitssystem NHS aus. Sie forderte, die homöopathischen Mittel aus dem Katalog der von Gesundheitsbehörden bezahlten Mittel zu nehmen. Homöopathie sei nichts als "Hexenhandwerk", sagte ein Vertreter der Standesorganisation.  
    
Ende Januar 2010 veranstalteten hunderte Kritiker der Homöopathie (1023-campaign) in mehreren Städten (unter anderem in London, Birmingham, Liverpool, Manchester, Glasgow, Leicester und Edinburgh) Demonstrationen vor Geschäften der englischen Apothekenkette "Boots", um gegen die Ausgaben von etwa 12&nbsp;Millionen Pfund (Zeitraum 2005-2009) des staatlichen Gesundheitssystems NHS für unwirksame Homöopathika zu protestieren. Die Apothekenkette wurde aufgefordert, keine Homöopathika mehr zu verkaufen, da diese ''wissenschaftlich absurd'' seien. Die Demonstranten versuchten auch, sich durch gemeinsame Einnahme überdosierter Homöopathika wie "Arsen&nbsp;C30" zu vergiften, indem komplette Tablettenröhrchen auf einmal eingenommen wurden. Irgendeine Folge hatte dies für die Konsumenten jedoch nicht.<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=32581</ref><ref>http://www.1023.org.uk/the-1023-overdose-event.php</ref> Analoge Demonstrationen fanden auch in Neuseeland statt.<ref>http://skepfeeds.wordpress.com/2010/02/01/homeopaths-admit-expensive-concoctions-just-water/</ref>
 
Ende Januar 2010 veranstalteten hunderte Kritiker der Homöopathie (1023-campaign) in mehreren Städten (unter anderem in London, Birmingham, Liverpool, Manchester, Glasgow, Leicester und Edinburgh) Demonstrationen vor Geschäften der englischen Apothekenkette "Boots", um gegen die Ausgaben von etwa 12&nbsp;Millionen Pfund (Zeitraum 2005-2009) des staatlichen Gesundheitssystems NHS für unwirksame Homöopathika zu protestieren. Die Apothekenkette wurde aufgefordert, keine Homöopathika mehr zu verkaufen, da diese ''wissenschaftlich absurd'' seien. Die Demonstranten versuchten auch, sich durch gemeinsame Einnahme überdosierter Homöopathika wie "Arsen&nbsp;C30" zu vergiften, indem komplette Tablettenröhrchen auf einmal eingenommen wurden. Irgendeine Folge hatte dies für die Konsumenten jedoch nicht.<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=32581</ref><ref>http://www.1023.org.uk/the-1023-overdose-event.php</ref> Analoge Demonstrationen fanden auch in Neuseeland statt.<ref>http://skepfeeds.wordpress.com/2010/02/01/homeopaths-admit-expensive-concoctions-just-water/</ref>
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Am 22.&nbsp;Februar 2010 forderte die griechische Homöopathiegröße [[Georgos Vithoulkas]] die Skeptiker der Homöopathie heraus. Vithoulkas griff in die Debatte um die Homöopathie ein und schlug einen alternativen "Versuch" vor, der jedoch nicht einem modernen Studiendesign entspricht. 40&nbsp;"Skeptiker" sollten doch 2&nbsp;Monate lang jeden Tag das Mittel "Alumina&nbsp;200C" einnehmen. Sie würden dann feststellen, dass am Ende mindestens&nbsp;10% der Teilnehmer ''up to&nbsp;10% or more'' mit "leichten" oder "schweren" Symptomen einer Obstipation (Verstopfung) kämpfen würden.<ref>I challenge the Sceptics&nbsp;! Several sceptics in 10:23 anti homeopathy campaign (swallowed in public each one a full bottle of different homeopathic remedies just to show that there was nothing in them. I propose to swallow the same content of about 60&nbsp;tablets but in a different way: Swallow one tablet every day. I propose the remedy to be Alumina&nbsp;200C (&nbsp;a dilution far beyond the Avogadro number) and I promise them that in the end of 60&nbsp;days a considerable number of them (up to&nbsp;10% or more) will be suffering with slight to severe constipation. In homeopathy one bottle or one tablet is considered as one dose only. Most probably they knew this? The first condition for the participants of this experiment will be to have a good general state of health and a normal stool once a day. The second to be brave enough to continue with the experiment till the end of 60&nbsp;days and not stop with the first signs of constipation. The [sic] third, to be honest enough to report the effect. I promise you that this experiment will settle the matter once for all. You need to find 40&nbsp;sceptics for this experiment. As for the side effect? It will be over within a week or two after stopping the remedy. If you are real sceptics dare to stay with your convictions and do the experiment publicly! George Vithoulkas</ref> Eine Obstipation ist allerdings ein relativ häufiger Zustand, sodass es auch spontan bei einer Minderheit von Menschen innerhalb von 2&nbsp;Monaten dazu kommt. Ohne Kontrollgruppe ist ein derartiger Versuch auch völlig wertlos.<ref>http://www.quackometer.net/blog/2010/02/george-vithoulkas-makes-a-fool-of-himself.html</ref>
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Am 22.&nbsp;Februar 2010 forderte die griechische Homöopathiegröße [[Georgos Vithoulkas]] die Skeptiker der Homöopathie heraus. Vithoulkas griff in die Debatte um die Homöopathie ein und schlug einen alternativen "Versuch" vor, dessen "Studiendesign" wissenschaftlichen Ansprüchen jedoch nicht genügt. 40&nbsp;"Skeptiker" sollten zwei Monate lang jeden Tag das Mittel "Alumina&nbsp;200C" einnehmen. Sie würden dann feststellen, dass am Ende mindestens&nbsp;10% der Teilnehmer mit "leichten" oder "schweren" Symptomen einer Obstipation (Verstopfung) zu kämpfen hätten.<ref>I challenge the Sceptics&nbsp;! Several sceptics in 10:23 anti homeopathy campaign (swallowed in public each one a full bottle of different homeopathic remedies just to show that there was nothing in them. I propose to swallow the same content of about 60&nbsp;tablets but in a different way: Swallow one tablet every day. I propose the remedy to be Alumina&nbsp;200C (&nbsp;a dilution far beyond the Avogadro number) and I promise them that in the end of 60&nbsp;days a considerable number of them (up to&nbsp;10% or more) will be suffering with slight to severe constipation. In homeopathy one bottle or one tablet is considered as one dose only. Most probably they knew this? The first condition for the participants of this experiment will be to have a good general state of health and a normal stool once a day. The second to be brave enough to continue with the experiment till the end of 60&nbsp;days and not stop with the first signs of constipation. The [sic] third, to be honest enough to report the effect. I promise you that this experiment will settle the matter once for all. You need to find 40&nbsp;sceptics for this experiment. As for the side effect? It will be over within a week or two after stopping the remedy. If you are real sceptics dare to stay with your convictions and do the experiment publicly! George Vithoulkas</ref> Eine Obstipation ist allerdings ein relativ häufiger Zustand, der bei einer Minderheit einer jeden Versuchsgruppe auch ohne Einnahme von Medikamenten zu erwarten ist. Ohne Kontrollgruppe ist ein derartiger Versuch wertlos.<ref>http://www.quackometer.net/blog/2010/02/george-vithoulkas-makes-a-fool-of-himself.html</ref>
    
==Britisches Unterhaus zur Homöopathie==
 
==Britisches Unterhaus zur Homöopathie==
In einem 275-seitigen Gutachten kommt Anfang 2010 ein Ausschuss des britischen Unterhauses zu dem Ergebnis, dass homöopathische Arzneien nichts weiter als ein Placebo seien. Der Gesetzgeber wurde nun aufgefordert, die Mittel aus dem Leistungskatalog des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) zu streichen. Der Unterhausausschuss forderte zudem die Zulassungsbehörde MHRA auf, homöopathische Arzneien nur noch zuzulassen, wenn die Wirksamkeit in randomisierten klinischen Studien belegt sei. Von weiterer Forschung riet der Ausschuss ab, die Belege zur Unwirksamkeit seien zu massiv.<ref>http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/40180/Britische_Politiker_fordern_Verbot_der_Homoeopathie.htm</ref>
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In einem 275-seitigen Gutachten kam Anfang 2010 ein Ausschuss des britischen Unterhauses zu dem Ergebnis, dass homöopathische Arzneien nichts weiter als ein Placebo seien. Der Gesetzgeber wurde aufgefordert, die Mittel aus dem Leistungskatalog des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) zu streichen. Der Unterhausausschuss forderte zudem die Zulassungsbehörde MHRA auf, homöopathische Arzneien nur noch zuzulassen, wenn die Wirksamkeit in randomisierten klinischen Studien belegt sei. Von weiterer Forschung riet der Ausschuss ab, die Belege zur Unwirksamkeit seien zu massiv.<ref>http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/40180/Britische_Politiker_fordern_Verbot_der_Homoeopathie.htm</ref>
    
==Gesetzesänderungen in Großbritannien ab 1.&nbsp;Juli 2012==
 
==Gesetzesänderungen in Großbritannien ab 1.&nbsp;Juli 2012==
Eine Neufassung des britischen Arzneimittelgesetzes macht den Verkauf von nicht zugelassenen Homöopathika ab dem 1.&nbsp;Juli 2012 schwieriger. Insbesondere ist der Absatz über das Internet und per Fernbestellung unterbunden.<ref>http://www.quackometer.net/blog/2012/06/the-end-of-homeopathy.html</ref> In Großbritannien gibt es nur etwa 50&nbsp;lizensierte homöopathische Arzneimittel, viel zu wenige um einer individuellen Mittelfindung der Homöopathielehre zu entsprechen. Um an eines der tausenden verbleibenden Mittel zu gelangen, ist nun eine persönliche Konsultation eines Apothekers oder einer Apothekerin zwingend Voraussetzung. Der einzige Ausweg für 200.000&nbsp;Homöopath/innen und angeblich 6&nbsp;Millionen Homöopathienutzer besteht nun darin, sich persönlich an eine der ganzen fünf(!) lizenzierten Homöopathie-Apotheken in Großbritannien zu wenden.<ref>http://www.scilogs.de/wblogs/blog/detritus/alternativmedizin/2012-06-28/das-ende-der-hom-opathie-in-gro-britannien</ref>
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Eine Neufassung des britischen Arzneimittelgesetzes macht den Verkauf von nicht zugelassenen Homöopathika ab dem 1.&nbsp;Juli 2012 schwieriger. Insbesondere ist der Absatz über das Internet und per Fernbestellung unterbunden.<ref>http://www.quackometer.net/blog/2012/06/the-end-of-homeopathy.html</ref> In Großbritannien gibt es nur etwa 50&nbsp;lizensierte homöopathische Arzneimittel, viel zu wenige um eine individuellen Mittelfindung entsprechend der Homöopathielehre zu ermöglichen. Um an eines der mehreren tausend nicht lizenzierten Mittel zu gelangen, ist nun eine persönliche Konsultation eines Apothekers oder einer Apothekerin zwingend Voraussetzung. In ganz Großbritannien gibt es allerdings nur fünf(!) lizenzierte Homöopathie-Apotheken - für 200.000&nbsp;Homöopath/innen und angeblich 6&nbsp;Millionen Homöopathienutzer.<ref>http://www.scilogs.de/wblogs/blog/detritus/alternativmedizin/2012-06-28/das-ende-der-hom-opathie-in-gro-britannien</ref>
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==Frankreich==
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Am 28. Juni 2019 teilte die Oberste Gesund­heits­behörde (HAS) in Frankreich mit, dass homöopathische Arzneien aus wissenschaftlicher Sicht nicht ausreichend wirksam sind. Daher sei eine Erstattung der Kosten nicht gerechtfertigt. Das französische Ge­sund­heits­mi­nis­terium hatte die Behörde zuvor mit der Prüfung beauftragt. Die HAS hat nach eigenen Angaben neun Monate lang fast 1.200 homöopathische Arzneimittel untersucht und mehr als 1.000 wissenschaftliche Publikationen analysiert. Am Ende kam die Behörde zu dem Ergebnis, dass eine Wirksamkeit nicht nachgewie­sen werden kann. Die HAS betonte außerdem, dass die Anwendung der Homöopathie bei schwerwiegenden fortschreitenden Krankheiten die medizinisch notwendige Be­hand­lung nicht verzögern darf.
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[https://www.has-sante.fr/portail/jcms/c_2977317/fr/medicaments-homeopathiques-une-efficacite-insuffisante-pour-etre-proposes-au-remboursement Stellungnahme der HAS vom 28.6.2019]
    
==Deutschland: Widerstand gegen Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen==
 
==Deutschland: Widerstand gegen Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen==
 
[[image:CDU_Homöopathie.jpg|Hamburger Abendblatt, 12.7.2010|260px|thumb]][[image:SPD_Homöopathie.jpg|Ärztezeitung, 11.07.2010|left|260px|thumb]]
 
[[image:CDU_Homöopathie.jpg|Hamburger Abendblatt, 12.7.2010|260px|thumb]][[image:SPD_Homöopathie.jpg|Ärztezeitung, 11.07.2010|left|260px|thumb]]
 
Auch in Deutschland nehmen kritische Stimmen (insbesondere in der Bundes-SPD und Bundes-CDU) gegen die Kostenübenahme homöopathischer Therapien durch die gesetzlichen Krankenkassen zu.<br>
 
Auch in Deutschland nehmen kritische Stimmen (insbesondere in der Bundes-SPD und Bundes-CDU) gegen die Kostenübenahme homöopathischer Therapien durch die gesetzlichen Krankenkassen zu.<br>
So fordert die Bundes-SPD Homöopathie aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zu streichen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wird vom Spiegel mit den Worten zitiert: ''"Man sollte den Kassen schlicht verbieten, die Homöopathie zu bezahlen [...] Viele Patienten glauben, die Kassen zahlen nur das, was auch nachweisbar hilft. Deshalb adeln die Krankenkassen mit ihrem Vorgehen die Homöopathie."''<ref>Homöopathie - Die große Illusion, Der Spiegel, Heft 28/2010</ref> In der Sendung "heute" des ZDF vom 12.07.2010 wies Lauterbach auch darauf hin, dass Krankheitsverläufe durch homöopathische Therapien protrahiert verlaufen könnten. Auch der Vorsitzende des "Gemeinsamen Bundesausschusses", Rainer Hess, schloss sich der Forderung, homöopathische Behandlungen und Medikamente mangels nachgewiesener Wirkung aus dem Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung zu streichen, an.<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,705782,00.html</ref><br>
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So fordert die Bundes-SPD Homöopathie aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zu streichen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wird vom Spiegel mit den Worten zitiert: ''"Man sollte den Kassen schlicht verbieten, die Homöopathie zu bezahlen [...] Viele Patienten glauben, die Kassen zahlen nur das, was auch nachweisbar hilft. Deshalb adeln die Krankenkassen mit ihrem Vorgehen die Homöopathie."''<ref>Homöopathie - Die große Illusion, Der Spiegel, Heft 28/2010</ref> In der Sendung "heute" des ZDF vom 12.07.2010 wies Lauterbach auch darauf hin, dass Krankheitsverläufe durch homöopathische Therapien protrahiert verlaufen könnten. Auch der Vorsitzende des "Gemeinsamen Bundesausschusses", Rainer Hess, schloss sich der Forderung an, homöopathische Behandlungen und Medikamente mangels nachgewiesener Wirkung aus dem Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung zu streichen.<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,705782,00.html</ref><br>
Jürgen Windeler, designierter Leiter des "Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen" (IQWiG) bezeichnete die Homöopathie ein ''"spekulatives, widerlegtes Konzept"'', und bis heute sei nicht erwiesen, dass die Methode einen medizinischen Nutzen habe.<br>
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Jürgen Windeler, designierter Leiter des "Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen" (IQWiG), bezeichnete die Homöopathie als ''"spekulatives, widerlegtes Konzept"''; bis heute sei nicht erwiesen, dass sie einen medizinischen Nutzen habe.<br>
Doch die Homöopathie-Lobby wehrt sich. Kritik kommt auch sowohl vom "Bundesverband der Arzneimittelhersteller" (BAH) als auch vom "Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie". Diese sehen in der Homöopathie eine "sinnvolle Alternative" für Patienten und Ärzte.<br>
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Doch die Homöopathie-Lobby wehrt sich. Kritik kommt sowohl vom "Bundesverband der Arzneimittelhersteller" (BAH) als auch vom "Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie". Diese sehen in der Homöopathie eine "sinnvolle Alternative" für Patienten und Ärzte.<br>
 
Renate Künast, Fraktionschefin der Grünen, sagte der "Berliner Zeitung": ''Die pauschale Kritik an der Homöopathie verkennt, dass selbst die Schulmedizin in vielen Fällen auf die industrielle Nachahmung von Heilmitteln zurückgreift, die es in der Natur kostenlos gibt.''
 
Renate Künast, Fraktionschefin der Grünen, sagte der "Berliner Zeitung": ''Die pauschale Kritik an der Homöopathie verkennt, dass selbst die Schulmedizin in vielen Fällen auf die industrielle Nachahmung von Heilmitteln zurückgreift, die es in der Natur kostenlos gibt.''
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Im Juni 2012 äusserte sich in einer Pressemeldung auch der Virchow-Bund zur Homöopathie. Darin heißt es: :''"Die Gesetzlichen Krankenkassen … finanzieren … auf Kosten der Solidargemeinschaft jede Menge Unsinn."'' Dirk Heinrich, Vorsitzender des Virchow-Bundes kritisierte unter anderem die Erstattung homöopathischer Arzneimittel durch einige deutsche Krankenkassen und sprach von ''"zweifelhaften medizinischen Methoden"'', damit nicht nur die Homöopathie, sondern auch die [[Anthroposophische Medizin]] und die Phytotherapie (als besondere Therapierichtungen) meinend.
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Im Juni 2012 äußerte sich in einer Pressemeldung auch der Virchow-Bund zur Homöopathie. Darin heißt es: :''"Die Gesetzlichen Krankenkassen … finanzieren … auf Kosten der Solidargemeinschaft jede Menge Unsinn."'' Dirk Heinrich, Vorsitzender des Virchow-Bundes, kritisierte unter anderem die Erstattung homöopathischer Arzneimittel durch einige deutsche Krankenkassen und sprach von ''"zweifelhaften medizinischen Methoden"'', damit nicht nur die Homöopathie, sondern auch die [[Anthroposophische Medizin]] und die Phytotherapie (als besondere Therapierichtungen) meinend.
    
==Die Herausforderungen==
 
==Die Herausforderungen==
Der Alternativmedizin-Professor Edzard Ernst (Universität Exeter/GB) bot im Juni 2008 10.000&nbsp;Pfund für denjenigen, der einen wissenschaftlichen Studiennachweis über die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen gegenüber Placebo liefert.<ref>http://stargoss.co.uk/badhomeopathy/modules/news/article.php?storyid=34</ref><ref>http://www.dailymail.co.uk/news/article-1026966/Leading-professor-offers-10-000-person-prove-homeopathy-works.html</ref><ref>http://www.netzeitung.de/gesundheit/1074077.html</ref> In einem Interview, das Ernst am 12.&nbsp;April 2009 der Schweizer Zeitung Tagesanzeiger gab, ist von einer Erhöhung des Preises auf 100.000&nbsp;US-Dollar die Rede.<ref>http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/schweiz/standard/Homoeopathie-ist-eine-widerlegte-Methode/story/16361064</ref> Nach Angaben von Ernst bestehe das Angebot seit einem Jahr und sei bislang nicht in Anspruch genommen worden. Darüber hinaus gibt es bei erfolgreichem Wirkungsnachweis auch weiterhin den Preis der ''James Randi Educational Foundation'' (JREF) in Höhe von 1&nbsp;Million US-Dollar zu gewinnen.<ref>http://www.randi.org/site/index.php/swift-blog/581-homeopathy-qualifies-for-the-million-dollar-challenge.html</ref>
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Der Alternativmedizin-Professor Edzard Ernst (Universität Exeter/GB) bot im Juni 2008 10.000&nbsp;Pfund für denjenigen, der einen wissenschaftlichen Studiennachweis über die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen gegenüber Placebo liefert.<ref>http://stargoss.co.uk/badhomeopathy/modules/news/article.php?storyid=34</ref><ref>http://www.dailymail.co.uk/news/article-1026966/Leading-professor-offers-10-000-person-prove-homeopathy-works.html</ref><ref>http://www.netzeitung.de/gesundheit/1074077.html</ref> In einem Interview, das Ernst am 12.&nbsp;April 2009 der Schweizer Zeitung Tagesanzeiger gab, ist von einer Erhöhung des Preises auf 100.000&nbsp;US-Dollar die Rede.<ref>http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/schweiz/standard/Homoeopathie-ist-eine-widerlegte-Methode/story/16361064</ref> Nach Angaben von Ernst bestehe das Angebot seit einem Jahr und sei bislang nicht in Anspruch genommen worden. Darüber hinaus gibt es bei erfolgreichem Wirkungsnachweis weiterhin den Preis der ''James Randi Educational Foundation'' (JREF) in Höhe von 1&nbsp;Million US-Dollar zu gewinnen.<ref>http://www.randi.org/site/index.php/swift-blog/581-homeopathy-qualifies-for-the-million-dollar-challenge.html</ref>
    
Siehe auch: Ausgelobte [[Preisgelder]].
 
Siehe auch: Ausgelobte [[Preisgelder]].
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==Umgang mit Kritik==
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[[image:Natalie Grams Hevert Abmahnung Homoepathie 2019.jpg|Pharmahersteller [[Hevert]]: Versuch den wissenschaftlichen Studienstand zur Homöopathie unter Strafe zu stellen (2019)|300px|thumb]]
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Pharmaunternehmen die Homöopathika herstellen und vermarkten, Lobbyvereinigungen von Homöopathen und der entsprechenden Pharmaindustrie sowie bestimmte Lobbyisten und Werbefachleute sehen es als ihre Aufgabe Kritiker der Homöopathie auch persönlich anzugreifen. Von einer wissenschaftlichen argumentativen Auseinandersetzung immer weiter abweichend in Richtung Polemik und "ad hominem" Angriffen. Beispiele für diesen Personenkreis sind [[Claus Fritzsche]] und [[Christian J. Becker]]. Das Homöopathie-Pharmaunternehmen [[Hevert]] bemühte sich 2019 Kritiker und Journalisten mit kostenpflichtigen Abmahnungen zu belangen, wenn sie eine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirksamkeit von homöopathischen Mittel in Frage stellen.<ref>https://edzardernst.com/2019/05/a-german-manufacturer-of-homeopathic-remedies-is-taking-legal-action-against-critics/</ref> Dies betraft 2019 den Pharmakologen Prof. Gerd Glaeske, den Journalisten (taz) Bernd Kramer<ref>http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2019/05/17/die-unantastbarkeit-des-glaubens-an-die-homoeopathie/</ref><ref>http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2019/05/19/homoeopathie-wissenschaft-und-recht-eine-fortsetzungsgeschichte/#comments</ref> sowie die Ärztin Natalie Grams.<ref>https://www.psiram.com/de/index.php/Hevert_Arzneimittel#Umgang_mit_Kritik_an_Hom.C3.B6opathie</ref>
    
==Placeboeffekte und spontane Heilungen==
 
==Placeboeffekte und spontane Heilungen==
Es ist bekannt, dass etwa drei Viertel aller Erkrankungen des Menschen irgendwann spontan verheilen - auch ohne jeglichen therapeutischen Eingriff, und häufig bleiben dabei auch keine dauerhaft nachweisbaren Spuren zurück. Dies ist also quasi die Regel der menschlichen Krankheiten. Nur ist der Zeitpunkt der Heilung (im wahren Sinne des Wortes) zu Beginn einer Erkrankung aber oft nicht exakt anzugeben. Einige Erkrankungen haben auch einen Verlauf, der durch Schübe gekennzeichnet ist, die sich wiederholen und irgendwann abklingen. Auch ''wachsen'' sich beispielsweise Allergien der Kindheit im Erwachsenenalter meist nach Jahren aus oder schwächen sich stark ab. Aus homöopathischer Sicht liegt also nichts näher als eine solche Spontanheilung als Folge einer homöopathischen Therapie auszugeben. Ob sich Homöopathieanhänger dessen bewusst sind oder nicht, ist eine andere Frage. Einem derartigen Trugschluss unterliegen aber auch manchmal Ärzte, die sich einer rationalen Medizin verpflichtet fühlen.<ref>Skrabanek P, McCormick J: Torheiten und Trugschlüsse in der Medizin. Verlag: Kirchheim + Co. GmbH (1993) ISBN-10: 3874090604 ISBN-13: 978-3874090605</ref>
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Es ist bekannt, dass etwa drei Viertel aller Erkrankungen des Menschen spontan heilen - auch ohne therapeutischen Eingriff, und häufig bleiben dabei auch keine dauerhaft nachweisbaren Spuren zurück. Dies ist quasi der Normalverlauf menschlicher Krankheiten. Der Zeitpunkt der Heilung (im wahren Sinne des Wortes) lässt sich zu Beginn einer Erkrankung jedoch nicht angeben. Einige Erkrankungen zeigen einen Verlauf, der durch Schübe gekennzeichnet ist, die sich wiederholen und irgendwann abklingen. Allergien der Kindheit ''wachsen'' sich hingegen im Erwachsenenalter meist nach Jahren aus oder schwächen sich zumindest deutlich ab. Aus homöopathischer Sicht ist es naheliegend, eine solche Spontanheilung als Folge einer homöopathischen Therapie auszugeben. Einem solchen Trugschluss unterliegen zuweilen auch Ärzte, die sich einer rationalen Medizin verpflichtet fühlen.<ref>Skrabanek P, McCormick J: Torheiten und Trugschlüsse in der Medizin. Verlag: Kirchheim + Co. GmbH (1993) ISBN-10: 3874090604 ISBN-13: 978-3874090605</ref>
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Zur Zeit spricht alles dafür, dass eine etwaige Wirksamkeit einer homöopathischen Therapie auf der Ausnutzung des [[Placebo]]effektes beruht. Dies wird von den meisten Homöopathen zurückgewiesen, würde es ja das [[Repertorisieren]] und [[Potenzierung|Potenzieren]] überflüssig machen und diese Praktiken ad absurdum führen (zumindest der höheren Potenzen bei denen die Wahrscheinlichkeit der Anwesenheit von Resten der Ursubstanz sehr gering ist). Verwiesen wird dabei auch auf einen bei Tieren oder Kindern angeblich unbekannten Placeboeffekt, auch wenn aus wissenschaftlicher Sicht das Gegenteil der Fall ist: in diesen Fällen wirkt der Placebo-by-proxy Effekt, ein durch Zuwendung gespiegelter Placebo-Effekt.<br>Dass der Homöopathie ein entlockter Placeboeffekt zu Grunde liegen könnte, ist nicht nur Experten aus dem homöopathie-skeptischen oder neutralen Lager, sondern selbst "Hardcore"-Homöopathen klar. So sei laut [[Georgos Vithoulkas]] (bekannter Exponent der klassischen Homöopathie) der Wirkmechanismus sowohl des Placeboeffektes als auch des "homöopathischen Simillimums" derselbe<ref>http://www.hpathy.de/content/george-vithoulkas-interviewt-von-dr-manish-bhatia [...] Der Plazeboeffekt kann durch die [[Autosuggestion]] des Patienten initiiert werden, die eine Mobilisierung des Abwehrmechanismus durch die starken Gefühle des daran glaubens erzwingt. So funktionieren alle Geistheilungen, die Radionik, Yoga, die Meditation und all die anderen Randtherapien [...]</ref> und führt die Selbsthypnose bzw Auto-[[Suggestion]] dafür an. Als Beleg für seine Hypothese führte er auch eine deutsche Homöopathin an: ''"Ich hörte einmal einer deutschen Homöopathin zu, die behauptete, bei vielen Patienten äußerst erfolgreich zu sein. Als ich sie danach fragte, von welchem Pharmahersteller sie ihre Mittel bezöge, sagte sie mir, dass sie die Mittel selbst produzierte. Sie schreibt auf ein Stück Papier den Mittelnamen und die Potenz und von einem Gerät wird es sofort hergestellt. Sagen Sie mir, ob dies nicht zu hundert Prozent Plazeboeffekt ist. Die Dame war finanziell so erfolgreich, dass sie der deutschen "George Vithoulkas Stiftung" einen großen Betrag spendete [...] Ich selbst habe schon versehentlich das falsche Mittel verabreicht, welches zu einem anderen Patienten gehörte und die Patienten, die das Mittel erhielten, berichteten davon, dass es ihnen besser ging."''
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Zur Zeit spricht alles dafür, dass die scheinbare Wirksamkeit mancher homöopathischen Therapien auf dem [[Placebo]]effekt beruht. Diese Erklärung wird von den meisten Homöopathen zurückgewiesen, würde sie doch das [[Repertorisieren]] und [[Potenzierung|Potenzieren]] überflüssig machen und diese Praktiken ad absurdum führen (zumindest bei Mitteln mit höheren Potenzen, die nichts oder so gut wie nichts mehr von der Ursubstanz enthalten). Gerne wird auch behauptet, bei Tieren oder Kindern gebe es keinen Placeboeffekt, obwohl wissenschaftlich nachgewiesen das Gegenteil der Fall ist: In diesen Fällen wirkt der Placebo-by-proxy Effekt, ein durch Zuwendung gespiegelter Placebo-Effekt.<br>Dass der Homöopathie ein Placeboeffekt zu Grunde liegen könnte, ist nicht nur Experten aus dem homöopathie-skeptischen oder neutralen Lager, sondern selbst "Hardcore"-Homöopathen klar. So sei laut [[Georgos Vithoulkas]] (bekannter Exponent der klassischen Homöopathie) der Wirkmechanismus sowohl des Placeboeffektes als auch des "homöopathischen Simillimums" derselbe<ref>http://www.hpathy.de/content/george-vithoulkas-interviewt-von-dr-manish-bhatia [...] Der Plczeboeffekt kann durch die [[Autosuggestion]] des Patienten initiiert werden, die eine Mobilisierung des Abwehrmechanismus durch die starken Gefühle des daran glaubens erzwingt. So funktionieren alle Geistheilungen, die Radionik, Yoga, die Meditation und all die anderen Randtherapien [...]</ref> Weitere Beispiele seien die Selbsthypnose bzw. Auto-[[Suggestion]]. Als Beleg für seine Hypothese führte er auch eine deutsche Homöopathin an: ''"Ich hörte einmal einer deutschen Homöopathin zu, die behauptete, bei vielen Patienten äußerst erfolgreich zu sein. Als ich sie danach fragte, von welchem Pharmahersteller sie ihre Mittel bezöge, sagte sie mir, dass sie die Mittel selbst produzierte. Sie schreibt auf ein Stück Papier den Mittelnamen und die Potenz und von einem Gerät wird es sofort hergestellt. Sagen Sie mir, ob dies nicht zu hundert Prozent Plazeboeffekt ist. Die Dame war finanziell so erfolgreich, dass sie der deutschen "George Vithoulkas Stiftung" einen großen Betrag spendete [...] Ich selbst habe schon versehentlich das falsche Mittel verabreicht, welches zu einem anderen Patienten gehörte und die Patienten, die das Mittel erhielten, berichteten davon, dass es ihnen besser ging."''
    
==Universitäre Kurse in Homöopathie==
 
==Universitäre Kurse in Homöopathie==
 
*In Wien kann man an der anerkannten MedUni Wien Kurse in Homöopathie besuchen, die für das Studium der Humanmedizin anerkannt werden (Wahlfach Homöopathie).<ref>http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2008/11/homoopathie-meduni-1.php</ref><ref>http://www.sih.at/wahlfach/WFSKRIPT2007.pdf</ref>
 
*In Wien kann man an der anerkannten MedUni Wien Kurse in Homöopathie besuchen, die für das Studium der Humanmedizin anerkannt werden (Wahlfach Homöopathie).<ref>http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2008/11/homoopathie-meduni-1.php</ref><ref>http://www.sih.at/wahlfach/WFSKRIPT2007.pdf</ref>
*In England gibt es ebenfalls Universitäten, die die akademischen BSc und MSc (Bachelor bzw. Master of Science) Graden in Homöopathie vergeben und den Unmut von Wissenschaftlern erregten. Nature titelte "Science degrees without the science",<ref>http://www.ucl.ac.uk/Pharmacology/dc-bits/colquhoun-nature-07.pdf</ref> und berichtetet davon, wie schwierig bis unmöglich es sei, an die Kursunterlagen der ominösen Homöopathiekurse heranzukommen. Die meisten Universitäten verweigerten schlicht die Offenlegung ihrer Lehrunterlagen an Anfragende<ref>http://dcscience.net/giles-nature-2007.pdf</ref>.
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*In England gibt es ebenfalls Universitäten, die die akademischen BSc und MSc (Bachelor bzw. Master of Science) Grade in Homöopathie vergeben und den Unmut von Wissenschaftlern erregten. Nature titelte "Science degrees without the science"<ref>http://www.ucl.ac.uk/Pharmacology/dc-bits/colquhoun-nature-07.pdf</ref> und berichtete davon, wie schwierig bis unmöglich es sei, an die Kursunterlagen der ominösen Homöopathiekurse heranzukommen. Die meisten Universitäten verweigerten die Offenlegung ihrer Lehrunterlagen an Anfragende<ref>http://dcscience.net/giles-nature-2007.pdf</ref>.
*Quantenlogische Medizin (quantum logic medicine): seit 2007 bietet die Universität Sevilla (Spanien) das universitäre Masterstudium in Homöopathie als ''Master Universitario en Homeopatía''<ref>http://www.cfp.us.es/image.asp?id=272&tipo=se&mt=bin</ref> auch in deutscher Sprache an. Laut Aussagen der Universität wurde dort die Homöopathie unter Gesichtspunkten einer ''Quantenlogik'' zur ''Quantenlogischen Medizin'' weiterentwickelt. Weiter betont diese Universität weltweit den einzigen ''Universitätsmaster in homöopathischer Medizin einer staatlichen Universität'' anbieten zu können.<ref>http://www.quantum-logic-medicine.com/de/uni_basisWissen.shtml</ref>
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*Quantenlogische Medizin (quantum logic medicine): Seit 2007 bietet die Universität Sevilla (Spanien) das universitäre Masterstudium in Homöopathie als ''Master Universitario en Homeopatía''<ref>http://www.cfp.us.es/image.asp?id=272&tipo=se&mt=bin</ref> auch in deutscher Sprache an. Laut Aussagen der Universität wurde dort die Homöopathie unter Gesichtspunkten einer ''Quantenlogik'' zur ''Quantenlogischen Medizin'' weiterentwickelt. Weiter betont diese Universität weltweit den einzigen ''Universitätsmaster in homöopathischer Medizin einer staatlichen Universität'' anbieten zu können.<ref>http://www.quantum-logic-medicine.com/de/uni_basisWissen.shtml</ref>
 
Siehe auch: [[Universitäten mit pseudowissenschaftlichen Lehr- und Forschungsinhalten]]
 
Siehe auch: [[Universitäten mit pseudowissenschaftlichen Lehr- und Forschungsinhalten]]
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*Eintrag zu "Homöopathie" in Meyers Konversationslexikon, Vierte Auflage, 1885-1892: ''“Homöopathie (griech.), ein von Samuel Hahnemann (s. d.) erfundenes Heilsystem, dessen Name nur zu verstehen ist, sobald man das Hauptprinzip der H. begriffen hat. Dieses Prinzip geht von dem Dogma aus, daß jedes Heilmittel im gesunden Körper eine Krankheit hervorrufe, wie solche auch selbständig entstehen kann, und daß es darauf ankomme, eine jede Krankheit durch das ihr ähnliche (homoios) Mittel (similia similibus) zu bekämpfen. Es würde zu weit führen, das mystische, überall den Erfahrungen der Chemie, Physik und Pathologie widersprechende System, das, anstatt auf Beobachtungen, auf gänzlich unbewiesenen Glaubenssätzen aufgebaut ist, hier auszuführen, zumal eine treue Wiedergabe bei den vielfachen Änderungen, welche die H. täglich erfährt, ganz unmöglich wäre. Das philosophische Beiwerk ist auch nicht von so großer praktischer Bedeutung wie die Heilmethode selbst. Hier steht obenan wiederum ein Satz, der so aller täglichen Erfahrung widerstreitet, daß wohl nur das unbegreiflich Paradoxe viele gläubige Menschen fesseln mag; er lautet: “Je geringer die Dosis der Arznei, um so größer die Wirkung!” Wer diesen Glaubensartikel auf die tägliche Nahrung ausdehnte, würde wohl bald bekehrt werden; allein die H. treibt mit ihm einen eigentümlichen Kultus: “Durch anhaltendes Schütteln und Reiben wird die Wirkung der Arzneien am meisten verstärkt und zwar bis zu völliger Auflösung des arzneilichen Stoffes zu lauter arzneilichem Geiste. Dies geht so weit, daß selbst solche Substanzen, die im rohen Zustand gar keine arzneiliche Wirksamkeit haben, wie Blattgold, Blattsilber, Kohle, je länger sie gerieben und verdünnt werden mit und durch unarzneiliche (also unarzneiliche mit unarzneilichen) Substanzen, um so höhere arzneiliche Kraft entwickeln. So wirkt z. B. das Gold in der 12. Verdünnung so stark, daß bloßes Daranriechen schon hinreicht, die zum Selbstmord treibende Melancholie in einer Stunde zu vernichten und volle Liebe zum Leben zurückzurufen.”''<ref>http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=108235</ref>
 
*Eintrag zu "Homöopathie" in Meyers Konversationslexikon, Vierte Auflage, 1885-1892: ''“Homöopathie (griech.), ein von Samuel Hahnemann (s. d.) erfundenes Heilsystem, dessen Name nur zu verstehen ist, sobald man das Hauptprinzip der H. begriffen hat. Dieses Prinzip geht von dem Dogma aus, daß jedes Heilmittel im gesunden Körper eine Krankheit hervorrufe, wie solche auch selbständig entstehen kann, und daß es darauf ankomme, eine jede Krankheit durch das ihr ähnliche (homoios) Mittel (similia similibus) zu bekämpfen. Es würde zu weit führen, das mystische, überall den Erfahrungen der Chemie, Physik und Pathologie widersprechende System, das, anstatt auf Beobachtungen, auf gänzlich unbewiesenen Glaubenssätzen aufgebaut ist, hier auszuführen, zumal eine treue Wiedergabe bei den vielfachen Änderungen, welche die H. täglich erfährt, ganz unmöglich wäre. Das philosophische Beiwerk ist auch nicht von so großer praktischer Bedeutung wie die Heilmethode selbst. Hier steht obenan wiederum ein Satz, der so aller täglichen Erfahrung widerstreitet, daß wohl nur das unbegreiflich Paradoxe viele gläubige Menschen fesseln mag; er lautet: “Je geringer die Dosis der Arznei, um so größer die Wirkung!” Wer diesen Glaubensartikel auf die tägliche Nahrung ausdehnte, würde wohl bald bekehrt werden; allein die H. treibt mit ihm einen eigentümlichen Kultus: “Durch anhaltendes Schütteln und Reiben wird die Wirkung der Arzneien am meisten verstärkt und zwar bis zu völliger Auflösung des arzneilichen Stoffes zu lauter arzneilichem Geiste. Dies geht so weit, daß selbst solche Substanzen, die im rohen Zustand gar keine arzneiliche Wirksamkeit haben, wie Blattgold, Blattsilber, Kohle, je länger sie gerieben und verdünnt werden mit und durch unarzneiliche (also unarzneiliche mit unarzneilichen) Substanzen, um so höhere arzneiliche Kraft entwickeln. So wirkt z. B. das Gold in der 12. Verdünnung so stark, daß bloßes Daranriechen schon hinreicht, die zum Selbstmord treibende Melancholie in einer Stunde zu vernichten und volle Liebe zum Leben zurückzurufen.”''<ref>http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=108235</ref>
 
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==Siehe auch==
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*[[Allopathie]]
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
*Edzard Ernst: Homeopathy - The Undiluted Facts, Springer. ISBN 978-3-319-43592-3. In deutscher Sprache: “Homöopathie – die Fakten [unverdünnt]”, Springer-Verlag
 
*Edzard Ernst: Homeopathy - The Undiluted Facts, Springer. ISBN 978-3-319-43592-3. In deutscher Sprache: “Homöopathie – die Fakten [unverdünnt]”, Springer-Verlag
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*Arzneiverordnung in der Praxis 2016/02: [[media: Arzneimittelverordnung201602.pdf|Buchbesprechung:„Der Glaube an die Globuli“]]
 
*Arzneiverordnung in der Praxis 2016/02: [[media: Arzneimittelverordnung201602.pdf|Buchbesprechung:„Der Glaube an die Globuli“]]
 
*https://ganzheitlichdurchleuchtet.wordpress.com/2017/09/19/homoopathie-nichts-ist-teurer-als-weniger/
 
*https://ganzheitlichdurchleuchtet.wordpress.com/2017/09/19/homoopathie-nichts-ist-teurer-als-weniger/
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*https://www.homeowatch.org/history/browning.html
    
==Blogartikel==
 
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